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Bear & Blue Lightning vs. Highland

Flik/Viktor CulganxSeed Chroniken
von

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Fliktor ~ 1 ~

Kapitel Fliktor - 1 - Flucht von Gregminster und Ankunft in Muse
 

..............

......
 

Viktor trat ans Feuer und lud den Stapel Brennholz von seinen Armen. Mit einem Ächzen richtete er sich auf und rieb sich die schmerzende Schulter.

Er hätte nicht sagen können, was unangenehmer war: der Bluterguss an seinem Handgelenk, die Fleischwunde, die in seinem Oberschenkel klaffte, oder die schwelenden Brandwunden in seinem Gesicht.

Aber der Schwarzhaarige lies sich nichts anmerken, als er Fliks Blick über das Feuer hinweg spürte.

Wenigstens hatte er keine verdammte Pfeilwunde zwischen den Rippen ...

Der hünenhafte Mann trat zu seinem Freund und ging neben dem notdürftigen Lager in die Hocke.

Er verlor kein Wort über Fliks blasses Gesicht, sondern besah sich mit ein paar kundigen Handgriffen die Wunde.

Der gräuliche Verband war blutdurchtränkt und Viktor fluchte innerlich, dass sie kein sauberes Verbandszeug mehr hatten.

"Na?" meinte er, sein Ton so unerschütterlich und aufmunternd wie sonst.

"Man, ein Glück, das es sich nicht entzündet hat.."

Er schenkte Flik ein Grinsen und ließ sich neben ihm auf den Hintern fallen.

Während sich Viktors Blick im Feuer verlor, spielte sich das Vergangene noch einmal vor seinem inneren Auge ab …
 

Das war verdammt knapp gewesen ... Wär hätte schon ahnen können, dass der verfluchte Palast über ihren Köpfen in sich zusammenfallen würde.

Ein Glück, das sie es noch rechtzeitig hinausgeschafft hatten.

Fliks Arm um seine Schulter gelegt, hatte Viktor den anderen die letzten Meter ins Freie geschleift.

Fast konnte er die beißende, unangenehme Hitze des Feuers auf der Haut noch spüren und der Mann besah sich stirnrunzelnd seine angesengten Haarspitzen.

Flik hatte kaum einen Laut von sich gegeben, als Viktor den Pfeil abgebrochen und ihn aus der Wunde gezogen hatte.

Aber das schmerzverzerrte Gesicht seines Freundes hatte ihm einen Stich versetzt.

Viktor lächelte grimmig in sich hinein.

Flik würde es überleben ... dafür kannte er den anderen einfach zu gut. Um ihn umzubringen, brauchte es mehr, als einen verdammten Pfeil ...
 

Der Blick des blauen Blitzes folgte ein wenig apathisch den glühenden Funken, die in die Nacht hinaufstiegen. Als diese schlussendlich verglühten, senkte sich sein Kinn wieder hinab; gerade rechtzeitig, um Viktors Worte in Empfang zu nehmen.

Flik schnitt eine Grimasse. "Mag sein.." Missmutig tastete er über den blutdurchtränkten Verband, wobei sich die Züge seines Gesichtes in Schmerzen verzogen. "Dafür blutet es wie.." Er besah sich seine Hand, von der nunmehr in feinen Tropfen das Blut zu Erde niederging. Ein leises Fluchen war zu vernehmen, dann wischt er sich das Blut fahrig an seiner Kleidung ab und beugt sich etwas näher zum wärmenden Feuer heran.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkt er Viktors abwesenden Blick. Ein blasses Grinsen zog sich über die Lippen des Blonden; er konnte sich gut denken, welchen Tagträumen sein Freund im Augenblick nachjagte…
 

Man mochte kaum glauben, dass es erst wenige Stunden her war, seit sie sich beide inmitten der einstürzenden Mauern befanden hatten… er selbst hatte nicht wirklich damit gerechnet, in dem Momente des Falls des Palastes noch auf Wachen zu stoßen.. die Konsequenzen für diesen Leichtsinn hatte Flik mit jenem einen wohlgezielten Pfeil tragen müssen. Wäre er allein dort gewesen, an jenem Ort.. nun, er war sich sicher, dass es dort zu Ende gegangen wäre. Aber manchmal.. da reicht so ein Pfeil nicht aus.
 

Flik schmunzelte und schüttelte still für sich den Kopf.

Er verdankte Viktor sehr viel mehr, als nur diese Rettung an diesem einen Abend. Ein Seufzen erging, dicht gefolgt von einem leisen Gähnen.

"Wie lange.. darf ich mir das nun zum Vorwurf machen lassen?" Die Worte erklangen zwar ernst und doch wohnte ihnen ein kleiner Schelm inne.
 

Viktor gluckste leicht, bevor sich sein Blick vom Feuer hob. "So lange bist du besser aufpasst, vor was du dich wirfst ... Du könntest dir natürlich auch direkt einen Schild besorgen; oder zumindest eine bessere Rüstung ..."

Er sah von Fliks blutiger Hand zu der notdürftig verbundenen Wunde und seufzte. "Wir haben keinen Verband mehr ..."

Der Schwarzhaarige kratzte sich am Hinterkopf und ließ den Blick schweifen. Auf Fliks blauem Umhang blieb er hängen.

"Hm, daraus könnte man sicher ..." Ein leicht spöttelnder Unterton klang in den Worten, als er den anderen offen angrinste, die Hand schon nach dem Stoff ausgestreckt.
 

Fliks Augenbraue hob sich ein wenig skeptisch in die Höhe, während er Viktor musterte. Dass ausgerechnet er das Stichwort Rüstung fallen ließ, irritierte ihn doch ungemein. "Da der Pfeil zwischen MEINEN Rippen steckte, werd' ich da nun nichts weiter zu sagen.."

Fast könnte man meinen, er würde schmollen. "Ein gutes Schwert ist der Rüstung genug, weißt du, es ist nä.."

Er hielt inne und sein Blick senkte sich hinab auf Viktors Hand, die doch tatsächlich im Begriff war, sich an seinem Umhang zu vergehen. Er fixierte diese mit verengtem Blick.

"Denk' nicht einmal daran..“ Eine drohende Handbewegung erging, mehr im Spaß versteht sich.. und trotz des noch immer währenden, matten Lächelns sah man ihm die Erschöpfung der letzten Wochen und ganz besonders des letzten Kampfes an.
 

Viktor lachte auf und zog die Hand zurück, um sie stattdessen auf Fliks Schulter zu legen. Er verzichtete allerdings darauf, freundschaftlich zuzuklopfen, das war dem anderen ja in unramponierten Zustand schon unangenehm.

Viktor unterschätzte seine Kraft nur all zu oft ...

"Hoffentlich kannst du dich bis morgen wieder bewegen. Hier können wir nicht bleiben. Wir sollten zusehen, dass wir ein Gasthaus finden ...“Er hievte sich hoch und griff nach dem Wassereimer um ihn über das Feuer zu hängen.

Der Krieger wusste nicht, wie oft er in den letzten Stunden die gebrauchten Verbände schon ausgewaschen und zum Trocknen an das Feuer gehängt hatte. Flik blutete sie jedenfalls schneller voll als ihm lieb war ...
 

Ein Nicken erging seitens des blauen Kriegers und ein unverständliches Wort der Zustimmung folgte. Obwohl Viktor davon abgelassen hatte, ließ Flik es sich nicht nehmen, in einem unbeobachteten Moment seinen Umhang ein wenig mehr in Körpernähe zu raffen.

"Wir sollten aufbrechen, ehe die Sonne aufgeht.. ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen will, was für Unruhen der Tod Barbarossas über Nacht mit sich zieht.."

Er stöhnte leise ob der Schmerzen und verfluchte innerlich ein weiteres Mal in dieser Nacht seine Unachtsamkeit.

"Und ich denke, verirrte Menschen mit Waffen, die sich nicht sicher sind, wem sie ihre Loyalität geschworen haben ...“ Er schüttelte seinen Kopf, lies Viktor dabei nicht aus den Augen. "Das ist nichts, was wir nun brauchen können.."
 

Von dem Hünen kam ein Nicken. Grimmig wrang er das triefende Stück Stoff aus und hängte es über einen Ast am Feuer.

Dann kramte er in ihrem Proviantbeutel und reichte Flik etwas Dörrfleisch und ein Stück Brot.

Ihren Vorräten erging es kein Stück besser als dem Verbandszeug, aber Viktor hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als etwas davon verlauten zu lassen.

Was sie hatten, waren größtenteils Sachen, die Viktor in der Nähe des feindlichen Lagers gefunden hatte. Leider war nicht nur der Palast von Gregminster den Flammen zum Opfer gefallen ...

Viktor gab Flik den Rest ihrer Vorräte und begnügte sich selbst mit einem Apfel, das Rumoren in seinen Eingeweiden ignorierend. Die Portion hätte ohnehin nicht gereicht, seinen gewaltigen Hunger zu stillen - wozu ihn also mit ein paar Happen noch mehr anfachen.
 

Viktor kramte in ihrem Gepäck nach der Landkarte und rollte sie auseinander, den Apfel zwischen die Zähne geklemmt. Eine Weile irrte sein Finger ziellos über das Pergament und er kratze sich am Hinterkopf. Am besten sie gingen nordwärts.. einfach immer nur nordwärts. Vorerst raust aus Toran.
 

Ehe das eigene Magengrummeln für seinen Gefährten hörbar wurde, machte sich Flik daran, den einen oder anderen Bissen hinunter zu würgen und irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass jeder Einzelne verzweifelt versuchte, in seinem Halse stecken zu bleiben.

Während er gerade ein hartes Stück Brot herunterwürgte, legte Flik den Kopf ein zurück und blinzelte in den Nachthimmel. In einiger Entfernung leuchtete der Himmel noch immer ein wenig rötlich, obgleich das Feuer des Palastes doch lange schon gelöscht sein müsste.. ein Nachglühen, vielleicht?
 

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Viktor laustark die Landkarte aus dem Gepäck hervorkramte und überrascht blickte er auf. "Nun sag nicht, es zieht dich in heimatliche Gefilde zurück..?"

Gut, North Window dürfte so oder so kein Ziel sein, dass Viktor sich stecken würde zu diesen Tagen.. wer würden nach Wochen, Monaten des Krieges denn schon in eine Stadt aus Ruinen zurückkehren wollen?
 

Flik, der selbst aus dem weiten Südwesten Torans stammt, runzelte kurz die Stirn.. für ihn dürfte dies dann wohl eine Reise zu neuen Ufern werden. South Window, Banner, Radat.. die Städtenamen, die kaum noch erkennbar auf der verblichenen Karte prangten, waren ihm fremd.
 

Bei den Worten seines Gefährten flog ein kurzer Schatten über Viktors Gesicht. Er hatte zwar, nach Neclords Vernichtung natürlich auch einen Abstecher nach North Window gemacht, aber die nun friedliche Geisterstadt war nach wie vor kein schöner Anblick für ihn.

"Mal sehen", brummte Viktor nur und lies sich auf der anderen Seite des Feuers, Flik gegenüber, auf sein Lager sinken.

"Wenn wir vor Tagesanbruch los wollen, sollten wir trotzdem noch ein wenig ausruhen. Mangel an Schlaf schwächt."

Er legte sich auf den Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

Sein Blick tastete durch die Flammen zu dem Freund hinüber. "Soll heißen, du legst dich aufs Ohr und ich halt' Wache."
 

Ein kleines, verkohltes Stück Holz flog durch die Nacht und traf Viktor am Kopf. „Langsam solltest du's ehrlich besser wissen.." Flik verschränkte die Arme vor der Brust, zuckte kurz zusammen und löste diese Haltung sogleich wieder.. das war ganz und gar nicht förderlich für seine Schmerzen.

Der Blonde ließ sich langsam zurücksinken und eine Spur Entspannung zog durch den geschundenen Körper. "Gib' mir in zwei, drei Stunden Bescheid.. dann halt' ich die zweite Wache.. und wehe dir, wehe dir wenn nicht."

Seine Stimme wurde leiser, verklang schlussendlich gänzlich und Flik sank in einen tiefen Schlaf.
 

"Werden wir ja sehen, wer hier wache hält…“ brummte Viktor und rieb sich den Schädel.

Er rutschte in eine bequemere Position und versuchte ein Mittelding zwischen Dösen und auf die Umgebung achten. Sie waren zwar noch viel zu nah an Gregminster... aber die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut.
 

So wurde Flik tatsächlich von dem anderen geweckt ... jedoch vermutlich anders, als er es sich vorgestellt hatte.

Irgendwann war Viktor eingenickt und schnarchte, dass es dem lauten Prasseln des Feuers Konkurrenz machte ... ein Wunder, das die Bäume um sie herum noch standen.
 

Zu anfang versuchte Flik sich darin, das Schnarchen des anderen zu ignorieren. Als dies misslang, tastete er nach seinem Umhang, um den Kopf darin vergraben zu können - doch auch dies half ihm nicht, wieder einzuschlafen. Schlussendlich setzte er sich auf und besah sich seine Wunde. Beruhigt stelle der Blonde fest, dass die Blutung endlich gestoppt hatte, auch wenn die Abheilung wohl noch eine Weile dauern dürfte.
 

Obgleich er sterbensmüde war, sah er davon ab, ein weiteres Holzstückchen nach Viktor zu werfen. Zweimal warf er es hoch und fing es wieder, um es dann schlussendlich in den Flammen vergehen zu lassen. "Tolle Nachtwache.." Er besah sich den Freund… selten hatte er ihn so erschöpft erlebt.

So machte sich Flik dann daran, auf die Beine zu kommen, hin und wieder Holz nachzulegen und einen Blick auf die fahrig verbundene Fleischwunde an Viktors Oberschenkel zu haben.
 

Auch über die Umgebung ließ er den Blick in Wachsamkeit schweifen, doch als der Morgen nahte und die Sonne sich über den fernen Wäldern erhob, war Flik nahe der Feuerstelle eingeschlafen.. die Glut war vergangen und der eigentliche Zeitpunkt ihres Aufbruches verronnen..
 

Als ein Schwarm Vögel kreischend aus den Wipfeln eines Baumes aufflog, setzte sich Viktor schlagartig auf. Sein Schädel dankte es ihm mit einem dumpfen Dröhnen und der Mann fluchte. Noch lauter, als er den Stand der Sonne bemerkte…

Schwerfällig stemmte Viktor sich hoch und trat zu Flik um ihn leicht an der Schulter zu berühren.

Das erloschene Feuer hatte einen recht kühlen Morgen gebracht und der Hüne fröstelte leicht.

Sobald Flik sich regte, machte er sich ohne Umschweife daran, ihr weniges Gepäck zusammen zu sammeln und wieder in den Taschen zu verstauen.
 

Dabei war das eigentliche Wecken Viktors anlässlich seines vorausgegangenen Gefluches gar nicht mehr nötig gewesen; es hatte Flik schlagartig aus dem Reich der Träume gerissen. Ehe sich dieser jedoch in Panik umzusehen begann, spürte er schon die Hand Viktors an seiner Schulter.. sichtlich erleichtert atmete er aus.
 

"Soviel zum Thema Wache halten.." Der Blonde grummelte leise vor sich hin, ehe auch er sich daran machte, sich langsam aufzurappeln, um das nötige Gepäck zu verstauen.
 

Wenig später standen sie beide am Rande ihrer kleinen Feuerstelle. Mit ein, zwei Tritten in die kalte Asche versicherte sich Flik, dass auch tatsächlich der letzte Funken Glut vergangen war - es hatte genug Zerstörung gegeben die letzten Monate…

Er zog sich den Umhang fester um die Schultern. Der Morgen war kalt und seine steifen Knochen verrieten ihm, dass die Nacht es auch gewesen war.
 

"Der Karte nach haben wir ’n gutes Stück Fußmarsch vor uns.." Er kratzte sich verschlafen im Nacken. "Wir sollten uns Pferde zulegen.."
 

"Besser wär ‘s." Viktor gähnte ungeniert und breit. Ein kritischer Seitenblick wanderte zu Flik.

Viktor fragte sich ehrlich, ob der andere in seiner Verfassung sich auf einem Pferd würde halten können. Er hatte ihm schon unbemerkt ein Teil seines Gepäcks abgenommen und sich selbst aufgeladen. …
 

Nachdem sie sich ungefähr vergewissert hatten, wo Norden war, stapften sie los. Viktor voran.

Obwohl er sich äußerlich einen entspannten Anschein gab, streifte Viktors Hand doch zu oft flüchtig den Schwertgriff, um nur zufällig zu sein….
 

Man sah dem Krieger seine Verwundung kaum an, einzig, wenn man Flik ein wenig länger kannte, durfte auffallen, dass er ein wenig blasser um die Nase herum war, als sonst. Innerlich biss er die Zähne mehr als nur fest zusammen.

Er würde gewiss nicht ob einer irrsinnigen Verletzung öfter ruhen, als er es sonst zu tun pflegte. Viktors Unruhe hingegen entging ihm nicht.. mit zwei, drei schnellen Schritten hatte er den Freund eingeholt.
 

"Behalten wir diese Schrittgeschwindigkeit bei, haben wir die Grenze in zwei Tagen noch nicht erreicht.." Er schnitt eine Grimasse, dann sah er sich um.. der Wald umgab sie dicht und manchmal sogar ein wenig bedrohlich. "Wir wären schneller, wenn wir auf den Haupthandelswegen reisen würden..“

Ein 'Aber' schwebte noch im Raume, doch Flik biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Viktor wusste genau wie er, dass es womöglich noch zu gefährlich war, auf offenen Straßen zu reisen.. die Schergen des Feindes zogen noch immer ihrer Wege.
 

"Mh.." Viktor kratzte sich am Kopf. Wohin man sah, waren nur Bäume. Der Wald war schier endlos. Der Schwarzhaarige erinnerte sich nur entfernt an diese Gegend ... Zumal er auf der Hinreise natürlich die Straße benutzt hatte, anstatt mitten durch die Pampa zu wandern. Aber das Feuer und ihre Flucht hatte sie zu weit der Wege abgeschlagen und Flik hatte recht ... es war vermutlich besser im Dickicht zu bleiben, bis sie nahe der Grenze waren.
 

Viktor schnaubte, als sich sein Fuß in einer Baumwurzel verfing und er mit einem raschen Schritt um sein Gleichgewicht kämpfte. Er warf einen Blick zu Flik zurück und runzelte über dessen doch etwas schwankenden Gang die Stirn.

Verdammt.. sie mussten aus diesem verfluchten Wald heraus.
 

……..
 

Der hünenhafte Krieger traute seinen Augen nicht, als sich nach einigem Fußmarsch vor ihnen plötzlich der Wald lichtete und sich tatsächlich so etwas wie ein Trampelpfad auf dem Boden abzeichnete.

Wortlos folgten sie ihm und der Tag neigte sich schon dem späten Nachmittag, als von Weit das Rauschen von Wasser an ihre Ohren drang.

Viktor staunte nicht schlecht, als sich die Bäume teilten und Sicht auf ein kleines Fischerdorf gaben. Die Brauen erhoben wechselt er einen Blick mit Flik.
 

Als sich das Bild des Waldes teilte und er das kleine Fischerdörfchen entdeckte, atmete Flik erleichtert auf, ehe er Viktors überraschten Gesichtsausdruck wahrnahm.

"Du hattest.. nicht die geringste Ahnung, oder?" Ein amüsiertes Grinsen zierte seine Lippen.

Der blonde streckte sich kurz, zuckte jedoch kaum merklich auf.. denn obgleich der Verband trocken blieb, schmerzte die Wunde noch immer.

"Geh schon.."

Er versetzte dem Anderen einen leichten Knuff in die Rippen.
 


 

Viktor grinste breit. "Na, das ist doch mal ein nettes Fleckchen." Fliks Stichelei geflissentlich übergehend, sog er tief die würzige Brise, die vom Wasser herüberwehte, in seine Lungen.

Mit ein paar weit ausgreifenden Schritten hatten sie den Dorfplatz erreicht und die wenigen Hütten ließen sich an einer Hand abzählen.

Viktor beugte sich zu einem kleinen Jungen hinab, der mit unverhohlener Neugierde zu den beiden Fremden hoch starrte.

"Hey, Kleiner. Kannst du uns sagen, wo wir hier sind?" Er verzog die Lippen zu einem Grinsen, von dem er wohl annahm, es würde freundlich wirken. Der Junge jedoch wich einen unmerklichen Schritt von Viktor weg, zu Flik hinüber.

"Das.. ist das Dorf Banner!", verkündete er.

Die großen Kinderaugen huschten von Fliks blauem Umhang weiter zu der Seite des Kriegers, wo sich unter dem Stoff die Wunde abzeichnete.

Seine Augen wurden noch ein Stück größer, bevor der Junge sich umdrehte und wie der Blitz davon lief, auf den Gasthof zu.

"Mama, Mama! Da sind Fremde! Ein Mann, der wie ein Bär aussieht, und -" Die weiteren Worte wurden von der zuschlagenden Tür verschluckt, hinter der der Junge verschwand.
 

Flik schmunzelte ob der Reaktion des Kindes und wog den Kopf. Hm, Banner also.. wie vermutet, kein Name, der ihm bekannt war. "Die haben das letzte Mal ihre Kinder auf offene Straße geschickt, solange du in der Stadt bist..", meinte er zu seiem Freund hinüber, dann blickte der Blonde sich um.
 

Viktor richtete sich ächzend wieder auf und rieb sich den Hinterkopf.

„Nahh… Vermutlich war ihm der 'blaue Mann' auch nicht sonderlich geheuer", grinste er zu Flik hinüber.
 

Die kleinen Hüttchen, der breite Flusslauf, die Boote.. Alles in allem waren sie wohl auf ein recht verschlafenes Nestchen gestoßen. Einige Fischer blickten zu ihnen herüber, wandten sich dann jedoch wieder ihrer Arbeit zu.

In jenem Moment öffnete sich die Tür des Gasthofes erneut…
 

Der kleine Junge stand in der Türe und deutete mit dem Finger auf die beiden Ankömmlinge. Neben ihm stand eine vollbusige Dame mittleren Alters. Ihr Blick war ein wenig streng, die Schürze vom täglichen Handwerk schmuddelig und das Haar nur locker hochgesteckt - vermutlich die Wirtin und Mutter des Kleinen höchstpersönlich.

Ein kurzer Wortwechsel mit dem Jungen folgte, vermutlich schalt sie ihn, da er die beiden Fremden einfach so hatte stehen lassen, dann strakste sie jedoch aus der Türe hinaus.

"Ja, wollt' ihr denn dort festwachsen oder was, mh?" Sie stemmte die Arme in die Hüften und musterte beide abschätzenden Blickes. "Ich hab nich' ewig Zeit.."

Der kleine Junge hing an ihrem Rockzipfel und musterte sie immer noch mit unverhohlener Neugierde.
 

Ihr Lächeln enttarnte die Wirtin als gutherziger, als ihre Worte es vermuten ließen. "Kommt schon rein, so macht ihr's auch nich' mehr lang.." Sie winkte die beiden erschöpften Männer heran und entschwand dann wieder nach drinnen, wo sie gleich einige Anweisungen an die Bediensteten des Hauses gab.
 

Flik schien von der Situation etwas überrumpelt; perplex blinzelte er ihr nach.

Viktor hatte den Mund schon aufgeklappt um etwas zu sagen, schloss ihn dann jedoch wieder, als die Frau so plötzlich ins Innere verschwand und sie überrumpelt stehen ließ.
 

Schließlich zuckte er nur die Schultern und wandte sich zu Flik. Dessen verwirrter Blick ließ den Mann amüsiert auflachen.

"Na komm." Damit setzte er sich in Bewegung, auf die Tür zu, ohne nachzusehen, ob der andere ihm auch folgte. "Man, ich könnt' echt ein Bad vertragen..."
 

Es dauert noch ein, zwei Sekunden, dann schüttelt Flik ein erneutes Mal seit ihrer Ankunft das Haupt; irgendwie war ihm der Stress der letzten Tage wohl zu viel geworden.. doch nun lockten gutes Essen, ein warmes Bett und lange Tage der Erholung.

Raschen Schrittes folgte er dem anderen. "Da drängt sich mir doch fast die Frage auf, ob sich in der Nähe heiße Quellen finden lassen.." Wohlmöglich würde er die Wirtin selbst fragen müssen.
 

Als sie den Raum betraten, brauchten Fliks Augen einen Moment, um sich an das gemütliche Dunkel des Schankraums gewöhnen zu können. Dann erst erblickte er die rustikalen Tische, die ruhenden Gestalten und nicht zuletzt auch die Wirtin selbst, die gerade in der Küche zu verschwinden schien. Eine hölzerne Treppe führte ins obere Stockwerk, wo vermutlich die Schlafräumlichkeiten vorzufinden waren. "Das.. sieht mir doch ganz passabel aus.. meinst' nicht?" Er wandte sich an Viktor.
 

"Genau das Richtige um sich mal so richtig fein auszuschlafen", meinte Viktor dazu. Sein Grinsen wurde noch breiter, als die Wirtin voll beladen mit den Armen voller Tellern und Schüsseln aus der Küche zurückkehrte.

Er ließ das Gepäck von der Schulter rutschen und sich auf einen der rustikalen Stühle fallen.
 

Die Blicke vieler Menschen richteten sich auf die Neuankömmlinge aber Viktor ließ sich davon nicht beirren und langte gleich zu, sobald die Wirtin das Essen abgestellt hatte.

Doch ein wenig perplex sah die Frau dem einen Augenblick zu, bevor sie sich zu Flik beugte. "Bezahlt wird im Voraus. Ihr wollt sicher auch ein Zimmer? Das macht 200 Potch die Nacht." Sie lächelte und wischte die Hände an der Schürze ab.
 

Im Gegensatz zu der Wirtin und den anderen Gästen störte sich Flik gar nicht weiter an den Manieren Viktors, nein, im Laufe der letzten Monate hatte er sich an so ziemlich alles gewöhnt, auch wenn er des Öfteren mit einem Schmunzeln zurückdachte.

Als die Wirtin sich an ihn wandte, nickt er nur kurz ab. "Sicher.." Er murmelt leise, ehe er kurz etwas aus seinem Geldbeutel hervorkramte und rasch das Geld abzählt. Mehr als erleichtert stellte der Blonde fest, dass gerade noch 200 Potch zusammenkamen…

Damit jedoch waren sie auch so ziemlich pleite.. in einigen Tagen würden sie zusehen müssen, wie man etwas Geld an Land bekam…
 

Flik überreichte das Geld und wollte sich gerade daran machen, etwas zu essen, als ihm ein kurzer Schmerz seine Verwundung ins Gedächtnis zurückrief. "Bitte.. Wir brauchen frische Verbände; ist das möglich?" Er blickte hoch zu ihr, auch an Viktors Fleischwunde denkend. "Wie auch Nadel und Faden; eine Wunde wird genäht werden müssen.. "
 

Die Wirtin überlegte kurz, dann nickte sie. "Kein Problem, aber nun iss erst mal, sonst muss ich denken, du magst's nich' .." Ein leichtes Grinsen zierte ihre Lippen. "Ich denk' ihr wollt' beide nicht wissen, was mit Gästen passiert, die's Essen nicht mögen.."
 

Flik aß rascher noch als Viktor seinen Teller leer.

...
 

Beim Nachschlag jedoch ließ er dem Gefährten den Vortritt.
 

"Und?" Flik hob fragend eine Augenbraue, während die Wirtin gerade zwei neue Bierkrüge an den Tisch brachte. "Was schmiedet jemand wie du für Zukunftspläne..?"
 

Irgendwie war es schon ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass das gemeinsame Abenteuer durchgestanden und das Ziel erreicht war.. und dennoch wusste Flik im Augenblicke keinen Ort, wohin es ihn ziehen würde.. wenigstens für den Zeitraum der Flucht würde er es dabei belassen, mit Viktor zu reisen.
 

Viktor schaufelte weiter ungeniert Essen in sich hinein. Ausgehungert wie der Mann war ähnelte er dabei mehr denn je einem Bären, wobei er sonst schon für drei Mann aß.

Wann hatte er das letzte Mal etwas zwischen die Zähne bekommen? Am Morgen vor ihrem Angriff auf den Palast vermutlich...

Erst nach dem dritten Nachschlag ließ er sich zurücksinken und rülpste.

Die Wirtin hatte dem Ganzen aus der Entfernung zugesehen, sich nur halb den Anschein gebend, nach den von Flik erbetenen Sachen zu suchen. 200 Potch waren ein stolzer Preis für ein Zimmer in dieser Einöde, aber Viktors Verzehr deckte es allemal. Vermutlich hatte sie mehr Menschenkenntnis, als man ihr ansah...
 

Bei Fliks Frage setzte Viktor den Bierkrug für einen Moment ab und fuhr sich mit der anderen Hand durchs Haar. Ehrlich gesagt hatte er bisher nicht darüber nachgedacht, dass sie ja, jetzt wo der Krieg vorbei war, nicht mehr gezwungen zusammen reisen mussten. Er grinste in sich hinein und nahm noch einen Schluck. Vermutlich hatte er sich schon so sehr an Fliks Gesellschaft gewöhnt... und eigentlich spielte es auch keine Rolle. Er reiste so oder so nicht gerne allein.

"Ich denke, ich werd' eine gute Freundin in Muse besuchen. Da oben soll es ein paar Unruhen geben und ich leg' meine Hand dafür ins Feuer, das ein starker Arm mehr nicht schaden kann..."
 

Viktor stützt das Kinn in die Hand und starrte durch Flik hindurch an die Wand. Das Bild der rot gelockten Frau in seinen Erinnerungen war nur noch schwammig. Er hatte Anabelle eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Er wusste nur, dass sie Bürgermeisterin von Muse war und sich vermutlich in Kriegszeiten mit diesem Haufen nicht-kampferprobter Städler herumärgern musste. Der Schwarzhaarige grinste fahrig über den Gedanken. Vermutlich gab es keinen besseren Zeitpunkt für einen Besuch...
 

Schläfrig bedachte Flik Viktors Worte mit einem Nicken und lehnte sich vollgegessen zurück. „Klingt gut..“ Er tätschelte ein wenig gedankenverloren den Heft seines Schwertes. „Jedenfalls spannender, als eine ziellose Reise durch sämtliche Bauerndörfer der Region.“ Tatsächlich lockte der Gedanke an den Kampf ihn bereits wieder, obgleich man doch eigentlich meinen sollte, dass sein Bedarfs fürs erste gedeckt sein sollte.

Während er einige Minuten still dem Gedanken nachjagte, sich mit städtischen Unruhen zu beschäftigen, stach ihm ein Punkt in Viktors Aussage ins Auge. Flik schmunzelte. „Eine gute Freundin, eh?“ Er fing Viktors Blick auf und das Grinsen auf seinen Lippen erwies sich als eindeutig zweideutig.
 

"Was?" Viktor schrak etwas zu heftig aus seinen Gedanken hoch und ein leicht unwilliger Zug legte sich um seine Mundwinkel. "Jo, genau ... eine sehr gute Freundin!" Er leerte den Bierkrug mit einer energischen Geste.

Seine Stimme war eine Spur zu laut gewesen und wieder drehten sich einzelne Leute zu ihrem Tisch um. Das trieb Viktor nur mehr die Röte ins Gesicht und er machte eine fahrige Handbewegung, bevor er aufstand.

"Nah ... was auch immer ... ich werd' jetzt ein Bad nehmen ..."
 

"Ich habe Ko schon angewiesen, Euch den Bottich auf Eurem Zimmer zu füllen", mischte sich die Wirtin ein, die sich an dem Hünen vorbei zum Tisch schob und Mullbinden sowie Nadel und Faden vor Flik ablegte. "Wenn ihr noch etwas braucht - sagt's." Sie lächelte zuckersüß.
 

Überrascht ob der heftigen Reaktion des anderen blickte Flik ein wenig irritiert auf. Zu rasch, als dass er etwas hätte erwidern können, hatte sich Viktor erhoben und war im Begriff, zu gehen. Ein skeptischer Blick erging seitens des blauen Blitzes, dann grinste er still und heimlich in sich hinein, während ein kühler Blick zu den anderen Gästen erging, sodass sich diese wieder ihren Speisen zuwandten.
 

"Ah.."

Flik blickte vom Verbandszeug auf zur Wirtin und nickte dankend. "Gut.. wir werden's dich wissen lassen, sollte was fehlen." Mit diesen Worten wandte sich Flik wieder dem Inhalt seines Kruges zu, den er sogleich im nächsten Zuge seine Kehle hinunterlaufen ließ.
 

...

Ein weiterer Krug und eine knappe halbe Stunde nachdem Viktor den Tisch verlassen hatte, sammelte Flik das Verbandszeug ein und machte sich daran, ebenfalls das gemeinsame zurechtgemachte Zimmer aufzusuchen.
 

Flik fand Viktor in einem übergroßen Holzbottich vor. Längst hatte sich das wohl ehemals frische Wasser bräunlich verfärbt und eine beachtliche Lache bildete sich um den Kübel herum auf dem Holzboden.

Viktor streckte sich, als Flik das Zimmer betrat und stieß prompt mit den Zehen an das Holz. Die Wanne war zwar groß, aber trotzdem fand der Mann nur spärlich darin Platz. Grummelnd zog er die Beine wieder ein Stück ein und blinzelte zu Flik.

"Man, wie ich unser Bad im Schloss vermisse... " Er machte ein gequältes Gesicht und planschte ein wenig mit den Händen im Wasser herum. Das war wirklich kein Vergleich zu Sansukes Kunst, aber vermutlich war es schon mehr als sie erwarten konnten...

"Willst du auch? Bin gleich fertig..." Er tastete auf dem Wannenboden nach dem Stück Seife herum. "Auch wenn's eng is', schön warm ist's trotzdem."
 

Beinahe wäre der Blondschopf auf dem nassen Holzfußboden ausgerutscht, doch im letzten Moment gelang es ihm noch, sich am Türrahmen festhalten zu können. Irgendwie war es schon ein seltsames Bild, welches sich ihm da nun wieder bot, aber gut, was hatte er denn auch anderes erwartet. ..
 

Er wischte sich die Wassertropfen, die anlässlich Viktors Geplansche in seinem Gesichte landeten, von Wange und Stirn und schüttelte kurz den Kopf. Seine müden Knochen verlangten in erster Linie eindeutig nach Schlaf. Dennoch setzte er sich vorerst auf der Bettkante nieder und entledigte sich seiner Stiefel. "Was macht'n eigentlich dein Bein..?" Er dachte an den unschönen Anblick der bluttriefenden Wunde zurück, während sein Blick auf das frische Verbandszeug fiel. In einigen raschen Handbewegungen hatte er auch den Umhang von den Schultern genommen und streckte sich anlässlich der neu gewonnenen Freiheit erst einmal ausgiebig.
 

"Mhpf" Viktor drückte unter Wasser auf seiner Wunde herum und verzog den Mund. "Is' nur'n Kratzer..." Tatsächlich hatte das Wasser das ganze unschön aufweichen lassen und es sah um einiges böser aus als das was man normalerweise unter einem Kratzer verstand. Aber wenigstens war die Wunde nun von Dreck und angetrocknetem Blut befreit. "Wird schon gehn' wenn ich 'nen Verband drum mach'.." Er grinste. "Da hatte ich schon ganze andere Sache..."
 

Schlussendlich erhob Fliksich vom Bette und schnappte sich eines der zurechtgelegten Leinentücher, ehe er zur Badetonne trat und das Seifenstück aus Viktors Hand an sich nahm. "Was denkst du?" In gewohnter Routine machte began er nun, den Rücken seines Kampfgefährtens einzuseifen. Das dunkle Haar schob er dabei fahrig an die Seite und auch die Blutergüsse auf der Haut des Anderen verschonte er achtsam. In Sansukes Bad war hierfür jedenfalls wesentlich mehr Platz gewesen; er seufzte. "Sollten wir morgen gleich wieder aufbrechen? Ich meine.." Nun nahm er das Tuch zur Hand und schruppte den groben Schmutz der Tage vom Rücken Viktors. "..wie weit ist's denn bis nach Muse?"
 

Als Flik begann, ihm den Rücken zu waschen, schloss Viktor genüsslich die Augen. Wäre er tatsächlich ein Bär, hätte er nun sicherlich ein wohliges Grollen von sich gegeben.

"'N gutes Stück... von hier müssen wir jedenfalls ein Boot nehmen."
 

Flik setzte seine selbst auferlegte Arbeit fort, wobei er sich hin und wieder einige verirrte Strähnen, die ihm die Sicht raubten, aus dem Gesichte strich.

"Ein Boot, was?"

Er rief sich kurz die leere Reisekasse zurück ins Gedächnis, beschloss jedoch, das Thema im Augenblick beiseitezulassen - sie würden sich mit dem Problem befassen, wenn es so weit war.
 

Viktor lies den anderen noch eine Weile schrubben, dann drehte er den Kopf und blinzelte über die Schulter zu dem Blonden. "Du kommst also mit?"
 

Der Blonde wurde von dieser Frage aus einen Überlegungen gerissen und hielt in seinem Tun inne, die Gesichtszüge des anderen eingehend musternd.

Ein Blick aus den Augenwinkeln verriet Flik, dass der Rücken des Schrubbens schon ein wenig rötlich war und sein Dienst damit wohl erledigt sein dürfte. "Das.. hatte ich jedenfalls vor." Er machte sich daran, das Tuch auszuwringen. "Es gibt keinen Ort, an den es mich zieht.. und Toran soll man die kommenden Wochen so oder so meiden, nicht?" Das Tuch sank zu Boden und erhielt einen sachten Fußtritt.

"Außerdem.. Menschen wie dich sollt' man nicht alleine frei herumlaufen lassen." Er grinste.
 

Viktor blinzelte einen Augenblick, als müsse er die Worte des anderen sacken lassen. Laut auflachend stand er plötzlich, ohne eine Vorwarnung, aus dem Wasser auf. "Wohl wahr..."

Der Boden um den Holzbottich wurde noch mehr durchnässt als Viktor durch das halbe Zimmer tappte, sich ein weiteres der Tücher nahm und begann, sich neben seinen, zu einem Haufen zusammengeknüllten Kleidern, abzutrocknen.

Dann warf er das Handtuch aufs Bett, kratzte sich im Schritt und fischte seine Hose aus dem Knäul um sie überzuziehen.

"Du wirst Jowston mögen. Ist ein wenig laut da, aber was will man von einem Städtebund andres erwarten."

Er grinste und ließ sich auf das zweite Bett nieder, was unter seinem Gewicht merklich nachgab.
 

Flik blickte der Spur des langsam abkühlenden Wassers, die sich nunmehr durchs halbe Zimmer zog, hinterher, ohne jedoch etwas dazu zu sagen.. im Grunde bestätigte das nur seine vorhergegangende Aussage. Das Grinsen klang noch einen Augenblick nach, dann erlosch es.

"Laut war es in den letzten Monaten genug.." Er ließ sich wieder aufs Bett zurücksinken und nahm sich das tiefblaue Stirnband vom Kopfe. Gedankenveloren starrte er einen Augenblick darauf, legte es dann jedoch aus der Hand. "Also nichts, was störend sein dürft'..bin gespannt, was uns dort erwartet."

...

Nachdem er sich auch seines Oberteils entledigt hatte, betastete er vorsichtig den Verband, der sich zwar nicht mehr als blutdurchtränkt, jedoch als arg mitgenommen auswies.
 

Als wäre das ein Stichwort gewesen stemmte sich Viktor wieder vom Bett hoch und zog sich den Schemel an Fliks Bett heran. Er lächelte. "Du wirst Anabelle mögen, sie ist eine erstaunliche Frau..."
 

Kritisch besah er sich die Wunde und langte nach Verbandszeug und der kleinen Waschschüssel, die am Kopfende ihrer Betten stand.

Er begann damit, Flik des abgenutzten Verbandes zu entledigen und die Verletzung vorsichtig mit einem nassen Lappen abzutupfen. Sie hatte sich geschlossen, war aber zu sehr gerötet, um dem Gefäahrten zu gefallen. Ein Glück, dass sie nach dem Kampf noch Medizin übrig gehabt hatten... sonst hätte Flik es sicher nicht bis hier her geschafft.
 

"Eine erstaunliche Frau, eh?" Flik drehte sich halb zu dem anderen herum und vielleicht hätte er noch das eine oder andere Wort hinzugefügt und doch beschloss er, dies im Angesicht der Tatsache, dass sich Viktor gerade an seinen Verletzungen zu schaffen machte, lieber zu unterlassen. Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass ihn die Worte seines Freundes überraschten; Viktor hatte selten.. vielleicht auch noch nie so von einer Frau gesprochen. Der Blonde war sich sicher, dass sie ihm wohl mehr bedeute, als er jemals zuzugeben bereit wäre.
 

Als er fertig mit Waschen war, legte legte Viktor dem Freund sorgsam einen frischen Verband um die Brust, der sich bis hinab zur Hüfte zog, und macht einen ordentlichen Knoten.

Scheinbar ganz bewusst ignorieret er Fliks rhetorische Frage und strich stattdessen den Verband glatt. "Morgen solltest du allerdings ein Bad nehmen. Sonst kommt zu schnell wieder Dreck rein... und das brennt." Er kniff ein Auge zusammen und grinste.
 

Das eine oder andere Mal verzog sich Fliks Gesicht in Schmerzen, dann jedoch beäugte er ein wenig müde die Handlungen Viktors und seine Worte nahm er mit einem Nicken entgegen. "Morgen.." Er gähnte leise. "Ganz sicher.."

Sein Blick strich über die Schulter Viktors hinauf zum einzigen Fenster in diesem Raume. Er stellte überrascht fest, dass es später sein musste, als er angenommen hatte; die Nacht hatte sich bereits über Banner gelegt.
 

Viktor nickte. Ob auf Fliks Worte oder zufrieden mit seiner Arbeit, ließ sich nicht genau sagen.

Auch von Fliks weiteren Gedanken über seine mögliche Beziehung zu Anabelle bekam er nichts mit, als er sich, wohl schon ein wenig dösig, die Stirn rieb.

Irgendetwas von "Jetzt noch der Kratzer..." murmelnd ließ er sich wieder auf sein Bett fallen und begutachtete seine Beinverletzung.

Seufzend und nicht ganz so fürsorglich wie bei Flik legte er sich ebenfalls einen Verband um und zog dann das Hosenbein wieder darüber.
 

Auch er hatte nicht bemerkt, dass sich die Dunkelheit schon über das Dorf gelegt hatte, doch Fliks Blick folgend spürte er, wie sich seine Knochen wie auf Kommando auf einmal bleiern anfühlten.

„Naja“ gähnte er und streckte sich auf dem Bett auf, nach der Decke tastend. "Dann schau‘ ich morgen in der Zeit mal, woher wir ein Boot kriegen... "
 

Flik genoss ebenso die weiche Matratze unter seinen schmerzenden Gliedern. Er rekelte sich ausgiebig, ehe auch er sich irgendwann daran machte, seine Decke, die im Übrigen zu Boden gegangen war, an sich zu ziehen. "Dann geht's also Richtung Muse.. "

Er schnaubte leicht belustigt. "Nun lauf' ich sogar schon mit dir deinen Frauen nach.."

Gespielt schmollend versank der Blonde ins Kissen und nachdem die Kerze nun schon so weit hinuntergebrannt war, dass sie kurz darauf erlosch, ließ sich das zweite Bett im Raume nur noch erahnen.

Wenig später war nur noch ungleichmäßiges Schnarchen zu vernehmen, ebenso wie Fliks unruhiges Drehen und Wenden im fremden Bette.
 

.........
 

Als Viktor am nächsten Morgen aufwachte, befand sich Flik nicht mehr im Raum. Das Bett war mehr oder minder zerwühlt und die Ursache des raschen Erwachens des Kriegers stellte sich alsbald als Klopfen an der Türe heraus. "Die Frau Wirtin schickt mich, Betten machen.. "

Die Stimme einer jungen Frau hallte von der anderen Seite der Tür hinüber.
 

Viktor murmelte etwas schlaftrunkenes und setzte sich auf. Das Haar stand ihm in alle Richtungen vom Kopf ab und er erntete einen kuriosen Blick des Mädchens, welches nun ins Zimmer getreten kam, da sie keine Antwort erhalten hatte.

"Oh.. verzeiht!" Eine feine Röte legte sich auf ihre Wangen aber Viktor war entweder nicht taktvoll genug um es zu bemerken, oder einfach zu unsensibel und schälte sich aus der Decke, um aus dem Bett zu steigen.

Gähnend griff er nach seinem Hemd und streifte es über. Erst jetzt bemerkte er, dass Flik nicht im Raum war und er blinzelte verwundert zu dem jungen Mädchen, das bei dem anderen Bett begonnen hatte, ein frisches Laken aufzuziehen.

"Euer Freund? Ich glaube er ist unten..."
 

Tatsächlich hatte Flik das Gasthaus verlassen und fand sich frisch gebadet und in vollster Montur am Flussufer des Dörfchens nieder, wo er die breiten Schifferboote, die dort ein- und ausfuhren, beobachtete. Sein Blick verriet, dass er ehrliche Zweifel daran hegte, dass sie mit einem solchen Boot weit kommen würden..falls die Fischer ihnen überhaupt eines überlassen sollten.

In den Händen ruhte sein Schwert, die Klinge, die er nach Odessa benannt hatte.. vermutlich hatte er sich einigen Stündchen des Trainings hingegeben, denn aus irgendeinem ihm nicht erklärbaren Grunde hatte es ihn an diesem Morgen nicht allzu lang im Bett gehalten.
 

Viktor überlies, nachdem er sich fertig angekleidet und ihr Zeug zusammen gesammelt hatte, dem Mädchen den Raum und machte sich auf nach unten.

Die Wirtin brachte auch gleich, sobald sie ihn sah mehrere Teller heran und einen bis oben gefüllten Krug Bier.

"Dein Freund ist ein verdammt schlechter Esser", beklagte sie sich kopfschüttelnd. "Er wollte lieber raus, anstatt von meinem frischgebackenem Brot zu probieren!" Sie schob ihm Selbiges hin und rang die Hände. "Männer und ihre Waffen... was kann es Schlimmeres geben?"
 

Viktor kratzte sich den Kopf. Er selbst konnte nur schwer Dinge aufzählen, die ihm über ein deftiges Mahl gingen. Das Star Dragon Schwert war auf leeren Magen auch nicht wirklich gut zu ertragen...
 

Viktor musste jedoch bald feststellen, dass es ihm alleine nicht sonderlich schmeckte. Wie lange hatten sie nun zusammen in dieser Burg verbracht? All abendlich zusammen an einer großen Tafel speisend, debattierend und Viktor hatte sich so an die Scharen von Menschen gewöhnt die Tir um sich versammelt hatte, dass ihm in diesem Moment bewusst wurde, das er sich ein wenig einsam fühlte.

Murrend klaubte er einen Laib Brot und etwas Obst vom Tisch und trat nach draußen, wo seine Augen nach Flik suchten...
 

Dieser wandte derweil den Blick wieder ab vom alltäglichen Tagewerk der Männer dieses Dorfes und schloss einen langen Moment über die Augen. Dann gab er sich dem Versuch einiger Konzentrationsübungen hin und doch vermochte in seinem Kopfe keine Ruhe einzukehren, sodass er, wütend über sich selbst, die Klinge hart gegen den Stamm eines Baumes fahren ließ...

Sogleich versank das kalte Metall tief im Holz und Flik begann, sich das Haar zu raufen.

...

Diese Ruhelosigkeit machte ihn fertig; er schnaubte ein weiteres Mal, ehe er Odessa aus dem Baum zu ziehen versuchte..

Nun ja, versuchte, die Klinge dachte nicht einmal daran, nachzugeben. Flik wurde ein wenig blass um die Nase, er sah sich kurz um, ob auch ja keiner ihn beobachtet, dann stemmte er einen Fuß gegen den Baum, während er mit beiden Händen am Heft des Schwertes zog.

Alles in allem ein überaus ulkiges Bild.
 

Das dachte sich wohl auch Viktor. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht war nicht zu übersehen, auch wenn er sich auf die Zunge beißen musste, um in diesem Moment nicht laut loszulachen.

Er stieß Flik mit dem Ellenbogen an und reichte ihm in derselben Bewegung das Brot.

"Vielleicht würd's besser gehen, wenn du vorher was isst... oder kämpfen die Leute aus deinem Dorf besser mit leerem Magen?"

Immer noch grinsend ließ er sich auf einen Stein nieder und sah Flik bei seinem Unterfangen zu - selbst in stoischer Ruhe von einem Apfel abbeißend.
 

Flik hatte das Näherkommen Viktors zunächst nicht bemerkt und schrak unschön auf…. Er fühlte sich im ersten Momente deutlichst peinlich ertappt.

Das Brot nahm er, gänzlich perplex erst einmal in die Hand und folgte Viktor mit versteinertem Blicke; erst, als dieser sich hingesetzt hatte, besann sich Flik eines Besseren.

"In meinem Dorf stehen die Leute zumindest in disziplinierter Manier nicht erst zur Mittagsmahlzeit auf.."

Er widerstand der Versuchung, das Brot nach Viktor zu schleudern und warf es ihm stattdessen so zu, dass er es locker fangen konnte. "Dazu später.."

Der Blaue Blitz reckte und streckte sich kurz, verschränkte seine Finger einmal und ein leises Knacken erging, ehe er sich zum zweiten Versuche aufmachte.

Gespielt gelassen stapfte der Blonde auf den Baum zu. Gespielt. Innerlich ärgerte er sich ungemein. Er umfasste den Schwertgriff und stemmte erneut einen Fuß gegen den baum und tatsächlich - mit einem kräftigen Ruck war die Klinge befreit und Flik landete einen guten Meter weiter auf dem Hintern, so ziemlich direkt neben dem Stein, auf welchem Viktor weilte.

Er seufzte resigniert. "Jetzt."

Seine Hand streckte sich nach dem Brot aus.
 

Viktor zögerte, es ihm zu geben. Das Zeug war wirklich verdammt lecker … und Flik eigentlich selber schuld...

Er gluckste als der andere danach verlangte... dann reichte er es ihm doch.

"Nah... du hättest mich ja wecken können", brummte der Mann und kaute auf dem letzten Stück Apfel herum. Er warf den Kitsch in hohem Bogen fort und erhob sich. "Wenn du fertig bist mit Bäume schnitzen könntest du mir ja helfen ein Boot zu besorgen.“

Viktor setzte sich in Richtung Kai in bewegung....
 

Flik begann sogerade, sich zwei, drei Happen Brot einzuverleiben, als Viktor sich bereits wieder erhob. Er seufzte erneut. "Ich HABE versucht, dich zu wecken.." Rasch verschlang Flik den Rest des Brotes, dann rappelte er sich auf. In einem unbeobachteten Moment rieb er sich kurz den Hintern; der Sturz war nicht ohne gewesen, aber die Genugtuung einer Vertiefung dieser Blamage würde er gewiss nicht über sich ergehen lassen.

In einigen eiligen Schritten hatte er Viktor eingeholt, während er das Schwert wieder sicher verstaute. "Und .. wie genau gedenkst du das anzustellen?" Flik legte den Kopf in Skepsis schief.
 

Viktor lachte und ließ die Knöchel knacken. "Ich lasse einfach ein wenig meinen Charm spielen..."
 

Am Kai waren nur zwei ganze Schiffe vertäut. Viel mehr hatten an dem geradezu winzigen Steg des kleinen Dorfes auch nicht Platz...

Die Mannschaft des einen - augenscheinlich ein Handelsschiff - waren gerade dabei, Waren von und an Bord zu laden. Viktor suchte nach dem Mann, der augenscheinlich am wenigstens tat... nach eigener Erfahrung handelte es sich dabei meistens um den Kapitän.
 

Jener Mann, ein älterer Herr in einem ausladenen Mantel sah den beiden Kriegern schon entgegen und runzelte die Stirn. "Kann man euch helfen? Ihr seht nicht aus wie Einwohner..."

Sein Blick huschte über Viktors markantes Gesicht und weiter zu Fliks komplett blauer Aufmachung. "Wenn ich es nicht besser wüsste... würd' ich meinen ihr seid von einem Festival entlaufen." Er grinste. "Wisst ihr, dieser Milich Oppenheimer...."
 

Viktor machte eine unbestimmte Geste. "Ja, ja doch... ich weiß es mag etwas seltsam anmuten, aber wir sind einfach nur auf der Durchreise und wollen nach Jowston."

Ihr Gegnüber wog den Kopf. "Soso... ihr wisst aber das es dort derweilen Unruhen gibt? Womöglich steht ein Krieg bevor. Junge.. hoffentlich passiert nicht dasselbe, wie in Gregminster..."

Viktor schluckte.
 

Als der Kaptain auf sein Äußeres zu spechen kam, hatte Flik sich deutlich auf die Zunge gebissen… und seine Miene verfinsterte sich kaum merklich. Er verfolgte das Gespräch bis zu dem Moment, da Viktor verstummte.

"Dazu wird's so oder so nich' kommen.."

Der Blonde trat vor und deutete mit einem kurzen Nicken eine Art Begrüßung an. Das Wort des blauen Blitzes erklang sicher und schien keine Zweifel zulassen zu wollen, obgleich Flik sich natürlich im Leben nicht des Schicksals einer fremden Region sicher war. "Wenn Ihr Euch natürlich fürchtet.. " Eine wegwerfende Geste folgte, "dann lässt sich wohl wenig machen.. sollte es jedoch anders sein, dann lasst uns auf Eurem Schiffe mitreisen."

Eine auf Wirkung bedachte Pause folgte. "Sollte wider Erwarten Gefahr drohen.. nun, wir sind des Führens eines Schwertes nächtig."
 

Tatsächlich maß der Mann sie beide nun mit eingehendem Blick, diesmal jedoch über Aufmachung und Farbwahl hinweg sehend. Dann nickte er zu Viktor. "Bei dem großen da hab ich keine Sorge. Der sieht aus als könnt er zupacken. Aber du Gecke... kannst du damit auch umgehen, oder trägst du das Schwert an deiner Seite nur zur Zierde?"

Er nickte zu Flik, dann kniff er ein Auge zusammen und spuckte aus. "Wisst ihr.. es ist ein gutes Stück nach Radatt und ich kann kein unnützes Pack an Bord brauchen. Da lad' ich mir lieber ein, zwei Fäßer mehr auf... die bringen wenigensten Geld."
 

Eine Augenbraue Fliks zuckte energisch auf und nieder, während der Krieger selbst versuchte, sich recht gelassen zu geben. Viktor, der Flik ja nun schon eine ganze Weile kannte, durfte jedoch die Anspannung bemerken. "Macht Euch nicht lächerlich; ich würd' wohl kaum hier stehen, wenn dem nicht' so wär'... von einem Mann wie Euch hätte ich einen klareren Blick in derartigen Dingen erwartet."

Sein Blick fixierte stumm und in geübter Kälte den des Kapitänes.
 

Dieser verharrte lange Zeit unschlüssig. Besonders eingehend blieben die alten Augen auf der Stelle haften, wo die Wunde nur noch von einer roten Färbunge des ansonsten blauen Stoffes verraten wurde. Schließlich zuckte der Seemann ergeben mit den Schultern. "Ihr gebt wohl keine Ruhe, was? Ich vermute auch, dass Euch der Koloss hier nicht zurücklassen wird."

Viktor erwiderte den Blick amüsiert.

Ein Seufzen erging… dann wandte der Mann sich ab und wedelte mit der Hand. "10 Minuten. Dann legen wir ab."
 

Als sie außer Hörweite waren verschränkte Viktor die Arme hinter dem Kopf und grinste Flik an. "Das ging doch leichter als gedacht. Und ich hab' nicht mal wirklich Überzeugungsarbeit leisten müssen..."
 

Fliks Augenbraue brauchte lange, um sich wieder zu beruhigen, sodass der Krieger einen tiefen Zuf frische Luft in seine Lungen zog. "Was denkt der sich bloß?"

Seine Stimme verendete in einem zornigen Zischen; ein finsterer Zug wohnte seiner Miene inne. Das war heute definitiv nicht Fliks Tag und er war auch ganz sicher, dass er's nicht mehr werden würde. "Dem werde... ich werde.. "

Der Blonde murmelte über lange Minuten noch ein ausgesprochen ausgeprägtes Arsenal an Flüchen vor sich hin, dann schüttelte er irgendwann ein wenig energisch das Haupt und besann sich eines Besseren.
 

Viktor lachte und schlug dem anderen auf die Schulter, was Flik einen Schritt nach vorne taumeln ließ.

"Ich hab unser Zeug schon runter gebracht. Wart' hier, ich hol's... aber lass die Bäume in Ruhe, sonst kommen wir heut' nicht mehr hier weg."

Verschmitzt grinsend trabte der Hüne auf das Gasthaus zu und verschwand in der Tür. Fliks Fluch konnte er noch bis innen hören.
 

Die Wirtin sah im schon entgegen, als Viktor das Gepäck schnappte und schultern wollte. "Ihr brecht auf? Seid vorsichtig.... Was da in Gregminster passiert ist.. zum Glück hat das Feuer nicht auf den Wald übergegriffen..."

Sie seufzte und steckte Viktor noch ein Päkchen Proviant zu. Der Mann dankte es ihr mit einem verschmitzten Lächeln, wuschelte dem Jungen, der mal wieder an ihrere Schürze hing, durchs Haar, bevor er wieder zu Flik nach draußen stapfte.
 

In der Wartezeit ließ Flik den Blick durchs Dorf schweifen und beobachtete hier und da die einfachen Dorfleute bei ihrem Tagewerk. Er trat gerade ein Steinchen aus seinem Wege, als auch schon Viktor aus dem Wirtshaus zurückkehrte. Manchmal war es ihm wirklich ein Rätsel, wie dieser grobschlächtige Mensch es doch immer wieder schaffte, sich die Sympathien anderer Menschen anzueignen, während er selbst hierbei meistens den Kürzeren zu ziehen pflegte. Er beobachtete Viktor eingehend, wie dieser mit dem Gepäck herbeieilte, dann jedoch grinste er in sich hinein.

Wie könnte man diesen kerl denn auch nicht mögen?
 

Viktor reichte Flik den Teil seines Gepäcks und nickte auf das Proviantpäkchen. "Vermute das reicht bis wir die nächste Stadt erreichen. Radat... sollte größer als das Fleckchen hier. Da lässt sich sicher irgendwie Geld machen." Er grinste und sie wandten sich in Richtung Kai.
 

Der Kapitän sah ihnen schon bezeichnend entgegen. Vermutlich hätte er sich diese Geste auch nicht nehmen lassen, wenn sie früher wieder zurück gewesen wären…
 

Gut gelaunt ging Viktor an Bord. Das Schaukel unter seinen Füßen erinnert ihn auf Anhieb auf die Überfahrt zu ihrer Burg und er lächelte in Gedanken.... bis ein Seemann in barsch aus dem Weg kommandierte, um eine Kiste vorbei zu schleppen.

Kopfschütteld ließ Viktor das Gepäck einfach da fallen wo er stand und trat an die Reling....
 

Flik für seinen Teil hatte das Gepäck einfach wortlos entgegengenommen und trottete dann neben Viktor auf das Schiff zu. Er ließ dem anderen den Vortritt, um dann ebenfalls auf das Schiff zu treten, ohne jedoch den Kapitän auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen.

Kurz sah er sich auf dem Schiffe um, ehe auch er sich an die Reling verzog. "Kann ja heiter werden.." Irgendwie wünschte er sich, er wäre heute Morgen einfach im Bett liegen geblieben. Der Blonde ließ sich mit dem Rücken an die Bordwand niedersinken und zog seine Beine etwas aus dem Weg, damit keiner der Männer darüber stolperte.
 

Das Boot legte ab und folgte dem breiten Flussverlauf nordwärts.

Viktor wurde es bald müde auf das vorbeiziehende Ufer zu starren und er lies sich neben Flik sinken. Dessen schlechte Laune war ihm nicht entgangen und er beantwortet sie wie sonst auch mit einem amüsierten Grinsen.
 

In Ermangelung einer Alkoholflasche oder eines Bierkruges mit dem er herumhandtieren konnte, spielten seine Finger bald mit dem Ende eines zusammengerollten Taues.

Es war einer der seltenen Zustände, die man nicht oft bei Viktor sah, aber der Mann schien tatsächlich in Gedanken versunken…

Er verstand immer noch nicht wirklich, warum Flik ihn begleitete. Er hatte immer geglaubt der andere wäre nur auf Odessas Wunsch hin bei der Liberation Army geblieben, nachdem Tir das Kommando übernommen hatte... Es hätte ihn nicht überrascht, wenn Flik nach ihrem Sieg als einer der ersten auf und davon gewesen wäre...

Stumm maß er den Freund von der Seite aber verschob den Gedanken, als das monotone auf und ab das Schiffes und das Rauschen des Wassers den Schwarzhaarigen leicht schläfrig werden ließ.
 

Viktor gähnte und rieb sich den Nacken. "Hab' ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich froh bin, dass du Sanchez nicht getötet hast?"
 

Den Kopf gegen das harte Holz des Schiffes zurücklehnend beobachtete Flik über lange Minuten die vorbeziehenden Wälder und Ackerlandschaften. Auch seine Gedanken gerieten ans Wandern… fanden zurück zu der Schlacht um Gregminster..

Bis ihm schließlich Viktors Worte ins Gedächtnis riefen, dass er hier war, auf diesem kleinem Schiffchen, irgendwo kurz hinter dem Fischerdorf Banner.. fernab des Schlachtfeldes.

Er sah sich ein wenig verwundert zu dem anderen um; wie mochte der wohl auf das Thema gestoßen sein?

"Bist du das?" Er hob fragend eine Augenbraue und erinnerte sich kurz zurück an jenen Moment, da ihm die Entscheidung der Vollstreckung eines möglichen Todesurteils über den Verräter offen gelegen hatte. Langsam wandte der Blonde das Haupt wieder ab, starrte wieder über den Bordrand hinaus. "Wieso? Ich denke nach wie vor, dass er's.. " Er dachte zurück an den alten, unscheinbaren Mann. ".. er hätte es verdient gehabt."

Eine seltsame Heiserkeit wohnte der Stimme des Kriegers inne.
 

Viktor deutete ein halbes Schulternzucken an. "Was hätt's geändert? Außen das es dich vermutlich verändert hätte..."

Die letzten Worte waren nur noch leise zu Flik hinüber geweht.

Der Krieger seufzte, bevor sich wieder das altbekannte Grinsen auf seinem Gesicht zeigte.
 

Wie ausgewechselt erhob er sich dann plötzlich und machte ein paar Schritte über das Deck. "Naah.. wie lange dauert das denn noch?" Viktors Blick suchte den Horizont ab. Und tatsächlich zeichneten sich nach einiger Zeit entfernt die ersten dunkeln Silhouetten der Staudämme von Radat ab.
 

Doch Flik biss sich auf die Unterlippe und noch einmal hatte er das selbe Gefühl wie in diesem Momen, als sie dem Verräter gegenüberstanden; eine alte Wut glühte irgendwo in ihm auf und doch rang er um Ruhe. Auch ohne sich all dies noch einmal vor Augen zu halten, fühlte er sich an diesem Tage nicht gut.

"Es.. wäre mir trotz allem eine Genugtuung gewesen.." Fügte Flik verspätet an… unklar blieb, ob er diese Worte mehr für sich oder als Antwort auf Viktors Worte aussprach.

Er blinzelte gegen die Sonne zu Viktor hinauf und folgte schlussendlich seinem Blick.

Als auch er amfernen Horizont etwas zu erblicken glaubte, stemmte er sich rasch auf beide Beine und klopft sich fahrig den Dreck vom Umhang.
 

...

"Ist das dort bereits Radat?" Er wandte sich zwar an Viktor und doch war es ein Besatzungsmitglied des Schiffes, das ihm Auskunft gab. Der Mann zog gerade kräftigen Armes einige raue Seile fest und fixierte diese an der Reling. "Yo.. das is's" Er hielt kurz inne und sah ebenfalls dem Horizont entgegen. "Sin' zeitig dran heut'.. " Er lachte kurz auf, ehe er sich sodann wieder an die Arbeit machte.
 


 

Viktor hatte sich ihr Gepäck schon über die Schulter geworfen, als das Boot mit einer leichten Erschütterung am Kiel anlegte und ein Seemann einem anderen am Ufer ein Tau zuwarf, was dieser an Land befestigte um das Boot zu sichern.

"Hah... endlich wieder festen Boden unter den Füßen." Viktor stapfte von Bord und schirmte die Augen mit der Hand vor der Mittagssonne ab. Tatsächlich war die Stadt um einiges größer als Banner und konnte sich auch mit Recht so nennen. Viktor war sie in guter Erinnerung geblieben. Es gab hier ein ausgezeichnetes Restaurant und das Hotel war auch bequem... für die, die es sich leisten konnten.
 

Auch Flik trat raschen Schrittes von Bord, um den Seeleuten dort kein Hindernis zu sein und blickte sich um. Es ließ sich nicht abstreiten, dass er Gefallen an Radat fand und so trat er raschen Schrittes zu Viktor, der sich hier auskannte.

"Und?" Der Blonde kratzte sich kurz im Nacken. "Was denkt der 'Koloss' nun, wie's weiter geht..?"
 

"Hmf..." Auch Viktor sah sich um. Zur ihrer rechten führte ein Weg aus der Stadt heraus, in den östlichen Teil des Landes in dem nur ein paar kleine Dörfchen lagen. Linker Hand ging es nach South Window, Kuskus, und wenn man noch ein Stück weiterging: Viktors alte Heimat North Window.

"Also entweder wir bleiben bis morgen, wobei wir kein Geld mehr fürs Hotel haben, oder wir gehen bis Sonnuntergang weiter und übernachten irgendwo unter freiem Himmel..."

Der Schwarzhaarige seufzte. "Hab Hunger... Ein Jammer, dass wir keine Zeit haben, hier einen Happen zu essen. Es gibt da eine ganz vorzügliche Küche..."

Während Viktor noch weiter erzählte schlenderten die beiden langsam Richtung Stadtmitte.
 

Fliks Magen gab ebenfalls hin und wieder ein Grollen von sich, ohne dass der Krieger darauf jedoch weiter einging. Er bedachte Viktors Worte mit einem Nicken und sann einen langen Augenblick über ob der richtigen Entscheidung.

"Ich halt's für sinnvoller, wenn wir weiterziehen.." Er strich sich in gewohnter Geste einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und seufzt. "Wie du schon sagst, es ist uns kein Geld geblieben."
 

Ein auffälliges Gebäude zog kurz darauf seine Neugier auf sich; es handelte sich um ein großes, wohlbewachtes Anwesen am Stadtrand. Flik besah es sich aus der Ferne und hatte vermutlich gerade etwas sagen wollen, als der Ruf einer fremden Stimme ihn zusammenfahren ließ.
 

"Sir, wartet!"

Die schlanke Gestalt eines jungen Mannes trat hervor; seine Kleidung verriet ihn als Boten aus Muse.

Der Busche schien außer Atem und der Schweiß stand ihm perlent auf der Stirn. In seiner Rechten hielt er die Zügel eines Pferdes, welches ebenfalls deutlichst aus der Puste geraten war - ja, die dünnen muskulösen Beine des Warmblüters zitterten in Anspannung - und um seinen Körper schlang sich ein ledernes Behältnis, welches für das Aufbewahren wichtiger Botschaften gedacht war.

Der junge Mann blickte von einem zum anderen, wobei sein Blick ein wenig perplex auf Flik hängen blieb. "Seid Ihr Sir Viktor?"

In Anbetracht der Tatsache, dass er losgeschickt worden war, einen meisterhaften Kampfgefährten Anabelles aufzutreiben, schien er wohl davon auszugehen, dass es sich hierbei um eine imposante Gestalt handeln musste. "Eine Brieftaube brachte die Information, dass Ihr für die Befreiungsarmee in den Kampf gezogen seid.." Er strich sich die Schweißperlen von der Stirn. "Lady Anabelle vermutete, dass ihr nun, da der Krieg ein Ende fand, auf kurz oder lang hier auftauchen würdet.."
 

"Ich bin Viktor", mischte sich der hünenhafte Mann ein, das 'Sir' gefliessentlich übergehend. Stirnrunzelnd musterte er erst das abgekämpfte Tier - der Junge musste es von Muse bis her durchgeritten haben - dann den jungen Mann selbst.

Zuerst schien der Bote noch ein wenig skeptisch, denn er bedachte Viktor ebenfalls mit einem kuriosem Blick, dann nickte er aber erleichtert.

"Sehr gut." Immer noch mäßig keuchend griff er in die Nachrichtentasche und reichte Viktor ein zusammengerolltes Pergament, welches das Siegel des Stadtoberhauptes von Muse trug.

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn, als er es entgegen nahm. Er bezweifelte irgendwie, dass Anabelle ihn derart vermisst hatte, das sie ihm eine Willkommensnachricht zukommen lassen würde...

Und sein Verdacht bestätigte sich.
 

Flik konnte einen Schatten über das Gesicht des Freundes fliegen sehen, als seine Augen über die wenigen Zeilen huschten.

"Hm.. nicht' gut", war sein erster Kommentar dazu. Und als er in das fragende Gesicht seines gefährten blickte, fuhr er ernst fort: "Sieht so aus als würde Highland nicht mehr lange stillhalten.. Muse rüstet auf. Und der Rat vermutet, dass sie nicht genug eigene Soldaten zur Verfügung haben, sollte Highland tatsächlich in Jowston einfallen..."

Der Hüne kratzte sich am Kopf. "Besser wir beeil ’n uns..."
 

Hinter Viktor tauchte derweil ein Kopf im Fenster des Hauses auf, vor dessen Anwesen sie noch immer standen, verschwand aber zu schnell wieder, dass einer der drei ihn bemerken konnten….
 

"Sir", unterbracht der Kurier aus Muse die beiden Männer zögerlich. "Lady Anabelle lässt Euch Pferde stellen, für die Reise..."

"Großartig!" Viktor grinste. "Meine Füße bringen mich fast um."

Wieder blinzelte der junge Mann verwirrt, bevor er jedoch ein weiteres Pergament hervorkramte und weiterreicht.

"Damit", erklärte er "könnt Ihr Euch ein beliebiges Tier aus den Ställen nehmen. Jeder Bürger im Stadt-Staat ist zu Kriegszeiten dazu verpflichtet, das Land zu unterstützen."
 

Viktor nickte und warf gerade einen musternden Blick auf das Schreiben, als die Tür des Anwesens aufging und ein fein gekleideter Mann heraustrat, der ihnen ganz und gar nicht freundlich entgegenblickte.

"Was steht ihr hier herum und haltet Maulaffen feil?" blaffte er die kleine Gruppe an. "Dies ist das Anwesen von Meister Shu und es ist nicht gestattet auf diesem Grundstück öffentliche Versammlungen abzuhalten - oder sich überhaupt darauf aufzuhalten!"
 

Als der Bedienstete aus dem prächtigen Anwesen heraustrat und ihnen eine Standpauke hielt, schnaubte Flik leise auf. "Ich weiß zwar nicht, wer dieser Shu sein soll.."

Er entfernte sich ein wenig von Viktor und dem Boten und trat drohender Miene auf den feinen Herrn Untergebenen zu ".. aber ich warn' dich - ist heute ein ganz mieser Tag für diese Art von Ton, die du hier anschlägst!"

Bei seinem letzten Wort trat er lautstark mit einem Fuße auf, sodass der Diener einen Schritt zurückstolperte. Er funkte zornig zu Flik, dann zu den anderen, ehe er die Tür deutlich vernehmbar schloss.
 

Leise fluchend trat der Blonde zu Viktor zurück und versuchte, sich wieder zu beruhigen.

"Nun das mit den Pferden klingt jedenfalls besser, als blanker Fußmarsch.." Er hielt inne, als ihm plötzlich noch etwas in den Sinn kam.

Stirnrunzelnd wandte er sich an den Boten. "Eure Lady Anabelle hat nicht zufällig an einige Potch für die Reisekasse gedacht?" Ein Kopfnicken auf Viktor erfolgte.

"Ich fürchte, sonst frisst er mir auf kurz oder lang die Haare vom Kopf."
 

Nun war es an Flik, einen bezeichnenden Blick des jungen Mannes zu erhalten. Scheinbar hatten weder er, noch Anabelle damit gerechnet, dass die beiden Söldner ausgebrannt in Jowston ankommen würden…

Wäre alles anders gelaufen, hätte ihnen Tir sicherlich einen großzügigen Teil der Kriegsbeute für den Weg mitgegeben. So jedoch...
 

Der Bote warf einen unbehaglichen Blick rüber zum Anwesen, als er Flik einen Beutel reichte, aus dem es vielsagend klimperte. Auf seinem Gesicht stand der Wunsch geschrieben, sich möglichst rasch von hier zu entfernen, doch zumindest Viktor hatte das Auftauchen des Dieners nicht im geringsten aus der Ruhe gebracht.
 

"So", brummte der bärenhafte Mann, das Stück Pergament in der Hand drehend, als ließe sich, anders herum gehalten, noch eine weitere Nachricht darauf finden. "Also spazieren wir damit einfach in den nächstbesten Stall und besorgen uns zwei Pferde."

Die Worte waren mehr eine Feststellung, denn eine Frage, dennoch nickte der Kurier aus Muse. "Ganz genau... und nun würde ich mich auch gerne empfehlen, wenn die Herren keinen Wunsch mehr haben."

Er deutete eine Verbeugung an und schwang sich auf sein Tier. "Angenehme Reise. Ich werde Lady Anabelle von Eurer Ankunft im Stadt-Staat berichten."
 

Flik derweil nahm das Beutelchen mit dem Geld an sich und bedachte den Boten mit einem dankbaren Nicken. Die Tatsache, dass es sich hierbei vermutlich um das Privatvermögen des Kuriers handelte, störte ihn hierbei nicht im Geringsten.

„Eine gute Reise wünsch’ ich Euch ebenfalls..“ Flik nickte dem Mann zu, der gerade die nunmehr entleerte Dokumententasche am Sattel seines Pferdes befestigte.

Dann jedoch gab er dem Pferd mächtig die Sporen und wenige Minuten später schon wurde das Hufgetrappel am Ende der Straße auf dem vom grasbewachsenen Boden verschluckt.

Flik zuckte zusammen, als die Fensterläden des großen Anwesens, vor welchem sie noch immer verweilten, lautstark zugeschlagen wurden…

...

„Klang ja ziemlich eilig..“ Flik versuchte, über die massige Schulter seines Freundes einen Blick auf den Brief zu erhaschen. “Worum geht’s denn genau?“
 

"Na ja.." Viktor drehte das Pergament noch einmal, bevor er es endgültig in seine Hosentasche stopfte. "Genaueres steht da auch nicht'.." Er grinste. "Vermutlich braucht der Stadt-Staat Hilfe von ein paar alten Haudegen. Am besten geh'n wir hin und fragen Anabelle selbst."
 

Die beiden verließen endlich das Anwesen; sehr zum Wohlgefallen des Dieners, dessen Blick die beiden bis zuletzt in ihren Rücken hatten spüren können.
 

"Vorschlag", verkündete Viktor, als sie auf dem Markplatz der Stadt ankamen und wandte sich an Flik. "Du besorgst uns was zu beißen und ich such nach dem nächsten Stall. Treffen wir uns dann wieder hier."
 

Der Freund dachte kurz nach und nickte dann. "Gut.." Kurz darauf entdeckte Flik auch schon ein Gasthaus in der Ferne, das er aufsuchen konnte.

Kaum, dass sie die Mitte des quadratischen Platzes der Stadt erreicht hatten, wandte sich Flik erneut an Viktor. "Dann sehen wir uns gleich hier wieder.. und ich warne dich.." Seien Stimme wurde leise… "Auf einem Esel möchte ich diese Stadt nicht verlassen."
 

Kurz noch hielt der ernste Gesichtsausdruck an, dann jedoch schmunzelte Flik und wandte sich ab, in Richtung des großen Hauses staksend. Die robuste hölzerne Tür verschluckte ihn auch sogleich.
 

Viktor sah dem anderen noch nach und grinste breit.

Dann begann er seine planlose Suche in den Straßen der Stadt.

Radat war nicht einmal halb so groß wie Muse... ein Glück, so fand Viktor auch bald ein Gebäude, in der Nähe des Hotels, aus dem ihm der typische, leicht penetrante Geruch von gebrauchtem Stroh und Pferdeschweiß entgegenschlug.

Der Hüne kramte das Pergament hervor und klopfte gegen das massive Holztor. Ein Mann mittleren Alters öffnete ihm. Er musste erst einmal den Blick ein ganzes Stück heben, um Viktors Gesicht eingehend betrachten zu können. "Was gibt's?"

Der Schwarzhaarige hielt ihm das Schreiben hin und spähte an dem Mann vorbei in die dunklen Räumlichkeiten. "Ich brauch' zwei Pferde."

Der andere sah von dem Pergament auf und musterte Viktors hünenhafte Gestalt erneut, eine Braue vielsagend erhoben. "Das glaub' ich dir gern'..."
 

Viktor blinzelte etwas verwirrt, doch zu seinem Glück trat der Mann einen Augenblick später in den Stall zurück und erlaubte ihm den Eintritt. "Hätt' ja nicht gedacht, dass sich's so rasch ausbreiten würd'.." Er deutete dem Söldner mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen und trat dann durch den länglichen Stall hindurch. An beiden Seiten erstreckten sich hölzerne Boxen, in denen hier und dort auch ein paar Pferde standen. ".. das mit'm Krieg, mein' ich."
 

Flik währenddessen blickte sich in einem gemütlichen Gasthaus um und trat schlussendlich an den Tischen vorbei zu einer jungen Dame, die gerade einen Berg an Tellern auf den Armen jonglierte. "Eh...", setzt er schon an, entschied sich dann jedoch, ihr einen Moment Zeit zu geben, das Geschirr abzustellen.

Kaum, dass sie dies getan und sich den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, wandte sie sich ihm zu und strahlte.

"Willkommen! Was kann ich für Euch tun? Ich glaub'.." Sie blinzelte kurz an ihm vorbei. "..dort hinten war noch ’n Tisch frei."
 

Der blaue Blitz folgte kurz ihrem Blick, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Ich brauche keinen Tisch, ich brauche .. Wegzehrung für mehrere Tage" Bekräftigend nickt er auf seine Worte. Die Ausnahme würden sie wohl nicht darstellen; in Radat zogen gewiss einige heimatlose Rabauken und hungrige Söldner umher, denen es auch für weite Wegstrecken von Radat entfernt nach gutem Essen verlangte.
 

"Soso“, strich sich die Bardame eine Haarsträhne zurück und lächelte süßlich. Anscheinend hatte sie nicht oft so stattlichen Herrenbesuch in ihrem Etablissement. "Reist so ein edler Herr wie Ihr allein, oder für wie viel Mann soll's sein?"

Der Blick, mit dem sie den Blauen musterte, sprach Bände. Ein Jammer, dass er nicht bleiben wollte. Bei dem ganzen Pack was sich sonst so durch Radat schlich kam ihr so ein herrlicher Krieger gerade recht. Und recht gut betucht kam er ihr auch vor... was brauchte es mehr?
 

Ein wenig irritiert musterte Flik die junge Dame ein wenig eingehender als zuvor. "Eh…“ Er zögerte einen kurzen Augenblick, dann jedoch ergriff er das Wort. "Für zwei Mann.. … … nein wartet, besser noch für drei.. "

Der Blonde trat einen Schritt zurück von ihr, in der stillen Hoffnung, sie würde entweder dort stehen bleiben, wo sie nun stand oder aber in Richtung Küche verschwinden.
 

"Hehe.. gut, wartet einen Moment." Die junge Frau klimperte mit den Wimpern und verschwand tatsächlich in der Küche - und anschließend im daran angrenzenden Lagerraum.

Fliks Wunsch war schnell zusammen getragen und landete gut verschnürt vor dem Krieger auf einem Tisch. Mit diesem Berg an Nahrung sollte sogar Viktor satt in Muse ankommen...
 

"Bitteschön", säuselte die Dame und schenke Flik ein weiteres zuckersüßes Lächeln. "Das macht dann 340 Potch... " Sie grinste und vermutlich war es auch nicht ganz ernst gemeint, als sie anfügte: "Bar oder in Naturalien?"

Flik, der sich soeben daran gemacht hatte, die Wegzehrung einigermaßen sinnvoll im Gepäck zu verstauen, horchte auf, als sie ihm den Preis für die Speisen nannte. "Sicher, einen Moment, ich.. " Ihr nächster Satz brachte ihn jedoch vollkommen aus dem Konzept und ein wenig entgeistert starrte er sie an, die Arme vollends im Gewühl des Gepäcks vergraben.

Langsam, ganz langsam zog er seine Hände wieder hervor, in ihnen den Geldbeutel haltend, aus welchen er eigentlich den Preis für die Nahrungsmittel entnehmen wollte. "W-was..?" Sein Mund wurde trocken und ein leichter Rotton legte sich auf seine Wangen. "I-ich.. "
 

Er trat erneut einige Schritte zurück, darum bemüht, die Fassung zu wahren. "I-ich bin bereits vergeben, a-also.. " Er kramte langsam das Geld hervor, um es auf dem Tische niederzulegen und hatte es dann ziemlich eilig, mit dem ganzen Gepäck das Gasthaus zu verlassen.

Die Frau sah Flik enttäuscht hinterher und seufzte theatralisch... bevor sie das Geld zusammenklaubte und in ihre eigene Tasche, oder eher: im Dekolleté verschwinden ließ.
 

Sporadisch tastete Viktor derweil die Pferdeboxen mit Blicken ab. Die meisten Tiere fand er schrecklich dünn und bezweifelte irgendwie, dass sie ihn über längere Zeit tragen konnten. Dass der Kerl neben ihm immer noch in sich hinein grinste ärgerte ihn zusätzlich

Flik war hier der Reiter, war er doch der Captain der Kavallerie im Kampf…

... Und er selbst Anführer der Fußtruppen.

Viktor fiel wieder ein, warum er die Infanterie vorzog... Eigentlich setzte er sich nur auf ein Pferd, wenn es nicht anders ging.
 

"Vielleicht ist's besser Ihr -" setzte der Pferdewirt nach einer Weile an, wurde aber unterbrochen als sein Besucher in einer der letzten Boxen verschwand. Weiter hinten hatte der Wirt die reinrassigen Tiere stehen.. damit ein dahergelaufener Reisender sie nicht sofort sah...

Doch Viktor hatte die beiden Tiere entdeckt: Ein schwarzer kräftiger Hengst mit aschgrauer Mähne und eine braune Stute, die grazil hin und her tänzelte.

Lachend schlug der Mann dem schwarzen Tier leicht auf die Flanke. "Der passt, genauso ein Bastard wie ich!"
 

Der Pferdewirt verzog deutlich erkennbar das Gesicht und wie, als läge ihm ein bitterer Wein im Munde, spuckte er aus und schüttelte nur den Kopf. "Tss.. das hätt' ich mir auch denken können.. " Zornigen Schrittes wandte er sich ab und stakste einige Meter weiter.

"Das Beste, was ich im Stall hab'.. jaja.. " Er fluchte laustark und trat zornig mit dem Fuß gegen das massive Holz einer Pferdebox. Sein Gesicht war rot angelaufen vor Wut und er fühlte sich irgendwie hilflos - zwar kannte er seine Verpflichtung dem Lande gegenüber und doch ließ sich diese Wut nicht aus seinem Kopf und den Gesichtszügen bannen.
 

Viktor ließ den anderen sich austoben, bevor er sich betont höflich nach ein paar Sätteln erkundigte. Die braune Stute beäugte ihn immer noch unverwandt und Viktor kam irgendwie der abstruse Gedanke, dass das Tier sich vermutlich gut mit Flik verstehen würde...

Immer noch ärgerlich kehrte der Pferdewirt zurück und warf dem anderen zwei Sättel zu, die dieser, zu seinem noch größeren Ärger, trotz der Wucht des Wurfes, leicht auffing.

"Ich nehm' dann die beiden, wenn's nichts ausmacht...", meinte der Schwarzhaarige mehr zu sich selbst, als er schon eifrig damit beschäftigt war, die Tiere aufzuzäumen.

"Besser Ihr tut unserem Land einen guten Dienst", zischte der Mann Viktor noch zu, bevor er verschwand. Es war vermutlich kein Anblick, den er länger ertrug, mit anzusehen wie dieser Hüne von Kerl ungeschickt und ein wenig die grob die beiden wertvollsten Tiere seiner Zucht aufzäumte...
 

Lange verweilte der Pferdehüter noch in der Tür stehend und blickte zornigen Auges den Juwelen seiner Zucht hinterher, dann zog er wütend die Stalltüre zu, sodass es laut über den Platz hallte. Hier hatte sich Viktor wohl wahrlich keine Freunde gemacht.
 

Draußen lief Flik fast in den Freund mit den Pferden hinein, der sich schon daran machen wollte, nach dem anderen zu suchen.

Der schwarze Hengst schnaubte unwillig, bis Viktor ihm beiläufig, beruhigend auf den Hals klopfte.
 

Der Blick des Hünen legte sich auf den Blonden und ein Auge zusammengekniffen musterte er den Freund eingehend. "Is' was passiert? Du bist rot um die Nase." Amüsiert reichte er Flik den Zügel der braunen Stute und nahm ihm nebenbei wie selbstverständlich einen Teil Vorräte ab um sie in seinen Satteltaschen zu verstauen.
 

Als Flik die Zügel der Stute entgegen nahm zog ein kühler Blick in Viktors Richtung; deutlich dürfte zu erkennen sein, dass da wohl etwas ganz und gar nicht nach seiner Vorstellung gelaufen war. Er machte sich ebenso daran, den Proviant in den Satteltaschen zu verstauen, wobei das ganze jedoch leicht fahrig wirkte. Dann klappte er die ledernen Taschen zu und schüttelte etwas zu energisch den Kopf.

"Nein, is's nichts..." Der Krieger begutachtete sein neues Pferd, nickte anerkennend und strich kurz über das tiefbraune Fell der Stute. "Aber das nächste Mal.. besorgst du den Proviant."

Mit diesen Worten schwang Flik sich dann auch in den Sattel.
 

Viktor gluckst. "Muss ja die Hölle gewesen sein... irgendwie scheinen mir die Leute hier allesamt nicht sonderlich freundlich. Wird Zeit, dass wir hier wegkommen."

Damit saß er ebenfalls auf, ignorierte das fast schon protestierende Schnauben und lenkte das Tier umständlich herum.

"Hm... würd's sagen wir reiten ostwärts. Sonst müssen wir übers Wasser..."
 

„Hmpf, eher ZU freundlich..“ Fliks verzog den Mund und sein Blick glitt einmal von West nach Ost, dann nickte er zustimmend. Diese Gegend war ihm mehr denn nur fremd und so gab er seinem Pferd via Zügelgriff und Sattelbesetzung zu verstehen, wohin es gehen sollte. Zum Glück kannte wenigsten Viktor sich hier aus…
 

…………
 

Sie ritten bis zum Abend, rasteten unter dem Schutz einiger Bäume und brachen am nächsten Morgen zeitig auf.

Bald wurde Viktor müde von der monotonen Landschaft... grüne Ebenen, wohin das Auge reichte und hin und wieder ein Baum. "Man sollte nich' meinen, dass hier bald ein Krieg bevorsteht..", murmelte er zu sich selbst, als sie ein größeres Waldstück passierten.
 

Als sie an Ryube vorbeikamen, verzog Viktor den Mund. Wo waren sie hier bloß hingeraten...

Er orientierte sich grob am Stand der Sonnen und lotste sie nordwärts, bis sie das nächste Dorf - Toto erreichten.

Hier knirschte der Krieger mit den Zähnen.. noch mehr Bauern und kleine Kinder, die lachend neben ihren Pferden herliefen...
 

Die Kinder ein wenig gedankenverloren beobachtend ließ Flik seine Stute langsam neben Viktors Pferd hertraben. Hin und wieder erkundete er sich bei seinem Gefährten danach, wie weit es denn noch wäre und was für eine Stadt Muse eigentlich sei.

Ein wenig gelangweilt ließen sie schlussendlich auch Toto hinter sich und ritten die kommenden Tage über weites Grasland, bis irgendwann endlich die Stadtmauern von Muse in weiter Ferne in Erscheinung traten.

Mit dem Ansporn der Erleichterung gaben sie ihren Pferden die Sporen und am gleichen Abend noch erreichen sie die Stadttore…
 

...
 

Flik glitt vom Pferde hinunter und ergriff die Zügel, als sie nun fußwärts auf das Stadttor zutraten. Er tätschelte die Stute kurz und sah zu Viktor hinüber. "Suchen wir uns ein Gasthaus oder wolltest du heut' Abend noch zu ihr?" Irgendwie glaubte er, die Antwort des Freundes schon zu kennen…
 

Viktor schnaubte amüsiert. "Ich war 'ne Ewigkeit nicht mehr hier. Und ich werd' sicher nicht ruhig schlafen können, bevor ich nicht weiß was los is'."

Auch Viktor führte sein Tier nun am Zügel. Die Wache am Tor maß die beiden zwar kritisch, aber Anabelles Schreiben räumte auch die letzten Zweifel auf und sie wurden in die Stadt eingelassen.
 

In der Tat war Muse gewaltig. Als Hauptstadt von Jowston reihte sich ein Gebäude an das nächste und trotz vorangeschrittenem Abend waren die Straßen voller Menschen und von überall boten Händler lautstark ihre Waren an.

Viktor atmete tief ein. Nach der ländlichen Idylle die letzten zwei Tage war das hier genau, wonach ihm der Sinn stand.

Er musterte Flik, der neben ihm ging, und überlegte schon den Freund zu fragen, ob er lieber im Gasthaus warten wollte.. aber irgendwie war ihm danach, Flik Anabelle vorzustellen. Und er zweifelte daran, dass sich der blaue Blitz die Gelegenheit entgehen lassen würde, einen von seinen Freunden kennenzulernen.. und sich nebenbei höflich für Kost und Pferd zu bedanken.

Viktor grinste in sich hinein.
 

Flik zeigte sich tief beeindruckt von den kunstvollen Bauten der Stadt, von den breiten Straßen, von der Masse an Menschen, die sich hier wirr und unbedarft ob des nahenden Krieges tummelte. Nach den langen Tagen der Reise genoss er deutlich erkennbar die drückende Stadtluft und das trügerische Gefühl von Sicherheit hinter den festen Mauern Muse's.

Da Viktor sich hier eindeutig mehr auskannte, als er selbst es wohl jemand tun würde, folgte er ihm langsamen Schrittes. Immer wieder verlor sich sein Blick an seltsamen Gestalten des normalen Bürgervolkes, an auffälligen Gebäuden und blieb schlussendlich auch am Staatsgebäude hängen.
 

Dieses war in seiner pompösen Bauart auch gar nicht zu übersehen; ragte es doch als riesiger Gebäudekomplex direkt vor ihnen auf, kaum das sie die Stadt ein wenig durchstreift hatten.

Sie banden die Pferde am Tor an und Viktor sah beeindruckt an den Mauern hinauf. Selbst er musste den Kopf in den Nacken legen, um die Stelle ausmachen zu können, wo sich das Dach verjüngend mit dem Himmel traf.

"Vor‘n paar Jahren sah es hier noch ganz anders aus..", murmelte er. "Weißt du, als Anabelles Vater Darell hier noch Bürgermeister war..."

Der Schwarzhaarige führte den Gedanken nicht weiter aus. Schon allein wie prächtig sich die Stadt entwickelt hatte, sprach Bände dafür, dass der Wechsel des Stadtoberhauptes Land und Menschen mehr als gut getan hatte...
 

Sie erklommen die Stufen und betraten eine ausladende Halle, die mit rotem Teppich ausgelegt war. Kaum, das sie das kühle Innere betreten hatten, trat ein Soldat vor sie und musterte die beiden Krieger argwöhnisch. "Ihr wünscht?"
 

Viktor kramte zum wiederholten Mal Anabelles Schreiben hervor und hielt es der Wache unter die Nase. "Wir möchten zur Bürgermeisterin."

Der Wachposten warf nur einen kurzen Blick auf das Pergament, nickte dann eifrig und gab ihnen einen Wink, ihm zu folgen.

"Sir Viktor... gut das Ihr endlich angekommen seid. Lady Anabelle erwartet Euch bereits seit gestern."

Viktor ließ einen undeutbaren Laut hören und wechselte einen Blick mit Flik.
 

Vor einer Tür schließlich bleib der Posten stehen und nickte mit dem Kopf hinein. "Bitte."

Das ließ sich Viktor nicht zweimal sagen - ohne Umschweife klopfte er vernehmbar gegen das Holz und öffnete die Tür, ohne wirklich auf eine Aufforderung zum Eintreten zu warten.
 

Eine junge Frau, mit langen rotlockigen Haaren, saß an einem, mit Papieren zwar voll beladenen, aber dennoch aufgeräumten Pult und unterhielt sich gerade mit einem Mann, der allem Anschein nach ein Abgeordneter war.

Der Kerl hatte einen unangenehm stechenden Blick und irgendwie erinnert ihn Viktor an ein Nagetier..
 

Abrupt vestummte der Mann und wandte sich ärgerlich um, als die Tür so einfach aufging und sie gestört wurden. Misstrauisch musterte er erst Viktor, dann seinen blau gekleideten Begleiter.

"Was ist das für eine Art, hier einfach so herein -" fuhr er auf, unterbrach sich aber selbst als Anabelle aufstand und freudig auf die Neuankömmlinge zulief... und den hünenhaften Kerl tatsächlich kurz in die Arme schloss.
 

"Viktor!" lachte die Bürgermeisterin. "Endlich. Ich dachte schon der Bote hat dich nicht finden können." Sie lächelte. Es war ein sympathisches Lächeln, was auch sofort auf ihre Augen überging. Dennoch sah man der jungen Frau an, dass sie durchaus in der Lage war, ein strenges Regiment zu führen, wenn es um Regierungsangelegenheiten ging.
 

"Freu mich auch dich zu sehen", grunzte Viktor zurück. Man sah ihm an, das er sich bemühte, nicht zu fest zuzudrücken, bis Anabelle sich endlich von ihm löste und ihren Blick zu Flik wandte. Aufmerksam musterte sie ihn.

"Ich erwartete nicht, dass du jemanden mitbringen würdest."

Viktor folgte ihrem Blick und grinste breit. "Das is' Flik, wir kennen uns schon ne ganze Weile...."

Eine Regung flog über Anabelles Gesicht. "Flik, der blaue Blitz? Wirklich? Ich habe einiges von Euch gehört..." Lächelnd reichte sie ihm die Hand.
 

Höflich neigte der Angesprochene den Kopf zum Gruße; Viktor dürfte ihn selten derartig formal höflich erlebt haben. "Ich hoffe doch, nicht allzu viel Schlechtes?" Ein Seitenblick zog in Viktors Richtung. Flik ergriff ihre Hand und erwiderte den kräftigen Händedruck der Bürgermeisterin. "Ich hörte ebenfalls so Einiges von Euch."
 

Viktor konnte nicht umhin bei Fliks Worten und dem höflichen Getue der beiden amüsiert aufzulachen – und wurde von beiden ignoriert.
 

"Oh wirklich? Dann hoffe ich doch, dass ich Muse auch in Euren Augen gebührend repräsentiere." Anabelle schenkte Flik noch ein charmantes Lächeln, bevor sie sich wieder auf ihren Platz begab und dabei, wie zufällig schmerzhaft auf Viktors Fuß stieg. Sie schüttelte den Kopf. Der Kerl hatte sich wirklich kein Stück verändert…
 

"Viktor, Flik, das ist Jess." Die Rothaarige nickte zu dem Mann, der noch immer ein wenig verloren vor dem Pult herumstand und aus dem Misstrauen den beiden Söldnern gegenüber keinen Hehl machte.
 

Mit einem schlichten Nicken bedachte Flik den Mann, der den Namen Jess trug. Dieser erwiderte es kaum merklich und grüßte auch Viktor auf diese kühle Art und Weise, ehe er zu Anabelle trat.
 

"Wir waren gerade in einer Besprechung.. aber da ihr jetzt hier seid, ändert sich die Lage sowieso."

Es war ein interessanter Vorgang mitzuerleben, wie Anabelles Stimme fast übergangslos vom Ton des freudigen Wiedersehens zu der Ernsthaftigkeit wechselte, mit der sie auch Muses Truppen befehligte.

"Um es kurz zu machen: Der Stadt-Staat befindet sich im Krieg mit Highland. Davon habt ihr sicher schon gehört... bisher ist es bei kleineren Auseinandersetzungen an den Grenzposten geblieben, aber König Agares plant über kurz oder lang Jowston einzunehmen... da bin ich sicher."
 

Vom plötzlichen Sinneswandel Anabelles überrascht machte sich Flik daran, anhand ihrer Worte und der Karte, die ausgebreitet und für jeden einsehbar auf dem Tisch lag, einen Überblick über die Gesamtsituation zu verschaffen. Ohne die Redensführerin dabei aus den Augen zu lassen, wurde ihm klar, was es an ihr war, das Viktor so faszinierte.. es war nicht nur bloße Stärke.
 

"Lady Anabelle?" Jess hatte gewartet, bis sie in ihren Worten geendet hatte und sich eine Gelegenheit zum Einwurf bot. "Haltet Ihr es wirklich für eine gute Idee, diese.. " Er sann kurz ob der richtigen Worte "..Krieger mit den Belangen unserer Heimatstadt zu konfrontieren? Sie kommen nicht einmal von hier.. " Die Stimme des Mannes war gleichbleibend ruhig und ihr wohnte eine bemerkenswerte Sachlichkeit inne.
 

Anabelle blickte Jess fest in die Augen und runzelte kurz die Stirn, dann jedoch lachte sie leise und legte ihm tatsächlich eine Hand auf die Schulter. "Mach dir da mal keine Sorgen..“, nickte sie in Viktors Richtung.

"Dem dort würd' ich ganz Muse anvertrauen, wenn es hart auf hart kommt, und wäre ohne Angst, dass es ein böses Ende geben könnte."

Jess verstummte, doch der argwöhnische Zug in seinem Gesicht blieb.
 

Anabelle strich sich einige rote Löckchen von der Stirn und schob sie unter ihr Kopftuch zurück, ehe sie erneut das Wort ergriff. "Doch das ist nicht das, weshalb ich dich.. euch hergebeten habe.. " Sie trat an den Tisch heran und ließ den Finger über die Karte laufen. An einem Ort, inmitten des grasbewachsenen Niemandsland, durch welches sie hergeritten war, verweilte die Bewegung abrupt. "Dort."
 

Beide, Flik wie auch Viktor beugten sich automatisch weiter vor, doch trotzdem konnten sie in dem Nirgendwo auf der Karte an diesem Punkt nichts Bedeutsames ausmachen… So erntete die Bürgermeisterin von Muse zwei paar fragende Blicke.

Seufzend verschränkte Anabelle die Arme vor der Brust. "Muse ist nicht arm.. und die Tatsache, dass ihr meinen Boten bereits um sein Privatvermögen erleichtert habt, zeigt mir die Richtung, in welche wir arbeiten sollten... ich habe Armeen, habe Soldaten.. aber ich brauche mehr als das, um kämpfen zu können. Außerdem.. "

Sie seufzte erneut, ein wenig resigniert. "Wie sähe es aus, wenn ich meine Truppen derartig aufstocken würde? Das wäre nahezu eine Einladung zum Kampf, nein.. "

Anabelle fixierte Viktor. "Was ich brauche, sind Söldner. Tapfere Männer und Frauen.. an diesem Ort." Sie nickte noch einmal in Richtung Karte.
 

"Aha", kam der wenig geistreiche Kommentar von Viktor. Er versuchte sich dunkel zu erinnern, ob Anabelle damals schon so eine hervorragende Rednerin gewesen war. Für ihn persönlich hätten es auch ein paar weniger Worte getan, doch schließlich fiel auch bei ihm der Groschen.

"So... Muse will also einen Haufen Söldner anwerben, die die östliche Flanke von Jowston schützt." Er fuhr sich durch die wirre Mähne und warf erneut einen Blick auf die besagte Stelle auf der Karte.

"Haha, sieh dir das an." Viktor grinste zu Flik.

"Das ist doch dieser Flecken, wo wir durchgekommen sind, wo sich Kuh und Schwein gute Nacht sagen..."

Der Söldner fing Anabelles nun doch etwas verwirrten Blick auf. "Vermutlich einfach, dort 'nen Verteidigungsposten aufzuziehen... scheint 'ne ruhige Gegend zu sein."
 

Anabelle hatte Viktor angehört, schüttelte aber jetzt bestimmt den Kopf. "Macht es euch nicht zu einfach..." Ihr Finger rutschte vom ungefähren Standort Ryubes weiter nordwärts zum Nord-Sperlings-Pass. "Dort, die Grenze die zum Gebiet Highland führt ist ein Brennpunkt. Vor allem darauf solltet ihr achten, dass niemand hinaus oder hineinkommt.“ Sie fixierte zuerst Viktor, dann Flik. "Verstanden?"
 

"Verstanden“, echote der blaue Blitz. Der sachliche Ton zum Austauschen von Befehlen war etwas, das Flik schon von klein auf gelernt hatte. Diese Tatsache war jedoch kaum verwunderlich; wo er herkam, wurde Disziplin verlangt. Doch auch sein Blick auf die Karte sagte ihm, das Viktor eigentlich recht hatte…

Er stemmte die Arme in die Hüften und blickte zu dem Freund, eine Augenbraue skeptisch erhoben.
 

"Verstanden", brummte auch Viktor, immer noch amüsiert. Es konnte ihm nur recht sein, wenn sich trotz der Einöde dann und wann etwas tat.
 

Anabelle ließ derweil noch einmal den Blick über die Karte schweifen, ob sie denn auch nichts vergessen hatte. Sie befand ihre Worte als gut gewählt und wandte sich dann wieder den beiden zu. Wäre sie keine gute Rednerin; sie wäre gewiss kein so beliebtes Stadtoberhaupt.

"Gut, dann seid ihr von jetzt an Muse unterstellt."

Die Rothaarige lächelte entschuldigend als sie Viktor schrägen Blick sah. "Offiziell natürlich nur... ich bin euch jedenfalls sehr für die Hilfe dankbar."
 

Und Anabelles Lächeln begleitete sie noch zur Tür, obwohl die junge Frau sich schon längst wieder der Karte zugewandt hatte und diese eingehend studierte.

"Bevor ihr Muse verlasst, solltet ihr Dr. Huan einen Besuch abstatten... ich schätze verwundete Soldaten nicht sehr."
 

Viktor hielt inne, den Türgriff schon in der Hand. Vermutlich war Flik ebenso wenig wie ihm aufgefallen, dass sie sie so eingehend gemustert hatte um das zu bemerken..

Anabelle erstaunte ihn wirklich immer wieder aufs neue.
 

Unwillkürlich tastete sich Fliks Hand zu der Stelle an seinem Körper, an welcher ein leiser Schmerz noch immer von seiner Kriegsverwundung kündete. Er wandte sich kurz noch um zu Anabelle und schien etwas sagen zu wollen, dann jedoch besann er sich eines Besseren und schmunzelte. "Ihr werdet Recht haben.. " Er deutete ein Neigen seines Hauptes an, ehe er mit Viktor aus den Hallen trat.
 

...

Draußen sog er die kühle Nachtluft tief in seine Lungen. "Ich kann verstehen, weshalb du so geschwärmt hast.. man neigt leicht dazu, sie zu unterschätzen."

Fliks Augen verloren sich im nächtlichen Muse und innerlich erleichterte ihn die Tatsache, dass sein Schwert wieder zu gebrauchen war. Er selbst merkte es nicht, aber der Hauch eines selbstzufriedenen Lächelns ruhte auf seinen Lippen.
 

………
 

Nach einem Besuch bei dem, von Anabelle empfohlenden Arzt hatte Viktor wirklichen Respekt vor Dr. Huan, der sich als wahre Koryphäe auf seinem Gebiet erwies.

Kurze Zeit nach der Behandlung spürte er das leichte Pochen der Wunde schon nicht mehr, das er die vorigen Tage bewusst ignoriert hatte. Und nach einiger Zeit waren ihre Verletzungen fast vollständig ausgeheilt.
 

Das kam Viktor gerade recht, denn er hatte darauf gepocht, im Waldstück westlich von Ryube ein Fort errichten zu lassen.. so zu sagen als Stützpunkt für die Söldner, die sie anwerben sollten. Und Flik und Viktor ließen es sich nicht nehmen, bei dem Bau mitzuhelfen, gerade weil es ansonsten nicht sonderlich viel zu tun gab.

Muse versorgte sie mit allem, was das Söldernfort brauchte: Soldaten, Nahrung, Pferden und Waffen, so das Viktor bald begann sich wirklich heimisch zu fühlen.
 

…………

……
 

Kapitel Fliktor - 1 - Ende

Wird fortgesetzt ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  currypulver
2011-01-22T21:00:59+00:00 22.01.2011 22:00
noch kein kommi? Oo
das ist schade, den es ist eine wunderbare geschichte ^^-

du kannst wirklich toll schreiben und ich bin auf die folgenden kapitel gespannt :)

also, dan, weiter so ;)

mfg curry-chan


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