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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Das Hotel liegt an einer großen Straße, hat nicht viele Zimmer, es ist das dritte, das sie nun schon anlaufen, die zwei zuvor waren bis aufs letzte Zimmer ausgebucht. Aber hier hat Alexander Erfolg und bucht ein Doppelzimmer für eine Nacht.

Einzelbetten? – Ja, natürlich Einzelbetten. Heinrich hätte widersprochen, aber er versteht es zum Glück ja nicht.

Auch als sie auf dem Zimmer sind, schweigt der Kleine jedoch komischerweise. Naja, sein Freund braucht wohl wieder ein wenig Abstand, vermutet Alexander und setzt seinen Rucksack auf dem Boden ab.

„Ich geh gleich mal duschen, okay?“, meint Heinrich.

„Ja, ist ja noch bisschen Zeit bis zum Abendessen. Oder hast du schon Hunger?“

Der Junge schüttelt den Kopf, bevor er im Bad verschwindet.

Alexander sieht ihm nachdenklich nach. Während er nur das Nötigste aus dem Rucksack ausräumt, kommt ihm die Befürchtung, dass der Kleine vielleicht immer noch Probleme mit der Hektik und Gesichtslosigkeit der modernen Welt hat. Dass er nicht damit klarkommt, wieder so vielen Menschen ausgesetzt zu sein, dem Konkurrenzdenken, dem Stress des Alltags – und mit all dem: der Vergangenheit.

Alexander nimmt auf einem der Betten Platz und schließt die Augen.

Wenn es so ist, dann will er gerne mit dem Jungen wieder zurück in den Regenwald fliehen und bis ans Ende ihrer Tage bei Tecumseh und seinen Leuten leben.

Es dauert noch eine Weile, bis Heinrich mit triefend nassen Haaren und in ein großes Handtuch gewickelt aus dem Bad kommt.

„Ist das Bad sauber?“

„Mhm.“

„Wird das Wasser auch warm?“

„Ja.“

Alexander nickt zögerlich, da er nicht weiß, ob er seinen Freund auf dessen Wortkargheit ansprechen soll.

„Dann geh ich auch mal duschen.“, meint er schließlich nur und läuft ins Bad.

Es ist wirklich sauber, und auch das Wasser wird warm, aber er stellt es gleich wieder kalt, ist er doch kaltes Wasser noch so gewöhnt. Schon vor vier Jahren war es seltsam, plötzlich wieder fließendes Wasser zu haben, Strom, Autos, Handy, Computer…

Und eine so große Auswahl an Essen.

Mit einem motivierten Grinsen auf dem Gesicht tritt Alexander frisch rasiert und gewaschen ins Zimmer, eine elegante Jeans und ein hellgrünes Hemd an. Er findet Heinrich in seinem fliederfarbenen Shirt und kurzer Hose auf dem Bett vor und schmeißt sich kurzerhand neben ihn auf die Matratze.

Er gibt dem überrumpelten Jungen einen schmatzenden Kuss auf die Lippen, bevor er ihn auffordernd ansieht.

„Und? Wollen wir uns ein bisschen die Stadt anschauen und dann fein essen gehen? Ich hab gedacht, wir können morgenfrüh ins Museum, abends dann erst weiter nach New York fliegen.“

Heinrich sitzt mit einem Mal senkrecht im Bett.

„N-nach New York?!“

Alexander richtet sich unsicher auf.

„Ja, nach New York City, dachte ich…Wenn man schon mal in Amerika ist, sollte man auch New York gesehen haben, oder nicht? Wenn du natürlich gleich wieder nachhause willst, ist das auch in Ordnung. Gefällt dir New York nicht?“

Der Junge weicht seinem Blick aus.

„D-doch, schon, ich…natürlich wollt ich schon immer mal nach New York– “

„Siehst du.“, unterbricht ihn Alexander und greift nach seinen Händen.

Mit einem aufmunternden Lächeln schaut er Heinrich an.

Der sieht endlich zu ihm auf, und auch auf sein Gesicht legt sich nun ein leichtes Lächeln.

„Na, bitte.“, meint der Ältere und schwingt sich vom Bett, „Dann gehen wir uns jetzt ein schickes Restaurant zum Abendessen suchen, ja?“

„Ja.“, antwortet der Kleine und lässt sich von seinem Freund hochziehen.
 

Dicht beieinander laufen sie durch Mexikos Straßen, und als sie mehr ins Zentrum kommen, nimmt Alexander Heinrichs Hand. Er hat sie in die Fußgängerzone gelotst, weist den Jungen hier und da auf ein Gebäude hin, wenn er ein wenig dazu sagen kann.

Im Kern des historischen Zentrums bleiben sie auf einem riesigen Platz stehen, dessen Lichter im Abendrot leuchten.

„Das ist der Platz der Verfassung.“, erklärt Alexander, „Der Zócalo. Hier stand der Palast des Aztekenherrschers Moctezuma II.“

Heinrich nickt beeindruckt, während er das pompöse Gebäude zu seiner linken betrachtet.

„Das ist die Kathedrale. Schick, nicht?“

„Kann man wohl sagen.“, entgegnet der Junge.

„Das da drüben ist der Palacio Municipal und hier der Palacio Nacional.“

Alexander lässt seine Hand los und schiebt den Staunenden an der Schulter ein wenig voran.

„Und das“, meint er, als er auf ein Restaurant zeigt, das die Tische draußen auf dem Platz stehen hat, „ist der Ort, wo wir unser Abendessen zu uns nehmen werden.“

Heinrich schluckt, als er die geschmückten Tische sieht, die Kerzen, die Kellner mit Fliege und Frack…

„Und weil du so schöne Beine hast,“, ergänzt Alexander mit einem Grinsen, „lassen die dich auch in kurzer Hose rein.“

Wie benommen lässt sich Heinrich hinüber zum Restaurant führen, sich von Alexander den Stuhl zurückschieben, auf dem er dann Platz nimmt.

„Buenas noches.“, werden sie gleich von einem der Kellner begrüßt und bekommen die Karte gereicht.

„Hm.“, kommt es von Heinrich, als sich Alexander schon für einen Rotwein entschieden hat.

„Was?“

„Alles so teuer hier.“

Der Ältere muss leise lachen.

„Natürlich ist es das, da bezahlst du die Aussicht auf den Platz mit.“

„Ah.“

„Aber egal, such dir raus, was du willst. Fisch? Oder sie haben auch Nudeln, schau.“

„Und so eine Menge Nachtisch…“, stellt der Kleine fest, als er die ganze Karte durchgeblättert hat.

„Mousse de chocolate. Ist das Mousse au Chocolat?“, fragt er.

„Ja, genau.“, antwortet Alexander, „Darfst du dir nachher gerne bestellen.“

„Hm.“, kommt es nur zurück.

Mit ein paar Hinweisen von seinem Freund gelingt es dem Jungen schließlich, sich für eine Hauptspeise zu entscheiden, als schon längst ihre Getränke da sind.

Die Tapas, die es als Vorspeise gibt, beäugt Heinrich noch kritisch, wohingegen er sich auf seine Nudeln mit Lachs richtig zu stürzen scheint.

Trotzdem fällt Alexander auf, dass der Kleine recht still ist, aber so genießen sie ein wenig schweigend die Aussicht auf den wunderschönen Platz.

„Willst du noch einen Nachtisch?“, fragt der Ältere seinen Freund dann irgendwann, als ihre Teller abgeräumt wurden, und sieht ihn erwartungsvoll an.

Heinrich weicht seinem Blick aus.

„Nein. Nein, danke.“, antwortet er schüchtern.

„Du hast doch vorhin noch so Lust auf deine Mousse au Chocolat gehabt.“

„Wirklich nicht, Alex.“

Alexander grinst jedoch nur und winkt den Kellner herbei, um zwei Portionen zu bestellen.

Als er wieder zu Heinrich schaut, muss er geschockt feststellen, dass dem Kleinen stumme Tränen die Wangen hinab laufen, die er verzweifelt versucht zu verbergen.

„H-Heinrich, was…was ist los? Hab ich was falsch gemacht, ich wollte nicht– Heinrich, was…“

Heinrich zieht schluchzend die Nase hoch, seine Wangen sind glühend rot.

„I-ich kann dir…Das Zelten und der Flug ging grad noch, a-aber…das Zimmer und das teure Essen und dann noch New York! Ich kann dir das doch niemals alles zurückzahlen…!“

Alexanders Augen weiten sich. Dann muss er gerührt lächeln und fasst nach Heinrichs Hand.

„Deswegen bist du die ganze Zeit schon so nachdenklich? Wegen dem Geld? Heinrich, natürlich musst du mir keinen Cent davon zurückzahlen.“

„Natürlich muss ich das!“, entgegnet der Junge aufgebracht, zuckt im nächsten Moment zusammen, als er merkt, wie laut er spricht.

„Musst du nicht, Heinrich.“

„D-du hast nen Job, ja, aber du fütterst mich doch schon zuhause durch u-und bezahlst die Miete und– “

„Ich bin kein armer Universitätsprofessor, der auf Abenteuerreise gehen muss, um sich mit archäologischen Funden was dazuzuverdienen.“, unterbricht ihn Alexander, „Ich bin…sagen wir, Erbe.“

Heinrich stutzt, wischt sich mit der freien Hand die Tränen aus dem Gesicht.

„Erbe…?“, wiederholt er.

„Mhm.“, meint Alexander und reicht ihm ein Taschentuch.

„Als unsere Mutter vor fünf Jahren gestorben ist, hat Wilhelm die Universität und die Immobilien geerbt, und ich ein paar Hypotheken daraus.“

„Das…das heißt?“, hakt der Junge nach.

„Das heißt eine so beachtliche Menge an Bargeld, dass ich damit ruhig zwei Amerikareisen unternehmen kann. Und dem allerliebsten, wunderbarsten Menschen auf diesem Planeten einen Nachtisch spendieren.“

Heinrich erwidert das Lächeln zögerlich und wirkt noch etwas überfordert, als der Kellner die zwei Portionen Mousse au Chocolat bringt.
 

Am Abend kommt Alexander nicht ins Bett, ohne zuvor von einem kuschelwütigen Heinrich angefallen zu werden.

Mit zahlreichen Küssen schmiegt sich der Junge an ihn, legt sich zu ihm unter die Decke, schlingt Arme und Beine um seinen Körper.

„Weißt du was? Ich schlaf hier bei dir.“

„Aber die Betten sind doch so klein…“

Mit einem Mal liegt der Kleine auf ihm und bettet den Kopf auf seine Brust.

„So.“, gibt er nur von sich, als würde das alle Probleme lösen.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich so einschlafen kann?“, meint Alexander skeptisch.

Heinrich kichert leise.

„Bin ich zu schwer oder zu…aufregend?“

Der Professor fährt ihm mit einer Hand sanft in die Haare, um ihn zu streicheln.

„Du kennst die Antwort ganz genau.“, flüstert er.

Es bleibt eine Weile still, und als Alexander seinen Kopf hebt, um nachzusehen, findet er seinen Freund mit geschlossenen Augen und friedlich schlafend vor.

Seufzend schließt er ebenfalls die Augen.

Er hat schon lange nicht mehr an Caroline gedacht. Wird er wohl ein paar Geranien zum Einschlafen zählen…
 

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Ha! Muss Ran doch noch ein Kapitel länger auf die Umsetzung ihrer Idee warten XD
 

Ich hab festgestellt, dass ich auch noch ein paar Vorschläge hierzu annehmen könnte:

Alex + Heinrich + Shoppen in NYC. Was fällt euch dazu ein…? ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryosae
2011-05-02T20:07:33+00:00 02.05.2011 22:07
xDDD
So toll: Erbe..
Das hast du echt soo schön geschrieben! :D
Das Kappi war wirklich süß und vorallem waren Heinrich und Alex süß! Einfach.. alles..!! xDDDD

Ich bin schon total hibbeltig auf deine Umsetzungen gespannt! :D
Schreib schnell weiter! >.<

LG :D
Von:  Ran34
2011-05-02T18:02:41+00:00 02.05.2011 20:02
Auf deine Frage:
Jack und Haku in Shopping mit folgen :P

*Buhu* Jetzt muss ich noch ein Kapi warten! T.T
Aber wartets nur ab, was ich mir da feines ausgedacht habe!!! >///<

Das Kapi fand ich auch gut, aber Mensch: Plötzlich hat der Herr Professor Kohle wie Heu ;) Naja, irgendwie muss man sich das ja erklären, dass er mal eben so für alles aufkommt^^

lg~


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