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Hoteps Nähkästchen

Kurzgeschichten: neu: Ich versichere Euch
von

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Sesshoumaru wird aufgeklärt

Eines Tages, wie das so geht mit den Jahren, wollte der Inu no Taishou seiner väterlichen Pflicht nachkommen und seinem Sohn erklären, wo die kleinen Dämonen herstammen. Sicher, Sesshoumaru war noch recht jung, unter Menschen hätte man ihn kaum auf sechs geschätzt, aber man musste ja nicht zu sehr ins Detail gehen. So nahm er den Jungen auf einen ausgedehnteren Spaziergang mit.

Sesshoumaru war mehr als erfreut. Sein Vater hatte nur selten länger Zeit für ihn und diesmal anscheinend besonders. Auf all seine Fragen gab es Antworten, ehe sich sein verehrter Vater an einem Abhang oberhalb einer menschlichen Straße niederließ. Er setzte sich daneben und sah fragend auf.

„Hat deine Mutter schon einmal mit dir darüber gesprochen, wo die kleinen Dämonen herkommen?“

„Nein.“ Stimmt, auf diese Frage war er selbst noch nie gekommen. Woher kam er, woher kamen all die anderen Dämonenkinder?

„Nun, dazu gehören zwei. Ein Mann und eine Frau.“

„Also ein Rüde und eine Hündin?“

„Vergleiche unsereins nie mit den entfernten tierischen Verwandten“, kam es prompt scharf – so scharf, dass der Kleine eilig den Kopf senkte.

„Verzeiht, verehrter Vater.“

„Wir sind Youkai. Keine Tiere, “ erläuterte der Inu no Taishou ruhiger: „Also, man braucht einen Mann und eine Frau, um einen kleinen Dämon zu bekommen. Du hast doch sicher schon auf einer Wiese die Bienen gesehen, wie sie auf den Blumen landen.“

„Ja.“

„Männer sind wie die Bienen, Frauen wie die Blumen.“ Äh, wie hatte er sich das gleich noch mal möglichst kindgerecht zurechtgelegt? „Männer haben einen Stachel.“

„Ja?“ Sesshoumaru dachte kurz nach: „Alle Männer?“

„Ja.“

Der kleine Hundeyoukai entdeckte unten auf der Straße ein Gefährt und sprang hinunter. Der arme menschliche Händler schrak zusammen, als er plötzlich gestoppt wurde, ehe er erkannte, dass nur ein kleines Kind vor ihm stand und ein wenig aufatmete: „Was möchtest du?“

„Zeig mir deinen Stachel!“ forderte Sesshoumaru ihn auf.

„Äh...was…?“ brachte der Händler hervor „Ich...ich habe keinen…äh…Stachel….“ Das war doch ein Mononoke? Ein Tiergeist?

„Sesshoumaru, komm her!“

Der Händler war für einen Moment erleichtert, als der Kleine unverzüglich abdrehte, ehe er erkannte, dass dort oben am Hang ein bewaffneter, weißhaariger Mann saß – sicher auch ein Youkai. Ohne weiter nachzudenken, machte er, dass er davonkam. Was hatte dieses Kind nur von ihm gewollt?
 

Sesshoumaru kam zu dem Inu no Taishou und verneigte sich eilig. Schließlich hatte er das Gespräch mit ihm eigenmächtig unterbrochen: „Verzeiht...ich wollte nur seinen Stachel sehen…Aber er hatte keinen dabei.“

„Er ist nur ein Mensch“, tröstete sein Vater prompt, der das enttäuschte Gesicht nicht sehen konnte. Dann allerdings bemerkte er verwundert, dass sein Sohn sich nicht zu ihm setzte, sondern auf den Bauch neben ihn legte - und ihn ganz offenkundig anstarrte: „Was ist?“

Ohne den suchenden Blick von der Sitzfläche seines Vaters zu nehmen meinte Sesshoumaru: „Ich suche Euren Stachel….“

„Äh, wir tragen ihn vorne.“ Hatte er wirklich zuvor geglaubt, dieses Gespräch werde einfach?

„Vorne?“ Der Kleine setzte sich auf: „Aber Euer Stachel ist doch sicher auch so schön schwarz und glänzend wie der einer Biene?“

Unwillkürlich warf der Inu no Taishou einen Blick auf seinen Schoß: „Nein“, erklärte er dann: „Das…das ist wie der Rest des Körpers.“

Hm. Irgendwie enttäuscht strich der Junge sein Haar zurück.

„Also“, kam der Vater wieder auf sein eigentliches Anliegen zurück: „Wenn ein Mann und eine Frau zusammen sind, gibt es ein Kind.“

Der Kleine nickte eifrig: „Das ist dann ein Männerstich.“

„Was meinst du?“ Der Inu no Taishou rieb sich kurz über die Stirn. Das wurde ja schwierig.

„Wenn ein Mann eine Frau sticht, schwillt sie an, so wie es auch nach Wespenstichen ist. Nur wird da der Bauch dick.“ Sesshoumaru war stolz, dass er es verstanden hatte.

„Äh, ja, so ähnlich….“ Leicht überfordert dachte der Vater kurz nach. Das Gespräch sollte doch erst einmal reichen.

„Oh….verehrter Vater!“ Der Sohn sah etwas niedergeschlagen aus.

„Was ist denn?“

„Ich...ich habe aber keinen Stachel.“

„Du bist ja auch noch klein. Wenn du groß bist, wirst du einen bekommen, “ besänftigte der Inu no Taishou sofort und entschloss sich das zu tun, was überforderte Väter gern tun: „Wenn mehr wissen willst, frag deine Mutter. - Komm, ich bringe dich zu ihr. Ich habe noch eine Verabredung mit Toutousai.“
 

Sesshoumaru fand seine Mutter im Garten stehend. Höflich verneigte er sich.

„Nun, hat dir dein Vater etwas beigebracht?“

„Ja, verehrte Mutter.“

„Und was?“

„Männer sind wie Bienen. Sie fliegen von Frau zu Frau und stechen ihnen Kinder.“

Das ließ ja tief blicken, dachte sie prompt. „Stechen?“ vergewisserte sie sich dann doch.

„Ja. Alle Männer haben einen Stachel und damit stechen sie Frauen Kinder. – Hat es wehgetan, als mein verehrter Vater Euch mit mir gestochen hat?“

Etwas irritiert meinte sie: „Nein. Ich glaube, dein Vater hat sich etwas falsch ausgedrückt.“

„Mein verehrter Vater irrt sich nicht!“

„Natürlich nicht“, erwiderte sie sofort, bemüht, die elterliche Autorität zu wahren: „Ich meinte nur, er hat dir ausschließlich die männliche Sicht der Dinge erzählt. – Du warst doch in der Schlossküche?“

Verlegen senkte der Junge den Kopf. Er hatte sich ja denken können, dass sein kleiner Ausflug seiner Mutter nicht entgehen würde. Aber die Aussicht, etwas Sirup erbetteln zu können, war zu verlockend gewesen.

Sie war so in Gedanken, dass sie sein Schuldbewusstsein nicht bemerkte: „Dort ist doch der Backofen. Man schiebt einen Teig hinein und dieser wird dann größer und zum Brot. So ist das auch, wenn eine Frau ein Kind bekommt. Der Mann schiebt es hinein und dann wächst das Kind, bis es groß genug ist, um geboren zu werden.“

Sesshoumaru nickte, dazu erzogen seinen Eltern zu glauben.

„Dann lauf noch ein wenig im Garten. Bald beginnt dein Unterricht.“

„Ja, verehrte Mutter.“ Der Kleine zögerte kurz: „Mein verehrter Vater sagte, wenn ich groß bin bekomme ich auch einen Stachel. Aber ich möchte lieber ein Schwert.“

Er rannte fort und überließ es seiner Mutter irritiert den Kopf zu schütteln. Der Junge war dermaßen auf Schwerter fixiert. Woher hatte er diesen Tick nur?

Sie wandte sich um, als sie die vertraute Energie ihres Ehemannes spürte. Ein wenig verstört, ohne es freilich zu zeigen, erkannte sie den Inu no Taishou, der eindeutig drei Schwerter auf dem Rücken und an der Hüfte trug. Hatte sie sich wirklich soeben noch gefragt…?

„Toutousai würde ohne Euch wohl Konkurs anmelden müssen“, erklärte sie darum.

„Es ist ein Langzeitplan, meine Teure. Sesshoumaru war bei Euch?“

„Ja. - Da kommt er.“

Der Kleine blieb höflich vor seinen Eltern stehen: „Oh, neue Schwerter, verehrter Vater?“ erkundigte er sich mit blitzenden Augen.

„In der Tat. Nun, was hast du heute gelernt?“

„Der Mann hat ein Schwert und wenn er damit die Frau sticht, schiebt er ein Kind in den Backofen“, erklärte Sesshoumaru prompt, ehe er wieder loslief.

Seine Eltern sahen sich an, schweigend einig, dieses Thema erst einmal abhaken zu sollen – für eine recht lange Zeit. Sollte sich dann der andere doch darum kümmern, beschlossen sie ohne Absprache.
 

Als der Junge kurz darauf zurückkam, um sich bei seinen Eltern zu erkundigen, was die eigenartige Szene im Garten zu bedeuten hatte, waren die beiden verschwunden. So konnte er sie nicht fragen, warum dort hinten zwei unbekleidete Dämonen aufeinander gelegen waren und so eigenartige, zuckende Bewegungen gemacht hatten. Als er seine Eltern nach dem Unterricht wieder sah, hatte er es bereits wieder vergessen.
 

Jahrhunderte später:
 

Sesshoumaru schritt langsam durch den Wald, die watschelnden Schritte Jakens hinter sich dabei ebenso ignorierend wie das Stampfen seines Reitdrachens. Er war in Gedanken.

Tenseiga. Er hatte dieses Schwert immer als vollkommen wertlos angesehen, es nur getragen, weil es eben das Einzige war, das er von seinem verehrten Vater als Erbe bekommen hatte

Hatte er Vaters wahren Plan bislang missverstanden? Es war ein nutzloses Schwert, das nicht töten konnte – weil es einen vollkommen anderen Sinn hatte? War dies ein Schwert, mit dem man eine Frau stechen konnte? Hatte Vater geplant, so die Familie weiter bestehen zu lassen, und er selbst war nur unfähig gewesen, das zu verstehen?

Zu schade, dass Kagura jüngst verblichen war. Sie wäre bestimmt willens gewesen, sich stechen zu lassen. Nun, dann musste er eben eine Hundedämonin suchen, die der Backofen für seinen Welpen werden konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (23)
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Von: abgemeldet
2016-05-01T15:11:40+00:00 01.05.2016 17:11
Omg, wtf X.X
Neeeeee, ist das geil.
Tolle Aufklärung. War lustig. XD

Sesshomaru als Kind war ja mal süß!! <3

Antwort von:  Hotepneith
01.05.2016 17:42
Danke, schön, dass es dir gefallen hat.
Es freut einen Autor, wenn auch so "alte" geschichten noch ihre Aufmerksamkeit finden.


bye

hotep
Von: abgemeldet
2015-12-26T12:32:45+00:00 26.12.2015 13:32
Die beste Aufklärung, die mir bis dato unterkam.
Allein, daß Sesshomaru auf dem Bauch liegt, eigenmächtig fortspringt oder Sirup erbetteln will, unterstreicht sein Alter. Sehr unschuldig, neugierig und doch sofort abgelenkt, wenn etwas dazwischenkommt. Die Eltern strahlen Würde aus, die Mutter durch ihr Verhalten auch die bewundernswerte Eleganz. Sie verurteilt sogar den Mann, heimlich. Wie cool. Schade, daß es nicht sofort weiterging und noch mehr Fragen aufkamen, wie z.B. man eine Hün... Dame für sich einnimmt. Da wären beide Versionen kaum weniger erheiternd.
Highlight war, daß Taisho an sich und seinen Erklärungen zweifelt. Wo sitzt der Stachel jnd wieso ist er nicht schwarz? Und woher kommt der Schwerterfetischismus? ...Langzeitprojekt, aha. ;-)

Cheers, Reik
Von: abgemeldet
2014-09-22T20:43:31+00:00 22.09.2014 22:43
Und im Grab drehte sich der arme Vater um, während sein Geist die Hände vor das Gesicht schlug.
"Und dabei habe ich Mijoga doch ausdrücklich gesagt, er soll den Jungen aufklären."
Nichts ahnend, dass die Aufklärung auch bei seinem Jüngsten haperte^^

Nett^^

JLP
Von:  Saufziege
2012-12-25T05:12:15+00:00 25.12.2012 06:12
oh himmel da hält man sich den bauch vor lachen wenn mann sich das auch noch bildlich vorstellt
einfach klasse
gruß saufziege
Von:  Kiushi
2011-03-22T09:58:18+00:00 22.03.2011 10:58
Ich hab mich ja so tot gelacht. Gott ist das herrlich! Er kommt mit Bienen und Blüten! Und sie mit Brot und Backofen! Ey nein! XD
DAS KANN DOCH NUR SCHIEF GEHEN!!!

Und dieser Zusatz am Ende. Ich fass es nicht! Von der Zeit mit Sakura scheint aber auch NIX hängen geblieben zu sein! XD
Hatte er denn bei all seiner Ausbildung keine Sexualkunde?? XD
Rieeeeßiges Fail!!! *prust*

*sich langsam fängt*
Huhuhuhuhuhu X)
Mehr! Ich will mehr!!! X)
Von:  Minerva_Noctua
2011-03-17T08:11:04+00:00 17.03.2011 09:11
Herrlich!
Der Gedanke, dass Sesshoumaru auch später nicht aufgeklärt wurde, ist amüsant.
Ich verstehe nicht, was so schwer dabei ist ein Kind aufzuklären.
Die Reaktion von Sesshoumarus Mutter war einmalig*lol*
Das war eine Kurzgeschichte zum Lachen^^.
Danke dafür^^.

Bye

Minerva
Von:  Krylia
2011-03-15T14:10:43+00:00 15.03.2011 15:10
Oh Mann!
In dieser Hinsicht scheinen Menschen, Dämonen und was-weiß-ich-noch gleichermaßen zu versagen. Wenn ich eines Tages Kinder habe und es bei denen so weit ist, werde ich aber die Zähne zusammenbeissen und es duchziehen! Vermutlich werden sie es dann eh nur wiederlich finden...


Gott, tut mir Sesshoumaru leid! . . . . . *prust* XD
Von:  chaska
2011-03-14T19:54:41+00:00 14.03.2011 20:54
Das... Nein das ist der witzigste Aufklärunterricht, den ich jemals gelesen habe. Mit liefen wirklich die Tränen runter. Du bist einfach unglaublich.
Doch erst mal ein herzliches "Hallo".
Ich hoffe, Du hast noch einige solche Geschichten in Deinem Nähkästchen. Ich freue mich auf jeden Fall darauf.
Liebe Grüße
chaska
Von:  Lizard
2011-03-09T16:59:13+00:00 09.03.2011 17:59
Ich kannte die Geschichte ja zwar schon, aber ich habe trotzdem nochmals extrem lachen müssen. Diese Kurzgeschichte ist einfach zu süß und amüsant. Besonders der Schluss, als Sesshoumaru nach vielen, vielen Jahren sein Gelerntes zum Thema Kinderkriegen gedabklich zusammenfasst. Öhm... Ich könnte mich jedes Mal wieder wegschmeißen vor Lachen...
Jetzt fehlt nur noch, dass sich Inuyasha, der ja noch weniger Ahnung von dem Thema zu haben scheint, sich vorm ersten Mal mit Kagome Rat bei seinem großen Halbbruder holt... Oje...

Mal sehen, was für lustige, andere One Shots dir eventuell sonst noch einfallen. Meinetwegen darfst du gern noch mehr aus dem Nähkästchen 'plaudern'.^^
Von:  Saufziege
2011-03-08T19:10:40+00:00 08.03.2011 20:10
das war klasse einfach nur klasse ich hab so gelacht
du hast aber auch immer die besten ideen
freu mich schon darauf was noch kommt

gruß saufziege


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