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Ein Jahr Später

Spiegelungen II
von

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Die Rückkehr

Auf der Raumstation Deep Space Nine ging alles seinen relativ gewohnten Gang – so gewohnt, wie der Gang sein konnte, nachdem sich alles verändert hatte.

Die Station war „föderal“, also der Föderation der Vereinten Planeten zugehörig, Kira Nerys, die Kommandantin, wurde Captain, die Bar Quarks wurde offiziell zur Ferengischen Botschaft erklärt – ach ja, und Benjamin Lafayette Sisko kehrte von den Propheten zurück um die Geburt seiner und Kassidy Yates-Siskos Tochter zu beobachten.
 

Benjamin Sisko konnte gar nicht glauben, was da um ihn herum vorging.

Er stand im Herzen eines Sturms, im Auge eines Orkans aus Jubelschreien und Applaus.

Er – der Abgesandte – war wiedergekehrt.

Die Bajoraner waren ausser sich vor Freude und ehe er sichs versah, stand er mitten auf der Promenade, beklatscht und bejubelt von den Bajoranern.

Selbst Kira applaudierte, wenn auch ein wenig zurückhaltender und nicht ganz so frenetisch wie die Masse um sie herum.

Es hatte sich gar nicht so viel verändert, seit er gegangen war.

Gut – einige Crewmitglieder waren fort, andere waren an ihre Stelle getreten, aber ansonsten war eigentlich alles beim Alten.

Dennoch vermisste er hier und da einige vertraute Gesichter.

Das mürrische Gesicht Worfs beispielsweise – er hätte der Sache bestimmt nicht viel abgewinnen können – oder das eher viereckige Gesicht Chief Miles O’Briens.

Er sah ihn quasi vor sich, wie er sich zu Julian Bashir beugte und ihm zuflüsterte: „Der Captain lässt es sich recht gut gehen, oder?“

Und dann glaubte er, einer Vision zu erliegen, denn – direkt neben dem lächelnd applaudierenden Julian Bashir stand Chief O’Brien und flüsterte dem Arzt etwas ins Ohr.

„chief?“, fragte Sisko und trat aus der Masse auf den Mann zu, der sich umdrehte und ihm lächelnd salutierte: „Captain Sisko, es ist schön, Sie wieder zu sehen.“

„Chief, was tun Sie hier?“

Eine junge Frau räusperte sich neben ihm – Ezri Dax: „Ich muss mich schuldig bekennen, Ben. Ich konnte es nicht mehr aushalten und hab es allen aus deiner alten Kommandocrew erzählt. Worf müsste gleich…“

„Captain Sisko“, schmetterte ein tiefes Bariton die Begrüßung über die Promenade. Sisko drehte sich um und da stand er – der Klingone. Mürrisch wie immer – mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einem freundlichen Funkeln im Auge, aber ansonsten verriet die Haltung nichts von seiner offenbaren Aufgewühltheit.

„Worf!“, schrie Ezri und sprang auf ihn zu um ihm in die Arme zu fallen, „Du hättest dich wirklich mal melden können.“

„Ezri, du weißt, wie das als Botschafter ist.“, sagte der Klingone und lächelte kurz.
 

Mit Menschenmassen ist das so eine Sache – sie können Vor- aber auch sehr viele Nachteile haben.

Ein Vorteil in Menschenmassen ist es, das man sich relativ unbehelligt mit selbiger mitbewegen kann, was für potentielle Mörder und Attentäter gar nicht mal so verkehrt ist.

Das ist aber auch der Nachteil – es wird schwer, Mörder und Attentäter sofort ausfindig zu machen.

Die Menschenmasse – oder sagen wir besser, die Menschen-Bajoraner-und-sonstige-zwei-bis-mehrbeinige-Spezies-Masse, die sich da in der Promenade tummelte, hatte zwar für das Wiedersehen zwischen dem Chief und Sisko, sowie Worf und Dax genug Platz gemacht, jetzt strömten sie aber auf den dunkelhäutigen Kommandanten und Abgesandten zu, wie eine Flutwelle, die einen Damm geborsten hatte.
 

Kira Nerys sah sich das Spektakel mit wilder Freude im Herzen, aber nach Aussen hin so kalt wie ein Eisblock, an.

So musste sie sein, sie war jetzt Captain und da erwartete man gewisse Ettikette – wenngleich sie mit der neuen Uniform nicht viel anfangen konnte. Die bajoranischen Jumpsuits waren ihr irgendwie lieber gewesen – mit dieser grauen Schulterpartie, dem schwarzen Resttorso und dem roten Rollkragenuniformshirt war sie sich in den ersten Wochen relativ – dämlich vorgekommen.

Und doch kam sie nicht umher, zu denken, das sie besser so durch die Gegend lief, als Nackt, wie es die vier Personen taten, die sich gerade offenbar orientierungslos einen Weg durch die Menge zu bahnen suchten.

Es war wie in alten Zeiten – kaum, das der Abgesandte auftauchte, wurde es verrückt.

Sie berührte ihre Kommunikatorenbrosche: „Kira an Harriman? Ich habe vier Flitzer ausfindig gemacht.“

Damit machte sie sich auf den Weg, den ersten der „Flitzer“ zu stellen.

Es war Mann, ungefähr so alt wie sie selbst, also in den späten Dreißigern, der offenbar nicht so recht wusste, wo er war.
 

Die Situation war für ihn ein wenig eigenartig.

Er erinnerte sich daran, in den Armen seiner Frau die Augen geschlossen zu haben, gespürt zu haben, wie das Leben aus seinem Körper entwich und wie er mit seinen vier besten Freunden wieder vereint gewesen war. Im Alter von 92 Jahren war er gestorben und konnte auf ein ruhiges und zufriedenes Leben zurückblicken. Nun stand er hier. Und er erinnerte sich daran, das ihm dies nicht zum ersten Mal passiert war. Nein, das erste Mal war vor ungefähr einem halben Jahrhundert gewesen. Er war auf diesem fremden Planeten radioaktiv verseucht worden und an den Folgen dieser Verstrahlung beinahe gestorben, wenn – ja, wenn nicht dieses allmächtige Wesen eingegriffen hätte. Dieses fremde Wesen, es hieß Oma Desala, hatte ihm den Aufstieg ermöglicht und ihn so vor dem Tod gerettet. Dummerweise gab es unter Omas Volk eine sogenannte „Nichteinmischungsklausel“, die ihn davon abhalten sollte, sich in die Belange „niederer“ Spezies einzumischen. Aber hier war der Wunsch der Vater des Gedanken. Er, der Wissenschaftler, Anthropologe, das Herz seines Teams, war einfach zu sehr Mensch, als das er sich von solchen Kleinigkeiten wie Nichteinmischungsklauseln abhalten lassen konnte. Und so wurde er nach einem Jahr, in dem er einen ziemlich großen Klauselnbruch zu verantworten hatte, wieder zu einem Menschen gemacht.

Das der Klauselnbruch darin bestand, Anubis daran zu hindern, das „Auge des Ra“, ein ungeheuer mächtiges Artefakt, zu bergen, und die Macht im Universum zu übernehmen, störte niemanden. Er wurde bestraft und fand sich auf einem friedlichen Planeten wieder – ohne Gedächtnis.

Jetzt jedoch hatte er sein Gedächtnis behalten, es war also etwas Anderes vorgefallen, das die Antiker dazu veranlasst hatte, ihn wieder in die Welt der Lebenden zu entlassen.
 

Die nackte Blonde öffnete die Augen und erlebte einen Moment vollkommener Klarheit. Sie war wieder lebendig, auch, wenn dies merkwürdig anmutete, aber – es war ein Fakt. Sie erinnerte sich deutlich daran, gestorben zu sein, niedergestreckt von einer Jaffa-Stabwaffe beim finalen Scharmützel um Dakara. Ihr Geliebter, der Mann, den sie nach dem Erfolgreichen Ausgang der Mission hatte heiraten wollen, war mit dauerfeuerndem Maschinengewehr zu ihr gelaufen, hatte sie in den Arm genommen und in den sanften, blauen Augen des Anthropologen standen Tränen. Dann war sie gestorben und Oma Desala hatte sie gerettet. Und dann … Dann waren ihre anderen Freunde gekommen, der Mann mit den kurzen grauen Haaren, dem gewinnenden Lächeln, dem zynischen Sarkasmus sowie, der Mann, den sie als Feind kennengelernt und der ihnen ein Verbündeter und guter Freund geworden war, sogar die sexy Diebin und der gläubige Kämpfer waren aufgetaucht – die Jaffa mussten sie alle niedergemacht haben. Doch der sanfte Anthropologe war nicht erschienen.

Ein Teil von ihr war froh – das bedeutete, das er noch lebte. Ein anderer Teil von ihr war traurig. Traurig darüber, das sie ihn so früh verlassen musste, traurig darüber, dass er und sie nun doch nicht zusammenkommen würden, traurig darüber, ihn verloren zu haben.
 

Oma Desala hatte sich jedoch als gütiges Wesen herausgestellt und hatte ihr erlaubt, Kontakt mit ihrem Geliebten aufzunehmen. Und Jahre später, als er im Sterben lag, hatte sie ihn holen dürfen.

Die merkwürdigen Blicke der Anderen machten ihr ihre momentane Gaderobe – oder besser gesagt, den Mangel selbiger – erst richtig bewusst. Augenblicklich errötete sie, schluckte einmal kurz und versuchte, sich hinter diesem Rundbogen so gut es ging zu verstecken.

Sie war zwar damals Offizierin der Air Force gewesen, doch mit unerwartetem Exibitionistentum hatte sie keine Erfahrung gehabt.

„Carter?“

Sie zuckte zusammen.

Die Stimme klang vertraut rau und doch sanft, mit einem Hauch Ironie und Zynismus.

„Diese Aufmachung steht ihnen.“

Abrupt drehte sie sich um.

Tatsächlich. Direkt vor ihr stand, in genau das selbe Adamskostüm gehüllt, in das sie gekleidet war, ihr Chef.

Die braunen Augen funkelten amüsiert.

„So haben Sie sich mir noch nie gezeigt.“

Samantha Carter schluckte und schaute Jack O’Neill an.

„Sir, was – was tun wir hier?“
 

Und dann war dieser Typ neben ihnen. Er hatte eine merkwürdig-geriffelte Nase, betrachtete sie von oben bis unten und ihn nur kurz, lächelte dann dünnlippig und räusperte sich kurz: „Darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen?“
 

Doktor Julian Bashir staunte nicht schlecht, als man ihm nach und nach nackte Menschen auf die Krankenstation brachte.

Die erste nackte Person war ein Mann in seiner Altersklasse gewesen – so um die dreißig – mit eisblauen Augen in denen Entschlossenheit flammte.

Julian hatte ihn kurz untersucht, festgestellt, das er nicht nur gesund, sondern in ausserordentlich gesunder Verfassung war – und ihm Kleidung repliziert.

Schließlich sollte ein gewisses Mindestmaß an Komfort ja gegeben sein und das ging mit dem Vorhandensein an Kleidung los.

„Naja“, dachte sich Julian, „Captain Sisko ist wieder da, da wird es halt turbolent. Mich wundert beim ‚Abgesandten’ gar nichts mehr.“

So wollte er die Sache eigentlich ad acta legen, als sich die Tür zur Krankenstation öffnete und der bajoranische Fähnrich Narik hereinkam, mit einem Mann im Gefolge, der ebenfalls nackt war – und einer blonden Frau mit recht kurzen Haaren, die offenbar auch nicht viel von Kleidung hielt.

Wobei, wenn Julian sich die Röte im Gesicht der Frau betrachtete, konnte man schon darauf schließen, dass sie ihren athletisch-attraktiven Körper nicht unbedingt jedem und schon gar nicht von jetzt auf gleich freiwillig zeigte.

„Fähnrich Narik, was bringen Sie mir denn da?“, fragte Julian und der Bajoraner grinste kurz: „Ich hab die beiden am bajoranischen Schrein gefunden. Sie versuchte sich zu verstecken, er schien schon da gewesen zu sein.“

„Verrückt.“, seufzte Julian, „Kaum das Sisko wieder hier ist…“

Narik schüttelte wild den Kopf: „Das hat rein gar nichts mit dem Abgesandten zu tun.“

Ein Lächeln stahl sich auf Julians Lippen. Ja, man sollte in der Gegenwart eines Bajoraners nicht all zu spöttisch über den Abgesandten sprechen – das kam in der Regel nicht gut.

Mit einem Räuspern machte die hübsche Blonde wieder auf sich aufmerksam.

„Nicht, das ich es nicht genösse, so im Mittelpunkt zu stehen“, sagte sie und man konnte deutlich hören, das sie es ironisch meinte, „aber ich hätte gerne … naja, Kleidung.“

In dem Moment kam der junge Mann von vorher um die Ecke und schaute den nackten Mann und die schöne, nackte Blonde verdattert an.

„S… Sam?!“, brachte er dann hervor, stürmte auf die Angesprochene zu, die ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte und schloss sie in die Arme.

Nur der Mann mit den kurzen, grauen Haaren rollte mit den Augen. „Geht das wieder los.“, murmelte er, lächelte dann aber und schaute zu dem jungen Kerl herüber, der gerade die nackte Blonde förmlich erdrückte.

„Daniel, Daniel, du kannst sie los lassen – sie bekommt kaum Luft.“, lächelte er.

Der mit „Daniel“ angsprochene riss den Kopf hoch, schaute zu seinem Gegenüber und war sprachlos.

„J… Jack?“, fragte er und nahm nun auch diesen Mann in die Arme, ehe er sich zu Julian umdrehte, der sich vernehmlich geräuspert hatte.

„Ja, ich weiß, das wird ein wenig…“, setzte ‚Daniel’ an.

„Merkwürdig.“, warf Jack ein, was prompt von Daniel in den Satz eingebaut wurde: „… merkwürdig aussehen – aber, wir kennen uns, also die Frau, der Mann und ich.“

„Ja, soviel haben die – glaube ich – auch festgestellt, Danny-Boy.“, sagte Jack und schaute dann zu Julian herüber: „Ähm, wäre es wohl möglich mir ein paar Klamotten zu besorgen. Wissen Sie, es zieht hier ein wenig.“

Bashir nickte nur und schüttelte fassungslos den Kopf. Er ging zum Replikator: „Computer, Kleidungsstücke Modell 34 alpha, Größe XL in Geschlechtsspezifikation Männlich und M in Geschlechtsspezifikation Weiblich herstellen.“

„Bestätigt.“, vermeldete der Computer und Sekundenbruchteile später erschienen zwei Kleidungsbündel im Ausgabefach. Julian warf sie dem Mann und der Frau zu, die sie sofort anzogen.

„Also“, wandte sich Julian an die Blonde: „Wer sind…“
 

Weiter kam er gar nicht, denn in diesem Moment betrat ein Hühne die Krankenstation, schwarz, nackt, mit einem goldenen Emblem auf der Stirn.

„O’Neill.“, sagte er kurz angebunden und Jack drehte sich um.

„Hey, T, du auch hier?“, fragte er grinsend und wandte sich an Bashir: „Ich glaube, hier wird Größe XL nicht reichen. Teal’C ist ein wenig größer, aber das sehen sie ja selber.“
 

Bashir saß in Kira Nerys’ Büro und fasste den Bericht zusammen.

„Sie werden es nicht glauben. Die sechs Leute sind einfach so auf der Station aufgetaucht.“

„Ich glaube es, Doktor, ich habe die ersten Vier gesehen. Und sie sagen, später sind noch Zwei aufgetaucht?“

Kira erhob sich, straffte das Uniformhemd und streckte sich einmal. Sie schaute den Stationsarzt an und seufzte: „Wissen Sie, als ich das Kommando übernommen habe, dachte ich, das es nach dem Dominion-Krieg nicht schlimmer werden kann. Taran’atars Amoklauf vor Fünf Monaten belehrte mich da eines Besseren. Aber, ich habe mich damit abgefunden. Und ich dachte, das es nicht turbolenter werden kann, aber wissen Sie was? Es wird immer turbolenter.“

Bashir nickte: „Ich weiß genau, was Sie meinen, Captain.“

Erneut streckte die Bajoranerin sich und schaute dann zu Julian: „Und – haben Sie ihre Geschichte überprüft?“

Der Brite verzog nachdenklich das Gesicht und lehnte sich im Gästesessel zurück: „Wissen Sie, ich habe es versucht, ich habe es wirklich, wirklich versucht. Das Problem ist, das in der gesamten Sternenflotte keine Eintragungen zu finden waren. Also habe ich ein wenig tiefer gegraben.“

„Tiefer? Sie meinen wie in Sektion 31?“

„Versuchen Sie mal ‚vor Gründung der Föderation’.“, sagte Bashir mit einem Hauch Humor in der Stimme, „Ich habe die Namen gefunden. Im späten zwanzigsten, frühes einundzwanzigsten Jahrhundert wurde ich fündig.“

Kira schüttelte den Kopf: „Das kann nicht stimmen.“

„Das dachte ich mir auch. Aber die Namen sind da. Alle. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie Ihnen aufs PADD zu schicken.“

Die Bajoranerin nahm das PADD und überflog die Daten.

„Nun, die Gesichtserkennung hat angeschlagen?“, fragte sie und Julian nickte: „Ja, auch wenn wir dafür ein altes Programm verwenden mussten und es mit der Erd-Datenbank abgleichen. Das sogenannte IAFIS, also das Integrated Automated Fingerprint Identification System.“

„Sie haben also nach ihren Fingerabdrücken gescanned?“

„Nachdem die Retinascans schon merkwürdige Daten angezeigt haben – auch dort berief sich der Computer auf diese historischen Personen – haben wir die Gesichtserkennung und das IAFIS verwendet. Beide Computersysteme nannten das gleiche Ergebnis.“, erklärte Julian und Kira nickte: „Dennoch – diese Personen sind tot. Sollten Sie zumindest sein.“

„Ich weiß. Nichts destotrotz nennt mir der Computer die Identität der Personen in der Krankenstation als die vom legendären SG 1-Team.“
 

Als Kira in die Krankenstation kam, befanden sich fünf Personen schon im Raum.

General Jack O’Neill saß auf einem Biobett, starrte gedankenverloren ins Leere, Teal’C, der Jaffa, stand in einem Alkoven und verneigte sich begrüßend, Daniel Jackson war, genau wie Cameron Mitchell sofort auf den Beinen, während Sam Carter sich immer noch mit den Computern befasste.

„Das ist alles faszinierend.“, stellte sie fest, mit einer fast schon kindlichen Begeisterung in der Stimme. Sie drehte sich um, sah Captain Kira und salutierte.

„Colonel Samantha Carter meldet sich zum Einsatz, Ma’am.“

Mitchell tat es ihr gleich.

„Gut, gut, sie müssen vor mir nicht salutieren.“, sagte die bajoranische Kommandantin und hob abwehrend die Hände, „Ich – weiß gar nicht, was ich sagen soll, ausser ‚Willkommen an Bord’. Ich nehme an, sie sechs…“

Sie stutzte und begann, durchzuzählen.

Jetzt merkte Daniel, das jemand fehlte und er seufzte genervt.

„Da ist die Frau seit knappen 400 Jahren tot und … macht immer noch Extratouren.“
 

Vala Mal Doran schländerte über die Promenade.

Sie fühlte sich, als wäre sie im Himmel.

Im richtigen Himmel, nicht in diesem weichgespühlten Himmelsverschnitt, den die Antiker ihnen hingestellt hatten.

Hier war ihr Himmel – es glitzerte, es funkelte und durch die Türen erklang lautes Geschrei.

Sie fühlte sich einfach nur geborgen.

„Daboooooooo!“, erklang es durch die Tür, die offenbar zu einer Art Bar führte. Der Tresen, den sie durch die Tür sehen konnte, wies deutlich darauf hin. Ebenso die blinkende und glitzernde Schrift, die die Bar als „Quarks“ betitelte.

Die junge Frau lächelte und betrat die Bar.
 

Tot – Wiedergeboren – Tot – Wiedergeboren – Tot…

Und nun Wiedergeboren.

General Jack O’Neills Kopf schwirrte.

Ja, er erinnerte sich an seinen Tod auf Dakara – ein Stabwaffentreffer in den Kopf ist in der Regel tödlich – und daran, wie er von Oma Desala gerettet worden war und in diesem weißen Nichts gestanden war.

Aber – all das hier war etwas völlig anderes.

Und zwar nicht nur ein wenig anders, sondern hirnverdrehend anders.

Er lebte wieder, wenn auch nicht mehr im Einundzwanzigsten, sondern 390 Jahre nach seinem Todesdatum, zwei Dekaden vom der Grenze zum 25 Jahrhundert entfernt.

Alle die er kannte, waren inzwischen ebenfalls tot und – nicht alle hatten das Glück, von Oma Desala das Geschenk des neuen Lebens erhalten zu haben.

Das alles hinterließ bei O’Neill einen bitteren Nachgeschmack. Er hatte „Glück“ gehabt, ihn hatte man a) gerettet und b) mit neuem Leben ausgestattet.

Es wollte dem General nicht gefallen, zumal er noch nicht mal eine wage Ahnung davon hatte, was Oma von ihm wollte.

Er erhob sich und sah sich einer hübschen Frau mit kurzen, rotbraunen Haaren gegenüber, die in einer Uniform steckte, die ihm irgendwie bekannt vorkam.

Sie sah ihn an, lächelte und begann, mit einer sanft-modulierten Stimme, auf ihn einzusprechen.

„Es muss für Sie sehr verwirrend sein, General O’Neill, aber – wir sind im 24. Jahrhundert.“ (eigentlich müssten sie wissen, wo sie sind)

„Ach, sind wir das?“, fragte er mit beißendem Sarkasmus zurück und schüttelte den Kopf: „Soviel hab ich inzwischen selbst herausgefunden. Verraten Sie mir lieber, was wir hier tun und woher Sie mich kennen?“

Die Rotbraune räusperte sich: „Zunächst einmal mäßigen Sie sich in Ihrem Ton, General. Ich bin die kommandierende Offizierin dieser Station, Colonel Kira Nerys und ich erwarte, dass Sie mich und meine Offiziere mit demselben Respekt behandeln, mit dem ich Ihre Offiziere behandeln werde.“

Unmittelbar lag diese Schärfe in ihrer Stimme und O’Neill nickte kurz: „Werde es mir merken.“

Er wandte sich an Sam: „Colonel, kommen Ihnen diese Uniformen nicht auch irgendwie bekannt vor?“

Die Blonde überlegte kurz, dann nickte sie.

„Ja, die hatte er doch auch an, oder?“

„Ja, deswegen erwarte ich eigentlich, das er gleich vorbeikommt und uns freundlich, aber wie immer ein wenig nervig, begrüßt.“, meinte Jack und schaute zu Kira: „Also, wo ist er?“

„Wer?“, fragte die Frau und Jack räusperte sich: „Na, der Typ. Wir sind ihm vor ein paar Jahrhunderten über den Weg gelaufen. Daniel, weißt Du…“

Erst da realisierte er, das Daniel nicht mehr da war.

„Er ist Vala suchen gegangen.“, erklärte Sam lächelnd, „Sie hat sich offenbar wieder verselbstständigt und er fürchtet, dass sie jemanden bestiehlt, der es eventuell nicht gut mit ihr meinen könnte.“

„Wen meinen Sie?“, fragte Kira und schaute zu Sam herüber: „Wen meint General O’Neill?“

„Der Name ist mir gerade entfallen, aber vielleicht kennen Sie ihn ja.“, sagte Sam und musste kurz nachdenken: „Er ist so um die eins Achtzig groß. Blonde Haare, die wir damals in Braun umgefärbt haben und ihn zu einer Dauerfarbkur genötigt haben. Tollpatschig, nett, aber nervig.“

Kira schaute die Blonde an: „Wir haben eine Datenbank für Föderationsoffiziere, die Durchsicht könnte aber etwas dauern. Vielleicht können Sie noch ein paar Eingrenzungen vornehmen, dann finden wir ihn sicher.

Sam nickte: „Okay, also – wie schon gesagt, Größe Einen Meter achtzig, Haarfarbe Braun, Augenfarbe Grün, das Alter liegt zwischen 20 und 30 – ach ja, und er kommandiert ein eigenes Raumschiff.“

Kira runzelte die Stirn: „Erscheint mir ein wenig jung um ein Raumschiff zu kommandieren.“

„Naja, er erzählte uns etwas von ‚Unfall’ und ‚Spezielles Programm’.“
 

Daniel Jackson war inzwischen auf der Promenade unterwegs und suchte Vala. Sie konnte ja nun wirklich überall stecken, so hell und einladend wie es hier glitzerte. Allerdings kannte er sie inzwischen einigermaßen, um sie einschätzen zu können. Den Schneidersalon schloss er gleich mal aus, ebenso das Büro des Sicherheitsoffizieres oder den Stand, der Jumja-Sticks verkaufte, was immer das sein mochte.

Und dann drang ein lautes „DABOOOOOOO!“ an sein Ohr.

Automatisch wusste er, wo er sie zu suchen hatte. Er lenkte seine Schritte ins Quarks.
 

Vala saß auf einem Stuhl in der Ecke.

Nein, sie saß nicht, sie thronte. Die Brust stolz herausgepresst, den Rücken durchgebogen, so saß sie da und trank ein Glas mit einer sonderbaren bernsteinfarbenen Flüssigkeit in einem Zug leer.

Daniel blieb verdutzt an der Theke stehen und spürte, wie ihm jemand an den Arm tippte.

Er drehte sich um – und bekam für einen kurzen Moment einen Schock.

Das was ihn da ansah, war Humanoid, hatte tellergroße Ohren und spitze Zähne. Es trug eine Jacke, die auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte, und wischte ein Glas trocken.

„Kennen Sie dieses Mäntschen-Weibchen?“, fragte es im besten Englisch und Daniel ließ sich für den Bruchteil einer Millisekunde von typisch-menschlicher Arroganz leiten. Dieses DING sprach Erdensprache? Das verblüffte ihn.

Doch so schnell ihn die Arroganz gepackt hatte, genau so schnell war sie wieder verschwunden. Er schüttelte kurz den Kopf und schaute sein Gegenüber an: „Was?“

„Ob sie dieses Mäntschen-Weibchen kennen.“, fragte das Wesen erneut und Daniel nickte: „Ja, es ist eine gute Freundin von mir. Ich bin… Doktor Daniel Jackson.“

Damit reichte er dem Wesen die Hand, das ihn ansah und dann seine Zähne beim Lächeln weiter entblößte: „Quark ist mein Name. Willkommen in meinem Etablissement. Sie sind offenbar neu hier.“

„Ja, ich bin … quasi gerade erst angekommen.“

Quark lächelte breiter: „Möchten Sie ihren Liebsten etwas von ihrer ersten Mission mitbringen?“

„Ersten … Mission?“, echote Daniel und stockte einen Moment später, als er eine unglaublich weiche, unglaublich sanfte Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um und sah in ein unglaublich schönes, unglaublich Weibliches … und unglaublich grünes Gesicht.

Die schöne Frau lächelte raubtierartig: „Quark, ich nehm ihn für dich aus.“

Sie fuhr mit ihrer Hand seinen Brustkorb entlang und hielt Augenkontakt: „Du wirst ein braver Junge sein, oder?“

Er konnte nicht anders, er war von dieser Schönheit so hypnotisiert, so fasziniert, das er nickte.

Als sie ihn an der Hand fasste und mit sich zog, folgte er ihr willenlos.
 

Vala hatte gerade das dritte Glas dieses merkwürdigen Getränkes namens Kanar getrunken, merkte die angenehme Losgelöstheit und schaute sich in der Bar um.

Daniel – ihr Daniel – war hier und war offenbar auf der Suche… nach IHR!

Lächelnd erhob sie sich, als diese grünhäutige Frau auf ihn zutrat und ihn mit ihrem Charme einwickelte.

Das konnte Vala nicht zulassen. Erstens war er der Mann ihrer besten Freundin auf der Erde, zweitens war es immer noch IHR Daniel und wenn Sam nicht dazwischen gekommen wäre, wäre er heute ihr Mann.

Sie erhob sich und ging mit langsamen, gemessenen Schritten auf Daniel und die Grüne zu, damit niemand sah, WIE angetrunken sie schon war und umfasste Daniels Hand.

„Wo willst Du hin, Daniel?“

Der Anthropologe schaute sie verträumt an und murmelte ein leises: „HM?“

Vala seufzte. Das konnte noch lustig werden.
 

„Okay, wir haben die Körpergröße, wir haben den Rang – vermutlich Captain – die Haarfarbe, das Alter. Vielleicht findet der Computer schon einmal was.“, sagte Julian Bashir und gab die entsprechenden Daten in die isolinear-gestützte Datenbank ein.

Der Rechner ratterte, arbeitete, rechnete, verglich Daten und kam nach zwanzig Sekunden zu einem recht befriedigenden Ergebnis. Aus einer Datenbank die um die Milliarden Offiziere umfasste, hatte man immerhin 50 Prozent isoliert.

„Das ist nicht schlecht.“, meinte Julian, „Der Computer braucht aber noch ein paar Informationen mehr.“

Sam war begeistert: „Die Technik ist wirklich schnell geworden in den letzten 390 Jahren. Früher hätten wir für eine solche Suche mindestens 2 Stunden gebraucht – ganz zu schweigen davon, das wir nicht Milliarden Offiziere in der Air Force hatten.“

Bashir lächelte und nickte: „Es hat einen ziemlichen Fortschritt gegeben. Aber was erwarten Sie nach 400 Jahren.“

„390.“, korrigierte Sam ihn, Augenzwinkernd, „Immer genau bleiben.“

„Gut, möchten Sie noch eine Eingabe machen? Haben Sie vielleicht den Raumschiffstyp? Die Klasse?“

„Die Klasse nicht, aber den Namen. Computer? Suche nach einem Offizier, möglicher Rang Captain, Alter zwischen 20 und dreißig, braune Haare, grüne Augen, der auf dem Schiff USS Dragonfly NX 0815 stationiert ist.“

„Befehl nicht durchführbar. Die USS Dragonfly NX 0815 wurde als „Zerstört“ gemeldet.“, vermeldete der Computer und Sam seufzte: „Gibt es andere Schiffe mit der Kennung USS Dragonfly und der Registriernummer 0815?“

„Positiv.“

„Name und Kennung?“

„USS Dragonfly NCC 0815-A.“

„Computer? Suche nach einem Offizier, möglicher Rang Captain, Alter zwischen 20 und dreißig, braune Haare, grüne Augen, der auf der USS Dragonfly NCC 0815-A stationiert ist.“, befahl Sam und der Computer ratterte und arbeitete und quasi sofort erhielt sie eine Meldung: „Mögliche Personenkennung gefunden.

Name: Cat, Vorname Calvin Nathan. Rang Sternenflottencaptain Ehrenhalber.”

“Das ist er.”, lächelte Sam, „Wir haben ihn gefunden.“

Kira nickte und betätigte ihren Kommunikator: „Kira an Ops. Stellen Sie Kontakt zur USS Dragonfly NCC 0815-A her.“

„Verstanden.“, erklang die Stimme Sam Bowers und Kira wusste, dass der junge Mann seine Arbeit gewissenhaft erledigen würde.
 

Tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Denny
2011-03-05T15:37:27+00:00 05.03.2011 16:37
Hey hallo Captain ich habe gerade diese Story gelesen und sie gefällt mir. Ich bin sowohl ein Fan von Stargate als auch von Star Trek. Deshalb bin ich sehr gespannt wie es weiter geht. Wenn ich dir einen Vorschlag machen dürfte, wie wäre es wenn Atlantis bei DS9 auftaucht. Allerdings ist die Stadt verändert worden von McKay, dazu kam es kurz vor den 3 Weltkriegen auf der Erde. Denn da haben das Homeworld Command und I.O.A. beschlossen sämtliche Außerirdischen Technologien nach Atlantis zu bringen. Seihen es Geräte, Waffen oder Raumschiffe von den Antiker, Asgard, Goauld, Ori, Replikatoren, Tokra, Wraith oder einem anderem Volk. Auch alle Erdenschiffe vom Typ BC-304, F-302 und X-303er werden nach Atlantis gebracht zusammen mit dem Stargate und dem Antikerausenposten am Südpol. McKay gelingt es dank der Nanitentechnik die er einsetzte um die Stadt zu verändern und in den Weltraum zu fliegen.
Mit freundlichen Grüßen,
Denny.



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