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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Alexander nimmt kommentarlos vor dem Schreibtisch Platz. Seinen kalten Kaffee rührt er nicht an.

Statt einem „Du bist spät“, kommt von Wilhelm ein „Du siehst, mit Verlaub gesagt, scheiße aus. Was ist passiert?“

Alexander seufzt und stützt sein Gesicht in seine Hände.

„Was würdest du machen, wenn du rausfindest, dass einer deiner Studenten von seinem Vater geschlagen wird?“

Wilhelm sieht seinen Bruder skeptisch an.

„Ich würde den Vater anzeigen.“

„Und wenn dein Student dich anfleht, es nicht zu tun?“

„Dann würde ich es trotzdem machen.“

„Auch wenn du weißt, dass sein Vater ihn dann wohlmöglich totschlagen wird, bevor irgendeine Behörde irgendwas unternimmt?“

Wilhelm runzelt die Stirn.

„Dann würde ich ihm eben vorschlagen, auszuziehen. Wird in seinem Alter eh langsam Zeit.“

Alexander seufzt noch einmal. Dieses Mal klingt es noch ein wenig frustrierter.

„Ist der Mann ein Trinker?“, versucht Wilhelm wenigstens etwas zu helfen.

„Nein, Ex-Leutnant von der Bundeswehr.“

„Na, sieht du! Solche Leute schlagen ihre Kinder doch nicht ohne Grund“

„Wilhelm!“

„Nein, ich meinte…Wir haben auch eine Ohrfeige von unserem Vater bekommen, wenn er gesagt hat, wir sollen die Torte nicht anfassen, die ist für die Geburtstagsfeier heute Abend, und wir doch die Kirschen runtergenascht haben, oder nicht? Also würde ich meinen Studenten fragen, warum er denn geschlagen wird, vielleicht kann er sich dann bessern. Wenn er den Grund wirklich nicht weiß, dann würde ich zur Anzeige schreiten.“

„Hm.“ Alexander ist mit diesem Ratschlag natürlich nicht zufrieden.

„Danke, ich schau mal. Muss los.“ Er quält sich hoch und vergisst beinahe seine Tasche, als er das Büro verlässt.
 

Alexander ist bis abends auf dem Campus, aber Heinrich trifft er nirgendwo an. Er spielt schon mit dem Gedanken, bei ihm zuhause vorbeizuschauen, aber das hält er dann doch für keine so gute Idee.

Also stürzt er sich am Abend in die Vorbereitung für die Vorlesung morgen, zu der Heinrich hoffentlich wieder erscheint.

Es ist die Einführung in die Einheit, die er am liebsten unterrichtet: „Die philosophische Homosexualität“. Er findet es faszinierend, wie Philosophen oder die antike griechische Gesellschaft mit diesem Thema umgegangen sind. Da können sich die Weltenbürger von heute einige Scheiben von abschneiden.

Nachts träumt er von Heinrich, wie sie sich beide unter den Säulen des Brandenburger Tors lieben, bis sein Vater mit einem Panzer angefahren kommt und ganz Berlin überrollt.

Wäre er Professor für Psychologie, würde er sicherlich wissen, was dieser Traum zu bedeuten hat.
 

Als er vor den Studenten im Hörsaal steht, ist er so erleichtert, Heinrich in einer der hinteren Reihen vorzufinden, dass er den Traum einfach verdrängt.

„So, ich weiß nicht, ob sich noch jemand erinnert, aber am Montag habe ich angekündigt, dass wir uns näher mit Platon beschäftigen werden. Vielleicht kennt jemand sein Symposion? Oder den Begriff „platonische Liebe“? Jedenfalls hoffe ich, dass die Frauen unter uns es verzeihen, dass wir die nächsten Stunden nur noch über Männer reden werden.“

Die Studentinnen kichern und die Studenten schmunzeln.

„Ich entnehme eurer Reaktion, dass ihr damit einverstanden seid. Aber, Achtung, es geht um die philosophische Homosexualität.“

Alexander findet es immer wieder amüsant, nach diesem Satz in die Runde zu schauen.

„So, meine Damen, wenn Sie sich jetzt mal umdrehen, dann kommen Sie in den Genuss ganz unmännlich entsetzte Gesichter bei Ihren Kollegen zu erblicken.“

Die Studentinnen folgen kichernd seiner Aufforderung, wodurch einige Gesichter der Studenten rot anlaufen.

„Jungs, das Thema ist nicht so gefährlich, wie es klingt.“, meint Alexander grinsend.

„Das hier ist eine Vorlesung. Wir machen auch keine praktischen Versuche.“

Die Studentinnen müssen lachen, und anscheinend beruhigt dieses Versprechen tatsächlich auch einige der anwesenden Männer.
 

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Sry, wieder etwas kurz. Das nächste wird länger.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryosae
2011-01-26T13:50:34+00:00 26.01.2011 14:50
tolles kapp, auch wenn es kurz ist *hust*
mh... schade, das sie keine praktischen sachen machen... och menno! xDD
ich glaube mein verdacht wird sich noch bestätigen!
naja. ich harre bis zum nächsten kappitel aus!
ich freu mich schon so! :D


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