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Mein Leben ohne dich

Shinichi x Heiji
von

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Ein Teil meines Herzens

Kopflos irre ich durch die überfüllten Straßen von Tokio, sehe mich immer wieder panisch um, laufe beinahe eine Mutter mit Kinderwagen über den Haufen.

„Können Sie nicht aufpassen, Sie Flegel!“, höre ich sie noch entfernt rufen, doch das Gesagte dringt gar nicht richtig zu mir vor.

Mir ist als hätte ich Watte in den Ohren. Unglaublich viel Watte, die es mir unmöglich macht meine Umwelt richtig wahrzunehmen.

Ich stolpere beinahe über meine eigenen Füße. Nur das beherzte Eingreifen eines älteren Mannes hindert mich am Fallen.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Junge?“ Ich sehe ihn nur irritiert an, reiße mich los und laufe weiter, laufe einfach immer weiter, immer weiter…bis der Schmerz in meinen Füßen mich zu einer Pause zwingt.

Erst jetzt bemerke ich, dass ich keine Schuhe trage. Ich habe sie in meiner Panik einfach vergessen.

Schwer atmend lasse ich mich auf eine nahestehende Bank fallen.

Immer noch jagt mir Heijis letzter Satz durch den Kopf.

„Morgen ist Rans Beerdigung!“

Ich balle meine Hände zu Fäusten und versuche den furchtbaren Gedanken zu verdrängen, dass meine Ran bald unter Tonnen kalter Erde begraben liegen würde.

Meine geliebte Ran.

Krampfhaft unterdrücke ich die aufsteigenden Tränen, versuche sie am Fallen zu hindern, doch es will mir nicht gelingen.

Der bohrende Schmerz in meinem Innern gewährt mir einfach keine Verschnaufpause. Er umschließt meinen gesamten Körper und hüllt mich ein in sein Netz aus quälenden Erinnerungen.

Bilder gemeinsamer Tage ziehen an mir vorbei… Bilder aus unserer Kindheit…Bilder aus der Schulzeit…Bilder von ihrem strahlenden Gesicht….Bilder unserer letzten gemeinsamen Sekunden…Schluchzend verberge ich mein Gesicht in den Händen.

Ich will, dass es endlich aufhört!

Ich kann es nicht länger ertragen!

Und ich will es auch nicht mehr!

Nicht eine Sekunde länger!

Ich will nicht noch eine verdammte Sekunde ohne sie sein müssen!

Eine plötzliche Berührung reißt mich aus meiner Verzweiflung.

Als ich den Blick hebe, sehe ich in zwei große braune Augen, die mich interessiert mustern.

„Hast du dir weh getan, Onkel?“

Neben mir sitzt ein kleines Mädchen von vielleicht 6 Jahren, schaukelt mit den Beinen und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.

Wann hatte sie sich zu mir gesetzt?

„Was hast du denn nun, Onkel?“, fragt sie ungeduldig und zupft fordernd an meinem Ärmel.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln.

„Ich habe nichts, meine Kleine.“

Trotzig verschränkt sie die Arme vor der Brust. „Aber du hast doch geweint! Das hab ich genau gesehen! Und wenn man weint, dann tut einem was weh!“ Ihre braunen Zöpfe wippen auf und ab, während sie mit mir spricht.

„ Oder hast du etwas verloren?“ Ihre Augen sind immer noch fest auf mein Gesicht gerichtet. „Ich hab nämlich mal etwas verloren, meinen Lieblingsteddy. Und da hab ich ganz doll geweint, bis meine Mama ihn zum Glück wiedergefunden hat.“ Sie strahlt mich an.

„Ja, ich glaube ich hab auch etwas verloren.“ Ich sehe weg, schaffe es nicht einmal dem Blick eines Kindes standzuhalten.

„Hast du denn schon versucht es wiederzufinden?“

Ich beneide das kleine Mädchen um seine Naivität. Als Kind weiß man noch nichts von der Grausamkeit der Welt, die einem von heute auf morgen den Boden unter den Füßen wegziehen konnte.

„Das was ich verloren habe, kann man nicht mehr wiederfinden. Niemals!“

„Niemals?“ Die Kleine sieht mich traurig an. „Was hast du denn verloren?“

Ich lege eine Hand auf meine Brust. „Einen Teil meines Herzens.“

„Und jetzt tut es dir da drin ganz doll weh?“ Sie legt ihre kleine, warme Hand auf meine, tätschelt sie sanft, als wollte sie damit meine Schmerzen vertreiben.

Meine Kehle schnürt sich zu.

„Hast du denn keinen, der dein Herz wieder heile macht?“

Ich sehe sie fragend an.

„Wenn ich mir weh tue, kommt meine Mama und tröstet mich und dann ist auch alles gar nicht mehr so schlimm!“, erklärt sie. „Hast du denn keine Mama?“

Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. „Doch schon, aber sie ist nicht so gut im Herzen heile machen.“

Nachdenklich zupft die Kleine an ihrer Unterlippe. Wahrscheinlich musste jetzt auch sie erkennen, dass mir nicht mehr zu helfen war…dass ich dazu verdammt war mein Leben mit einem gebrochenen Herzen zu fristen und nur noch darauf hoffen konnte schnell von diesem Leid erlöst zu werden.

Sehr schnell.

„Aber du hast doch bestimmt Freunde.“, ruft sie schließlich freudig aus.

Ja, ich hatte Freunde.

Ich hatte Heiji.

Ein Freund, der so darum bemüht war mir zu helfen. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte er mir auch geholfen. Seine Anwesenheit hatte etwas Tröstliches. Und er hatte keine überflüssigen Worte verloren, sondern einfach nur stumm an meiner Seite gesessen und meine Hand gehalten.

Ich lächle die Kleine an. „Ja, ich habe einen Freund. Einen sehr guten sogar.“

„Super!“ Das Mädchen klatscht begeistert in die Hände. „Dann musst du ihm jetzt nur noch sagen, dass er dein Herz wieder ganz machen soll.“

Sie rutscht von der Bank und wendet sich zum Gehen.

„Ich muss jetzt nach Hause. Tschüss, Onkel!“ Sie winkt zum Abschied.

Ich sehe ihr nach bis sie hinter den nächsten Bäumen verschwindet und frage mich wer mir diesen Engel geschickt hat.
 

Ich bleibe noch ein paar Minuten auf der Bank sitzen und genieße die momentane Leere in meinem Kopf. Sie würde nicht lange anhalten…ich musste also jede Minute auskosten.

Ich will noch nicht nach Hause gehen, auch wenn ich weiß, dass meine Eltern vor Sorgen vergehen mussten.

Und Heiji auch.

Wahrscheinlich suchten sie bereits ganz Tokio nach mir ab, angetrieben von dem Gedanken, dass ich mir etwas antun könnte.

Aber diesen Gedanken hatte das kleine Mädchen auf wundersame Art und Weise vertrieben.

Vorerst…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Joshua_
2011-04-26T07:52:22+00:00 26.04.2011 09:52
Huhu
ich hab grad erst angefangen alles zu lesen und ich muss sagen...
ICH LIEBE DEINE FF
*_____*
die is soooo sau tragisch und so wahnsinnig gut geschrieben
bin voll eingetaucht in diese welt beim lesen!
richtig hamma!
weiter so~
>////<
hoffe du hast das nächste kap bald fertig! *sabba*

See Ya
Shu~
Von:  MuckSpuck
2011-04-05T12:45:43+00:00 05.04.2011 14:45
Hey, also wenn du noch weiterschreibst, würde ich mich über eine ens freuen - mir gefällt die geschichte echt gut auch wenn sie sehr emotional ist (oder gerade deshalb?)

weiter so, würd ich mal sagen ;)
Von:  Ryoko-chan
2011-02-01T17:18:54+00:00 01.02.2011 18:18
Huhu,

hab deine Fanfiction gerade erst entdeckt und sie gefällt mir richtig gut! Shinichis Trauer ist gut nachvollziehbar und sehr ausführlich beschrieben, man kann sich leicht in ihn hineinversetzen und mitfühlen.
Der Hintergrund beziehungsweise die Vergangenheit sollten vielleicht (zukünftig?) noch etwas ausführlicher beschrieben sein ... mir fehlen ein bisschen die anderen Charaktere, wie Ai, Kogoro und Eri ...
Aber vielleicht lässt du sie zurzeit bewusst aus, schließlich ist Shinichi zu sehr mit seinem Schmerz beschäftigt.
Die Stelle mit dem kleinen Mädchen fand ich wirklich rührend, sie hat mir richtig gut gefallen. Ich fänd's süss, wenn Shinichi sie ein weiteres Mal treffen würde ... irgendwann vielleicht ... :)


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