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Träume der Sterne

von

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Danke für dein Kommi, Stella. :D
 

Kapitel 4 – Reise mit Hindernissen
 

Am nächsten Tag brachen sie in aller Frühe auf. Amaya verabschiedete sich so tränenreich von ihnen, dass Chihiro fast froh war, als sie endlich losflogen. Sie hatte von ihrer Gastgeberin ein Bündel mit Nahrung für die lange Reise und einigen ihrer Kleidungsstücken erhalten, damit sie sich umziehen konnte. Es baumelte nun an einem von Shisayes Hörnern, um das sie es mit seiner Erlaubnis hatte binden dürfen.

Zu ihrer Überraschung tauchte der Drache kurze Zeit, nachdem sie gestartet waren, durch die dichte, kalte Wolkendecke, die die Welt in ihren grauen Schleier gehüllt hatte. Sie befanden sich scheinbar nicht so hoch oben wie in Chihiros Welt. Anders konnte sich das Mädchen nicht erklären, wie es möglich war, dass sie Problemlos über ein Meer aus Wolken fliegen konnten.
 

Sie kuschelte sich in die dichte rote Mähne des Drachen und beobachtete aus dem Wirbel an Haarsträhnen, die sie umschlangen, wie die Sonne aufging und die Wolken in ihr sanftes Licht hüllte.

Irgendwann nickte Chihiro ein und erwachte erst wieder, als die Sonne hoch über ihnen stand. Shisaye flog immer noch gleichmäßig vor sich hin und da ihr Magen mittlerweile beträchtliche Lautäußerungen von sich gab, öffnete das Mädchen ihre erste Essensration.

Sie sah nichts anderes als die Wolken unter ihnen und den blauen Himmel samt Sonne über ihnen und beides bewegte sich so unmerklich langsam, dass sie sich nach einiger Zeit schrecklich langweilte. Es kam ihr vor, als würden sie sich gar nicht mehr vom Fleck rühren. Nur der beträchtliche Flugwind belehrte Chihiro eines besseren, doch auch dieser konnte ihr die Langeweile nicht vertreiben.
 

Shisaye machte den ganzen Tag über keine Pause, was sich auch in den nächsten nicht ändern sollte. Nicht, dass sie eine gebraucht hätte, aber Chihiro stellte es sich für ihn ziemlich anstrengend vor, die ganze Zeit fliegen zu müssen.

Nach ungefähr vier oder fünf endlosen Tagen tauchte der Drache urplötzlich nach unten ab. Dem Mädchen entfuhr ein überraschter Aufschrei, nach der langen Eintönigkeit war sie nicht darauf vorbereitet gewesen. Die bitterkalten Wolken durchnässten ihre Kleidung und trieben ihr Schauer über den Rücken, doch auch darunter war es nicht besser. Es regnete in Strömen, doch sie fand keine Gelegenheit, sich darüber aufzuregen.
 

Vor ihnen erhob sich eine für Aburaya sehr große Stadt, eingebettet zwischen einer sanften Hügellandschaft und dem Meer, das sich über den gesamten Horizont erstreckte.

Chihiro kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Häuser Opalras waren nicht nur sehr vielfältig gebaut – es lebten wohl viele unterschiedliche Rassen in der Hafenstadt – sondern ausnahmslos in einem rötlichen Braun.

Etwas außerhalb der Stadt landete Shisaye auf einem breiten Weg. Bis auf ein paar Passanten auf exotischen Reittieren oder Kutschen war kaum etwas los; kein Wunder bei dem schlechten Wetter. Der Drache zerstob in abertausende Funken und alles, was zurückblieb, war die trügerische Gestalt eines Menschen.
 

„Wie ich sehe, hast du den Flug gut überstanden, Chihiro.“

Sie nickte dankend. „Es ist wohl an der Zeit, Abschied zu nehmen.“

Shisaye schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Ich werde zuerst nach einem Schiff nach Itaka für dich suchen, schon vergessen?“ Ohne auf ihre Reaktion zu warten, marschierte er schnurstracks an ihr vorbei.

Chihiro beeilte sich, ihm zu folgen. In einiger Entfernung wuchs vor ihnen ein gigantisch großes Tor aus dem Boden, das wie alles andere in Opalra ebenfalls aus rötlichem Stein befand.

„Die Erde und das Gestein hier sind so rot. Man hat sich nicht die Mühe gemacht, extra andere Steine oder Holz herbeizuschaffen, deshalb ist Opalra eine rote Hafenstadt geworden“, beantwortete der Drache ihre unausgesprochene Frage.

„Lernt man das hierzulande im Geschichtsunterricht?“, hakte das Mädchen interessiert nach.

Shisaye warf ihr einen merkwürdigen Seitenblick zu. „Entweder das oder man lebt lange genug, um es zu wissen. Die meisten Wesen hier sind nicht so kurzlebig wie ihr Menschen.“ Seine Stimme klang weder verächtlich noch mitleidig, er akzeptierte diese Tatsache einfach, wie sie war.
 

Chihiro war versucht, ihn zu fragen, wie alt er war, doch sie beließ es dabei. Shisaye war merklich bemüht, ihr ein guter Gesprächspartner zu sein und nicht allzu einsilbig zu antworten, aber er fand keinen wirklichen Gefallen daran, sich mit ihr zu unterhalten.

Sie schritten also schweigend durch das Stadttor, wo der Drache gleich den Weg zum Hafen einschlug. Das Mädchen musste aufpassen, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Es waren zwar nicht viel mehr Wesen auf den Straßen als vor Opalra, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, sich die verschiedenen Häuser anzusehen, als auf etwas anderes zu achten.

In einer engen Seitengasse begegnete ihnen sogar ein Kirata, eines jener vogelartigen Wesen, wie Chihiro es auch in dem Dorf gesehen hatte. Als sie ihm hinterher sah rannte sie Shisaye fast über einen Haufen, weil er stehen geblieben war, um auf sie zu warten.

„Verzeih mir“, entschuldigte sie sich beschämt. Sie befand sich auf einer wichtigen Mission und hatte nichts Besseres zu tun, als eine Stadt zu bewundern!

Shisaye nahm es nickend zur Kenntnis, doch in seinen Zügen lag Verständnis für das Mädchen aus einer fremden Welt, für das alles hier noch neu und seltsam war.
 

Bei den Hafendocks angekommen peilte der Drache zielsicher ein heruntergekommen aussehendes Gebäude an, wie es sich herausstellte, war es eine Art Hafenverwaltungshaus. Im Inneren sah es nicht besser aus als außen, der Empfangsraum war riesengroß und düster. Ein alter Teppich, von dem ein modriger Geruch ausging, dämpfte ihre Schritte, als sie zu einem Schalter gingen, einem der wenigen Möbelstücken in der Halle.

„Entschuldigen Sie bitte.“

Der Mann auf der anderen Seite des Schalters sah von ein paar Papierstücken auf, die fast als Zeitung durchgehen konnte. Er hatte eine unproportional große Hakennase, auf der ein altmodisches Brillengestell ruhte. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die beiden Neuankömmlinge. „Was wollt Ihr, mein Herr?“
 

Seine Nasenflügel blähten sich, Chihiro erinnerte sich daran, dass die Bewohner Aburayas Menschen an ihrem Geruch erkennen konnten. Und dass sie es nicht sehr gerne taten.

„Wir suchen ein Schiff nach Itaka. Könnt Ihr uns bitte mitteilen, wann das nächste auslaufen wird?“, fragte Shisaye ruhig.

Der Mann beugte sich über den Schalter, wohl um den Drachen noch besser erkennen zu können. „Nach Itaka, eh?“, fragte er mit krächzender Stimme. „Nach Itaka fährt kein Schiff. Und das ist besser für Euch, glaubt mir.“

„Es war noch nie der Fall, dass kein Schiff übergefahren ist. Ob wir hinüber reisen wollen oder nicht ist unsere Sache.“

„Ein Drache, nicht wahr?“ Den dünnen Mund zu einem Lächeln verziehend ließ sich der seltsame Kerl wieder zurücksinken. „Jaah, ich kenne Eure Sippe. Alt und engstirnig. Es wird kein Schiff ablegen, ob es Euch passt oder nicht. Wen interessiert es, dass es das erste Mal seit der Aufteilung der Länder ist?“
 

Chihiro starrte gebannt auf Shisayes Rücken; mehr sah sie im Moment nicht von ihm. Sie hoffte inständig, der Alte würde nur Unsinn erzählen, weil sie ein Mensch war. Der Drache würde bestimmt nicht so schnell aufgeben.

Doch Shisaye senkte nach kurzem Zögern nur den Kopf und wandte sich um.

„Was sollen wir tun?“, fragte sie ihn bestürzt. Ihre Reise konnte und durfte nicht so schnell schon vorüber sein!

Er schüttelte in drachenhafter Manier den Kopf. „Ich weiß es nicht.“

Das Mädchen verzog das Gesicht, was ihm nicht entging.

„Lass uns für diese Nacht hier bleiben, ich bin müde. Morgen werden wir weitersehen.“

Chihiro schluckte und stimmte ihm schweren Herzens zu. Sie bezweifelte, dass sich bis zum nächsten Morgen etwas an ihrer Situation ändern würde. Aber da sie keinen besseren Vorschlag hatte, ließ sie es dabei beruhen.
 

Sie machten sich auf die Suche nach einer annehmbaren Herberge. Shisaye entdeckte ein kleines Gasthaus mit Möglichkeit zur Übernachtung nahe der Hauptstraße. Der Besitzer, der sich hinter seiner Theke verschanzt hatte und die Bediensteten umherscheuchte, musterte Chihiro zwar skeptisch, sagte aber nichts weiter.

Der Drache bezahlte mit ihr fremdartigen Goldmünzen zwei Zimmer, die einzigen, wie sich herausstellte, als sie ins obere Stockwerk gingen, um sie sich anzusehen.

Shisaye trat auf die erste Tür zu, sie lag direkt gegenüber der Treppe. Die Dielen quietschten vernehmlich und er nickte beinahe schon zufrieden, ohne sich direkt an seine Begleiterin zu wenden. „Ich werde dieses Zimmer hier nehmen“, erklärte er ihr dann in einem Tonfall, der gar nicht mit einem Widerspruch rechnete.

„Gut“, sagte Chihiro und ging auf die zweite Tür zu. Eine weiter befand sich noch am Ende des Ganges, laut der Beschreibung des Wirtes befand sich darin das Bad. Bevor sie sich mit dem Zustand desselben konfrontierte und sich der Frage stellen musste, wo sie hier eine Zahnbürste herbekam, wollte sich das Mädchen aber erst einmal den Raum begutachten, der für diese Nacht ihre Unterkunft sein sollte.
 

Sie stieß die Tür auf und fand dahinter nichts weiter vor als ein recht kleines Zimmer, das von einem Bett mit einer hässlichen grünen Decke beherrscht wurde. Daneben stand lediglich noch ein Tischchen mit einer Lampe darauf und es gab sogar ein Fenster, wenn die Scheiben auch so dreckig waren, dass man den Mond dahinter kaum erkennen konnte.

Chihiro fühlte sich fast erschlagen von der stickigen Luft, weshalb sie zu dem Fenster ging und es umständlich öffnete. Mit einem schauderhaften Kreischen schwang es schließlich auf und gab ihr den Blick auf den Hinterhof des Hauses frei. Der Himmel war mittlerweile wieder klar geworden und sie konnte den Mond und die Sterne in all ihrer Pracht sehen.

„Ob Haku sie wohl auch gerade betrachtet …?“, fragte sie sich laut. Falls es ihm überhaupt noch gut ging … Chihiro schloss die Augen und versuchte, die düsteren Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. „Natürlich geht es ihm gut. Er ist stark, niemand kann ihm so leicht etwas anhaben.“

Sie verschwand im Badezimmer und machte sich so gut es ging fertig zum Zubettgehen. Shisaye traf sie nicht mehr an, was sie nicht weiter verwunderte. Der Drache hatte wohl so einiges an Schlaf nachzuholen.

Als Chihiro fertig war schlüpfte sie unter die Decke und dämmerte überraschend schnell in den Schlaf.
 

**
 

Ein lauter Knall riss sie wenige Stunden später wieder aus ihren Träumen. Verwirrt fuhr das Mädchen hoch. Es dauerte einen Moment, ehe sie sich entsann, wo sie sich befand, als es wieder krachte. Dieses Mal bebte sogar die Erde, es war ganz in der Nähe gewesen.

Chihiro sprang aus ihrem Bett und riss das Fenster auf. Erschrocken über den Anblick, der sich ihr nun bot, starrte sie nach draußen.

Der Nachthimmel spiegelte glühend rot die Flammen wider, die bereits an einigen Hauswänden emporzüngelten. In der Ferne flimmerte die Luft vor Hitze und auch hier spürte sie die unnatürliche Wärme, die von draußen kam.

Von einem Schaben aufgeschreckt warf sie einen Blick zur Seite und sah gerade noch einen ebenfalls feuerroten Drachen mit einem lauten Klirren aus dem Nebenfenster fliegen, ungeachtet dessen, dass dieses noch geschlossen gewesen war. Halb erwartete sie, dass Shisaye zu ihr kommen würde, um mit ihr davonzufliegen. Stattdessen flog er einen eleganten Bogen und verschwand aus ihrer Sichtweite in Richtung Meer.
 

Ohne lange nachzudenken packte Chihiro ihre Sachen und rannte nach unten. Der Wirt kam aus einem Hinterzimmer, als er sie die Treppe hinabpoltern hörte.

„Schau nur, was du über uns gebracht hast, dreckiger Mensch!“, brüllte er sie an, doch das Mädchen hatte gar nicht vor, recht viel länger zu bleiben. Sie hastete auf die Seitengasse, in der sich die Herberge befand, und fand sich im reinsten Chaos wieder. Alle möglichen ihr unbekannten Wesen hasteten durcheinander, Panik sprach aus ihren Augen.

Gerade als Chihiro noch am Überlegen war, in welche Richtung sie sich am besten wenden sollte, ertönten einige entsetzte Schreie und in die aufgebrachte Masse kam System, als alle nur noch in eine Richtung zu rennen begannen.

Wie angewurzelt blieb sie stehen, Neugier und die Unschlüssigkeit, was sie nun tun sollte, hielten sie an ihrem Platz.

Die Flüchtenden wurden immer weniger und weniger, bis das Mädchen schließlich erkannte, wovor sie flohen.
 

Mit einem großen Satz kam das Wesen samt seinem Reiter knapp drei Meter zum Stehen und stieß ein grauenvolles Brüllen aus. Äußerlich hatte die haarige Bestie gewisse Ähnlichkeiten mit einem besonders kräftig gebauten Säbelzahntiger, nur die Farbe seines Fells war in einem dunklen Violettton, das stellenweise ins Schwarze überging. Um die Brust und den Bauch des Ungetüms waren Lederriemen befestigt, die den Sattel auf seinem Rücken auf seinen Platz hielten.

Auf diesem saß der wohl furchterregenste Mann, den Chihiro in ihrem ganz bestimmt nicht langweiligen bisherigen Leben gesehen hatte. Er war fast schon überbaut muskulös und trug heruntergekommene Kleidung, die im Entferntesten an die Arbeitskleidung erinnerte, die die Angestellten des Badehauses immer getragen hatten. Sein dunkles Haar war ungepflegt und fettig und auf jedem Fleckchen Haut, das sie sehen konnte, befanden sich Narben.

Doch das Schlimmste an ihm war sein Blick. Er hatte sie bemerkt und musterte sie begierig. „Na, Kleine, hast du keine Angst vor mir? Endlich mal ein vernünftiges Mädchen.“ Der Mann lachte krächzend über seine eigenen Worte.
 

Chihiro dachte daran, in das Gasthaus zurückzulaufen, an dessen Tür sie sich gepresst hatte, doch ein Klicken hinter ihr machte diesen Plan zunichte. Der Wirt hatte abgeschlossen.

Nun gab es nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder sie ließ sich von der sabbernden Tigerbestie auffressen – oder sie versuchte ihr Glück in der Flucht.

Während das Tier langsam auf sie zutapste, riss Chihiro eine zum Glück leere Regentonne neben dem Eingang um, sodass sie auf das feindliche Duo zustürzte. Gleichzeitig spurtete das Mädchen hinterher, denn das letzte, was der ganz sicher nicht friedlich gesonnene Typ von ihr erwartete, war, dass sie näher zu ihm lief.

Und tatsächlich: Die Bestie sprang blindlings über das rollende Hindernis und machte zwei riesige Sätze weiter, ehe sie erkannte, dass Chihiro in die andere Richtung geflohen war.
 

Das Mädchen hastete unterdessen im Zickzack durch die engen Gassen und stieß dabei gegen alle möglichen Hindernisse, doch sie achtete nicht darauf. Es dauerte nicht lange, bis sie hinter sich ihre Verfolger scheppern hörte. Ein Blick über ihre Schultern bestätigte ihre Vermutung, doch zu ihrem Glück tat sich das Tigermonstrum enorm schwer, durch die kleinen Straßen zu gelangen. Dennoch kamen sie unaufhaltsam näher.

Nach wenigen, angsterfüllten Minuten, die Chihiro wie Stunden vorkamen, rannte sie plötzlich auf die breite Hauptstraße. Sie hatte nicht bemerkt, dass das Gassenwirrwarr geendet hatte.

Doch es war alles wie leergefegt. Resignierend sah sie sich um. Niemand war weit und breit zu sehen. Und auf diesem offenen Feld würde sie nicht länger flüchten können.

Im selben Moment, in dem das Raubtier hinter ihr auf die Hauptstraße sprang, kam aus einer anderen Gasse ihnen gegenüber ein weiterer Mann geschlendert. Er trug zwei Schwerter in den Händen und einen Augenblick lang flackerte Hoffnung in Chihiro auf. Aber nur solange bis sie den Ausdruck in seinen Augen sah. Es ließ ihr keinen Zweifel daran, dass er ebenfalls zu dem Reiter des Monsters gehörte.
 

Ihre Augen erspähten einen Stock, der eine Art Sonnenschutz über einem Fenster stützte. Das Mädchen schnappte sich ihn und wandte sich kampfbereit zu ihren Gegnern um. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, doch vielleicht konnte sie sie aufhalten, bis Shisaye auf sie aufmerksam wurde. Außerdem war sie nicht gewillt, einfach so das Handtuch zu werfen.

„Nanu, was hast du denn da schönes aufgegabelt, Jäger?“, sprach der Neuankömmling mit den beiden Schwertern zu seinem berittenen Gefährten.

„Die Kleine hat ganz schön viel Mut und Grips obendrein. Die wird dem Käpt’n bestimmt gefallen“, erwiderte Jäger grinsend. „Da ist mindestens eine Beförderung zum Vizekapitän drinnen.“

Chihiro wich langsam zurück und ein Auge des Schwertkämpfers zuckte. Sie befürchtete, er habe ihre langsame Flucht bemerkt, doch stattdessen wandte er sich dem Reiter zu. „Hm, da hast du Recht. Wie wäre es, wenn wir sie … du weißt schon … teilen?“

„Das hättest du wohl gern!“, rief Jäger so laut, dass es dem Mädchen in den Ohren klingelte. „Sie gehört mir ganz alleine, verstanden? Such dir selbst so ’ne Göre!“
 

„Du wolltest es nicht anders!“ Jägers Mitstreiter spurtete auf Chihiro zu, die erschrocken stehen blieb und aus einem Reflex heraus die Augen zusammenkniff. Mit einem Schwung wurde sie von etwas gepackt und spürte weiches Fell an ihrer Seite. Zu ihrem Entsetzen entglitt ihr dabei ihre provisorische Waffe und als sie die Augen öffnete, sah sie das staube Straßenpflaster in rasender Geschwindigkeit unter ihr vorbeizog. Die Bestie war deutlich schneller gewesen als der Mann, dessen wütende Flüche sie noch lange hinter sich hörte.

Chihiro wehrte sich aus Leibeskräften gegen den Arm, der sich eisern um ihre Hüfte geschlungen hatte, doch sie konnte nichts ausrichten. Von dem Herumgeschaukel wurde ihr nach einiger Zeit furchtbar übel, deshalb gab sie auf und warf lieber einen Blick nach vorne, um zu sehen, wo sie hingebracht wurde.

Als sie erkannte, dass der violette Monstertiger den Hafen ansteuerte, schlug ihr Herz höher. Dort war auch Shisaye!
 

Und tatsächlich, nach einiger Zeit sah sie den Drachen dicht über dem Boden fliegen. Es war ihr so, als würde die Luft um ihn herum in Flammen stehen, doch sie schienen ihn nicht zu verletzen. Er ließ Feuersäule um Feuersäule auf einen für Chihiro unsichtbaren Feind hinabsausen, der aber eifrig mit ebenfalls brennenden Kugeln zurückschoss.

Mit Genugtuung sah das Mädchen, dass diese dem Drachen kaum etwas anhaben konnten. Ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf Jäger gerichtet, der das Kampfgeschehen umrundete und auf die Docks zuhielt. Chihiro wurde mit einem Mal bewusst, dass Shisaye sie nicht bemerken würde, zu sehr wurde seine Aufmerksamkeit von seinem Gegner gefesselt.

„SHISAYE!!!“, rief sie verzweifelt aus, doch er hörte sie weder noch sah in ihre Richtung. „SHISAYE! HILFE! SHISAYE!“

„Gib es auf, kleines Mädchen. Wen auch immer du rufst ist besser damit beraten, nicht zwischen die Zähne meiner lieben Makio zu kommen“, erwiderte Jäger mit einem schadenfrohen Unterton in der Stimme. „Wobei es ihr nicht schaden würde … Sich tagein, tagaus von Fisch zu ernähren muss eintönig sein.“

Wie als hätte sie seine Worte verstanden fauchte die Bestie wütend.
 

Plötzlich ritten sie eine so scharfe Kurve, dass sich Chihiro der Magen umzudrehen schien. Dass sie dann nur noch Wasser unter sich sah, machte die Sache nicht gerade besser.

„Wohin bringst du mich?“, startete sie einen letzten verzweifelten Versuch, sich aus ihrer misslichen Lage befreien zu können.

„Das wirst du dann schon sehen, Kleine.“ Mit einem Ruck sprang die Tigerbestie, die scheinbar auf den Namen Makio hörte, vom Boden ab und landete samt ihrer Besatzung im Wasser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SasuSaku_in_Love
2011-03-09T09:07:20+00:00 09.03.2011 10:07
hammer kapi^^ ... mal sehen wie es weiter geht^^


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