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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Es ist Montagmorgen, als Alexander in der Stadt vor dem Gerichtsgebäude ankommt. Er ist mit der Bahn hergefahren. Michael hat er schon bescheid gesagt, dass er alleine kommt.

„Morgen, Alex.“, begrüßt ihn der Anwalt, wie immer ganz locker.

„Morgen.“, antwortet Alexander, klingt dabei wohl etwas angespannt, weshalb ihm sein Freund lachend auf den Rücken schlägt.

„Juliane – Frau Kleist ist auf der Toilette.“, informiert ihn Michael.

„Aha.“, gibt Alexander mit einem Grinsen von sich.

„Juliane. Hätte nicht gedacht, dass ihr beide schon so weit seid.“

Michael sieht ihn mahnend an.

„Kein Wort ihr gegenüber, sie weiß noch nicht, was sie mir angetan hat.“

Alexander hebt die Augenbrauen.

„Oh, du meinst die Sache da nach deiner Scheidung, von wegen: „Frauen können mir ab jetzt gestohlen bleiben“…?“

„Genau.“, antwortet Michal schmunzelnd.

„Und sie hat’s gewagt mir diesen Grundsatz zu brechen.“

Alexander räuspert sich und nickt hinüber zur Tür, wo Frau Kleist gerade erscheint.

Michael dreht sich zu ihr herum und Alexander geht auf sie zu, um ihr die Hand zu reichen.

„Guten Morgen, Frau Kleist.“, begrüßt er sie.

„Guten Morgen, Herr Humboldt. Haben Sie…Wo ist Heinrich?“

Alexander sieht kurz zu Michael, bevor er antwortet: „Er hat uns darum gebeten, dass er zuhause bleiben kann. Es sind wohl ein wenig die Nerven, aber das geht auch ohne ihn für die erste Verhandlung, Michael hat das mit dem Gericht abgeklärt.“

Frau Kleist nickt betreten.

„Juliane“, sagt Michael sanft und sieht sie eindringlich an. „Sie sind trotzdem nicht alleine.“

Sie nickt und ein kleines Lächeln legt sich auf ihre Lippen.
 

Alexander war noch nie vor Gericht, aber es läuft genau so ab, wie man es aus diesen Fernsehsendungen kennt.

Er muss draußen bleiben, nur Herr und Frau Kleist haben gemeinsam mit ihren Anwälten den Saal betreten.

Als Alexander also auf einer der Stühle im Flur sitzt und es ihm nach zwanzig Minuten langweilig wird, nimmt er sein Handy heraus.

- Schon wach?

Es dauert nicht lange, bis Heinrich zurück schreibt.

- Lieg noch im bett. Warst du schon dran?

- Nein

- Ist er da?

Alexander weiß sofort, wen Heinrich meint.

- Natürlich

- Wie gehts mutter?

- Gut. Ich glaub du hattest recht mit michael

- ;)

Alexander muss schmunzeln. Er schaut sich kurz um, wo der Lautsprecher ist, durch den man ihn aufrufen wird, da bemerkt er, dass ihm gegenüber auf der anderen Seite des Flurs ein junger blonder Mann Platz genommen hat.

Noch ein Zeuge? Aber doch nicht in ihrem Fall, oder? Bevor Alexander sich erklären kann, was der Mann hier will, vibriert sein Handy wieder.

- Musst du rein?

- Noch nicht. Was machst du?

- Lieg noch im bett. Auf deiner seite

Alexander schleicht sich ein Grinsen aufs Gesicht.

- Schade dass ich nicht bei dir sein kann

- Extrem schade
 

Es ist eine weitere halbe Stunde vergangen, bis Alexander in den Zeugenstand gerufen wird.

Sein Blick fällt zuerst auf Herrn Kleist, der neben einem älteren, bebrillten Mann sitzt, der Alexander gleich mit einem unfreundlichen Blick begrüßt. Erst als er schon am kleinen Tisch vor dem Richter Platz nehmen will, bemerkt er Michael und Frau Kleist, die neben ihm sitzt; die beiden schauen irgendwie noch halb entsetzt aus. Das verunsichert ihn.

„Guten Tag.“, spricht ihn der Richter an, ein älterer Mann mit weißem Oberlippenbart und lichtem Haar.

Alexander grüßt zurück.

„Sie sind Herr Alexander Humboldt.“

„Ja.“

„Sie sind achtunddreißig Jahre alt, wohnhaft hier in der Stadt, ledig.“

„Ja.“

„Mit dem Angeklagten sind Sie weder verwandt noch verschwägert.“

Alexander verneint.

„Sie sind Nebenkläger in diesem Verfahren. Am Besten wir fangen damit an, dass Sie uns die Ereignisse vom Tatabend einmal aus Ihrer Sicht schildern.“

„Gerne.“, fängt Alexander an und versucht sich nicht von der seltsamen Stimmung im Gerichtssaal verwirren zu lassen.

Detailgetreu schildert er also die Geschehnisse, angefangen von dem Brief des Vaters, den Heinrich ihm in der Universität überreicht hat, bis hin zu der Stelle, an der er wieder in seinen Wagen gestiegen ist und zu Heinrich ins Krankenhaus gefahren ist.

Der Richter nickt langsam, sucht Blickkontakt mit seinen Schöffen, dem Schreiber.

Es herrscht Stille im Saal.

„Danke, wir haben keine weiteren Fragen an Sie. Herr Haas?“

Erwartungsvoll sieht Alexander zu Michael, der sich erst räuspern muss.

„Ja, nur…Haben Sie die Wahrheit gesagt?“

Alexander versucht nicht allzu verwundert dreinzuschauen.

„Ja“, antwortet er, „Natürlich.“

Wieder nickt der Richter, nicht als ob er ihm zustimmt, sondern als ob er signalisieren wollte, dass er seine Antwort verstanden habe.

„Haben Sie, Herr Brünning, noch Fragen an den Zeugen?“

„Ja, einige.“, entgegnet der unfreundlich wirkende Mann, dem sich Alexander nun zuwendet.

„Herr Alexander Humboldt“, fängt Kleists Anwalt an, mit einem unsympathischen Grinsen auf dem Gesicht.

„Sie sind also schwul.“

Alexander unterdrückt ein Lachen, schnaubt nur unmerklich und hebt einen Mundwinkel. Natürlich. Mit solchen Fragen hat er gerechnet.

„Ja, bin ich. Aber ich denke, hier vor Gericht ist das Wort „homosexuell“ angebrachter, Herr Anwalt, das müssten Sie doch eigentlich wissen.“

Der Mann geht auf diese Anschuldigung leider nicht ein, sondern behält sein Grinsen bei.

„Hatten Sie zu dem Zeitpunkt des hier zu verhandelnden Vorfalls eine feste Beziehung?“

„Nein.“

„Würden Sie uns bitte über die Gestaltung Ihrer Wochenenden aufklären?“

„Einspruch!“, kommt es da von Michael, wie Alexander findet nur zu Recht.

„Ja?“, fragt der Richter.

„Ich sehe nicht“, fängt Michael leicht gereizt an, „was das hier zu unserer Verhandlung beitragen könnte.“

„Einiges, Herr Kollege“, entgegnet Brünning mit fester Stimme, „Das wissen Sie doch bereits.“

„Aber Herr Humboldt weiß es nicht.“, kontert Michael.

„Einspruch stattgegeben.“, beschließt der Richter.

„Klären Sie bitte zuerst den Zeugen auf.“

„Nun“, beginnt Brünning und ignoriert die Blicke, die auf ihm ruhen, während er nur Alexander ansieht.

„Stimmt es nicht, dass Sie regelmäßig nach Berlin gefahren sind, um sich dort in Clubs Männer für eine Nacht zu suchen, mit denen Sie dann Ihre Bedürfnisse befriedigen konnten?“

Alexander lacht bitter auf.

„Herr Richter“, meint er.

„Würden Sie gnädigerweise etwas gegen diese Unverschämtheit unternehmen?“

Der Richter sieht Brünning mahnend an, dann wendet er sich wieder Alexander zu.

„Beantworten Sie seine Frage, er wird sie nächstes Mal angebrachter formulieren.“

Alexander legt seine Hände flach auf den Tisch, um sich zu beruhigen, ehe er mit einem lang gedehnten „Jaah“ antwortet.

„So“, gibt Brünning triumphierend von sich.

„Und wissen Sie was, Herr Humboldt? Irgendwann haben Ihnen Ihre Männer aus Berlin nicht mehr gereicht. Sie wollten Ihren Studenten, den Sohn meines Mandanten!“

Sprachlos starrt Alexander den Mann an, blickt hinüber zu Michael. Jetzt weiß er, wieso der so niedergeschlagen aussieht. Sag bloß, das ist das Gegenplädoyer dieses verdammten Kleists?!?

Bevor Alexander etwas sagen kann – er ist noch zu überfordert – redet Brünning weiter auf ihn ein.

„Schon eine Woche vor dem Vorfall haben Sie sich, als Herr Kleist nicht zuhause war!, in das Zimmer seines Sohnes Einlass verschafft. Nur der arme Junge weiß, was Sie ihm da angetan haben.“

„Nichts! Ich habe– “

„Ruhe!“

„Herr, Richter– !“

„Schweigen Sie.“

„Und während meinem Mandanten hier eine Misshandlung seines Sohnes angedichtet wird, war er es, der seinen Sohn vor einem brutalen Vergewaltiger gerettet hat!“

„Was…?!“

„Sie waren es, Herr Humboldt, der den Jungen so zugerichtet hat!“

„Das sind doch Lügen! – Herr Richter, bitte. Darf ich dazu etwas sagen?“

„Bitte.“

Alexander atmet erleichtert aus. „Ich möchte klarstellen, dass ich bei meiner Schilderung der Tatsachen bleibe: Ich habe Heinrich nicht geschlagen, ich wollte ihn nicht vergewaltigen und ich habe ihn lediglich vor seinem verrückt gewordenen Vater beschützt.“

„Seltsam“, meldet sich Brünning wieder zu Wort.

„Dabei ist es doch schon einmal vorgekommen, dass Sie handgreiflich wurden, als einer Ihrer Objekte der Befriedigung nicht spurte.“

Alexander sieht den Mann skeptisch an.

„Was für ein Märchen haben Sie sich denn jetzt schon wieder ausgedacht?“, meint er.

Doch Brünning wendet sich dem Richter zu.

„Ich versichere Ihnen, Herr Richter, es handelt sich hierbei beileibe nicht um Märchen. Ich möchte gerne einen Zeugen aufrufen.“

Da schlägt die Erkenntnis bei Alexander plötzlich ein. Ein weiterer Zeuge! Der Blonde aus dem Flur! – Der Blonde aus Berlin!

„Du bist so was von armselig…“ […] „Mann! Da hab ich gedacht, ich bin endlich mal einem gutaussehenden, verantwortungsbewussten, reichen Typen begegnet, und dann ist das wieder nur so ein perverser Säufer, der sich in Eigenmitleid ertränkt!“ […] „Hau ab, wenn’s dir nich passt…“

„Herr Humboldt. Würden Sie bitte dort hinten Platz nehmen?, ich wiederhole mich nur ungern.“

Völlig perplex steht Alexander auf und setzt sich auf einen der Stühle in der ersten Reihe.

Das darf doch nicht wahr sein. Das darf doch alles nicht wahr sein…!
 

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Jaaa, ich weiß…einige haben wohl mit so was nicht gerechnet, aber wir brauchen doch ein bissl Drama, don’t we? XP
 

Ich entschuldige mich übrigens, falls das mit dem Gericht nicht so plausibel wirkt – wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss: Ich WAR schon zweimal in einer Verhandlung! Nur sind die Richter da beide Male total anders vorgegangen. Und haben mich verwirrt. Nuja ^^'
 

Zukünftige Adult-Kapitel wird’s auch als non-adult geben, da so gewünscht :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-03-24T21:08:56+00:00 24.03.2011 22:08
aaah Drama! (<3)
du weißt echt wie man die Leserinnen in den wahnsinn treibt, gell? :D
jetzt in Urlaub fahren "müssen" is hart o.o

Von:  Ran34
2011-03-23T19:41:07+00:00 23.03.2011 20:41
Ich finde, dass du das sehr gut umgesetzt hast
und ganz ehrlich, du hast mich geschockt!
Das ist echt hart! Aber ich bin nicht viel besser, denn im nächsten Kapitel von Life`s Miracle geht es auch dramatisch weiter! -.-"

Jetzt musst du aber GANZ schnell weiter schreiben!!!! Ich will, dass Heinrich es sich doch anders überlegt und überraschend doch noch zum Verhör kommt und unserem lieben Alex den Hintern rettet!!! >.<
Die beiden Schnuckies dürfen einfach nicht getrennt werden!!!

lg~
Von:  Ryosae
2011-03-23T18:47:18+00:00 23.03.2011 19:47
WTF!?
Dieser verdammte Kleist!!
Der dreht einem die Worte im Mund rum. Wie kann so ein Depp wie der auch noch glaubhaft klingen!?
Das gibt es doch nicht. Woher zum Teufel wissen die eigentlich von Alex´ wöchentlichen Ausflügen nach Berlin? Hat dieser Blonde etwas gesagt? Aber warum weiß er von der Verhandlung, die eigentlich NICHTS mit Alexander zu tun hat?
Boah. Ich könnt mich soo aufregen! Dieser verdammte Kleist! Aargh!!

Hey, sag nix!
Du kannst sowas total gut beschreiben. ich war zwar noch nie wirklich in einer Gerichtsverhandlung, aber so wie die reden... Ich finde das hört sich alles.. echt an! Also von mir aus kann es ruhig so weitergehn, abgesehen davon wie sich Heinrichs Vater verhält.

Wie mich das ankotzt, das sein ater sagt, das Alexander ihm die Wunden zugefügt hat! Die Mutter muss doch eigentlich dagegen aussagen können, oder? Ich hasse dieses... misratene Etwas! :'D

LG!


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