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Where the heart truly lies

James Norrington x OC
von

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Atlantischer Ozean, Sommer 1748

Atlantischer Ozean, Sommer 1748
 

James Norrington stand auf dem Deck der H.M.S. Dolphin und sah hinauf auf das Meer. Schon seit drei Wochen waren sie auf hoher See, der Wind war durchgängig günstig für sie und sie kamen zügig vorran.

Es war das erste Mal, dass er wirklich Sehnsucht nach der Heimat hatte. Normalerweise konnte er gar nicht lange genug auf See sein, aber dieses Mal… Gut, es war auch nicht wirklich Sehnsucht nach der Heimat, vielmehr Sehnsucht nach jemand in der Heimat. Seufzend fuhr er sich mit der rechten Hand über den Nacken, verfluchte Insekten. Es könnten traumhafte Aufenthalte an solch exotischen Orten sein wenn nur die unerträgliche Hitze und diese Insekten nicht wären… Er hatte nicht bemerkt wann eines dieser verfluchten Viecher ihn gestochen hatte, es juckte ein wenig, aber er machte sich nicht weiter Gedanken darüber.

Aber endlich war er wieder auf See und in einigen Wochen wäre er wieder in London. Wahrscheinlich würde sein erster Weg ihn nicht nach Hause führen, sondern zu Victoria. Aber… nein, das konnte er nicht machen. Das würde aussehen als wäre er ein verliebter Jüngling der es nicht abwarten konnte… Nein. Er würde nach Hause gehen und sie erst am nächsten Tag aufsuchen. Das entsprach auch viel mehr der Norm. Etwas anderes würde gar nicht in Frage kommen, Victoria war eine ehrbare Frau, alles andere würde nur Gerede hervorrufen und ihre Schwester war ja schließlich nicht wirklich schweigsam. Außerdem war er es auch seiner Mutter schuldig, dass er zuerst wieder nach Hause kam bevor er irgendetwas anderes tun würde. Er musste Schmunzeln als er daran zurückdachte wie er sich für das Konzert zu Recht gemacht hatte.
 

„Wie heißt denn das Mädchen?“

Er stand gerade vor einem Spiegel im Foyer des Hauses und versuchte sich sein Halstuch möglichst modern und schick zu binden als er die Stimme seiner Mutter vernommen hatte. Eine liebenswürdige Frau Anfang 40, auch wenn manch einer sie jünger schätzen würde. Sie hatte schon sehr früh geheiratet, 17 Jahre jung war sie damals gewesen um in ihrem 18. Lebensjahr hat sie erstes und einziges Kind zur Welt gebracht. Sie hatte ebenso braunes Haar wie ihr Sohn und die gleichen blauen Augen. War er, was die See betraf, ganz wie sein Vater, so hatte er doch von seiner Mutter einige äußerliche Merkmale und Wesenszüge geerbt.

„Was für ein Mädchen?“, hatte er es unschuldig versucht was bei ihr nur ein Seufzen und ein sanftmütiges Lächeln hervorgerufen hatte.

„James… du trägst deinen besten Gehrock und versuchst dir deine Cravatte zu binden um… möglichst mondän auszusehen? Da kann nur ein hübsches Mädchen dahinter stecken wenn du so Eindruck schinden möchtest.“

„Da ist kein Mädchen…“

„Und warum besuchst du dann ein Oratorium von Herrn Händel? Du und Musik?“, musste sie aufglucksen.

„Der Mann komponiert für den König… da denke ich sollte man doch ab und an mal ein Konzert von ihm besuchen…“

„Natürlich…“, hatte sie geschmunzelt und war hinter ihren Sohn getreten, beobachtete seine Gesichtszüge im Spiegel.

„Mutter, da…“

„Mir kannst du nichts vormachen, ich habe dich 9 Monate unter meinem Herzen getragen, ich sehe wenn mein Sohn sich ein Mädchen ausgeguckt hat. James, ich bitte dich, ich bin deine Mutter. Ich werde das ja wohl noch sehen. Ich bin alt aber nicht blind.“

„Mutter, du bist nicht alt.“, lächelte er sachte.

Sie hatte ihre Hände auf seine Schultern gelegt und ihn zu sich herum gedreht, schob seine Hände beiseite und band ihm die Cravatte so kompliziert und schick und modisch, wie nur Frauen es konnten. Sie strich ihm dann noch einmal über die Schultern, das Revers des Gehrocks, richtete die Umschläge der Ärmel.

„Also, mein lieber James… wie heißt sie?“

Er seufzte leise auf, einmal wegen der Prozedur, aber egal wie alt er wäre, er wäre immer ihr Sohn und sie würde es immer und immer wieder tun. Und andererseits… sie hatte Recht, es gab kein entkommen, sie wusste so etwas immer, ganz gleich aus welchen Gründen man sich verrat, ob man nicht beim ersten Hahnenschrei, sondern erst beim zweiten das Bett verließ, ob man nun beim Frühstück seinen Haferschleim gesüßt hatte und man es sonst nicht tat oder aus anderen nichtigen Gründen mit der er sich wohl zu verraten schien.

„Victoria…“

„Ein hübscher, eleganter Name. Ein edler Name. Und weiter? Sie hat doch gewiss auch einen Nachnamen deine Victoria? Hübsche, edle Mädchen haben für gewöhnlich Nachnamen. Nur diese Bordsteinschwalben tragen keine.“

„Mama!“

Sie musste schmunzeln. Mama nannte er sie nur wenn er seine Gefühle nicht beherrschen konnte, ansonsten war es immer das kühle, höfliche ´Mutter`.

„Montague… Ich gehe heute Abend mit Victoria Montague zum Oratorium. Und bevor du weiter fragst, Lady Summerset hat uns miteinander bekannt gemacht.“

„Ah, von Herrn Montague habe ich schon gehört. Montague and Barish oder? Der Schwiegersohn der Cousine deiner Tante väterlicherseits handelt mit ihm wohl mit Baumwolle. Heimischer natürlich. Aber intelligent von ihm das Geschäft auch in Übersee fortzuführen. Weiß er denn, dass du seine Tochter ausführst?“

„Nein…“, erwiederte er kleinlaut. „Er befindet sich in Amerika… ich hatte noch nicht die Gelegenheit…“

Sie musste erneut schmunzeln.

„So, jetzt siehst du wunderbar aus für einen Abend mit deinem Mädchen.“

„Mama, sie ist nicht mein Mädchen.“

Da benutzte er dieses eine Wort schon wieder.

„Du machst dich für sie hübsch und besuchst ein Konzert wegen ihr. Sie muss dein Mädchen sein.“, lächelte sie und drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. Sie hatte ihm noch einen schönen Abend gewünscht ehe sie davon gegangen war mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Vielleicht hatte er es selber noch nicht bemerkt, aber es hatte ihn wohl wirklich erwischt. Ihr Sohn besuchte sonst nie ein Konzert.
 

Er musste noch immer darüber Schmunzeln. Und wenn er genauer darüber nachdachte… Wie hatte sein Freund es genannt? Das untrügbare Gespür von Müttern? Da war wahrlich etwas dran. Und seiner Mutter hatte er wirklich seit dem nichts mehr vormachen können. Da könnte er noch soviel abstreiten… Sein Vater hingegen würde es wohl erst bemerken wenn er eine Einladung zur Hochzeit erhielt.

„Denkst du an dein Mädchen in der Heimat?“

Aus seinen Gedanken gerissen war James zunächst verwirrt ehe er seinen Freund Theodore Groves neben sich wahrnahm. Wie lange er wohl schon da stand?

„Du hast ein dümmliches Lächeln im Gesicht wie nur Verliebte es haben und starrst ins Nichts.“, erläuterte Theodore schmunzelnd. „Man kann es dir also demnach an der Nasenspitze ablesen woran du gerade denkst oder an wen.“

„Ich habe an gar nichts gedacht.“

„Natürlich…“, schmunzelte sein Freund. „Ob sie dich wohl am Hafen erwartet? Sie wird sicher jeden Tag zur Admiralität gehen und nachfragen wann die Dolphin wieder im heimischen Hafen einläuft.“

„Ich bezweifle, dass sie die Zeit dazu haben wird.“

„Oh, die Zeit wird sie sich bestimmt nehmen. Ich bin schon gespannt sie kennenzulernen.“

„Wer hat etwas davon gesagt, dass du sie je kennenlernen wirst? Sie soll schließlich keinen schlechten Eindruck bekommen durch den Umgang den ich pflege…“, schmunzelte James und etwas gemeines aber gleichzeitig auch Amüsantes lag in dem Lächeln.

„Tse, tse, tse… mein lieber James… als dein bester Freund bestehe ich darauf, dieses Mädchen kennenzulernen und in Augenschein zu nehmen. Ich hatte dich auch vor Catherine gewarnt, hast du auf mich gehört? Nein. Und wir wissen ja was beide daraus geworden ist. Du solltest also besser auf mich hören in Bezug auf Frauen… Es können gemeine Biester sein, schlimmer als alle Ungeheuer der 7 Meere.“

„Jetzt wirst du gemein Theodore, so sind nicht alle. Du bist derjenige der stets an die falschen Frauen gerät.“

„Natürlich, deine Victoria ist das liebreizendste Geschöpf auf der Welt und kann kein Wässerchen trüben. Warte ab bis ihr vermählt seid, ich werde euch dann besuchen und sehen wer die Hosen anhat.“, grinste er.

„Warum muss jeder gleich von Ehe reden…“, seufzte James leise. Er war noch nicht einmal bei ihrem Vater vorstellig geworden und trotzdem sprach jeder davon…

Sein Freund schmunzelte nur, hatte die Unterarme auf die Rehling gestützt.

„Weil du über beide Ohren verliebt bist, mein lieber Freund. Und man sieht es dir sogar an, darum… Komm, wir sollten unter Deck. Der Leutnant wollte uns alle sprechen.“

Er nickte in Richtung Niedergang und machte sich von der Rehling los, James folgte ihm.

„Wer weiß, was der schon wieder von uns will. Die See ist ruhig, weit und breit nichts zu sehen außer Wasser, nicht einmal im Entferntesten ist eine feindliche Flagge zu sichten. Vielleicht will er auch nur wieder Arbeit die er erledigen müsste an uns abgeben, würde mich nicht wundern bei dem faulen Seehund, ich frage mich wie der überhaupt…“

Theodore stoppte inmitten seines Redeflusses als er einen dumpfen Laut vernahm, wandte sich um und sah seinen besten Freund der zu Boden gestürzt war. Sofort war er zu ihm geeilt, ging auf die Knie und versuchte ihn wieder wach zu bekommen.

„James? James, ist alles in Ordnung? James, jetzt mach keinen Unsinn!.. Verdammt!“

Irgendwie hatte er geschafft ihn in dessen Kajüte zu bringen. Schnell war auch der Schiffsarzt da gewesen und hatte ihn untersucht. Ein tropisches Fieber, mehr konnte er nicht dazu sagen. Leider waren die Krankheiten welche die Männer aus den Tropen mitbrachten noch nicht so gut erforscht wie die heimischen. Es war ein Fieber, aber um welches es sich genau handelte, konnte er daher nicht sagen. Zwar sah er den Stich eines Insektes, brachte diesen Anfangs auch mit dem plötzlich Fieber in Verbindung, aber er konnte nicht mehr feststellen welches genau es gewesen war. Es ging ihm ja gut, bis vor wenigen Minuten hatte Theodore ja selbst noch mit ihm gesprochen gehabt.

Die folgenden 2 Wochen verbrachte James mit Fieber und Schüttelfrost im Bett. Er war schnell wieder bei Bewusstsein gewesen, klagte er Kopf- und Gliederschmerzen. Keine Anzeichen für eine tropische Krankheit. Der Arzt gab daher Entwarnung, vielleicht war es doch nur ein verschleppte Verkühlung gewesen, ein kleiner kränklicher Anfall. Vor allem weil sein Patient bei Bewusstsein war und das Fieber sich gering hielt. Nach zwei Wochen schien er auch schließlich wieder ganz gesund zu sein. Daher war auch der anfängliche Insektenstich, der schuldig sein könnte daran, auch schnell vergessen.
 

„Und dir geht es wirklich wieder ganz gut? Du schaust noch etwas fahl aus.“

„Ich kann nicht klagen. Ich fühle mich zumindest wieder sehr gesund. Das Fieber ist verschwunden, ich habe keinerlei Schmerzen mehr…“

„Mach so etwas nicht noch einmal, verstanden? Fang dir in der Heimat etwas ein wenn du unbedingt Patient spielen willst, aber nicht wenn wir gerade aus den Tropen kommen, verstanden? Was soll ich denn sonst deiner Victoria sagen…? Versprich mir eins: Lass dich ja nicht von so einer Krankheit niederstrecken, du wirst gefälligst ehrenvoll in der Schlacht sterben oder irgendwann als alter Admiral im Ruhestand, verstanden?“

Natürlich hatte sich Sorgen gemacht, James war sein bester Freund. Seit er denken konnte waren sie zusammen in der Royal Navy gewesen, nur war James ein wenig fleißiger als er gewesen weswegen er schon kurz vor seinem Leutnantsexamen stand und er selber erst in einem Jahr zu dieser antreten konnte. Außerdem wollte er nicht wirklich in der Rolle stecken eine Todesnachricht überbringen zu müssen. Dabei ging es nicht nur um seine frische Liebe, sondern auch vielmehr die Eltern. James Mutter kannte er gut, er war oft Gast im Hause der Norringtons gewesen und der guten Frau wollte er wahrlich nicht die Nachricht über den Tod ihres Sohnes übermitteln müssen.

„Ich verspreche es.“, schmunzelte James.

„Dann komm jetzt… ein bisschen Sonne kannst du wahrlich vertragen. Mit der Leichenblässe erschreckst du nur jeden. Ein Wunder, dass der Spiegel noch nicht zersprungen ist vor Schreck.“

„Das sagt der Richtige… wir wissen doch beide, dass ich der gutaussehende von uns beiden bin.“, schmunzelte James erneut. „Das kann dir jede Dame bestätigen.“

„Sei froh, dass ich so gnädig bin und dich verschone aufgrund deines Fiebers und du noch schwach wie ein frisch geschlüpftes Kücken bist, sonst würde ich dich jetzt zu Boden ringen.“

„Dich würde doch sogar ein frisch geschlüpftes Kücken zu Boden bringen können.“

„Für jemanden der gerade erst genesen ist, bist du doch ganz schön aufmüpfig. Pass auf, dass ich dich nicht über Bord werfe.“

Aber es war beruhigend seinen Freund wieder lachen zu hören. Dann schien ihm doch wieder ganz gut zu gehen.
 


 

Anm.:
 

Admiralität = Beinhaltet nicht nur den Admiralsstab der Royal Navy, sondern so wurde auch das Gebäude genannt in dem alles bezüglich der Navy geregelt wurde u.a. auch der Postverkehr.



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