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Farbenblind

Zwischen Hell und Dunkel
von

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Nothing but you

Der letzte Teil meiner FF. Viel Vergnügen bei:
 

Nothing but you
 

Der Teil des Parks, den Shou ihm gerade zeigte, kannte Yuuki gar nicht. Er hatte sich ohnehin nie sonderlich viel Zeit genommen, durch die Gegend zu streifen und sich alles anzuschauen, denn er hätte es sowieso nie schön finden können, so trist und farblos, wie es immer gewesen war. Heute litt Yuuki jedoch fast an Reizüberflutung, dank der vielen Farben, die er sehen konnte. Auch das Zwitschern der Vögel war lauter als sonst, doch keinesfalls störend.

„Apple ist mir einmal ausgerissen, weil sie Enten entdeckt hatte. Das war vielleicht schwer gewesen, sie hier zu finden!“ Shous Augen glänzten, während er den Pfad suchte. Sie hatten wider den Verbotsschildern die bepflasterten Wege verlassen und waren zwischen einigen Sträuchern und Bäumen hindurch zum Teich, der in der Mitte des Parks lag, gelaufen. Durch die Hecken konnte man sie von den Wegen aus nicht sehen. Nur vom Teich selbst, der allerdings nur im Sommer von Tretbooten befahren wurde, hätte man sie erkennen können. Hierher kam kaum jemand, höchstens ein paar Jugendliche, die ab und an heimlich rauchen oder trinken wollten, denn manchmal stolperte man über leere Dosen oder Zigarettenpäckchen. „Den Kram hätten die wegräumen können!“, murmelte Yuuki verärgert. Er selbst war kein Freund der Ordnung. Seine eigenen vier Wände sahen gerne ein bisschen chaotisch aus, aber wenn er seine Wohnung verließ, und trug Müll bei sich, dann warf er ihn wenigstens in die Mülleimer, die wirklich an jeder Straßenecke zu finden waren. Shou lachte. „Du kannst ja ein richtiger Spießer sein.“ „Bin ich nicht, aber ich gehe ja auch nicht in fremde Wohnungen, um dort mein Leergut abzuladen. Der Park ist für alle da und Natur sollte sowieso sauber gehalten werden.“

~*~

Der Schwarzhaarige, der sich eben auf der freien Fläche am Ufer hingesetzt hatte, sah ihn ein bisschen verdutzt an. Solche Worte aus Yuukis Mund hätte er nie erwartet. Dabei sollte er doch gelernt haben, dass Yuuki immer wieder für eine Überraschung gut war. Dieser steckte sich gerade eine Kippe an und gesellte sich anschließend neben ihn, den Blick auf den stillen Teich gerichtet. „Es ist schön hier.“, stellte der Blonde trocken fest und stieß den bläulichen Rauch aus seinen Lungen. Die ganze Zeit sah Shou ihn an, oder besser gesagt starrte er ziemlich offensichtlich, was den Blonden nicht sonderlich zu stören schien. Erst als er ihm einen Blick von der Seite zuwarf senkte er seinen Blick und bekam gar nicht mit, dass auch Yuuki nervös den ungemähten Rasen mit seiner freien Hand zerpflückte.

Da war es wieder, dieses unangenehme Schweigen, weil keiner, insbesondere Yuuki, nicht Irgendwann hielt Yuuki ihm schweigend seine Pianissimo hin, doch Shou schob sie einfach weg. „Ich rauche nicht. Und du solltest es eigentlich auch nicht tun.“, meinte er kleinlaut, als wüsste er schon, dass er Yuuki nicht so einfach das Rauchen abgewöhnen konnte. „Warum nicht?“, fragte Yuuki locker, als habe er noch nie im Leben von den Folgen von Zigaretten gehört. „Die machen die Lunge kaputt. Nein, eigentlich den ganzen Körper. Man kriegt faltige Haut und gelbe Zähne. Und man stinkt ganz arg.“ „Ich stinke?“ „Nein, du riechst gut!“ Im selben Moment merkte Shou, was er da eigentlich gesagt hatte und schlug sich vor Schreck die Hand vor den Mund, weswegen Yuuki lachen musste, richtig herzhaft. Die braunen Kulleraugen starrten Yuuki erst verwirrt an, bis Shou wirklich in sein Gelächter einstieg. „Man, lach nicht!“, gackerte er und boxte den Blonden halbherzig gegen die Schulter, erzielte damit aber nicht, was er eigentlich bewirken wollte, denn Yuuki lachte einfach weiter. Shou fragte sich, ob er wusste, wie unglaublich hübsch er aussah, wenn er sich so verhielt. Yuuki konnte wirklich schön lachen, besonders weil seine Stimme zugleich noch so melodisch klang. Allerdings wäre es schöner gewesen, wenn nicht er Grund für sein Gelächter gewesen wäre. Irgendwann drehte er sich schmollend um, kehrte Yuuki somit den Rücke, bis es irgendwann stiller hinter ihm wurde und er nur noch ab und an ein Glucksen vernehmen konnte. Doch eine Entschuldigung kam nicht. Shou wand den Kopf kurz zu seiner Begleitung um, die seelenruhig auf den Teich starrte und die Asche in eine der herumliegenden Bierdosen schnippte.

Es half also nichts, sich wie ein trotziges Kind zu verhalten, die Masche zog bei Yuuki nicht. Er schien nie jemanden hinterherzurennen, schon gar nicht bei solchen Lappalien. Shou resignierte und kramte irgendwann in seiner Umhängetasche aus Leder herum, sie so aussah, als hätte er sie schon zu seiner Schulzeit bei sich getragen. Zum Vorschein kam ein Päckchen Instantnudeln, die er in der Packung zerdrückte, anschließend das Plastik aufriss und das Brühpulver darüber streute. „Und du willst mir erzählen, Kippen seien ungesund. Du weißt schon, was da alles drin ist?“ Der Schwarzhaarige hatte wieder Yuukis volle Aufmerksamkeit. "Hauptsächlich gehärtete Fette und Geschmacksverstärker.“, gab Shou trocken zurück und knabberte unbeeindruckt an seinen Nudeln herum. Yuuki hingegen verzog das Gesicht. „Hast du da nichts Anständiges drin?“ Der Blonde deutete mit einem Kopfnicken auf die Tasche. „Nur Papierkram und Kochsalzlösung. Ist aber beides nicht so das wahre!“

Der Größere hakte gar nicht erst nach, warum Shou Kochsalzlösung mit sich herumtrug. Es war irgendwie logisch, denn Shou arbeitete als Sanitäter, aber welcher normale Sanitäter schleppte schon Kochsalzlösung mit sich herum. Als ob Shou die Fragen aus seinen Augen lesen konnte, kam auch prompt die Antwort. „Meine Mutter hatte die letzten Tage Kreislaufprobleme. Mein Dad hat über die Praxis ein bisschen mehr von dem Zeug mitliefern lassen, damit wir im Notfall etwas für sie da haben. Ich habe es heute nach der Arbeit mitgenommen und war noch nicht daheim.“ Das erklärte sein ungewöhnliches Gepäck. „Sollen wir es vielleicht zu dir bringen und danach gehen wir essen? Glaub mir, echte Ramen schmecken besser, als das Zeug da!“, schlug Yuuki vor und hatte plötzlich einen freudestrahlenden Shou am Hals hängen, der „Ich liebe Ramen!“ quiekte. Gerade als Yuuki die Arme um ihn legen wollte, ließ der Schwarzhaarige ihn peinlich berührt los. „Tut mir Leid.“, nuschelte er leise in seinen nicht vorhandenen Bart und fing wieder an auf seiner Unterlippe zu kauen. „Schon okay!“ Das klang nicht sonderlich romantisch, aber Shou hatte auch nicht mit Yuukis eigentlichen Vorhaben gerechnet, weswegen er sich nun mit dieser Antwort zufrieden geben musste. Jetzt, da sie einen neuen Plan verfolgten, standen sie schweigend auf und der Kleiner führte sie aus dem Park heraus. Sein Elternhaus lag nicht unweit des Parks, weshalb er auch immer hier mit Apple spazieren ging. Ganz in der Nähe war eine ruhiger Wohnblock mit vielen kleinen Familienhäusern, die teilweise sogar einen Garten hatten. Nicht groß, aber groß genug für die Stadt. Vor einem dieser Häuser machten sie halt. „Willst du kurz mit hereinkommen, oder wartest du hier?“, erkundigte sich Shou, der allerdings keine eindeutige Antwort erwartete und deswegen wieder einmal von Yuuki überrascht wurde. „Ich komm mit“, sagte er nur, als sei es nichts Besonderes. Für Shou war es doch sehr ungewöhnlich. Gleich würde sein Begleiter seine Familie, zumindest seine Mutter und seine Schwester, kennenlernen und das war schon etwas Besonderes, so als ob er seinen festen Freund vorstellte. Wie toll es doch wäre, würden sie wirklich zusammen sein. Auf den Wangen des Schwarzhaarigen zeichnete sich ein leichter Rotton ab, als er die Tür aufschloss. „Hi, ich bin zu Hause!“, rief er in den Flur hinein und schlüpfte aus seinen Boots. Es kam keine Antwort, was ihn wunderte. Gerade zog Yuuki seine Schuhe aus, da kam ein junges Mädchen die Treppe heruntergehüpft. Sie hatte schulterlanges schwarzes Haar und trug die Schuluniform einer Mädchenschule aus diesem Bezirk. „Nii-saaaaan!“ Shou keuchte auf, als ihm das Mädchen um den Hals fiel und ihm für einen Moment die Luft wegnahm. „Mensch Migumi! Sei doch nicht immer so hektisch! Ähm… Megumi, das ist Yuuki. Yuuki, darf ich vorstellen? Meine kleine Schwester.“ Yuuki verneigte sich höflich vor ihr, aber nicht allzu tief und die Schwarzhaarige tat es ihm gleich. „Ist Mama da?“ Shou wand sich nun zu seiner kleinen Schwester um, die den jungen Mann, den Shou dabei hatte, im Moment viel interessanter fand. „Nein, sie ist einkaufen. Bist du mit ihm zusammen?“ „Megumi!“, stieß Shou entsetzt hervor und schob sie hektisch durch den Flur in Richtung Küche. Yuuki folgte ihnen einfach. Das Haus war hübsch. Alles war sehr schlicht, aber trotz allem einladend eingerichtet, wie es bei solchen Familien eben typisch war. Es war nicht unbedingt der Geschmack von Yuuki, er liebte seine Bruchbude irgendwie, aber er konnte auch verstehen warum Shou immer noch hier lebte. Er hatte mal erzählt er wolle ausziehen, was allerdings jedes Mal scheiterte, weil die Wohnungen, die ihm gefielen keine Haustiere gestatteten. Und ohne seine Apple wollte er garantiert nicht umziehen.

In der Küche legte Shou die Päckchen mit der Kochsalzlösung auf den Tisch. „Papa kommt heute eine Stunde später aus der Praxis, die sitzen noch an der Monatsabrechnung. Und ich bin auch gleich wieder weg.“, erklärte er Megumi, „Du weißt ja was zu tun ist, wenn es Mama wieder schlecht geht.“ „Aye Sir! Gerade hinlegen, Beine hoch, Wasser geben und Papa anrufen!“, kam es wie aus der Kanone geschossen. „Oder mich! Ich habe mein Handy einstecken. Bis später!“ Shou lächelte das Mädchen an und sie gab ihm noch ein Küsschen auf die Wange. „Treibt es nicht zu wild.“, kicherte sie leise und kassierte dafür einen bösen Blick von ihrem Bruder, der sich mit Yuuki zusammen umwand, um zu gehen. Im Flur entschuldigte sich Shou für das freche Mundwerk seiner Schwester. „Seitdem sie weiß dass ich nicht besonders viel für Frauen übrig habe, glaubt sie mein Leben sei ein Shonen-Ai-Manga. Selbst Tetsu war schon mal ein tendenzieller Liebhaber in ihren Augen. Das nervt total.“, murrte er. „Wäre es denn schlimm?“ „Was?“ Shou sah einen Moment auf. Sie beide waren gerade in der Hocke, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Yuuki schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick und zog die Bänder seiner Springerstiefel locker durch die Schlaufen. „Wäre es schlimm, wenn wir ein Paar wären?“

Normalerweise lief dieses Spiel immer umgekehrt ab. Shou fragte etwas und erwartete einer Antwort von Yuuki. Er antwortete meist nicht. Doch jetzt war es der Schwarzhaarige, der stumm blieb. Ungläubig starrte er den Blonden an. Dessen Worte waren nicht wirklich zu ihm durchgedrungen. Meinte Yuuki das gerade ernst, oder verarschte er ihn nur, weil seine Schwester in so einer peinlichen Teenie-Phase war? Sein Herz klopfte bis zum Hals und er wusste, dass sein Gesicht bestimmt einer Tomate glich. Sein Mund schnappte auf und zu, wie bei einem Fisch. Als sich Yuuki wieder aufrichtete, weil er fertig angezogen war, wurde Shou bewusst, wie blöd er gerade aussehen musste und beeilte sich jetzt, seine Schuhe zu verschnüren. „Wir können los!“, meinte er hastig und öffnete schnell die Tür, damit sie an die frische Luft kamen. Die hatte er dringend nötig, nach einer solch merkwürdigen Frage.

Yuuki und er gingen schließlich noch wie versprochen in ein kleines Restaurant, dass für seine Tonkotsu Ramen bekannt war. Shou war für den Moment glücklich. Es konnte kaum etwas Besseres geben, als zusammen mit Yuuki Ramen zu essen. Den Kopf konnte er trotzdem nicht frei kriegen. Immer wieder, wenn sie ein wenig redeten, schoss ihm die Frage in den Kopf, die Yuuki ihm gestellt hatte. Diesen schien es gar nicht zu stören, dass Shou sich um eine Antwort gedrückt hatte und hakte gar nicht mehr nach. Trotz allem ließ es ihm keine Ruhe. Selbst nachdem Yuuki den Kellner gebeten hatte, ihnen die Rechnung zu bringen, kam nichts dergleichen über seine Lippen. Vielleicht machte sich Shou wirklich zu viele Gedanken über diese Sache. Es war bestimmt nur ein Scherz gewesen, auch wenn solche Scherze untypisch für Yuuki waren. Shou machte sich bestimmt zu viele Gedanken über die Sache und versuchte nun wieder ein bisschen lockerer zu werden, was ihm mehr oder weniger gelang, bis schließlich sein Handy klingelte. Ein Blick auf den Display nahm ihm schon die Sorge um seine Mutter, denn es blinkte der Name von Tetsu auf. „Was gibt’s?“, fragte er gleich, ohne dabei erkenntlich zu machen, wer da am Telefon war. Yuuki schien es allerdings nicht zu interessieren, denn er trank in Ruhe sein Bier leer. „Und läuft es gut? Soll ich Apple heute Nacht bei mir behalten?“ „Ja, alles gut soweit. Nein, brauchst du nicht. Ich kann sie gleich holen!“ „Ernsthaft? Ihr habt es also immer noch nicht geschafft. So ein Mist aber auch. Na gut, dann komm vorbei! Bis gleich.“ Shou konnte sich gar nicht richtig verabschieden, da hatte Tetsu schon aufgelegt. „Macht es dir etwas aus, wenn wir Apple bei Tetsu holen?“ Yuuki schüttelte den Kopf. „Wir haben bezahlt, wir können ruhig gehen.“, meinte dieser nur und zog sich wieder seine Lederjacke über. Jetzt ging ihm doch einiges viel zu schnell. Sie verließen das Haus, nahmen die U-Bahn bis zu Tetsus Wohnblock und ihm nächsten Moment standen sie auch schon vor dessen Wohnungstür. Als sie die Klingel betätigt hatten drehte sich Shou zu Yuuki um, der ihn allerdings nur ansah und sonst nichts erwiderte. Der Summer sprang an und sie konnten das Haus betreten. Tetsu wartete schon in der Wohnungstür mit Apple im Arm. „Da seid ihr ja. Das ging aber schnell!“, meinte er doch ein wenig überrascht. Er hatte wohl doch nicht in der nächsten halben Stunde mit ihnen gerechnet. „Ja, wir waren schon fertig mit dem Essen, als du angerufen hast.“, erwiderte Shou nur leise und nahm sein Hündchen entgegen. Die Kleine freute sich ungemein ihr Herrchen empfangen zu können und schleckte ihm aufgeregt über den Hals. „Danke, dass du auf sie aufgepasst hast!“ „Hey, ich habe sie dir förmlich aus den Händen gerissen. Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Ich treffe mich aber bald mit Hina, deswegen muss ich euch abwimmeln. Wir sehen uns die Tage!“ Sie verabschiedeten sich noch ordentlich voneinander, ehe die Tür wieder ins Schloss fiel. Lächelnd wand sich Shou zu Yuuki um. „Na dann wollen wir mal.“

~*~

Die ganze Zeit war er sehr ruhig gewesen. Es hatte ihn verwirrt, keine Antwort von Shou zu bekommen. Vielleicht hatte er das alles doch falsch eingeschätzt und der Schwarzhaarige hatte wirklich kein Interesse an ihm. Aber wie waren die Blicke zu deuten, die er ihm ständig zuwarf. So verpeilt in Sachen Liebe konnte er doch gar nicht sein. Selbst Tetsu hatte sie Beide eben beäugt, als ob er so abscannen konnte, ob sie nun etwas am Laufen hatten oder nicht. Und Tetsu war es ja auch, der ihm zu dem Ganzen geraten hatte. All diese Fragen fraßen ihn von innen auf. Eigentlich war er der Schweigsame, nur drehte Shou, sein aufgeweckter Shou, den Spieß einfach um. Im Aufzug herrschte weiter eisiges Schweigen. Die Ziffern, die die Stockwerke anzeigten sprangen nur langsam um, bis Yuuki es nicht mehr aushielt und einfach den Notschalter drückte, sodass der Aufzug ruckartig stehen blieb. Apple kläffte einen Moment auf und Shou versuchte sie zu beruhigen, wobei er immer verwirrt zwischen seiner Hündin und Yuuki hin und her sah. „Was ist denn nun kaputt?“, keifte Shou plötzlich und Yuuki wich ein bisschen erschrocken zurück, doch er stellte sich geschickt zwischen die Wahltasten für die Stockwerke und Shou, als dieser die Blockierung lösen wollte. „Yuuki lass den Scheiß!“, zeterte er weiter. Ein bisschen merkwürdig war es schon, denn so hatte der Blonde seinen Schwarm noch nie erlebt, aufbrausend und sogar ein bisschen wütend. „Wir müssen reden.“, sagte er mit ruhiger aber fester Stimme und wurde deswegen entgeistert angestarrt. „Wir? Wir müssen reden? Wer redet denn nicht mit mir, hm?“ Ertappt biss sich Yuuki auf die Unterlippe. „Normalerweise ich.“ Es war ein wirklich leises Eingeständnis. Fehler gab er nur ungern zu, aber hier ging es auch um mehr. „Aber momentan redest du nicht mit mir. Warum hörst du auf?“ Die Worte kamen nur langsam, so als müsste er jedes Wort in seinem Kopf nachschlagen und korrigieren, ob es denn richtig war. Sprechen war nicht seine Stärke. Verkniffen sah Tetsu auf Apple, die noch immer leicht zitternd in seinen Armen hing. Eben noch hatte Yuuki geglaubt Tetsu würde gleich explodieren, doch er reagierte anders, sodass Yuuki nicht wusste, was er nun tun sollte. Er weinte.

Eigentlich hatte er immer geglaubt, diese wässrigen Rehaugen seien wunderschön. Doch als tatsächlich feuchte Rinnsale die Augenwinkel verließen, zog sich alles in ihm zusammen, schnürte ihm fast den Atem ab. „Ich dachte du magst mich! Aber dann sagst du nichts, oder eben Sachen, mit denen ich nichts anfangen kann. Du reagierst nicht und ich weiß nicht ob es dich interessiert, was ich dir überhaupt erzähle, ob ich dich ganz und gar nerve. Und…“, Shou schluchzte einmal laut auf und wischte sich recht kompliziert über die Augen, weil er ja immer noch seinen Hund festhielt, „…und dann machst du mir jetzt noch Angst! Was habe ich denn bitte falsch gemacht?“ Die verheulten Augen sahen nun auf, direkt in sein Gesicht und Yuuki schämte sich. Noch nie in seinem Leben (soweit er sich denn erinnern konnte) hatte er sich so mies gefühlt. Seine Mutter hatte schon des Öfteren versucht ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, was sie bisher noch nie geschafft hatte. Aber Shou schaffte es innerhalb weniger Sekunden. Schlimmer war nur, dass er wieder keine Worte fand. Yuuki rang mit sich selbst. Jetzt konnte man ihm wirklich ansehen, dass er etwas sagen wollte, doch nur ein drucksen kam dabei heraus, was Shous Stimmung auch nicht verbesserte. Der rutschte nur heulend die Wand herunter und vergrub sein Gesicht in dem weichen Fell von Apple, die noch irgendwo zwischen Armen, Beinen und schwarzen Haaren hervorlugte.

Auch Yuuki ging in die Hocke und lehnte sich gegen die verspiegelten Aufzugwände. „Ich lese gerne.“, murmelte er leise und Shous Kopf ruckte ein wenig hoch, sodass man hinter seinen Ponysträhnen seine Augen nur vermuten konnte. „Was?“, fragte er ungläubig, weil er den Zusammenhang zwischen seinen und Yuukis Worten nicht verstand. Yuuki hätte genausogut mit den Worten "Gemüseauflauf" antworten können und es hätte ähnlich viel Sinn ergeben. „Ich lese wirklich sehr gerne. Immer wenn ich alleine bin. Ich habe auch schon ziemlich viel gelesen, auch über Liebe. Aber ich verstehe nicht viel davon, obwohl ich sie erkenne. Und da gibt es einen Satz, den ich immer sehr schön fand. ‚Liebe verkünden ist leichter, als sie zu geben‘. Bei mir ist es wohl umgekehrt.“, sagte Yuuki, strich sich ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und verfiel wieder in sein Schweigen. Es das Halsband klirrte leise, als Shou die Hündin auf den Boden setzte und sein Gegenüber richtig anstarrte. „W-würdest du es denn gerne aussprechen wollen?“ Shous Stimme war leise und belegt vom Weinen. Yuuki nickte und sprach damit mehr als tausend Worte.
 

~Ende~
 

Ich bin schon in Deckung gegangen. Es macht mir also nichts aus, wenn ihr mich mit faulem Obst oder Fäkalien bewerft. Ich mag das Ende, obwohl es noch nicht mal einen Kuss beinhaltet. Es ist irgendwie so minimalistisch wie Yuuki, der für seine Verhältnisse ja fast aus einem Lexikon vorgetragen hat. Außerdem ist das Ende so offen, dass ihr euch euren Teil denken könnt ;D

Danke für eure Aufmerksamkeit und all die Lieben Kommis, die mir echt geholfen haben, dieses Ding hier zu schreiben <3
 

Eure FouF



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Oceanwhirl
2012-05-22T06:56:25+00:00 22.05.2012 08:56
Oh, es ist ein Traum!!! Megumi ist super, aber kein Vergleich zu den beiden Chaoten im Aufzug. Einmal hast du Tetsu statt Shou geschrieben, war das etwa ein Freud'scher Verschreiber??? XD
Jedenfalls bin ich enorm begeistert, vor allem vom Ende, das wirklich sehr gut zu den beiden passt. Aber falls du doch Lust auf ein Sequel bekommst, würde ich mich auch nicht beschweren... ^^
Jedenfalls eine meiner Lieblingsfanfiction, nicht nur im Unsraw-Segment. Ich hoff, dir hat es genausoviel Spaß gemacht wie mir!

Ganz liebe Grüße!


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