Zum Inhalt der Seite

Firm ambition to fight tooth & nail

[Zo ♥ Na]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Absurde Zahlenwelt

6789, 6790, 6791, 6792…
 

Eine Zahl nach der anderen drängte sich in sein Unterbewusstsein und wurde sofort von der Nächsten abgelöst. Ein durchschaubares, dennoch raffiniertes System, in Zorros Augen.

Es war ungemein angenehm für ihn, zu zählen und die Ziffern durch seinen Kopf rotieren zu lassen. Jedes Mal pulsierte ein zufriedenes Gefühl durch seinen Körper und füllte jede Zelle seines Gewebes. Es fühlte sich schlicht und ergreifend gut an...
 

Man konnte das Gefühl aber dennoch schwer als Glücksgefühl bezeichnen, denn Glück war wohl das Letzte, was Zorro in letzter Zeit verspürt hatte. Es war, als hätte er vergessen, wie sich Glück anfühlte. Oder Freundschaft. Oder Freude.

Nein, es war sicher kein Glücksgefühl, sondern vielmehr ein befriedigendes Gefühl.

Der Grund dafür war simpel, so simpel, dass es schon wieder absurd in Zorros Kopf klang:
 

Er wusste, was als nächstes kam.
 

Wie gesagt, simpel. Aber für den Schwertkämpfer spielte es eine mehr als große Rolle.

Er wusste, welche Zahl nach 6791 kam. Oder nach 6792. Oder nach 845258792.

Und eben diese Tatsache, zu wissen was bevorstand, was als nächstes kam, befriedigte ihn.

Die simple Gewissheit, dass es weiterging.

Und deshalb zählte er.
 

Zwar hatte er eine Hantel in der Hand, um seine Fassade vor den anderen aufrecht zu erhalten und die Situation glaubhaft erscheinen zu lassen, aber eigentlich diente das ‚Training’ nur noch zum Zählen.

Stundenlang könnte er auf dem modrigen Holzboden sitzen und sich mit Zahlen beschäftigen.

Manchmal überlegte er sich sogar, was wohl passieren würde, wenn er sein ganzes Leben damit verbringen würde, immer weiter zu zählen. Dann wäre es wahrscheinlich ein glückliches und befriedigendes Leben. Denn er würde immer weitermachen können und ein Ende wäre nie in Sicht. Er würde stets wissen, was als nächstes kam…
 

Wieder, wie so oft an diesem Tage entfuhr im ein kleines Lachen. Kein gewöhnliches Lachen. Nicht fröhlich oder humorvoll, nein…

Er lachte eher über diese Absurdität. Diesen einen Gedanken, der sein einziger Halt war.

Und er lachte über sich selbst. Höhnisch, vielleicht sogar ein bisschen verachtend.

Verachtend, weil er so schwach war. Verachtend, weil er plötzlich keinen Sinn mehr in seinem Leben sah. Verachtend, weil er sich Gedanken über Dinge machte, die ihn früher nie interessiert hätten. Ja, früher…
 

Wie gerne würde er die Zeit um zwei Wochen zurückdrehen. Wie gerne wäre er vor zwei Wochen nicht an Land der Thriller Bark gegangen, wenn er gewusst hätte, wie es weiterginge.

Denn dann würde er jetzt nicht hier sitzen und sich Gedanken über Zahlen machen, sondern genau wie früher schlafen, trainieren und sich mit Sanji streiten.

Aber dem war nun mal nicht so.
 

Hier saß er, an Deck der Sunny und stemmte die Hanteln als Vorwand für seine eigentlichen Gedanken.

Und in den letzten Tagen hatte er das Zählen einfach lieb gewonnen. Es war sein Unterschlupf, sein Zufluchtsort, das einzige was ihm noch Halt gab. In seinem realen Leben wusste er nämlich nicht, wie es weitergehen würde. Ob es überhaupt weitergehen würde.

Und das Gefühl der Ungewissheit, nicht zu wissen, was bevorstand, ließ ihn hilflos im seichten Wasser treiben, wie einen großen Walfisch. Genau deshalb ‚trainierte’ er. Weil er dieses Gefühl der Ungewissheit und Hilflosigkeit nicht ertragen konnte. Weil er es abgrundtief hasste.

Wieder erklang das höhnische und überhebliche Lachen in ihm.

Wie demütigend schwach er doch geworden war…
 

Nur in seinem Unterbewusstsein nahm er den besorgten und nachdenklichen Gesichtsausdruck seines Kapitäns wahr. Ungewöhnlicherweise saß dieser stundenlang an der Reling, wie Zorro es einst getan hatte, und wirkte so gedankenverloren und verletzbar, so wie nie zuvor. Zorro erkannte auch, dass er den Strohhut, seinen Schatz, nervös zwischen den Fingern kreisen ließ und ab und an einen Blick in seine Richtung warf. Schon häufig war ihm dieser Blick aufgefallen. Die Sorge, die sich darin widerspiegelte und die Wut darüber, dass sich der Grünhaarige nicht dazu erbarmte, die anderen, seine Freunde, an seinen Gedanken teilnehmen zu lassen. Zorro hasste diesen Blick. Nicht nur Ruffys Blick, nein, auch die Blicke der anderen, die ihn besorgt und verstohlen musterten. Jedes Mal zogen sich kalte Schauer über seinen Körper und ließen ihn erzittern. Er hasste dieses Gefühl und er wollte endlich, dass es aufhörte.
 

Keiner konnte sich vorstellen, mit was, gegen was er kämpfte.

Keiner konnte sich vorstellen wie schmerzhaft die Tage und wie fürchterlich die Nächte waren. Ja, die Nächte…

An ein sofortiges Einschlafen geschweige denn eine traumlose Nacht war gar nicht zu denken. Stundenlang zählte er die Maserungen der Holzdecke oder blinzelte einfach nur dem Mond entgegen. Wenn er dann endlich einschlief, dann dauerte es nicht lange und er saß wieder kerzengerade im Bett. Keuchend, bleich und schweißgebadet.

Die Alpträume die ihn einholten waren keine normalen Träume. Sie zeigten ihm die Vergangenheit. Grauenvoll, abscheulich und erbarmungslos.

Immer wieder sah er Bartholomäus Bär vor sich stehen. Immer wieder erlebte er den Schmerz, Ruffys Schmerzen aufs Neue. Immer wieder spürte er das dicke Blut, dass langsam seine Speiseröhre hoch kroch und sich in seinem Mund verteilte. Es klebte an seinen Zähnen, an seinem Gaumen, an seiner Zunge und rannte schließlich an seinen Mundwinkeln hinab. Jede Zelle seines Körpers schien schier zu verglühen, zu verbrennen unter den wahnsinnigen Schmerzen, denen er ausgesetzt war. Jede Faser schrie nach Erlösung, die ihr allerdings rigoros verwehrt wurde. Jeder Muskel zitterte aufgrund der wenig vorhandenen Kraft des Körpers. Jeder Hautpartikel wurde langsam aber sicher taub. Seine Lunge schien jeden Augenblick zu zerplatzen drohen und sein Herz raste und schien ebenso zerbärsten zu wollen wie der Rest seiner inneren Organe.

Kälte zog sich parasitenhaft über ihn und Dunkelheit pulsierte in seinen Venen.

Er stand so kurz davor, so kurz vor der Schwelle des Todes…
 

Aber er war hier. Auf der Sunny. Umgeben von Kälte und seinen Gedanken, die ihn in Dunkelheit hüllten. Und jede Nacht erlebte er es wieder. Das Grauen…

Wie gutmütig kam ihm der Tod im Gegensatz zu diesem Horror doch vor.

Denn nicht nur die Nächte hasste er aus tiefster Seele. Auch am Tage holten ihn die Erinnerungen ein. Auch am Tage passierte es häufig, dass er jegliche Tätigkeiten unterbrach, alles liegen und stehen ließ und so schnell es ging in das Krähennest stürzte, um sich der Attacke, dem ‚Anfall’, wie er es gerne selbst nannte, hinzugeben.
 

Natürlich wusste er, dass sein Verhalten auffällig war und dass die anderen wussten, dass nicht alles heile Welt war, aber er würde sich dennoch nicht der Demütigung hingeben und sie um ihre Hilfe bitten. Das war sein Brot. Das war seine Bürde, die er zu tragen hatte und mit der er alleine klar kommen musste. Außerdem konnte man ihm nicht helfen. Niemand konnte das. Es war schier aussichtslos.

Es gab kein Entkommen…
 

Ein Schrei riss ihn aus seinen trüben Gedanken.

„ZORRO!“

Die Stimme des Kochs wurde lauter und deutlicher. Sie klang herrisch, wie immer eben.

Sein rasselnder Atem machte den Eindruck, als wäre er stundenlang gerannt. Anscheinend schrie er schon länger, aber wen kümmerte es…

„Verdammt, rede mit uns. Wir wollen dir doch nur helfen! Was ist los mit dir?“

Die Stimme wurde ruhiger und verlor an herrischem Unterton. Sie wurde sanft und Besorgnis mischte sich bei.

Helfen. Wie töricht sich dieses Wort in Zorros Kopf anhörte. Sie konnten nicht helfen. Sie sollten nicht wissen, was los war! Sie sollten ihn doch nur in Ruhe lassen…
 

Je länger er sich Sanjis Worte durch den Kopf gehen ließ, umso unruhiger wurde er.

Die Zahlen in seinem Kopf verblassten langsam und waren urplötzlich wie weggeblasen. Und von einer Sekunde auf die andere konnte er sich nicht mehr an die letzte Ziffer erinnern. Damit war die Kette abgerissen. Er wusste also nicht mehr, was als nächstes kam und wie es weitergehen würde. Seine Zahlenwelt, in die er sich zurückgezogen hatte brach krachend zusammen und hinterließ ein dunkles, klaffendes Loch in seinem Hinterkopf. Somit ergriff auch wieder die Ungewissheit Besitz von ihm.

Und mit ihr die Panik.
 

Schweißperlen bildeten sich sichtbar auf seiner Stirn, in seinem Nacken, auf seiner Brust, überall! Und die Panik wuchs und wuchs und wuchs, als würde sie sich von den Schweißtropfen ernähren. Übelkeit stieg ihm auf. Das Gefühl war wieder da! Das Blut in seiner Speiseröhre und in seinem Rachen. Der Geschmack; der Geschmack von Tod, Schmerz und bitterem Blut lag ihm auf der Zunge und ließ ihn aufkeuchen. Seine Muskeln verhärteten sich, verspannten sich, zogen sich zusammen, sodass er langsam aber sicher die Kontrolle über seinen Körper und Verstand verlor.

Die Kontrolle, die er eigentlich schon lange über sich verloren hatte…
 

Seine Fingerspitzen wurden kalt und taub und seine Augen weiteten sich. Mit ihnen die Pupillen. Er sah in Sanjis entsetztes Gesicht, wusste, dass er nur helfen wollte, aber sein Körper ließ es nicht zu. Die Augen quollen ihm hervor und rollten sich letztendlich nach innen, bis seine Wahrnehmung dunkel, gar schwarz wurde. Ein fürchterliches Schwindelgefühl brachte ihn ins Wanken, sodass er die Hände links und rechts auf dem Boden abstützte, um das Gleichgewicht zu halten. Er ballte die kreideweißen Hände mühsam zu Fäusten, so fest, dass die Knöchel, sowie etliche Venen sichtbar hervortraten.
 

Der Rest der Crew beobachtete die Szene entsetzt und doch nicht überrascht. Denn sie alle kannten diese Situation.

Nami, die nicht weit weg von den beiden in einem Sonnenstuhl gesessen und in Gedanken versunken auf das Meer hinausgeblickt hatte, stand mühsam und träge auf und ging ein paar Schritte auf die beiden zu.

Sie hatte nur wage realisiert, wie die Hanteln in Zeitlupe aus Zorros Hand und zu Boden geglitten waren, dort tiefe Dellen hinterlassen haben. Wieso fiel das Gewicht nur so langsam? Wieso realisierte sie es so träge? Weil sie bereits wusste, wie das Ganze ausgehen würde? Weil sie es nicht mehr realisieren wollte?

Sie wusste es nicht. Wie so vieles, das sie nicht wusste.

Ausgelaugt, erschöpft und müde schloss sie die Augen.

Sie brauchte sie nicht zu öffnen, um zu wissen, was passieren würde. Ihre Gedanken spulten zurück und wie auf Knopfdruck lief ein Film in ihrem Kopf ab. Sanjis Hand näherte sich Zorros Schulter. Zu hektisch, zu gefährlich in Zorros Augen. Abwehrend zog er die Schultern ein Stückchen höher, als sie ohnehin schon waren, während ihn wieder dieses Zittern einholte.

Die Hand kam ihm immer näher, zu nahe! Eine ‚einfache’ Abwehrreaktion reichte nicht mehr aus. Zorros Körper handelte von selbst, indem er sich schlicht und ergreifend gegen den drohenden Fremdkörper wehrte.
 

Und plötzlich ging alles wieder enorm schnell. Binnen weniger Millisekunden stand Zorro auf den Beinen und Sanji flog in hohem Bogen gegen die Reling und brach dort bewusstlos zusammen. Nami sah es vor ihren geschlossenen Augen, weil sie die Szene kannte. So hatten die Annäherungsversuche meistens geendet. Begleitet wurden die Bilder im Kopf von den Geräuschen, die sich jedes Mal vor ihr abspielten. Das Keuchen seitens Zorros, der Krach der Hanteln, Sanjis überraschtes Quieken, der dumpfe Schlag in dessen Magengegend durch Zorros Faust, das darauf folgende hektische Getrampel an Deck. Denn jedes Mal verzog er sich schnellen Laufschrittes in das Krähennest, um sich zu isolieren.

Doch einmal gelang es Nami zu sehen, was passierte. Einmal schaffte er es nicht bis in seinen Trainingsraum und brach an Deck zusammen. Wenn sie sich nicht um ihre Orangen gekümmert hätte und stattdessen mit den anderen in die Stadt gegangen wäre, dann hätte sie diesen schrecklichen Anblick nie zu Gesicht bekommen. Er wäre verborgen, ihr erspart geblieben. Aber so wusste sie wenigstens Bescheid, auch wenn sie jede Nacht davon träumte.

Keuchend krachte er an diesem Tage auf den Holzboden und schrie laut und schmerzerfüllt auf. Es schüttelte ihn von oben bis unten, seine Haut färbte sich aschgrau und er begann zu schwitzen. Er litt so sehr, bis ihn die Übelkeit übermahnte, er sich keuchend über die Reling beugte und sich ins Meer erbrach.

Es musste ungeheuer schrecklich sein. Denn niemand, nichts und niemand hatte es bisher geschafft, ihn in die Knie zu zwingen. Mit Ausnahme von Falkenauge vielleicht.

Es war absurd, dass ausgerechnet er so hilflos und mitgenommen schien…
 

Als sie eine Hand an ihrer Schulter spürte, öffnete sie träge und mühsam ihre Augen und drehte sich um. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, wie sich Robin und Chopper um den verletzten Sanji kümmerten, während der Rest der Crew kopfschütteln von dannen ging. Schweren Herzens blickte sie hoch in Ruffys Gesicht. Seinen Strohhut hatte er bis über die Nase gezogen, um seine Augen zu verbergen. Vergeblich versuchte er die Schluchzer zu unterdrücken, die seinen Körper erschüttern ließen. Aber Nami wusste längst, dass seine Wangen mit Tränen überzogen waren; dass er weinte…

„Versprich mir, dass du ihn da rausholst, Nami. Wir haben bereits alles versucht. Du bist unsere, seine letzte Hoffnung.“

Wie gerne würde sie ihren Kapitän in die Arme schließen und mit ihm weinen. Aber das hatte sie schon lange und oft genug getan. Es kam ihr so vor, als gäbe es keine Tränen mehr, die sie noch für Zorro vergießen konnte. Denn Tränen brachten sie nicht weiter. Genauso wenig brachte sie das Schweigen weiter. Oder der Versuch, ihn zu verstehen. Es gab nur noch einen Ausweg: Sie brauchte sein Vertrauen. Sie musste einen Zugang zu ihm finden.

Und das würde sie versuchen. Koste es, was es wolle…
 

Ruffys Hand verschwand von ihrer Schulter in seine Hosentasche und mit gesenktem Haupt kehrte er ihr den Rücken zu. Bevor die Tür zur Jungenkajüte hinter ihm ins Schloss fiel vernahm Nami den herrischen Ton, den sie nicht oft bei ihm hörte. Eine Gänsehaut machte sich bei diesen ungewohnten Worten auf ihrem Körper breit.
 

„Das war ein Befehl!“
 


 

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

sooo, erstes Kapitel geschafft :)

hoffe, es hat euch annähernd gefallen^^

Vorschau fürs nächste Kapitel: Nami schmiedet erste Pläne für ihr Vorgehen.

-wird eher ein Brückenkapitel ;)
 

lg

missfortheworld

Außergewöhnlich ungewöhnlich

Mitternacht war schon längst verstrichen, doch noch immer brannte spärliches Licht in der Küche der Thousand Sunny. Zum Abendessen war die Küche an diesem Tag überraschenderweise lebhaft gefüllt gewesen. Zwar nicht mehr so lebhaft gefüllt wie früher, aber immerhin…gefüllt.
 

Obwohl lebhaft sowieso der falsche Ausdruck war. Lebendig gefüllt traf es besser, denn so lebhaft waren besorgte Blicke, traurige Mienen und das grauenvolle Schweigen nun auch wieder nicht…

Keiner sprach auch nur ein Wort und die dadurch aufkommende Stille schien den Raum schier zu verschlingen. Aber wenigstens waren seit langer Zeit wieder ‚alle’ Crewmitglieder zum Essen erschienen, was Nami innerlich schon ein wenig erfreute.

Auch wenn er, die entscheidende Person, fehlte.
 

Er war nicht zu ihnen gekommen. Wie auch zum Mittagessen und zum Frühstück. Wie auch gestern und vorgestern.

Er war einfach nie gekommen. Nur kurz erschien er meist in der Tür, schnappte sich irgendetwas, das annähernd nach etwas Essbarem aussah und verschwand auch nur ohne jegliche Reaktion…
 

Nami hatte während dem Abendessen verkündet, dass sie noch etwas auszuarbeiten hätte. Später. Alleine. Keiner stellte Fragen. Keinen schien es zu interessieren…

Nachdem alle der Navigatorin eine gute Nacht gewünscht oder eher zugemurmelt hatten und letztendlich auch Sanji den Raum nach getaner Arbeit verlassen hatte, machte sich Nami an das Werk. Minuten verstrichen. Viele Minuten…
 

Seit Stunden, so wie es ihr vorkam saß sie vor einem unbeschriebenen Blatt Papier und stierte ins Leere. Etliche zerknüllte Blätter hatten sich bereits quer über den Tisch, die Stühle und den Boden ausgebreitet und noch immer hatte sie nichts Brauchbares vorzuweisen. Eigentlich hatte sie gedacht, es sei kinderleicht einen Verhaltensplan aufzustellen. Ja, ein Verhaltensplan für ihren Vorgang gegenüber Zorro.

Eine Art Schlachtplan. Denn sie würde seine Depressionen bekämpfen!

Aber so sehr sie sich auch anstrengte und so sehr sie auch überlegte, es gelang ihr schlicht und ergreifend kein Ansatz.
 

Und wenn sie auch die nächsten Stunden damit verbringen würde, das Ende ihres Bleistifts abzunagen, dann hätte sie sowieso bald keinen Schreiber mehr...
 

Gedankenversunken ließ sie ihren Blick durch die Fensterscheibe der Küche wandern. Das sonst so glitzernd schimmernde Wasser des Meeres hatte sich leicht trüb verfärbt und wurde nun von undurchdringbarem Nebel zugedeckt, während der Mond verzweifelt versuchte, einen Schlupfwinkel durch diesen zu finden.

Völlige Dunkelheit herrschte demnach über der Thousand Sunny, die mit friedlicher Absicht auf dem Meer dahinschipperte.

Wie ein Geisterschiff schien sie im Nebel zu schweben und schon fast anmutig bahnte sich die Gallionsfigur, der Kopf eines Löwen, seinen Weg durch die weiß-graue Masse, die sich zunehmend verdichtete und jegliche Hoffnung auf einen kleinen Stern am Himmel vernichtete.

Es war fast so, als würde die Welt da draußen in Namis Kopf sehen können…
 

Als sie weit entfernt einen Schrei vernahm, richtete sie ihren Blick seufzend in Richtung Krähennest, wo er schlief. Zum einen, weil er dort alleine war, wenn ihn wieder einmal ein ‚Anfall’ übermahnte und zum anderen, weil er, so absurd es sich auch anhörte, Angst bei seinen Freunden hatte.

Nami wusste von den Alpträumen, die ihn jede Nacht heimsuchten, quälten und folterten.

Aber im Moment konnte sie nichts, noch nichts dagegen tun…
 

Als Sanji in aller Herrgottsfrühe die Küche betrat erschrak er sichtlich, als er Nami noch immer hellwach am Küchentisch sitzen sah. Besorgt musterte er ihr äußeres Erscheinungsbild. Tiefe dunkle Schatten unter ihren glasigen Augen zeichneten sich von der sonst so hellen Haut deutlich ab. Ihre Haare lagen flach, aber wild durcheinander auf ihrem Kopf und anscheinend hatte sie viel auf ihren Nägeln und Lippen herumgekaut…

Doch als er sie darauf ansprechen wollte, winkte sie mit einer Handbewegung ab und schüttelte den Kopf, was hieß, dass er sich keine Sorgen machen sollte.

Betrübt griff er im Kühlschrank nach ein paar Zutaten für das Frühstück und machte sich an die Arbeit. In Windeseile hatte er für Nami Kaffee gekocht, den sie nach der langen Nacht dankend annahm.
 

Niedergeschlagen betraten Franky und Lysop den Raum. Schweigend.

Schweigen war zum Normalzustand geworden. Verständigung lief nur noch über Achselzucken, Nicken und Kopfschütteln…

Robin folgte den beiden Männern und schenkte Nami wenige Zeit später ein kleines Lächeln, das sie womöglich aufmuntern sollte.

Ja, Aufmunterung wäre gut, denn die Stimmung an Deck der Sunny war mittlerweile komplett auf dem Nullpunkt angelangt.
 

Chopper tippelte entkräftet zur Tür herein, kletterte ohne Scheu auf Namis Schoß und schmiegte sich an die Navigatorin, suchte Halt, wie so oft in den letzten Tagen. Automatisch schlang sie die Arme um den kleinen zerbrechlichen Körper und drückte ihn fester an sich.

Sie wusste, dass er Nacht für Nacht weinte, wenn er seinen Freund schreien hörte. Sie wusste auch, dass er sich Vorwürfe für dessen Zustand machte, was völliger Blödsinn war. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie oft der Schiffsarzt den Kontakt zu dem Grünhaarigen gesucht hatte.

In der Vergangenheit hatte sie den Kleinen oft schlafend in Zorros Armen gesehen. Oder sie hörte die beiden zusammen an Deck herumscherzen. Ja, das waren noch glückliche Zeiten…

Es war also auch mehr als nur verständlich, dass Chopper durch die derzeitige Situation sehr arg mitgenommen wurde. Er vermisste seinen Freund unendlich…
 

Brook saß missmutig in der Ecke und nippte ab und zu an seinem Tee. Das Violinespielen hatte er eingestellt. Zu traurig und schaurig klangen die Töne des Instruments in den Köpfen der Strohhüte. Selbst fröhliche Lieder erzeugten Melancholie und depressive Stimmung.

Ruffy schlenderte seufzend durch den Türrahmen und ließ sich kraftlos auf einem der Stühle nieder. Es war ungewöhnlich, den Kapitän der Strohhüte so anzutreffen. Schweigen, kein Appetit, keine gute Laune. Ungewöhnlich.

Das Schweigen wurde zunehmend erdrückender. Von Tag zu Tag. Von Stunde zu Stunde. Es reichte nun endgültig!
 

„Leute, so geht das nicht weiter!“

Namis Stimme klang zu ihrer eigenen Überraschung relativ fest und selbstsicher. Sie hätte sie brüchiger, rauer und zittriger erwartet, da es ihr so vorkam als hätte sie seit Jahren nicht mehr laut gesprochen. Zwar schien es, als würde ihr keiner jegliche Beachtung schenken, da keiner sprach, geschweige denn auch nur den Kopf hob, doch sie wusste, dass jeder konzentriert und aufmerksam ihrer Stimme lauschte.

„Ich werde versuchen, langsam an ihn heranzukommen. Haltet euch bedeckt, reagiert nicht hektisch oder panisch in seiner Gegenwart, sondern bleibt ruhig und lasst mich einfach mal machen. Wir holen ihn da raus! Wir werden ihn nicht im Stich lassen! Denn wir sind und bleiben seine Freunde!“

Es sollte eigentlich keine aufmunternde Rede sein, aber irgendwie war es das trotzdem für jeden Einzelnen. Chopper perlten sogar kleine Tränchen aus seinen großen süßen Augen, sodass ihn Nami noch einmal enger an sich drückte.

Ruffy nickte verbissen und selbst auf Sanjis Gesicht hatte sich ein kleines Lächeln bei ihren Worten gebildet.
 

Im nächsten Moment verblasste die aufgekommene Stimmung wieder und Spannung zog sich wie ein dunkler Schatten durch den Raum, als Zorro im Türrahmen erschien.

Sofort kehrte wieder erschütterndes Schweigen ein. Und Zorro wusste, dass sie über ihn geredet hatten. Doch es kümmerte ihn nicht. Sollten sie doch über ihn reden so lange sie lustig waren und so viel sie wollten. Hauptsache, sie redeten nicht mit ihm!

Erschlagen von der letzten Nacht schlurfte er an die Küchentheke, schnappte sie einen halben Laib Brot und war schon in Begriff, den Raum wieder zu verlassen, doch Nami hatte anscheinend andere Pläne.

Sie hatte sich in den frühen Morgenstunden, als die Sonne allmählich durch das Fenster blinzelte, dazu entschieden, spontan an die Sache heranzugehen. Keine Pläne, sondern improvisieren! Und hier und jetzt bat sich die erste Gelegenheit…
 

„Gibst du mir eine kleine Scheibe davon ab, Zorro?“, fragte sie naiv, mit süßer und selbstbewusster Stimme, als wäre es das Normalste der Welt, den zu Tode gepeinigten Lorenor Zorro, der sie jede Sekunde mit nur einem seiner Schwerter vierteilen konnte, um eine Scheibe Brot zu bitten.

Ruckartig machte Zorro Halt. Sein Körper schien alles Leben im Raum in sich aufzusaugen. Seine düstere Aura erfüllte jeden Winkel der Küche und sorgte dafür, dass sich einige Nackenhaare erbost aufrichteten. Manche hielten gar die Luft an.

Seine pechschwarzen Augen warfen ihr noch einen vernichtenden Blick zu, ehe er das Brotstück mit aller Wucht vor ihr auf den Tisch warf und nach draußen stürmte. Bestürzt öffneten einige Crewmitglieder ihren Mund, verstummten aber sogleich bei Namis mahnendem Blick. Ruhig schnitt sie sich eine Scheibe ab, erhob sich und folgte ihm.
 

Hektisch wandte er sich um und beobachtete jede einzelne ihrer Bewegungen. Wie sie immer näher und näher kam. Und ohne es überhaupt bemerkt zu haben stieß er plötzlich mit dem Rücken gegen die Reling. Wann war er vor ihr zurückgewichen? Das altbekannte Zittern holte ihn ein. Panik mischte sich bei. Angst kroch schattenartig über seine Haut.

Als sie allerdings gut zwei Meter vor ihm Halt machte und ihm nur sein Brotstück vor die Nase hielt, klappte sein Mund überrascht auf. Zögernd wagte er einen Schritt nach vorne und griff überhastet und sie dabei fixierend nach dem Brot. Was…ging denn bitte hier ab?

„Ich wollte doch nur eine Scheibe, Zorro…“

Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihm die Worte nur ganz leise entgegenhauchte, während ihre Haare leicht im Wind hin und herwiegten.

Irgendwie…okay.
 

Doch urplötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer panisch erfüllten Grimasse. Ihr Blick wanderte in den Himmel und entsetzt weiteten sich ihre Augen. Die Temperatur schwankte. Der Luftdruck wurde niedriger. Ihre empfindliche Nase sagte ihr, dass es hier jeden Moment drunter und drüber gehen würde.

Zorro legte den Kopf fragend schief und bemerkte, wie ihre Lippen still das Wort ‚verdammt’ formten. Panisch krallte sie sich an den nahe gelegenen Masten und schrie.

„ZORRO, HALT DICH FEST!“
 

Er wusste nicht warum und wieso, aber aus einem unerfindlichen Grund gehorchte er. Vielleicht war es der tief in seinem Inneren versteckte Instinkt, der ihn dazu verleitete, ihren Worten automatisch und reaktionsschnell Folge zu leisten. Seine Finger umschlangen fest das Holz der Reling und im nächsten Moment schien die Welt still zu stehen.

Stille. Kein einziges Geräusch. Windstille. Keine einzige Brise…

Verwunderlich. Ungewöhnlich. Unnormal. Das große Luftholen vor dem Sprung…

Und dann ging es los.

Rasant schnell fegte eine gewaltige Orkanböe über das Schiff hinweg und riss alles mit sich, was nicht niet und nagelfest war. Das Schiff begann gefährlich zu schaukeln und etliche Fässer und andere lose Gegenstände rollten über das Deck.
 

Aus den Augenwinkeln konnte Nami erkennen, wie sich Zorro krampfhaft an die Reling klammerte und auch sie hatte arg gegen die starken Windmassen zu. Im Hintergrund konnte sie Sanji nach ihr rufen hören, der ihr wahrscheinlich nur zu gerne zu Hilfe eilen würde, wenn er sich nicht selbst in der gleichen Lage befände.

Und so schnell die Böe gekommen war, so schnell verzog sie sich auch wieder. Hier auf dem Meer passierte so etwas häufig und das Schiff hatte schon weitaus schlimmere Böen hinter sich.
 

Zitternd glitt Namis Blick zu Zorro, der sich ebenso zitternd von der Reling löste und hektisch den Kopf zu ihr umwandte. Für einen kurzen Moment hatte man das Gefühl, einen Anflug von Erleichterung in seinen Augen zu erkennen. Wieso war er bei ihrem Anblick erleichtert?

Verwirrt erwiderte die Orangehaarige den seltsamen Blick. Doch als sich die Miene des Grünhaarigen einen Augenblick später verhärtete, nein, vielmehr emotionslos wurde, drehte die Navigatorin auf dem Absatz um und verschwand entkräftet in der Küche, wo die anderen bereits begonnen hatten, den Raum nach dem heftigen Geschaukel wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen.
 

Sofort schien Zorros Kopf an rätselhaften Fragen überzuquellen.

Wieso und seit wann war sie so nett? Die Geschichte mit dem Brot war ja wohl mehr als nur extrem seltsam. Sie war doch sonst auch so geizig…

Wieso verdammt hatte er instinktiv auf ihren Ausruf reagiert? Sonst hörte er auch nicht auf sie! Andererseits wusste er in letzter Zeit seinen Körper sowieso nicht zu kontrollieren…

Wieso um alles in der Welt hatte er für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt, dass er innerlich komplett zerbrechen würde, wenn ihr irgendetwas passiert worden wäre?

Die Antworten blieb er sich schuldig. Und anstatt den gewohnten Weg in seinen Zufluchtsort, sprich Krähennest anzutreten, schritt er zögernd auf die massive Küchentür zu. Nami würde wohl kaum von ihm erwarten, dass er sich nun an ihren Hals werfen und ihr von tiefstem Herzen für die Rettung danken würde. Nein, es dürfte ausreichen, wenn er sich dazu überwinden konnte, gemeinsam mit ihnen zu frühstücken…

Ein zweimal schluckte er, um seinen trockenen Hals zu befeuchten und betrat dann mühsam und mit pochendem Herzen die Küche, wo er sich auf seinem üblichen Stuhl niederließ.

Verdutzt wurde er von seinen Freunden fixiert, was ihm wirklich mehr als unangenehm war, doch schließlich kehrte wieder Ruhe ein und alle genossen Sanjis hervorragende Küche. In Namis Körper breitete sich ein kleines Glückgefühl aus, denn es war das erste Mal, seit der Thriller Bark, dass der Schwertkämpfer mit ihnen allen an einem Tisch saß.
 

„Sanji? Mach mir noch ne Portion!“

Es war seither das erste Mal, dass der Kapitän der Bande einen Nachschlag forderte.
 

„Ich hätte euch natürlich alle im Falle, dass wir kentern, aus dem tosenden Meer gerettet.“

Es war seither das erste Mal, dass Lysop ihnen eine Heldengeschichte aufband.
 

Und zum allerersten Mal war die Küche nicht mehr ganz so kalt, wie sie in den letzten Tagen erschienen war!
 

Ganz leicht und ohne, dass irgendwer etwas davon bemerkte, zogen sich Namis Mundwinkel nach oben, während sie in Gedanken versunken an ihrem Orangensaft nippte und dabei die Augen schloss. Das beste Frühstück seit langem!

Auch wenn er zögerlich und scheu wie ein Reh auf seinem Essen herumkaute.

Auch wenn er skeptisch die Bewegungen der anderen beäugte und er nicht all zu lange am Tisch verweilte, sondern nur kurz seinem Hungergefühl nachgab.

Auch wenn er den restlichen Tag wieder zurückgezogen im Krähennest verbrachte und den ganzen Tag mit Schweigen und ‚Training’ überbrückte.

Es war trotzdem das beste Frühstück seit langem.

Und als er zum Abendessen ebenso in der Küche erschien und nicht wieder die Gesellschaft mied, hob sich Namis Laune noch ein Stückchen mehr.

Irgendwie wirkten alle Strohhüte gelöster und befreiter, denn man konnte erkennen, dass sich etwas verändert hatte. Im positiven Sinne!
 

Auch Sanji schien die Veränderung aufgefallen zu sein und ließ es sich daher nicht nehmen, wieder zum Normalzustand überzugehen. Kein Schonen war mehr angesagt…

Trotzdem bemerkte Nami, dass seine Stimme nicht wie sonst herrisch und provozierend, sondern leise und ruhig erklang, als hätte er Angst, dass sich jedes Wort wie ein Messer in Zorros Brust bohren könnte.

Und am Ende war es sogar das erste Mal, das der Koch seinen Lieblingsspitznamen für den grünhaarigen Schwertkämpfer verwendete:
 

Marimo, du bist heute mit dem Abwasch dran.“
 


 


 

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Wichtig:

Nein, Zorro ist nicht schon wieder der Alte ;) den lass ich schon noch leiden…

Vorschau für das nächste Kapitel: Kann sich Zorro beim Abwasch unter Kontrolle halten?
 

Maaaan…das Kapitel hat mich echt Nerven gekostet -.-

Das ging so zähflüssig und ich glaub, dass ich es mindestens fünf Mal umgeschrieben hab o.Ô

Ich mag es überhaupt nicht, aber es soll sowieso nur eine Art Brückenkapitel sein…

Akuter Geräuschfilter

Abwasch...

Wie er diese Tätigkeit doch hasste! Er hasste es, die ekligen Essenreste von den Tellern zu kratzen. Er hasste es, seine Hände in die dreckige Abwaschbrühe zu tunken. Und er hasste es abgrundtief, wenn der große Berg an Geschirr einfach nicht an Größe zu verlieren schien.

Gerade kam der blonde Koch mit einem neuen Stapel an Töpfen und Tellern an und stellte sie mit einer genüsslichen Miene à la ‚es-macht-mir-unglaublich-spaß-dir-beim-putzen-zuzusehen’ zu dem übergroßen Haufen.

Wie gerne würde er dem blonden Koch vor die Füße spucken und ihm sagen, dass er die Drecksarbeit doch selber machen sollte. Aber Zorro musste sich fügen. Schließlich war er Teil des Schiffs und Teil der Crew. Und heute war eben er mit dem Abwasch an der Reihe…
 

Langsam und widerwillig machte er sich daran, den restlichen Tisch abzuräumen. Den Raum blendete er aus. Seine Freunde blendete er aus. Deren Tätigkeiten und Unterhaltungen blendete er aus.

In einem dunklen Tunnel gefangen ließ er die Zeit verstreichen, wusch den riesigen Berg an Geschirr und trocknete ab. Dass sich seine Freunde nach und nach von ihm verabschiedeten, um die Ruhe der Nacht in ihren weichen Betten zu genießen, interessierte ihn nicht. Ohne den Mund auch nur zu öffnen, starrte er in die dreckige Brühe der Küchenspüle und fuhr missgelaunt mit seiner Arbeit fort.
 

Als er endlich glaubte, alleine zu sein und dann doch hinter sich die Tür aufgehen hörte, zuckte er schreckhaft zusammen. Hereinspaziert kam Nami, die sich zurück an den Tisch setzte und ein paar Karten vor sich ausbreitete, auf denen sie einige Abmessungen durchführte und sich gelegentlich Notizen an den Rand kritzelte.
 

Provokativ.

Das Wort schoss ihm augenblicklich in den Kopf, als er sie dort sitzen sah.

Provokativ arbeitete sie hier an ihren Karten. Provokativ kratzte sie mit ihrer Schreibfeder über den hölzernen Esstisch. Und provokativ tat sie nun so, als würde sie keine Notiz von ihm nehmen!

Dabei spürte er es förmlich, wie ihr Blick an ihm heftete, wenn er ihr den Rücken zukehrte. Wie sie ihn fixierte, durchbohrte, musterte. Und wieder ergriff diese Wut von ihm Besitz. Die Wut darüber, dass sie sich Sorgen machte.

Hatte sie nichts Besseres zu tun?

Es konnte ihr, vor allem ihr doch egal sein, was mit ihm los war!

Sie würde nie verstehen, wie es ihm ging und was er durchmachte!

Sie konnte es ja nicht verstehen.

Sie sollte es auch nicht verstehen.
 

Aber genau das akzeptierte sie und das bewunderte er. Anstatt ihn den ganzen Tag mit ‚Zorro, alles klar?’ und ‚wie können wir dir helfen?’ Sprüchen zu verdreschen, akzeptierte sie sein Schweigen. Manchmal stieg sogar das Gefühl in ihm auf, dass sie ihn durchschaut hatte. Je stärker er schwieg, umso mehr schien sie zu wissen.

Fakt war, dass ihr Verhalten das mit Abstand Akzeptabelste auf dem Schiff war.

Auch wenn ihre Blicke die Hölle waren…
 

Und Nami wusste, dass er ihre Blicke spüren konnte. Es war schon immer eine besondere Gabe von ihm gewesen, zu fühlen, wie sich die Augen anderer Leute an ihn hefteten. Aber was konnte er schon dagegen tun?

Sie tat ja nichts Verbotenes. Und sie musste sich eingestehen, dass nicht nur Besorgnis in ihrem Blick mitschwang…

Sie liebte es, in seiner Nähe zu sein. Ja, der leisen Melodie seiner Ohrringe zu lauschen, während er sich bewegte und seine regelmäßigen Atemzüge genauestens zu verfolgen, genau das liebte sie. Auch jetzt konnte sie die Melodie hören. Ganz leise und besinnlich.
 

Seufzend senkte sie ihren Blick wieder und konzentrierte sich auf ihre Karte.

Konzentriert berechnete sie einige Wegstrecken und markierte die Strömungen des Windes und des Wassers, kennzeichnete einige Felsenriffe und trug die Koordinaten der Inseln ein.

Auch wenn sie sehr vertieft in ihre Arbeit war, fiel ihr dennoch die plötzliche Veränderung auf, die sich in der Küche breit machte. Verdutzt horchte sie auf.
 

Das Klimpern seiner Ohrringe wurde deutlicher. Die Wassertropfen der Küchenspüle landeten laut platschend auf der Anrichte, auf dem Boden und auf den umliegenden Töpfen und Platten. Das Geschirr landete unsacht auf dem Spülenboden.

Gabeln, Messer und Löffeln schienen miteinander zu kämpfen und trafen grob aufeinander wie Waffen im Krieg.

Die Gläser stießen einen schrillen und spitzen Protestschrei aus, als sie kompromisslos gegeneinander prallten.

Töpfe gaben derartig dumpfe Töne von sich, als würde man auf sie einschlagen.

Pfannen knallten gegen andere Küchenutensilien.

Teller für Teller landete klirrend auf der Küchenanrichte. Brüsk, brutal, beinahe bestialisch.
 

Dazu kam ein Rasseln.

Ein rasselndes Geräusch, das alle anderen Geräusche übertrumpfte. Ein Geräusch, das das Blut in Namis Adern gefrieren ließ.

Eine Sturmflut an Grauen stürzte auf sie zu, bis die große Welle mit dem unangenehmen Gefühl über ihr brach und ihr die Luft aus den Lungen presste. Ein Kälteschauer zog über sie hinweg und sorgte dafür, dass sich jedes noch so kleine Härchen auf ihrer zarten Haut aufstellte.

Beklommen hob sie den Kopf, in der Hoffnung, dass sie sich irrte.
 

Aber kein Zweifel.

Dieses Geräusch konnte man nicht verwechseln. Sie konnte es nicht verwechseln.

Es war die Melodie die sie normalerweise lächeln ließ. Der Rhythmus, dem sie sich anpasste.

Der Takt, der eine beruhigende Wirkung auf sie hatte.

Sein Atem.

Normalerweise ruhig, ausgeglichen, unbekümmert.

Jetzt Synonym für Horror, Abscheu, Furcht.
 

Sein Körper zitterte, erschauderte, bebte.

Hektisch versuchte er, das Geschirr ruhig und gleichmäßig zu waschen und abzutrocknen.

Doch stattdessen wirkten seine Bewegungen eckig, unökonomisch, verkrampft. Es sah eher danach aus, als würde er die Gegenstände in die Spüle und danach auf den Stapel werfen.

Schon beinahe aggressiv schleuderte er das getrocknete Geschirr in die Anrichte.

Und Zorro wusste, dass seine Versuche vergeblich waren. Die Ausgeglichenheit, die Ruhe, die Gleichmäßigkeit war verloren. Und egal, wie sehr er für die sofortige Zurückgewinnung kämpfte, egal, wie viel Kraft er dafür aufwendete und egal, wie stark er sich darauf konzentrierte – er wusste, dass er es nicht verhindern konnte, dass diese verhassten Gefühle wieder in ihm hochkamen.

Wieder einmal war ihm unbewusst die Kontrolle entglitten.
 

Panisch versuchte er, seine Arbeit so schnell es ginge, zu beenden, um sich im Krähennest einem erneuten Anfall hinzugeben. Aber sein Atem wurde immer schneller. Das Rasseln wurde zum Keuchen. Das Zittern zu heftigem Schütteln.

Unbewusst geriet er ins Taumeln und ließ den Teller aus seiner Hand in die Spüle gleiten.

Krampfhaft klammerte er sich an die Arbeitsplatte, bis seine Knöchel weiß wurden und die Venen dunkel hervortraten. Nicht schon wieder. Nicht jetzt. Nicht vor ihr!

Er schluckte schwer, um seinen trockenen Hals zu befeuchten.

Unwillkürlich hob er den Blick und sah durch das Fenster in den dunklen Nachthimmel. Die Dunkelheit, die er sonst so geliebt hatte, weil sie ihn verstecken und tarnen konnte.

Jetzt, da sie Besitz von ihm ergriffen hatte, verabscheute er sie. Er sah die düsteren Nebelwolken, die den Mond verschleierten und die verblassten Sterne.

Doch das war nicht das einzige, was er sah…

Das spärliche Licht der Küche machte die Fensterscheibe vor dem dunklen Hintergrund zu einer Art Spiegel. Und anstatt seines eigenen Spiegelbildes erkannte er ihn.

Den Grund für seinen Zustand.

Bartholomäus Bär.

Wie er die schmerzgeladene Blase langsam zum Vorschein kommen ließ. Wie sie langsam auf Zorros Brustkorb zuschwebte…
 

Seine Augen tränten, so ruckartig und weit hatte er sie aufgerissen.

Panisch schnappte er nach Luft, wie ein gestrandeter Fisch.

Ein erneutes Schwindelgefühl packte ihn, sodass er zur Seite stolperte und versuchte, sich an irgendetwas festzuhalten. Aber suchte vergeblich nach Halt. Keuchend landete er schließlich am Boden; mit ihm einer der Teller, den er mitgerissen hatte. Wie in Zeitlupe schien dieser zu fallen.

Am Ende schlug er mit einem dumpfen Geräusch am Boden auf und zerbärste in hunderte und aberhunderte Einzelteile.
 

Schock.
 

Ein Teil in Zorro registrierte, dass sich Nami von ihrem Platz erhoben, aber nicht von dort wegbewegt hatte. Er registrierte ihr angsterfülltes Gesicht, ihre zierliche Statur, ihre Hilflosigkeit – aber das interessierte ihn vorerst gar nicht. Erst musste er sich vergewissern, ob…

Blitzschnell erhob er sich und wagte einen erneuten Blick in das Fenster.

Nichts. Kein Bartholomäus Bär. Nur sein eigenes Spiegelbild. Sein panisches Gesicht, mit Schweiß überzogen. Nur Einbildung.

Geistig abwesend richtete er seinen Blick auf den Boden und fluchte über seine Dummheit.

Er bückte sich und griff in die Scherben.

Unklug, zittrig, naiv.
 

Bis Blut floss und er ruckartig seine Hand zurückzog.

Er sah die rote, warme Flüssigkeit in seiner Handfläche. Die Flüssigkeit, mit der sein ganzer Körper auf der Thriller Bark getränkt war. Die Flüssigkeit, die er immer noch in seinem Rachen schmecken konnte – und fiel erneut zu Boden.

Als sich die kurzzeitige Schwärze vor seinen Augen auflöste, erkannte er die Umrisse der Navigatorin, die sich anscheinend näherte.

Instinktiv rückte er nach hinten und prallte mit dem Rücken gegen die Küchenanrichte.

Wieder erfüllte ihn die Panik. Sein zwischenzeitlich abgeflachter Atem nahm wieder an Geschwindigkeit zu, ebenso sein Herzschlag, ebenso das Zittern.
 

Sie sollte sich fernhalten. Sie musste wegbleiben. Sie durfte ihm nicht zu nahe kommen.

Aber sie blieb nicht stehen. Schnurstracks marschierte sie auf ihn zu.

Ein Schauer kroch langsam und quälend über seinen Körper.

Ekel durchflutete ihn plötzlich, sodass eine verheerende Übelkeit von ihm Besitz ergriff.

Er flehte innerlich, dass Nami Halt machte. Aber sie tat es einfach nicht.

Nach einer gefühlten qualvollen Ewigkeit ging sie vor ihm in die Hocke, seufzte kurz lautlos, als sie seine Hand betrachtete und riss sich letztendlich einen kleinen Fetzen von ihrem geliebten Rock ab, den sie ihm selbstsicher entgegenhielt.

„Hier.“
 

Zorro schien sich plötzlich brennend für die Zimmerdecke zu interessieren.

Wie demütigend dies doch war. Er war so schwach, dass er nicht einmal dem intensiven Blick der orangehaarigen Hexe standhalten konnte. Doch auch die Zimmerdecke verschwand aus seinem Blickfeld, als sich seine Augen langsam aber sicher nach Innen rollten.

Sie war zu nahe.

Sie war ihm zu nahe!

Panik, Furcht, Grauen.

Verbissen kämpfte er gegen die aufkommende Ohnmacht, die ihn schon wieder zu überwältigen drohte.

Nur mühsam und mit all der Kraft, die noch in ihm steckte, gelang es ihm schließlich, die Augen zu öffnen. Unverändert starrte sie ihn an und er hätte sofort wieder klein beigegeben und seine Aufmerksamkeit der Zimmerdecke gewidmet, wenn er nicht in den Augenwinkeln ihre Hand erkennen konnte, die zielsicher auf die Seine zusteuerte. Nein!

Wie sollte er reagieren? Die Schwerter ziehen? Weglaufen? Oder sie einfach so mit den Fäusten umlegen?

Auf jeden Fall würde er es nicht zulassen, dass ein Fremdkörper seine Haut auch nur streifte.
 

Doch er rührte sich nicht. Sein Körper war steif, wie eingefroren, seine Muskeln versteinert.

Er würgte und versuchte mit aller Kraft seinen Mageninhalt zu behalten.

Bis sie ihn berührte.

Zarte kleine Finger nahmen sich seiner verletzten Hand an.

Zarte kleine Finger. So zerbrechlich, so sanft, so zärtlich und so warm.

Sorgfältig und vorsichtig zog sie seine Hand näher zu sich und begann damit, die blutende Wunde zu verbinden.

Es war, als würde er das erste Mal seit einer langen Zeit wieder richtig atmen.

Es war, als hätten sich all die Sinneseindrücke eine lange Weile vor ihm versteckt.

Plötzlich fühlte er wieder etwas.

Er hörte das leise Klimpern seiner Ohrringe, das Knistern der Petroleumlampe, den Wind der draußen über die Sunny fegte, das Rauschen des Meeres und das knatternde Geräusch, das der Kühlschrank von sich gab.

Er spürte plötzlich den leichten Schmerz in seiner Hand, den Druck ihrer winzigen Finger, die Kälte, mit der seine Haut überzogen war. Noch nie zuvor war ihm aufgefallen, wie kalt seine Hände doch waren. Vielleicht lag es aber einfach an ihren Fingern, die so warm waren, dass sie eben einen deutlichen Kontrast zu den Seinen bildeten.
 

Nami wagte es, wenn auch zögerlich, einen genauen Blick in sein Gesicht zu werfen.

Schon zu lange hatte sie sich davor gesträubt.

Es wurde Zeit.

Und wenn sie gewusst hätte, was sie sehen würde; wen sie da vor sich erkennen würde, dann hätte sie es wahrscheinlich gelassen.

Aschfahle Farbe, blasse sowie trockene Lippen, mit Schweiß überzogene Haut, blutunterlaufene Augen, große Tränensäcke, bleiche Haarstoppeln, die schlaff in sein Gesicht hingen.

Und Augen. Augen, die sie überrascht, wenn auch interessiert musterten.

Augen, die keinen Glanz trugen.

Augen die schwarz waren. Und dunkel. Und gefüllt mit…Furcht.

Augen, die die Qual widerspiegelten. Die Qual und das Grauen, das Zorro durchlebt haben musste.

Insgesamt ein Gesicht, das früher so viel Stärke und Sicherheit ausgestrahlt hatte und jetzt wie das Gesicht eines Fremden wirkte. Das Gesicht einer Person, die kurz davor war, zu fallen.

Die kurz vor dem Abgrund stand. Die keine Kraft mehr hatte.
 

Dass die Navigatorin zwischenzeitlich aufgehört hatte, seine Hand zu verarzten, hatte sie gar nicht bemerkt. Überhastet konzentrierte sie sich wieder auf das Stückchen Stoff in ihrer Hand.

Und Zorro verwirrte es. Es verwirrte ihn, zu sehen, dass sich kleine Tränchen aus ihren wunderschönen braunen Augen drängelten. Tränen, die sie versuchte zurückzuhalten, indem sie sich grob auf die Unterlippe biss. Aber es ging nicht. Flutenartig floss das salzige Wasser plötzlich ihre Wangen hinab und verlor schließlich am Ende ihres Kinns den Halt.

Wieso weinte sie nur?
 

Nicht einmal sie selbst konnte sich die Frage beantworten. Lag es daran, dass sie wegen seines fürchterlichen Anblicks geschockt war? Oder lag es eher an der Tatsache, dass sie ihren guten Freund mehr vermisste, als sie jemals angenommen und zugegeben hätte? Oder fürchtete sie, dass sie ihn für immer verlieren würde?

Wahrscheinlich alles zusammen.

Ihr lautes Schluchzen ertönte im Raum und Zorro zuckte unwillkürlich zusammen.

„E-Ent-Entschuldige…“, flüsterte Nami mit heiserer Stimme und wischte ihre Tränen auf seinem Handrücken mit zwei Fingern weg.

Und ihre Berührungen waren…okay!

Sie waren nicht grob oder hektisch, sondern okay!

Geschickt verknotete die Orangehaarige die Enden des Stofffetzens miteinander und stand abrupt auf. Ihr Gesicht wendete sie traurig von ihm ab.

„I-Ich werde dann ins Bett gehen…war ein langer Tag…lass die Scherben ruhig liegen, ich räume sie morgen früh für dich weg.“, meinte sie übertrieben fröhlich und schritt zur Tür.

„Gute Nacht, Zorro.“
 

Sie hatte den Türknauf schon in der Hand. Beinahe wäre sie vor die Tür getreten, in ihre Kajüte gegangen und hätte dort seelenruhig geschlafen. Hätte dem Abend den Rücken zugekehrt. Ihm den Rücken zugekehrt. Vergessen. Verdrängt.

Doch etwas ließ ihren Körper zur Salzsäule erstarren.

Etwas, das sie gar nicht erwartet hätte.

Eine Antwort.

Ein Wimmern. Ein leises, zittriges Wimmern, das so viel Schmerz ausdrückte.
 

„Ich fürchte mich aber vor der Nacht, Nami.“

Ausschlaggebender Entschluss

‚Ich fürchte mich aber vor der Nacht, Nami.’
 

Zack. Bum bum – bum bum – bum bum.
 

Es fühlte sich so an, als wäre Namis Herz umgezogen. Als hätte es einfach den Platz gewechselt. Und zwar direkt in ihr Ohr!

Lautstark schien es nahe an ihrem Trommelfell zu pulsieren und sie damit in Trance versetzten. Hatte sie sich gerade verhört?
 

Ihr Kiefer war unwillkürlich aufgeklappt und Blinzeln hatte sie komplett vergessen. Als hätten ihre Augen Angst, irgendeine Regung seinerseits zu verpassen...

Sein Gesicht war gezeichnet von Horror. Seine Augen weit aufgerissen. Sein Mund ebenso geöffnet. Panisch rappelte er sich sekundenschnell auf und bevor Nami überhaupt die Chance bekam, auf Zorros Aussage zu reagieren, geschweige denn überhaupt den Mund zu öffnen, da landete sie schon grob auf ihrem Allerwertesten. Den leichten Schmerz in ihrer Schulter verspürte sie erst einige Augenblicke später, ignorierte diesen aber.

Geschockt starrte sie auf die leere Stelle, an der er bis vor wenigen Augenblicken noch gesessen hatte, ehe er an ihr vorbeigestürmt war und sie durch wahrscheinlich unbeabsichtigtes Anrempeln Bekanntschaft mit dem Dielenboden gemacht hatte.

Chance vertan. Die Chance auf weitere Informationen, weitere Gefühle. Die Chance auf mehr.
 

[…]
 

Verzweifelt warf die Navigatorin einen Blick auf die Uhr. Früh am Morgen.

Keine Sekunde hatte sie geschlafen. Etliche Stunden hatte sie sich hin und her gewälzt und den vergangenen Abend revue passieren lassen. Wenn es darum ging, Gefühle und Miene in Lichtgeschwindigkeit zu wechseln, war Zorro wohl ohne Konkurrenz der Meister der Meister.
 

Zuerst diese traurige, verzweifelte Stimme, als er ihr von seiner Angst erzählt hatte und dann Sekunden später war er panisch, geschockt, aber auch wütend.

Wütend, weil er seine Worte bereute.

Wütend, weil ihm diese Worte vor ihr entwichen waren.

So wütend, dass er sich in sein Krähennest und damit in seine eigene Welt zurückzog.
 

Aber nicht nur dieser Moment spukte in dieser Nacht durch ihren Kopf. Auch eine bedeutende Frage, die sie schon lange quälte, folterte, bluten ließ…

Die Frage nach dem Warum. Sie fragte sich nicht, warum er Angst vor der Nacht hatte, sondern wieso er überhaupt Angst hatte! Warum musste er gerade so etwas durchleben? Was war nur passiert?

Scheinbar im Minutentakt hatte sie diese Fragen nachts vor sich hingemurmelt, als hoffte sie, dass eine Antwort darauf einfach von der Decke fiel. Dass Robin, mit der sie das Zimmer teilte ebenso keinen Schlaf gefunden hatte und sie dadurch Namis Geflüster haargenau verstanden hatte, konnte die Orangehaarige ja nicht wissen…
 

Seufzend stattete sie dem Badezimmer einen Besuch ab, erkannte dort im Spiegel die dunklen Schatten und Ringe unter ihren Augen, die wohl die Folgen der schlaflosen Nacht waren, und warf während sie sich ankleidete einen Blick durch das kleine Bullauge.

Der Anblick ließ sie noch lauter seufzen.

Bewölkter Himmel. Trostlose Gegend. Ungemütliche Atmosphäre.

Wie jeder Tag. Wie jeder gottverdammte und beschissene Tag, seit die Thousand Sunny von der Triller Bark abgelegt hatte. Zum kotzen!

Wann würde dieser Alptraum nur endlich zu Ende sein?
 

So unwohl sie sich auch bei dem Gedanken an ihre letzte Begegnung mit Zorro fühlte, so kam sie nicht davon weg, etwas Gutes in der ganzen Geschichte zu sehen. Immerhin hatte er endlich einmal den Mund aufgemacht. Endlich hatte er ihren einen kurzen Einblick in sein Inneres geliefert. Man konnte es als kleinen Fortschritt sehen...

Und es machte sie mächtig stolz, dass es ihm ausgerechnet ihr gegenüber herausgerutscht war.
 

In Gedanken versunken schlenderte sie in Richtung Küche, in der die Hälfte der Crew bereits anwesend war, und ließ sich dort auf ihrem Stuhl nieder. Sie wusste, dass er heute nicht zum Frühstück erscheinen würde. Sie hatte es schon gewusst, als er sie mitten in der Nacht hatte stehen lassen. Abwesend griff sie nach einem Brötchen und starrte ohne zu blinzeln Löcher in die Luft, ignorierte Sanji, der sie umschwärmte. Robin beobachtete ihre Freundin, weil sie wusste, was der Navigatorin auf dem Herzen lag. Sie wusste, welche Frage sie quälte. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich die einzelnen Strohhüte darüber Gedanken machen würden...

Letzte Nacht hatte sie selbst stundenlang überlegt, ob sie es der Navigatorin anvertrauen sollte. Und in den frühen Morgenstunden hatte sie endlich einen Entschluss gefasst!
 

Ohne lange zu überlegen zog sie Nami, die etwas verwirrt blinzelte, am Arm zu sich und sprach mit gesenkter Stimme, sodass sie mit Ausnahme der Navigatorin keiner verstehen konnte.

„Auf Herrn Schwertkämpfers Schultern lastet eine große Bürde. Hätte er auf der Thriller Bark nicht mutig sein Leben aufs Spiel gesetzt, wäre unser Kapitän schon längst in den Händen der Weltregierung, wenn nicht sogar bereits auf dem Hinrichtungsplateau.“

Nami hätte im Moment mit allem gerechnet. Aber damit?!

Entsetzt und bestürzt klappte ihr der Mund auf. Sogleich fragte sie neugierig und mit ebenfalls gesenkter Stimme nach, was genau vorgefallen sei. Immerhin wollte sie endlich, dass diese quälenden Fragen in ihrem Kopf gestillt wurden. Robins Stimme klang plötzlich belegt. Man merkte, dass es ihr schwer fiel, die Geschichte zu erzählen. Es war ungewöhnlich für die sonst so taffe und starke Frau. Aber was war in diesen Tag schon gewöhnlich?
 

„Herr Schwertkämpfer ging ein Abkommen mit Bartholomäus Bär ein. Anstatt unseres Kapitäns, solle Bär den Herrn Schwertkämpfer wählen. Er entschied sich dazu, sich selbst zu opfern und dem Teufel forsch ins Gesicht zu blicken. Er hat damit seine Loyalität gegenüber unserem Kapitän bewiesen. Bär willigte ein und entschied sich dazu, Ruffys Schmerzen mit Hilfe seiner Fähigkeiten auf unseren grünhaarigen Schwertkämpfer zu übertragen. Gigantische Schmerzen. Schmerzen, die einen normalen Menschen töten würde. Vor allem nach dem langen und Kräfte kostenden Kampf. Aber er überlebte. Und nun hat er mit dem Grauen zu leben, das ihm widerfahren ist. Es kehrt in seinen Träumen zurück. Es übermahnt ihn mitten am helllichten Tag. Es lässt sich nicht abstellen. Alleine wird er in diesem Strudel versinken. Wenn er sich helfen lassen würde, wäre es bestimmt leichter für ihn. Doch sein unendlich großer Stolz macht mir Sorgen…“
 

Namis Körper schien mir ihren Organen zu jonglieren. Sie konnte ihre Gefühle einfach nicht richtig einschätzen und zuordnen. Natürlich war es erschreckend, so etwas zu hören. Er hätte sich schließlich geopfert, für Ruffy, für sie alle. Er wäre freiwillig für die Crew gestorben, hätte seinen Traum aufgegeben, hätte sie alleine gelassen.
 

Dann war sie auch noch wütend. Was bildete sich dieser Samurai überhaupt ein? Hatte der noch alle Tassen im Schrank? Wieso ließen diese ganzen überdimensional arroganten und bösartigen Kreaturen ihr Team nicht endlich einmal in Ruhe? Hatten die nichts Besseres zu tun, als ständig alle töten zu wollen?

Aber auch Zorros Verhalten stimmte sie leicht aggressiv.

Wie konnte er nur so eine schreckliche Entscheidung fällen? Hatte er denn noch nicht begriffen, dass sein Tod anderen Menschen das Herz brechen würde? Dieser verdammte, hirnverbrannte Marimo!
 

Aber ohne es verhindern zu können, bewunderte sie ihn gleichzeitig für diese Tat. Ja, sie bewunderte ihn für die Stärke, die er aufgebracht hatte, um diese Entscheidung zu fällen.

Er war ein Held!
 

Und ohne auch nur auf Robins verwirrte Miene zu achten, stürzte die Navigatorin mit vor den Mund geschlagener Hand in Windeseile aus der Küche, kämpfte dabei gegen die Tränen, die sich aufstauten.

Je länger sie sich die ganze Situation durch den Kopf gehen ließen, umso logischer war es für die Orangehaarige. Zorro hatte Angst. Nicht vor Feinden, nicht vor dem Weltuntergang, nicht vor seinem eigenen Tod. Nein, er hatte einfach nur Angst, dass seinen Freunden etwas passieren könnte; dass er wieder einen oder mehrere seiner geliebten Freunde verlieren würde.

Deshalb hätte er den Tod auf sich genommen. Deshalb litt er nun. Deshalb wollte er sie nicht in diese Sache, seine Probleme mit einbeziehen.

Es war nun endgültig Zeit, zu handeln!

Es war Zeit für Antworten!
 

Bestimmt marschierte sie an den Kajüten vorbei zum Hinterdeck, wo er nachdenklich an der Reling lehnte und das Meer beobachtete. Schon von weitem konnte sie ihn verächtlich und genervt schnauben hören. Seine Ohren waren wahrscheinlich schon spitz geworden, als sie sich in der Küche von ihrem knarrenden Stuhl erhoben hatte.

Wenn er jetzt schon so genervt war, dann würde die Sache eher schwierig werden…

Nami ließ sich davon aber nicht abschrecken und stellte sich kurzerhand neben ihn.
 

„Was willst du?“, knurrte er unhöflich, hoffte dabei, es würde sie abschrecken. Oh ja, er bereute seine kleine Beichte vom vorherigen Abend. Was hatte ihn nur dazu geritten, so etwas vor ihr zu sagen? Wahrscheinlich hatte sie es während dem Frühstück schon in der Küche vor gesamter Mannschaft publiziert, sodass die Mienen seiner Freunde noch besorgter hervorstechen würden, wie sie es ohnehin schon taten.

Gott, er hasste sich für diesen Ausrutscher! Aber anscheinend ließ sich die orangehaarige Hexe nicht von seiner groben Art abschrecken. Denn sie lächelte ihn nur fröhlich an und sprach mit ebenso fröhlicher Leichtigkeit:

„Nichts. Ich wollte mich nur zu dir gesellen!“

Hätte er nicht jahrelang für eine konstante und steinharte Selbstbeherrschung trainiert, dann hätte er ihr in diesem Moment in ihr makelloses Gesicht geschlagen, um ihr das übertriebene Lächeln auszutreiben.
 

„Willst du jetzt meine persönliche Psychiaterin spielen, die mich mit ihrem Gesülze zutextet, bis ich winselnd und flehend auf den Knien liege oder willst du mich nur mit deinen überdimensionalen und hexerischen Fähigkeiten von meinem unerträglichen Leiden erlösen?“, meinte er ironisch und verächtlich zugleich. Nami hätte es ahnen müssen.

Zorro war zu klug, um die Lunte nicht zu riechen.

Ich will mich nur zu dir gesellen, äffte sie sich selbst in Gedanken nach.

Lass uns Freunde sein, sagte die Gazelle zum Löwen…

Gott, wie naiv war sie eigentlich?!
 

Aber so musste sie wenigsten dieses falsche Lachen nicht mehr vortäuschen. Sofort wurde ihr Blick ernst und sie murmelte leise, mehr an sich selbst gewandt:

„Ich hätte wissen müssen, dass du mich durchschaust. Wie dumm von mir.“

Er ließ ein überhebliches, verächtliches Lachen von sich hören. Ja, wie dumm sie doch war!

„Wir machen uns wahnsinnige Sorgen um dich, Zorro.“

Er antwortete nicht. Sein überheblicher Gesichtsaudruck verschwand.

„Wir wollen den alten Zorro wieder.“

Wut staute sich in seinem Körper auf. Den alten Zorro? Er war immer noch der alte Zorro!

„Wir brauchen dich, Zorro!“

Tzz. Als ob sie ihn brauchen würden. Wie erbärmlich…

Nami registrierte ebenfalls, dass seine Überheblichkeit verschwand. Er hasste solche Gespräche schlicht und ergreifend, weil er dabei an Dinge erinnert wurde, die er am liebsten vergessen würde. Die Navigatorin erkannte, dass er plötzlich wieder zu zittern begann und versuchte, ihre Worte einfach runter zu schlucken. Aber dieses Mal würde sie nicht klein bei geben. Dieses Mal würde sie weiter Salz in die Wunde streuen…
 

„Weißt du, als ich damals auf Cocos war, hatte ich niemanden. Alleine musste ich mich durchkämpfen. Alleine musste ich mit dem Schmerz tief in mir zu Recht kommen. Und wie sehr habe ich mir damals jemanden gewünscht, der mir zuhört, der mich versteht. Jemanden, dem ich mich anvertrauen kann. Aber ich hatte niemanden! Bis ihr aufgetaucht seid. Von da an hatte ich plötzlich eine Familie. Ich war nicht mehr alleine.“

Und was wollte sie nun mit dieser wirklich rührenden Geschichte bewegen, fragte sich Zorro. Dass er anfing zu heulen, ihr um den Hals fiel und sagte: Genau Nami, ich brauche jemanden, mit dem ich über meine Probleme quatschen kann!?

Gott, war die Frau naiv.

Mit einem erbosten Schnauben schob er ihre Rede leichtfertig an sich vorbei. Und wie von ihm erwartet, hatte sie mit der Reaktion nicht gerechnet. Pure Naivität. Sie konnte doch nicht wirklich geglaubt haben, ihn mit so einer lächerlichen Geschichte umzustimmen?! Ihm damit etwas zu entlocken?!

Namis anfängliches Selbstvertrauen war zunichte. Nervös begann sie, auf ihrer Unterlippe zu kauen und wandte den Blick verschreckt auf den Dielenboden.

Ihr Verhalten amüsierte ihn beinahe.
 

„Wir wollen dir doch nur helfen…“, flüsterte sie eingeschüchtert. Wieder hallte das fremde Lachen seinerseits über das Deck und ließ Nami kurz ängstlich erschaudern.

Helfen. Wie dumm sich das Wort doch anhört, findest du nicht? Ich persönlich hasse es. Ich hasse es, wenn ihr mir helfen wollt.“

Sie öffnete auf seine erschreckende Aussage bestürzt den Mund.

„Ich erkenne dich nicht wieder, Zorro. Wo ist dein Kampfgeist geblieben?“

Er ignorierte die Verzweiflung, die in ihrer Stimme mitschwang.

„Mir ist nicht zu helfen, Nami. Kapier das ein für alle mal!“
 

Ein heftiges Zucken ließ seinen Körper erschaudern. Verdammt!

Nami sah ihn unschlüssig, vielleicht auch etwas neugierig an und fragte dann ruhig:

„Ist das dein letztes Wort?“

Zorro ignorierte das quälende Pochen tief in seinem Inneren und versuchte zu verdrängen, dass er seine Worte, aus welchem Grund auch immer, bereute.

Mühsam versuchte er, so bedrohlich wie möglich zu klingen:

„Lieber würde ich sterben, als mir von euch, von dir, helfen zu lassen.“

Heftig zog er die Luft ein, sodass ein lautes Zischen an Deck erklang. Von den plötzlichen Schmerzen übermahnt, klammerte er sich keuchend an die Reling.

Was war schon wieder los mit seinem Körper?
 

Ein kleiner Teil in ihm wartete sehnsüchtig darauf, dass sie besorgt auf ihn zustürzte. Ein kleiner geringer Teil wehrte sich gegen den mächtigen Stolz des Schwertkämpfers.

Aber dieser kleine Teil wurde bitter enttäuscht. Sie hatte sich keinen Zentimeter bewegt, geschweige denn ihre Mimik geändert.

Mit zusammengekniffenen Augen und immer noch keuchend beobachtete er sie aus den Augenwinkeln, erkannte, dass ihre Mimik zu seinem Schrecken doch eine Veränderung aufwies.

Eine Veränderung, die er nie erwartet hätte. Keine Sorge, keine Wut, keine Überraschung, sondern die größte Enttäuschung und Abneigung, die er je auf ihrem Gesicht gesehen hatte. Man merkte, dass sie diese Maske nicht oft aufsetzte. Ihr Ausdruck wirkte fremd, ungewohnt, beinahe beängstigend.
 

Verwundert wollte er den Mund öffnen, doch anstatt belangloser Worte entwich seiner Kehle nur ein schmerzverzerrtes Gestöhne. Eine Weile lang herrschte Stille.

Wieso sagte sie nichts?
 

Seine Fingernägel bohrten sich in das Holz und ein tiefer Schrei entfuhr ihm, als ein Schmerz, so spitz wie eine Nadel und so elektrisch wie ein Blitz durch seinen Körper jagte.

Doch erneut bekam er keine Hilfe. Statt auch nur besorgt mit der Wimper zu zucken, wandte sich Nami langsam von ihm ab und schritt desinteressiert davon.

Nur einen kurzen Augenblick machte sie noch einmal Halt und sprach mit der größten Kälte und Abneigung, die sie nur aufbringen konnte.

„Du würdest lieber sterben? Tzz. Weißt du was, Piratenjäger Lorenor Zorro?!

Seine Muskeln waren taub. Seine Nerven gelähmt. Sein Atem setzte kurz aus.

Nie in seinem Leben hatte sie ihn beim vollen Namen benannt. Nie hatte sie seinen Namen so drohend, so beängstigend, so zischend gesagt, wie gerade eben. Nie hatte irgendwer seinen Namen so betont.

„Dann tu es doch!“

Und ohne sich noch einmal umzudrehen schritt sie davon, während Zorro, der blind vor Schmerzen wurde, erschöpft und hart auf dem Boden aufschlug.
 

Graue Wolken an einem farblosen Himmel.

Aufbrausende und unruhige See.

Tränen, die fallen.
 

Nami seufzte kurze Zeit später laut auf und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. Es war zu Ende. Seine Aussage war das letzte i-Tüpfelchen, das ihre Hoffnung letztlich zunichte gemacht hatte. Vorbei. Keine Kraft mehr. Keine Mittel mehr. Keinen Willen mehr. Und wahrscheinlich bald keinen Zorro mehr…

Abwesend warf sie einen Blick über das Deck, beobachtete ihre Freunde, die ihr neugierige und fragende Blicke zuwarfen, die sie aber kopfschüttelnd mit einem gezwungenen Lächeln und noch mehr Tränen beantwortete. Betrübte, traurige Gesichter waren die Folge…

Beschämt richtete sie ihren Blick auf das Meer.

Fast nie zeigte sie ihre Tränen vor anderen.

Damals, in Arlongs Gefangenschaft hatte sie meist an der Küste geweint. Nur die See sollte ihren Schmerz sehen. Nur die See konnte sie verstehen…

Wie damals zeigte sie jetzt dem Wasser, welchen Schmerz sie durchleben musste.

Wie damals weinte sie im Moment hemmungslos.

Wie damals vermischten sich ihre Tränen mit dem salzigen Meerwasser, das mit jedem Tropfen unruhiger zu werden schien.

Aber etwas war anders. Damals hatte sie sich nicht so leer gefühlt, wie gerade eben.

Es war, als hätte sie einen Teil von sich verloren…

Zögernd wandte sie sich schließlich vom blauen Wasser ab und spazierte mit gesenktem Haupt wahllos über das Deck.
 

Graue Wolken an einem farblosen Himmel.

Aufbrausende und unruhige See.

Tränen die fallen.
 

Zorro hatte sich derweil mühsam in das Badezimmer geschleppt. Er verriegelte die Tür und stürzte mit wackligen Beinen auf das Waschbecken zu.

Der Schmerz war unerträglich!

Bisher war es der schlimmste Anfall, den er durchleben musste. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte, um den Wolkenkratzer an Stolz in seinem Körper heftig zum Wanken zu ringen: Er weinte.

Und er wusste, dass er nicht nur aufgrund der Schmerzen weinte. Er vergoss bittere Tränen, weil…weil…wieso eigentlich? Weil…sie ihn etwa aufgegeben hatte? Weinte er, weil er seine letzte Hoffnung vergrault hatte?

Als wollte sein Körper den Gedankengang bestätigen, schossen wieder schmerzliche Blitze durch seinen Körper. Heftiger. Schlimmer.

Hektisch suchte er sekundenschnell nach einem Handtuch, das er sich in den Mund stopfte, um den grauenvollen Schrei zu ersticken, der sich quälend seine Kehle hocharbeitete.

Seine Lungen brannten.

Er hasste es. Das Zittern. Die Schmerzen. Die Übelkeit.

Und ohne es verhindern zu können, erbrach er sich wie so oft im Waschbecken.

Doch erlösend war es nicht im Geringsten. Und er kannte den Grund.

Als er sich Namis Worte ins Gedächtnis rief, wusste er, was ihn erlösen würde.

Es gab keinen Ausweg mehr…

…nur noch diese eine Möglichkeit.
 

Graue Wolken an einem farblosen Himmel.

Aufbrausende und unruhige See.

Tränen die fallen.
 

Lysop sprang sichtlich erschrocken hinter den stählernen Körper Frankys und Chopper flüchtete ängstlich zu der Navigatorin, die ihn sofort hochhob und schützend die Arme um den kleinen Elch schlang.

Sanji wandte seinen Blick verwirrt von Robin ab, der er gerade eine Tasse Kaffee überreichen wollte. Brook und Ruffy blickten ernst von ihrem Kartenspiel auf.

Alle richteten sie die Aufmerksamkeit auf den Mann, der im Türrahmen kauerte.

Verschwitzt, zitternd, hektisch atmend.

Zorro.

Und seine Worte betäubten jeden einzelnen Nerv jedes einzelnen Crewmitglieds.
 

„Bitte helft mir. Ich kann nicht mehr…“
 

Ein Flüstern.

Ein so leises Flüstern, das es beinahe vom Winde davongetragen wurde.

So kraftlos, so verzweifelt, so brüchig.

Zum ersten Mal in seinem verfluchten Leben, warf Lorenor Zorro seinen Stolz über Bord…
 


 

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

hoffe es gefällt euch (:
 

Vorschau für das nächste Kapitel:

Was genau liegt den Strohhüten an dem grünhaarigen Schwertkämpfer?

Aufklärende Runde

Schmerz.

Zorros Hände schmerzten während er mit den Fäusten kräftig auf den hölzernen Dielenboden der Thousand Sunny einhämmerte.

Zusammengekauert lag er auf seinen Knien und presste seine Stirn mit aller Kraft gegen den Boden, spürte nur noch Holz, roch nur noch Holz, schmeckte einfach nur noch Holz.

Holz und Tränen. Tränen die sein komplettes Gesicht und den Boden darunter bedeckten. Tränen, die so ungewohnt auf seiner sonst so furchteinflößenden und starken Miene wirkten.
 

Und dennoch bewies er damit, dass er ein Mensch war. Ein ganz normaler Mensch, der ebenso weinen und lachen konnte wie jeder andere.
 

Lautstark hallte sein Schluchzen über das Deck des Schiffs. Sich die Mühe zu machen, es zu unterdrücken, versuchte der Grünhaarige erst gar nicht. Dafür war er zu entkräftet, zu erschlagen, zu willenlos.

Und irgendwie war es auf eine gewisse Art und Weise erleichternd, sich die quälenden Gedanken von der Seele zu weinen…

Als sich schließlich ein großer Schatten über ihm ausbreitete hob er leicht den Kopf und blickte prompt auf ein dutzend Schuhe, die sich vor seiner Nase aufhielten. Nachdem er den Kopf komplett nach oben gerichtet hatte erkannte er seine Freunde, die ihn umringt hatten, allen voran Ruffy, der ihm grinsend die Hand entgegenhielt.

„Hat ja auch lange genug gedauert, mein Freund.“
 

Ein leises Wimmern war von Seiten des Schwertkämpfers zu hören. Freunde…

Das Zittern ignorierend konnte er sich schließlich mühsam dazu durchringen, nach Ruffys Hand zu greifen und sich an ihr hochzuziehen.

Reihum lächelten ihm seine Freunde entgegen, mit so viel Wärme in ihrem Blick, dass Zorro zum ersten Mal seit seiner Peinigung das kalte und grauenvolle Gefühl in seinem Inneren vergaß und stattdessen seit langer Zeit wieder das Gefühl hatte, nicht alleine zu sein. Den Blickkontakt zu Nami vermied er allerdings. Irgendwie schämte er sich…
 

[…]
 

Krisensitzung.

Gespannt saßen alle um den Küchentisch herum und richteten den Blick auf den Strohhutträger, der mit verschränkten Armen lässig mit seinem Stuhl kippelte, was Sanji missmutig beäugelte. Wenn sein tollpatschiger Kapitän auch nur einen winzig kleinen Teil seiner geliebten Küche beschädigen würde, dann würde er persönlich und auf der Stelle dafür sorgen, dass Ruffy filettiert auf dem Teller landen würde.

Im Kontrast zu Ruffys lockerer Art, hing Zorro daneben ausgelaugt und erschöpft auf seinem Stuhl; den Kopf auf seinen Armen abgelegt und Löcher in die Luft starrend.

Der Rest der Crew wirkte angespannt, aber ebenso neugierig.
 

„So und jetzt erklärst du mir mal, wieso du erst jetzt mit der ‚helft mir’ Nummer ankommst. Verdammt, das hättest du ruhig etwas früher machen können. Was hat dich aufgehalten, Zorro?“, fragte der Kapitän letztendlich direkt an den Grünhaarigen gewandt, grinste dabei aber ungeniert weiter.

Zorros Miene veränderte sich kaum. Seine Augen fixierten immer noch einen imaginären Punkt in seiner Gedankenwelt und nur sein Mund bewegte sich, um ein kleines Seufzen freizugeben. Geduldig warteten alle, bis er endlich zu sprechen begann.
 

„Darf ich…euch eine Frage stellen?“, fragte er leise. So leise, dass seine Worte beinahe von der dicken Tischdecke verschluckt wurden.

Einige nickten verwirrt, die anderen zogen perplex die Augenbrauen nach oben.

„Wieso liegt euch so viel daran, mir zu helfen?“

Anscheinend waren mehrere nicht auf eine derartige Frage gefasst gewesen. Überraschte und verdutzte Blicke wurden ausgetauscht und man konnte aus einer Ecke des Tisches deutlich das Wort ‚was?’ vernehmen.

Genau. Was sollte diese Frage? Das war doch… lächerlich!

Zorro schloss auf deren Reaktion nur betrübt die Augen und zuckte mit den Achseln.

Wieso wollten sie ihm nur helfen? Sie sollten doch einfach allesamt froh sein, dass es ihnen gut ging. Wieso machten sie sich unnötig Gedanken um ihn?!
 

Minuten vergingen in denen wieder geschwiegen wurde, ehe plötzlich schallendes Gelächter seitens Ruffy ausbrach. Jener fand die Frage anscheinend super amüsant…

„Was für eine blöde Frage. Ich will dir helfen, weil du mein bester Freund bist, Zorro.“, sagte er breit grinsend und lachte innerlich weiter.

„Du hast noch andere Freunde, Ruffy…“, flüsterte Zorro kraftlos.

„Ja, wir sind alle Freunde, da hast du Recht. Aber du bist mehr. Du bist wie ein Bruder für mich. Und ich werde es nicht akzeptieren, wenn du mir sagst, dass ich mir einen neuen besten Freund suchen soll. Nimm es als Befehl des Kapitäns an.“
 

Nami konnte es nicht verhindern, dass kleine Tränen an ihren Wangen hinab flossen. Wenn es drauf ankam, konnte man immer auf Ruffy zählen. Auch wenn man vielleicht glauben könnte, dass er nicht alle Tassen im Schrank hatte, so war er doch auf den zweiten Blick der beste Kapitän, den man sich nur wünschen konnte.
 

Selbst auf Zorros Gesicht stahl sich bei den aussagekräftigen Worten des Strohhutträgers ein klitzekleines Lächeln. Wie fremd es sich doch anfühlte. Die Muskeln, die für das Lächeln verantwortlich waren protestierten lautstark, da sie die Bewegung schlicht und ergreifend nicht mehr gewohnt waren. Wann hatte er nur das letzte Mal aufrichtig gelacht?

Ruffys Blick glitt von Zorro unbemerkt zum Rest der Crew und grinste seine Freunde auffordernd an.
 

Und alle verstanden. Als erstes traute sich Brook, etwas zu sagen:

„Yohohohooo. Zorro, ich will dir helfen, weil du mein Vorbild bist! Dein Schwertkampfstil beeindruckt mich zutiefst und wir können noch so viel voneinander lernen. Außerdem stehe ich tief in deiner Schuld, als du mir im Kampf gegen Ryuma meinen Schatten zurückerkämpft hast. Indem ich dir helfe, hoffe ich, einen Teil meiner Schuld damit zu begleichen.“

Zorro ließ die Worte des Skeletts auf sich wirken. Es machte ihn irgendwie stolz, das Vorbild von anderen Leuten zu sein. Brooks Worte waren ehrlich und der Grünhaarige schätzte diese Eigenschaft sehr.
 

Als nächstes lauschte er Robins Worten.

„Ich denke, du weißt, was ein Puzzle ist. Gesamt ergibt es ein schönes Bild. Doch verliert man ein Teilchen, ein einziges Stück, dann ist das Bild zerstört. Etwas fehlt und wird für immer für die Kluft sorgen. Das Bild ist unbrauchbar. Der Halt fehlt.“

Auch wenn es sich überdimensional klug anhörte und der Grünhaarige die Worte der Archäologin meistens ignorierte oder schlicht und ergreifend nicht begriff, so verstand er dieses Mal doch sehr gut, was sie ihm mit ihren Worten sagen wollte.
 

„Man Bro, jetzt pass mal auf. Du hast mir mal von deinem Traum erzählt. Den musst du verdammt noch mal erfüllen, kapiert?! Ich find das echt herzzerreißend, dass du uns nicht belasten willst, aber es zerreißt mein Herz wirklich, wenn ich tatenlos zusehe, wie du vor die Hunde gehst.“

Franky heulte laut auf und war gerade in Begriff, mit seiner Gitarre ein Lied anzustimmen, um seine Gefühle zu verarbeiten. Lysop konnte es gerade noch verhindern…

Zorro wusste, dass Franky recht hatte. Sein Traum musste erfüllt werden. Er hatte es schließlich versprochen…
 

„Also, nun ja. Da ich meine Männer sehr schätze und wirklich alles für sie geben würde, helfe ich natürlich auch dir, einem eher schwachen Glied im Bunde-“

Sanjis warnender Blick unterbrach Lysops zwischenzeitliche Heldengeschichte.

„Ich…ich meine…verdammt…ich…meine, wer sollte mich den…dann…beschützen? Ich wäre doch leichte Beute…und das Schiff, ähm die Mannschaft braucht dich…und wer sonst strahlt dieses ‚bei-mir-passiert-euch-nichts’-Gefühl aus?“, murmelte Lysop leise.
 

Dann fing Chopper an, Zorro laut heulend seine Gefühle entgegen zu schreien.

„Zorrooooo. Ich vermisse dich so unendlich! Ich vermisse es, auf deinen Schultern zu sitzen und die Welt von oben zu sehen. Ich vermisse deine ermutigenden Worte! Ich vermisse es, mit dir zu lachen! Ich brauch dich doch sooooo.“

Der Schwertkämpfer war sich nie sonderlich darüber im Klaren gewesen, dass er für Chopper wahrscheinlich eine Art Ziehvater darstellte. Wenn er daran dachte, wie sich der kleine Elch bei Gefahr sofort an ihn wandte oder generell die meiste Zeit auf seinem Rücken verbrachte, da wurde ihm klar, welch inniges Band ihn doch mit ihm verband.
 

„Hör zu Moosbirne. Ich weiß, dass du weißt, dass ich es hasse, wenn du faul an Deck liegst und schläfst, während alle anderen hart schuften. Ich hasse es, wenn du glaubst, du bist etwas besonderes, nur weil du mit drei Zahnstochern rumfuchteln kannst. Ich hasse es, wenn du so mir nichts dir nichts in die Küche marschierst und dir den Bauch voll schlägst, wo du meine Arbeit doch eigentlich gar nicht zu schätzen weißt. Ich hasse es, wenn du mit Namimausi oder Robinschätzchen redest, obwohl sie doch eigentlich mit mir reden sollten. Ich hasse deine grüne Birne, die mich immer an Algenmist erinnert.

Und dennoch gibt es etwas, das ich noch viel mehr hasse…

Und zwar, wenn ich keinen habe, den ich beschimpfen kann. Wenn keiner da ist, dem ich in den Arsch treten kann und wenn keiner da ist, den ich herumkommandieren kann. Also gib dir gefälligst ein bisschen mehr Mühe und reiz mich nicht andauernd mit deiner ‚oh-ich-bin-ja-so schwach’-Tour, weil du es sonst echt noch schaffst, dass ich Mitleid bekomme, Salatkopf. Und ich hasse es, Mitleid mit Personen zu haben, die verdammt noch mal kein Mitleid verdient haben, sondern eher eine Tracht Prügel, oder schmerzhafte Beulen oder zumindest große blaue Flecken!!!

Sanji, der mit jedem Wort mehr an Lautstärke gewonnen hatte, hatte nun arge Probleme, seinem hektischen Atem Herr zu werden, so schnell, so viel und so laut hatte er gesprochen…

Zorro kam aber nicht darum herum, bei Sanjis Worten leicht zu schmunzeln.

Man konnte sagen, dass der Schnitzelklopfer wirklich Talent hatte, wenn es darum ging, andere Leute abzulenken, oder gar aufzumuntern…aber…eigentlich war der Koch irgendwie doch ziemlich reif für die Klapsmühle.
 

Abwartend blickten die Strohhüte nun zu ihrer Navigatorin, die als einzige noch kein Wort über die Lippen gebracht hatte, stattdessen ihr Gesicht in den Händen vergraben hatte und bittere Tränen weinte. Ihr lautes Schluchzen schallte lautstark durch den Raum, sodass sogar Zorro fragend den Kopf leicht hob. Wieso weinte sie denn?

„Du willst also wissen, wieso ich dir helfen will? Dann muss ich dich leider enttäuschen. Es tut mir Leid, aber ich habe keine Antwort für dich.“, brachte sie mit zitternder Stimme zwischen all den Schluchzern hervor.
 

Ein Schmerz, so spitz und scharf wie eine Lanze bohrte sich gnadenlos Stück für Stück tief in seine Brust. Wäre er alleine gewesen, hätte er womöglich schmerzerfüllt aufgeschrieen, sich dem widerwärtigen Schmerz hingegeben und sich nicht krampfhaft dagegen gewehrt.

Irgendwie war es aber zu erwarten gewesen, dass sie keinen Grund hatte, ihm helfen zu wollen. Nachdem sie zuvor auf seine Aussage à la ‚ich möchte lieber sterben, als mir von euch helfen zu lassen’ mit ‚dann tu es doch’ geantwortet hatte, würde sie ihm jetzt wahrscheinlich wohl kaum die Schuhe küssen…

Er hatte sie damit gekränkt. Aber für sie war er doch sowieso nur der Schwertkämpfer. Ihr Beschützer, der den ganzen Tag nur schlafen, essen und trainieren konnte. Er war doch nicht mehr als ein Mittel zum Zweck…
 

„Vielleicht könnte Miss Navigatorin beschreiben, wie sie sich fühlt…“, meinte Robin wissend und sah die Orangehaarige mit durchdringendem Blick an.

Wozu, fragte sich Zorro. Er wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte. Er wollte nicht noch mehr leiden. Was würde sie schon sagen? Dass sie enttäuscht von seinem Verhalten war? Dass sie ihn erbärmlich, gar lächerlich fand? Nein, sie sollte nicht antworten!
 

Aber anscheinend nahm sich Nami die Worte der Archäologin zu Herzen, da sie angestrengt versuchte ihre Gedanken zu sammeln und endlich den Mut aufbrachte, sich ihm zu öffnen.

„Zorro?“

Der Angesprochene zuckte zusammen und beobachtete, wie die Navigatorin langsam die Finger von ihrem Gesicht gleiten ließ.

Er wusste nicht wieso, aber ihr Anblick erfüllte ihn wiederum mit Schmerz. Rote, verweinte Augen und nasse Spuren der Tränen, die sich über die blassrosa Wangen zogen. Dazu die bebenden Lippen. Erschöpft. Schwach. Zerbrechlich.

„Dich so zu sehen macht mich einfach krank. Jede Nacht liege ich wach und hoffe, dass es dir gut geht. Jeder Tag, an dem ich dich weder trainieren, schlafen noch essen sehe, stimmt mich traurig. Jede Stunde, die ohne dein Grinsen verstreicht, ist wie Gift. Jede Minute, in der du dich von uns isolierst nimmt mir den Atem. Jede Sekunde denke ich an dich.“
 

Das aufgekommene Schweigen wurde nur durch ihre heftigen und unkontrollierten Schluchzer durchbrochen.

Ruffy hatte seinen Strohhut zwar tief ins Gesicht gezogen, aber dennoch konnte man das strahlende Grinsen sehen, dass sich bis zu seinen Ohren zog. Alle anderen wussten nicht so recht, wie sie diese Szene einordnen sollten. So dachte die Navigatorin also über den Grünhaarigen? Das hätte wohl keiner bei den dauernden Streitereien der beiden angenommen.
 

Niemand hatte zwischenzeitlich bemerkt, dass Zorro den Kopf komplett von seinen Armen erhoben hatte und nun mit offenem Mund auf die weinende Frau starrte.

Seine Brust war leer.

Es fühlte sich an, als hätte er vergessen, wie man richtig atmet. Wahrscheinlich sah er gerade aus wie ein Fisch, der an Land panisch nach Atem rang. Der Schmerz verwandelte sich plötzlich in ein elektrisierendes Kribbeln und Pieksen und Pochen, das durch seinen Körper schoss und da und da von seinen Organen, Knochen oder Gefäßen abprallte, wie die Kugel in einem Flipperkasten. Zum Glück musste er sein Gefühl jetzt gerade nicht beschreiben…

Darin war er noch nie besonders gut gewesen. Außerdem würde er nie die richtigen Worte dafür finden. War er gerührt? Erleichtert? Glücklich? Überrascht?
 

Ein zaghaftes, kleines Lächeln zog sich über ihr hübsches Gesicht und riss in somit aus den Gedanken.

„Ohne dich würde ich zugrunde gehen, Zorro.“

Er keuchte. Seine Hände krallten sich unwillkürlich in die Tischdecke und seine Augen brannten, so weit hatte er sie aufgerissen.

Sein Herzschlag dröhnte bis zu seinen Ohren. Nein, vielmehr fühlte es sich so an, als hätte es den Platz gewechselt und es sich nun in seinem Ohr bequem gemacht!

Ihr warmes Lächeln erfüllte ihn und hätte Ruffy nicht im nächsten Moment die Stille unterbrochen, dann würde er wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit ihren Blick erwidern wollen. Aber…auf die Gummibirne war Verlass. Auf ihn und sein dämliches Grinsen…
 

„Siehst du, Zorro? Ich hoffe, du verstehst es nun, dass wir dein ‚Verhalten’ nicht akzeptieren.“

Zorro riss seinen Blick schon fast gewaltsam von Nami weg und nickte seinem Kapitän abwesend zu.

„Klasse, dann hätten wir das geklärt. Dann müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir das anstellen, dass du nicht mehr so total krank…abdrehst. Ach ja, Sanji, mach mir was zu futtern. Mit leerem Magen kann ich nicht nachdenken.“

Der Koch ballte die Hände wütend zu Fäusten, machte sich dann aber ohne Widerworte an die Arbeit. Der Rest der Strohhutbande warf abwechselnd einen Blick auf Ruffy, von dem sie eine Idee erwarteten, und auf Zorro, der abwesend auf die Maserung des Tisches starrte.
 

Franky und Lysop warfen in die Runde, dass die Attacken des Schwertkämpfers nachts am schlimmsten waren und dieses Problem nun die oberste Priorität darstellen sollte.

Wieder warteten alle darauf, dass Ruffy einen Vorschlag für ihre Vorgehensweise lieferte, doch jener starrte nur mit fast unbeteiligter Miene zurück, bis…
 

…ihm Sanji ein Menü an Köstlichkeiten vor die Nase stellte und alles andere vergessen war.

Dem ein oder anderen entwich ein kleines Seufzen, ehe alle ebenso nach ein paar Happen griffen. Vielleicht konnte man mit vollem Magen wirklich besser nachdenken…

Eine Weile aßen sie still vor sich hin, bis Ruffy seinen vollen Mund öffnete, um eine seiner Ideen so äußern. Heraus kam dabei nur ein Stückchen Tunfisch und der Knochen eines Hünchens.
 

Doch Robin konnte es verhindern, dass sich alle wie wild auf den Schwarzhaarigen stürzten.

„Ich weiß, was unser Kapitän sagen möchte. Entweder Herr Schwertkämpfer schläft gar nicht, was unser kleiner Schiffsarzt wahrscheinlich aus gesundheitlichen Gründen niemals gestatten würde, oder Herr Schwertkämpfer findet sich damit ab, sich wieder mit den anderen einen Raum zu teilen. So kann man ein Auge auf ihn werfen und ihn im Fall der Fälle wachrütteln. Da ich heute sowieso mit der Nachtwache an der Reihe bin und mein Bett dadurch frei wäre, bestünde sogar die Möglichkeit, den Schwertkämpfer für eine Nacht in einen wohl komfortableren Schlafplatz umzuquartieren. Hängematten sind meiner Meinung nach nicht sonderlich bequem. Das wollte Herr Kapitän doch gerade vorschlagen, hab ich Recht?“
 

Ruffy spachtelte derweil auf leidenschaftliche Art und Weise Pfannkuchen mit Höchstgeschwindigkeit in seinen Rachen und nickte den anderen zu, ehe er sich mit beinahe bestialischem Gesichtsausdruck auf die mit Essensresten versehenen Töpfe und Pfannen stürzte, um sie per Zunge von den Resten zu befreien.

Damit war es entschieden.

Nami lächelte und stellte zufrieden fest, dass sich alle mit voller Konzentration in die Sache reinhängten und sich wirklich Gedanken machten. Dass Robin dem Grünhaarigen gar ihr eigenes Bett anbot, war das Sahnehäubchen auf der Torte. Eine großzügige Frau…
 

Belustigt beobachtete sie, wie Ruffy von dem vor Wut kochendem Sanji durch die Küche gejagt wurde. Der Mund der Gummibirne hatte die Form einer Pfanne angenommen hatte, die er anscheinend bei der Zungenreinigung verschluckt hatte. Wie in Zeitlupe sah sie, wie der Gejagte stolperte und gegen den Glasschrank fiel, in dem der ganze Sake und das Bier aufbewahrt wurde.

Sie beobachtete, wie die Flaschen brachen, jede einzelne davon, und registrierte gleichzeitig, dass sie heute Nacht das Zimmer mir Lorenor Zorro teilen würde.
 

Keiner bemerkte, wie eine Ader dick und fett an Namis Stirn hervortrat. Aber spätestens in einigen Augenblicken, würden sie es bemerken…
 

Mit einem ‚kaaaaaaahuiiiiiiii’ segelte Ruffy gegen die nächstbeste Wand, spuckte dabei das Küchenutensil aus und sackte schließlich bewusstlos an Ort und Stelle zusammen.

Als nächstes wandte sich die Orangehaarige an den mitschuldigen Koch, der ebenso eine Abreibung verpasst bekam. Unbarmherzig verpasste sie ihm granatenähnliche Kopfnüsse, was der Blonde mit verzweifeltem Geheule und ‚verzeih mir, oh Göttin’ Sprüchen zu verhindern versuchte. Selbst Schuld. Wieso musste auch immer ausgerechnet der Sake bei den Dummheiten der Blödmänner draufgehen? Wieso nicht das Gemüse? Hier auf dem Schiff war es doch schier unmöglich, eine Woche mit den Idioten ohne Alkohol zu überstehen…
 

Aber Namis Amoklauf war noch nicht zu Ende. Mit furchteinflößender Grimasse richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre nächste Zielperson.

„ROBIN!“

Die Schwarzhaarige zwinkerte ihr keck zu und kicherte nur, während Chopper hingegen in Menschengestalt versuchte, die Navigatorin davon abzuhalten, sich auf die Archäologin zu stürzen und sie eigenhändig zu erwürgen.

Diese verdammte, hinterhältige Schlange hatte mit Absicht vorgegeben, heute mir der Nachtwache an der Reihe zu sein!!!
 

In der Zwischenzeit erwachte Ruffy aus seiner kurzzeitigen Ohnmacht und sorgte sogleich für einen neuen Eklat.

„Puh. Was ist bloß in die Schreckschraube gefahren?“

Schreckschraaaaaaaaaube. Schreeeeeeeeeckschraube. Schreckschrauuuuuuuuube.

Egal, wie Nami das Wort in ihrem Kopf betonte, das Rauschen in ihren Ohren ließ sich nicht abstellen, sondern nahm kontinuierlich an Intensität zu.

Wütend fuhr sie sich durch die Haare und gab ein ohrenbetäubendes, kreischendes und animalisches Geräusch von sich, bei dem sich Lysop panisch unter den Tisch warf, um dort vor dem gerade erwachten Monster Schutz zu suchen.

Bevor seine Nase unter der Tischdecke verschwand, erkannte er gerade noch, wie die Orangehaarige kochend aus der Küche stapfte und dabei eine leicht entflammbare Spur hinter sich herzog. Kurz herrschte Schweigen. Bis…
 

„Sanji? Wann gibt’s Essen?“, warf Ruffy fast beiläufig in den Raum.

Der Koch, dessen Kopf mit Beulen geziert war sackte flennend auf die Knie, was Ruffy nur verwirrt blinzeln ließ.

„Es gab schon Essen.“, flüsterte ihm Franky daraufhin ins Ohr.

„Oh. Wie lange habe ich denn geschlafen?“, fragte der Strohhutträger daraufhin verdutzt.

„Ungefähr eine Minute.“

„Oh. Tut mir Leid.“
 

All das war Zorro so vertraut…

Er wusste, dass es noch ein langer und steiniger Weg sein würde, bis wieder alles heile Welt war, aber heute hatte er etwa sehr wichtiges in seinem Leben gelernt.

Das war nicht seine Bürde. Er musste da nicht alleine durch. Das war die Bürde aller.

Ein kleines, schwaches Grinsen setzte sich auf seinen Gesichtszügen fest.

Müde schlurfte er aus der Küche, um Nami in ihr Zimmer zu folgen. Er wollte endlich schlafen…

Und falls er den Raum durch irgendwelche widrigen Umstände nicht finden würde, konnte er immer noch der leicht feurigen Duftnote folgen…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Jooaah…war jetzt mal ein Kapitel mit mehr Dialogen :)

war aber echt anstrengend, es zu schreiben...^^

glg

Attraktive Aussichten

Nach gefühlten etlichen Stunden erblickte Zorro endlich das Zimmer.

Leise und zögernd betrat er den Raum und stellte sogleich fest, dass er alleine war. War er etwa doch im falschen Raum gelandet?

Nein, das konnte nicht sein. Zwei gemütliche Betten, ein paar Bilder und eine große Wanduhr an den Wänden, zwei komfortable Sessel mit Rundtisch, ein großer Schminkspiegel und daneben ein Kleiderschrank, der, wie Zorro feststellte, größer war als der komplette Schlafraum der Jungs damals auf der Flying Lamb. Zweifelsfrei ein Mädchenzimmer. Wenn er nur daran dachte, wie es im Zimmer der Jungs aussah…

Dort gab es nur Kojen und Hängematten, Stahlspinden für Klamotten und die Steckbriefe der Zimmerbewohner, die die Wände zierten – okay, mit Ausnahme von Sanjis Steckbrief…
 

Aber eigentlich fand er es hier, trotz des Mädchenkrams sogar…angenehmer. Hier herrschte Ordnung und Sauberkeit und es roch nicht so dermaßen nach Sabber, Schweiß und dreckiger Kleidung. Auch wenn man das vielleicht nicht glauben konnte, aber er setzte einen ziemlich großen Wert auf Hygiene, was man von einigen anderen Jungs nicht gerade behaupten konnte.
 

Sein Blick blieb an einem Bild auf einem kleinen Nachttisch hängen, auf dem ein orangehaariges und ein blauhaariges Mädchen von einer älteren Frau umarmt wurden. Demnach gehörte das Bett am Fenster höchstwahrscheinlich zu der Navigatorin, während er es sich wohl auf dem Bett an der Wand bequem machen konnte. Seufzend löschte er das Licht, zog sich sein Shirt aus und ließ sich auf seinem heutigen Schlafplatz nieder, der wirklich und zu seinem Erstaunen viel bequemer, als sein normales ‚Bett’ war. Namis Sätze vorhin bei Tisch rotierten immer noch durch seinen Kopf. Hach…
 

Schon nach wenigen Augenblicken ging die Tür wieder auf und die Orangehaarige kam, gehüllt in ein seidenes Nachthemd, ins Zimmer spaziert. Sie machte das Licht an und erschrak im ersten Augenblick, bis sie erkannte, dass nicht irgendein Einbrecher oder Perverser da auf Robins Bett lag, sondern Zorro.

Okay, das mit der perversen Einstellung konnte man ja nie wissen…
 

Wie zur Bestätigung ihrer Gedanken weiteten sich seine Augen und glitten langsam über sie hinweg. Und das mit einer äußerst genauen Präzision!

Das Nachthemd erweckte den Anschein, als handelte es sich dabei um ein übergroßes Männerhemd, das ihr nur bis knapp über die Hüften ging und somit einen guten Ausblick auf ihre langen, endlos langen, verdammt geilen langen Beine gewährte. Die obersten Knöpfe waren offen, sodass ihr das Hemd schlampig von der einen Schulter hing.

Verdammt, sie sah echt…sexy aus.
 

Nami verpasste sich innerlich eine Ohrfeige. Sie war so in Rage gewesen, dass sie die Tatsache völlig vergessen hatte, heute Nacht männliche Gesellschaft zu haben. Verflixt!

Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss und löschte daher reflexartig das Licht, um sich vor seinem starrenden Blick zu verstecken. Doch das Mondlicht, das durch das Fenster strahlte machte ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Blitzschnell kroch sie unter ihre Bettdecke und zog sich diese bis über die Nase. Super. Gut, dass sie ausgerechnet dann sparte, wenn es um die nächtliche Bekleidung ging…

Verdammt, das ging ja echt traumhaft los!
 

„Nami?“

Bildete sie sich das nur ein oder klang seine Stimme heiser und…erregt?

Klar, Zorro war ein Mann und sie konnte nicht leugnen, dass sie verdammt gut aussah…

Um Himmels Willen, wie sollte sie nur reagieren, wenn er plötzlich über sie herfiel?

Um Hilfe schreien? Ihn umlegen? Oder…mitmachen? Nein, den letzten Teil strich sie sofort wieder von der Liste…

Verdammt, wieso sagte er nichts mehr? War er denn eingeschlafen? Und wieso um alles in der Welt atmete er so laut und hektisch? Er tat doch nicht…er machte doch nicht etwa…oh Gott!?
 

Sie zog sich die Decke noch ein Stückchen höher, um ihre roten Wangen zu verdecken.

Nicht hinsehen! Nicht daran denken! Nicht hinhören!

Eine halbe Ewigkeit brachte er nichts anderes als ein rasselndes und keuchendes Geräusch hervor. Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott!
 

„Danke…“, meinte er schließlich und stieß ein erleichtertes Seufzen aus.

OHHH GOTT! Sollte sie jetzt etwa sagen: ‚Bitte, gerne Zorro! Ich hoffe du hast dich gut amüsiert?!’

Leise wimmerte sie in ihre Bettdecke und wünschte gleichzeitig Robin alles Schreckliche an den Hals, was ihr gerade einfiel. Zum Glück war es ihr Bett, indem er…

„Was hätte ich nur ohne dich getan?“, fragte er daraufhin mehr an sich selbst gewandt.

Ähm, vielleicht eine Zeitschrift gelesen oder sich an irgendwelchen anderen perversen Gedanken aufgegeilt, fiel es Nami spontan ein. Das hätte sie von Zorro nie erwartet…
 

„Boah ey, es ist echt nicht einfach, sich zu bedanken. Ich glaube, ich war noch nie so nervös…“

Häää? Nervös?

„Wenn du mir nicht den Kopf gewaschen hättest, läge ich jetzt wahrscheinlich schreiend am Boden des Krähennests oder würde mich wieder einmal über die Reling ins Meer übergeben.“
 

Erde an Nami!

Schön langsam dämmerte es ihr und sie realisierte, dass das alles nur ein schlimmes Missverständnis war. Ein schlimmes, äußerst schlimmes und peinliches Missverständnis! Erleichtert seufzte sie und zog sich die Decke vom Gesicht.

Gott, sie war wirklich naiv, zu glauben, dass er hier im Raum, neben ihr...

Peinlich!

Das durfte sie niemandem erzählen…
 

Jetzt verstand sie auch, wieso er sich bedankte.

Dafür, dass sie an ihn glaubte. Dafür, dass sie ihm geholfen hatte. Dafür, dass sie den Kampfgeist in ihm wieder geweckt hatte.

Nachdem Zorro eine Zeit lang schwieg, stellte Nami fest, dass er nun zweifelsfrei wirklich eingeschlafen war. Sie selbst betrachtete noch eine Zeit lang den Mond, bis auch sie müde die Augen schloss und ein bis zwei Stunden ins Land der Träume abdriftete…
 

[…]
 

Er schlief unruhig. Sehr unruhig.

Schon seit geraumer Zeit lag Nami wieder wach und lauschte dem verzweifelten Flehen und Jammern ihres Freundes. Seine Stimme klang so brüchig, so verzweifelt, dass sie die Tränen nur mit Mühe und Not zurückhalten konnte.

Im Minutentakt wechselte er seine Position, drehte sich nach links und nach rechts. Als sich das Jammern schließlich wieder in schmerzerfülltes Gestöhne umwandelte, schälte sich die Orangehaarige seufzend unter ihrer warmen Bettdecke hervor und schlich leise zum Bett gegenüber, vor dem sie in die Hocke ging. Ein dünner Schweißfilm zog sich über Zorros blasse Haut und man konnte die Gänsehaut auf seinen Armen und seiner Brust deutlich erkennen.

Seine Augen waren nicht locker und entspannt geschlossen, sondern erweckten den Eindruck, als würden sie fest zusammengepresst werden. Sein Brustkorb hob und senkte sich zu schnell, zu unregelmäßig, zu hektisch.

Sie vermochte es sich gar nicht auszumalen, von was, vom wem er wieder träumte…
 

Anfangs war Zorros Traum ganz akzeptabel gewesen. Er stand an Deck der Sunny und genoss den Sonnenschein, während kleine Wellen das Schiff hin und herwiegten. Aber plötzlich veränderte sich die Szene.

Die Umgebung, sprich Meer, Himmel und Thousand Sunny, verschwand vor seinen Augen. Wellenartige Linien zogen sich durch sein Blickfeld und die klaren Farben verblassten. Die Welt löste sich vor seinen Augen in Luft auf. Sie schien zu schaukeln, zu beben, zu vibrieren. Dann wurde er von einem überaus widerwärtigen Schwindelgefühl gepackt und alles drehte sich so heftig, dass er reflexartig die Augen fest zusammenpresste und sich mit den Händen an den Kopf fasste, der beängstigend heftig Karussell fuhr. Seine Augen rollten sich schmerzhaft nach innen und ließ kleine schwarze Flecken und blinkende Sterne in seiner Wahrnehmung erscheinen.
 

Plötzlich war er alleine. Alleine in der Dunkelheit. Nur ab und zu trieben Bilder an ihm vorbei. Bilder aus der Vergangenheit, die sein Gehirn anscheinend gerade wie einen Film an ihm vorbeilaufen ließ.

Die Zombies. Ruffys harter Kampf gegen Moria. Der harte Kampf der Crew gegen Oz. Und letztendlich Bartholomäus Bär.

Die Blase mit den Schmerzen, die Zorro in seinem Körper aufnahm…
 

Was wäre gewesen, wenn Bär seine Abmachung nicht eingehalten hätte? Wenn er Ruffy und all die anderen einfach mitgenommen hätte, während er Zorro alleine im Wald seinem Schicksal überlassen hätte? Hätte Zorro dann überlebt?

Hätte er überhaupt überleben wollen? Nein, womöglich hätte er dann nicht die dafür nötige Kraft aufbringen können.

Er wusste, dass es verdammt knapp gewesen war, immer noch ist. Immer noch musste er hart dagegen ankämpfen, sich nicht einfach gehen zu lassen. Nur der klitzekleine Funken Wille hatte ihn bis jetzt noch hier gehalten. Nur der kleine Wille, seine Freunde nicht alleine zu lassen hielt ihn am Leben. Aber immer mehr und mehr ließen seine Kräfte nach.
 

Die Dunkelheit schlang sich eng um seinen Körper, zerrte an seiner Luftzufuhr und gewährte ihm keinen ruhigen und ausgeglichenen Herz- und Pulsschlag.

Sie erdrückte ihn schier, presste immer härter und schlimmer gegen seine Lungen.

Sie verschlang ihn, zog ihn immer näher an den schwarzen Abgrund.

Keine normale Schwärze barg sich dort. Nein…
 

Abgrundtiefe Schwärze, die dunkler als schwarz war. Schwärzer, als das dunkelste Schwarz der Welt. Die düstere und furchteinflößende Dunkelheit des Todes versteckte sich dort.

Undurchdringbar. Unüberwindbar. Ungeheuerlich.

Er bekam keine Luft mehr, als sich das schattenartige Grauen wie Fesseln eng um seine Hand- und Fußgelenke legte und ihn mitzog.
 

Er fühlte sich beschmutzt, erschlagen und unendlich schwach.

Wieder schmeckte er es. Sein eigenes Blut, das sich in rasanter Geschwindigkeit über die Speiseröhre bis in die Mundhöhle hocharbeitete. Ihm wurde so übel, dass er würgte. Er würgte, weil er versuchte, das Blut zu erbrechen, es loszuwerden, es von sich zu stoßen.

Ein gurgelndes Geräusch, das seiner Kehle entwischte, steigerte das Übelkeitsgefühl zusätzlich und langsam aber sicher lief seine Gegenwehr komplett gegen null. Er ließ sich ziehen. Er ließ sich verschlingen…
 

Das alles war so realistisch! Der Traum war schlicht und ergreifend zu real!

Würde er nun also wirklich den Löffel abgeben?

„Zorro!“

Diese Stimme…

So vertraut. So sanft. So liebevoll…
 

Vorsichtig wollte Nami dem Schlafenden ein paar einzelne verschwitzte Haarstoppel von seiner Stirn streichen, doch bevor ihre Hand auch nur Kontakt mit seiner Haut machen konnte, schnellte seine Hand blitzschnell nach oben und umschloss ihr Handgelenk fest, während seine andere Hand instinktiv zu seinen Schwertern glitt.

Die Orangehaarige rügte sich selbst in Gedanken.

Da hatte sie ja gleich zwei wichtige Dinge vergessen.

Zum einen: Berühre Lorenor Zorro nie im Schlaf, weil er dich für einen Feind halten könnte. Zum anderen: Berühre Lorenor Zorro nie, wenn er gerade eine schlimme Phase des Grauens durchmacht und äußerst empfindlich auf Berührungen reagiert!!!
 

Müde und schwer atmend öffnete Zorro seine Augen ein wenig.

„Nami…“, keuchte er erleichtert und erschöpft, als er die Orangehaarige erkannte. Er war wieder wach. Zurück aus dieser schrecklichen Parallelwelt. Und er war froh, nicht alleine zu sein. Froh, dass sie da war…
 

Nami wollte ihre Hand zurückziehen, konnte aber nicht. Seine Eigene hatte nun anstatt ihres Gelenks ihre kleinen Finger umschlossen und ließ es somit nicht zu, dass sie sich auf irgendeine Art und Weise von ihm entfernte. Das war zwar ungewöhnlich, aber…süß.

Ihre freie Hand kam nun endlich der Sache mit seinen Haarstränchen nach und anstatt wie sonst mit einem Erschaudern auf ihre Berührungen zu reagieren, schloss er zufrieden die Augen und lächelte sanft, fast so, als würde er ihre Tätigkeit genießen.
 

„Versuche, dich auf schöne Dinge zu konzentrieren. Denk an all die tollen und lustigen Dinge, die wir bereits erlebt haben. Wie Ruffy La Boom mit unserem Masten eins übergebraten hatte. Wie ihr ausgeflippt seid, als Wimper, das Kamel in Alabaster, nur uns Frauen tragen wollte. Und und und weißt du noch, wie Sanji reagiert hat, als er seinen Steckbrief gesehen hat?“, flüsterte sie ihm zaghaft und liebevoll zu, während ihr Daumen über seine rechte Wange streichelte.
 

Sanft lächelte er und schloss dann gehorsam die Augen, mit dem Vorsatz, an irgendetwas Schönes zu denken. Komischerweise war das einzige, das ihm in den Kopf schoss, die erste Begegnung mit der Navigatorin…

„Schhh. Versuch jetzt wieder zu schlafen. “, meinte sie sanft und strich mit ihrer Hand sachte von seiner Wange über das Kinn und den Hals, bis zu der Stelle seines Brustkorbs, an der sein Herz schlug. Sie konzentrierte sich, fühlte das nun regelmäßige Pochen an ihrer Handfläche und wie sich ihr Herz langsam aber sicher an seinen Rhythmus anpasste. Lächelnd warf sie daraufhin einen Blick auf ihre andere Hand, die noch immer fest von der Seinen umschlossen wurde und es dauerte auch nicht lange, bis sie der Takt seines Herzschlags in einen tiefen Schlaf versetzte. Das perfekte Schlaflied. Ihr Schlaflied. Ihr Kopf wurde schwer und langsam aber sicher sank ihr Oberkörper auf die Matratze.
 

[…]
 

Zorro staunte nicht schlecht, als er am nächsten Morgen erwachte und erkannte, dass Nami anscheinend im Laufe der Nacht beschlossen hatte, seine Hand als Kopfkissen zu benutzen.

Vorsichtig versuchte er, seine Hand zu befreien, was die Schlafende anscheinend partout nicht zulassen wollte. Doch durch die Regung wurde auch sie aus ihrem Schlaf gerissen und langsam und verschlafen öffnete sie ihre Augen, nur um prompt in ein anderes Augenpaar zu starren. Zorro grinste leicht und Nami ließ abrupt los, als sie realisierte, in was für einer Lage sie sich da gerade befand. Gott, wie peinlich war das denn? Hatte sie etwa die ganze Nacht mit seiner Hand geknuddelt, wie mit einem Teddybären? Um die für sie peinliche Situation irgendwie gerade zu biegen und von ihren bestimmt fürchterlich roten Wangen abzulenken, fragte sie ihn hektisch, ob er denn wenigstens ein bisschen geschlafen hätte.
 

Lächelnd antwortete er mit einem Nicken und streckte sich dann erst einmal ausgiebig.

„Ich hab sogar sehr gut geschlafen! Und jetzt komm Hexe, ich hab riesigen Hunger!“

Anscheinend ging es ihm wirklich besser, wenn er schon wieder in der Lage war, sie zu provozieren…

Ein ausgeschlafener und gutgelaunter Zorro am Morgen? Zum Mitnehmen bitte!

Mühsam erhob sie sich aus ihrer doch unbequemen Hockposition und ja, verdammt, ihr tat echt alles weh! Aber was tut man nicht alles für einen hilfsbedürftigen Patienten?!
 

Während Zorro nur sein Shirt überstreifte, zog sich die Navigatorin hinter offener Schranktüre, die seine Sicht blockierte schnell frische Klamotten an, ehe beide zusammen in die Küche schritten, wo schon heiteres Treiben herrschte.

Ruffys nach Essen quengelndes Geschrei, Sanjis fuchsteufelswilde Reaktion, lautes Gelächter der übrigen. Ein wunderbarer Morgen, ganz nach Namis Geschmack!
 

Sofort wandte sich der Kapitän an die Orangehaarige.

„Nami, wir nähern uns übrigens einer kleinen Insel. Ich habe beschlossen, dass wir dort an Land gehen, um uns ein bisschen zu amüsieren. Ach ja und ich brauche mehr Geld, weil ich die doppelte Ration Fleisch kaufen will.“

Die Navigatorin war mit Lichtgeschwindigkeit herumgefahren und die nichts Gutes verheißende Ader an ihrer Stirn pumpte wieder einmal zu viel Blut auf einmal.

Mit einem dumpfen Geräusch machte Ruffys Kopf mit Namis Faust Bekanntschaft.

„Wiederhole den letzten Satz, Ruffy!“

„Ich brauche mehr Geld-“ BÄNG. Erneut drosch sie auf seinen Kopf ein.

„Wiederhole noch einmal!“

„Ich brauche mehr Geld-“ BÄNG. Der Morgen hatte doch so gut angefangen!?
 

Ein erneuter Schlag blieb aus, als sie unsanft von einigen aus Ruffy Oberkörper wachsenden Händen geschubst wurde. Sie torkelte ein paar Schritte rückwärts und landete nicht hart, wie erwartet, auf ihrem Stuhl, sondern erstaunlicherweise auf weichem Untergrund.

Nichtsahnend blinzelte sie verwirrt, als der Rest der Crew zu kichern begann.

„Tut mir Leid, Fräulein Navigatorin. Ich wollte nur unseren Kapitän beschützen.“, meinte Robin unschuldig und schmunzelte. Hektisch drehte sich Nami um und was sie da erblickte trieb ihr sogleich sämtliches Blut ihres Körpers in ihr Gesicht.

Zorro, auf dessen Schoß sie unfreiwillig bugsiert worden war, starrte nicht minder errötet zurück…
 

Robin war so gut wie tot!
 

- - - - - - - - - - - - - - - - -

achja...die liebe robin :D

Vorschau für das nächste Kapitel: Wie wird der restliche Tag nach dieser ungewohnten Nähe verlaufen?

glg missfortheworld

Allmähliche Annäherungen

Da saßen sie. Sie auf seinem Schoß. Er auf seinem Stuhl. Beide schockiert. Beide mit knallroten Wangen. Um sie herum verdutzte und ungläubige Gesichter.
 

Zorro erwartete in diesem Moment Schläge, Schmerzen, Beulen, eine blutige Nase oder zumindest überlautes kreischendes Gekreische.

Aber dass sich der verwirrte und entsetzte Gesichtsausdruck der Orangehaarigen plötzlich in ein zaghaftes, fast schüchternes Lächeln verwandelte, hätte er nie und nimmer erwartet.

Ehe er auch nur ansatzweise reagieren konnte, umschlang sie mit ihren zierlichen Armen seinen kräftigen Hals, drückte sich an eng an ihn und vergrub ihre Nase so tief es ging in die Haut seines Nackens.

Und ohne es verhindern zu können, keuchte er leise. Er wurde von einer Frau umarmt!??!
 

In der Küche war es urplötzlich still geworden. Alle blickten überrascht, in Ruffys Falle verwirrt drein. Alle machten einen recht überraschten Eindruck. Alle außer Robin, die sich herzhaft lächelnd am Frühstücksbuffet bediente. Sanjis Äußeres hatte plötzlich eine verdammte Ähnlichkeit mit seinem Steckbrief…
 

Zorro suchte in den Augen seiner Freunde eine Antwort, aber er bekam keine. Alle waren wohl genauso ratlos wie er selbst. Wobei er selbst eher extrem geschockt war. Was war kaputt? Was ging hier ab? Wo blieb der ‚versteckte Kamera’ Ausruf?
 

Plötzlich spürte er, und genau das drohte ihn schier verrückt zu machen, wie sie an seiner Haut schnupperte, von seinem für sie betörenden Duft kostete und wohlig seufzte.

Ohne dagegen ankämpfen zu können, breitete sich daraufhin Wärme wohltuend in seinem Körper aus und an den Stellen, an denen sie ihn berührte, entstanden kleine elektrische Ladungen, die dazu führten, dass sich seine empfindlichen Härchen aufstellten und für eine angenehme Gänsehaut sorgten.
 

Wieder keuchte er und ein Schauer kroch über seinen muskulösen Rücken, als sie ihre Lippen deutlich spürbar für einen kurzen Moment in seine Halsbeuge drückte. Eine Geste, die nur ihm galt. Ihm alleine. Keiner konnte es sehen, keiner konnte es spüren.
 

Diesen Moment durfte er auf keinen Fall vergessen! Er war so besonders und einzigartig…

Und so unglaublich aussagekräftig! Als wollte sie damit sagen: ‚Es freut mich, dass es dir wieder gut geht!’ oder ‚ich habe dich so unendlich vermisst!’.

Und augenblicklich schwoll seine Brust vor Stolz an.
 

Und das, obwohl die Situation neu für ihn war. Nie hatte ihn eine Frau umarmt!

Diese Erfahrung war so dermaßen neu für ihn, dass er nervös und aufgeregt zitterte. Ein Gefühl, das er schon beinahe vergessen hatte…

Sein Herz schlug so schnell, dass ihm schwindelte und sein Kopf war leerer als leer.
 

So neu, so fremd und dennoch oder gerade deswegen wollte er mehr davon!

Er ließ sich von seinen Instinkten leiten, umschlang ihren zierlichen Körper mit seinen starken Händen und drückte sie fest an sich. So fest, dass er wiederum keuchen musste, als ihm kurz die Luft wegblieb.
 

Und anscheinend hatte er einen ganz guten Nerv dabei getroffen, denn schon bald konnte er ein leises Schnurren von Seiten der Navigatorin vernehmen, die sich anscheinend mehr als nur wohl und geborgen fühlte. Ein leichtes Lächeln zog sich über sein Gesicht, das selbst dann nicht erlosch, als ihm Lysop aus sicherer Entfernung den Vogel zeigte, während die anderen die Szene immer noch ungläubig beobachteten.
 

Sanji, dem die ganze Kuschelaktion schließlich zu viel wurde, stampfte wütend auf den Holzboden ein und schnaubte lautstark:

„Können wir jetzt dann was Essen, oder soll ich euch zwei in ein Zimmer schleppen???“
 

Als hätte man die beiden Turteltäubchen unter Strom gesetzt, sprangen sie mit Lichtgeschwindigkeit auseinander, stießen sich beinahe ab, wie zwei gleich gepolte Magnete. Ihre Blicke spiegelten pures Grauen und Entsetzen wieder. Als würden sie es beide bereuen oder für peinlich empfinden, was sie hier gerade für eine Show abgezogen hatten.

Schnell waren die angenehmen Gefühle im Bauch wieder verdrängt und vergessen.
 

Während sich Zorro, der hochrot im Gesicht war, peinlich berührt am Hinterkopf kratzte, strich sich die Orangehaarige, die nicht weniger rote Wangen hatte wie ihr Gegenüber, schüchtern eine Strähne aus dem Blickfeld. Beide räusperten sich und setzten sich, den Blick Richtung Boden gewandt an den Tisch.
 

Es wurde geschwiegen, bis Sanji stocksauer und angefressen das Essen servierte und Ruffy damit in den 7. Himmel beförderte.

Das restliche Frühstück verlief fast wie gewöhnlich. Alle verhielten sich normal (auch wenn das Wort normal auf diesem Schiff schon lange die Bedeutung verloren hatte), nur die Zwei hatten so ihre Probleme.

Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke zufällig trafen, wurden beide feuerrot wie eine Tomate und hastig schauten sie zur Seite.
 

„Wie hat Herr Schwertkämpfer eigentlich heute geschlafen?“, fragte Robin beiläufig, unschuldig und mit einer gewissen Neugierde in der Stimme.

Verstört hob der Grünhaarige den Blick und begann wirr vor sich hin zu stottern:

„Ich, also…ja…die Nacht…erst Alptraum…dann N-Nami-…ich meine…GUT! Ich habe gut geschlafen….“
 

Robin nickte wissend und wandte sich sogleich an die Navigatorin:

„Kann Frau Navigatorin das bestätigen?“

Auch die Orangehaarige brachte keinen vernünftigen Satz heraus.

„Ähm ich…ja…also…er….JA, ER HAT GUT GESCHLAFEN!“

„Das denke ich mir.“, kicherte Robin und kassierte dafür den einen oder anderen Todesblick.
 

„Ich persönlich wäre der Meinung, dass Frau Navigatorin heute beim Landgang auf unseren Patienten achtgibt. Als eine Art persönliche Krankenschwester. Immerhin wäre es fatal, wenn Herr Schwertkämpfer aufgrund seiner schlechten Orientierung auch noch verloren geht…“

Ruffy nickte zustimmend und widmete sich seinem Speck.

Nami setzte auf die Aussage der Schwarzhaarigen hin ein künstliches Grinsen auf und presste ein ‚aber gerne doch’ zwischen den Zähnen hervor. Zorro verschluckte sich nur an einem übergroßen Broken seines Frühstücks, auf dem er sowieso, wie es ihm vorkam, seit Stunden herumkaute.
 

Nachdem das Frühstück beendet war, stürzte Zorro regelrecht nach draußen zu seinen Gewichten, um sich abzulenken, abzureagieren und zu entspannen. Nami hingegen hätte ausnahmsweise freiwillig beim Abwasch geholfen.

Allerdings flüchtete auch sie mit den anderen nach draußen an Deck, da Sanji immer noch vor Wut und Enttäuschung kochte; er die Teller grob in die Spüle gleiten ließ; laut vor sich hinmeckerte; Lysop eine Gabel an den Kopf warf; den Tag verfluchte; Ruffy grob aus dem Raum kickte; Flammen aus seinen Augen kamen und er damit am liebsten alles (vor allem grüne Dinge) in Brand setzen wollte.
 

[…]
 

Da die Orangehaarige draußen auf Dauer keine Beschäftigung fand, suchte sie ihr Arbeitszimmer auf, um an den Karten weiterzufeilen. Doch sie musste feststellen, dass es keine Arbeit gab. Sie hatte bereits alles erledigt...
 

Gelangweilt kehrte sie an Deck zurück und wollte Franky und Lysop Gesellschaft leisten. Die beiden waren allerdings zu tief in ihre Arbeit versunken, um sie bei Laune zu halten. Als sie ihnen ihre Hilfe anbot, wurde sie mit bösen, beinahe verachtungsvollen und bemitleidenswerten Blicken versehen, sodass sie schnell das Weite suchte.
 

Chopper spielte mit Ruffy Karten. Doch auf die Frage, ob sie denn mitspielen könnte, verzogen beide das Gesicht und jammerten, dass sie doch sowieso schon pleite waren und nicht auch noch ihr eigenes Kopfgeld verlieren wollten. Zwei Beulen später machte sie auch von dort einen beleidigten Abgang.
 

Sanji mied sie im Moment sowieso lieber. Brook fand sie eklig. Robin würde sie nur wieder mit diesen fragenden und vielsagenden Blicken versehen…

Sie konnte nicht kochen, weil Sanji sie erdrosseln würde. Es war zu bewölkt, um sich zu sonnen. Ihr Klimataktstock war in der Werkstatt, weshalb trainieren auch ausfiel. Gebadet hatte sie gestern erst. Ausschau halten musste sie nicht, weil sie die Insel bereits erkennen konnte. Deren Koordinaten hatte sie auch bereits eingetragen.

Verdammt, es war stiiiiiiiiiink-langweilig!
 

Und deshalb gab es auch keinen anderen Ausweg. Keine andere Möglichkeit. Nichts anderes, das sie hätte tun können. Zumindest redete sie sich das ins Gewissen, als sie sich langsamen Schrittes in Richtung Hauptterrasse begab, von dort man in regelmäßigen Abständen das laute Keuchen des einzigen Crewmitglieds hören konnte, das gerade nicht schwer beschäftigt war.

Sie war praktisch gezwungen, sich zu Zorro zu gesellen, wenn sie etwas Unterhaltung wollte. Das hatte bestimmt keinen anderen Grund!
 

Einige Meter hinter ihm hielt sie zögerlich inne und beobachtete ihn bei seinem Training. Wie jeder Muskel bei Belastung kontrahierte und dann wieder entspannte…hnng…

Zorro, der Blicke spüren konnte, aus welchen Gründen auch immer, bemerkte natürlich auch jetzt, dass er angestarrt wurde. Und er brauchte sich auch nicht umzudrehen, um zu erkennen, wer ihm einen Besuch abstattete. Die auf Holz klackernden Highheels hatten sie verraten…

„Bin ich denn so interessant?“, fragte er grinsend und selbstsicher, ehe er die Gewichte beiseite legte und sich mit einem Handtuch den Schweiß von seinem Körper wischte.
 

Beide hatten den fremden Moment zuvor in der Küche anscheinend wieder vergessen.

Nami setzte ein diabolisches Grinsen auf, als sie sich langsam seinem Rücken näherte. Zorro dem das nicht entgangen war, war plötzlich nicht mehr gaaanz so selbstbewusst.

„Was machst du daaaahhh-“

Das letzte Wort ging in ein lautes Stöhnen über. Verdammt, diese Frau war eine Hexe!

Sie massierte ihn?! Nami massierte ihn?! Er wurde gerade hier und jetzt massiert?!

KEINER durfte ihn massieren! Nur Schwachköpfe und verweichlichte Dartaugenbrauen-Pfannenschwinger ließen sich massieren!
 

Aber…verdammt…er war so verspannt…und…oh Gott, war das gut!
 

Nami kicherte noch mehr, als er seine Schultern langsam aber sicher entspannt hängen ließ, nachdem er sie zuvor defensiv nach oben gezogen hatte.

„Du hast mal etwas Entspannung verdient.“, flüsterte sie ihm keck ins Ohr.

Schwups - weg waren seine Zweifel! Entspannt schloss er die Augen und konzentrierte sich auf ihre Berührungen.
 

Mit ihren Daumen vollführte sie kreisende Bewegungen unterhalb seiner Schulterblätter, lockerte dann mit schnellen und vibrierenden Bewegungen seine Wirbelsäule und übte mit ihren Fingern geschickt Druck auf die kleinen verkrampften Knoten aus.

Dem Schwertkämpfer war es unmöglich zu sprechen, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, sich auf die Unterlippe zu beißen, um zu verhindern, dass ihm das eine oder andere fremde Geräusch entfliehen konnte. Sein Gesicht brannte, das Blut pulsierte in seinen Venen und daher konnte er mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass seine Wangen eine dunklere Farbe angenommen haben mussten.
 

Ihre Hände wanderten ein Stückchen höher und begannen, ihn im Nacken zu kraulen.

Oh verdammt, sein Nacken war eine empfindliche Stelle! Und wie geschickt und treffsicher sich ihre kleinen Finger dort auch bewegten…oh verdammt, war das geil!

Als die Orangehaarige letztendlich die Gegend an seinem Haaransatz und gleichzeitig wieder seine Schulterblätter bearbeitete, war es um ihn geschehen. Verzückt bog er seinen Rücken durch, drückte ihr seinen Kopf entgegen und gab einen tiefen, genussvollen Seufzer von sich.
 

Ja, es war wirklich zum Verrücktwerden gut! Dann war er eben ein Schwachkopf, na und?

Ab jetzt könnte er so etwas jeden Tag gebrauchen, so viel stand fest.

„Gefällt es dir, was ich hier mache?“, flüsterte Nami wiederum erwartungsvoll kichernd.

Es zu leugnen wäre eine verdammte Lüge gewesen. Aber er würde ihr sicher nicht auch noch diese Genugtuung geben. Auch wenn ihn seine Laute sowieso schon verraten hatten…

Plötzlich drückte sie fester zu, so fest, dass es ihm eiskalt den Rücken runter lief und sich seine Nackenhaare augenblicklich aufstellten. Damit forderte sie eine Antwort, die er ihr nach weiteren kräftigen Druckeinlagen nicht mehr verwehren konnte und letztendlich ein ‚ja’ hervorkeuchte.
 

Ohne auf die Tatsache zu achten, dass sie jemand beobachten oder die Situation ungewöhnlich wirken könnte, schlang sie plötzlich, auch zu Zorros Überraschung, die Arme von hinten um Zorro starken Hals und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab, sodass die Wangen der beiden Kontakt machten.
 

Langsam schloss sie die Augen und inhalierte tief seinen betörenden und männlichen Geruch, der ihr kurzzeitig ein Schwindelgefühl brachte, so intensiv war er. So eng es ging kuschelte sie sich an seinen Rücken, um diesen Moment vollends auskosten zu können. Seine Wange war so warm und weich, dass sie kurz seufzte, ihre Stirn an seine Schläfe und ihre Nase an die weiche Haut seiner Backe drückte.
 

Zorros Mund zog sich nach und nach zu einem Grinsen und unbewusst kam er ihren Berührungen entgegen. Die Hände der Orangehaarigen gingen spielerisch auf Wanderschaft, über seinen Hals zu seiner starken, muskulösen und stählernen Brust, auf der ihre Finger erst schüchtern, dann immer selbstbewusster auf und ab fuhren, praktisch darauf tänzelten.

Jetzt seufzte auch der Grünhaarige, der ihre Streicheleinheiten gerade mehr als nur genoss.
 

Der Navigatorin entwischte ein kleines Glucksen an seiner Wange und durch den heißen Atem, der so dicht an seiner sensiblen Haut war, kitzelte es ihn leicht, sodass auch er glucksen musste. Dass amüsierte Nami wiederum noch mehr, sodass sie leise kicherte, was schließlich in einem lauten und ehrlichen Lachen ausartete, in das Zorro nach kurzer Zeit mit einstieg.
 

Vielleicht war es seltsam, die beiden Streithälse dort zusammen in einer doch sehr vertrauten und intimen Situation sitzen und lachen zu sehen. Aber für die beiden war es im Moment das wohl Normalste auf der Welt…
 

Nie in seinem ganzen Leben hatte sich Zorro so echt gefühlt. Echt war vielleicht das falsche Wort. Eher real, wirklich oder menschlich…hach, er konnte es einfach nicht beschreiben.

Nie hatte er sich jemals so geborgen und wichtig gefühlt, wie in diesem Moment.

Hier mit ihr zu sitzen, sich von ihr umarmen und streicheln zu lassen, war das, was er für immer tun wollte. Dieses gute Gefühl in seinem Magen sollte nicht verebben, nicht verschwinden, nicht vergehen.
 

Von weitem konnte er erkennen, wie Ruffy ihnen beiden breit grinsend von der Gallionsfigur aus zuwinkte. Es musste wirklich äußerst seltsam aussehen, was sie hier trieben. Es war aber auch wirklich komisch, dass sich die Orangehaarige dermaßen verhielt.

„Was ist heute los mit dir? Du kuschelst am Bett mit meiner Hand, umarmst mich das wahrscheinlich erste Mal seit wir uns kennen und jetzt massierst du mich und klammerst dich schon wieder an mich. Hat dir der Giftmischer etwas Falsches gekocht?“, meinte er neckend mit seinem typischen Grinsen.

Nami lächelte nur leicht und ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Beobachtete dabei das Meer, das von der leichten Windböe hin und hergewiegt wurde…
 

Zorro hatte nach der nun doch sehr langen Schweigephase gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet. Umso mehr überraschten ihn ihre Worte.

„Ich bewundere dich, Zorro. Du bist so ein starker und ehrlicher Mann.“

Sie betonte das Wort extra und wieder schwoll seine Brust augenblicklich vor Stolz an.

Es tat gut, so etwas aus ihrem Mund zu hören. Vor allem, dass sie ihn für einen Mann hielt und nicht für einen Kindskopf, ein Monster, ein Waschweib wie den Koch, oder eine Maschine. ‚Mann’ war doch ein recht angenehmes Wort…

Wieder herrschte Schweigen, bis Nami sich langsam von ihm löste und zum Gehen ansetzte.
 

„Ich habe deine Schulden übrigens verdreifacht. Und die Zinsen sind natürlich auch gestiegen; nur zu deiner Information…“, hörte er sie noch sagen.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Zorros Sinneszellen die Information an das zentrale Nervensystem, sprich Gehirn weitergeleitet hatten. Über das efferente Neuron wurde der Reiz dann zum Effektor, in diesem Falle die Muskelzellen des Mundes, geleitet. Die Muskulatur kontrahierte und sorgte für einen Effekt, der zwar akustisch vernehmbar war, aber sehr unkonventionell wirkte.

Oder einfach: Zorro gab ein seeehr unmännliches Geräusch von sich, als sein Gehirn Namis Worte verarbeitet hatte.
 

„Und wieso?“, fragte er daraufhin geschockt und keuchend zugleich.

Abrupt machte sie Halt.

Sie grinste – doch Zorro erkannte, dass das Grinsen gezwungen, verkrampft und nicht aufrichtig war.

Sie versuchte, wie immer ihre Augen blitzen und glänzen zu lassen – doch Zorro erkannte, dass es nur noch ein leichtes Schimmern war, das ihre Augen zierte.

Ihre Stimme sollte selbstbewusst und arrogant und zickig und geldgierig wie immer klingen – doch Zorro erkannte den sanften und zärtlichen Ton in ihrer Stimmlage:
 

„Dafür, dass du mir solche Sorgen bereitet hast, Grünschädel.“
 

Und während sich sein Mund langsam zu einem Lächeln zog, hörte er, wie die Navigatorin lautstark zu schreien begann, die anderen auf ihren Posten schickte, herumkommandierte, was das Zeug hielt, die Koordinaten beachtete und alles bereit für die Insel machte.
 

Langsam schlenderte er selbst an den Rand des Schiffes und stützte sich mit den Ellenbogen an der Reling ab, dachte dabei über den bisherigen Tag und seine Ereignisse nach.

Er war so in Gedanken versunken, dass er die Insel, die immer näher kam und eigentlich direkt vor seiner Nase lag, gar nicht erkannte. Er war viel zu beschäftigt…
 

Ihr Duft klebte nämlich immer noch an ihm. An seiner Wange, an seinen Händen, an seinem ganzen Körper. Dieser süßliche Duft, der ihn in Trance versetzten konnte. Und wieder musste er an ihre Worte denken:

‚Ich bewundere dich, Zorro. Du bist so ein starker und ehrlicher Mann.’

Oh Gott, er spürte es förmlich, wie seine Wangen dabei erröteten! Doch er kam nicht darüber hinweg, trotzdem leicht zu lächeln. Solche Momente, die er heute erlebt hatte waren selten.

Auch wenn er alles dafür geben würde, nicht nur ein Mann für sie zu sein…
 

„Spinatschädel? Träumst du oder hast du gerade wieder einen deiner Anfälle?“

Gut, der Koch konnte einen wirklich immer und zu jeder Zeit zurück in die Realität rufen. Der Typ schaffte es immer wieder, jemandem die gute Laune zu verderben!

Aber erst jetzt realisierte er, dass er wirklich geträumt haben musste. Wie lange war er schon hier gestanden?
 

Sie hatten bereits Anker im Hafen der Insel gesetzt. Und sofort begann sein Herz zu rasen…
 

Gegner. Piraten. Marine. Räuber. Menschenhändler. Zombies. Feinde. Kopfgeldjäger. Monster. Admiräle. Mörder. Verbrecher. Weltregierung. Sünder. Barbaren. Killer. Gefahr. Bär. Bär. Gefahr. Bär. Bär…Bär. Gefahr…
 

Und vor Zorros Augen erstreckte sich die Stadt, die sich wie ein Berg voller Gefahren vor ihm aufbäumte und ihn erzittern ließ. Jede Stadt war gefährlich. Nirgends war man sicher. Nirgends. Da war dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend.

Er schluckte schwer…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Ich erkläre dann mal schnell was^^

Das ist nur ein Filler-Kapitel. Ohne Spannungsverlauf, ohne wirkliche entscheidende Elemente und mit etwas viel Kitsch und unzorronamihaften Elementen :D Ich hab es nicht einmal wie sonst hundert mal durchgelesen und da und da was verbessert…

Das Problem bestand darin, dass das 8. Kapitel schon halb geschrieben ist und da schon oder noch so viel Zeug rein muss, dass es einfach zu lang gewesen wäre, wenn ich es mit dem 7. Kapitel kombiniert hätte. Die 10 Kapitel werde ich sowieso nicht einhalten können :D ich werde aufstocken auf 12 und wahrscheinlich zwei verschiedene Enden schreiben, weil ich mich nicht entscheiden kann, welches ich besser finde…

Also das nächste Kapitel wird interessanter und länger, ich verspreche es ;)

Und ich hoffe, dass das hier nicht sooooo dermaßen schlecht ist^^

Glg missfortheworld

Alarmbereites Hinterstübchen

Tief in seiner Magengegend sagte ihm sein Gefühl, dass er und die Crew das Schiff auf gar keinen Fall verlassen sollten. Etwas stand bevor. Etwas würde passieren.

Was und mit wem konnte er nicht sagen, aber dass es passierte stand für ihn fest.

Er fühlte es.
 

Irgendetwas an diesem Ort war faul.
 

Natürlich war er es gewohnt, dieses Gefühl zu verspüren, wenn an einer Insel angelegt wurde; denn ständig warteten irgendwelche Gefahren, angefangen bei der Marine bis hin zu den schrecklichsten Monstern, auf sie. Doch dieses Mal beunruhigte es ihn auf eine fremde, ungewöhnliche Art und Weise.

Vielleicht war er auch nur durch seinen derzeitig angeschlagenen Zustand etwas feinfühliger, sodass dieses Gefühl um einiges intensiver war als gewöhnlich…
 

Aber diese Angst, nicht genau zu wissen, was bevorstand oder wer da auf sie wartete, erweckte das erdrückende Gefühl der Hilflosigkeit in ihm. Er konnte nichts tun. Rein gar nichts. Er musste abwarten, bis es geschah, um irgendwie handeln zu können.

Und da war es ja schon zu spät!

Hilflosigkeit. Dieses Gefühl machte ihn wahnsinnig!
 

Innerlich aufgewühlt beobachtete er, wie ein Crewmitglied nach dem anderen von Bord ging und dabei gut gelaunt lachte, Vorfreude zeigte oder sich fröhlich unterhielt. Als wären sie blind für all das Böse…
 

Gerade als er sich dazu entschlossen hatte, den Mund aufzumachen und den anderen von einem Landgang abzuraten, schnappte Namis Hand nach dem Saum seines Shirts und zerrte ihn schneller, als er Hexe sagen konnte etwas grob an Land.

Hallooo?? Man zerrte Lorenor Zorro nicht einfach so wie ein Hündchen durch die Gegend!

Er würde sie dafür in der Hölle schmoren lassen…!

Den Mut, das zu tun, brachte er aber nicht auf und ließ sich deswegen, wenn auch widerwillig weiterziehen. Er sollte wirklich daran feilen, konsequenter zu handeln und durchzugreifen...
 

Unten angekommen ließ sie nicht los und erklärte ihm stattdessen mit einem fröhlichen Lächeln, dass er so wenigstens nicht verloren gehen und sie ein Auge auf ihn haben konnte. Hallooo? Lorenor Zorro ging nicht einfach so verloren! Das war ja die Höhe! Dafür würde er sie den Haien zum Fraß vorwerfen…!

Aber komischerweise ließ er sich auch dieses Mal ihr Handeln gefallen.

So viel zum Thema Konsequenz…
 

Die einzige, die ebenso wenig begeistert von der Insel zu scheinen schien, war Robin, die sich über Nacht bei der Wache eine leichte Grippe eingefangen hatte. Chopper wollte sie nicht alleine zurück auf dem Schiff lassen und hatte sie letztendlich dazu überredet, sich der Gruppe anzuschließen. Nachdem die Archäologin endlich als Letzte mit Frankys Unterstützung und Hilfe Fuß auf festen Boden gesetzt hatte, wollte man sich schon gemeinsam auf den Weg machen, als sich eine Staubwolke aus Richtung der Stadt langsam auf sie zu bewegte.
 

Starre, verwirrte, erschrockene, ungläubige und ebenso wütende Blicke wurden ausgetauscht, nachdem jeder einen genaueren Blick auf das seltsame Etwas geworfen hatte. Namis Griff verstärkte sich automatisch um Zorros Hemdzipfel, bis die Venen an ihrer Hand deutlich sichtbar hervortraten.
 

Mit verkrampftem Gesichtsausdruck suchte sie den Blickkontakt zu dem Grünhaarigen, der den Blick auf die gleiche Art und Weise erwiderte, sogar noch einen kleinen Hauch an Aggressivität mehr darauf packte.

Und womöglich jeder stellte sich die gleiche Frage:

Wie um alles in der Welt hatte ihr Kapitän das nur wieder unbemerkt geschafft?
 

Einige Minuten später stand Ruffy schwer atmend vor seiner Crew und warf einen Blick zurück auf die Strecke, die er gerade eben überbrückt hatte. (Man stelle sich nun Ruffy vor, wie er aufgeregt und eeeextrem schnell über sein ‚Abenteuer’ berichtet)

„Puh. War doch weiter, als ich gedacht hatte. Der Flug vom Schiff dorthin war ganz angenehm gewesen. Vielleicht etwas zu kühl, aber was solls. Bin vielleicht ein bisschen zu weit geflogen, weil ich mich voll in einen Wagen voller Melonen katapultiert habe. Aber der Besitzer war so freundlich, mir und meiner Crew heute ein Quartier in seiner Kneipe anzubieten. Der Mann meinte irgendetwas von wegen, ich sein ein Geschenk des Himmels. Naja. Da war ein großes Buffet in seiner Kneipe. Ich schnappte mir zuvor noch einige Melonen und machte mich dann auf den Weg zu den Fleischspießen. Links davon waren diese köstlichen Reisbällchen und direkt gegenüber der geräucherte Fisch, der so einen intensiven Geschmack hatte, dass man den Braten, der direkt daneben lag, kaum mehr riechen konnte. Aber ich muss sagen, dass sogar das Hühnchen perfekt zubereitet war. Auf jeden Fall können wir heute dort bleiben und richtig abfeiern.“
 

Mit einem breiten Grinsen sah er seine Crew abwartend und erwartungsvoll an. Zorros stand ihm nur mit aufgeklapptem Kiefer gegenüber und Nami hatte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen und versuchte nun verzweifelt, den Haufen an überflüssiger Information zu verarbeiten.

Acht Kopfnüsse später machte man sich endlich gemeinsam auf den Weg.
 

[…]
 

Während sie mit einem fröhlichen Ruffy (der etliche Beulen hatte) vorneweg durch die Gassen und Straßen schlenderten, wuchs die Unruhe in Zorros Körper von Schritt zu Schritt.

Seine Fingernägel krallten sich krampfhaft in das Innenfutter seiner Hosentaschen. Er hatte kaum mehr Gefühl in den einzelnen Fingern, so kalt und taub waren sie.
 

Trotz der Kälte zog sich deutlich spürbar ein dünner Schweißfilm über die Haut seiner Handfläche.

Automatisch verkrampften all seine Muskeln, sodass sein Gang womöglich eckig und unökonomisch ausschauen musste. Seine Schultern gingen wie von selbst in eine defensive Haltung über.
 

Eine kleine Gänsehaut legte sich über seine Oberarme und seinen muskulösen Nacken, als eine kleine Windböe durch die Straße fegte.

Aber Zorro wusste, dass diese unangenehmen Schauer und diese seltsamen Reaktionen seines Körpers nicht aufgrund der Kälte und des Windes entstanden. Nein…

Hier war etwas. Etwas, das nicht sein sollte.

Er wurde dieses unangenehme Gefühl nicht los, dass sie jemand aus sicherer Entfernung beobachtete…
 

Zögernd schloss er die Augen und konzentrierte sich auf sein Gehör. Er konnte alles hören, wenn er wollte. Auch jetzt strömten innerhalb von Sekunden haufenweise akustische Sinneseindrücke auf ihn ein.

Dass der Bäcker um die Ecke leise bei seiner Arbeit ein Lied vor sich hinträllerte...

Dass ein Ehepaar im oberen Geschoss eines Hauses ganz in der Nähe über eine Kleinigkeit stritt und dabei eine Vase zu Bruch ging…

Dass sich das verliebte Pärchen gut hundert Meter vor ihnen über den Ort eines guten Dinners beratschlagte...

Dass sich die beiden Jungs, die ein Stück hinter der Strohhutbande marschierten, verzückt über Namis wundervolle Rückansicht unterhielten…

Hallooo? Wie dreist war das denn bitte?
 

Blitzschnell wirbelte er herum und riss Nami dabei mit sich, die laut quiekte und in dieser Situation automatisch den Griff um sein Shirt verstärkt hatte. Er hörte sie noch erschrocken und verwirrt aufkeuchen, ehe er den beiden Jungs einen mörderischen und eiskalten Blick zuwarf. Die beiden machten abrupt Halt und man konnte sehr deutlich erkennen, dass deren Beine auf einmal verdammte Ähnlichkeiten mit einem Wackelpudding hatten. Jetzt konnte Zorro amüsiert hören, wie deren Zähne zu klappern anfingen…
 

Mit einem süffisanten Grinsen legte er daraufhin einen Arm um die Hüfte der Orangehaarigen und tackerte sie besitzergreifend an seine Seite, als würde er sie vor den Jungs als sein Eigentum markieren. Eingeschüchtert machten die beiden schneller die Biege, als Ruffy ein Hühnchen hätte verdrücken konnte…
 

„Was war das denn?“, fragte Nami verwirrt.

Wie vom Blitz getroffen ließ der Grünhaarige augenblicklich von ihr ab und drehte beschämt den Kopf zur Seite, um seine roten Wangen zu verbergen.

„Sie wollten dich…ähm…ausrauben.“, log er leise und akzeptierte es dieses Mal ohne Widerwillen, dass sie wieder nach seinem Shirt griff, während er gleichzeitig aus den Augenwinkeln auf ihren Rücken und weiter abwärts schielte…
 

Bubum. Bubum. Bubum.

Sein Herzschlag erhöhte sich. Da war es wieder.

Dieses ungute Gefühl, das durch seine Venen pulsierte.

Dort. Da war jemand oder etwas...

Die Hausecke direkt hinter ihnen. Da lag etwas verborgen...
 

Seine Augen weiteten sich, als das Gefühl eine unglaublich starke Intensität erreichte.

Panisch drehte er sich um und suchte mit seinen Augen die umliegende Gegend ab.
 

Nichts.
 

Rein gar nichts Ungewöhnliches.

Ein paar ältere Frauen, die mit schwerbeladenen Körben oder Krügen über den Marktplatz marschierten.

Eine Kutsche, die die Besucher und reichere Leute durch die Stadt transportierte.

Ein paar Schweine und ein dutzend Hühner, die durch die Straßen getrieben wurden…
 

Aber dort an der Hausecke war niemand. Kein Mensch. Kein Tier. Nichts.

Nicht einmal ein verräterischer Schatten war zu sehen.

Hatte er sich das Ganze etwa doch nur eingebildet?
 

Dann hörte er, wie Nami leise und vorsichtig seinen Namen flüsterte und besorgt zu ihm hochblickte. Gleichzeitig bemerkte er, wie heftig sein Atem doch ging. Er durfte nicht immer gleich die Beherrschung verlieren! Sonst würde er noch irgendwann paranoid werden…

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, um sich wieder zu sammeln, schüttelte dann den Kopf, als er wieder Blickkontakt mit der Navigatorin aufnahm, drehte sich dann auf dem Absatz mit ihr um und folgte der Crew, um den Anschluss nicht zu verlieren. Er war gerade mehr als froh, dass Nami keine Fragen stellte…
 

[…]
 

Der Fußmarsch dauerte nun schon ewig. Ihr Kapitän musste wirklich wieder wie eine Rakete geflogen sein…aber anscheinend waren sie nun endlich am Ziel…

Schon von weitem konnte man den alten gebrechlichen Mann erkennen, der Ruffy erfreut zuwinkte. Nachdem reihum Hände geschüttelt wurden und der Mann sich hundert Mal dafür bedankte, dass ihm der Himmel ein ‚Zeichen’ geschickt hatte, betraten sie endlich die kleine aber gemütliche Kneipe. Die Schlauen in der Crew nahmen dem Mann die ganze Himmelsgeschichte kein bisschen ab. Er war lediglich bei Ruffys Bemerkung à la ‚ich habe eine große, hungrige, durstende Crew’ stutzig geworden und wollte nun ordentlich Kohle scheffeln…
 

Die Bude war reichlich gefüllt und man konnte bereits das eine oder andere Grölen vernehmen, obwohl der Abend gerade erst angebrochen war. Manche Leute konnten einfach zu jeder beliebigen Zeit trinken…

Zorro hoffte lediglich, dass der Abend schnell an ihm vorbeiziehen würde…
 

[…]
 

Mittlerweile rückte Mitternacht näher.

Ruffy hatte doch tatsächlich geglaubt, bei einem Wetttrinken die besten Karten zu haben. Anstatt sich deshalb an einen kleinen Gegner zu wenden, forderte er den mit Abstand dicksten Mann im ganzen Raum heraus. Jeder Blödmann hätte bemerkt, dass dieser Typ in Flammen aufgehen würde, wenn man ein Streichholz nach ihm warf. Der war es wahrscheinlich gewohnt, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken.

Aber Ruffy war sich siegessicher…
 

Nach nur einer Flasche Rum und einer darauf folgenden packenden Schlägerei mit Nami, stand allerdings fest, dass er sein ganzes, von Nami geliehenes Geld verspielt hatte und nun weder Laufen, geschweige denn überhaupt normal sprechen konnte. Zum einen, weil er mehr als voll war; zum anderen, weil die Navigatorin gewöhnlich keine Gnade kannte
 

Lysop hatte zwischenzeitlich Ausschau nach einem grünen Schopf in der Menge gehalten und ihn schließlich am anderen Ende des Raumes in einer Ecke entdeckt. Zurückgezogen und alleine saß Zorro an einem kleinen Tisch und nippte ab und zu an seinem Getränk, während er wie ein verstörter Hase im Raum umher sah.
 

„Hey, Partykracher! Wieso so schlecht gelaunt?“, fragte Lysop beschwipst und klopfte seinem Freund etwas zu kräftig auf die Schulter, nachdem er die Kneipe auf wackeligen Beinen durchquert und dabei etliche Stühle umgeworfen hatte. Natürlich erschrak der Schwertkämpfer im ersten Moment fürchterlich und begann sofort wieder zu zittern, reagierte dann aber, als er seinen Freund erkannte sofort auf seine gewohnte Art und Weise…
 

Nachdem er dem Schützen also ein böses, drohendes Knurren und eine mörderische, furchteinflößende Grimasse geschenkt hatte, saß er auch schon wieder alleine in der Ecke und beobachtete leicht amüsiert das ängstlich kreischende Knäuel alias Lysop, das sich flüchtig durch die Menge davon kämpfte.
 

Ohne richtiges Ziel glitt Zorros Blick daraufhin immer wieder durch die Menge, bis er an einem Augenpaar an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers hängen blieb, das ihn schier durchbohren wollte. Er war sofort gefesselt....

Nami.
 

Erst, als der Braunton der Iriden so intensiv und nahe war, dass er sämtliche Wimpern hätte zählen können, holte er wieder tief Luft und schluckte ein paar mal, um seinen trockenen Hals zu befeuchten.
 

Mit flinken Bewegungen hatte die Navigatorin einem benachbarten Säufer den Stuhl unter dem Allerwertesten weggezogen und ließ sich nun schmunzelnd verkehrt herum darauf nieder, um ihren Oberkörper auf der Stuhllehne abstützen zu können. Der nahezu perfekte Einblick, den sie ihm in dieser Sitzhaltung in ihr Dekollete lieferte, ließ ihn wieder gegen diese verflixte Röte kämpfen, die sich heimtückisch auf seine Wangen schleichen wollte.
 

„Das nächste Mal strengst du dich besser mehr an, wenn dein Todesblick auch bei mir funktionieren soll. Und deine Augenringe sind so groß und dunkel, dass man sie selbst vom anderen Ende des doch eher spärlich beleuchteten Raumes erkennen kann.“

Zorro zog perplex eine Augenbraue nach oben. Das war ja mal eine…Begrüßung.

Grummelnd und etwas beschämt nahm er einen kräftigen Schluck aus seinem Sakeschälchen.
 

„Hier stimmt etwas nicht, Zorro. Sag mir bitte nicht, dass ich verrückt bin. Ich weiß, dass du es auch spüren kannst…“, flüsterte sie leise und senkte den Kopf, um seinen durchbohrenden Augen zu entkommen.
 

Sie musste es an seiner Reaktion zuvor beim Fußmarsch erkannt haben…
 

„Das Gefühl ist stärker, als sonst, Zorro. Es erdrückt mich. Es nimmt mir den Atem. Meine Zunge ist belegt und mein Herz rast schon den ganzen Tag. Ich weiß es klingt absurd, aber diese fremde, komische Angst pulsiert direkt in meinem Herzen…“

Ihre Worte könnten auch aus seinem eigenen Mund kommen. Genauso fühlte er sich seit einer Weile. Und er wollte endlich wissen, aus welchem Grund er so empfindlich reagierte!
 

Nachdenklich ließ er seinen Blick wie schon häufig an diesem Tag durch die Menge schweifen, in der Hoffnung, einen kleinen verdächtigen Blick, eine ungewöhnliche Bewegung, einen klitzekleinen Hinweis auf Gefahr zu erhaschen.

Aber hier war nichts. Alles lief völlig normal ab.

Und trotzdem verschwand dieses Gefühl in ihm nicht…

„Ich spüre es auch.“, sagte er leise und Nami nickte, während sie einen Blick über ihre Schulter warf, um wie Zorro Ausschau nach etwas Ungewöhnlichem zu halten.

Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden, doch der Schwertkämpfer konnte es förmlich hören, wie es in ihrem Gehirn ratterte. Kurz öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, jedoch kam kein einziges Geräusch über ihre Lippen.

Frauen..., dachte er sich und setzte die Sakeschale an seine Lippen.
 

Doch anscheinend hatte die Orangehaarige ihre Stimme wieder gefunden…

„Zorro, bitte lass mich heute Nacht bei dir schlafen!“
 

Schooooock!

Der Barkeeper warf einen erbosten Blick in ihre Richtung, als der Grünhaarige unverblümt den großen Schluck Sake ausspuckte und großzügig über den Tisch, den Boden und die umliegenden Gäste verteilte. Sein entsetzter Gesichtsausdruck sprach Bände…

Das musste ein Scherz sein…
 

Mit großen, glasigen Augen und leicht vorgeschobenen Lippen blickte sie ihm unschuldig und flehend in die Augen.

„Bitte, Zorro! Franky wird sicher bei Robin bleiben, um sich um sie zu kümmern, und ich will die beiden nur ungern stören. Und alleine habe ich Angst…“

Den letzten Teil fügte sie so leise wie möglich hinzu und hoffte insgeheim ein wenig, dass er es zwischen dem lauten Gegröle der Kneipenbesucher nicht hören würde. Aber sie konnte ja nicht wissen, dass das Gehör des Schwertkämpfers ausgezeichnet ausgeprägt war…
 

Der wog innerlich die Vorteile und Nachteile ab, wobei ihm spontan keine Nachteile einfielen.

Vielleicht hatte die Situation ja sein Gutes. Immerhin wusste auch er nicht, wie es diese Nacht mit seinen Alpträumen stand. Und letzte Nacht hatte ihm die Orangehaarige immerhin ein paar ruhige Stunden durch ihre alleinige Anwesenheit beschert.

außerdem…wie sollte man bitte diesem süßen, unschuldigen Blick widerstehen können?
 

Er brummte leise ein ‚von mir aus’ vor sich her und erhob sich müde. Nami folgte ihm Schritt für Schritt wie ein Kücken die Treppe hinauf in das Obergeschoss der Kneipe, wo der Wirt ihnen freundlicherweise ein paar Zimmer zur Verfügung gestellt hatte.
 

Wenig später stand die Navigatorin auch schon im Türrahmen eines Schlafgemachs und beobachtete verlegen, wie sich der Grünhaarige seufzend auf dem kleinen Bett niederließ und die Augen schloss, um Blickkontakt zu gut es eben ginge zu vermeiden. Er würde wahrscheinlich fürchterlich rot werden…
 

Schnell umschlang Nami ihren Oberkörper mit den eigenen Armen, als sich eine Gänsehaut über ihre Haut legte. Man, hier war es so kalt, dass man direkt fröstelte! Nicht mal Zorro schien es warm genug zu sein, um sich sein Hemd auszuziehen…schade eigentlich…
 

„Lässt du mich auch zu dir unter die Decke?“, flüsterte sie mit süßlicher Stimme.

Toll Zorro! So viel zum Thema: Ich habe einen zu starken Willen, um rot zu werden…

Selbst in diesem abgedunkelten Raum konnte man seine scharlachroten Wangen erkennen.

„Ähm…du…klar…also ich kann auch…am Boden schlafen und so-“

Von der Idee hielt sie anscheinend nicht sehr viel, da sie zielstrebig auf das Bett zusteuerte und hastig unter die Decke krabbelte.
 

Aber selbst das schien ihr noch nicht zu reichen…
 

Zaghaft und schüchtern griff sie nach seinem Arm und streckte ihn zur Seite. Er ließ es geschehen und beobachtete, wie sie sich verlegen auf die Unterlippe biss. Eine Geste, die er schon immer sexy gefunden hatte…
 

So schnell es ging, tauchte sie mit ihrem Kopf in seine Armbeuge ab und drückte ihre Nase tief in sein Shirt, um ihr errötetes Gesicht vor seinen Blicken zu schützen. Beherzt vergrub sie ihre kleinen Finger in das dünne Kleidungsstück, das sie von seiner nackten Brust trennte und gleichzeitig so zorrohaft roch, dass sich die Röte um ihre Nase herum rasant schnell über ihre Wangen ausbreitete.
 

„Kannst du in dieser Position schlafen?“, flüsterte Nami scheu.

„Nein.“
 

Wieder biss sie sich heftig auf die Lippe. Wie sollte er so auch schlafen können?! Die Position musste ganz schön unkomfortabel sein. Wehmütig wollte sie sich von ihm entfernen, damit er sich in eine bequemere Lage begeben konnte.
 

Doch im nächsten Moment wusste sie nicht recht, wie ihr geschah, als er sich plötzlich in ihre Richtung drehte, ganz vorsichtig den Arm auf dem sie lag anwinkelte und die dadurch bewegliche Hand in ihre orange Haarpracht vergrub.

Wenig später spürte sie, dass er so nahe an sie ranrückte, bis er seinen Arm über ihren Körper schlingen und auf ihrem Rücken ablegen konnte.

Das ganze hatte viel von einer normalen Umarmung.
 

So kann ich schlafen.“, raunte er ihr leise zu und Nami lächelte zaghaft.
 

Während seine Hand an ihrem Rücken die Wirbelsäule zärtlich auf und ab fuhr, viel es der Navigatorin mit der Zeit immer schwerer die Augen offen zu halten. Aber erst als die leichten Streicheleinheiten verebbten und sie das regelmäßige leise Atmen des Grünhaarigen vernehmen konnte, schloss auch sie zufrieden die Augen, um in das Land der Träume abzudriften.
 

Und die Nacht glitt sanft über sie hinweg.

Die Nacht, die alle zu den Sternen erhebt.
 

[…]
 

Horror.
 

Blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er die Augen öffnete.

Das hier war so…nah! Zu nahe, meganahe Nähe!

Er konnte gefangen in dieser Nähe nicht einmal genau sagen, welches Körperteil überhaupt zu ihm gehörte, geschweige denn sich erklären wieso er komischerweise halb auf ihr lag. Okay, fast ganz auf ihr.

Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn er auf dem Boden geschlafen hätte…
 

Er konnte doch nicht so einfach die ganze Nacht mit ihr rumkuscheln und so tun, als wäre es das Normalste auf der Welt, oder? Oder?

Immerhin war da nun dieses verflixte und für ihn ungewohnte Problem nahe seiner Lendengegend…
 

Aber da war ein viel größeres Problem. Ein Problem, dem er sich in dem Augenblick bewusst wurde, als er sich an die vergangenen Tage und Momente mit ihr erinnerte.

Das Problem, das gegen seinen Willen eingetreten ist und das er um alles in der Welt hatte verhindern wollen:

Er mochte sie. Sehr sogar.

Er mochte sie mehr, als er sie mögen wollte, sollte und durfte.
 

Und so sehr ein kleiner Teil in ihm diese erdrückende Nähe auch genoss, so musste er dennoch versuchen zu verhindern, was man noch verhindern konnte…
 

Vorsichtig holte er deshalb seinen Kopf aus ihrer Nacken- und Schultergrube hervor (Gott weiß, wie er dahin gekommen war…) und versuchte angestrengt, die Schlafende mit seiner ‚Oberkörper-aufrichten-Aktion’ nicht zu wecken.

Doch anscheinend hielt jene gar nichts von dem plötzlichen Wärmeverlust an ihrer zarten Haut und griff deshalb beherzt nach seinem Kopf, um ihn wieder zu sich zu ziehen.
 

Während sie augenblicklich zufrieden aufseufzte, als sie wieder von der wohltuenden Wärme seines Körpers umgeben wurde, gab Zorro hingegen das wohl unmännlichste und frustrierteste Geräusch seiner bisherigen Lebenslaufbahn ab.
 

Jeden weiteren Versuch, etwas mehr Abstand zu gewinnen, musste er abbrechen, da sie jedes Mal leicht die Augen zusammenkniff und kurz davor war, aufzuwachen. Er würde seine Schulden freiwillig verdreifachen, wenn sie nur weiter den Schlaf der Gerechten schlafen würde…
 

Er würde womöglich sterben vor Scham, wenn sie plötzlich die Augen aufschlagen würde. Aber er konnte hier nicht bleiben! Er musste weg. Und dieses doofe Problem in seiner Hose sollte auch weg!
 

Die Orangehaarige regte sich leicht unter ihm und diese stimulierende Bewegung machte es nicht gerade besser. Scheiß drauf, ob er sie dabei wecken würde – er musste JETZT weg!
 

So schnell er konnte schälte er sich daraufhin aus dem Wirrwarr an Armen und Beinen hervor und richtete sich verkrampft auf. Mit einem Blick auf seine Leistengegend verfluchte er laut alle umliegenden Gegenstände (bzw. Personen) und übersinnlichen Kräfte seines Körpers.
 

Ein verschlafenes, schokoladenbraunes Paar Augen musterte ihn bei seiner Verfluchungsaktion interessiert und amüsiert. Natürlich war sie sich seines Problems längst bewusst, aber es störte sie eher weniger. Sie fand es eher belustigend, wie er mit dieser Situation umging. Außerdem konnte das Jedem einmal passieren. Vor allem, wenn man die ganze Nacht so eng umschlungen schlief…
 

Zorro bemerkte, dass sie wach war, errötete dabei, stoppte augenblicklich mit den wüsten Beschimpfungen und öffnete den Mund, um sich zu verteidigen…letztendlich schloss er ihn aber wieder, zog nur einen Schmollmund und drehte den Kopf beschämt zur Seite.

Zu seinem Bedauern hörte er die Navigatorin leise kichern. Der Schwertkämpfer war aber auch wirklich zuckersüß, wenn er peinlich berührt war!
 

„Bist du denn noch nie neben einer Frau aufgewacht?“, meinte die Orangehaarige spaßeshalber und riss ihn somit aus seinem wirren Gedankenkarussell.

Sie wollte ihn mit dieser Frage eigentlich nur beruhigen und die peinliche Situation etwas auflockern. Doch als er erschrocken aufkeuchte, blickte sie ihm ungläubig in die Augen.

Das war nicht sein Ernst oder?
 

„Du bist noch nie neben einer Frau aufgewacht?!“, kreischte sie laut los, sodass ihr Zorro schnell ein Kissen ins Gesicht drückte, um zu verhindern, dass die komplette Belegschaft davon Wind bekam. Erst als er glaubte, dass sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte, nahm er das Kissen beiseite.
 

Noch immer war ihr Blick von Ungläubigkeit geprägt und die Fragestunde ging sogleich weiter. Wenigstens mir zurückgefahrener Lautstärke…
 

„Aber du musst doch…?“, fragte sie atemlos.

Er schüttelte nur leicht den Kopf, musste sich aber gleichzeitig stark am Riemen rütteln, um nicht loszuschreien. Irgendwie war er plötzlich wütend.

Wütend, weil seine Gefühle zu weit in ihre Gewässer eingetaucht waren; weil er sich ungewollt verliebt hatte und nun in dieser fatalen Situation steckte.
 

„Nichts? Niente? Nada???“, kam es sprudelnd aus ihrem Mund.

Wieder schüttelte er den Kopf.

Wütend, weil er so schwach und angreifbar geworden war, seit der Thriller Bark. Wäre das alles nie geschehen, hätte er heute Nacht nicht neben (auf) ihr geschlafen. Sie wären sich überhaupt nicht so nahe gekommen. Alles wäre beim Alten geblieben.
 

„Nicht einmal einen klitzekleinen Kuss?“, versuchte sie es als letzte Instanz.

Ihm tat das Genick vom ständigen Schütteln weh.

Wütend, weil diese Fragerei zu privat, zu persönlich, zu intim für ihn war. Das war seine Sache, die sie nichts, rein gar nichts zu kümmern hatte.
 

„Oh Gott, Zorro! Wie ist das möglich? Bei deinem Aussehen? Wieso wartest du solange?“

Jetzt reichte es. Verdammt, es reichte!

Die Wut bahnte sich einen Weg durch seinen Körper und wurde schließlich durch sein Mundwerk entladen:

„WEIL ICH BIS JETZT NOCH NIE DIESES GOTTVERFLIXTE BEDÜRFNIS DAZU GEHABT HABE, VERDAMMT!“
 

Nami zuckte schreckhaft zusammen und krallte sich an ihre Decke, während Zorro ohne ein weiteres Wort zu verlieren regelrecht aus dem Zimmer stürzte.

Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss.
 

Und die Orangehaarige schlug entsetzt und panisch die Hand vor den Mund.

Bubum. Bubum. Bubum.

Dieses Gefühl…diese Angst stieg wieder in ihr auf.

Er durfte nicht weglaufen. Nicht jetzt. Nicht in seinem Zustand. Nicht hier!
 

Gott, was hatte sie nur getan?
 

[…]
 

Der Grünhaarige rannte blind darauf los. Natürlich lief er immer darauf los, aber jetzt spielte ihm sein überaus schlaues Gehirn nicht einmal vor, dass es auch nur annähernd eine Ahnung hatte, wo er hinlief.
 

Leute gingen zu Boden, als er sie anrempelte. Die Rufe seiner bereits (oder immer noch) wachen Freunde ignorierte er.

Er brauchte Luft!
 

Hektisch stolperte er zur Tür hinaus und zog ein paar Mal scharf die Luft ein. Er fühlte sich leer, ausgelaugt, als wäre er seit Tagen unterwegs und gerannt. Aber seine Beine trieben ihn erbarmungslos weiter. Weg von den Menschen. Weg vom Marktplatz. Weg von der Hauptstraße. Weg, weg, weg!

Er hatte alles falsch gemacht! Alles!

Er war so wütend auf sich selbst. Er wollte es doch um jeden Preis verhindern, sich in sie zu verlieben…
 

Erst nach einer Weile schaltete sich sein Unterbewusstsein wieder ein und er kam stolpernd inmitten einer dunklen Gasse zum Stehen. Er war dem Anschein nach im dunkleren Teil der Stadt gelandet, ohne es bemerkt zu haben.

Was war nur los mit ihm? Wieso konnte er seinen Körper nicht mehr kontrollieren? Oder seinen Verstand? Seine Gefühle?
 

Der Himmel war so trostlos und dunkel, dass man nie auf die Idee kommen könnte, dass sich dahinter so etwas Schönes und Warmes, wie die Sonne verstecken konnte. Wolken zogen in den unterschiedlichsten Formen und Grautönen über den Grünhaarigen hinweg.

Das Wetter passte aber auch wirklich zu dieser abscheulichen Gegend und seiner verdammten Situation!
 

Bubum. Bubum. Bubum. Dieses Gefühl…
 

Hier herrschte etwas Seltsames. Etwas Böses…

Er konnte es spüren. Da war etwas, das auf ihn zukam und automatisch ging seine zitternde Hand zu seinen Schwertern.

Die Kälte kroch parasitenhaft über seinen Körper. Engte ihn ein. Erdrückte ihn schier. All seine Muskeln zitterten, um den Körper auf irgendeine Art und Weise in Bewegung zu setzen und damit ein klein wenig Wärme zu produzieren.
 

Der Wind wehte bedrohlich an ihm vorbei und brachte den Staub und Dreck, der am Boden lag furchteinflößend in Bewegung. Zischend fand dieser unangenehme Wind seinen Weg durch die dunklen Gassen und Straßenzüge, schlug heulend um die Ecken und prallte wie ein Donnergrollen an den Betonwänden ab.
 

Die Fenster in dieser Gegend waren mit Brettern zugenagelt, gar zertrümmert oder zerbrochen. Die Wände waren so vergilbt und dreckig, dass er würgen musste, als der fürchterliche Ekel, der bei diesem Anblick entstand, Besitz von ihm ergriff. Wo war er hier nur gelandet? Wieso musste er auch einfach davonlaufen? Warum hatte er nur wieder überreagiert? Gott, warum war er so verflixt empfindlich?
 

Hier gab es keine Menschenseele. Noch nicht einmal eine simple kleine Katze…

Es gab hier kein Leben.

Es roch nur nach Grauen. Nach psychischer Folter. Nach Qual.

Sein Griff um das Schwert verkrampfte noch mehr, als er hinter sich ein raschelndes Geräusch vernahm, das sich immer weiter näherte.

Schritte…
 

Langsam drehte sich der Schwertkämpfer um und blickte prompt in die schäbigen und bösartigen Gesichter dreier Piraten, die die Knöchel knacken ließen und ihre Waffen zogen.

Er tat es ihnen gleich und zog zwei seiner Schwerter.
 

Seine Hände zitterten ungeheuerlich und da war wieder diese fürchterliche Angst in ihm. Angst war ein schlimmes Gefühl. Das hatte er schon vor längerer Zeit festgestellt. Man dachte zu viel nach, man steigerte sich zu stark in Dinge hinein, die eigentlich wertlos waren, und man fühlte sich so hilflos und alleine gelassen, dass es beinahe schmerzte.

Er fühlte sich so nutzlos und gleichzeitig so benutzt.
 

Dann ertönte die Stimme einer dieser Männer und brachte den Grünhaarigen damit wieder in die pure Realität. Es war eine Stimme, die ein Loch in die sterbende Ruhe und das abartige Schweigen an diesem Ort riss. Rauchig. Tief. Bedrohlich.
 

„Ich kann deine Angst bis hierher riechen! Die ganze Gegend stinkt danach. Was ist? Gefällt es dir hier nicht? Nein? Na dann, willkommen in der Hölle, Lorenor Zorro!“
 

Und in dem Moment konnten Zorros Hände nicht mehr die nötige Kraft aufbringen, um die Last zu tragen. Zu stark war das Zittern. Zu stark war die Angst. Zu schwach war sein Wille.

Zu angeschlagen sein Gemütszustand.
 

Klirrend fielen beide Schwerter zu Boden und landeten im dreckigen Staub…
 


 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Öhm o___O

Oke…ist doch länger geworden, als ich gedacht habe^^

Naja egal…CLIFFHANGER-ZEIT :DDDD

Glg missfortheworld

Ambitionierter Kraftaufwand


 

------------------------------------------

Klirrend fielen beide Schwerter zu Boden und landeten im dreckigen Staub…

------------------------------------------


 

Ca. eine Stunde früher:
 

Mit einem Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

Seine Schritte außerhalb verstummten schnell.
 

Eine kleine Träne rannte stumm über Namis Wange und entsetzt hatte sie die Hand vor den Mund geschlagen. Was hatte sie nur getan? Aus einem einfachen kleinen Spaß ihrerseits war ein Streit zwischen ihr und Zorro entfacht. Ein belangloser, lächerlicher, sinnloser und völlig überflüssiger Streit. Und dennoch könnte er massive Folgen haben…
 

Es war ihre Schuld, dass er nun über alle Berge war.

Was, wenn er sich bereits verlaufen hatte?

Was, wenn ihn gerade wieder ein Anfall einholte?

Was…wenn er auf einen Feind traf?

Der Feind, den sie schon seit ihrer Ankunft spüren konnte…
 

Wütend biss sie in ihre Handfläche, bis sie Blut schmeckte, und weinte weiter.
 

Sie konnte nicht ohne den Grünhaarigen leben.

Sie durfte ihn einfach nicht verlieren.

Sie musste ihn finden.
 

In Windeseile schnappte sie sich ihren Klimataktstock.

Panisch stürzte sie die Treppen nach unten.

Hinaus auf die breite Hauptstraße.

Durch die ruhige Stadt.

Gasse um Gasse.
 

Zorro…
 

Ihr Hals kratzte.

Ihre Lungen ächzten.

Ihre Oberschenkel brannten.

Der Wind peitschte ihr ins Gesicht.

Ihre Schritte hallten laut durch die kleinen Straßen.
 

Aber sie müsste sich selbst ohrfeigen, wenn sie sich nun eine kleine Verschnaufpause gönnen würde. Das ging nicht. Nicht jetzt.

Die Zeit drängte. Jede Sekunde könnte seine Letzte sein.

In Gedanken schickte sie ein Stoßgebet in den Himmel. Egal, was oder wer da oben für ihn verantwortlich war, es sollte auf jeden Fall alles daran setzten, ihn zu beschützen.
 

Erst jetzt realisierte sie, dass sie eigentlich in einer sinnlosen, aussichtslosen Situation gefangen war. Sie hatte weder einen blassen Schimmer, wo sie war, noch wo sich Zorro aufhielt. Er könnte genau in die entgegengesetzte Richtung gerannt sein. Möglicherweise war er auch auf die Sunny zurückgekehrt oder er befand sich noch immer in der Kneipe und sie hatte es nur aufgrund ihrer fürchterlichen Aufregung und panischen Hysterie gar nicht bemerkt…
 

Doch anstatt sich genauere Gedanken über diese Tatsache zu machen und den Versuch zu starten, logisch zu kombinieren, rannte sie unaufhörlich weiter. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, zu stoppen. Ihre Beine handelten wie von selbst. Mal bog sie links ab, mal rechts. Mal ging es über eine Brücke, mal über einen Zaun.

Ihr Instinkt trieb sie immer weiter und weiter voran.
 

Gerade, als ihr Körper unter der unglaublich harten körperlichen Belastung heftig zu protestieren begann, nach Erholung schrie und damit drohte, jeden Moment jegliche Arbeit einzustellen, bog die Orangehaarige noch einmal in eine Gasse ab, die sie in den verarmten, dunkleren Teil der Stadt führte. Die Gasse mündete in einen großen Platz, wahrscheinlich einen alten Marktplatz und eine Welle der Erleichterung strömte durch ihren Körper, als sie dort Zorros grünen Schopf ausfindig machen konnte.
 

Sie wollte schon erfreut los schreien, stockte allerdings, als sie genauer hinsah. Die Erleichterung verpuffte augenblicklich, als sie seinen geschockten Gesichtsausdruck bemerkte und eine rauchige Stimme furchteinflößend das Schweigen brach.
 

„Ich kann deine Angst bis hierher riechen! Die ganze Gegend stinkt danach. Was ist? Gefällt es dir hier nicht? Nein? Na dann, willkommen in der Hölle, Lorenor Zorro!“
 

Entsetzt sah sie, wie dem Schwertkämpfer die Schwerter aus der Hand fielen und sein zitternder Körper den Waffen im Dreck kurz darauf Gesellschaft leistete, als er zitternd zusammenbrach.
 

Verbissen beschleunigte sie ihre Schritte noch einmal zu gut es eben ginge und richtete den Klimataktstock in den Himmel.

Sie musste schneller werden. Sie musste näher ran…
 

Zorro sah das Schwert seines Feindes, das auf ihn gerichtet war und jeden Augenblick sein Todesurteil sein würde. Sollte es wirklich so enden? Nein, natürlich sollte es das nicht…

…aber er konnte nicht mehr. Endgültig nicht mehr.

Entkräftete schloss er die Augen und sah, wie sein Leben wie ein Film an ihm vorbeizog.
 

Ein Donnergrollen war zu hören und wenige Sekunden später raste ein Blitz vom Himmel und entlud sich schließlich im Körper des schmierigen Piraten. Sein Mund bildete noch ein schmerzerfülltes und überraschtes ‚oh’, ehe er erschlagen und verkokelt zu Boden fiel.
 

Dessen Mitstreiter gaben ein erschrockenes und betroffenes Keuchen von sich und selbst Zorro stieß einen kurzen, fassungslosen Schrei aus. Ungläubig reckten alle den Blick zu den Wolken, die über ihnen hinweg zogen und obwohl diese unterschiedlich grau gefärbt waren, gab es kein Anzeichen oder den klitzekleinsten Hinweis auf ein Gewitter.
 

Ein Gedankenblitz durchfuhr den Grünhaarigen.

Dieses klappernde Geräusch war ihm mehr als vertraut…

Zaghaft drehte er den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam und was, beziehungsweise wen er da erblickte verschlug ihm komplett die Sprache.
 

Verwirrt wandten nun auch die Piraten ihren Blick von dem zuckenden Körper ihres Kumpels ab und beobachteten, wie die Orangehaarige stolpernd zwischen ihnen und dem Schwertkämpfer zum Stehen kam. Sie verstanden im ersten Moment nicht recht, was hier gerade vor sich ging.
 

Die Navigatorin nutzte den Moment der Überraschung, um tief Luft zu holen. Der lange Lauf hatte wahnsinnig viel Kraft gekostet. Ihre Muskeln brannten fürchterlich und jeglicher Sauerstoffzufuhr schien immer noch nicht genug zu sein.

Und trotzdem managte sie es, ihre Stimme selbstbewusst, laut und drohend über den Platz zu erheben.
 

„Lasst eure dreckigen Finger von meinem Schwertkämpfer.“
 

Es war, als würde sie all die Luft und die Gegend um sie herum in sich aufsaugen und vereinen. Nie in seinem ganzen bisherigen Leben hatte Zorro jemals so viel Bewunderung und Hochachtung für sie empfunden. Die Szene war filmreif…

Außerdem…ihr Schwertkämpfer?
 

Die beiden übriggebliebenen Männer richteten ihren Blick auf den Klimataktstock, der die umliegenden Luftpartikel zum Knistern brachte und kleine elektrische Funken sprühte. Sie zählten eins und eins zusammen und zogen verärgert eine Grimasse, die so manchen Leuten das Fürchten gelehrt hätte.
 

Der Größere von beiden knurrte erzürnt auf und stürzte auf Nami zu.

Im allerletzten Moment konnte sie mit der Klinge, die Lysop in ihre Waffe eingebaut hatte den Schwerthieb ihres Gegners parieren. Trotzdem fehlte ihr die nötige Kraft, um länger dagegen zu halten. Keuchend stolperte sie ein paar Schritte rückwärts und erntete dafür ein schrilles Lachen.
 

„Mädchen, Mädchen. Dein Schwertkämpfer ist ein richtiger Feigling, wenn er eine Frau für sich kämpfen lässt.“

Grinsend wandte er sich von ihr ab und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Grünhaarigen, der ihn verstört von unten ansah.
 

„Hör gut zu, Lorenor Zorro. Bevor ich ihr die Kehle durchtrenne, lasse ich es mir nicht nehmen, meinen Spaß mit deinem Weib zu haben. Wirklich ein heißer Feger, den du dir da geangelt hast. Ein Prachtweib! Und obwohl sich die kleine Wildkatze sicherlich sträuben wird, wird sie am Ende wie eine Hure unter mir schreien. Du hast sogar die Ehre, das Ganze live mitzuerleben, weil-“
 

Weiter kam er nicht, als sich Nami mit einem animalischen Gebrüll auf ihn stürzte. Jetzt hätte er beinahe zu spät reagiert. Aber letztendlich war es für ihn eine Leichtigkeit, ihren Schlag abzuwehren und einen Gegenangriff zu starten. Immerhin war sie bereits enorm geschwächt und daher leichte Beute.

Und sie wusste, dass er zu stark für sie war. Kein dahergelaufener Möchtegernpirat, der zufällig ein Schwert gefunden hatte.

Nein, er beherrschte seine Sache zu gut.
 

Für einen kurzen Augenblick verlor sie ihre Konzentration, als sie Zorros kreidebleiches Gesicht erblickte und zack- schon nutze ihr Gegner die kurze Schwäche und erwischte sie am Arm.

Der Schnitt war nicht zu tief, aber tief genug, um Welle für Welle heftiger Schmerzen durch ihren Körper zu schicken. Blut floss schnell in kleinen Bächen aus der Wunde.

Und wieder holte der Mann zum Schlag aus, ließ ihr keine Verschnaufpause…
 

Sie hatte nicht mehr die Stärke, um seinem Schwert Gegenwehr zu bieten. Im hohen Bogen flog ihr Klimataktstock davon und keuchend fiel Nami zu Boden, verdrehte sich dabei schmerzhaft den Fuß.
 

Zorro litt mit ihr. Was bildete sich der Kerl überhaupt ein? Wie konnte er sie nur als Hure bezeichnen? Wie konnte er es auch nur wagen, sich an ihr vergehen zu wollen? Warum war sie nur gekommen? Warum war er selbst überhaupt weggelaufen?

Wieso konnte er ausgerechnet jetzt seinen Körper nicht kontrollieren?

Wieso nur fraß sich ausgerechnet jetzt wieder diese Angst durch seine Organe?

Wieso musste er jetzt an die Thriller Bark, Bartholomäus Bär und diese Schmerzen denken?
 

Die Orangehaarige keuchte laut und in unregelmäßigen Abständen auf. Ihr Klimataktstock lag zu weit weg. Sie hätte weder die Zeit, noch die Kraft dazu, ihn jetzt zu holen. Und dennoch durfte sie nicht einfach aufgeben…
 

Noch einmal reaktivierte sie daher all ihre Reservekräfte, um sich zitternd und arg mitgenommen zu erheben. Blut floss an ihrem linken Arm hinab und ihr rechtes Bein protestierte schmerzhaft, als sie das Gewicht darauf verlagerte.

Trotzdem blieb sie standhaft und nahm schwankend, jedoch unbewaffnet, die Position zwischen Zorro und ihren Gegnern ein.
 

So oft hatte der Grünhaarige sein Leben für sie riskiert. So oft wäre er für sie gestorben, nur um sie in Sicherheit zu wissen. So oft war er an seine Grenzen gegangen.

Jetzt war sie an der Reihe.

Jetzt würde sie das Gleiche für ihn tun.

Sie würde jede noch so kleine Faser ihres Körpers, die kämpfen konnte, bis zur völligen Erschöpfung auskosten. Sie würde kämpfen, bis ihr Körper nicht mehr kämpfen konnte!
 

Zorro führte mittlerweile einen ganz anderen Kampf. In seinem Magen rumorte es und es kostete ihn wirklich all seine Willenskraft, sich nicht dem Drang hinzugeben, seinen Mageninhalt zu erbrechen. Sein Puls war so hoch, dass die Umgebung vor seinen Augen verschwamm. Sein Herzschlag war ebenso heftig, sodass jeder Schlag seines lebenswichtigen Organs den Körper erschüttern, beben, vibrieren ließ.
 

Namis Keuchen ging ihm bis ins Knochenmark und jede noch so kleine eckige Bewegung ihrerseits schickte einen unerträglichen Schmerz durch seine Blutbahnen und Gefäße. Er bemerkte nicht einmal, wie er in regelmäßigen Abständen laut aufschrie.
 

Er hatte es gewusst! Sie hätten nie Anker an dieser Insel setzen dürfen.

Er wusste nun, wieso dieses unruhige Gefühl stärker war, als gewöhnlich. Wegen ihr!

Das Gefühl war intensiver, weil sie leiden musste.

Wut breitete sich in ihm aus.

Wenn sie nicht gekommen wäre, hätte es ihn getroffen. Ihn! Nicht sie!

Es war seine Schuld, dass sie jetzt zu leiden hatte! Seine Schuld!

Und das, obwohl er sich geschworen hatte, sie immer zu beschützen und ihr nie wehzutun!

Seit wann war er so feige? Sie würde sich für ihn opfern, während er tatenlos dabei zu sah, nur weil er keine Kontrolle über seinen Körper und Geist hatte…

So weit durfte es nicht kommen!
 

Trotz ihrer schlechten körperlichen Verfassung und der Tatsache, dass sie bereits am Limit angelangt war, hallte ihre Stimme herrisch über den Platz. Die Wörter kamen zwar aufgrund ihrer hektischen Atmung nur stoßweise über die Lippen, aber dennoch war ihre Tonlage atemberaubend, bewundernswert und auf eine gewisse Art und Weise einschüchternd.

Bedrohlich, selbstbewusst, zischend.

„Wenn ihr glaubt…ich würde vor euch…auf die Knie fallen…dann habt ihr euch…getäuscht. Vor Dreck…knie ich nicht…nieder!“
 

Fast hätte Zorro angefangen, zu weinen. Was sie da gerade für ihn aufs Spiel setzte war schlicht und ergreifend verblüffend.

Aber im nächsten Augenblick hielt er bang die Luft an, als er sah, wie sich der schäbige Kerl, der zuvor das Wort an ihn gerichtet hatte, Schritt für Schritt auf die Orangehaarige zu bewegte. Lässig. Überheblich. Siegessicher.

Mit dunklen, wütenden Augen und einem gehässigen Grinsen im Gesicht.
 

Namis Wahrnehmung war stark angeschlagen. Ihr Blickfeld war nunmehr auf einen kleinen Bereich reduziert und wenn sie nicht mit allen verbliebenen Kräften dagegen kämpfen würde, hätte sie die Ohnmacht längst übermahnt.

Selbst wenn sie gewollt hätte, könnte sie sich nicht bewegen. Ihre Muskeln waren erstarrt.

Nur ihr Brustkorb hob und senkte sich ruckartig.
 

Mit glasigen, halb geschlossenen Augen verharrte sie, bis sich ihr Feind selbstgefällig vor ihr aufbäumte.
 

Innerhalb einer Sekunde hatte er sie in einer flüssigen motorischen Bewegung heftig geohrfeigt.

So heftig, dass sie schmerzerfüllt aufstöhnte.

So heftig, dass sie das Gleichgewicht verlor und hart auf dem Boden aufschlug.

So heftig, dass kleine Tränchen aus ihren Augenwinkeln flossen, weil mit diesem Schlag ihre komplette Standhaftigkeit brach und all ihre Hoffnungen auf einen Schlag zerstört wurden.
 

Nein. Nie hatte sie an Wunder geglaubt. Sie hatte nur an ihre eigene Stärke geglaubt.

Kein einziges Mal in ihrem Leben hatte sie daran geglaubt, dass ihr irgendwann einmal eine höhere Macht zu Hilfe kommen würde.

Nicht zu Zeiten von Arlongs Gefangenschaft. Nicht in Alabasta. Nicht in Enies Lobby.

Nie…

Immer hatte sie auf andere Menschen und sich selbst vertraut. Aber nun? Auf wen konnte sie nun vertrauen? Sie war zu schwach, Zorro war psychisch am Ende, Ruffy und die anderen zu weit entfernt. Wer sollte ihnen schon helfen?

Nein, sie glaubte definitiv nicht an Wunder.
 

Und so auch dieses Mal nicht.

Es gab nichts mehr, dass sie und Zorro noch retten konnte…

Noch mehr Tränen rannten über ihre blutverschmierten Wangen.
 

Sie verfluchte ihre Schwäche. Wäre sie wenigstens so stark wie Robin, hätte diese Angelegenheit vielleicht ein anderes Ende gefunden. Es tat ihr so unwahrscheinlich Leid, ihn, ihren Zorro nicht retten zu können.

Jahrelang hatte er ihr Leben mit all seiner Kraft und Macht beschützt und sie schaffte es nicht auch nur ein einziges Mal.

Wie erbärmlich sie doch war…
 

Ein abscheuliches, siegessicheres Lachen ertönte über ihr und läutete damit die drohende, vernichtende Niederlage ein.
 

Sie wartete.

Wartete auf den Gnadenstoß.

Wartete auf die Erlösung von diesem schlechten Gewissen ihm gegenüber und von dieser ungeheuren Wut über ihre eigene Schwäche, die tief in ihrer Magengrube vergraben lag.
 

Graue Wolken an einem farblosen Himmel.

Aufbrausende und unruhige See.

Tränen, die fallen.

Tränen, die nicht stoppten.

Tränen, so viele Tränen, in denen man schier ertrinken konnte.
 

Das Lachen, dieses grauenvolle, schrille Lachen, näherte sich mit rasanter Geschwindigkeit…

…aber noch ein Geräusch drang an Namis Ohr.

Ein Geräusch, das sie schon so lange nicht mehr gehört hatte. Beinahe hätte sie vergessen, wie dieser Ton klang. Beinahe…
 

Ein Knurren. Ein tiefes, protestierendes Knurren, das einem Schrei sehr nahe kam, ertönte über den Platz. So viel Wut, so viel Kraft, so viel Wille lag darin…

Wenn es das war, von dem sie glaubte, dass es das war, dann wäre das zu ihrem Erstaunen tatsächlich doch ein Wunder!

Mühsam drehte sie den Kopf, um sich ihrer Gedanken zu vergewissern…
 

…und tatsächlich…
 

Zorro hatte sich erhoben.

Schon aus der Entfernung konnte man erkennen, dass er angefangen bei seiner kleinen Zehe, bis hinauf in die längste Haarspitze seines grünen Haarschopfes vollgepumpt mit Wut und Jähzorn war. Seine Augen strotzten nur so vor Hass und Verachtung…
 

Alle drei Schwerter hatte er gezückt.

Mit einem blutrünstigen und rachsüchtigen Blick und einer Eiseskälte in der Stimme, die selbst auf Namis Haut eine Gänsehaut hervorrief, ließ er die Knöchel knacken und begab sich in Kampfposition.
 

Klick.

Und da war es.

Sie hatte nun endlich verstanden, wieso sie dem Grünhaarigen überhaupt gefolgt war und wie sie ihn ohne jegliche Ahnung hatte finden konnte.

Sie wusste, wieso sie ihm unbedingt hatte helfen wollten, wieso sie ihn letztens umarmt und massiert hatte.

Sie wusste, wieso sie nach der Thriller Bark tagelang um ihn geweint hatte.
 

Da war es.

Dieses eine Gefühl in ihr, das eigentlich niemals hätte entstehen sollen.

Sie liebte Zorro.
 

Sie liebte es nicht nur, seinem Herzschlag und dem Gesumme seiner Ohrringe zu lauschen. Sie liebte nicht nur seinen Duft.

Nein, sie liebte ihn.
 

Mit seiner gewohnten Eleganz setzte der Grünhaarige einen Fuß vor den anderen und näherte sich Meter um Meter, bis er die Distanz zu seinen Gegnern leichtfüßig überbrückt hatte.

Und bei seinem nächsten Satz, der mit einer so tiefen und sexy Tonlage aus seinem Mund kam, hätte sich Nami nur zu gerne auf ihn gestürzt und an seine Lippen gehaftet. Nur leider konnte sie sich keinen Millimeter mehr bewegen…
 

„Jetzt wirst du Abschaum dafür bezahlen, Hand an meine Navigatorin gelegt zu haben.“
 

Die Kraft war wieder da. Der unbrechbare Wille floss wieder durch seine Venen. Das Adrenalin in seinem Körper wurde mit jedem Atemzug verdoppelt.

Als wären die letzten Wochen nie passiert. Als hätte Thriller Bark nie stattgefunden.
 

Sein schier grenzenloses Selbstvertrauen und die ungeheuerliche Stärke schienen sogar ein Loch in den dunklen, trostlosen Himmel zu reißen, sodass erste warme Strahlen des Sonnenplaneten selbst den finstersten und gefährlichsten Teil der Stadt in helles Licht tauchten.
 

Und während Zorro unnachahmlich in alter Manier keine Gnade vor Recht walten und die Schwerter im Sonnenlicht tanzen ließ, erbarmungslos auf die beiden übriggebliebenen Piraten einschlug und den Frust der letzten Wochen mit jedem seiner Schläge abarbeitete, bis die markerschütternden Schreie der Männer von dem staubigen Untergrund verschluckt wurden, legte sich ein leichtes Lächeln auf die Züge der Orangehaarigen.
 

Er war wieder da.

Der Dämon in Zorro war wieder erwacht!

Er hatte es geschafft, die Dunkelheit und das Grauen in ihm zu überwinden.

Er hatte es geschafft, sein angeschlagenes Immunsystem und seinen Verstand wieder auf Vordermann zu bringen.

Er hatte es geschafft, sein altes Selbst aus den Tatzen von Bartholomäus zu entreißen.
 

Die Zeit der Quälerei war vorbei…
 

Und daher hieß die Orangehaarige die Dunkelheit, die sich im nächsten Moment über ihre Augen legte und damit ihren Körper verschlang, ohne jegliche Furcht willkommen.
 

Ja, sie wusste, dass sie eines Tages sterben würde.

Aber dieser Tag war nicht heute.

Dieser Tag war noch fern…
 

Denn sie lebte mit dem Grünhaarigen in einer Art Symbiose. Je stärker er wurde, umso mehr Leben wurde auch in ihren Körper gehaucht. Keiner von beiden konnte sterben, während der andere überlebt. Dafür würden dieses grenzenlose Vertrauen und dieses dicke, elastische Band zwischen ihnen schon sorgen…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
 

o.Ô

Jaa…ähm…das war jetzt denke ich mal der Höhepunkt der Story…

Ab jetzt folgt dann erst einmal richtig ZoNa^^

Aufrichtige Loyalität

Zaghaft öffnete sie die Augen.

Sie war schon lange wieder bei Bewusstsein, aber sie konnte sich partout nicht dazu durchringen, dieser Dunkelheit zu entkommen. Schlafen; ja, schlafen wäre das Beste. Nichts spüren, nichts hören, nichts denken.

Nicht über das Vergangene nachdenken…
 

„Zorro war sehr besorgt um dich.“
 

Choppers Stimme durchriss das erdrückende Schweigen im Krankenzimmer.

Anscheinend hatte er gewusst, dass sie schon lange wach war, da er ihr seit geraumer Zeit ein paar Informationen zusteckte.

Dass sie von der Insel sofort abgelegt hatten;

dass Ruffy zwischenzeitlich der Magen ausgepumpt werden musste;

dass Robin dank Frankys Hilfe wieder auf dem Weg der Besserung war;

und nun das.
 

Er war besorgt um sie.

& sie wünschte sich, dass es nicht so wäre…
 

In Gedanken versunken beobachtete sie den kleinen Schiffarzt, der noch einmal die Verbände um ihren Arm und ihr Fußgelenk prüfte.
 

Sie musste mit ihm sprechen; musste ihm endlich sagen, was Sache war…
 

„Chopper, du weißt, dass ich mich dir nur ungern widersetze und ich weiß, dass du es nur gut meinst, wenn du sagst, ich solle im Bett bleiben, aber ich muss jetzt zu ihm.
 

Ein kleines, klitzekleines Seufzen war von Seiten des Elchs zu hören.

Ja, so sehr er sich seiner Pflichten als Arzt auch bewusst war, so wusste er dennoch, dass er sie jetzt gehen lassen musste.

Wie eine Prinzessin hatte sie der Grünhaarige auf seinen Armen durch die Straßen der Stadt bis in das Krankenzimmer der Sunny getragen, wo er bis kurz vor ihrem Aufwachen nicht von ihrer Seite gewichen war…

Vielleicht war er der einzige, der es bemerkt hatte, aber tief in seinem Inneren sagte ihm sein Instinkt, dass die beiden viel mehr verband, als bloße Freundschaft…
 

„Geh. Geh und werde glücklich. Mach ihn endlich glücklich, hörst du?“

Er schenkte ihr ein kleines, wissendes und aufmunterndes Lächeln und wandte sich dann schweigend seinen Medikamenten zu. Dankbar nickte Nami und stürzte regelrecht zur Tür hinaus. Dass sie lediglich einen überüberübergroßen Schlabberpullover trug, der ihr ungefähr bis zu den Knien ging, ignorierte sie. Jetzt gab es wichtigere Dinge.
 

Sie brauchte auch nicht lange zu suchen, um den Grünhaarigen zu finden.

Dort stand er, auf der großen, grünen Wiese der Sunny.

Die Hände hatte er tief in den Hosentaschen vergraben und regungslos starrte er in den Himmel, der von einem leuchtenden Orange der untergehenden Sonne überzogen wurde.
 

Jetzt, da sie ihn so vor sich sah, wollte sie am liebsten wieder umkehren und sich zurück in das Krankenzimmer verziehen. Sie hatte nämlich absolut keinen blassen Schimmer, was sie ihm sagen und wie sie ihm gegenübertreten sollte.
 

Letztendlich konnte sie sich doch dazu durchringen, ein paar kleine Schritte auf ihn zuzustolpern und sich leise zu räuspern.

Zögerlich drehte er sich zu ihr um.
 

In seinen Augen konnte man die Reue erkennen.

Er gab sich die Schuld für diese Sache.

Wie ein kleines, verlassenes Kind stand er da und scharrte unbeholfen mit seinen großen, schweren Schuhen auf dem hölzernen Dielenboden herum.
 

Seine Stimme zitterte.

„Es tut mir so Leid.“

Es musste und sollte ihm nicht Leid tun. Das war nicht seine Schuld.

Am Ende war er es doch wieder gewesen, der sie gerettet hat. Nicht umgekehrt.
 

Ihre Blicke trafen sich und zu seiner Überraschung lächelte die Orangehaarige.

Aber in ihrem Inneren rumorte es kräftig.

Jetzt prasselten all die Emotionen, die Ereignisse, die schlaflosen Nächte und der ganze Rest der letzten Wochen auf sie ein.

Ein Windstoß fegte über das Deck und zersauste ihre Haare.
 

Unsicher blinzelte Zorro und musterte sie genauer.

Verdammt, er konnte sie einfach nicht durchschauen.

Schon immer hat ihn diese Tatsache gestört…

Normalerweise genügte es, wenn er einen Blick auf die andere Person warf und schwups- schon wusste er normalerweise alles über sie.

Aber bei Nami war das anders.
 

Selbst wenn er stundelang in ihr Gesicht starren würde, wenn er jeden noch so kleinen Winkel erforschen würde, konnte er dennoch nicht sagen, was gerade in ihr vorging.

Immer deutete er die Zeichen falsch.

Oder er wurde gar nicht schlau aus ihnen.

So wie gerade eben.
 

Ihr Lächeln.

Das wohl bezauberndste und süßeste Lächeln, das er je gesehen hatte.

So rein und unschuldig.

Ein Lächeln, das jeden Menschen sofort in Trance versetzen konnte.

Ein Lächeln, das abhängig machte.

Ein Lächeln, das die unglaubliche Macht hatte, andere mitzureißen, anzustecken.
 

Und doch war da etwas, das dem überaus glücklichen Schein seinen dunklen Stempel aufdrückte. Ihre Augen glitzerten zu sehr, ihre Wimpern waren feucht verklebt und eine kleine Träne floss aus dem Augenwinkel über ihre Wange, vorbei an der süßen kleinen Nase und den lächelnden Lippen, bis hin zum Kinn, wo sie verweilte.

Eine zweite Träne folgte der Spur der anderen, ging in die andere über, vereinigte sich mit ihr. Eine dritte rollte hinterher.
 

Träne um Träne.

Bis die Masse zu schwer wurde und keinen Halt mehr fand.

Kompromisslos tropfte die salzige Flüssigkeit auf ihren dicken Pullover und verschwand in den weichen Fasern des Baumwollstoffs.

Ihre erstickte Stimme wurde vom Wind zum ihm herübergetragen.
 

„D-Du…kannst d-dir gar…nicht vorstellen, w-wie froh…i-ich bin, dass…e-es dir endlich w-wieder…gut g-geht.“
 

Wie sehr sie es doch hasste, vor ihm zu weinen…

Intuitiv wandte sie den Blick in Richtung Boden und schlug sich gleichzeitig die Hand vor den Mund, um ihre Schluchzer zu unterdrücken. Doch damit erreichte sie nur das Gegenteil.

Es verstärkte ihr Schluchzen und nach und nach schrien ihre Lungen nach Luft.
 

Doch sie wollte ihre Hand nicht entfernen…

Bis sie entfernt wurde. Von Zorro, der plötzlich vor ihr stand.

Einige Züge schnappte sie hektisch nach Luft, hielt den Blick aber gen Boden gerichtet.

Ausgelaugt beobachtete sie, wie die Tränen auf den Rasen tropften und von der Erde verschluckt wurden.
 

„Sieh mich an.“
 

Er sagte es nicht aufbrausend oder aggressiv. Nicht einmal bedrohlich, böswillig oder bissig. Kein wütender, gar zorniger, geschweige denn herrischer Ton lag in seiner Stimme. Es klang nicht giftig, gereizt und grimmig.
 

Und egal, wie behutsam fürsorglich, liebenswürdig, mild, nachsichtig, sanft und zärtlich er es auch aussprach, so wusste sie dennoch tief in ihrem Herzen, dass es ein Befehl war.

Ein Befehl, dem sie zu folgen hatte.

Ein Befehl, dessen Missachtung er nicht dulden würde.
 

Mit klopfendem Herzen hob sie zaghaft und zögerlich, ebenso ängstlich, ihren Kopf.

Ängstlich, weil sie nicht wusste, was sie erwarten würde.

Und als sich ihre Blicke trafen, leuchtende schwarze Augen in glasige Schokoladenbraune starrten, kroch ihr ein kleiner Schauer quälend langsam über den Rücken und hinterließ ein aufgestelltes Meer an Haaren auf ihrer sensiblen Haut. Es fühlte sich an, als wären seine dunklen Augen in der Lage, direkt in ihre Seele starren.
 

Aufgrund dieser Erkenntnis blieb ihr kurz die Luft weg.

Das Schluchzen verebbte schließlich fast gänzlich und das nur wegen diesen Augen.

Sie beruhigten auf eine gewisse Art und Weise; wiegten sie in Sicherheit, in Geborgenheit.
 

Seine warme, raue Hand umschloss ihre rechte Wange. Überrascht zog sie noch einmal scharf die Luft ein, kam seiner Berührung aber von Sekunde zu Sekunde mehr entgegen, kuschelte sich beinahe an seine große Hand.
 

Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über ihre zarte Haut, entfernte die letzten Tränchen, die sich noch aus ihren hübschen Äuglein verirrten und trocknete die feuchten Spuren, die sich über ihr komplettes Gesicht zogen.
 

Selbst wenn sie gewollt hätte, so hätte sie dennoch keine weitere Träne mehr vergießen können. Es war, als würde er ihr jegliche negative Emotion aus dem Körper saugen.

Ihre Oberschenkelmuskulatur begann zu vibrieren und ihre Knie flatterten.

Um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, klammerte sie sich an seinen Arm, spürte den wahnsinnigen Bizeps unter ihren Fingern und seufzte leise.
 

Ein Teil in Zorro schrie die ganze Zeit: ‚Zorro…mach ähm…irgendwas!

…und der andere Teil schrie zurück: ‚Was denn?’
 

Irgendetwas musste er doch tun können. Also vertraute er wieder seinem Instinkt und sprach das aus, was ihm gerade durch den Kopf ging.
 

„Du bist so wunderschön.“
 

Sein Flüstern war sehr leise, gerade noch so für sie verständlich und dennoch hallte es in ihren Ohren, wie ein lauter Schrei.

Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und ließ die Worte auf sich wirken.

Bewusst lehnte sie sich ihm ein Stück entgegen, nur um etwas mehr von seinem warmen Atem zu erhaschen.
 

Oft hatte sie diesen Satz aus dem Munde von Männern vernommen.

Wenn sie in enganliegenden, figurbetonten, knappen Kleidern und hohen Schuhe in den Lokalen herumstolziert war, dann hatte man ihr gesagt, wie bezaubernd sie doch sei.

Wenn sie sich im Bikini am Strand in der Sonne geräkelt hatte, dann hatte man ihr gesagt, wie unglaublich blendend ihre Schönheit doch war.

Wenn sie mit hochgesteckten Haaren, mit Make-up getarntem Gesicht und gekünsteltem Lächeln die Mengen und Massen an Menschen durchquert hatte, dann hatte man ihr nachgepfiffen, begeistert vor sich hin gegrölt und ihr zugerufen, dass sie hinreißend aussah.
 

Aber niemand hatte ihr bisher gesagt, wie wunderschön sie war, wenn sich in der gleichen Sekunde Tränen aus ihren Augen schlängelten. Nie hatte sie jemand als hübsch befunden, wenn sie mit zersausten Haaren und Schlabberklamotten dagestanden hatte. Niemals hatte man ihre Schönheit gepriesen, wenn sie aufgelöst, durcheinander und völlig fertig mit der Welt war.
 

Lorenor Zorro hatte es gerade getan.

Der Mann, der sich fest in ihrem Herzen verwurzelt hatte.

Der Mann, der ihr durch seine alleinige Existenz ein gutes Gefühl gab.
 

Zu sagen, es sei ein Unfall gewesen, wäre eine Lüge.

Sie würde damit sich selbst, ihn, alles verleugnen.

Nein, diese Gefühle ihm gegenüber waren kein Unfall gewesen. Und es war auch keine Tatsache, die erst seit wenigen Wochen bestand.

Wenn sie zurückdachte, hatte sie sich kein einziges Mal anders in seiner Gegenwart gefühlt.

Schon immer hatte sie ihm vertraut; schon immer hatte sie sich um ihn gesorgt; schon immer hatte sie es genossen, mit ihm zu streiten; schon immer hatte sie diese Geborgenheit in seiner Nähe gespürt.

Schon immer hatte sie ihn geliebt.
 

Und gerade eben bot sie endlich die Chance, um ihm zu zeigen, was für ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens er geworden war.

Wenn sie diese Chance jetzt nicht nutzen würde, wäre sie mit Sicherheit auf Lebzeiten todunglücklich.

Denn, wer weiß, ob sich noch eine zweite Chance bieten würde.

So nach dem Prinzip: Du hast einmal nicht nach meiner Hand gegriffen, aber ein zweites Mal wird es nicht geben, weil ich längst am Boden des Abgrunds liege.
 

Würde sie diesen Hunger jetzt nicht stillen, dann wäre sie gewollt, endgültig aufzugeben.

Doch es lag nicht in ihrer Natur, einfach so aufzugeben. Wenn sich ihr eine Gelegenheit bot, dann würde sie auch zuschnappen.

Sie atmete noch einmal tief ein und aus.

Das große Luftholen vor dem Sprung…
 

„Küss mich, Zorro!“
 

Obwohl sie sich vorgenommen hatte, selbstsicher und fordernd wie immer zu klingen, versagte ihre Stimme und nur mehr ein kleines Flüstern entwich ihrem leicht geöffneten Mund. Zorros empfindliche Haut registrierte jedoch sofort detailgetreu den warmen und angenehmen Hauch ihres Atems und eine elektrisierende Welle rauschte über seinen Körper hinweg.
 

Er reagierte nicht.

Konnte nicht reagieren.

Noch nicht. Erst einmal musste er das verarbeiten.

Ein kurzer Moment. Nur ein kurzer Moment, in dem er in sich gehen musste.

Für einen kurzen Moment wurden sein Körper und ebenso sein Verstand auf Stand-by gestellt.

Er verschloss seine Ohren, versiegelte seine Lippen, blockierte die Sinneszellen auf seiner Haut. Er bemerkte nur noch, wie Namis Augen zu funkeln begannen, während sie sehnsüchtig auf seine Lippen starrte und die Ihren unwillkürlich befeuchtete.
 

Schließlich hatte er es verarbeitet. Sie wollte, dass er sie küsste. Er.

Und das, obwohl er keine Ahnung davon hatte.

Von Sekunde zu Sekunde nahmen seine Wangen einen dunkleren Ton an und nach und nach weiteten sich seine Augen immer mehr und mehr.
 

Nein, er konnte nicht.

Er wollte zwar, aber er konnte nicht. Von diesen Dingen hatte er keine Ahnung. Dafür war er zu unerfahren; im wahrsten Sinne des Wortes zu grün hinter den Ohren.

Die Angst, sich zu blamieren, schnürte ihm den Brustkorb zu. Nein, er konnte das nicht.

Auch wenn er nur zu gerne endlich in diesen Genuss kommen würde…
 

„Es ist nicht die Aufgabe eines Schwertkämpfers, Frauen zu küssen.“, meinte er deshalb leise und steif, brach aber keineswegs auch nur für eine Millisekunde den Blickkontakt, geschweige denn, entfernte sich von ihr.
 

Nami war an seiner Aussage nicht im Geringsten interessiert. Das kleine bisschen Wehmut, das sie in seiner Tonlage erkannt hatte, gab ihr genug Selbstbewusstsein, um das durchzuziehen. Langsam trat sie näher an ihn heran und wenn sie geglaubt hätte, Zorro könnte nicht noch röter werden, dann hatte sie sich gravierend getäuscht.
 

Unbewusst blieb sein Blick an ihren Lippen hängen. So volle, rote und feuchte Lippen.

Lippen, die schier nach ihm schrien.

Lippen, die nach ihm verlangten.

Lippen, die ihn provozierten.
 

Ihm war zwischenzeitlich nicht einmal aufgefallen, dass sich ihre Hände an seinen Hemdkragen gekrallt hatten. Erst jetzt, da sie ihn langsam zu sich runter zog, wurde er sich dieser Tatsache bewusst.

Und er wehrte sich nicht. Jetzt war er an einem Punkt angelangt, an dem man nicht mehr umdrehen konnte.

Seine Herzfrequenz hatte sich bereits ins Unermessliche begeben, so nervös, angespannt und vorfreudig zeigte er sich.
 

Ihr süßlicher Duft stieg ihm in die Nase und vernebelte ihm damit den Verstand.

Die Nasenspitzen der beiden berührten sich, stupsten sich gegenseitig an, bis sie einen Weg aneinander vorbei fanden und die Münder der beiden dadurch näher aneinander kamen.
 

Wie von selbst schlossen sich seine Augenlider.

Doch er brauchte auch gar nichts mehr sehen.

Denn Fakt war, dass er ohnehin alles spüren konnte. Vor allem, wenn sie zum Sprechen ansetzte.
 

„Dann lass dich küssen!“, murmelte sie.
 

Der Hauch eines Flüsterns.

Und endlich machten, nach der schier endlos langen Zeit des Wartens, die Lippen der beiden miteinander Kontakt.
 

Während in Zorros Körper im selben Augenblick sämtliche Organe ihre Arbeit eingestellten, war in Namis Körper hingegen beim ersten Registrieren seines atemberaubenden Geschmacks ein Feuerwerk explodiert. Schnurstracks krallte sie sich stärker in sein Hemd, da ihr Körper bedrohlich zu schwanken begann, und erhöhte damit zugleich den Druck auf seinen Mund.

Genüsslich seufzte sie und baute den bisher vorsichtigen und schüchternen Kuss aus, saugte kräftiger, fordernder an seinen Lippen.
 

Gott, Gott, Gott, war das phänomenal gut!

Auch er seufzte wohlig auf und ohne genau zu wissen, wie das alles überhaupt funktionierte oder was genau er zu tun hatte, fing er an, seine Lippen an ihren Rhythmus anzupassen und den Kuss mit all der Stärke zu erwidern, die er aufbringen konnte.
 

Die sanfte und leidenschaftliche Intensität, die er an den Tag brachte, trieb der Orangehaarigen das letzte bisschen Gefühl aus den Beinen und beinahe wäre sie wirklich an Ort und Stelle dahingeschmolzen, wenn er nicht im letzten Moment einen Arm um ihre Taille gelegt und ihr damit Halt gegeben hätte. Seine andere Hand hatte sich in ihrem orangen Haar verirrt.
 

Zorro lernte anscheinend schnell.

Dass sie einen der stärksten und den mit Abstand heißesten Schwertkämpfer der Welt gerade völlig in ihrer Hand hatte, ließ sie leicht schmunzeln. Glucksend biss sie ihm daher in die Unterlippe, was ihm ein kleines Keuchen entlockte.
 

Im ersten Moment fragte er sich wirklich, ob solche Spielchen erlaubt waren und ob die Navigatorin eigentlich immer und überall so brutal ans Werk gehen musste. Als sie jedoch mit der Zunge entschuldigend über diese Stelle fuhr, war ihm der Grund für ihre Brutalität relativ egal. Vielmehr war er nun an der Reihe, sich auf gleiche Weise dafür zu rächen.
 

Sie küssten sich lange, leidenschaftlich und ausgiebig.

Als Nami schließlich fand, dass es Zeit war, die Sache zu beenden, löste sie sich langsam von ihm und erntete dafür ein leicht enttäuschtes Brummen.

Mit großer Zufriedenheit stellte sie fest, dass sein Atem ebenso wenig ruhig und ausgeglichen war, wie der Ihre.
 

Die unschlüssigen Blicke der beiden trafen sich und ruckartig liefen beide knallrot an.

Schüchtern zog die Orangehaarige seinen Kopf noch einmal zu sich und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Nase, ehe sie ihm eine gute Nacht wünschte und wie der Blitz in ihr Zimmer verschwand.
 

Zorro stand einfach regungslos da, mit zwei Fingern an den Lippen und geschlossenen Augen. Vergeblich versuchte er, seinem hektischen Atem Herr zu werden.
 

Das würde ihm wieder einmal eine schlaflose Nacht bescheren. Wenn er sich nicht schnellstmöglich ablenken konnte, dann würde er das Schiff kurz und klein schlagen.

Im selben Moment erblickte er Sanji, der gerade aus der Küche kam und sich eine Zigarette anzündete. Perfektes Timing.

Er knurrte laut, weckte damit die Aufmerksamkeit des Blonden und zog seine Schwerter.
 

„KOCH! DU. ICH. PRÜGELN. SOFORT!“
 

Und noch bevor das Klirren der Schwerter, das Poltern von Schuhen, das Geräusch von zerberstendem Holz und die wütenden Schreie des Schiffszimmermanns an Deck ertönten, war Nami bereits tief und fest in ihre eigene, kleine Traumwelt abgedriftet.
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Haaaaach Zorro *__* (:

♥ missfortheworld

Apropos Kuss

„LORENOR ZORRO, ICH WERDE DIR HÖCHSTPERSÖNLICH DEN ARSCH AUFREIßEN!“
 

- Nami, 18, Navigatorin der Strohhutbande.
 

Erscheinung: Zersauste Haare, feuerrotes Gesicht, vergleichbar mit einem Monster.

Eigenschaften: Brutal, unbarmherzig und im Moment eeeextrem angepisst.

Ursache: Grünhaariger Schwertheini, Marimo, Vollidiot, Mooskopf, Spinatschädel, Salatgesicht, Zahnstocherträger, Blödmann, Arschloch, Schimmelbirne usw.
 

Dabei hatte der Tag eigentlich so gut begonnen...

Schläfrig rieb sie sich an diesem Morgen die Augen, richtete sich gähnend auf und warf einen Blick aus dem Bullauge.

Ein wundervoller Morgen, ihrer Meinung nach.
 

Die Sonne strahlte über das Deck und brachte das Meer und die Tautropfen, die sich über das Schiff gelegt hatten prunkvoll zum glitzern. Die leichte Brise, die immerzu über die Grandline fegte, ließ die Grashalme schwungvoll auf der Wiese hin und her tänzeln.

Gebannt von diesem Zauber der Natur begannen ihre Augen zu leuchten und ein breites, glückliches Lächeln legte sich auf ihre Gesichtszüge.
 

Sie und Zorro hatten sich geküsst.
 

Ein mädchenhaftes Kichern löste sich aus ihrer Kehle und ihre Wangen färbten sich auf der Stelle feuerrot. Nachdem sie dem Badezimmer einen überaus gründlichen Besuch abgestattet hatte, hopste sie in Richtung Küche und pfiff gut gelaunt vor sich her. Die Melodie, die sie trällerte untermalte die Sprechchöre à la 'ich-hab-Zorro-geküüüsst-ich-hab-Zorro-geküüüsst', die sich in ihrem Kopf abspielten.
 

Gemächlich frühstückte sie zusammen mit Ruffy, Robin und Sanji und machte sich anschließend daran, bei diesem tollen Wetter weiter über das Deck zu hopsen. Im Türrahmen angelangt, stand jedoch plötzlich er vor ihr und sofort verpufften die kleinen, singenden Engel in ihrem Hinterkopf.
 

Verlegen schenkte sie ihm ein kleines, schüchternes Lächeln und strich sich dabei eine verirrte Strähne ihrer orangen Haarpracht aus dem Blickfeld.

Wie er wohl nach ihrer letzten ‚Begegnung’ reagieren würde…
 

Vielleicht würde er ihr ein cooles Grinsen und ein Zwinkern schenken, ehe er sich herzhaft und gut gelaunt an sein Frühstück machte. Hach, alleine bei dem Gedanken an sein sexy Grinsen liefen ihr wohltuende Schauer über den Rücken…
 

Vielleicht würde er sich auch nett und ruhig mit ihr unterhalten, herzhaft lachen und über die Zukunft sprechen. Selbst eine einfache Unterhaltung würde sie glücklich stellen, denn immerhin hatte so etwas bei Zorro einen gewissen Seltenheitswert…
 

Vielleicht würde er sie auch hier und jetzt, in der Küche der Thousand Sunny, mitten auf der Grandline, vor versammelter Mannschaft an sich ziehen und leidenschaftlich küssen. Ein zartes blassrosa legte sich über ihre Wangen, während sie gedanklich vor sich hinschwärmte.
 

Aber hey. Die Rede war immerhin von Zorro…
 

„Kannst du mal aus dem Weg gehen? Ich habe einen Mordskohldampf und würde liebend gerne was dagegen unternehmen, anstatt hier Wurzeln zu schlagen.“, kam es brummend aus seinem Mund, während seine Miene von steinhart und eiskalt zu mega-steinhart und mega-eiskalt wechselte.
 

Eine kleine Stimme in Namis Hinterkopf fing extrem laut und hysterisch an zu lachen, dann zu heulen und letztendlich zu kreischen. Wo blieben der leidenschaftliche Kuss, die netten Worte, die Zukunftsplanung, das typische Grinsen oder das liebe Lachen? Sie musste im falschen Film sein…
 

Wütend trat sie zur Seite, ließ in passieren und verpasste den Musikern in ihren Gedanken eine saftige Ohrfeige, ehe sie erhobenen Hauptes davonrauschte. Tzzz...ihre schöne gute Laune war dahin.

Und das nur wegen diesem Grobian...
 

[…]
 

Nachdem er es doch tatsächlich geschafft hatte, ihr für einen halben Tag erfolgreich aus dem Weg zu gehen, sie so gut es ging zu ignorieren oder hier und da ein nur paar abfällige Bemerkungen abzugeben, war Namis Laune vom bereits erreichten Nullpunkt in unermessliche Tiefen abgedriftet.
 

Der Höhepunkt, so stellte sich jedoch heraus, stand erst noch bevor.

Denn soweit sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie in ihrem ganzen bisherigen Leben nie eine langweiligere, sinnlosere und derartig tobsüchtig machende Unterhaltung geführt, wie an diesem Nachmittag.
 

Und wie es der Zufall oder das Schicksal so wollte, hatte sie diese Unterhaltung ausgerechnet mit dem grünhaarigen Schwertkämpfer geführt, sodass ihre Enttäuschung über sein Tun, beziehungsweise nicht Tun, die Wut in ihr weiter schürte und langsam an ein Limit trieb, das sich als Grenze zwischen leicht entflammbar und hochexplosiv herausstellte.
 

Klar, jeder wusste, dass Zorro kein Mann der vielen Worte war…

…aber heute hatte er es echt maßlos übertrieben.
 

Ohne sie auch nur einen Blick zu würdigen, geschweige denn überhaupt irgendwie deutlich zu machen, dass er geistig anwesend war, starrte er stur geradeaus und bewegte rhythmisch seine Gewichte auf und ab.
 

„Zorrooo, ich wollte dich fragen, was du gerade so machst?“

„Trainieren.“

„Wunderbares Wetter haben wir heute, findest du nicht?“

„Ja.“

„Sanji lässt ausrichten, dass du mit dem Abwasch dran bist.“

„Gut.“

„Auf den Wolken sitzen pinkfarbene Walrosse und fliegende Seekönige haben Ruffy verschleppt. Das Meer ist oben, der Himmel unten. Sanji hasst Frauen und Robin hasst Bücher. Franky ist einer der sieben Samurai der Meere und Lysop liebt Brook.“

„Gut.“

„Pffff, du hast sie ja nicht mehr alle! Ich geh dann wieder.“

„Okay.“
 

Wütend rauschte sie wiederum davon, kickte dabei Ruffy gegen den Kopf und Lysop gegen das Schienbein, weshalb ihr die beiden verwundert und empört nachsahen.
 

Währenddessen seufzte Zorro gequält auf.

Okay, das hatte er sich definitiv anders vorgestellt. So ging es also doch nicht…

Verdammt, wieso musste auch alles immer so furchtbar kompliziert sein?

Fluchend erhob er sich, trat er einen imaginären Stein zur Seite, vergrub die Hände in den Hosentaschen und machte sich auf den Weg in ihre Kajüte. Und er vermochte sich dabei gar nicht auszumalen, was ihn erwarten, beziehungsweise, was ihm jeden Moment blühen würde.

Gefahrgut war eben doch nicht so leicht zu handhaben…
 

Aufgrund seiner schlechten Orientierung hätte er ihr Zimmer womöglich nie gefunden, aber zu seinem Vorteil konnte man sie über das komplette Schiff kreischen und fluchen hören.

Vorteil oder Nachteil. Naja. Kommt immer ganz auf die Situation an…
 

Schließlich war er am richtigen Zimmer angekommen und trat er ohne zu zögern und klopfen ein, ebenso vermied er es, seine Hände schützend vor das Gesicht zu nehmen, im Falle, dass irgendwelche x-beliebigen Gegenstände auf ihn zufliegen könnten. Immerhin war er kein verweichlichter Vollidiot…
 

Mit den fliegenden Gegenständen lag er gar nicht einmal so falsch. Geradenoch sah er, wie ein Schuh mit rasanter Geschwindigkeit an ihm vorbeiflog.

Die Orangehaarige stoppte überrascht mit ihrer Tätigkeit und blickte ihn verwirrt an.
 

„Hat dein heutiges Verhalten einen bestimmten Grund?“, fragte sie dann aber gehässig und setzte einen wutentbrannten und angrifflustigen Gesichtsausdruck auf.
 

Der Grünhaarige dachte anscheinend gar nicht daran, ihr zu antworten, da er nur lässig die Arme vor der Brust verschränkte, die Augen schloss und sich mit dem Rücken zurück an die Holztür lehnte, die dadurch mit einem Klicken ins Schloss fiel.

Wütend ballte die Navigatorin ihre Hände zu Fäusten.
 

„Ach ja, verzeih mir. Wie konnte ich das nur vergessen? Ich hätte wissen müssen, dass du, jetzt da es dir wieder so prächtig geht, wieder zu dem alten, eiskalten Betonblock wirst.“, zischte sie sarkastisch.
 

Wieder war es absolut nicht im Interesse des Schwertkämpfers, ihr zu anworten. Er ignorierte sie schon wieder...

...was Nami hingegen noch wütender und hysterischer machte!
 

„Was willst du, he? Dass ich mich entschuldige? Bitte! Wenn es das ist, was dich glücklich macht: Es tut mir abgrundtief Leid, mir die Erlaubnis genommen zu haben, dich zu küssen und es obendrein auch noch zu genießen. Es tut mir wirklich Leid, dass ich so dumm war und geglaubt habe, dass es dir genauso viel bedeuten könnte, wie es mir bedeutet hat und nur zu deiner Information, es hat mir verdammt viel bedeutet! Ach ja, dass ich es nicht vergesse: Entschuldige bitte, dass ich dich bewundere und mehr mag, als du es verdient hättest…“
 

Beschämt drehte sie ihm den Rücken zu und tat so, als würde sie etwas in ihrer kleinen Kommode suchen. Eine deutliche Röte hatte sich über ihren Wangen ausgebreitet. Wieder einmal hatte sie sich von ihrer Wut und ihrer Hysterie beherrschen lassen, sodass sie gar nicht so sehr auf die Worte geachtet hatte, die wasserfallartig aus ihrem Mund geflossen waren. Umso mehr ärgerte sie sich nun darüber, ihm so viel erzählt und ihm einen derartig tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt gegeben zu haben.
 

„Beantworte mir eine Frage, Zorro! Sag mir, bereust du es denn so sehr?!“

Ihre Stimme war nun um eine Oktave leiser geworden. Genau genommen wollte sie seine Antwort auch gar nicht hören und hoffte deswegen, dass er sie wieder ignorieren würde. Zu ihrem Bedauern anwortete er dieses Mal aber auf der Stelle.
 

„Ja.“
 

Das kleine Wort bohrte sich spitz und scharf wie eine Lanze schmerzhaft seinen Weg durch ihr Gehör, via Botenstoffe in das Gehirn und von dort aus durch ihren kompletten Körper.

Auf einen Schlag fühlte sie sich elend, grauenvoll, niedergeschlagen und erbärmlich.

Wie war das möglich? Wie konnte er es bereuen? Es war doch…so schön gewesen...
 

Aber...Moment mal...

Er bereute es? Er bereute es also, sie, Nami, die Navigatorin der Strohhutbande, geküsst zu haben? Was bildete sich dieser Mistkerl überhaupt ein? Mit ihr spielte man nicht einfach, wie mit einer Puppe aus Plastik! Er würde gleich sein blaues Wunder erleben…
 

„LORENOR ZORRO, ICH WERDE DIR HÖCHSTPERSÖNLICH DEN ARSCH AUFREIßEN!“
 

Mit einem animalischen Gebrüll stürzte sie wie ein wild gewordenes Tier auf ihn zu. Sie würde es ihn bereuen lassen, dass er es wagte, den Kuss zu bereuen!

Als sie mit der rechten Hand zum Schlag ausholte, reagierte er blitzschnell und fing ihre Faust ab, bevor sie sein Gesicht erreichen konnte.
 

Überrascht stürzte sie die Lippen, zögerte dann aber keine Sekunde und ging nun mit der linken Hand zum Angriff über. Doch auch dieses Mal war es ein Leichtes für den Grünhaarigen, die Attacke abzuwehren.
 

„Verdammt noch mal, du bist ein elendiger Feigling, Lorenor Zorro. Hör auf, dich zu verteidigen und hol dir das ab, was du verdienst.“, giftete sie aggressiv und versuchte dabei vehement, sich aus seinem festen Griff zu befreien.
 

Innerhalb einer einzigen Sekunde drehte er sich blitzschnell mir ihr um, drückte sie gegen die Tür und starrte sie aus dunklen, jedoch zugleich leuchtenden Augen an.
 

Sie hasste seine Augen, die monoton schwarz waren und dennoch so viele Fassetten hatten.

Sie hasste es, dass er mit einem einzigen Blick zeigen konnte, ob er wütend, erleichtert, zufrieden, aggressive oder glücklich war.
 

„Weißt du, wieso ich es bereue, Nami?“, kam es heiser aus seinem Mund, begleitet von einem kleinen Knurren in seinem Rachen. Sein heißer Atem trug die Worte sanft und auf direktem Wege in ihr Gesicht, sodass wohltuende Schauer über ihren Rücken krabbelten und ihre Wirbelsäule auf und abtänzelten.
 

Sie hasste seine Stimme. Diese verdammte Stimme, die so tief, so rau und so sexy war.

Sie hasste seinen Atem, der über ihre zarte Haut glitt, sodass sich sofort alle Härchen verzückt aufstellten, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.
 

Erneut startete sie den Versuch, sich aus seinem Griff zu befreien, erkannte aber sogleich, dass sie keine Chance gegen ihn, seinen gut gebauten Körper und seine Muskeln hatte. Geschickt verwehrte er ihr jeglichen Freiraum und sie konnte sich glücklich schätzen, überhaupt noch Luft zu bekommen.
 

Sie hasste seinen stählernen Körper, der diese Geborgenheit und Sicherheit ausstrahlte.

Sie hasste es, dass der Grünhaarige so eine große Macht über sie hatte und sie immerzu und allgegenwärtig in die Knie zwingen konnte.
 

Aber es gab etwas, das sie noch viel mehr hasste.

Etwas, das schon vor langer Zeit alles in ihr zum Einsturz gebracht hatte:

Sie hasste es abgrundtief, diesen Vollidioten einfach nicht hassen zu können…
 

„Weil ich nicht mehr damit aufhören kann…und will…“, kam es verdächtig keuchend aus Zorros Mund und ohne ihr auch nur etwas Zeit zu geben, dass Gesagte zu verarbeiten, eroberte er im Handumdrehen ihre Lippen mit den Seinen..
 

Die Orangehaarige war im ersten Moment zu perplex, um irgendwie zu reagieren. Erst nach einer Weile verstand sie, was er ihr hier gerade offenbart hatte und erwachte aus ihrer Starre. Das war also der Grund? Das war der Grund für den überaus miesen Tag? Das sollte ihre Wut nun zügeln?
 

Gut, wenn er sich schon nicht verprügeln ließ, dann eben anders…

Aggressiv küsste sie ihn zurück.

Biss ihm auf die Zunge und auf die Lippen.

Saugte sich an ihm fest, als wolle sie sein Blut.

Schlug mit ihren Zähnen brüsk gegen seine.

Schob ihm die Zunge bis in den Rachen, als wolle sie ihn damit ersticken.
 

Doch egal, wie wütend und brutal sie den Kuss auch gestaltete, so musste sie dennoch feststellen, dass er derjenige war, der im Moment die Oberhand hatte.

Gestern war sie es gewesen, da er zu unerfahren auf diesem Gebiet gewesen war.

Aber jetzt war sie die Unterlege.
 

Geschickt blockte er all ihre Attacken ab, verschluckte ihre Aggressivität quasi mit kleinen, sanften Küssen und versuchte, sie mit seiner Zunge zu beruhigen.

Und tatsächlich wirkte es und sie wurde ruhiger. Wenn er sich ein klitzekleines Stückchen von ihr löste, seufzte sie unzufrieden auf und reckte sich ihm mehr entgegen. Er kommentierte ihr Verhalten mit einem simplen Grinsen…
 

Als er der Annahme war, dass sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, ließ er von ihren Handgelenken ab und platzierte seine beiden Hände neben ihrem Kopf an der Wand, während sich ihre Hände sofort irgendwo an ihm festkrallten, um nicht Bekanntschaft mit dem Dielenboden zu machen.
 

Eigentlich war es beängstigend, was der Typ für eine unglaubliche Wirkung auf sie hatte. Mit einem einzigen Kuss konnte er es schaffen, dass sie erbarmungslos in Ohnmacht fiel…
 

Der nun sanfte und zärtliche Kuss nahm jedoch von Sekunde zu Sekunde wieder an Intensität zu. Er wurde fordernder, leidenschaftlicher, temperamentvoller, ungezügelter. Der Atem der beiden wurde hektischer und unregelmäßiger; das Schmatzen und die seufzenden Geräusche lauter und sinnlicher; die Bewegungen schneller; der Puls und die Herzfrequenz höher; das Verlangen impulsiver…
 

Dickschädel gegen Dickschädel.

Zunge gegen Zunge.

Körper gegen Körper.
 

Und jetzt war Nami an einen Punkt angelangt, an dem sie ihn spüren, seinen Körper erkunden, lustvolle Geräusche aus seinem Mund hören wollte.

Die Begierde war in ihr aufgeflammt und brannte sich nun lichterloh durch ihren kompletten Körper. Jede weitere Berührung seiner Lippen, jedes weitere scharfe Lufteinziehen, jeder weitere funkelnde Blick seinerseits fachte die Sehnsucht in ihr weiter an.
 

Sie ließ kurz mit der linken Hand von seinem kräftigen Bizeps ab, an den sie sich zwischenzeitlich gekrallt hatte, und schlängelte ihre Hand am robusten Holz entlang, bis sie den kleinen Schlüssel zwischen ihren Fingern erkannte und kurzerhand die Tür verriegelte.
 

Der Grünhaarige wurde durch das knackende Geräusch aufmerksam und schielte nun aus den Augenwinkeln auf den umgedrehten Schlüssel, den die Orangehaarige gerade aus dem dazugehörigen Loch holte und in die nächstbeste Ecke pfefferte.
 

„Zorro, ich will dich. Jetzt sofort!“, flüsterte die Navigatorin mit verführerischem Unterton an seinen Lippen und drängte ihn dabei mit dem nötigen Kraftaufwand weg von der Wand.

„Okay.“, nuschelte er nur schwer atmend zurück und ließ sich führen.
 

Beinahe brutal wurde er rücklings auf das Bett geschubst. Er richtete seinen Oberkörper leicht auf, indem er sich auf beiden Ellenbogen abstützte, während die Orangehaarige schnell auf ihn kletterte, bis sie schließlich rittlings auf seinem Bauch saß.

Noch bevor er auch noch ein weiteres Mal durchatmen konnte, zog sie sich unverblümt das Top samt Bh über den Kopf und warf es in die nächstbeste Ecke.
 

Gott, er schwor sich insgeheim, nie wieder auch nur einen Gedanken an Enthaltsamkeit zu verschwenden…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
 

Sooo, wichtig!

Wie man unschwer erkennen kann, wird es jetzt etwas schmutziger :D

Jaa, das nächste Kapitel ist Adult und die minderjährigen Leser können (bzw. müssen^^) das Ganze einfach überspringen, ohne das ihnen der inhaltliche Bezug zu den beiden Epilogen verloren geht.
 

Jaa, richtig gehört, es gibt zwei Epiloge, weil ich mich entscheiden kann, ob ich die gute oder schlechte Version besser finde. Daher frag ich jetzt einfach mal, welchen Teil ich zuerst schreiben soll. Positiv oder negativ? :DD
 

Für die Nami-Zorro-Fans, die es noch nicht wissen ;) eine neue Fanfic meinerseits: Wiskey-Peak High

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/serie/221/270405/

HighAlternatives Universum, Highschool Drama und eine große Bandbreite an verschiedenen Charakteren aus der One Piece Welt :)
 

so genug Gelaber und co...:DD

lg ♥

Aktive Aktivität

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Antiaufwärts - Epilog negativ

Zeitsprung: Wochen später - Kuraigana.
 

Nie war ein Kampf so hart, so kräfteraubend gewesen.
 

Er wollte schlucken, seinen ausgetrockneten Rachen befeuchten, aber er konnte nicht. Der dicke Kloß in seinem Hals ließ sich einfach nicht runterschlucken.

Seine Lungen ächzten nach Luft, aber er konnte nicht einatmen, nicht ausatmen. Hektisch schüttelte er den Kopf, warf ihn in den Nacken und bettelte, flehte gleichzeitig um Sauerstoff. Aber der Kloß in seinem Hals blockierte erbarmungslos seine Luftzufuhr.

Außerdem war da noch der nichtexistente Raum zwischen seinen Zähnen, die er heftig zusammenpresste. Er biss schon so lange und kräftig zu, drückte mit aller Kraft seine Lippen zusammen, dass sich langsam aber sicher seine Kiefermuskulatur verkrampfte, während das Brennen in seinem Rachen nicht an Intensität verlor.

So grausam und schrecklich musste sich ersticken anfühlen…
 

Seine Augen wurden glasig.
 

Lange würde er das Spiel nicht mehr durchhalten. Er wusste das. Er wusste, dass er eine Niederlage einstecken musste. Seine Verletzungen waren zu stark, seine Kraft zu gering, sein Zustand zu angeschlagen. Seine Wahrnehmung war schon seit gefühlten Stunden auf ein paar wenige Meter beschränkt und jede Faser seines Körpers brannte. Sein Schädel dröhnte und pochte, seine Muskeln protestierten so fürchterlich, dass er am ganzen Leib zitterte, bebte.
 

Am liebsten wäre er gegen den nächstbesten Baum gerannt, so oft, bis er nicht mehr stehen konnte. Bis sein Körper taub wurde, um den Schmerz zu umgehen. Bis er blind wurde, um nichts mehr wahrnehmen zu müssen.

Aber zu seinem Missfallen konnte er sich nicht rühren.

Er lag hier, konnte sich nicht bewegen, sich nicht dazu überwinden. Er war wie gelähmt, wie eingefroren.

Hier lag er, seit geraumer Zeit, im staubigen Dreck an einem Ort, den er nicht kannte, den er noch nie gesehen hatte. Alles war so düster, so dunkel…
 

Wieder warf er den Kopf panisch hin und her. Er wollte nicht, er konnte nicht. Es sollte aufhören. Aber von Sekunde zu Sekunde schwand seine Kraft und tief in seinem Inneren wusste er, dass er keine Chance mehr hatte.
 

Und dann war es soweit. Der fürchterliche Knoten in seinem Hals platzte endlich und automatisch wollte der Grünhaarige hektisch nach Luft japsen. Doch anstatt eines Keuchens war nur ein leises Schluchzen zu vernehmen. Obwohl er es verhindern wollte. Obwohl diese Niederlage lange und hart an ihm nagen würde…

Während er alles verfluchte, was ihm gerade in den Sinn kam, floss die hartnäckige Träne, gegen die er seit gefühlten Stunden ankämpfte, gemächlich aus seinem Augenwinkel und versickerte schließlich in der staubigen und trockenen Erde unter ihm. Wie erniedrigend. Wie demütigend. Wie schwach er doch geworden war.
 

Er wollte doch eigentlich nicht weinen…
 

Zwischen Raum und Zeit war er in einer tatzenförmigen Blase umhergeschwebt. Doch es hatte ihn gar nicht interessiert, wo man ihn hinbringen würde. Es hatte ihn auch nicht interessiert, dass er im Dreck gelandet war, an einem Ort, wo er höchstwahrscheinlich von Angesicht zu Angesicht dem Teufel gegenüberstehen musste. Es hatte ihn nicht im Geringsten interessiert, was mit ihm selbst passieren würde.

Er hatte nur an seine Freunde gedacht, die er zurücklassen musste und die nun völlig auf sich alleingestellt waren. Jede Sekunde könnte jemand verletzt werden. Jede Sekunde konnte jemand getötet werden…

…Nami könnte getötet werden.

Die bloße Vorstellung trieb ihm weitere Tränen in die Augen.
 

Es wäre vielleicht alles gut verlaufen. Gemeinsam hätten sie es womöglich geschafft, den Feind zu besiegen und vom Sabaody Archipel zu fliehen. Sein Wille hatte keine Sekunde daran gezweifelt….

…bis er aufgetaucht war.
 

Ausgerechnet er.

Ausgerechnet…Bartholomäus Bär.

Die Ursache. Der Auslöser. Das Monster.
 

Urplötzlich war sein Wille gebrochen. Alles ging so furchtbar schnell...
 

Die letzte Begegnung mit dieser fürchterlichen Kreatur hatte seine Spuren hinterlassen. Man sagt zwar, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber daran hatte Zorro nie geglaubt. Nicht umsonst bleibt schließlich immer eine Narbe zurück, in der all die Erinnerungen abgespeichert werden…
 

Wenn er an das letzte Treffen zurückdachte – an die darauffolgenden Schmerzen, die er dabei durchlebt hatte; an das Zittern, das sein ständiger Begleiter war; an die Alpträume, die ihm niemals Schlaf gegönnt hatten; an die Anfälle; die ihn am helllichten Tage eingeholt hatten; an das grauenvolle Blut, das sich über seinen Gaumen in die Mundhöhle geschlängelt hatte – …

…dann kam ihm all das gar nicht mehr so weit entfernt vor…
 

Er erlebte es gerade wieder. Sein Körper reagierte gerade auf die gleiche Weise. Das Grauen war wieder da. Das Zittern war zurückgekehrt. Der Schwindel, die Übelkeit, die Schmerzen – alles war wieder da.
 

Alles so vertraut und doch so verhasst.

Alles schon erlebt und überwunden und nun wiedergekehrt.

Und dennoch gab es einen gravierenden Unterschied zum letzten Mal. Etwas, das eine ganz entscheidende Rolle spielen würde…
 

Wer hatte ihn das letzte Mal aus diesem Strudel geholt?

Wer hatte sich rührend um ihn gekümmert?

Und wer…ja, wer war nun alleine?
 

Dieses Mal war keine Nami da, die ihm helfen würde…

Keine Nami, die seine Hand halten, ihn umarmen, mit ihm sprechen würde…

Keine Nami, die ihn zurück ins Leben holen konnte…
 

Der Gedanke daran schnürte ihm die Brust zu. Kleine Schweißperlen bildeten sich sichtbar auf seiner Stirn, in seinem Nacken, auf seiner Brust, überall, während die Panik in ihm wuchs, als würde sie sich von den Schweißtropfen ernähren. Gegen seinen Willen, der ohnehin gebrochen war, verlor er langsam aber sicher die Kontrolle über seinen Körper, über seinen Verstand, über seine Seele. Wie er sie schon einmal beinahe verloren hätte…
 

- - -

2355, 2356, 2357, 2358…

- - -
 

Warum er ausgerechnet in diesem Moment wieder damit begann, leise vor sich hinzuzählen?

Der Grund war absurd. So absurd, dass man beinahe darüber lachen musste…

Absurd und gleichzeitig so bedeutsam, so simpel.

Er suchte Halt. Er suchte irgendetwas, an das er sich verzweifelt klammern konnte, um der Dunkelheit nicht zu verfallen.

Vielleicht mag es albern klingen, aber das schlichte, simple Gefühl, zu wissen, was als nächstes kam, wie es weiterging, hielt ihn in dieser Sekunde am Leben.

Die Zahlen ließen seinen Verstand in eine Parallelwelt abdriften, in der er sich sicher fühlte, in der alles seine strikte Ordnung, seinen festen Platz hatte.
 

Denn sein reales Leben war ein Wrack.

In der Realität wusste er nämlich nicht, wie es weitergehen würde.

Ob es überhaupt weitergehen würde…

Zu sagen, er wäre schwach, verrückt oder er hätte ein psychisches Problem, wäre nach all dem Grauen, all den Schmerzen, all den Zweifeln unfair.

Er hasste doch nur diese Ungewissheit.
 

Und er zählte und zählte und zählte…

…kapselte sich ab, immer mehr, immer mehr.
 

Und er zählte und zählte und zählte…

…verdrängte dadurch den Schmerz, die Trauer.
 

Er zählte alleine.
 


 

Alleine.
 


 

103875, 103876, 103877, 103878…
 


 

& er zählte.
 


 

Alleine.
 


 

So furchtbar alleine.
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Wie man sieht, habe ich mich dazu entschlossen, den negativen Epilog zuerst zu schreiben…

Ja okay, vielleicht depri, traurig unso, ich weiß…

Aber irgendwie ist es ein guter Rahmen zum ersten Kapitel geworden…

Ach und versteht man das eigentlich?

Also Zorro wurde von Bär um die Welt geschickt und jetzt liegt der auf ner Insel und kämpft gegen die Tränen. Ja und am Ende versinkt er halt wieder in seinem Strudel...

Naja ;)

♥ lg

Antiabwärts - Epilog positiv

Entspannt und gut gelaunt lagen alle an Deck der Thousand Sunny und genossen den wundervollen, sonnigen Tag. Nur Nami schien etwas zu bedrücken. Abwesend lehnte sie am Masten und beobachtete das Meer. Zorro stand ihr gegenüber und beobachtete sie neugierig.
 

„Glaubst du, dass das mit uns klappt?“, fragte sie zögerlich nach langem Überlegen, wobei die Unsicherheit und die Zweifel in ihrer Stimmlage kaum überhörbar waren. Es dauerte eine Weile, in der Zorro angestrengt nach einer Antwort suchte, ehe er ihren Blickkontakt erwiderte. Ihre Frage war berechtigt. Er selbst hatte sich schon öfter darüber Gedanken gemacht. Der Rest der Bande schien zwar nichts dagegen zu haben (mit Ausnahme von Sanji), aber trotzdem war diese ganze Beziehungssache kein Selbstläufer. Immerhin waren sie Piraten. Gesuchte, gejagte Piraten mit einem Ziel. Gefühle könnten diese Ziele, diese Träume behindern, gefährden.

Lange bis in die Nacht hinein hatte er tagelang darüber nachgedacht und schließlich einen Entschluss gefasst, eine Antwort gefunden…
 

„Wer bin ich schon, Nami?“, fragte er ernst und laut genug, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu ziehen. Kartenspiele und Unterhaltungen wurden unterbrochen. Neugierig wandten sich die Köpfe in ihre Richtung, sodass sich die Navigatorin beinahe etwas unwohl in ihrer Haut fühlte. Wieso musste er nur so laut sprechen? Außerdem…was sollte diese unsinnige Frage?

Aber der Grünhaarige hatte sich bewusst für diese Frage entschieden. Nami war wunderschön, so unglaublich schön, intelligent, stark und selbstbewusst. Was wollte sie dann ausgerechnet mit ihm?
 

„Da draußen gibt es wahrscheinlich hunderte und aberhunderte an Männern, die alles, wirklich alles dafür geben würden, der Mann an deiner Seite zu sein. Sie würden dir die Welt zu Füßen legen. Sie würden dir jeden Tag einen Strauß Rosen vor die Nase halten. Sie würden ihr letztes Hemd für dich geben und dir den schönsten Schmuck, die schönsten Kleider, die schönsten Schuhe kaufen. Sie würden dir ein kleines Häuschen bauen, irgendwo an einem ruhigen Ort, um dort mit dir eine Familie zu gründen. Was ich damit sagen will, ist, dass es viele Kopien von unserem blonden Gemüseputzer gibt, aber ich bin keine davon.“, meinte er und lächelte dabei sogar etwas traurig und wehmütig. Einige fragende Blicke der Umstehenden wurden ausgetauscht.
 

Sanji hatte die Hände derweil wütend zu Fäusten geballt. Schlimm genug, dass der Säbelrassler ihn beleidigen musste, aber dass er auch noch so etwas Taktlosen und Unsensibles zu der Orangehaarigen sagen musste, ging nun doch zu weit. Gerade als er einen Fuß nach vorne setzen wollte, um dem Salatkopf eins überzubraten, wuchsen zwei Hände aus dem Dielenboden unter ihm und hielten ihn fest. Verwundert suchten seine Augen das Deck nach der Archäologin ab, die ihm von der anderen Seite des Schiffes aus schließlich wissend zuzwinkerte. Daher beruhigte er sich seufzend und verharrte widerwillig an seinem Platz…
 

Zorro fuhr mit seiner Rede fort und ließ Nami dabei keine Sekunde aus den Augen.

„Glaubst du, ich lese dir jeden Wunsch von den Augen ab? Nein, wir werden uns zanken und streiten, wie wir es immer getan haben. Glaubst du, ich werde dir jemals Blumen schenken? Nein, weil es mir zu kitschig ist. Glaubst du, ich könnte dich mit Reichtum überhäufen? Nein, weil ich total abgebrannt bin und mein Schuldenberg bei dir größer ist, als die gesamte Grandline. Glaubst du, ich lass jetzt alles liegen und stehen, um mit dir am anderen Ende der Welt glücklich und friedlich alt zu werden? Nein, weil ich dafür keine Zeit und Lust habe.“

Besorgt wandte sich Chopper an seinen Kapitän. Waren Zorros Worte wirklich nötig? Musste er so hart sein? Immerhin schien er Nami doch damit zu verletzten…

Ruffy hingegen schien es gelassen zu sehen und grinste dem kleinen Elch entgegen. Dieser erwiderte das Lächeln zwar, weil er dem Strohhut vertraute, aber dennoch war er etwas skeptisch.
 

„Wer bin ich schon, Nami? Was hättest du von einem Leben an meiner Seite? Ich werde von der Marine gesucht und gejagt. Ich habe einen Traum, den ich erfüllen muss, sodass ich keine Rücksicht nehmen kann. Ich werde mich harten Kämpfen stellen müssen, bei denen ich verletzt werden könnte, bei denen ich sterben könnte! Was wäre das für ein Leben für dich?

Du müsstest ständig in Angst und in Sorge leben. Zweifel werden dich verfolgen. Risiko wird dein ständiger Begleiter werden…“
 

Eine klitzekleine Träne rannte über ihre Wange und tropfte letztlich von ihrem Kinn. Als eine kleine Brise über das Deck fegte und sich eine Gänsehaut über ihre zarte Haut legte, schlang sie schützend die Arme um ihren Oberkörper. Sie fühlte sich plötzlich so unwohl, so fremd, so ungeschützt in ihrem Körper. Am liebsten würde sie ins Meer springen und untertauchen, um Schutz vor den Blicken und den harten Worten zu suchen. Einfach nur alleine sein, nichts mehr hören und sehen und spüren. Aber Zorro fuhr erbarmungslos fort…
 

„Ich bin ein Niemand. Du weißt es, du weißt es ganz genau, dass ich dir rein gar nichts bieten kann. Ich kann dir nicht das Leben bieten, das du dir wahrscheinlich wünschst und das du auch verdienst! So gesehen gibt es eigentlich keinen Grund, sich für mich zu entscheiden…“
 

Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Seit wann redete er so? Normalerweise war er doch so von sich überzeugt. Was hatte er denn? Es klang förmlich danach, als wollte er ihr ausreden, an der Beziehung festzuhalten…

Und somit wuchsen die Zweifel in ihr.
 

„Aber etwas du solltest noch wissen. Es gibt da eine Sache, die mich von den anderen unterscheidet. Denn selbst wenn ich als bester Schwertkämpfer, gefürchtet, mächtig, ohne jegliche Konkurrenz an der Spitze der Welt stehe, dann gäbe es immer noch eine Person auf diesem Planeten, vor der ich immer, zu jeder Zeit, an jedem Ort niederknien würde.“
 

Das Grinsen auf Ruffys Gesicht wurde noch einen Tick breiter. Auch der Rest der Crew schien nun endlich zu verstehen, was Zorro damit bewegen wollte.

Fassungslos schlug die Navigatorin die Hände vor den Mund und biss kräftig in ihren Handballen, während de Grünhaarige festen Schrittes auf sie zukam. Als er vor ihr Halt machte und langsam auf die Knie fiel, ohne seinen warmen, fürsorglichen Blick von ihren verweinten Augen abzuwenden, verlor sie jegliche Beherrschung und begann so laut zu schluchzen, dass selbst ihre beiden Hände das Geräusch nicht dämpfen konnten. Tränen über Tränen strömten nun wasserfallartig über ihr Gesicht, sodass die Umgebung vor ihren Augen verschwamm. Hartnäckig versuchte sie, ihr Schluchzen wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, um ja kein Wort des Schwertkämpfers zu verpassen.
 

„Egal, wie du dich entscheiden wirst, ich werde es akzeptieren. Die Männer da draußen haben Geld, haben Besitz, haben materielles Gut, das sie dir überreichen können. Ich habe rein gar nichts Materielles. Aber es gibt trotzdem etwas, das ich für dich habe; etwas, das immer dir gehören wird; etwas, das dir kein Mensch nehmen kann.“

Seine Stimme war wieder sanft und einfühlsam. Fragend suchte sie eine Antwort in seinen Augen, während die Tränen einfach nicht stoppen wollten. Seine Hand legte er auf seinen Brustkorb.
 

„Mein Herz.“
 

Das war es. Das Zauberwort, das all die Zweifel in ihrem Inneren ausradierte. Wie ein Raubtier fiel sie über ihn her und riss ihn von den Knien, bis er mit dem Rücken im Gras lag. Sie legte ihren Kopf in seine Schultergrube und weinte und weinte und weinte und weinte so laut es ihre Stimmbänder erlaubten. Sie schrie beinahe und benetzte die Haut und das Shirt des Grünhaarigen mit salzigen Tränen.

Wie konnte sie nur zweifeln?

Zorro grinste seinem Kapitän entgegen, der den Daumen in die Höhe reckte, während der Rest der Crew zu pfeifen und zu grölen und zu klatschen begann.

„E-Es gibt…auch e-etwas, das i-immer dir gehören…w-wird. Nämlich…m-mich.“, sprach Nami mit zittriger, aufgelöster Stimme, als sie sich wieder bebend und schluchzend von ihm löste.

Zorro schien daraufhin angestrengt zu überlegen, bis er einen weitern Entschluss gefasst hatte.
 

„Heirate mich.“, meinte er laut und ernst. Sanji kippte rücklings aus den Latschen und blieb bewusstlos liegen, sodass Chopper besorgt nach dem Rechten sah.

Für einen Moment herrschte wieder Stille, ehe sich die Navigatorin wieder auf den Grünhaarigen stürzte und ihm mit einem leidenschaftlichen Kuss die Luft aus den Lungen presste. Für den war das Antwort genug...
 

„Ruffy, walte deines Amtes und verheirate uns!“, schrie sie zwischendurch herrisch, wie man es von ihr gewohnt war. Der Angesprochene führte zusammen mit Lysop und Chopper einen Freudentanz auf…
 

„Was ist mit Bartholomäus Bär?“, flüsterte Nami leise, sodass nur der Grünhaarige sie verstehen konnte.

„Ich werde ihm so was von in den Arsch treten…“, nuschelte er grinsend an ihren Lippen.
 

„Ähm sorry Leute, aber können wird das verschieben? Uns hängt ’ne komplette Marineflotte im Nacken und ich glaube kaum, dass diese Typen nur hier sind, um ein Stückchen von der Hochzeitstorte zu ergattern.“, warf Franky dazwischen und verschwand aufgeregt im Soldier Dock System.
 

„Kann man denn nicht mal in Ruhe heiraten, ohne dass man die Welt, seinen eigenen Arsch oder irgendjemand anderen retten muss?“, murrte Zorro genervt, ließ widerwillig von seiner Navigatorin ab und zückte die Schwerter.

„Vielleicht findet sich irgendwann eine Lücke in unserem straffen Terminkalender…“, meinte die Orangehaarige zwinkernd und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Nase.
 

Vielleicht, ja…

Menschen wissen nun mal nicht, was die Zukunft für sie bereit hält. Natürlich bemüht sich die Wissenschaft darum, mögliche Diagnosen aufgrund bereits bekannter Tendenzen abzugeben. Aber letztendlich kann keiner wirklich mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, was kommen wird.

Aber will man das überhaupt wissen?

Ein positiver Ausblick in die Zukunft wäre sicherlich wunderbar. Doch was würde mit den Leuten geschehen, die erfahren, dass ihr Leben nicht von langer Dauer sein werde? Was würde mit den Leuten passieren, die in die Zukunft blicken und Krieg, Schmerz, Verzweiflung und den Tod sehen? Sie würden aufgrund dieses Wissens zerbrechen, wie eine Puppe aus Porzellan, die man fallen lässt.

Will man es also wirklich wissen? Will man gefangen sein in einer Art Zahlenwelt, in der es einen geregelten Ablauf gäbe? Würden entscheidende, lebenswichtige Werte wie Hoffnung, Neugier, Freude nicht dabei verloren gehen?
 

Nein, am Ende will der Einzelne vielleicht doch nicht wissen, wie reich oder alt oder angesehen er werden würde.

Denn letztendlich ist es doch die Ungewissheit, die den Menschen auf süße Art und Weise reizt und träumen lässt…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

*wüüürg*

Booaaah voll der brühwarme, meeega, suuuper Kitsch :DDDD
 

Naja, das ist nun das offizielle Ende und wenn ich mir die Story so ansehe, dann hat sie sich irgendwie selbst entwickelt…die ersten 5 Kapitel waren noch geplant, aber der Rest war spontan und hat sich irgendwie verlaufen…hätte eigentlich nicht so enden sollen…

Egal…fertiiiiiiiiig^^

Noch einmal ein dickes Dankeschön an meine lieben Kommischreiber, an die Favonehmer und an all die sonstigen Beobachter :) ♥



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (94)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10]
/ 10

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MinaeatsApples
2013-06-12T14:19:01+00:00 12.06.2013 16:19
Alter soll ich dir mal etwas sagen !!!!!!????


DAS WAR DIE BESTE FANFICTION DIE ICH IN MEINEM GANZEN LEBEN GELESEN HABE !!! RESPEKT !!! MACH WEITER SO !!!



Ganz liebe Grüsse (:
Von:  Sakura___Uchiha
2012-11-11T10:40:40+00:00 11.11.2012 11:40
Wow, mehr kann man da gar nicht zu sagen :)
ZORRO = Ich liebe ihn einfach *lechz*
Nami = sie ist einfach klasse

Sie sind so ein süßes Paar *schwärm*

Winfach klasse FF, ich bin begeistert.
Von:  Korimu
2011-11-01T16:33:12+00:00 01.11.2011 17:33
Huiiiiiiiii :)
Wie ich halt schon nach der ersten Seite deine FF in die Favoritenleiste meines Explorers aufgenommen habe.. hehe
Wenn die nächsten Kapis so weiter gehen machst du mich zu einem sehr glücklichen Leser, denn ich suche schon lange nach einer One Piece FF, die mir endlich mal richtig gut gefällt.
Großes Lob also einmal von meienr Seite. Beonders schön finde ich deine Beschreibungen der Gefühle :) find ich immer schöner als ein "er fühlte sich schlecht" oder so in der Art. uf jeden Fall mal weiter so, ich les jetzt erstmal weiter :)

lg Kori
Von:  OnePieceFan
2011-07-11T19:28:32+00:00 11.07.2011 21:28
*KREIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIISCH*

Von:  OnePieceFan
2011-07-11T19:09:59+00:00 11.07.2011 21:09
Süße :DDDD
ich lese gerade die ff nochmal und dachte es is an der Zeit dir doch noch mal nen Kommi zu hinterlassen :D
eigentlich hatte ich son alles gesagt, aber trotzdem :D
ich liebe Zorro und Nami einfach ^^
und stell bitte noch öfters solche tollen sachen mit ihnen an :DDDDDD lass sie sich küssen und was sonst noch :D denn wenn ich deine Sätze lese stehe ich plötzlich auf der Sunny, sehe Zorro und Nami (etz für dieses kapitel) vor mir stehen und höre ihre stimmen, höre alles und jeden :D
besser als jedes Kino :)
ach ja :D genug gelabert weiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiter gehts :) ♥

Von:  Namina
2011-05-08T22:34:28+00:00 09.05.2011 00:34
ziemlich OOC, Kitsch... ich liebe es :D
Aba ich bin mir ganz sicher dass Zorro in wahrheit genau so drauf ist, alle anderen irren sich nur ;D
Echt fettes lob, ich werd mal bei deinen anderen FFs ein bisschen herumstreunen ;)
Ich hoff man liest mal wieder was von dir :)
glg
Von: abgemeldet
2011-05-08T15:22:48+00:00 08.05.2011 17:22
Yayyyyyy !
so gehört sich das doch XD
sicher finden die noch nen Tag zum Heiraten ^^"

tjo Kitschig wars schon, aber auch trotzdem süß und gut und geil und...
öhm ja...
einfach nur geil.

Die ganze FF war einfach nur überirdisch gut!!!

Von:  Kugelfischi
2011-05-02T20:03:09+00:00 02.05.2011 22:03
Ohlàlà ^^
'ne flotte Kitsch-Runde! ;D

Nee, ganz ehrlich: ein wirklich süsses Ende für deine Story =)
Obwohl ich eher zu deinem tragischen, traurigen Schluss tendiere (liegt wohl daran, dass du leidende Personen so gut beschreiben kannst ;D), finde ich, dass du ein durch und durch schönes Happy-End geschrieben hast!
Mir war nur der Satz "Mein Herz." ein Spürchen ZU kitschig. Aber andererseits haben deine FF-Charaktere auch einen langen, leidgeplagten Weg hinter sich... da gönnt man ihnen diesen explosionsartigen Liebes-Sturm! =]

ob positiver oder negativer Schluss:
Du beschreibst unglaublich gut und ziehst deinen eigenen Style durch!

Vielen Dank für diese - meiner Meinung nach seit langer Zeit beste - ZoNa-Liebes-Drama-Geschichte!!
Es war das reinste Vergnügen! ;)

Liebe Grüsse,
Kugelfischi
Von:  OnePieceFan
2011-05-01T13:02:23+00:00 01.05.2011 15:02
*_______________________________________________________________________*
*_______________________________________________________________________*
Ich bin sowas von auf meinem Stuhl auf und ab gehüpft! Ich hab geheult, gelacht, gehüpft alles! Es war so ein geiles Kapitel! Ich liebe es!
Jetzt weine ich weil meine aller aller aller liebste Fanfic zu ende ist! Aber bei dem hammer genial geilem ende weine ich vor freude auch :D
ich bin eichfach nur sprachlos begeistert und glücklich!
Ich geh mir jetzt ein Taschentuch holen und werde von Zorro träumen! Ich danke dir für die Story *Hinknieundverbeug*
Danke danke danke ♥
Von:  Luna-san
2011-05-01T09:43:22+00:00 01.05.2011 11:43
Ich fands auch geil!!
Zorro is sooo *seufz* ich finde kein Wort^^
geile FF <3
lg lu


Zurück