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Ivalice

Die Anfänge
von

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Kapitel 2: Vossler

Nachdem seine Mutter weg war, bekam Vossler seinen Vater nicht mehr oft zu Gesicht. Wenn dieser vom Bau nach Hause kam, betrank er sich bis tief in die Nacht. Am nächsten Morgen schlief er lange, ehe er sich aus dem Bett quälte um wieder zu arbeiten, nur um sich Alkohol leisten zu können, den er danach wieder bis weit nach Mitternacht trank. Zuerst war es nur ein- oder zweimal die Woche, doch mit der Zeit wurde es häufiger, täglich.

Vossler hasste seinen Vater in diesem Zustand, wenn er ihm von seiner Jugend vorlallte, seinem Sohn durch die Locken strich und ihm den Gestank von Wein ins Gesicht hauchte.

Der Junge hatte gelernt, für sich allein zu bleiben. Selbst im Unterricht konnten seine Kameraden nicht an ihn heran kommen, so dass er schon bald als Einzelgänger galt. Natürlich hätte Vossler gerne Spielkameraden in seinem Alter gehabt, doch als zwei Jungs nach einem Ballspiel mit zu ihm kommen wollten um sein Zimmer und seine Spielsachen zu sehen, lehnte er ab und lief davon. Er wollte nicht, dass jemand das unordentliche Haus sah, in dem die Mutter fehlte. Oder dass sie seinen betrunkenen Vater sahen, für den er sich schämte.
 

Vossler war 15, als er sich zum ersten Mal die Frage stellen musste, was er im Leben machen wollte. Im Grunde wollte er nur eines, weg von Zuhause. Sein Vater hatte nicht alles vertrunken, er hatte für ihn gesorgt. York hatte am Abend Essen mitgebracht, hatte seinem Sohn Kleidung gekauft und wenn er nüchtern genug gewesen war, ihm sogar einen Spielzeugwunsch erfüllt. Aus dem Grund wollte er ihm Geld zukommen lassen, als Dank für die vergangenen Jahre anstandshalber, und dennoch er wollte weg!

Wie viele in seinem Alter träumte auch er davon als Soldat des Königs zu dienen. Besonders reizvoll war die Rekrutenkaserne, in der normalerweise die angeworbenen Soldaten von außerhalb Rabanastres die Tage und Nächte verbrachten. Als er sich einschreiben ließ, hatte er ihnen übertrieben seine Verhältnisse Zuhause geschildert und der junge Azelas wurde als Rekrut in die Armee aufgenommen.
 

Das erste Jahr war er eher unteres Mittelmaß, was Kampfgeschick und Disziplin anbelangte, noch immer galt er als Eigenbrötler, der lieber alleine blieb, der sich für nichts sonderlich interessierte, außer hin und wieder einen Unfug mit anderen anzustellen.

„Azelas“, sagte sein Vorgesetzter einmal nach einer vermasselten Prüfung, „so wirst du nie ein Soldat. Mit dir wird es einmal ein schlimmes Ende nehmen, welches in einer Taverne seinen Anfang nimmt.“

All die Strafpredigten direkt vor den anderen Rekruten, all die Strafübungen, die Vossler in dem Jahr wegen seiner Faulheit hatte absolvieren müssen, um ein wenig Disziplin in ihn hinein geprügelt zu bekommen, hatten nicht ansatzweise das bewirkt, was dieser eine Satz zu tun vermocht hatte! Er sah sich selbst betrunken am Küchentisch schlafen, die leeren Flaschen um ihn herum umgeworfen. Dieses Bild genügte, um den 16jährigen Vossler wach zu rütteln. Seine Freizeit verbrachte er nun wieder allein mit zusätzlichen Trainingseinheiten am Übungsplatz, die freien Stunden nachts füllte er mit Büchern und lernte. Alles, nur um nicht so zu enden wie sein Vater!

Ihm war das Kampfgeschick nicht in die Wiege gelegt worden, er musste härter an sich arbeiten als jene, die das Talent von Geburt an hatten, doch nach weiteren intensiven eineinhalb Jahren gehörte Vossler zu den Besten seines Jahrgangs. Weitere eineinhalb Jahre später wurde er mit 19 als Soldat in den Reihen der königlichen Armee aufgenommen.

Mit dem Sold, den er sich all die Jahre über angespart hatte, hatte er sich seinen Herzenswunsch erfüllt. Aufgrund seiner intensiven Trainingsstunden war er kräftiger als die meisten seines Alters geworden, ihm lag der Umgang mit dem Zweihänder. Er ließ sich in der Königlichen Schmiede einen Koloss an Schwert anfertigen, welches anfangs sogar ihm zu schwer war und es drei Jahre dauerte, bis er damit auf dem Schlachtfeld sicher umgehen konnte. Auf die Frage, wie er diesen Albtraum nennen wollte, hatte er lange nachdenken müssen. Er war hier, weil er einem Albtraum hatte entfliehen wollen, weil er einem Traum nachgejagt war.

„Traumfänger“, antwortete Azelas schlicht.
 

Einen Teil seines Soldes hatte er regelmäßig seinem Vater gebracht und alle paar Tage hatte er es als seine Pflicht angesehen, nachzusehen, ob es ihm gut ginge. Der hingegen sah sich von seinem Sohn nun ebenfalls verlassen, ertränkte auch diesen Kummer im Alkohol und weinte mittlerweile bei jedem seiner Besuche. Vossler hasste jede Minute, die er Zuhause verbringen musste, doch wäre er nicht gekommen, hätte er sich selbst noch mehr gehasst, immerhin schuldete er es York.

Vossler war 23 und stand kurz vor seiner ersten Beförderung, als der Alkohol ihm seinen 40jährigen Vater genommen hatte. Ohne ein Wort, ohne eine Träne stand er fast allein bei dessen Beisetzung, erst zwei Tage danach, bei seinem Aufstieg, weinte er sich in den Schlaf.
 

Als Offizier lernte er einen Mann mit ähnlichem Waffengeschick kennen, Basch fon Ronsenburg, und freundete sich mit ihm an.

Sie beide trainierten gemeinsam, kämpften Seite an Seite. Basch war 30, Vossler 32, als sie schließlich jeder nach dem Leutnant zum Hauptmann befördert wurden.



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