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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Die Empfangshalle des Verlagsgebäudes ist riesig. Ein wenig verloren läuft Heinrich zwischen der Sitzecke mit den schicken beigefarbenen Sofas und den Zimmerpflanzen hindurch und steuert auf das Schild Information zu.

Hinter dem Schalter sitzt eine junge Frau mit dunklen Locken, die er beim Nagelfeilen mit seiner Frage unterbricht.

„E-Entschuldigen Sie, wo finde ich das Büro der Sekretärin von Herrn Goethe?“

„Vierter Stock, Zimmer Vierhunderteins.“

„Danke.“

Suchend blickt er sich nach einem Fahrstuhl um, denn bis zum vierten Stock muss er dann doch nicht die Treppe nehmen. Glücklicherweise findet er einen. Mit schwitzigen Händen betätigt er den Knopf.

Im vierten Stock ist Zimmer 401 gleich das erste. Zaghaft klopft er an.

Es dauert etwas, bis ihm geöffnet wird, denn ein „Herein“ hat er nicht bekommen. Dafür steht nun Goethe vor ihm, so schick wie eh und je, im Hintergrund nimmt die blonde Sekretärin wieder an ihrem riesigen Schreibtisch Platz.

„Da sind Sie ja endlich!“, begrüßt ihn der Verlagschef mit einem raschen Händedruck und schiebt ihn gleich an der Schulter voraus aus dem Büro.

„A-aber ich bin doch pünktlich…“

„Jaja, auf den Punkt genau.“, tut Goethe die Sache ab.

Zu Heinrichs Verwunderung landen sie wieder im Fahrstuhl, den Goethe noch einen Stock höher ins Obergeschoss schickt.

„Chefetage?“, denkt Heinrich, sagt es aber lieber nicht laut.

„Wieso tragen Sie keine Krawatte?“

Der Junge zuckt ein wenig zusammen. „I-ich dachte, d-das reicht so…?“

Goethes kritischer Blick wandert zu seiner Hose. „Naja, wenigstens ist die Jeans nicht ausgewaschen oder zu eng…“

Heinrich atmet erleichtert aus.

Der Fahrstuhl kommt mit einem Pling zum Halten und die Türen öffnen sich. Tatsächlich Chefetage: Der Gang ist nicht mehr so kahl wie unten, stattdessen hängen Landschaftsmalereien an den Wänden, die Fenster scheinen fast noch größer – die Türen haben zwei Flügel und fein ausgearbeitete Griffe.

Goethe öffnet eine dieser Türen, hinter der Heinrich dessen persönliches Büro erwartet, aber nicht ein Bad. Ein riesiges Bad, dessen Wände und Boden in Brauntönen gefliest und verziert sind, mit zwei Waschbecken, einem monströsem Spiegel und Lampen in Form edler Wandleuchter. – Heinrich bleibt die Spucke weg.

„Jetzt kommen Sie schon herein.“, fordert ihn Goethe auf.

Heinrich gehorcht, auch wenn er nicht weiß, auf was er sich da einlässt.

Goethe jedenfalls fasst ihn an den Schultern und dreht ihn zum Spiegel herum. Plötzlich hat er einen Kamm in den Haaren.

„Ich hab schon befürchtet, dass uns Ihr Erscheinungsbild die meiste Zeit kosten wird.“, grummelt der Ältere, während er Heinrich mit einer zur Patzigkeit im Kontrast stehenden Sorgfalt die Haare kämmt.

„I-ich will aber keinen Seitenscheitel!“

„Hätte ich auch nicht beabsichtigt.“, beruhigt Goethe ihn. Er lässt von ihm ab und blickt ihn prüfend durch den Spiegel an.

Plötzlich scheint er etwas entdeckt zu haben, denn er fasst nach Heinrichs Kragen.

Ein tiefer Seufzer folgt. „Sagen Sie Alexander, er soll sich in Zukunft ein wenig zurückhalten.“

Der Junge läuft schlagartig rot an. „Ein Knutschfleck?! Wo?!? I-Ich hab ihn heute Morgen doch noch davon abgehalten…!“

„Anscheinend zu spät.“

„A-aber den sieht man doch fast gar nicht!“

„Die Presse sieht alles.“, widerspricht ihm Goethe, „Ich hol Ihnen ein Halstuch, wenn Sie schon keine Krawatte tragen.“

Bevor Heinrich irgendetwas erwidern kann, ist der Ältere verschwunden. Es dauert aber nur eine Minute, dann ist er wieder zurück und bindet dem Jungen ein weißes Tuch um den Hals, dessen Enden er ihm ins Hemd steckt.

Heinrich beginnt zu kichern. „Hihi, so was muss ich mir auch zulegen, damit kann man Knutschflecke auch wunderbar zur wärmeren Jahreszeit kaschieren.“

Sein Blick fällt auf Goethe. „Sie tragen ja auch ein Halstuch, sogar mit schöner Brosche, mögen Sie das lieber als Krawatten?“

Der Ältere wendet sich hastig von ihm ab. „Sie stellen ja Fragen wie ein Kind!“, ruft er, „Nun kommen Sie schon, wir müssen noch über die Inhalte sprechen, und das würde ich gerne außerhalb des Bads machen. – Na, was ist?“ Irritiert blickt er Heinrich an, der ein wenig verloren im Raum steht.

„I-ich…ich müsste noch ganz dringend aufs Klo…“

Mit einem frustrierten Seufzer schließt Goethe die Tür. Ein mahnendes „Hinsetzen!“ kommt noch von draußen, als Heinrich schon seine Hosen heruntergelassen hat.
 

Draußen wird der Junge dann mit einem dunkelbraunen Jackett empfangen, das ihm Goethe um die Schultern legt, sodass er sich fragt, ob der Verlagschef hier oben ein Ankleidezimmer besitzt. „W-was– ?“

„Sie können es auch auflassen, aber ein Jackett gehört dazu, sonst fühlt man sich doch so nackt.“

„A-aber das ist mir doch viel zu groß!“

„Papperlapapp.“

„Und wieso ist der Kragen hinten hochgestellt?“

„Das gehört so, außerdem sieht man so nicht, was Sie heute Morgen mit Ihrem Alexander getrieben haben.“

Überstimmt wird Heinrich ins nächste Zimmer geführt, in dem eine gemütliche Sitzecke eingerichtet ist.

„Nehmen sie Platz.“, fordert ihn Goethe auf und läuft hinüber zum Schrank, in dem er eine kleine Bar öffnet, „Wollen Sie etwas trinken?“

„E-ein Wasser bitte.“, antwortet der Junge ein wenig abwesend, da er gerade dabei ist, die Knöpfe zu schließen.

„Bitte sitzen Sie aufrecht.“

„Oh!“ Sofort macht er sich grade.

„Ich meinte nachher.“

„Ah.“

„Und bevor Sie nervös mit Ihren Händen irgendwo rumspielen, legen sie sie einfach flach oder gefaltet auf den Tisch.“

„Okay.“

„Und sprechen Sie langsam, um etwaiges Stottern zu vermeiden.“

Heinrich nickt ein wenig beschämt, da er an den misslungenen Versuch denken muss, seinen Kohlhaas vorzulesen.

Goethe stellt das Wasser vor ihm ab und nimmt ihm gegenüber mit einem Stift und einem Notizblock Platz. „Wie alt sind Sie?“

„Einundzwanzig.“

„Was studieren Sie nochmal?“

„Mathematik und Physik.“

Goethe blickt ihn erstaunt an. „Tatsächlich?“

„Ä-ähm, ja.“

„Keine Ähms, bitte.“

Heinrich nickt hastig.

„Physik.“, kommt Goethe wieder aufs Thema zurück, „Interessieren Sie sich auch für die Biologie?“

„Weniger.“

„Schade. – Aber mit der Normierbarkeit der Farben haben Sie sich doch sicherlich schon beschäftigt, oder?“

„Äh… - Ah, keine Ähs! – Ja, damit…in der Einführung in die Optik haben wir das besprochen.“

„Ein sehr interessantes Thema, wie ich finde. Besonders, wenn man die Farben dann nicht nur nach ihrer Entstehung, sondern auch nach ihrer Wirkung unterteilt. – Aber das führt uns jetzt zu weit, wir sind vom Thema abgekommen.“

Heinrich nickt. – Hat sich Goethe eben wirklich fast schon plaudernd mit ihm unterhalten?!

„Wir beginnen damit, dass ich Sie vorstelle, darum mache ich mir diese Notizen.“, erklärt der Ältere.

„Okay.“

„Gut. Nachdem ich das also einführend berichtet und auch noch ein paar Worte über Ihr Buch verloren habe, fordere ich die Journalisten dazu auf, Fragen an Sie oder mich zu stellen.“

Heinrich nickt aufmerksam.

„Diese Fragen werden Sie knapp beantworten, fangen Sie nicht an, irgendwohin auszuschweifen.“

„Okay.“

„Wiederholen Sie sich nicht.“

„Mhm.“

„Und hören Sie auf das, was ich sage.“

„Ja.“

„Fragen über Ihr Privatleben werde ich in geringem Maße zulassen müssen, immerhin wollen die Leser ja auch etwas über Sie erfahren, aber da müssen wir uns wohl sowieso keine Sorgen machen, so interessant sind Sie nun auch wieder nicht.“

Heinrich nickt an dieser Stelle nur.

„Es wurde angefragt, ob es auch erlaubt ist, Fotos zu machen. Ich habe weiterleiten lassen, dass man sich darüber ja noch nach dem Interview unterhalten kann.“

„G-gut.“

Ohne Vorwarnung steht Goethe auf. „Trinken Sie aus, wir müssen los.“

Heinrich merkt, wie er schlagartig wieder nervöser wird.

„J-jetzt schon? K-kommt Schiller n-nicht?“

„Nein, Herr Kleist, Schiller hat auch noch etwas anderes zu tun, als Sie zu bemuttern.“

Ein wenig eingeschüchtert lässt sich der Junge von Goethe aus dem Raum führen.

Gemeinsam fahren sie hinunter in den zweiten Stock, wo sie den Gang entlanglaufen, der Heinrich ewig lang aber viel zu kurz vorkommt.

„Die Journalisten sind schon da.“, meint Goethe, bevor er zur Tür greift, an der Studio3 steht.

„I-ist Heine gekommen?“

„Ja, Ihr Heine ist da, und hören Sie auf zu stottern.“

Heinrich räuspert sich.

„Und schauen Sie nicht so ängstlich.“

„Ich versuch’s.“

Mit zitternden Knien betritt der Junge hinter Goethe den Raum, der die Anwesenden mit einem „Guten Tag“ grüßt, während er selbst sich nur auf ein Nicken beschränkt.

Auf einem kleinen Podest steht ein langer Tisch, an dem sie beide Platz nehmen. Der Raum ist nicht besonders groß, von den geschätzten fünfzehn Plätzen sind drei besetzt.

In der ersten Reihe sitzen zwei Herren, ein relativ junger und ein etwas älterer mit Schnurrbart und Brille. Beide haben sie ihre Fotokameras dabei. Zwei Reihen weiter hinten aber sitzt tatsächlich Heine, und als der Heinrich ein freches Grinsen zuwirft, hört dessen Herz auf, schmerzhaft gegen seine Brust zu pochen, und er beruhigt sich wieder ein wenig, ja er erwidert das Grinsen sogar schüchtern.

„Es freut mich“, beginnt Goethe, „dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Ich darf Ihnen also heute den Autor des Michael Kohlhaas vorstellen, von dem den Lesern bisher nur der Name bekannt ist.“ Er sieht kurz zu Heinrich hinüber, der brav wie angeraten die Hände flach auf dem Tisch liegen hat und die Reporter beobachtet, wie sie eifrig mitschreiben. „Heinrich Kleist ist einundzwanzig Jahre alt und Student der Mathematik und Physik. Schon das macht ihn doch zu einem für unsere Branche eher außergewöhnlich Zeitgenossen.“ Goethes scherzhaftes Lächeln wird von den Journalisten erwidert. „Als genauso außergewöhnlich darf man wohl auch sein Buch bezeichnen. Ich nehme ja stark an, dass Sie den Inhalt kennen und sich mit dem Stoff schon auseinandergesetzt haben. Einige Rezensionen habe ich gelesen und durfte feststellen, dass die unterschiedlichen Interpretationsansätze weit auseinandergehen. Wir wollen Ihnen heute solch einen natürlich nicht liefern, das wäre ja langweilig, einige Fragen wollen wir Ihnen nichtsdestotrotz beantworten, um Autor und Buch den Rezipienten und potenziellen Lesern vielleicht ein wenig näherzubringen.“

Es ist eine Weile still. Heinrich beneidet Goethe für seine unglaublich geschliffene Ausdrucksweise und beißt sich auf die Unterlippe.

Als die Reporter wieder von ihren Notizen aufsehen, fährt der Verlagschef fort. „Sie können gerne beginnen, Herrn Kleist und mir Fragen zu stellen, ich behalte mir vor, in einer Halben- bis Dreiviertelstunde die Sitzung zu beenden.“

Sofort meldet sich der junge Mann in der ersten Reihe.

Mit einem „Bitte“ ruft ihn Goethe auf.

„Weil wir gerade von der Interpretation sprechen“, fängt der Journalist an, „Wie viel bedeuten die Namen in Ihrem Buch, Herr Kleist? Immerhin trägt einer der Söhne Kohlhaas‘ Ihren Namen.“

Heinrich zögert einen Moment und muss erst einmal schlucken, bevor er darauf antworten kann. „Ja, ich…ich habe mir schon Gedanken bei den Namen gemacht.“, meint er, schafft es aber nicht, den Mann richtig anzublicken, „Der Kämmerer und der Mundschenk tragen zum Beispiel nicht umsonst die Namen Hinz und Kunz. I-immerhin gibt es ja dieses Sprichwort, dass Hinz und Kunz für Jedermann steht. Wenn nun Kohlhaas‘ Gegner mit Hinz und Kunz verwandt ist und diese – “

„Aber was ist mit dem Namen Heinrich?“

„Bitte unterbrechen Sie Herrn Kleist nicht.“, mischt sich Goethe ein und blickt den Reporter mahnend an.

Heinrich hat nun aber sowieso den Faden verloren.

„Diese brutalen Geschehnisse, die dem Heinrich in Ihrem Buch zusammen mit seinem Bruder widerfahren“, redet der Mann also weiter, „sind das persönliche Erlebnisse?“

„Persönliche…?“ Heinrich passiert es das erste Mal seit so vielen Monaten, dass er plötzlich die Gesichter der Männer vor sich sieht, die damals in Alexanders Wohnung eingedrungen sind und ihn –

Bevor Goethe realisiert, was in seinem Sitznachbarn vor sich geht und diesen unfähig macht, auch nur ein Wort herauszubekommen, oder bevor der Reporter noch einmal hätte nachhaken können, beginnt Heine plötzlich lauthals zu lachen. Er lacht so laut, dass er damit Heinrich aus seiner Schockstarre zurück ins Hier und Jetzt holt.

„Persönliche Erlebnisse?!“, bringt der Journalist amüsiert heraus, „Werte Kollegen, ich glaube, da sind Sie hier falsch. Der Goetheverlag hat sich entschieden von solchen Autoren distanziert, die meinen Sie müssten ihr dramatisches und ach so ereignisreiches Leben schön verpackt niederschreiben und publizieren. Oder klagt Kohlhaas an irgendeiner Stelle über eine missglückte Intimrasur? Wenn Sie so eine Stelle gefunden haben, dann teilen Sie mir das bitte mit, ich hab’s leider überlesen.“

Während Goethe und die zwei anderen Männer Heine mehr oder weniger entsetzt anblicken, muss Heinrich grinsen. Er wirft seinem Namensvetter einen dankbaren Blick zu, der ihm ein für ihn so typisches schelmisches Grinsen schenkt.

„Ja, dann…machen wir am besten mit der nächsten Frage weiter.“

„Nein, ich…“

Erstaunt blickt Goethe Heinrich an, der ihn soeben unterbrochen hat.

„Ich würde die Frage noch gerne beantworten.“, meint er und schafft es nun sogar, den jungen Reporter anzuschauen, „Es sind persönlichen Erlebnisse, aber zum Glück nicht meine. Und auch nicht die eines Bekannten. Es gibt aber leider genug Kinder, deren persönliche Erlebnisse das sein könnten. Ein Autor würde keinen Stoff zum Schreiben haben, wenn er sich nur durch sich selbst inspirieren lässt.“

Die Männer notieren, sogar Heine schreibt sich etwas auf. Als Heinrich Goethes annähernd beeindruckten Blick bemerkt, fühlt er sich plötzlich ganz stolz.

Heine ist der erste, der sich wieder meldet. Goethe ruft ihn zähneknirschend auf.

„Herr Goethe“, beginnt Heine mit einem Grinsen, „Von dem, was ich vorhin gesagt hab, abgesehen, fällt Herrn Kleists Buch doch etwas aus dem Rahmen, was die Veröffentlichungen Ihres Verlags angehen. Was hat Sie dazu veranlasst, dieses Buch trotzdem zu verlegen?“

Goethe zögert einen Moment und Heinrich bemerkt, wie er die Hände auf dem Tisch vor sich faltet. „Herr Schiller hat im Kohlhaas die Nachfolge seiner Räuber entdeckt. Und da mir schon diese damals durch die Lappen gegangen sind, wollte ich den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen.“

Leise lachend notiert sich Heine die Antwort. „Wo wir grade bei Schiller sind“, redet er unbeirrt weiter, „Gibt es einen Grund dafür, dass er die Lesungen gemacht hat und nicht ein ausgebildeter Sprecher, wenn Herr Kleist studientechnisch verhindert war?“

Heinrich seufzt innerlich dankbar auf, dass Heine das letzte ‚wenn‘ noch in seinem Satz eingebaut hat.

„Nun“, beginnt Goethe, „Wie gesagt, fühlt sich Schiller diesem Buch und“ Ein kurzer Blick zu Heinrich. „und diesem jungen Autor gegenüber besonders verpflichtet. Weil er sein Talent erkannt hat und es nicht verkommen lassen will.“

Heine nickt zufrieden und notiert zusammen mit den anderen beiden.

Nachdem Heinrich also ein wenig durchschnaufen konnte, richtet sich die nächste Frage wieder an ihn: Der Mann mit dem Schnurrbart meldet sich das erste Mal und wird von Goethe aufgefordert, zu sprechen.

„Herr Kleist“, beginnt er, „Wenn ich Sie jetzt so reden höre, muss ich feststellen, dass Sie ja sehr wohl Parataxen bilden können. Wieso sind die Sätze im Kohlhaas so verschachtelt?“

„Das…hat keinen besonderen Grund.“, antwortet Heinrich ein wenig beschämt, „Das ist wohl mein Schreibstil.“

Der Journalist gibt ein kritisches „Mhm“ von sich.

Eine Weile herrscht Stille, in der die beiden Männer sich Notizen machen, während Heine fröhlich grinsend Heinrich und Goethe beobachtet.

Schließlich meldet sich der junge Reporter aus der ersten Reihe noch einmal zu Wort: „Zur Szene mit dem Abdecker und diesem Meister Himboldt hab ich eine Frage, Herr Kleist.“

Heinrich versucht, nicht knallrot anzulaufen. Er spürt, wie er wieder nervös wird.

„Mir sind in Ihrem Buch noch ein paar weitere Szenen aufgefallen, die homoerotisch konnotiert sind. Darf man aufgrund dieser homoerotischen Anklänge davon ausgehen, dass Sie diese Neigungen mit Ihren Figuren teilen?“

„Nein.“ Seine Wangen müssen in diesem Moment zwar glühen, aber er bringt ein klares, deutliches „Nein.“ heraus.

Heinrich hört, wie Goethe schon fast unmerklich erleichtert neben ihm aufseufzt, aber das war nicht seine ganze Antwort. An dieser Stelle kann und will er nicht lügen.

„Nein, deswegen dürfen Sie nicht davon ausgehen“, ergänzt er, „schließlich ist Herr Goethe ja auch nicht der Meinung, dass man sich bei unerwiderter Liebe erschießen soll, bloß weil das sein Werther tut. Aber ja, ich bin schwul.“

Die beiden Männer geben einen erstaunten Laut von sich, Goethe einen eher frustrierten. Als Heinrich zu Heine blickt, nickt ihm dieser respektvoll zu.

„Die Zeit ist um, meine Herren.“ Mit diesen Worten und einem Räuspern erhebt sich Goethe und wirft Heinrich einen Blick zu, der diesem sofort klar macht, ihm zu folgen.

„Aber, Herr Goethe, die Fotos!“, ruft der Mann mit dem Schnurrbart enttäuscht.

Der Verlagschef antwortet nicht und schiebt stattdessen Heinrich vor sich her zur Tür.

„Heinrich!“, ruft es jedoch plötzlich, und da der Junge eindeutig Heines Stimme erkennt, dreht er sich mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen über die linke Schulter zu ihm um.

Im nächsten Moment ist er fast blind, so hell war der Blitz der Fotokamera. „Du…!“

Heine grinst ihn nur an. „Die Wette gilt noch?“, fragt er.

„N-natürlich!“, bringt Heinrich gerade noch raus, bevor ihn ein gereizter Goethe aus dem Raum gezogen hat.

Kaum stehen sie im Fahrstuhl, poltert der Ältere los. „Was haben Sie sich dabei gedacht?!“

„W-wobei…?“, entgegnet Heinrich eingeschüchtert.

„Genau das wollte ich vermeiden! Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie in Zukunft nur noch auf Ihre Homosexualität reduziert werden?!“

Geschockt schweigt der Junge.

Goethe fährt sich seufzend übers Gesicht. Ernst blickt er sein Gegenüber wieder an. „Es gibt einige Dinge, Herr Kleist, zu denen muss man nicht stehen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit!“

„D-da bin ich anderer Meinung!“

Heinrich scheint im nächsten Moment genauso geschockt über seine hitzige Äußerung, wie Goethe.

„I-ich m-meine…d-das bin nicht ich. W-wenn die schon einen Artikel mit meinem Foto nebendran veröffentlichen, dann w-will ich mich darin wenigstens ein bisschen wiedererkennen. U-und ich konnte in der Situation doch nur mit Ja oder Nein antworten!“

Goethe schnaubt nur, und die Fahrstuhltür öffnet sich.

„H-hören Sie“, redet Heinrich weiter, doch er wird mit einem „Nicht hier.“, vom Verlagschef unterbrochen, der schnurstracks hinaus auf den Parkplatz läuft, ohne das „Auf Wiedersehen, Herr Goethe.“ der Frau an der Information zu erwidern. „Wenigstens Alexander scheint verstanden zu haben, dass er sich hier jetzt am besten nicht mit Ihnen zeigt.“, murmelt er sich umschauend.

Ich hab ihn wegschicken müssen.“, korrigiert ihn Heinrich beleidigt.

Goethe hält ihm die Tür zu seinem silbernen Mercedes auf.

Der Junge blickt ihn verständnislos an.

„Jetzt steigen Sie schon ein, bevor man Sie nochmal abfängt und Ihnen weitere Details zu Ihrem Sexualleben entlockt.“

Heinrich gehorcht, auch wenn er drinnen sofort die Arme vor der Brust verschränkt.

Goethe schmeißt die Tür zu und schließt auch seine auf der Fahrerseite nicht besonders sanft, bevor er den Wagen startet. Der Bildschirm des Navigationssystems klappt aus der Mittelkonsole.

„Sagen Sie mir Ihre Adresse.“

Heinrich ist zu beeindruckt von der technischen Spielerei, als dass er sich hätte weigern können.

Nach einem „Navigieren zu“ wiederholt Goethe die Adresse und schon meldet sich eine freundliche Frauenstimme, die Route werde berechnet.

Mit quietschenden Reifen verlassen sie den Parkplatz vor dem Verlagsgebäude.

„Um nochmal aufs Thema zurückzukommen“, fängt Goethe erneut an.

„Ich bin gefeuert.“

Verwirrt wirft der Ältere seinem Beifahrer einen Seitenblick zu und muss erst zweimal hinschauen, um glauben zu können, dass der Schwarzhaarige weint.

„H-Herr Kleist! Reißen Sie sich zusammen!“

„I-ich weiß“, bringt Heinrich heraus, „Ich ha-hab alles falschgemacht, a-aber…d-das wussten Sie doch, d-dass ich u-unfähig bi-bin…!“

„Hören Sie sofort auf zu weinen! Wollen Sie sich lächerlich machen?!“

„I-ich b-b-bin lächerlich…!“

„Heinrich!“ An einer roten Ampel bremst Goethe ab und rüttelt den Jungen an der Schulter. „Nichts dergleichen wollte ich sagen – jetzt hören Sie schon auf zu plärren wie ein Mädchen und hören mir zu!“

Als Heinrich bemerkt, dass Goethe mittlerweile nicht mehr wütend, sondern eher verzweifelt klingt, zieht er die Nase hoch und blickt vorsichtig zum Älteren hinüber.

Der muss jedoch wieder den Wagen in Bewegung setzen und auf die Straße achten. „Dafür, dass ich Sie wirklich für unfähig gehalten habe, haben Sie sich heute doch ganz gut geschlagen.“, meint er, „Im Grunde haben Sie sogar einige ganz verwertbare Antworten abgeliefert, die ja weit über ein einfaches Ja und Nein hinausgingen. Nur bei der letzten Frage hätte das einfache Nein eben vollkommen ausgereicht.“

„Dann hätte ich lügen müssen.“, verteidigt sich Heinrich und wischt sich mit dem Ärmel des Jacketts übers Gesicht, bevor ihn Goethe davon abhalten kann.

„A-aber dann hätten Sie eben gelogen! Habe ich denn mit einem Wort erwähnt, dass ich Ihr Buch immer noch nicht leiden kann und nur von Schiller überredet wurde, es zu verlegen?!“

„D-das ist doch was vollkommen anderes!“, beschwert sich Heinrich, „Es ging um – u-um einen Grundsatz! Eine Überzeugung! Hätten Sie etwa mit Nein geantwortet, w-wenn…wenn man Sie gefragt hätte, ob – ob Ihre Beziehung zu Schiller über ein bloßes Arbeitsverhältnis hinausgeht?!“

„Natürlich hätte ich mit Nein geantwortet.“

„Dann sind Sie ein Idiot!“

Goethe fährt beinahe gegen die nächste Straßenlaterne. Erst nach einigen Sekunden bringt er ein entrüstetes „A-also, bitte…!“ heraus.

„S-stimmt doch.“, gibt Heinrich ein wenig leiser von sich und blickt mit verschränkten Armen aus dem Fenster, „Stellen Sie sich vor, Schiller muss das am nächsten Tag in der Zeitung lesen…m-mich würd so was verletzen.“

„Ich weiß nicht, was Sie glauben, Herr Kleist“, setzt Goethe sofort an, „aber die Beziehung, die Schiller und ich führen, ist sicherlich nicht von sol– “

„Jajaja, Sie müssen sich ja für gar nichts rechtfertigen“, unterbricht ihn der Junge, „Das spielt doch keine Rolle, ob Sie beide Sex haben oder nicht. Schon eine Freundschaft ist mehr als ein bloßes Arbeitsverhältnis, also würd ich mich schon als ihr Freund – als so guter Freund, dass ich bei ihnen wohne! – verletzt fühlen.“ Er nickt leicht, um diesen Ausbruch vor Goethe zu rechtfertigen. „Und deshalb hab ich nicht mit Nein geantwortet, weil ich mit diesem Nein meinen Alex verleugnet hätte. Und mich selbst. Und das hab ich lange genug.“

Darauf antwortet Goethe nichts mehr, und so schweigen sie, bis die freundliche Frauenstimme verkündet: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“

Mit einem leisen „Danke.“ schnallt sich Heinrich ab und zieht sich Schal und Jackett aus.

„Ich hab zu danken.“

Verwirrt sieht der Junge den Älteren an, doch der hat den Kopf auf die linke Faust gestützt, und sein Blick geradeaus durch die Windschutzscheib scheint dieser Welt entrückt zu sein.

„N-na dann. Schönen Abend noch.“ Als er keine Antwort erhält, öffnet er einfach die Autotür, legt die geliehenen Kleidungsstücke auf dem Beifahrersitz ab und macht sich auf den Weg zum Haus.
 

Glücklich und erleichtert, aber vollkommen fertig fällt er oben seinem Alexander in die Arme.

„Und?!“, fragt ihn der Ältere gespannt, „Erzähl, wie war’s?“

„Anstrengend.“, antwortet Heinrich und schlüpft aus seinen Schuhen.

Überrascht hält er inne, als Alexander ihn am Kinn fast. „Du hast geweint.“

„N-ja, aber…“

„War das Goethe?!?“

„Ja, aber ich bin ihm nicht mehr böse.“

„Was hat er gemacht?! Soll ich mit ihm reden und – “

Kopfschüttelnd unterbricht ihn der Junge. „Nein, er hat ja Recht. Dass ich anfang zu weinen, war übertrieben, aber irgendwie war das die Anspannung, die von mir abgefallen ist, und…ich bin völlig fertig…“

„Ist schon okay.“ Sanft nimmt ihn der Ältere in die Arme und schiebt ihn in die Küche, wo schon das Essen auf ihn wartet: Lasagne. – Gleich durchströmen den Jungen wieder aufbauende Kräfte.

Alexander tut seinem Freund eine Portion auf den Teller und schenkt ihm ein Glas Wasser ein. Er fragt nicht näher nach, sondern lässt den anderen sich erst einmal stärken, während er selbst auch ein wenig isst. Erst als Heinrich sich die zweite Portion nimmt, ergreift er wieder das Wort.

„War Heine da?“

Heinrich nickt eifrig. „Ja, er war echt ne große Hilfe. Hat mir sogar einmal aus der Patsche geholfen, als ich auf die Frage keine Antwort gefunden hätte.“

Alexander erwidert das Lächeln. „Dann ist ja gut. – Und sonst?“, fängt er wieder an, „Ist sonst alles…glattgelaufen?“

„Schon.“, antwortet der Junge und nimmt noch einen Bissen. „Nur“, lenkt er dann ein, „die letzte Frage war… – Deshalb war Goethe auch böse mit mir, weil ich eben auf die Frage, ob die Anspielungen im Buch was mit meiner eigenen Sexualität zu tun haben, mit Ja geantwortet hab.“

Erstaunt blickt Alexander seinen Freund an. „Du…du hast denen gesagt, dass du schwul bist?“

Ein wenig verunsichert erwidert Heinrich den Blick. „J-ja, hab ich.“

Alexander schüttelt lächelnd den Kopf. „Du bist unmöglich.“

„H-hätt ich denn lügen sollen?“

„Nein.“, lenkt der Ältere ein und greift nach seiner Hand, „Ich hab doch gesagt, dass du gerne die Wahrheit sagen darfst, wenn du dich damit besser fühlst.“

„Das tu ich auf jeden Fall.“

„Siehst du. Lass Goethe doch reden, das war ja klar, dass ihm das nicht gefallen hat, wenn man gerade bei so einem Thema so offen ist.“

Heinrich nickt nachdenklich. Ob der Verlagschef jetzt noch jemals wieder mit ihm reden wird, nach diesem doch sehr heftigen Streit…?

„Bist du fertig?“

Der Junge nickt und lässt seinen Freund den Teller abräumen.

Nachdem die Küche aufgeräumt ist, wuschelt Alexander seinem Heinrich, der den Kopf in die Hände hat sinken lassen, durch die Haare. „Na? Wollen wir noch nen Film schauen, oder gleich ins Bett?“

„Ins Bett.“, kommt es erschöpft vom Kleineren und er lässt sich von einem amüsierten Alexander hoch ins Bad ziehen.

Als sie wenig später nebeneinander im Bett liegen, schließt Heinrich sofort seine Augen.

Schmunzelnd streicht ihm Alexander zärtlich über die Wange. „Du hast dich tapfer geschlagen.“, flüstert er.

Der Junge gibt ein zustimmendes Brummeln von sich.

Sein Freund haucht ihm einen Kuss auf die Lippen. „Gute Nacht, mein Kleiner.“

„G‘nacht…“

Amüsiert schlingt Alexander seine Arme um den Jungen und zieht ihn an seine Brust, wo Heinrich auch kurz darauf friedlich einschläft.
 

Am nächsten Morgen zeigt sich, wie sehr der vorige Abend den Nachwuchsautor wirklich mitgenommen hat. Er wacht erst auf, als es schon ziemlich hell draußen ist. Gähnend streckt er sich und dreht sich auf die Seite, um sich an seine Wärmequelle zu kuscheln – wobei er feststellen muss, dass Alexander weit und breit nicht aufzufinden ist.

„Alex?“, ruft er irritiert ins leere Schlafzimmer hinein, aber er erhält keine Antwort.

Auch als er noch etwas lauter ruft, tut sich nichts.

Nachdenklich lässt er sich wieder zurück in die Kissen fallen. Richtet ihm der Ältere das Frühstück? Oder ist was passiert? – Aber dann hätte er ihn doch geweckt…

Gerade hat er sich dazu entschlossen, einfach mal unten nachsehen zu gehen, da hört er, wie die Wohnungstür ins Schloss fällt. Kurz darauf folgen Schritte auf der Treppe und schon geht die Schlafzimmertür auf.

„Ah, du bist ja schon wach, mein Süßer.“ Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schließt Alexander wieder die Tür.

„Ja, bin aber eben erst – Zeitungen?“, bemerkt der Junge, was sein Freund da mit sich bringt.

„Genau.“, entgegnet der Ältere und nimmt neben ihm auf dem Bett Platz, „Ich war unten am Kiosk und hab einfach mal alles mitgenommen, wo ich deinen Namen gefunden hab.

Heinrich läuft schlagartig rot an. „O-ohmeinGott!!“

„Heyy…“ Sanft legt ihm Alexander einen Arm um die Schultern und zieht ihn an sich. „Was ich bis jetzt gelesen hab, klingt alles wunderbar.“

„K-kann doch gar nicht sein…“, murmelt der Junge betreten.

„Hier“ Alexander hält ihm eine der Zeitungen vor die Nase. „Fangen wir mit der weniger guten Nachricht an.“

Nach kurzem Zögern nimmt Heinrich die Zeitung entgegen.

„Im Kultur-Teil.“

Mit zitternden Fingern schlägt er die Seite auf.

Der Autor des Kohlhaas ist so unaussprechlich wie sein Buch.

Eine Weile ist es still im Schlafzimmer, während Heinrich den Artikel hastig durchliest und sein Blick sich Satz für Satz verfinstert.

Als er die Zeitung langsam in seinen Schoß sinken lässt, schlingt Alexander seine Arme um ihn und drückt ihm sanfte Küsse auf die Wange. „Wer auch immer das geschrieben hat, hat dir nicht zugehört.“

„I-ich…ich steh da ja wie der totale Depp da…“

„Ich würd eher sagen, der Typ ist der totale Depp, weil er weder das Buch, noch dich verstanden hat.“

Heinrich beißt sich verbittert auf die Unterlippe. „Das war bestimmt dieser Idiot aus der ersten Reihe, der auch gefragt hat, ob ich schwul bin.“

„Naja, das hat er wenigstens begriffen.“

„A-aber…! W-wieso „kranke Fantasien“?!? Findest du, d-das kommt so rüber im Buch?! H-hält man mich für p-pervers und verrückt?!?“

„Nein, Heinrich.“, widerspricht Alexander sofort und nimmt ihm die Zeitung aus den Händen, um sie vom Bett zu schmeißen, bevor er seinen Freund mit zärtlichen Küssen zu beruhigen versucht. Sanft blickt er den Jüngeren an und streichelt ihm über die Wange. „Ich hab doch gesagt, der Typ hat keine Ahnung. Das zeigt sich schon daran, dass sich die anderen beiden darüber einig waren, was für ein tolles Buch du geschrieben hast.“

„W-wirklich?“, fragt der Junge vorsichtig nach, und bekommt von Alexander mit einem aufmunternden Lächeln die nächste Zeitung gereicht.

Heinrich Kleist, der Autor des Kohlhaas: Zwischen Genie und Kind.

„K-K-Kind?!?“

Alexander beginnt zu lachen. „Du wirst als „Genie“ bezeichnet und ärgerst dich übers „Kind“?!“

Heinrich antwortet nicht, sondern überfliegt den Artikel. „Mein Schreibstil ist eigenwillig…“

„Wo er Recht hat.“

„U-und meine Schüchternheit ist nicht mit diesem Schreibstil vereinbar. Und meine – m-meine Wangen werden oft rot?! W-wen interessiert das denn?!?“

Schmunzelnd küsst Alexander ihm den Hals. „Mich.“

„A-aber er schreibt auch viel übers Buch. Und ist gar nicht mal so kritisch.“

„Ja, er hat im Gegensatz zum Idioten von vorhin eben erkannt, dass er dich nicht versteht, und dich deshalb als faszinierendes Mysterium beschrieben. Das macht dich so sexy…“

Leise kichernd lässt sich Heinrich am Hals und am Ohr nagen.

„U-und hast du auch den Artikel von Heine?“

„Jap, hier.“ Alexander hält ihm die Zeitung entgegen. „Sogar mit hinreißendem Bild.“

„Ohjeh…“ Nervös schlägt der Junge die Seite auf.

Goethe und Schiller haben endlich Nachwuchs: Ein weniger stolzer, aber umso fürsorglicher Goethe-Papa präsentierte Adoptivsohn und Kohlhaas-Autor Heinrich Kleist.

Eine Weile ist es ruhig, dann prustet Heinrich ungehalten los.

„Ist das nicht genial?“, meint Alexander grinsend.

„Goethe wird mich umbringen…!“

Lachend schmiegt sich Alexander an ihn. „Dafür kannst du ja nichts.“

„D-da steht tatsächlich Schiller-Mama?!?“

„Ja“, bringt der Ältere heraus, „Ist das nicht niedlich?“

„OhmeinGott, das Foto…!“

„Du siehst so süß aus. Ist das Jackett von Goethe?“

„Aah, wie peinlich!“

„Dein Blick ist so…!“ Schnurrend kuschelt Alexander sich an die Brust des Kleinen, als wolle er ihn gleich vernaschen.

„Er schreibt…er schreibt, dass man m-mich nur…nur bewundern kann…“

Amüsiert blickt der Ältere seinen Freund an, der völlig baff auf den Artikel starrt. „Da hat er vollkommen Recht.“

„U-und mein Buch hat…hat „mehr Wert als all jene Unterhaltungs- und Skandalliteratur, die man uns täglich auftischt“!“

„Er mag dich, dein Heine.“

Glücklich springt Heinrich auf. „Ich muss ihm sofort ne Mail schreiben!“

Lachend sieht ihm Alexander hinterher. Es freut ihn, dass es für seinen Freund so gut gelaufen ist. Als er damals das Buch gelesen hat, war ihm schon klar, dass es nicht einfach sein wird, dafür Anerkennung zu finden, aber anscheinend ist der Junge nun mit seinem Kohlhaas auf einem guten Weg…
 

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Endlich mal ein Kapitel, mit dem ich vollkommen zufrieden bin^^ - ich hoffe, es gefällt euch auch :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2012-05-19T10:26:44+00:00 19.05.2012 12:26
Heines Artikel würde ich auch gerne lesen, und ich möchte wissen was für Denkanstöße Heinrich unserem lieben Goethe-Papa geliefert hat :3
Das Kapitel ist sehr schön und ich hoffe, dass Heinrichs offenes Outing ihm nicht noch zum Verhängnis wird.
Von:  BloodyMary1342
2012-05-18T08:08:24+00:00 18.05.2012 10:08
Ich liebe dieses Kapitel <3
besonders die szene im Auto
ich finde es toll, dass Heinrich über seine Sexualität nicht lügen will und auch goethe ein bisschen ins gewissen redet!

die szene im Badezimmer, also besonders die stelle mit den Halstüchern fand ich sehr süß *-*
ich wette goethe hatte auch ein kleines souvenir von der Schiller-Mama zu verstecken^^

Und auch Heine fand ich sehr toll :)
wie er Heinrich bei seinem interview geholfen hat und dann auch noch diese unglaublich tolle überschrift für seinen Artikel^^
ich würde den artikel dazu nur zu gern mal lesen^^

Das ist wirklich eins der besten Kapitel, damit kannst du wirklich zufrieden sein ;)

LG x3

Von:  -Penthesilea-
2012-05-17T20:21:06+00:00 17.05.2012 22:21
>Goethe und Schiller haben endlich Nachwuchs: Ein weniger stolzer, aber umso fürsorglicher Goethe-Papa präsentierte Adoptivsohn und Kohlhaas-Autor Heinrich Kleist.<

Nach dieser vortrefflichen Formulierung ist Heinrich nicht mehr der Einzige, der den Titel "Genie" verdient hat X33!

Aaaaaah, ich hab mich so gefreut, dass es heute doch noch freigeschlatet worden ist und dann war das Kapitel auch noch so wundervoll :3!

Allein schon die Szene zu Beginn, wenn Goethe Heinrich mit in dieses Badezimmer nimmt, ist total genial! Damit hatte ich gar nicht gerechnet, hab mich aber deswegen umso mehr gefreut X33! Gerade die Stelle mit den Halstüchern ist wunderbar... ich bin mir ja fast sicher, dass Goethe die Dinger nicht nur ausschließlich trägt, weil sie ihm besser als Krawatten gefallen ;3

Alles, was dann auf diese Szene folgt, sowohl das Interview, als auch die Fahrt in Goethes Mercedes, hat mich noch mehr begeistert, weil ich unglaublich stolz auf Heinrich war *.*! Natürlich war er nervös, aber er hat das wirklich total gut gemacht und man hat richtig gemerkt, dass er erwachsener und selbstbewusster geworden ist und dass er als Person einfach gewachsen ist X3. Ich fand das absolut bewundernswert, dass er sofort zu seiner Homosexualität gestanden ist und nicht gelogen hat. Was denkt Goethe denn bitteschön auch o.Ó?!:

„Es gibt einige Dinge, Herr Kleist, zu denen muss man nicht stehen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit!“

Wie bitte? Das ist doch unfassbar! Und dass er dann auch noch so offen zugibt, dass er über seine Beziehung zu Schiller gelogen hätte >.<'! - Aber immerhin scheint er Heinrich doch zugehört zu haben, so nachdenklich, wie er am Ende war.

Awww, und Heine war für mich auch ein totaler Held in diesem Kapitel :3! Man kann über ihn sagen, was man will, aber er ist loyal und treu und hat Heinrich wirklich unterstützt, das fand ich super x3. Und sein Artikel ist natürlich, wie oben bereits erwähnt, absolut vortrefflich :3!

Mit dem Kapitel kannst du wirklich vollkommen zufrieden sein, es ist nämlich ganz wundervoll geworden x3!


Von:  Ran34
2012-05-17T20:06:13+00:00 17.05.2012 22:06
*räusper* meine Kritik:
Gähnend streckt er sich und dreht sich auf die Seite, um sich an seine Wärmequelle zu kuschelt
-> zu kuscheln
und ziemlich am Ende hast du die Zeichen fürs Fettgedruckte nicht ganz richtig gemacht, sodass alles fett gedruckt ist

Und jetzt das Positive:
Goethe und Schiller haben endlich Nachwuchs: Ein weniger stolzer, aber umso fürsorglicher Goethe-Papa präsentierte Adoptivsohn und Kohlhaas-Autor Heinrich Kleist.

Geil. Hammer Geil!!!
Den Spruch müsste man sich übers Bett hängen! >.<
Das Kapi fand ich richtig gut^^d

lg~


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