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Der Zirkusjunge

Von Seiltänzern und schwarzen Haaren ...
von

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Mo

Viel Spaß! <3
 

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Mo
 

Die Nacht verlief nicht besonders gut. Ich habe kein Auge zubekommen, mich nur ständig hin und her gewälzt und mir überlegt, wie ich herausfinden könnte, was hier gerade so entscheidend schiefläuft. Was ist los mit meiner Mutter, mit Jerome, ja, eigentlich schon meiner ganzen Welt? Ob das wohl Schicksal ist? Gibt es sowas überhaupt, und wenn ja: Warum ist es dann so mies?
 

Jetzt sitze ich auf meinem Fensterbrett, die Zimmertür abgeschlossen. Wenn gestern die Freude, dass Papa kommt, übertüncht wurde von Sorge, so ist sie jetzt umso präsenter. Ich habe ihn ewig nicht gesehen! Ewig! Allerdings bedeutet präsent noch nicht, dass ich gute Laune habe. Ganz im Gegenteil: Meine Nerven sind zum Zerreißen angespannt. Alle paar Minuten schwankt meine Stimmung zwischen Euphorie und der schwer zu beschreibenden Traurigkeit von gestern Abend und der vergangenen Nacht. Zusammen mit dem schlechten Schlaf ergibt das einen unberechenbaren Stimmungscocktail, den ich wirklich niemandem wünsche – und wehe dem, der ihn auf einer Party trinkt! Ich zucke zusammen, als es an meiner Zimmertür klopft.

„Daniel?“ Ein weiteres Mal hämmert Jessis Faust gegen das Holz. „Daniel?? Wir wollen frühstücken!“

„Ich bin wach, Jessi! Du kannst aufhören, die halbe Welt auf unser Frühstück aufmerksam zu machen!“ Langsam schlurfe ich zur Tür, öffne sie und stehe vor meiner lächelnden kleinen Schwester. Unwillkürlich frage ich mich, wie sie es schafft, so gute Laune zu haben, obwohl sie es gestern war, die mir heulend um den Hals gefallen ist.

„Guten Morgen, Da-“

„Jessi, hör auf mit der guten Laune!“, schneide ich ihr scharf das Wort ab. „Wenn du schon nicht über gestern reden willst, dann lass wenigstens mir meine schlechte Laune, okay?“

Ihr Lächeln erstirbt auf der Stelle. „Du hast wirklich mit ihr gesprochen, oder?“

„Ja, habe ich.“

„Und?“

„Nach dem Frühstück“, beschließe ich und stapfe an Jessi vorbei die Treppe runter in die Küche.

Mama sitzt schon da, den Kopf auf der linken Faust abgestützt, mit der anderen Hand rührte sie gedankenverloren in ihrem Kaffee herum.

„Morgen, Mama“, sage ich kühl, lasse mich auf meinen Stammplatz setze und beginne, mein Brötchen mit Himbeermarmelade zu beschmieren. Jessi setzt sich neben mich und fängt ebenfalls an zu frühstücken. Das Schweigen ist beinahe unerträglich. Diese Mauer, die man nicht sehen kann, beinahe wie gestern Abend, nur bin ich mir dieses Mal sicher, dass ich es nicht schaffen werde, sie zu übertreten. Nicht dieses Mal. Heute hat Jessi mich nicht darum gebeten.

Auch der Rest des Frühstücks verläuft schweigend. Zwar versucht meine kleine Schwester mehr als einmal, ein Gespräch in Gang zu bringen, doch sie scheitert an der fehlenden Redebereitschaft seitens Mama und mir. Irgendwann stehe ich auf, eine Tasse heiße Schokolade in der Hand und verlasse die Küche. Die Mauer ist schrecklich, schlimmer als das Monster, das 1989 gefallen ist – zumindest für mich. … Obwohl das jetzt vielleicht ein schlechter Vergleich ist, immerhin ist diese Mauer gefallen. Unsere hingegen wird eher höher durch all das, was wir nicht sagen, aber sagen könnten, als dass sie einreißt.

Langsam steige ich die Treppe hinauf, starre in meinen Kakao und wäre um ein Haar an einer Stufe hängen geblieben, doch ich fange mich gerade noch rechtzeitig, um mir mein T-Shirt nicht zu versauen. Wenn der Rest des Tages auch so beschissen läuft, dann tut mir Jessi mir mit ihrem Vorhaben, uns Mo vorzustellen, jetzt schon leid.

Seufzend stoße ich die Tür zu meinem Zimmer auf, schließe sie hinter mir und hocke mich auf meine Fensterbank. Draußen auf dem Bürgersteig hüpft ein Spatz, ein anderer sitzt in dem Baum, der in unserem Vorgarten steht. Er zwitschert fröhlich und sieht dabei so glücklich aus, dass ich ihm am liebsten erzählt hätte, dass nicht alle so viel Glück haben wie er. Nicht jeder kann fliegen und sich da oben zwischen den Wolken die Gedanken aus dem Kopf pusten lassen. Nicht jeder kann von oben herab auf den weltlichen Irrgarten blicken, um herauszufinden, wie man den Weg nach draußen findet. Und nicht jeder kann sich in einer niedlichen Zwitschersprache unterhalten, die klingt wie Japanisch rückwärts und verzerrt. Leider.
 

Cleo telefoniert schon seit einer halben Stunde mit mir. Und genauso lange erzählt sie mir schon, wie sehr sie sich nicht darauf freut, mir in Kürze Mo vorzustellen. Ungefähr fünfmal hat sie bisher mindestens zehn verschiedene Szenarien vorgestellt, die nicht eintreten dürfen – allerdings klingt kein einziges in irgendeiner Weise wahrscheinlich (was ich ihr selbstverständlich nicht erzähle, sonst wäre ich tot). Vollkommen hysterisch erklärt meine beste Freundin mir gerade, dass es passieren könnte, dass Jamil Mo mit seinen unlustigen Witzen so sehr nervt, dass … Ach, keine Ahnung, ich hab vor ungefähr 27 Minuten aufgehört zuzuhören. Stattdessen konzentriere ich mich angestrengt darauf, meine Haare in Ordnung zu bringen, die sich leider schon vor Ewigkeiten von ihrer Vernunft verabschiedet haben.

„Blablablabla … DANIEL?? Hörst du mir überhaupt zu??“

Hä, was? Oh … verdammt … „Klar, alles ist schrecklich und furchtbar. Aber glaub mir Cleo, das Meiste wird immer nur halb so schlimm, wie man denkt.“

„Sagt der Richtige! Du hast’s dir mit Yannik auch ziemlich verbockt!“

„Das war aber auch nicht so schlimm, ich habe ihn schließlich nicht geliebt.“ – Sondern Jamil, hust.

„Aber du hast es geglaubt.“

Stimmt. Punkt für Cleo. Verdammt! Seufzend schlage ich mir eine Hand vor den Kopf und wünsche mit inständig, sie könnte es sehen.

„Tja, ich hab halt Recht, Danni. Es kann aaaaalles passieren. Alles! … Es wäre ja auch furchtbar, wenn …“

Und bäm, ich bin wieder weg, kneife stattdessen skeptisch die Augen zusammen in dem Versuch herauszufinden, ob die eine widerspenstige Haarsträhne jetzt nach links oder nach recht gehört – ich entscheide mich letztendlich für rechts, was sich allerdings als genauso wenig als richtig herausstellt wie links. Damn! Ich seh’s schon kommen: Wir stehen vor Mos Haustür und das erste was er tut, wenn er mich sieht, ist lachen. … Aufgrund unaussprechlich schlimm aussehender Haare.
 

Glücklicherweise habe ich es schlussendlich doch noch geschafft, wie Jamil mir bestätigt, als ich ihn vor Cleos Haustür treffe. Er grinst und drückt auf die Klingel. Allerdings schafft er es gar nicht, den Knopf ganz durchzudrücken, da ihm die Tür zuvor beinahe gegen den Kopf fliegt.

„Da seid ihr ja!“, begrüßt uns Cleo nervös, kommt zu uns nach draußen und läuft los. „Jetzt kommt schon! Wir sind spät dran!“

Während wir ihr durch x-tausend Straßen folgen und uns fragen, wo zum Teufel dieser Mo bloß wohnt, redet sie durchgehend auf uns ein und ich muss erschrocken feststellen, dass seit unserem Gespräch noch mindestens drei andere Schreckensszenarien dazugekommen sind. Da sieht man mal: Kreativität kann auch ein Fluch sein!

Beinahe renne ich in Cleo hinein, als sie abrupt stehen bleibt und sich auf die Unterlippe beißt. „Wie sind da.“

Skeptisch runzle ich die Stirn. Das mehrstöckige Haus, vor dem wir stehen, wirkt irgendwie verfallen, obwohl ich nicht wirklich festmachen kann, weshalb. Es sieht dunkel aus, trotz der beigen Außenwand. Vielleicht, weil sie schrecklich verschmutzt ist.

„Sieht nicht besonders einladend aus“, spricht Jamil meinen Gedanken aus und schiebt die Hände in die Hosentaschen.

Missbilligend verschränkt Cleo die Arme vor der Brust. „Das hat ja wohl nichts mit Mo zu tun.“

„Hab ich das gesagt?“

„Nein, aber gedacht.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil jeder so was denkt, der so was sagt!“

Kopfschüttelnd trete ich auf das Haus zu. Das ist typisch. Jamil und Cleo haben einen Heidenspaß daran, sich in die Haare zu kriegen, nur um sich nachher doch wieder lieb zu haben. Suchend betrachte ich die Klingelschilder, ohne zu wissen, nach wem ich suche. Mo … Moritz. Moritz und wie weiter?

„Leute?“, rufe ich über die Schulter nach hinten, „Wie heißt der weiter?“

Meine beiden besten Freunde tauchen aus ihrem kleinen Streit aus und sehen mich verdutzt an.

„Wie heißt Mo weiter?“, wiederhole ich meine Frage, woraufhin Cleo zu mir kommen, einen Klingelknopf drückt und mich angrinst. „Seiler. Moritz Seiler.“

Das Summen, das verkündet, dass wir eintreten können, ertönt, Cleo drückt die Tür auf. Jamil und ich folgen ihr in ein düsteres Treppenhaus, die Wände besprüht mit Graffiti, jedoch kann ich bei diesem Dämmerlicht erkennen, ob künstlerisch oder willkürlich. – Ich tippe auf Letzteres.

Nachdem wir geschätzte 10.000 Treppenstufen hinaufgestiegen sind, bleiben wir stehen … oder besser: Cleo bleibt stehen und wir rennen zum zweiten Mal fast in sie hinein.

Sie hebt die Hand und klopft an eine Tür, von der uns ein teuflisch aussehender Smiley angrinst, den offensichtlich irgendwer erschaffen hat, der ziemlich gut mit Graffiti umgehen kann.

Drinnen ertönt ein Poltern, dann Schritte, gefolgt von einem weiteren Poltern und einem lautstarken „Scheiße!“, dann geht die Tür auf – und vor uns steht ein Junge mit dunklem Haar und spitzer Nase.

Ein wenig irritiert sieht er Jamil und mich an, bleibt dann aber mit den Augen an Cleo hängen und lächelt leicht. „Hallo, Cleopatra.“

„Hi, Mo“, erwidert meine beste Freundin und strahlt, als hätte man ihr gerade den Nobel-Preis für irgendwas verliehen.

„Sind das da Jamil und Daniel?“

„Ja, sind sie.“

„Aha.“ Wow, klingt, als wäre er wahnsinnig begeistert, uns kennen zu lernen. „Na dann kommt mal rein.“

Danke, ich bin auch sehr erfreut, dich kennen zu lernen. Wie freundlich, dass du uns so nett empfängst. Mit einem Seitenblick auf Jamil stelle ich fest, dass er anscheinend genau dasselbe denkt und grinse, während ich Mo und Cleo durch den vollgestellten Flur in ein kleines Wohnzimmer folge, das wirkt, als müsste diese Familie das Wort ‚aufräumen‘ im Fremdwörterlexikon nachschlagen: Kisten mit undefinierbarem Inhalt stapeln sich an den Wänden, das Sofa ist halb vergraben unter bunten Decken, der ganze Raum wirkt wenig einladend mit dem fleckigen grauen Teppich und den halb zugezogenen, schwarzen Vorhängen an den Fenstern. Auf dem Tisch steht ein Teller, auf dem noch deutlich die Reste einer Tomatensoße erkennbar sind und daneben liegt eine geöffnete Chips-Tüte. Ist es verständlich, wenn ich jetzt schon beschließe, dass ich finde, Cleo sollte diesen Kerl in Frieden lassen? Oder Dieser Kerl Cleo? Ich glaube nicht. Und nein, ich habe keine Vorurteile, aber das hier finde ich dann doch ein bisschen arg an der Grenze zum Ekelhaften.

„Setzt euch ruhig“, sagt Mo und deutet auf das Sofa, „ich besorg uns was zu trinken.“ Und damit ist er verschwunden. Schweigen breitet sich aus. Jamil starrt skeptisch auf die Tomatensoße, Cleo spielt nervös mit ihren Fingern herum und ich versuche mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich in der Wohnung eines Menschen sitze, der jemanden wie meine beste Freundin definitiv nicht verdient hat.

„Ach, Cleo. Kommst du dieses Mal mit Anhang?“

Erschrocken fahre ich zusammen und wende mich in Richtung Tür … Ach. Du. Scheiße! Wer zum Teufel ist das?? Entgeistert starre ich den jungen Mann an, der im Türrahmen lehnt. Er ist groß, schlank und – gewöhnungsbedürftig. Zumindest sehe ich ein Auftreten als außergewöhnlich an: Freier Oberkörper, enge Lederhose und drei kleine tätowierte Sterne knapp unter dem rechten Schlüsselbein. Sein Grinsen ist auf eine Weise lasziv, die zwar nicht offensiv aber doch irgendwie offensichtlich ist und der Ausdruck in seinen Augen ist schwer zu deuten. Wenn ihr mich fragt, ist der Kerl gruselig. Mit lässigen, großen Schritten kommt er auf uns zu, setzt sich hin und sieht meine beste Freundin erwartungsvoll an. „Willst du mich nicht vorstellen?“

„Öhm … Ja … also“, man sieht ihr an, dass diese Situation ihr ziemlich missfällt, „Das sind Jamil und Daniel, meine besten Freunde. … Ja, das hier ist Nathan, Mos Bruder.“

„Freut mich sehr.“

„Gleichfalls“, erwidert Jamil, doch ich sehe ihm an, dass er am liebsten anders geantwortet hätte.

Ich nicke als Antwort lediglich und ziehe unbehaglich die Schultern hoch. Ich will hier raus, so schnell wie möglich. Mir schaudert schon bei dem Gedanken, hier noch mehr Zeit verbringen zu müssen und wir sind gerade mal ein paar Minuten hier! Verdrossen sehe ich auf den Boden und kaue auf meiner Unterlippe herum, kann regelrecht Nathans Blick über mich wandern spüren, als würde er versuchen, mich mit den Augen zu röntgen. Meine Muskeln spannen sich an, ich beginne, mit den Fingern über das Sofa zu streichen.

„So, da bin ich wieder.“ Mo steht neben uns, ein Tablett mit Bechern und mehreren Getränken in den Händen. „Was möchtet ihr trinken?“

Cleo scheint sichtlich erleichtert, dass ihr potentieller Freund – Oooh, ich werde sie noch von ihm abbringen! – endlich wieder aufgekreuzt ist. „Orangensaft“, sagt sie und lächelt.

„Okay. Jamil?“

„Wasser, danke.“

„Daniel?“

„Gar nichts“, presse ich zwischen möglichst geschlossenen Lippen hervor.

„Wenn du meinst … Nathan?“

„Auch nichts, Bruderherz“, lächelt Nathan, „ich muss los. Meine Schichte beginnt in drei Stunden und ich nehme seit Neustem auch private Aufträge entgegen – unglaublich, wann die dich so antanzen lassen. Aber … was tut man nicht alles für den heiligen Job?“ Grinsend zieht er eine Augenbraue hoch, lässt eine seiner Hände über den Oberschenkel seines Bruders gleiten und leckt sich provokant über die Lippen. Mir wird schlecht. Oh mein Gott, ich will gar nicht wissen, was der von Beruf ist! – Obwohl ich’s mir denken kann.

Nathan nickt uns nochmal zu, geht dann in Richtung Tür. „Ach und Mo? Weißt du, wo ich das Kunstblut gelassen habe?“

Kunstblut?!

„Ich glaube ich hab’s das letzte Mal in der Schublade der Kommode im Flur gesehen!“ Mo dreht sich zu uns um, legt einen Arm um Cleo, die sich verträumt gegen seine Schulter schmiegt. Ihm scheint das Verhalten seines Bruders wenig auszumachen, allerdings bemerkt er wohl, dass Jamil und ich ein wenig ratlos sind. „Nathan arbeitet als Stripper. … Heute hat er anscheinend wieder einen dieser seltsamen Kunden, die auf Abgefahrenes stehen.“ … Ich glaub ich kotz gleich. „Mein Bruder versteht sich mit denen am besten. Ihr könnt mir glauben: Seine Vorlieben sind auch weniger normal.“

Oh. Mein. Gott. Ich will es gar nicht wissen!

„Tschühüüüss!“, ertönt es aus dem Flur, kurz darauf schlägt die Haustür zu.

Auf was hat Cleo sich mit denen bloß eingelassen?
 

„Auf was hast du dich da bloß eingelassen?“, fragt Jamil seufzend, als wir mitten in der Nacht in Cleos Zimmer sitzen. Nach dem Besuch bei Mo war es bereits so spät, dass wir beschlossen haben, bei ihr zu übernachten. … Ja, wir haben tatsächlich noch mehrere Stunden herumgesessen, Jamil hat – ebenso wie ich – kaum gesprochen, nur unsere beste Freundin hatte ganz offensichtlich Spaß. Na ja, wenigstens kann sie uns nicht vorwerfen, wir hätten sie mit peinlichen Aussagen bis auf die Knochen blamiert.

„Auf eine Beziehung. Oder besser: Auf etwas in diese Richtung.“

„Ja“, stellt Jamil fest, „auf eine Beziehung mit einem Kerl, der drei Jahre älter ist als du und einem strippenden Bruder. Nenne ich super Aussichten …“

„Jamil, jetzt mach aber mal ´nen Punkt! Du bist doch sonst nicht so scheiße oberflächlich!!“

„Oberflächlich? Cleo, ich stelle lediglich fest, was für einen komischen Kerl du dir da angelacht hast.“

„Ja, danke. Daniel, was sagst du dazu?“

Oh scheiße. Ich dachte schon ich würde ohne Statement davonkommen … „Cleo, ich … ich glaube, Jamil hat schon irgendwie Recht. Ich meine …“

„Ach, du auch?!“ Wütend funkelt meine beste Freundin mich durch das Dunkel ihres Zimmers hindurch an, ich Blick scheint beinahe zu glühen. „Und ich dachte, ich hab mir tolle beste Freunde ausgesucht, die mich unterstützen. Mich und den Jungen, den ich für richtig halte! Wisst ihr was? Scheiß Freunde seid ihr, wenn ihr meint, ihr könntet Mo und Nathan einfach abtun, nur weil sie vielleicht anders Leben als ihr! Ja, okay, sie haben nicht viel Geld, aber sie arbeiten dran. Mo ist Gitarrist einer Band und kellnert jedes Wochenende. Und Nathan? Denkt ihr, der zieht sich nur zum Spaß aus, oder was?“

Ja … irgendwie schon. Den scheint die Seltsamkeit seines Jobs wenig zu kratzen …

Schimpfend springt Cleo aus ihrem Bett aus, wirft uns mit Kissen und Kuscheltieren ab. Jedes einzelne ihrer Worte ist so laut, dass ich fürchte, die ganze Nachbarschaft schlägt gleich Alarm und wir dürfen den Rest der Nacht wegen Ruhestörung auf dem Polizeirevier verbringen.

„Hey, reg dich mal ab“, versucht Jamil, sie zu beschwichtigen, doch er erreicht das Gegenteil: „Mich abregen! Euch ist klar, dass ihr meinen Freund gerade völlig unberechtigt zum Assi verurteilt?!“

Es tut mir leid, aber ich komme nicht umhin festzustellen, dass sie ihn wirklich als ihren ‚Freund‘ bezeichnet. Anscheinend haben Jamil und ich mehr Überzeugungsarbeit vor uns als gedacht.

„Cleo“, greife ich nun ein, „wir wollen lediglich, dass du die Sache überdenkst. Keiner hat Mo als Assi bezeichnet, aber du musst uns doch verstehen: Du willst uns jemanden vorstellen, für den du dich interessierst und wir landen in einer schäbigen Wohnung, das ganze Treppenhaus ist zugeschmiert und Mos Bruder arbeitet im Rotlichtmilieu … Da kann man doch keine Begeisterung erwarten!“

„Aber wenigstens Verständnis!“

Jamil öffnet den Mund, um etwas zu sagen, als die Zimmertür aufgeht und Cleos Vater den Kopf hereinsteckt. Mit einem trägen Gähnen lehnt er sich gegen den Türrahmen. „Was ist denn hier los? Hat der Nähkram euch von der nahenden Apokalypse überzeugt oder warum schreit ihr hier so hysterisch rum – mitten in der Nacht?“

„Nein, keine Apokalypse“, schüttelt Cleo den Kopf, „Aber hier wird es gleich leise, Jamil und Daniel wollten gerade gehen!“

Verwirrt tauschen mein bester Freund und ich einen Blick. Wir wollen gehen? Meint sie das ernst? Anscheinend ist Cleos Vater genauso verständnislos wie wir (oder einfach nur zu müde, um sich Gedanken zu machen): „Was, jetzt? Mitten in der Nacht? Es ist euch schon klar, dass es drei Uhr morgens ist, Jungs?“

Wir nicken synchron und starren abwechselnd unsere beste Freundin und ihren Vater an. So fern wir die beiden bei diesem fahlen Mondlicht anstarren können, versteht sich. Ehrlich gesagt habe ich Cleo schon lange nicht mehr dermaßen wütend gesehen. Klar, sie regt sich gern mal auf, und das auch recht stark, aber so schlimm ist es wirklich selten gewesen, vielleicht drei bis vier Mal, seit ich sie kenne. So wie es aussieht, haben wir sie wirklich ziemlich verletzt. Und jetzt müssen wir dafür büßen!

„Ja, das wissen sie. Aber sie wollen trotzdem gehen! Na los, Jungs, Marsch die Treppe runter!“ Entschlossen sammelt sie unsere Klamotten vom Boden auf, die wir zum Schlafen ausgezogen haben und drückt sie uns in die Arme. Zögernd stehe ich auf und bedeute Jamil, es mir gleichzutun. So wie ich Cleo kenne, rastet sie komplett, wenn wir uns jetzt weigern, ihr Zimmer zu verlassen. Wie geprügelte Hunde schleichen wir – gefolgt von Cleo – durch die Tür die Treppe herunter und landen zwei Minuten später draußen auf der Straße. Augenblicklich bildet sich Gänsehaut auf meinen Armen, kleine Steinchan auf dem Asphalt stechen mit in die bloßen Fußsohlen. Na bravo, das haben wir ja super hinbekommen!

„Gute Nacht!“, keift Cleo noch, bevor sie die Tür zudonnert.

Neben mir seufzt Jamil auf und fährt sich durch die Haare. „Gehen wir zu mir?“

Ich nicke, bevor ich resigniert neben ihm her über die dunkle Straße trotte.
 

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Oh ja, Cleo kann böse werden ...

Was haltet ihr von Mo und seinem Bruder?
 

Vielen Dank an die neuen Favo-Leute und <3-lich willkommen im Zirjusjungen-Leserkreis :)

- Chiriney

- Deedochan

- eagle

- fireflys

- Froubbi

- Isilein12

- JamieLinder

- Lizerce

- manu39

- Ruca-Kuro
 

@klene-Nachtelfe: Tjaaaaa, was ist wohl mit Daniels Ma los? Hmmm, wann sich das wohl aufklärt .... xD
 

LG,

lady



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Verath
2012-05-26T23:37:29+00:00 27.05.2012 01:37
Deine Geschichte ist wirklich schön. Ich mag Daniel sehr gerne, genauso wie Jamil, Cleo und Jerome. Ich hoffe, letzterer kriegt sich bald wieder ein, weil es mir richtig weh tut, wenn Jerome Daniel so gemein ignoriert. Und jetzt ist Cleo auch noch sauer und irgendwas mit Daniels Mum ist auch noch! Der arme Junge. Hoffentlich wird das alles wieder!
So schreibst du wirklich flüssig und angenehm, aber einen kleinen Kritikpunkt gibt es:

Du hast immer wieder Schreibfehler in deiner Geschichte. Also nicht nur mal ein e am Schluss zu viel, sondern einmal hast du Cleo und Jessi vertauscht, du verwechselst einige Wörter (zB mir und mit) miteinander und des Öfteren fehlen ganze Wörter. Vielleicht solltest du deine Kapitel vor dem Hochladen noch einmal Korrektur lesen. Das ist immer sehr hilfreich.^^ Mache ich genauso und es hilft wirklich.
Falls du das schon tust oder so, würde ich dir vielleicht raten, einen Beta-Leser zu suchen. Davon gibt es viele, die sich anbieten und die helfen gerne.
Sonst ist die Geschichte wirklich toll und ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel :)

LG
Verath
Von:  klene-Nachtelfe
2012-05-17T20:33:52+00:00 17.05.2012 22:33
Hmmm....also ich find Mo´s Bruder ja schon komisch.....aber hey...was solls =)
Ich bin gespannt ob die sich wieder zusammenraufen können....aber ich denke mal das die das schaffen...des weiteren bin ich gespannt wie es mit Damiel und Jerome weiter gehen wird...und überhaupt...Tolle Story!!!
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  Inan
2012-05-17T19:00:05+00:00 17.05.2012 21:00
Also ich find Mos Bruder nett, er ist jemand, den man in Erinnerung behält :D
Allerdings verstehe ich auch, dass Daniel und Jamil für Chloe nur das Beste wollen, immerhin ist sie ihre beste Freundin, bestimmt sehen sie aber trotzdem noch ein, dass es die Hauptsache ist, dass sie glücklich ist, schon allein, weil sie sonst mysteriöserweise umkommen würden xD
Super Kapitel x3
Von:  Lizerce
2012-05-17T09:31:22+00:00 17.05.2012 11:31
Hey,
hab mal deine Story ein bisschen "durchgeblättert", eher wohl sehr schnell und flüssig durchlesen können...
Auf jeden Fall: Nathan ist nicht merkwürdig- ne auch nicht komisch... sondern hat so eine Seite, die ich sogar sehr sympatisch finde xD
Zu Mo kann ich nicht wirklich was sagen, da hatte er noch nicht einen bleibenden Eindruck verlassen. (Für mich, muss man sagen)
Ich weiß auch nicht was ich von Jerome halten soll? Seine Stimmungsschwankungen sind ja schlimmer als bei mir! Und auch viel plötzlicher und unbegründeter vor alle dem. Mag ich! Das gibt viele Chancen für abrupte Wendungen, sowie Tiefen und Höhen in Daniels Leben verusachen oAo

Liz
Von:  Deedochan
2012-05-16T22:33:15+00:00 17.05.2012 00:33
Bin grad über deine Story gestolpert und finde sie bis jetzt richtig putzig, muss ich sagen. Recht mysteriös ... was Jerome wohl wirklich hat, ob sich Cleo wieder einkriegt (und ich muss sagen, ich finde Mo nicht unsympathisch ^^ und es soll wirklich Leute geben, die gerne strippen, sollen sie doch... ^^) usw. usf. - bin richtig neugierig ^^ ich hoffe, demnächst geht es schneller weiter als bisher (hab mir angeschaut, wann du Kapitel hochstellst ^^), weil ich bin sooooooooooooooooo ungeduldig und ich mag alle Leutz aus deiner Story so gern :P
glg und bis bald!
Deedo


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