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Du könntest meine Schmerzen lindern

-KaZe-
von

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Prolog

~*~ Ich teile deine Ansicht.

Ich teile deinen Schmerz.

Ich geb dir die Hälfte von meinem Herz. ~*~
 

Es hatte gerade aufgehört zu nieseln, die Straßen waren nass, Pfützen hatten sich auf ihnen und den Gehwegen gebildet, von den spärlich verteilten Bäumen tropfte das Wasser hinab auf den Beton.

Es war früher Abend, die Sonne war untergegangen an diesem winterlichen Tag Mitte Dezember. Sogar Schnee sollte es in den nächsten Tagen möglicherweise geben. Aber hier, in Tokyo, war das eher unwahrscheinlich.

Da waren sich Karyu, Zero und Tsukasa einig: dem Wetterbericht durfte man nicht trauen. Einzig Hizumi, ihr Vocal, glaubte an Wunder – und an den Schnee, der die Stadt bestimmt bald in Weiß tauchen würde, seiner Meinung nach.
 

Der Bassist bückte sich gerade, um sein iPhone aufzuheben, das ihm aus der Hand gefallen war. Er fluchte leise und fischte es aus der Pfütze heraus, in der tiefen Hoffnung, dass es doch bitte nicht kaputt gegangen war. Erst vor wenigen Wochen hatte er sich die neueste Version zugelegt, und die war nicht billig gewesen, dann kamen ja zusätzlich seine monatlichen, hohen Telefonrechnungen hinzu.

Plötzlich hörte er ein Auto hupen und richtete sich mit dem iPhone in der Hand auf, blinzelte dann, da er von einem Licht geblendet wurde. Er hörte noch Karyus Stimme, die aufgebracht klang und immer näher zu kommen schien, bevor er unvermittelt von den Füßen gerissen wurde und seine Welt in Schwarz getaucht wurde.
 

+++
 

Die Ampel sprang auf Grün und die Leute begannen, die Straße zu überqueren.

Auch Karyu setzte sich in Bewegung, warf einen Blick über die Schulter zu Zero, der ihm folgte, aber den Blick auf sein iPhone gerichtet hatte.

Leise seufzte Karyu, wandte dann aber schmunzelnd den Blick wieder nach vorn und folgte den Menschen auf die andere Straßenseite, wo er stehen blieb und sich zu Zero umdrehte – nur dass der Bassist gar nicht mehr hinter ihm war.

Verwirrt blinzelte Karyu, dann entdeckte er ihn mitten auf der nassen Straße, wie er sich gerade hinhockte um etwas aufzuheben.

Der Gitarrist runzelte die Stirn und sah zur Ampel auf, die auf rot umgeschaltet hatte. „Zero!“ Aber der Bassist schien ihn nicht gehört zu haben. Als Karyu kurz zur Seite schaute, sah er gerade ein Auto in raschem Tempo um die Ecke biegen, und es hielt direkt auf den Bassisten zu, der sich langsam wieder aufrichtete, während das Auto plötzlich hupte.

Augenblicklich schien die Zeit beinahe still zu stehen, doch Karyus Herz schlug plötzlich unangenehm schnell in seiner Brust, als wüsste es, was geschehen würde.

Der Gitarrist erwachte aus seiner Starre und rannte in Richtung Straßenrand. „MICHIYA!! LAUF!“, schrie er panisch und so laut er konnte, aber es war bereits zu spät, der Bassist konnte so schnell nicht mehr reagieren.

Karyu wollte auf die Straße rennen und versuchen, Zero da wegzuziehen, aber vorher wurde er unvermittelt am Arm gepackt und zurück gehalten, während ihm jemand etwas entgegen rief.

Wie in Zeitlupe musste Karyu mit ansehen, wie Zero die Augen weit aufriss, als die Scheinwerfer des Autos sein Gesicht erhellten und der Wagen ihn schließlich erfasste.

Der Schwarzhaarige wurde von den Füßen gerissen, knallte auf die Windschutzscheibe und rollte anschließend über das Dach des bremsenden Autos.

Mit einem dumpfen Laut kam Zero hinter dem Wagen auf dem Boden auf und blieb regungslos liegen.

Vereinzelt drangen Schreie von Frauen zu Karyu durch, der mit schockgeweiteten Augen das Ganze betrachtete, dann riss er sich los von dem Mann, der ihn festhielt und rannte auf die Straße, wo die Autos alle angehalten hatten, auch das, welches Zero angefahren hatte. Oder hatte es ihn nicht sogar überfahren?
 

Keuchend stürzte Karyu zu seinem Bassisten und kniete sich geschockt zu ihm auf den Boden. „Zero?!“, wisperte er fassungslos und streckte seine zitternden Hände nach dem regungslosen Bündel vor sich aus.

Er schluckte und bekam nicht mit, wie sich andere Menschen um sie herum versammelten; einer von ihnen rief geistesgegenwärtig einen Krankenwagen.

Doch Karyu war gefangen, geschockt und überwältigt von dem Anblick, den Zero bot.

Es war schrecklich mit anzusehen und für einen Moment setzte sein Herz aus, denn es schien ihm, als wäre Zero tot.
 

Er bewegte sich nicht, lag mit dem Gesicht zur Seite auf dem Bauch und hatte die Augen geschlossen. Schrammen und Blut befanden sich in seinem Gesicht, sogar an seinen Händen, die neben seinem Kopf lagen, waren Wunden.

Karyu stockte der Atem, als er die Blutlache sah, die sich langsam auf dem Asphalt ausbreitete. Zero blutete irgendwo am Kopf!

„Bitte sag was, bitte…Zero…“, flüsterte der Gitarrist immer wieder mit erstickter Stimme und plötzlich hörte er eine Stimme neben sich, die leise sprach.

„Ist er…ist er..tot…?“

Karyu wurde kalt und er starrte auf seinen besten Freund hinab. Bevor er nur einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte er eine andere Stimme nahe bei sich.

„Das finden wir raus…“

Ein Mann kniete sich neben Zero, gegenüber von Karyu, und legte ihm zwei Finger an den Hals.

Unendlich viele Sekunden verstrichen. Ein Seufzen.

„Nein, er ist nicht tot. Er lebt.“ Erleichtert schloss Karyu kurz die Augen, öffnete sie dann wieder. „Noch…“ Sein Herz rutschte ihm wieder tief hinab. „Wann kommt der Notarzt?! Jemand hat ihn doch gerufen, oder?“

Bejahendes Gemurmel erklang.

Zaghaft streckte Karyu eine Hand nach Zero aus und legte sie ihm auf den Arm. „Das wird schon wieder, Kleiner…Du bist nicht allein…“

Minutenlang sprach er auf ihn ein, als könnte der bewusstlose Bassist es hören, dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte er die bekannten Sirenen und er atmete tief ein und aus. Jetzt wurde Zero geholfen!

Er sah auf und erblickte schon das blaue Leuchten.
 

„Bitte, kann ich mit?“

„Wie bitte? Nein, das geht nicht.“

„Warte, jetzt schau ihn dir mal an. Der kippt gleich um, da können wir ihn auch gleich mitnehmen. Dann müssen wir nicht noch mal extra für ihn ausrücken, meinst du nicht auch?“

„Hm…na gut, meinetwegen. Ausnahmsweise. Los, springen Sie rein. Neben Ihrem Freund ist noch ein Platz frei, setzen Sie sich da hin. Aber bitte Ruhe, wenn ich bitten darf.“

„Oh, ich danke Ihnen beiden.“
 

+++
 

„Ja, hallo? Was ist los, Karyu, warum seid ihr beide noch nicht zurück? Habt ihr unterwegs doch noch was getrunken?“

„Hey Tsuka…Ich…Es ist was passiert. Wir sind…im Krankenhaus.“

„Wie bitte?! Im Krankenhaus? Geht’s euch gut?“

„Na ja…Zero…er hatte einen Autounfall…“

„Oh mein Gott...!“

„Tsu, bitte…kommt schnell, ja? Wir sind im City-Krankenhaus…Wir brauchen euch…“

„Ja, natürlich, wir sind schon unterwegs. Bleib ganz ruhig, ja? Trink was und setz dich hin, wir sind gleich bei dir, okay? Wir beeilen uns! Bis gleich!“

„Ja, gut…bis gleich…“
 

+++
 

Außer Atem betrat Tsukasa das Krankenhaus und zog Hizumi hinter sich her.

Er schaute sich rasch um und wandte sich dann hilfesuchend an die Frau hinter dem Tresen am Empfang.

„Shimizu Michiya? Ja, der wurde vor etwa eineinhalb Stunden eingeliefert. Zur Zeit wird er operiert. Sein Freund wartet dort hinten, den Gang runter. Sie können zu ihm gehen.“
 

Hastig liefen die beiden Freunde den Gang entlang, auf dem nicht viel los war. Schon von weitem sahen sie Karyu, der mit dem Gesicht in den Händen vergraben im Warteraum saß. Der Flur zum Operationssaal war nicht weit entfernt.
 

„Karyu!“, rief Tsukasa, woraufhin Karyu langsam den Kopf hob und zu ihnen sah. Der Gitarrist war blass, ein leichter Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet und er hatte leicht gerötete Augen.

„Hey, weißt du schon was wegen Zero?“, fragte Hizumi, als sie ihn erreicht hatten, und Tsukasa setzte sich neben Karyu, nahm ihn erstmal in den Arm.

Leicht schüttelte der Gitarrist den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Sie haben ihn gleich in den OP geschoben…Er hat eine Platzwunde am Kopf und Knochenbrüche…Aber mehr haben sie nicht gesagt…“

Seine Stimme wurde immer leiser und brüchiger. Er war eindeutig fertig mit den Nerven.

Hizumi und Tsukasa tauschten einen Blick. Der Drummer würde Karyu jetzt nicht alleine lassen, in diesem Zustand, das wusste Hizumi.

„Ich hol dir was zu trinken, Karyu, nicht dass du uns hier noch zusammenklappst. Und dann versuch ich was rauszukriegen aus diesen Tanten, die da hinten rumschwirren“, sagte er, weswegen Tsukasa dankbar nickte und sich dann wieder Karyu zuwandte, der schweigend vor sich hinstarrte.
 

Doch so sehr Hizumi auch nachfragte und sich aufregte, er erhielt keinerlei Antworten oder Informationen. Der Patient wurde noch operiert, das war alles.

Irgendwann gab er auf und kehrte niedergeschlagen zu Karyu und Tsukasa zurück.

Jetzt erst schaffte der Gitarrist es, den beiden zu erzählen, was genau passiert war.

Mit Schrecken hörten seine Freunde der Geschichte zu.

„Was ist mit dem Typen, der ihn angefahren hat?“, wollte Hizumi wissen, doch Karyu schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht genau…er war noch da, als die Polizei ankam. Aber da bin ich gerade in den Krankenwagen rein…“

„Hmm, dann wird der schon seine Strafe kriegen“, meinte Hizumi überzeugt und Tsukasa nickte leicht.

„Ich bin mir sicher, die Polizei wird hier sicher auch noch auftauchen und Zero und dich dazu befragen, Karyu“, sagte der Drummer leise, aber Karyu zuckte nur mit den Schultern.

„Falls Zero überhaupt in der Lage sein wird, zu reden…“, murmelte er, woraufhin die beiden anderen betroffen den Blick senkten.
 

Nach einer weiteren Stunde nervenzerreißenden Wartens betrat endlich ein Arzt mitsamt einer Krankenschwester den Warteraum.

Hizumi, Tsukasa und Karyu sprangen sofort von ihren Plätzen auf und sahen die beiden mit einer Mischung aus Angst, Besorgnis und Hoffnung an.

„Wir haben gute Nachrichten“, sagte der Arzt ernst und wechselte einen Blick mit der Krankenschwester. „Shimizu-san hat die Operation gut überstanden. Die Rippenbrüche, die er sich zugezogen hat, konnten wir soweit wieder richten, auch die Platzwunde und die anderen kleineren Verletzungen konnten wir versorgen. Der Patient wird allerdings noch mindestens eine Woche hier bleiben müssen zur Beobachtung. Zur Zeit liegt er auf der Intensivstation, aber wir sind zuversichtlich, dass er in zwei bis drei Tagen von dort runter kommt auf die innere Station. Bei Fragen wenden Sie sich bitte einfach an meine Kollegin hier, sie ist Shimizu-san zugeteilt.“

Mit diesen Worten verschwand der Arzt auch schon wieder und eilte zu seinem nächsten Patienten.

Die Krankenschwester lächelte sanft. „Nennen Sie mich einfach Aki. Ich werde Sie jetzt zu Shimizu-san bringen. Sie können sein Zimmer noch nicht betreten, er braucht jetzt erstmal sehr viel Ruhe, aber wenn sie einen Blick auf ihn werfen wollen, dann folgen Sie mir einfach.“

Die drei Freunde nickten stumm und tauschten besorgte Blicke aus, dann gingen sie Krankenschwester Aki hinterher. Die Drei waren erleichtert, dass es Zero wohl nicht allzu schlimm erwischt hatte, zumindest war der Zeitraum schon absehbar, an dem er das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Relevante Komplikationen hatte es bei der Operation auch nicht gegeben.

Auf dem Weg zur Intensivstation sprach Aki noch mal zu ihnen. „Lassen Sie sich nicht erschrecken von den ganzen Gerätschaften, die um das Bett herumstehen. Sie unterstützen Shimizu-san nur in den ersten Stunden nach der OP. Man sieht nicht viel von ihm, aber es geht ihm den Umständen entsprechend…“

Sie öffnete eine doppelte Glastür, die die Aufschrift ‚Intensivstation’ trug, ‚Zimmer 4-8’.

Aki ging zur Mitte des Ganges und deutete auf ein großes, rechteckiges Fenster, hinter dem sich ein Krankenzimmer erstreckte. „Hier ist es…“
 

Erneut an diesem Abend setzte Karyus Herz aus. Er versuchte, Zero in dem Zimmer auszumachen. Da war das Bett…und darin lag auch jemand. Die Arme und Hände waren zu sehen, die auf der Bettdecke lagen, doch sie lagen größtenteils in Verbänden.

Wie die Krankenschwester gesagt hatte, standen so einige Monitore, Ständer mit daran befestigten Beuteln und andere Geräte um das Bett herum.

„Das da vorne ist für die Beatmung zuständig. Der Körper von Shimizu-san ist noch zu schwach, um selbst für die Atmung zu sorgen, deswegen unterstützen wir ihn dabei.“

Karyus Blick wanderte langsam an dem Körper hoch, der nur schwer auszumachen war. Der Hals war gerade so zu erkennen, im Mund steckte ein Schlauch, was Karyu einen weiteren Stich verpasste. Aki schien zu merken, wo er hinsah. „Das gehört zur Herz-Lungen-Maschine. Sobald der Patient aufwacht, entfernen wir den Schlauch. Es ist unangenehm, so etwas im Rachen stecken zu haben. Doch erstmal wird Shimizu-san noch eine Weile schlafen und die künstliche Beatmung brauchen“, erklärte sie und warf Karyu einen beruhigenden Blick zu, der das aber gar nicht mitbekam.

In seinem Inneren hatte sich alles schmerzhaft zusammengezogen und ihm wurde wieder ganz kalt bei dem Anblick.

Zeros Kopf war komplett verbunden, so dass man nicht mal seine Haare sehen konnte. Ein Streifen des Verbands wand sich sogar über das linke Auge…

Selbst in der Nase steckte irgendein dünner Schlauch…

Gefangen von dem Anblick ging Karyu näher ans Fenster und legte eine Hand an die Scheibe. Genau wie seine Freunde starrte er geschockt auf die reglose Person, bei der sich einzig der Brustkorb regelmäßig hob und senkte, doch selbst das war nur aufgrund einer Maschine…

„…Zero…“, wisperte Karyu leise und schluckte, während ihm langsam die Tränen in die Augen stiegen. „Es tut mir..so leid, Kleiner…Das ist meine Schuld…Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen…“, flüsterte er stockend, während die Tränen ihm schon übers Kinn hinab tropften.

„Karyu, sag so was nicht! Du weißt, dass du keinerlei Schuld daran hast!“, widersprach Tsukasa und trat einen Schritt auf den Gitarristen zu, doch dieser schüttelte den Kopf, die Worte erreichten ihn eh kaum.

Aki sah Karyu prüfend von der Seite an. „Ganz ruhig, Matsumura-san“, sagte sie beruhigend. „Atmen Sie tief durch, alles wird wieder gut.“

„Nein…“, murmelte Karyu mit erstickter Stimme und schüttelte erneut den Kopf. „Gar nichts wird gut, er wird mir das nie verzeihen…“

Er schlug sich die Hand auf den Mund, als ihm ein Schluchzer entfuhr.

Die Krankenschwester fasste ihn am Handgelenk. Stark erhöhter Puls. Leichenblass im Gesicht. Schweiß auf der Stirn. Übertriebene Schuldzuweisungen, und die Worte anderer Menschen schienen den Mann nicht zu erreichen.

Sie ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. In diesem Moment sank Karyu zu Boden und stieß immer wieder Zeros Namen hervor. „Es tut mir so leid…ich hab das nicht gewollt…“, wimmerte er leise, während sich Tsukasa erschrocken neben ihn kniete und auch Hizumi betroffen zu ihm hinabschaute.

Die Krankenschwester drehte sich um und rief nach einem Arzt, der auch recht schnell herbei geeilt kam, es war ein anderer Mann und nicht der, der Zero behandelt hatte.

„Nervenzusammenbruch.“, sagte Aki nur, woraufhin der Arzt nickte und eine Spritze zückte, weswegen Hizumi ihn geschockt anstarrte.

„Was machen Sie da?“, wollte er mit zitternder Stimme wissen, woraufhin Aki ihn beruhigend ansah.

„Machen Sie sich keine Sorgen, Matsumura-san wird nur ein Beruhigungsmittel gespritzt. Er steht unter Schock“, erklärte sie leise. Karyu schien gar nichts mehr mitzubekommen.

Als der Ärmel seines Pullovers plötzlich hochgeschoben wurde und er grob am Arm gepackt wurde, erst dann blickte er verwirrt und wie aus einer Trance erwacht auf und starrte die Krankenschwester sowie den Arzt aus großen, tränengefüllten Kulleraugen an. „Was…?!“

Er konnte sich so schnell gar nicht wehren und zuckte heftig zusammen, als der Arzt ihm einfach die Spritze in den Oberarm rammte.

Tsukasa hielt seinen Gitarristen fest in den Armen, während dieser den Mund aufmachte und etwas sagen wollte, aber er sank nur gegen seinen Drummer.

„Ruhen Sie sich ein wenig aus, Matsumura-san. Ihrem Freund wird es bald besser gehen“, meinte die Krankenschwester sanft und hockte sich neben Karyu, lächelte aufmunternd, während der Arzt wieder aufstand.

„Du kriegst das alleine hin, oder?“

Aki nickte ihm nur zu, dann wandte sie sich wieder Tsukasa und Karyu zu. Sie sah den Drummer und kurz auch Hizumi an. „Er wird gleich einschlafen. Würden Sie mir bei ihm behilflich sein?“
 

Vor den Augen Karyus begann sich alles zu drehen, weswegen er langsam die Augen schloss und ruhiger atmete, ohne dass er es bemerkte. Die Kraft verließ ihn, und nach und nach schwanden ihm auch die Sinne.

Langsam trockneten auch die Tränen auf seiner Haut.

Im Krankenhaus.

~*~ Deinen Namen trägt mein Herz.

Dein Fehlen ist mein Schmerz.~*~
 

Aufgeregt hüpfte Hizumi von einem Bein aufs Andere. Energiebündel.

Zero war vor kurzem aufgewacht. Zwei Krankenschwestern hatten ihn sofort umschwirrt und ihm unter anderem den Schlauch der Herz-Lungen-Maschine entfernt, aber dafür hatte er eine Sauerstoffmaske bekommen, da ihm das Atmen weiterhin schwer fiel.

Hizumi und Tsukasa warteten gespannt vor dem Zimmer, dann verließ einer der Krankenschwestern das Zimmer und sagte Bescheid, dass sie nun zu dem Patienten konnten.

Befangen betraten die zwei Freunde den Raum, einzig das Piepen eines der Monitore war zu hören.

Krankenschwester Aki trat einen Schritt vom Bett zurück und beobachtete die drei. Sie würde hier bleiben, für den Fall, dass etwas passieren sollte.
 

„Hallo, Zero…“, sagte Tsukasa leise und trat ans Bett, lächelte den Bassisten schwach an.

„Hey Michi, was machst du denn für Sachen?“, meinte Hizumi mit großen Augen und stellte sich neben Tsukasa, sah Zero dabei besorgt an.

Die Augen des Bassisten waren blutunterlaufen, doch auf sie beide gerichtet.

Zero atmete etwas schwerer und schien etwas sagen zu wollen, weswegen Aki herbei eilte und ihm die Sauerstoffmaske von Mund und Nase zog, damit er besser sprechen konnte.

„Tut mir…leid, Jungs…“, wisperte der Bassist mit leiser, brüchiger Stimme und schaute sie müde an. „Ich wollte euch…nicht so einen…Schrecken einjagen…“

Tsukasa und Hizumi seufzten nur synchron. „Wie…fühlst du dich denn?“, wollte Tsukasa besorgt wissen, während die Krankenschwester wieder die Sauerstoffmaske anhob, die sie kurz zuvor noch mal auf Zeros Gesicht gelegt hatte, damit dieser einmal gut durchatmen konnte.

„Na ja…wie überfahren…“, antwortete Zero und schloss kurz die Augen. „Das kenn ich ja schon…“ Er spielte auf den Autounfall in seiner frühen Kindheit an. Als er die Augen wieder öffnete, sah er an seinen beiden Freunden vorbei und seine Augen wurden etwas kleiner, als würde er die Stirn runzeln. „Wo ist…Karyu…?“, wollte er leise wissen, woraufhin Hizumi und Tsukasa einen kurzen Blick miteinander wechselten.

Die Sauerstoffmaske landete wieder auf Zeros Mund und Nase.

„Ach der…uhm…der liegt ne Etage tiefer“, sagte Hizumi, weswegen Tsukasa ihn leicht mit dem Ellenbogen anstupste, denn Zeros Augen wurden etwas größer.

„Wie…? Er LIEGT!?“ Augenblicklich beschleunigte sich das Piepen des Monitors. „Ist ihm..auch was..passiert?“

Sofort schüttelte Tsukasa den Kopf, während die Krankenschwester ihnen einen warnenden Blick zuwarf. „Nein, ihm geht’s gut…Er steht nur noch..unter Schock“, meinte Tsukasa und Hizumi nickte.

„Ja, er hatte einen Nervenzusammenbruch.“ Erneut fing er sich eine von seinem Drummer.

Sofort weiteten sich Zeros Augen noch ein Stück und er wartete diesmal nicht, bis Aki ihm die Sauerstoffmaske vom Gesicht nahm.

„Er hatte bitte WAS?!“, krächzte er nun offensichtlich aufgebracht und noch immer piepte es hektisch im Raum, weswegen die Krankenschwester nun eingriff, dabei penetrant die Maske auf Zeros Mund und Nase gedrückt hielt, damit er nicht total zusammen klappte.

„Beruhigen Sie sich, Shimizu-san, ich bitte Sie. Atmen Sie ganz tief ein und aus.“

Aber Zero starrte seine beiden Freunde fassungslos an, die einen betroffenen Blick austauschten.

„Mach dir keine Sorgen, Zero“, meinte Tsukasa schließlich und sah Hizumi kurz böse an, damit dieser die Klappe hielt und nicht wieder etwas Falsches sagte. „Karyu geht es den Umständen entsprechend gut, okay? Die ganze Sache hat ihn natürlich sehr mitgenommen. Er ruht sich unten gerade nur etwas aus.“

Der Drummer rang sich ein mattes Lächeln ab. Auch er machte sich Gedanken um den Gitarristen, aber Zero hatte schon genug Sorgen. Er brauchte dringend Ruhe und gute Nachrichten, und nicht noch mehr Aufregung. „Pass auf, ich schlage vor, dass du dich jetzt noch ein wenig ausruhst, so wie Karyu. Und wenn du das nächste Mal aufwachst, wird Karyu sicherlich auch wieder auf den Beinen sein und dann könnt ihr miteinander reden und du wirst sehen, dass alles in Ordnung ist, ja?“

Skeptisch sah Zero ihn eine Weile an, dann nickte er schließlich. Erleichtert nickten auch die Anderen und Aki ließ die Sauerstoffmaske los, während sich das Piepen des Monitors wieder beruhigte und langsamer wurde.

„Gut, das reicht jetzt fürs Erste. Er hat sich genug aufgeregt und sollte wirklich etwas schlafen. Wenn ich Sie bitten darf“, sagte Aki und deutete auf den Ausgang, während sie Tsukasa und Hizumi auffordernd ansah.

Die beiden nickten nur ergeben und schauten noch mal kurz zu Zero. „Bis später, Michiya. Wir sehen uns.“, sagte Hizumi lieb und drehte sich um.

„Ich schau jetzt mal nach Karyu und sag ihm, dass du nach ihm gefragt hast, wenn er wieder wach ist, okay?“, fragte Tsukasa seinen Bassisten noch, der stumm nickte und die Augen schloss, als alle, auch Aki nach ein paar weiteren Minuten, das Zimmer verlassen hatten.
 

+++
 

Hizumi schaute auf, als er vertraute Stimmen näher kommen hörte.

Tsukasa lief zusammen mit Karyu gerade den Gang zu ihm entlang. Langsam stand Hizumi auf und sah zu Karyu. Er war erleichtert ihn zu sehen, auch wenn er gesünder aussehen konnte. Aber vermutlich sah der Sänger selbst nicht besser aus.

„Hey Karyu!“, lächelte er ihn an und winkte ihm kurz, woraufhin der Gitarrist zu ihm sah und schwach lächelnd die Hand hob. Zu dritt setzten sie sich in den Warteraum. „Mensch, du solltest mal was essen“, meinte Hizumi schließlich und sah Karyu an. „Du bist dünn und blass.“

Matt lächelte Karyu kurz. „Ich bin schon immer so dünn gewesen, das liegt nicht an Mangelernährung. Ich esse gerne. Aber mir würde es schon besser gehen, wenn ich endlich mal zu Zero dürfte…“

Hizumi und Tsukasa wechselten rasch einen Blick. „Na ja…die Besuchszeit ist eigentlich vorbei…“, meinte Hizumi schließlich. „Es ist eh ein Wunder, dass wir noch nicht aus dem Krankenhaus rausgeschmissen wurden…“

Karyu brummte nur. Er war vor einer Stunde aufgewacht. Sofort war eine Krankenschwester angerauscht gekommen und hatte ihn untersucht, dann hatte Tsukasa ihn mit hochnehmen können, in Richtung Intensivstation.

„Hm…also hier ist ja eh nicht viel los“, schmiedete Tsukasa leise einen Plan und sah seine Freunde an. „Hizumi und ich können ja Schmiere stehen, während du mal rasch ins Zimmer schlüpfst?“, schlug er vor, und Karyu nickte dankbar, während Hizumi leicht strahlte.

„Super Idee, Tsukasa! Kommt, auf auf!“, sagte er begeistert und stand auf. Unauffällig schlichen sie zu Zeros Zimmer und Karyu öffnete leise die Tür, denn Zero schlief noch. Sobald er darin verschwunden war, stellte sich Hizumi davor und Tsukasa ging vor die Intensivstation, stellte sich in die Nähe der Glastür um dem Sänger Bescheid zu sagen, wenn jemand kam.
 

Kaum hörbar ging Karyu zu Zeros Bett und zog sich einen Hocker heran, auf den er sich setzte. Die Sonne war schon am untergehen, aber dennoch konnte er alles genau sehen. Er wollte Zero nur tröstend über den Arm streichen, doch er traute sich nicht, denn beide Arme waren immer noch in Verbänden, nicht einmal durch die Haare fahren konnte er ihm, denn Zeros Kopf war immer noch verbunden.

Karyu schluckte und ließ seine Hand zitternd über den Körper schweben, auch die Brust durfte er nicht berühren, denn Zero hatte sich ja ein paar Rippen gebrochen.

Er hörte den schweren Atem des Bassisten, sah, wie die Sauerstoffmaske immer wieder beschlug.

„Werd schnell wieder gesund, ja, Zero-kun? Du musst wieder gesund werden…“

Er zog seine Hand zurück und betrachtete den verletzten Bassisten stumm. So, wie Zero jetzt aussah, da fiel es ihm schwer zu glauben, dass alles wieder gut werden würde…
 

Niedergeschlagen legte Karyu den Kopf auf die Bettkante und wollte hier eigentlich nicht wieder weg, aber er wusste, dass er gehen musste, sonst würde es Ärger geben…
 

„…Karyu…?“

Der Angesprochene schreckte hoch, als er die leicht verzerrte Stimme seines Freundes hörte.

„Zero, du bist wach?“, fragte er leise nach und sah in die leicht geöffneten Augen von Zero. „Ich wollte dich nicht aufwecken…“ Doch der Bassist zuckte leicht mit dem Kopf, als wolle er ihn schütteln und atmete tief ein.

„Die Sauerstoffmaske…“, wisperte er. „Nimm sie mir ab…“

Zögernd streckte Karyu den Arm aus und hob sie an. „So okay?“

Zero nickte nur. „Wie geht’s..dir?“, fragte er leise, woraufhin Karyus Augen groß wurden.

„Das frag ich dich, Kleiner. Du wurdest angefahren, nicht ich.“

Zero seufzte leise und das Auge, das sichtbar war, wurde kleiner. „Ich hab gehört…was passiert ist. Du bist…zusammen gebrochen…“ Das hörte sich vorwurfsvoll an.

Doch Karyu winkte ab. „Ach, nicht so schlimm. Ich stand unter Schock, das war alles“, spielte er die Sache runter und sah Zero besorgt an. „Sag mir lieber, wie du dich fühlst.“

Schwach lächelte Zero. „Da sag ich…dir das Gleiche…wie den Anderen…ich fühle mich, als…“ Er stockte kurz, während sein Atem schwerer wurde und sich schon beinahe etwas ungesund anhörte. „….als wäre ich überfahren worden…“ Er blinzelte kurz. „Mir tut alles weh…obwohl ich…“ Stockendes Einatmen. „…obwohl ich Schmerzmittel bekomme…“

Nachdenklich ließ Karyu die Sauerstoffmaske wieder auf Mund und Nase sinken, woraufhin der Bassist gierig ein- und ausatmete.

„Vielleicht sollte ich mal mit dem Arzt reden? Oder mit der Krankenschwester? Dann geben sie dir was Stärkeres…“

Zeros Kopf zuckte leicht. „Glaube, das geht..nicht…“, nuschelte er, während die Sauerstoffmaske wieder beschlug.

Karyu zuckte mit den Schultern. „Ich kann’s ja versuchen…“ Er hörte etwas und drehte sich kurz um. Hizumi war weg. Ob jemand was mitbekommen hatte? Rasch sah er wieder zu Zero und rang sich ein müdes Lächeln ab. „Erhol dich noch etwas, ja? Wir sehen uns morgen wieder“, versprach er und stand auf, während der Bassist nickte.

„Okay…“, hauchte er und schon waren seine Augen wieder geschlossen.

Kurz sah Karyu ihn noch an, dann verließ er mit schnellen Schritten das Zimmer und ging aus der Intensivstation heraus.

Vor der doppelten Glastür standen Hizumi und Tsukasa – und die Krankenschwester, Aki. Sie unterhielten sich angeregt, verstummten jedoch, als sie ihn sahen.

Tadelnd sah Aki zu Karyu. „Das passiert nicht noch einmal, verstanden! Es birgt Risiken, wenn einer von Ihnen außerhalb der Besuchszeiten und ohne ärztliche Aufsicht da reingeht“, murrte sie und ging an Karyu vorbei auf die Intensivstation.

Der Gitarrist sah ihr stumm hinterher und blickte dann seine beiden Freunde an, die ihn erwartungsvoll musterten.

Leicht musste Karyu lächeln. „Ich konnte kurz mit ihm sprechen. …das war gut…“

Nun lächelten auch die anderen und nickten. „Schön. Dann hat sich das ja gelohnt“, meinte Hizumi lieb.
 

Tsukasa jedoch sah ernst drein. „Aki hat uns aber rausgeschmissen. Wir sollen gehen…und können morgen wieder kommen…“

Unter Druck.

2. Kapitel – Unter Druck.
 

~*~Mut zur Veränderung.

Wir ändern uns und ändern dich.~*~
 

„Was soll das denn?!“, ereiferte sich Karyu empört und sah Tsukasa an. „Zero darf endlich nach Hause und ihr lasst mich hier zurück?“

Er stemmte beleidigt die Hände in die Hüften, während Tsukasa seufzte. „Ja, du wartest hier zu Hause auf uns. Schau dich doch mal an, wenn er dich sieht, fällt er am Ende noch ins Koma“, meinte der Drummer streng und Hizumi nickte beipflichtend.

„Genau, du solltest dir lieber was kochen und endlich mal was essen!“, schlug der Sänger vor. „Dich kann man schon fast nicht mehr sehen, so dünn wie du bist. Zero soll nicht noch einen Schrecken kriegen. Du bist immer noch so blass im Gesicht…“

Tsukasa warf seinem Gitarristen einen besorgten Blick zu. „Bitte, Karyu, bleib hier, ja? Wir sind mit Zero in spätestens zwei Stunden wieder hier.“

Murrend wandte Karyu sich ab. Er hatte keine Chance, das wusste er. Also musste er sich wohl in sein Schicksal fügen.
 

Nachdem seine beiden Freunde die Wohnung verlassen hatten, ging Karyu tatsächlich in die Küche. Aber er versank in Gedanken.

Dass er den Tränen nahe gewesen war, dass er vor den Anderen einen Nervenzusammenbruch hatte, dass ihn alles mehr mitnahm als Tsukasa und Hizumi, das schoben seine drei Freude sicherlich auf die Tatsache, dass er den Unfall mit ansehen hatte müssen. Aber ganz so war es nicht.

Er hatte große Angst gehabt, Zero zu verlieren. Es hatte tief in seinem Herzen geschmerzt, der Gedanke. Und noch immer saß der Schock tief.

Er liebte Zero, aber das sollte niemand wissen. Das durfte niemand wissen. Es würde nichts besser machen. Karyu würde voll dem Klischee entsprechen…oder auch nicht. Aber egal wie, es würde nicht gut enden, wenn die Anderen von seinen Gefühlen erfuhren. Also versteckte er sie gut.
 

Seufzend machte er sich daran, etwas zu kochen, wie Hizumi es vorgeschlagen hatte. Er machte auch gleich noch etwas für seine Freunde. Wenn sie wieder kamen, dann konnten sie es sich ja aufwärmen…
 

Als Karyu wenig später am Küchentisch saß und zu essen begann, da hatte er eigentlich schon keinen Hunger mehr. Der Gedanke an Zero ließ ihn nicht los.

Dass der Bassist schon nach einer Woche wieder aus dem Krankenhaus konnte, war mit zwei Bedingungen gekoppelt. Zum Einen mussten sie sich um die Verletzungen ihres Bassisten kümmern, das wurde Hizumi und Tsukasa wahrscheinlich gerade genauer erklärt. Außerdem würde Zero, sobald es ihm wieder besser ging, zu einem Psychologen gehen müssen, der nachschaute, ob der Autounfall bleibende psychische Schäden hinterlassen hatte.
 

Karyu ahnte, dass allein die bloße Anwesenheit Zeros irgendwas mit ihm anstellen würde. Sein Herz klopfte jetzt schon unangenehm schnell, wenn er daran dachte, dass sein verletzter Freund bald wieder hier sein würde.

Tsukasa hatte ihm erzählt, dass er gleich am Tag nach dem Unfall beim Management angerufen hatte und mit Sugar-san, ihrem Manager gesprochen hatte. All ihre Aktivitäten waren erstmal auf Eis gelegt. Zero musste sich ausruhen und konnte keinen Stress gebrauchen, auch Karyu sollte seine Ruhe bekommen, denn es war seinen Freunden ja nicht entgangen, dass auch er sehr litt.

Zur Beruhigung der Fans würden höchstens Tsukasa und Hizumi mal ein Interview geben oder ähnliches, aber was genau geplant war, wusste Karyu nicht. Nicht, dass es ihn nicht interessieren würde, aber die Anderen hatten ihm klar gemacht, dass sie weder ihm noch Zero irgendwas erzählen würden, was mit der Arbeit zusammen hing, sofern es nicht der Beruhigung diente.
 

„Karyu? Was ist los mit dir, du bist so grün im Gesicht…musst du dich gleich übergeben?“
 

Das war Zeros Stimme.

Sein Herz machte einen ungesunden Sprung und er sah auf. Im Türrahmen der Küche stand Zero, blass im Gesicht, mit einem Verband um die Stirn gewickelt. Besorgt neigte der Bassist leicht den Kopf.

Karyu schluckte den Bissen, den er schon eine Weile im Mund hatte, langsam hinunter und erwiderte den Blick Zeros stumm. Jetzt merkte er, dass ihm tatsächlich schlecht war.

„Hey, Zero…“, sagte er nur und versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Er legte die Stäbchen auf den Teller und stand vorsichtig auf. „Ich geh mal ins Bad…“, murmelte er und schob sich an Zero vorbei, der ihm stirnrunzelnd hinterher sah. Irgendwas stimmte doch mit Karyu nicht!

Auf dem Weg ins Bad begrüßte der Gitarrist noch Tsukasa und Hizumi, dann betrat er das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab.

Er rutschte an der Tür hinab auf den Boden und schloss die Augen. Oh Gott, wurde ihm schlecht…
 

+++
 

„Zero, jetzt mach dir keine Sorgen“, sagte Tsukasa und führte ihn zur Couch. „Achte du lieber auf dich, dir geht’s wirklich nicht gut, schließlich bist du immer noch schwer verletzt. Ich kümmer mich schon um Karyu.“

Hizumi nickte bekräftigend und setzte sich neben Zero, der nur brummte.

„Ich schau mal nach ihm…“, sagte der Drummer leise und ging zum Bad. „Karyu? Ist alles in Ordnung bei dir?“

Einige Sekunden verstrichen. „Hnn…“, erklang es dann recht nah bei der Tür.

Tsukasa runzelte die Stirn. „Rede mit mir, Großer. Sonst trete ich die Tür ein, du weißt, dass ich das wirklich mache“, drohte er.

Es blieb still im Badezimmer, doch wenig später öffnete sich langsam die Tür einen Spalt breit und Karyus Gesicht erschien dahinter; es hatte immer noch eine ungesunde Farbe.

Tsukasa warf einen Blick hinter sich in Richtung Wohnzimmer, dann öffnete er kurzerhand die Tür etwas mehr und schlüpfte auch ins Bad, dann schloss er die Tür und sah Karyu ernst an. „Hör mal, so geht das nicht. Ich sehe ja, dass es dir nicht gut geht, aber du musst dich jetzt zusammenreißen, ja? Wir müssen uns jetzt alle gut um Zero kümmern, er braucht unsere Hilfe. Das verstehst du doch, oder?“

Karyu senkte den Blick und nickte nur. Leicht nickte Tsukasa und strich ihm über den Arm. „Du musst jetzt stark für ihn sein. Und…“, fügte er dann zögernd hinzu, „du weißt doch, dass er wieder wird. Und du weißt auch, dass du keine Schuld an seinem Unfall hast. Also verstehe ich gar nicht, warum du dich so schlecht behandelst. Und nun komm, wir essen gleich alle was zusammen. Du hast ja schließlich für uns alle gekocht. Und wenn du nur einen Bissen nimmst, du setzt dich zu uns, verstanden?“ Streng sah er seinen Gitarristen an, der sich zu einem leisen ‚Ja’ durchrang, woraufhin Tsukasa zufrieden nickte und ihm ein aufmunterndes Lächeln zuwarf.

Er öffnete die Tür und zog Karyu an der Hand raus aus dem Bad, dann ließ er ihn wieder los und ging zu den Anderen ins Wohnzimmer, gefolgt von Karyu, der sich straffte und ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zauberte.
 

+++
 

Tatsächlich legte Karyu wieder etwas bessere Laune an den Tag. Wann immer er mit seinen Freunden beisammen war, lächelte er zuversichtlich und hatte auch wieder ein paar Witze und Späße auf Lager.

Aber er zog sich zurück, so dass die Anderen ihn nicht mehr so oft wie früher zu Gesicht bekamen. Das war schon in den ersten beiden Tagen seit Zeros Rückkehr so. Er hoffte, dass es seinen Freunden nicht auffiel. Zero sollte sich ja keine Sorgen machen.

Karyu war viel unterwegs, tief in seinem Inneren wusste er, dass es im Grunde eine Flucht war. Was genau er zu Hause eigentlich so fürchtete, wusste er nicht. Nur, dass es etwas mit Zero zu tun haben musste.

Doch am Abend des zweiten Tages, als er nach 21 Uhr in die Wohnung kam nach einem Ausflug, wurde seine Taktik schon über den Haufen geworfen.

Der Bassist lag bereits im Bett, nur Tsukasa und Hizumi waren noch wach und begrüßten ihn ernst, als er sich zu ihnen setzte.

„Karyu, du musst uns einen Gefallen tun“, begann Hizumi, weswegen er den Kopf schief legte und neugierig wissen wollte, was denn los sei.

„Es wäre schön“, meinte da Tsukasa, „wenn du morgen mal hier bleiben könntest. Hizumi und ich haben einen Termin außerhalb der Stadt. Es betrifft unsere musikalischen Aktivitäten. Wir müssen morgen Vormittag von hier los und wissen nicht, wann wir wieder hier sein werden…“

Leicht nickte Hizumi. „Es wird wahrscheinlich spät werden. Und da wir den ganzen Tag über nicht da sind, müsstest du dich allein um Zero kümmern.“

Karyu lehnte sich zurück und nickte langsam. Einen kompletten Tag allein mit dem verletzten Bassisten!?

„Okay.“

Ein wenig überrascht über das schnelle Einverständnis nickte nun auch Tsukasa. Karyu verhielt sich weiterhin merkwürdig, das war ihm nicht entgangen, und er konnte sich denken, dass es mit Zero zu tun hatte, weswegen er mit ein wenig Widerstand seitens des Gitarristen gerechnet hatte. „Gut, also wir müssen dir da noch schnell was erklären…im Kühlschrank liegen zwei verschiedene Salben, die wirst du brauchen. Abends, bevor Zero schlafen geht, musst ihn damit eincremen, ja? Er trägt noch einen Verband um die Brust, dort wo er sich die Rippen gebrochen hat, kommt die Salbe der roten Tube drauf, die andere Salbe kommt…na ja, im Grunde überall rauf. Du wirst schon sehen, wo die wichtigen Stellen sind. Und Zero ist ja auch noch da, der sagt es dir dann. Du musst dann auch den Verband austauschen. Das Material dazu liegt in seinem Zimmer. Falls er Schmerzmittel braucht, die stehen im Bad neben den Kopfschmerztabletten…“

Fragend sah Tsukasa zu Hizumi, ob diesem noch etwas einfiel, aber der Sänger schüttelte den Kopf und schaute zu Karyu. „Kannst du dir das merken?“

Langsam nickte der Gitarrist, er hatte aufmerksam zugehört, wiederholte noch mal rasch alles, woraufhin die Anderen zufrieden nickten. „Gut“, meinte Tsukasa, „dann können wir beide ja beruhigt die Reise antreten.“ Er lächelte leicht, als Karyu ihm einen kurzen Blick zuwarf.

„Und ihr möchtet mir nicht erzählen, wohin ihr genau geht und was ihr da treibt?“

Seine beiden Freunde sahen sich kurz an und schüttelten dann den Kopf. „Nein, das musst du nicht wissen.“, sagte Hizumi nur und streckte sich. „Wollt ihr auch ein Bier?“

Während Tsukasa nickte, verneinte Karyu. „Nein danke“, murmelte er beleidigt und stand auf. „Ich geh meine Gitarre besuchen.“

Er lief in ihren Musikraum, bevor die Anderen noch etwas sagen konnten und ließ sich auf einem Hocker nieder, der genau vor seiner Akustikgitarre stand.

Leise seufzte er und starrte sie an. Er hatte ein wenig Angst vor morgen. Vielleicht würden sie über Dinge reden, von denen er nichts hören wollte… Ob Zero ihm dann, wenn sie endlich alleine waren, Vorwürfe machen würde?

Nach einer Weile dachte Karyu noch mal über das Gespräch eben mit Tsukasa und Hizumi nach. Warum musste er die Verletzungen von Zero eincremen? Konnte der Bassist das nicht selbst machen?

Leicht runzelte Karyu die Stirn und dachte darüber nach, wie oft und in welchen Situationen er Zero in den letzten beiden Tagen gesehen hatte. Nur zwei oder drei Mal.

Das erste Mal war gewesen, als Zero zurückgekommen war, gestern, da hatten sie zusammen gegessen, er hatte nur auf seinem Platz gesessen und nicht viel gesagt. Karyu war schnell in sein Zimmer gegangen. Erst am Abend hatte er das wieder verlassen, und da hatte er Tsukasa mit Zero in dessen Zimmer gesehen. Er hatte ihm geholfen, sich aufs Bett zu setzen, dann hatte er die Tür geschlossen. Und heute…morgens zum Frühstück hatte er ihn nicht gesehen, dann war er kurz draußen gewesen, und erst, als er am Mittag zurück war, hatte er den Bassisten gesehen. Zusammen mit Tsukasa hatte er vorm Bad gestanden, das Laufen schien ihm schwer zu fallen, zumindest hatte der Drummer ihn gestützt…

Als Karyu am Nachmittag wieder rausgehen wollte, hatte er Zero getroffen, der an der Wohnungstür stand und sich mit Hizumi stritt. „Ich kann doch wohl mal rausgehen“, verlangte der Bassist, aber Hizumi schüttelte mit dem Kopf. „Vergiss es, du schaffst keine drei Meter. Und selbst wenn wir dir helfen wirst du viel zu schnell erledigt sein und auch nicht weit kommen. Warte doch noch ein paar Tage…“, bat der Vocal, während Karyu seinen Bassisten mitfühlend ansah.

„Noch ist es zu früh, Zero“, stimmte er zu und lächelte dann aufmunternd. „Aber wer weiß, wie das übermorgen aussieht, hab noch ein wenig Geduld.“

Damit hatte er sich von den beiden verabschiedet und war gegangen. Er hatte noch mitbekommen, wie Zero sich beleidigt und unzufrieden umgedreht hatte um in sein Zimmer zu gehen. Er ahnte wohl, dass es noch länger als zwei Tage dauern würde, bis er wieder fit genug war um hinaus zu gehen.

Während Karyu genauer darüber nachdachte, dann wurde ihm bewusst, dass Zero sich offensichtlich nur schlecht bewegen konnte. Vermutlich tat ihm der ganze Körper noch weh…

Er würde ihm helfen, so gut er konnte. Das war das mindeste, was er tun konnte. Jetzt konnte er nicht mehr weglaufen.
 

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tbc~

Allein.

3.Kapitel: Allein.
 

~*~Hab jetzt keine Angst mehr um mich. Ich liebe dich.

Oh ich liebe mich, ich liebe dich.~*~
 

Am frühen Vormittag wurde Karyu von Tsukasa geweckt. „Wach auf, Großer. Hizumi und ich gehen gleich los.“ Blinzelnd öffnete der Gitarrist die Augen und murrte, dann nickte er jedoch ergeben und richtete sich langsam auf.

Er spürte, wie Tsukasa ihm auf die Schulter klopfte, bevor er das Zimmer verließ. Gähnend streckte Karyu sich und stand auf. Er war noch recht müde, da er in der Nacht nicht viel geschlafen hatte. Die Gedanken um Zero hatten ihn wach gehalten.

Verschlafen schlurfte er aus seinem Zimmer hinaus zu den beiden Anderen im Flur, winkte Hizumi kurz, der sich bereits anzog, und ging nebenan in die Küche, wo er die Kaffeemaschine anmachte.

Tsukasa steckte den Kopf in die Küche. „Wenn wir weg sind, solltest du Zero langsam wecken. Hilf ihm aus dem Bett, ja?“ Stumm nickte Karyu und warf seinem Drummer einen kurzen Blick zu, der daraufhin wieder im Flur verschwand, dann wandte er sich dem Küchenschränkchen zu und holte eine Tasse hervor.

„Ach, und…“, hörte er Tsukasas Stimme wieder näher kommen, „hast du dir alles gemerkt, was wir dir gestern erklärt haben?“ Erneut nickte Karyu und stellte die Kaffeetasse ab, dann sah er zu Tsukasa, der kurz zu überlegen schien, während er sich einen Schal um den Hals band. „Am besten machst du für euch beide erstmal Frühstück, ihr könnt was zu essen gebrauchen“, meinte er streng.

„Ja, okay, mach ich sofort“, erwiderte Karyu brav, weswegen Tsukasa erleichtert nickte und wieder in den Flur ging.

Dem Gitarristen fiel auf, dass er erstmal Kaffeebohnen nachfüllen musste, so dass er die Tüte mit den Bohnen hervor kramte, als er nun Hizumis Stimme im Raum hörte.

„Sei vorsichtig mit ihm. Und lass ihn nicht raus.“

Schweigend nickte Karyu. „Esst regelmäßig was. Und vergiss heute Abend nicht, dich um seine Verletzungen zu kümmern.“

„Ja, verstanden“, murmelte Karyu und verstaute die Tüte wieder im Schrank, nachdem er die Kaffeemaschine mit den Bohnen gefüllt hatte.

„Gut“, ertönte nun Tsukasas Stimme, während der Drummer neben Hizumi den Kopf in die Küche steckte und ihn anschaute. „Dann bis heute Abend. Und pass auf, dass er nicht zu spät schlafen geht. Und er soll die Finger von jeglichem Instrument lassen. Er muss sich erholen.“

Seufzend nickte Karyu und ging zu den beiden. „Ja, Mama“, sagte er zu Tsukasa und sah dann Hizumi an. „Ja, Papa. Und jetzt geht.“

Die beiden hoben die Augenbrauen, wandten sich aber zur Haustür um. Während Hizumi die Tür öffnete, warf Tsukasa dem Gitarristen noch mal einen Blick zu. „Warum bin ich denn die Mutter?“

Doch Karyu grinste nur und schwieg. Er winkte seinen beiden Freunden hinterher, schloss dann die Tür und ging wieder in die Küche um schon mal den Kaffee durchlaufen zu lassen. Gähnend überlegte er dann, ob er Zero tatsächlich schon wecken sollte…

Ja, doch, er wollte Tsukasas Anweisungen mal lieber befolgen. Es ging hier ja auch um Zeros Gesundheit.

Karyu streckte sich, ließ alles knacken, dann schlurfte er zu Zeros Zimmer und klopfte an die Tür. Gott, er brauchte seinen Kaffee, dringend…

Er wartete gar nicht ab, dass Zero ihn herein rief. Der Bassist schlief sicherlich noch, sein Körper konnte jede Erholung gebrauchen. Überhaupt hatte er in den letzten Tagen, im Krankenhaus, sehr viel geschlafen, aber das war verständlich.
 

Er öffnete die Tür und schaute in das Zimmer hinein, in die Ecke zum Bett, worin Zero schlief – schlafen sollte.

Der Bassist lag mit geöffneten Augen im Bett und starrte leise keuchend hoch an die Decke, aber als er Karyu bemerkte, wanderte sein Blick zu ihm.

„Guten Morgen“, sagte der Gitarrist leise und lächelte leicht, während er das Zimmer nun betrat und zu Zero ans Bett ging. Verwundert legte er den Kopf schief. „Warum so außer Atem?“, wollte er wissen, woraufhin Zero gequält lächelte und seufzte.

„Na ja…ich hab versucht, aufzustehen…“

Das schien gescheitert zu sein.

Karyus Augen wurden groß, doch fing er sich schnell wieder und lächelte aufmunternd. „Dann helf ich dir jetzt mal hoch“, meinte er lieb, während es ihn innerlich schmerzte, dass Zero nicht einmal mehr selbst aufstehen konnte, da seine Verletzungen so schwer waren.

„Hm…“, machte Zero nur und senkte den Blick. Das Ganze schien ihm unangenehm zu sein.

Karyu betrachtete ihn und strich ihm kurz übers Haar, dann schlug er die Bettdecke beiseite und sah ihn fragend an.

„Also…ich will dir nicht weh tun…wie helf ich dir am besten?“, fragte er etwas verlegen nach. Er hatte echt keine Ahnung, wie er mit Zero umgehen sollte. Das konnte ja noch ein lustiger Tag werden…

Doch der Bassist schien sich an der Frage nicht zu stören und lächelte sogar, während er eine Hand ausstreckte. „Zieh ich mich einfach hoch“, antwortete er ruhig, woraufhin Karyu nickte und die Hand des Anderen ergriff, ihn dann so vorsichtig wie es ging, in eine aufrechte Position zog.

Zero verzog leicht das Gesicht, sagte aber nichts und lächelte Karyu dann matt an. „Danke…“

Der Gitarrist legte besorgt den Kopf schief. „War das echt ok so?“, wollte er zweifelnd wissen und Zero nickte.

„Ja natürlich. Das war besser als Tsukasas Methode…“, murmelte er und seufzte. Karyu wollte schon nachfragen, aber unterließ es dann doch, denn es schien nicht so, als wolle Zero weiter über das Thema reden.

„Also ich…mach grad Frühstück“, informierte er den Bassisten dann, weswegen dieser ihn anlächelte.

„Mhm~ da helf ich dir.“

Doch Karyu schüttelte schon den Kopf. „Nein, sicherlich nicht.“

Zero sah ihn schmollend an. „Dann lass mich wenigstens in der Küche rumsitzen, bis es fertig ist“, verlangte er und Karyu nickte nach kurzem Überlegen ergeben.

„Na gut, einverstanden.“

Zufrieden rutschte Zero daraufhin an den Bettrand und sah mit großen Augen zu ihm auf, weswegen Karyu ihn lächelnd ansah. „Wieder hochziehen?“

Langsam nickte Zero und als Karyu wieder seine Hand nahm, schien der Bassist sich zu verkrampfen. „Mach’s schnell, ja?“, bat Zero ihn woraufhin Karyu besorgt die Stirn runzelte, aber nickte. Mit einem Ruck zog er seinen Bassisten dann auf die Beine, weswegen dieser leise und schmerzerfüllt aufstöhnte und gegen Karyu stolperte.

Überrascht fing er ihn auf und hielt ihn behutsam fest, während Zero mit schüchternem Blick zu ihm aufsah. „Tut mir leid…das fühlt sich wie ein ganz böser Muskelkater in den Beinen an…“

Er verzog das Gesicht und löste sich langsam von Karyu, um dann einen Arm um dessen Taille zu legen.

„Ist es nicht besser, wenn ich…?“, wollte der Gitarrist wissen, aber Zero schüttelte schon den Kopf.

„Nein, wenn du einen Arm um mich legst, erwischst du nur irgendwelche Stellen, die schmerzen…“, murmelte er mit gesenktem Blick, woraufhin sie langsam in die Küche gingen, da Karyu auch nichts weiter dazu sagte. Er glaubte, dass Zeros körperlicher Zustand noch schlimmer war, als er gedacht und gehofft hatte…
 

Er setzte Zero behutsam auf einem der Küchenstühle ab und sah, dass der Kaffee schon fertig war. Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus, von dem Karyu nicht wusste, ob er es als unangenehm bewerten sollte. Er schenkte ihnen beiden je eine Tasse Kaffee ein, goss in Zeros Tasse noch etwas Milch und stellte sie ihm dann auf den Tisch. Leise bedankte sich Zero und er spürte, wie sein Bassist ihn bei jedem Handgriff beobachtete. Er spürte seinen Blick stets im Nacken. Warum machte Zero das nur?

Doch Karyu riss sich zusammen und machte das Frühstück fertig, stellte nacheinander alles auf den Tisch und setzte sich schließlich mit seiner Tasse Kaffee Zero gegenüber hin.

Nun wandte der Bassist den Blick ab und wollte gerade zu essen anfangen, als er wieder zu Karyu aufsah. „Verrätst du mir…weshalb du in den letzten zwei Tagen ständig weg warst…?“, fragte er leise und schaute den Gitarristen beinahe scheu an.

Karyu erwiderte den Blick kurz, dann sah er auf seinen Teller und schluckte. Das war echt eine fiese Frage! Was sollte er denn jetzt antworten?! Dass er ihm aus dem Weg hatte gehen wollen? Dass er draußen nur umhergewandert war?

Verlegen und unsicher kratzte sich am Kopf. „Na ja…“, begann er und nahm erstmal einen Schluck von seinem heißen Kaffee. „Ich eh…hatte eben einige Dinge zu erledigen“, meinte er dann nur vage, schon in dem Wissen, dass Zero sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben würde. Und hinzu kam, dass er ihn gerade angelogen hatte.

Leise seufzte Zero. „Du gehst mir aus dem Weg“, stellte er fest und sah Karyu verletzt an. „Gib es zu. Du brauchst mich nicht anzulügen. Ich merk dir das eh an.“ Er schwieg kurz, während sein Gitarrist beschämt den Blick gesenkt hatte. „Du gehst mir aus dem Weg…“, wiederholte Zero leise und sah in seine Kaffeetasse.

Eine kurze, unangenehme Pause entstand. Karyus schlechtes Gewissen meldete sich und er sah vorsichtig zu Zero auf. „Es…tut mir leid, Zero…“ Er wollte irgendetwas hinzufügen, aber ihm mochte einfach nichts einfallen.

Der Bassist sah enttäuscht auf. „Was ist denn dein Problem, Karyu? Ich versteh’s nicht!“

Leise seufzte Karyu mit gesenktem Blick. „Du…du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen, Zero. Wir sind unter uns hier“, sagte er leise, woraufhin der Bassist die verwirrt die Stirn runzelte. „Wie bitte? Was meinst du denn damit? Die Wahrheit? Was soll ich dir denn erzählen?“, fragte er verständnislos nach und sah zu Karyu, der den Blick jedoch weiterhin nicht erwiderte. Zu schwer wog die Last.

„Du…kannst ruhig zugeben, dass du sauer auf mich bist…“, meinte er dann kleinlaut und bemerkte nicht, wie sich über Zeros Kopf immer mehr Fragezeichen bildeten. „Ich kann es ja verstehen… Ich hätte mehr tun müssen…“

Zero holte Luft und starrte Karyu eine Weile sprachlos an. Verstand er das gerade richtig?

„Karyu…“, sagte er dann langsam, „du…hast doch jetzt nicht etwa Schuldgefühle? Denkst du wirklich, dass ich wütend auf dich bin? Warum sollte ich denn? Der Unfall war durch meine eigene Blödheit verschuldet!“ Während des Redens hatte er aufgebracht mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen, so dass Karyu zusammen gezuckt war. „Sieh mich an, Karyu!“, forderte er seinen Gitarristen auf, der nur zögernd den Kopf hob. „Ich mache dir keine Vorwürfe, überhaupt nicht.“ Sanft sah er ihn an. „Im Gegenteil, du warst für mich da. Und ich möchte…dass du weiterhin für mich da bist. Bitte…lauf nicht mehr vor mir weg. Denn genau DAS…verletzt mich. Nichts anderes…“, sagte er leise und schaute Karyu in die Augen, der den Blick stumm und niedergeschlagen erwiderte.

Für den Gitarristen war das Thema noch lange nicht beendet. Er wollte Zero noch etwas sagen, wollte ihm etwas verdeutlichen, aber in diesem Moment konnte er es noch nicht. Deswegen nickte er nur langsam und senkte wieder den Blick. „Wie du meinst…“, sagte er schließlich leise und widmete sich endlich dem Frühstück.

Unzufrieden sah Zero den Anderen an. Er war nicht wirklich überzeugt davon, dass er Karyu alles ausgeredet hatte und ahnte, dass sie noch mal darüber würden reden müssen.

Schweigend begann nun auch er, etwas zu essen.
 

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tbc~

Beschwerlicher Ausflug.

4. Kapitel - Beschwerlicher Ausflug
 

~*~Du fliegst in den Höhen,

und fällst oft tief~*~
 


 

„Karyu, würdest du mir einen Gefallen tun?“ Mit großen Augen schaute Zero zu seinem Gitarristen auf, der ihn gerade auf die Couch im Wohnzimmer gesetzt hatte.

Der Gitarrist legte den Kopf schief und erwiderte den Blick überrascht. „Was kann ich für dich tun?“, wollte er wissen und ließ Zero los, hatte bis dahin seine Hand auf der Schulter des Bassisten ruhen lassen.

„In meinem Zimmer…steht doch mein Bass…“, fing Zero an, und Karyus Augen wurden größer, sein Blick skeptisch. „Würdest du ihn holen?“, fragte der Bassist leise und sah ihn aus bittenden Kulleraugen an.

Doch Karyu kratzte sich unschlüssig am Kopf. Er mochte Zero nicht abweisen, aber er konnte ihm auch wirklich nicht den Bass in die Hand drücken. „Zero…das ist glaub ich keine so gute Idee…“, murmelte er dann, aber der Bassist schüttelte den Kopf und lächelte schüchtern, so dass Karyus Herz aufging und er irgendwie bereit war, alles für ihn zu tun.

„Nein, ich will ja nicht selbst spielen… Eigentlich dachte ich, dass…du vielleicht…für mich spielen würdest?“, fragte er leise und sah ihn etwas verlegen an, während Karyu ihn überrascht musterte, aber dann langsam nickte. Warum nicht?

„Okay, wenn du das möchtest“, meinte der Gitarrist und lächelte leicht, „dann kann ich das gerne machen.“ Er ging los, hörte aber Zeros Stimme noch mal.

„Du müsstest ihn aber vorher noch mal stimmen. Meinen Akustik-Bass habe ich schon viele Wochen nicht mehr angerührt, und der ist ja noch recht neu…“

Karyu nickte und betrat das Zimmer des Bassisten um den schwarzen Akustik-Bass zu holen.

Zurück im Wohnzimmer setzte er sich Zero gegenüber, der das Instrument mit glänzenden Augen betrachtete.

Schwer seufzte er. „Schlimm, dass ich erst jetzt den Drang habe, auf ihm zu spielen, wo ich es nicht kann…“, sagte er leise und hob die Hand um seine Finger über die Seiten gleiten zu lassen, sodass dunkle Töne durch das Zimmer fluteten.

Matt lächelte Karyu ihn an. „Nicht mehr lange, dann kannst du wieder selber spielen“, meinte er zuversichtlich, worauf Zero aber nichts sagte. Er war wohl nicht ganz so zuversichtlich. „Willst du was Bestimmtes hören?“

Langsam schüttelte Zero den Kopf und lächelte leicht. „Nein, mach wie du willst.“

Der Gitarrist nickte und stimmte den Bass erstmal, bis er wieder recht gut klang. Karyu musste nicht lange überlegen, was er spielte. Zu viel nachdenken war eh schlecht.
 

Da er einige der Bassparts von Zero kannte, begann er mit der Bassline von ‚Gothic’, was einen eher ruhigen Anfang darstellte. Es zauberte Zero ein sehnsüchtiges Lächeln auf die Lippen und nach einer kurzen Weile lehnte er sich zurück, hörte weiterhin entspannt zu. Als Karyu irgendwann die Noten ausgingen und er sich nicht mehr richtig an die ganzen Basslines erinnern konnte, dachte er sich kurzerhand noch eine Melodie aus, die einen schönen Abschluss zu dem ganzen bildete.

Aber zufrieden war Karyu nicht. Verlegen sah er zu Zero, der langsam die Augen wieder öffnete. „Tut mir leid…Bass ist nicht so meine Welt…“, nuschelte er, aber der Bassist schüttelte leicht lächelnd den Kopf.

„Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Es klang gut. Danke.“, sagte er sanft und sah Karyu lieb an, der den Blick senkte.

„Wenn du Gitarre spielst statt ich, dann kannst du das besser spielen, als wenn ich mich am Bass versuche“, meinte er leise, weswegen Zero sogar leise lachte.

„Nun hör aber auf! Ich werd mit dir darüber nicht diskutieren!“, erwiderte der Bassist schmunzelnd, woraufhin Karyu wieder den Kopf hob und ihn verlegen anlächelte.

„Hmm…“, machte er nur und stand mit dem Bass in der Hand auf, den er zurück in Zeros Zimmer brachte.

Als er wieder ins Wohnzimmer kam, sah Zero neugierig zu ihm auf. „Verrätst du mir nun, was du in den letzten 2 Tagen gemacht hast? Wo warst du?“

Verlegen kratzte Karyu sich am Kopf und warf einen Blick aus dem Fenster, dann drehte er sich wortlos um und verschwand in sein eigenes Zimmer, weswegen Zero verwirrt die Augenbrauen hob. Doch bevor er ihm hinterher rufen konnte, tauchte der Blonde schon wieder auf – mit einer Digicam in der Hand.

Fragend sah Zero den Größeren an, der sich schweigend neben ihn setzte und die Kamera anmachte. „Hier…das hab ich gemacht…“, sagte er leise und reichte dem Bassisten die Digicam, der Karyu einen kurzen Blick zuwarf und dann interessiert das große Display betrachtete. Darauf war ein Bild zu erkennen, welches blauen Himmel zeigte, und nur eine einzige kleine weiße Quellwolke war am Rande zu sehen.

Karyu hob eine Hand und drückte weiter – nun war ein Foto von einem Sonnenaufgang zu sehen, danach waren verschiedene Straßen zu sehen, mal mit mehr, mal mit weniger Menschen auf den Gehwegen. Es war auch ein Foto von Karyu und einem Straßenmusiker zu sehen, gefolgt von einer Frau und Karyu, die vor einer Eisdiele standen – Zero kannte die Frau, er hatte sich dort selbst schon öfter ein Eis gekauft…
 

„Ich dachte mir…“, sagte Karyu nach einer Weile, „wenn du schon nicht selbst raus gehen und dich umschauen kannst, dann mach ich das eben für dich…und um dir zu zeigen was so los ist, hab ich die Bilder gemacht…“ Seine Stimme war leiser geworden, und er schaute nun peinlich berührt zu Boden. Es war doch irgendwie eine komische Idee von ihm gewesen, oder…?

„Das hast du…meinetwegen gemacht?“, fragte der Bassist überrascht nach und schaute den Größeren an, welcher daraufhin nur nickte. „Das…ist wirklich total lieb von dir…danke“, sagte Zero gerührt und umarmte Karyu kurzerhand, noch mit der Kamera in der Hand.

Überrumpelt ließ der Blonde es geschehen und erwiderte nach kurzer Zeit die Umarmung. „Bedank dich nicht dafür. Ich hab das gerne gemacht…ich dachte, es würde dich vielleicht freuen…“

„Tut es auch“, meinte Zero, während er sich wieder von Karyu löste und ihn anlächelte. „Das kannst du gerne öfter für mich machen.“

Der Gitarrist legte den Kopf schief und sah ihn aus großen Augen an. „Ja, am besten besuche ich noch deine ganzen Freunde und Verwandten für dich und mach ein paar Bilder von ihnen, wie sie Plakate mit Genesungswünschen hochhalten?“

Zero musste leise lachen und nickte. „Ja, zum Beispiel. Das wäre auch toll.“

„Mh…aber mal im Ernst. Wir könnten doch deine Eltern in die Stadt einladen“, schlug Karyu bedächtig vor. „Sie müssen sich doch furchtbare Sorgen machen. Wir besorgen ihnen ein günstiges, schönes Hotel und ihr könnt endlich wieder etwas Zeit miteinander verbringen.“

Doch Zero schüttelte den Kopf, das Lächeln wich von seinen Lippen. „Nein. Sie wissen nicht, dass es mich so heftig erwischt hab.“

„Du hast deinen Unfall verheimlicht?“

„Nein, das nicht, aber ich hab das Ganze herunter gespielt. Ich will nicht, dass sie sich zu große Sorgen machen.“ Er seufzte. „Ich hab doch schon einen Unfall hinter mir. Die Sorge hat sie fast umgebracht.“

„Zero, das ist Jahre her…du warst ein Kleinkind…“, warf Karyu ein, aber der Bassist zuckte nur mit den Schultern.

„Dennoch. Außerdem bringt es doch nichts, wenn sie Bescheid wüssten. Sie brauchen sich nicht um mich zu kümmern. Ich hab jetzt Freunde, die mir helfen. Oder?“ Leicht lächelnd hob Zero den Blick und legte eine Hand auf Karyus. Es waren noch leichte Abschürfungen zu erkennen. Die Haut war rosig, sie war frisch nachgewachsen. Bald würde man nichts mehr sehen von den Schürfwunden. Zumindest was die Hand anging.

Langsam nickte Karyu. „Ja, natürlich sind wir für dich da. Das ist gar keine Frage. Ich dachte nur, dass du deine Eltern gern wieder sehen würdest…“

„Natürlich, aber ich besuche sie dann lieber ein ander Mal, wenn es mir wieder gut geht und ich ihnen keine unnötigen Sorgen bereite.“

Unnötige Sorgen… Karyu biss sich auf die Unterlippe und schloss kurz die Augen. Zero wäre beinahe gestorben. Er hatte Glück noch zu leben. Der Blonde spürte den Blick des Anderen auf sich, aber der Bassist sagte nichts, sondern musterte ihn nur schweigend.

„Kumagaya ist ja nicht so weit entfernt“, fuhr Zero schließlich fort. „In ein paar Wochen gehe ich sie besuchen.“ Karyu nickte nur mechanisch. „Was anderes, ich würde raus gehen.“

Nun hob der Gitarrist überrascht den Kopf und starrte Zero entgeistert an. „Wie bitte? Das geht nicht.“

„Ich will ja nicht spazieren gehen“, erwiderte der Bassist, während er seine Hand zurück zog. „Ich mag nur mal raus…die Sonne auf dem Gesicht spüren, den Wind auf meiner Haut…“ Er seufzte. „Ich roste hier noch ein. Ich will nur…über die Straße…mich auf eine Bank setzen für ein paar Minuten. Komm schon, das bringt mich nicht um.“

Pikiert sah Karyu seinen Freund an. Das war die falsche Wortwahl gewesen. Zero lächelte ihn nur entschuldigend an, bevor Karyu langsam aufstand und unschlüssig zum Fenster ging um hinaus zu schauen. Es war recht schön draußen… Und er würde auf Zero aufpassen, ihn mit hinausbegleiten. Er würde ihn wieder sicher zurück in die Wohnung bringen.

Über die Straße…

Karyu schluckte und senkte den Blick, bevor er sich zu Zero umwandte. „Ich würde das lieber nicht tun“, sagte er leise. „Mir ist nicht wohl dabei.“

Langsam schüttelte der Bassist den Kopf. „Komm schon. Es wird nichts passieren. Stell dich nicht so an. Sonst gehe ich alleine raus!“ Einen Schmollmund ziehend, versuchte Zero sich von der Couch hochzudrücken, um aufzustehen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Und er kam nicht hoch.

Karyus Mundwinkel verzogen sich traurig nach unten, bevor er zum Kleineren ging und diesem dabei half, aufzustehen. „Ist ja in Ordnung“, sagte er bekümmert, „wenn du unbedingt raus willst, dann komme ich mit.“

Zero nickte nur mit geschlossenen Augen, bevor er sich etwas an den Blonden lehnte. Er schien darauf zu warten, dass der Schmerz abklang. Karyu konnte sich wirklich nicht vorstellen, was Zero durchmachte. Er half ihm dabei, sich Schuhe und Jacke anzuziehen, da dem Bassisten das auch noch nicht ganz gelingen wollte. Vor allem ging es nicht ohne Schmerzen vonstatten.

Die nächste Hürde war die Treppe. Der Aufzug war seit 2,3 Tagen kaputt.

„Zero…lassen wir es lieber sein. Wir wohnen im 2. Stock. Im 2., nicht im 1. und leider schon gar nicht im Erdgeschoss“, wandte er leise ein, in der Hoffnung, Zero zur Rückkehr in die Wohnung überzeugen zu können. Wenn Tsukasa das hier rausfand, würde er ihn umbringen. Karyu würde durch die Hände seines Freundes sterben, das wusste er. Hizumi und Tsukasa verließen sich auf ihn.

Doch aus irgendeinem Grund blieb Zero hartnäckig. Würde er ihn nicht sehr mögen, hätte er sogar behauptet, dass er nervtötend hartnäckig war. Hörbar seufzend und somit seinen Unwillen äußernd legte er sich Zeros Arm um die Mitte, dann ging er mit ihm die Treppen hinab. Es dauerte lange. Und irgendwann begann sein Bassist leise zu stöhnen und zu ächzen. „Zero...?“, sprach er ihn vorsichtig an, doch dieser antwortete nur mit einem Brummen. Also ließ er ihn in Ruhe, dabei wäre er am liebsten stehen geblieben und hätte ihn wieder hoch gezerrt in die Wohnung.

Als sie endlich draußen vor der Haustür standen, stützte sich der Bassist am dunklen Mauerwerk ab und keuchte hörbar. „Ich brauch kurz...eine Pause“, brachte er hervor und stockte plötzlich ein paar Mal beim Atmen, was Karyu augenblicklich panisch werden ließ.

„Was ist los? Bekommst du keine Luft mehr? Soll ich den Notarzt rufen?! ...Zero?!“

Langsam schüttelte der Bassist den Kopf und blinzelte ihn an. „Bleib ruhig... Ich..muss nur zu Atem kommen... Alles ok...“, murmelte er und atmete tief ein und aus, diesmal klang es nicht mehr ungesund. Nach einigen Momenten streckte der Bassist hilfesuchend die Hand nach ihm aus, weswegen er sich wieder dicht neben ihn stellte. Zero klammerte sich an ihn und sah hinauf in den fast wolkenlosen, blauen Himmel. „Wunderschön...“ Kurz schloss er die Augen, dann deutete er auf die andere Straßenseite. „Lass uns in den Park gehen. Auf eine Bank setzen. Mehr will ich nicht.“

Karyus Augen wurden groß. „In den Park? Die Rede war von da drüben, nicht vom Park. Der ist weiter weg.“

Wenig erfreut sah Zero ihn an. „Der Park ist doch auch da drüben. Das sind 200 Meter mehr. Karyu, ich bin nicht todkrank, nur verletzt. Ich brauche etwas länger, aber gehen kann ich nach wie vor. Außerdem ist das wie Training. Ich will ja nicht einrosten. Los, komm. Sonst geh ich auch alleine“, drohte er erneut, was Karyu nachgeben ließ.

„Du bist ein Sturkopf. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“

„Ja...“ Zero beäugte ihn kritisch. „Du hast das schon öfter geäußert.“

Lächelnd sah er ihn an. „Jaaa, das hab ich. Weil es stimmt.“

Zu seiner Überraschung schnaubte der Bassist. „Mag sein. Aber wir hatten es nötig, dass ich auf meine Meinung bestehe. Ich hab nämlich gute Einfälle.“

Amüsiert betrachtete er den Dunkelhaarigen. „Da hast du Recht. Meistens ist dein Sturkopf zu etwas gut.“

Der Bassist ließ das unkommentiert. Als sie über der Straße waren, wurde der Bassist irgendwie schwerer in seinem Arm, weswegen er ihn fragend ansah. „Ist alles in Ordnung?“ Sicher ging dem Anderen diese Frage schon auf die Nerven, aber er musste es immer wieder erneut wissen, gerade wenn Zero sich so komisch verhielt.

„Es ist nur so ungewohnt anstrengend...“, murmelte er. „Verdammt..“ Er blieb stehen und so tat es auch Karyu. Schweigend wartete er ab, bis der Andere sich wieder gesammelt hatte, dann setzten sie ihren Weg langsam fort. Diesmal schafften sie es ohne weitere Unterbrechung zum Ziel.
 

Als sie sich auf eine Parkbank setzten, legte Zero langsam den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. „Ich sonnenbade jetzt..“, informierte er Karyu leise und lächelte selig, während er sich schweigend anstrahlen ließ. Er schien alles um sich herum auszublenden, und so wagte Karyu es, seinen Bassisten einfach nur dabei zu beobachten, wie er sich die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen ließ. Erst jetzt fiel ihm auch auf, dass der Verband um den Kopf des Dunkelhaarigen verschwunden war. Ob das seine Richtigkeit hatte? In diesem Moment wollte er aber nicht nachfragen – er wollte den Moment für den Bassisten nicht zerstören. Fragen konnte er später noch.

Für eine Weile betrachtete er ihn heimlich und stumm, spürte wie die Sonne sein eigenes Gesicht erwärmte. Schließlich wandte er den Kopf der Sonne ganz zu und schloss ebenfalls die Augen, um die Wärme zu genießen. Die frische Luft tat gut, weswegen er tief einatmete.

Einige Minuten saßen sie so still beisammen. Zuerst waren Karyu verschiedene Dinge durch den Kopf gegangen. Seine Sorgen um Zero, seine Wut auf dieses blöde Handy, dass dem Bassisten auf die Straße gefallen war, die Wut auf den Fahrer, der ihn umgefahren hatte. Dann dachte er an Tsukasa und Hizumi, fragte sich, was diese eigentlich trieben. Dann stellte er fest, dass er unheimliche Sehnsucht und Lust auf ein Konzert hatte. Irgendwann aber schwanden die Gedanken und Sorgen und er saß einfach nur völlig entspannt auf dieser Bank, genoß Zeros Nähe.
 

„Karyu?“

„Hmhmm...?“, machte er nur leise, woraufhin der Bassist weiter sprach.

„Ich will dir nicht zur Last fallen.“

Verwundert öffnete er nun doch die Augen und blickte Zero an. „Was meinst du?“

„Na ja...Du bist doch gern unterwegs. Wenn du heute irgendwas vorhast...abends feiern gehen oder sowas. Dann kannst du das natürlich machen. Du musst nicht zuhause bleiben und mich betüddeln. Ich kann mich um mich selbst kümmern. Egal was Tsukasa oder Hizumi gesagt haben, fühl dich mir gegenüber nicht verpflichtet.“

Sofort schüttelte Karyu den Kopf. „Hör auf. Du hältst mich weder auf noch fällst du mir zur Last. Ich bin gern für dich da. Mach dir keine Gedanken um mich.“, winkte er ab, während Zero sich an ihn lehnte. Es war schön so.

„Ich hab aber das Gefühl, dass etwas nicht stimmt... Mit dir...“ Er schluckte hörbar. „Versteh das nicht falsch. Aber hast du irgendwas? Kann ich dir irgendwie helfen, dir zuhören?“, bot er ihm an. Karyu erstarrte und blickte nach vorn ins Leere.

„Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst... Es ist alles wie immer... Wir beide haben doch schon geredet. Ich dachte, es sei alles geklärt...“, erwiderte er leise. Aus irgendeinem Grund wurde ihm unbehaglich.

Zero löste sich von ihm und hob schwerfällig den Arm, um sein Kinn mit den Fingern zu umfassen und sich sein Gesicht zuzudrehen. Ernst sah er ihm in die Augen. „Geht es dir wirklich gut? Ich habe immer noch das Gefühl, dass du durch den Wind bist. Schon vor meinem Unfall hatte ich es... Dass du irgendwas hast, das dich belastet. Du kannst mir doch alles sagen, das weißt du. Oder?“

Ertappt starrte er den Bassisten an. Dieser hatte seine chaotische Gefühlswelt mitbekommen? Zumindest hatte er bemerkt, dass da was nicht stimmte. Karyu schluckte und rang sich ein Lächeln ab. „Sicher, das weiß ich. Mir geht’s gut. Ich denke, mir steckt nur noch der Schreck etwas in den Knochen. Das wird schon wieder“, versuchte er sich rauszureden.

Zero summte nur nachdenklich, während er ihn wieder los ließ. Stumm sank der Bassist wieder gegen seine Schulter und schloss die Augen. „Ich ruh mich kurz aus..Wir können gleich zurück....“, murmelte er leise.

„Ist gut. Lass dir Zeit“, wisperte er und legte einen Arm um seine Mitte, wollte ihm etwas Halt geben. Und vielleicht, wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er ihn auch einfach nur berühren.

Eine Weile starrte er still in den Park und beobachtete die Menschen, die hindurch liefen, die Hunde, die dort spielten. Es wurde langsam voller.

„Zero...?“, sprach er seinen Freund schließlich an. Dieser hob verschlafen den Kopf. „Bist du müde? Bist du eingeschlafen?“

„Fast...“, murmelte dieser und setzte sich auf. „Lass uns heimgehen. Ich will ins Bett...“

„Okay...“ Lächelnd half er ihm auf, bevor sie in Ruhe den Rückweg antraten.
 

Erneut dauerte es für die kurze Strecke lang. Besonders die Treppe im Haus machte dem Bassisten zu schaffen. Er war sichtlich erschöpft von diesem kleinen Ausflug. Nun verstand Karyu auch, warum Tsukasa und Hizumi ihnen genau von sowas abgeraten hatten. Sofern er Zero aber heil nach Hause brachte, würde er es wohl trotzdem nicht bereuen - wenn dieser genauso empfand.

Als sie es endlich in die Wohnung zurück geschafft hatten, keuchte Zero schwer, weswegen er sich gleich wieder Sorgen um ihn machte. „Komm, nur noch zum Bett.“

„Nein...“, brachte der Bassist hervor und deutete nur ächzend auf die Couch.

Etwas verwundert folgte er der stummen Anweisung und brachte ihn dorthin, legte ihn vorsichtig darauf. „Soll ich dir deine Decke bringen, und dein Kissen?“

Zero nickte nur schweigend, während er immer noch komisch atmete. Nachdem er die Bettwäsche geholt hatte, legte er ihm das Kissen unter den Kopf und breitete die Decke über ihm aus. Vorsichtig setzte er sich dann zu ihm. „Wie geht’s dir?“

Glücklich lächelnd sah Zero ihn an. „Ich bin zufrieden. Müde, aber zufrieden. Danke, dass du mit mir rausgegangen bist. Die Anderen haben sich immer so geziert...“ Er verdrehte die Augen. „Aber du hast dich getraut. Ich bin dir was schuldig.“

Schief lächelnd betrachtete er ihn. „Ich hab mich eher von dir zwingen lassen“, murmelte er. „Aber ich freue mich, dass du happy bist.“

„Und es ist ja nichts passiert.“ Er gähnte. „Ich werde ein bisschen schlafen, ok?“

Karyu nickte nur und stand auf, jedoch griff Zero nach seiner Hand. „Bleibst du hier im Wohnzimmer? ...liest vielleicht was, oder so...?“

Verblüfft starrte er ihn für ein paar Sekunden an, dann nickte er langsam. „Ja...warum nicht.“ Er lächelte ihn an. „Ich bin gleich wieder da.“ Es schmeichelte ihm irgendwie, dass Zero wollte, dass er bei ihm blieb. Und bei dem frommen Blick konnte er nicht ‚Nein‘ sagen. Daher suchte er sich in seinem Zimmer rasch das Buch, das er zurzeit las. Ein bereits älteres Werk von Murakami Haruki, welcher sich ja vor allem im Ausland an äußerster Beliebtheit erfreute.

Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, lag Zero noch wach auf dem Sofa, hatte sich in die Decke gekuschelt und hielt sein Smartphone in der Hand. Allerdings sah es etwas angestrengt aus, da er den Arm ausgestreckt hielt. Wenn Karyu nicht alles täuschte, wirkte der Bassist auch etwas verbissen. „Warum guckst du so merkwürdig auf das Smartphone?“, erkundigte er sich, während er auf einem der Sessel Platz nahm.

Seufzend ließ Zero den Arm sinken und legte das Handy auf seinen Schoß. „Weil ich nicht anders kann. Ich kann meinen Arm nur schlecht beugen...“, erklärte er und schloss die Augen.

Er summte daraufhin leise. „So ein Mist...“, kommentierte er lediglich leise und mitleidig. Immer wieder erschütterte es ihn, wie eingeschränkt der Bassist nun war. Dieser ließ nichts mehr von sich hören und so wollte er ihn auch in Ruhe schlafen lassen. Also schlug er sein Buch auf und begann zu lesen. Irgendwann machte er sich noch einen Tee. Zero wachte so schnell nicht mehr auf und schlummerte selig vor sich hin. Der Ausflug schien ihn wirklich sehr geschafft zu haben.

Hilfreiche Hand.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gerissen.

~*~Fast alles, was du anfängst, ging bisher schief~*~
 

Stumm starrte er auf seine mittlerweile leere Reisschüssel. Es war still geworden, da Hizumi und Tsukasa den Versuch, ein Gespräch aufzubauen, aufgegeben hatten. Karyu begann schon, die Uhr ticken zu hören, die über der Tür der Küche hing.
 

„Ist irgendwas passiert?“, erkundigte sich der Drummer schließlich und sah fragend zwischen ihm und Zero hin und her. Kurz schaute Karyu zu Zero, welcher zurückblickte. Es war ein verstohlener Blick, den sie austauschten. Karyu schüttelte nur den Kopf und sah wieder auf seine Reisschüssel, während Zero sich immerhin zu einer hörbaren Antwort durchrang.

„Nein...man darf ja mal schlecht gelaunt sein...“
 

Unwillkürlich runzelte er die Stirn. Der Bassist war schlecht gelaunt? In der Nacht hatte er ja noch zufrieden gewirkt, als er ihn allein gelassen hatte.

„Hat dich jemand geärgert?“, hakte der Drummer nach, weswegen es Karyu schwer fiel, nicht genervt zu seufzen. Tsukasa war echt eine Glucke.

Zero hingegen seufzte tatsächlich und klang dabei unerfreut. „Ich bin nur frustriert, mein Lieber. Wer wäre das nicht in meiner Situation?“

„Du schlägst dich doch bisher wacker und meisterst das bravurös. Es wird jeden Tag besser“, erwiderte Tsukasa mit besorgtem Gesichtsausdruck.

Zero ließ sich von dieser schwachen Aufmunterung nicht beeindrucken. „Es wird nicht jeden Tag besser. Es dauert ewig, bis ich wiederhergestellt bin. Nicht mal mir selbst einen runterholen kann ich“, murrte er, woraufhin Karyus Wangen heiß wurden. Jetzt fing das wieder an. Hoffentlich verriet Zero nicht auch noch, dass er ihm bei seinem Problem geholfen hatte. Dann würde er Tsukasa am Hacken haben und nie wieder loswerden. Er würde sich dessen Vorträge noch öfter anhören dürfen. Irgendwas unangenehmes würde sicher passieren.
 

Langsam hob er den Blick und sah Zero warnend an, allerdings wagte er das auch nur, weil Tsukasa und Hizumi den Bassisten mit hochgezogenen Augenbrauen ansahen und offenbar überrascht waren.

„Tja“, meinte der Sänger dann trocken und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Die Welt ist hart.“

„Mein Schwanz auch.“, erwiderte Zero brummend, woraufhin Hizumi lachte. Tsukasa musste immerhin schmunzeln. Nur Karyu selbst hatte immer noch etwas Panik, dass dem Bassisten ein paar zu viele Informationen rausrutschen würden.

„Du packst das schon“, meinte Hizumi und klopfte ihm schmunzelnd auf die Schulter, woraufhin der Bassist schnaubte.

„Ja, ich lass mir was einfallen.“
 

Karyu schluckte. Das hatte Zero bereits getan. Ohne sich an der Diskussion zu beteiligen, stand er schließlich auf und stellte sein Geschirr in den Spüler. „Ich geh mal...Sachen machen“, murmelte er nur, bevor er die Küche verließ. Endlich.
 

Irgendwie erleichtert, dieser merkwürdigen Atmosphäre zu entkommen, suchte er den Probenraum auf. Es war mal wieder Zeit, sich die Gitarre zur Brust zu nehmen. Vielleicht würde ihm das irgendwie helfen. Beim Gedanken ordnen beispielsweise.

Leise schloss er die Tür hinter sich und ging zu seiner E-Gitarre. Er schloss sie nicht an, sondern setzte sich mit ihr in der Hand so auf einen der frei stehenden Hocker.
 

Die Stimmung beim Frühstück war tatsächlich angespannt und unangenehm gewesen. Bei ihm selbst hatte es einfach an der Unsicherheit gelegen. So ganz wusste er nicht, wie er mit Zero umgehen sollte. Außerdem fiel es ihm schwer, ihm in die Augen zu sehen, ohne rot zu werden.

Dass die Atmosphäre zwischen ihnen verändert war, hatte aber auch an dem Bassisten gelegen. Dieser hatte überhaupt nichts gesagt. Er war ja sonst auch eher schweigsam, aber heute war es schlimmer als sonst.
 

Ob ihm die Sache nun peinlich war? Ob er sie gar bereute?

Gerade als Karyu daran dachte, dass wohl bald ein Gespräch dahingehend nötig sein würde, klopfte es leise an der Tür. Fragend drehte er den Kopf zur Seite und sah, wie Zero eintrat. Wenn man vom Teufel sprach.
 

Lautlos seufzend stellte er seine E-Gitarre neben sich in die Halterung, bevor er den Bassisten wieder ansah. "Was gibt's?"

Der Dunkelhaarige reagierte nicht sofort, sondern schaute sich schweigend im Raum um, starrte dann seinen Bass an, bevor er sich schließlich vorsichtig auf einen freien Hocker setzte. "Ich wollte mit dir wegen gestern Nacht reden."

Karyu erwiderte den ruhigen Blick ausdruckslos. "Das hab ich mir fast gedacht", meinte er und hob eine Schulter. "Das lief jetzt beim Frühstück nicht so gut. Vielleicht denkt Tsuka ja, ich wäre noch sauer auf ihn", hoffte er, woraufhin Zero leicht eine Augenbraue hob.

"Du willst ihm also nicht die Wahrheit sagen, wenn er nachbohrt?"

Er starrte ihn aus großen Augen an. "Nein? Ich hab keine Lust, dass er mich zerfleischt, weil ich dich in deinem Zustand angefasst hab. Der denkt doch gleich, ich hätte dich gezwungen und all so was."

Zero schnaubte. "Da habe ich aber ein Wörtchen mitzureden. Er soll sich mal nicht so anstellen."

"Das denke ich mir ja auch. Ist ihm aber egal", erwiderte Karyu und seufzte. "Hör mal, ich will keinen Stress mit ihm. Können wir also darüber schweigen, was gestern Nacht passiert ist? Das schont die Nerven aller.", bat er den Bassisten, welcher Anstalten machte, die Beine übereinander zu schlagen, aber es wollte nicht gelingen.

"Na gut. Wenn es dir lieber ist, halte ich die Klappe. Aber mal was anderes..." Fragend sah Karyu ihn an und wartete ab. "Ich war gestern echt verzweifelt.. Und hab überreagiert. Ich wollte mich entschuldigen. Du bist mir nicht böse, oder?"

Etwas verwundert erwiderte er den Blick seines Freundes. "Ähm, nein...ich bin dir nicht böse. Du hast mich ja zu nichts gezwungen. Es war schon ok..." Er senkte den Kopf und starrte abwesend auf die Gitarre neben sich. "Ich war eben da."

Zero neigte den Kopf. "Was willst du damit sagen?"

Stirnrunzelnd wandte er ihm wieder den Blick zu. "Dass ich eben da war. Hätte ja auch jemand anders sein können."

"Okay...?" Verständnislos sah Zero ihn an, weswegen Karyu den Kopf schüttelte.

"Was willst du? Beschwer ich mich?"

"Ich weiß nicht...du wirkst etwas unzufrieden, würde ich meinen.", erwiderte Zero ruhig. "Ist wirklich alles in Ordnung? Wenn du mir was zu sagen hast, dann ruhig raus damit."

Verärgert runzelte er die Stirn. "Nein, es ist nichts. Können wir das jetzt bitte als geklärt ablegen?"

Zu seiner Überraschung seufzte der Bassist tief und frustriert, bevor er sich schließlich umständlich auf die Beine begab - das Aufstehen schien mittlerweile zu funktionieren. "Schön, wie du willst." Mehr sagte Zero nicht, während er sich zur Tür des Raumes begab und schließlich schweigend durch diese hinaus trat.

Verwirrt blieb Karyu zurück. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er seinem Freund nun so sehr vor den Kopf stieß.
 

Den Mittag verbrachte er weiterhin im Probenraum. Zu seiner Überraschung schaute keiner seiner Freunde vorbei. Zero kam nicht noch mal zum Reden, Hizumi wollte sich von ihm nicht die Langeweile vertreiben lassen und ihn ärgern, Tsukasa kam nicht um nachzufragen, warum er am Morgen so merkwürdig gewesen war. Das alles irritierte Karyu zwar etwas, aber er störte sich nicht genug daran, dass er hinaus ging.
 

Erst, als er sich nicht mehr mit seiner Gitarre ablenken konnte, stellte er sie zurück und verließ ihren gemeinsamen Musikraum. Es war geschäftig in der restlichen Wohnung.

Tsukasa und Hizumi liefen hin und her. Fragenden Blickes schnappte er sich den Sänger, der an ihm vorbei ging. "Was ist denn los?", erkundigte er sich.

"Wir gönnen uns mal einen ruhigen Tag. Wir gehen schwimmen und dann was essen."

Verwirrt hob er eine Augenbraue. "Aha? Und was ist mit mir?"

Der Sänger schmunzelte. "Einer sollte sich doch um Zero kümmern. Und ein bisschen mehr Ruhe kann dir nicht schaden. Außerdem haben wir gestern hart gearbeitet."

"Da bin ich mir nicht so sicher. Ihr erzählt ja nichts.", erwiderte er trotzig.

Hizumi grinste nur frech und klopfte ihm kurz, aber kräftig auf den Rücken. "Du siehst doch gern nach Zero, nicht wahr? Also mach das mal. Macht euch einen schönen Abend."

"Vergiss nicht, ihn wieder einzureiben", ertönte Tsukasas Stimme von nebenan, weswegen er die Augen verdrehte.

"Ja ja..", murmelte er nur und ließ die Schultern hängen. Irgendwie hatte er sich heute nicht um Zero kümmern wollen. Ihm war nach ausweichen. Kontakt vermeiden. Vorerst. Denn irgendwie war nichts geklärt - er fühlte sich immer noch verlegen in der Nähe des Bassisten, und dieser hatte ihr Gespräch ungewöhnlich gereizt verlassen, sodass Karyu sich sicher war, dass etwas nicht stimmte. Er musste was falsch gemacht haben - etwas falsches gesagt haben...?
 

"Wo ist Zero denn...?"

"In seinem Zimmer." Hizumi deutete auf die Tür. "Er wollte seine Ruhe. Aber er weiß Bescheid. Wir haben schon mit ihm gesprochen."

Karyu nickte nur. "Wann kommt ihr wieder?"

"Keine Ahnung", der Sänger zuckte mit den Schultern. "Nachts. Vielleicht sind wir noch was trinken."

"Ihr könntet hier mit uns was trinken."

"Nein...Zero darf keinen Alkohol trinken.", erwiderte Hizumi und natürlich rief das Thema auch gleich Tsukasa auf den Plan - und in den Raum.

"Er nimmt Tabletten, Mensch. Da ist Alkohol verboten."

"Wogegen denn?", fragte Karyu verblüfft nach. Das hatte er nämlich noch gar nicht mitbekommen.

Tsukasa hob auch gleich kritisch eine Augenbraue, während Hizumi nur seufzte. "War ja klar", murmelte der Drummer wie zu sich selbst. "Schmerzmittel und Antibiotika, mein Lieber."

"Schmerzmittel? Die scheinen aber nicht zu helfen dann", erwiderte Karyu überrascht.

"Sie sind nicht besonders stark...", meinte Tsukasa nur schulterzuckend. "Er nimmt sie ja auch schon eine Weile. Vielleicht hat es was mit Abhängigkeit zu tun... Das will man ja vermeiden. Es reicht schon, dass er so viel raucht."

Karyu brummte nur leise und sah zur geschlossenen Tür. Der Bassist hatte also seine Ruhe gewollt...seine Ruhe vor ihm vielleicht?

"Macht euch ein schönes Abendessen", redete Tsukasa weiter. "Wir sehen uns morgen, denk ich."

Die beiden gingen in den Flur um sich anzuziehen, dann waren sie auch schon verschwunden. Was Karyu mit dem restlichen Tag anfangen sollte, wusste er nicht wirklich.
 

Als er sich umdrehte, fiel ihm die Couch ins Auge. Also schmiss er sich einfach darauf, starrte kurz ins Leere, dann zum Fernseher, den er schließlich anschaltete. Aber es lief nichts interessantes, weswegen er sich dazu entschied, eine Spielkonsole anzuschalten. Es war nicht die neueste, weswegen sie entschieden hatten, sie für die Allgemeinheit ins Wohnzimmer zu stellen. Dafür hatten sie auch nur Spiele, die meist für Multiplayer geeignet waren. Dennoch fand Karyu ein Spiel, dass er auch so genießen konnte. Ob Zero mit ihm spielen wollte, fragte er ihn nicht, da er nicht stören wollte.
 

***
 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass bereits zwei Stunden vergangen waren. Er rieb sich über die Augen und stellte das Spiel auf Pause, bevor er aufstand. Es war nach wie vor still in der Wohnung. Von Zero war weder etwas zu hören noch zu sehen gewesen, daher entschied er sich, einmal nach ihm zu sehen.
 

Ein wenig zaghaft klopfte er an. Er wollte Zero ja nicht wieder bei was Wichtigem stören...

"....ja...", kam es genervt wirkend nach ein paar Sekunden aus dem Zimmer, weswegen er zögerlich eintrat.

Als er Zero mit Kopfhörern am Schreibtisch sitzen sah, atmete er erleichtert aus. "Ich dachte schon, du würdest wieder an dir rumspielen..", gab er zu und schmunzelte sachte. Zero erwiderte das jedoch nicht. Sein Herz rutschte ihm in die Hose.

Der Bassist brummte nur und lehnte sich zurück, während er die Kopfhörer beiseite legte. "Was gibts?"

"Ich wollte nur nach dir sehen", antwortete Karyu leise und blieb unschlüssig in der Mitte des Raumes stehen. "Hast du Hunger?"

"Etwas..." Skeptisch sah Zero ihn an. "Willst du kochen?"

"Um Gottes Willen, nein", stellte Karyu sofort klar, woraufhin der Bassist erleichtert wirkte. "Ich würde uns etwas bestellen. Hast du auf was Bestimmtes Lust?"

Für einen Moment starrte Zero aus dem Fenster, hob dann eine Schulter und sah ihn wieder an. "Italienisch vielleicht?"

"Sicher... Ich hol meinen Laptop und wir schauen gemeinsam", schlug er vor, doch Zero winkte ab.

"Nein, bestell mir einfach ne Pizza Funghi."

"...okay", murmelte er und verließ das Zimmer lieber wieder, anstatt noch irgendwas zu sagen. Er hatte definitiv was Falsches gesagt oder getan. Zero wirkte angepisst. Dass er wortkarg war, kannte er ja bereits von ihm, aber er hatte selten so uninteressiert und abweisend gewirkt - als wolle er ihn ignorieren.

Seufzend machte Karyu am PC die Bestellung. Wirklich Hunger hatte er nicht mehr.
 

Lustlos setzte er sich wieder auf die Couch und spielte auf der Konsole weiter. Lieber vertrieb er sich damit die Zeit, bis das Essen kam, als dass er noch mal Zero aufsuchte. Das schien heute erst mal nicht viel zu bringen.

Vielleicht würde sich alles von selbst erledigen - das war zumindest so seine Hoffnung. Nicht einmal sich selbst gegenüber wollte er ehrlich sein und verdrängte die wichtigsten Fragen: hatte Zero bemerkt, was Karyu für ihn fühlte? Wusste er, dass es mehr als bloße Freundschaft sein musste? Und was empfand Zero eigentlich selbst? Wie dachte er über diese Sache, die nachts in seinem Zimmer passiert war? War Karyu für ihn mehr als ein Freund?

Das alles waren entscheidende Fragen, die Antworten waren umso wichtiger - aber niemand stellte sie.
 

Abwesend starrte er auf den Bildschirm und schreckte dann hoch, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ihr Essen war schon da? Rasch sprintete Karyu in den Flur und wickelte alles ab, nahm die Gerichte entgegen.

Vorsichtig stellte er erstmal alles in der Küche ab. Er wusste nicht, ob Zero gewillt war, hier mit ihm zusammen zu essen, oder ob er lieber allein in seinem Zimmer blieb.
 

Gerade wollte er nachfragen gehen, als die Stimme des Bassisten hinter ihm erklang. "Wie viel schulde ich dir?"

Er überlegte nicht lange und winkte ab. "Nichts, ich lad dich ein." Er wollte dem Bassist was Gutes tun. Dieser war ja schließlich krank bzw. verletzt, da konnte man dem Armen schon mal was gönnen.

"Okay, danke..", murmelte Zero nur und kam langsam näher.

"Läuft wohl schon besser mit dem Aufstehen und Gehen, oder?"

Der Bassist nickte. "Etwas, ja. Alle zwei, drei Tage merk ich Verbesserungen." Er stellte sich zu ihm an den Tisch. "ist auch besser so, dann muss ich vielleicht nicht in die Reha. Oder nur kurz."

Wieder ein Punkt, von dem Karyu gar nichts gewusst hatte. Das wollte er aber mal nicht offenbaren. "Verstehe", erwiderte er daher nur und starrte auf das verpackte Essen. "Isst du hier oder lieber bei dir?"

"Hier", antwortete der Bassist knapp und begann, die Sachen auszupacken.
 

Schweigend bereiteten sie alles vor und setzten sich schließlich gemeinsam an den Tisch.

Im Gegensatz zu Zero hatte er sich Pasta bestellt. Das war mal eine kleine Abwechslung. Kurz sah er zu dem Bassisten. "Haben sich die beiden mal bei dir gemeldet?"

"Nein. Sie haben nichts geschrieben oder so. Die genießen sicher ihre Zeit ohne mich." Lustlos wirkend knabberte der Dunkelhaarige an seiner Pizza.

Verständnislos runzelte er die Stirn. "Denkst du, du gehst ihnen auf die Nerven? warst du unfreundlich?"

Zero hob eine Schulter. "Nicht direkt. Aber sie müssen sich seit Wochen um mich kümmern. Die Band läuft nicht... Sie müssen die Termine allein wahrnehmen... Das würde mich auf Dauer auch stressen. Sie geben mir ja keine Schuld, aber schön ist es dennoch nicht."

Nachdenklich starrte Karyu auf seinen Teller. "Ich denke, am schwersten hast es immer noch du. Das wissen sie auch. Mach dir um sie mal keine Sorgen."
 

Zero brummte nur, anstatt was zu erwidern, dann spürte er seinen Blick auf sich, weswegen er fragend aufsah. "Und du kannst meinetwegen nicht auf die Bühne."

"Hä?" Da kam er nicht ganz mit.

"Ich weiß doch, wie schnell dir Konzerte fehlen.. Meinetwegen musst du jetzt wochenlang auf das nächste warten. Dir fehlt was zum Abreagieren. Ich kenn dich ja mittlerweile.", erklärte der Bassist ruhig, wirkte dabei aber nicht unbedingt traurig. Warum sagte er das dann?

"Ach...es geht schon.", erwiderte Karyu nur. "Auch darum musst du dir keine Gedanken machen. Ich finde andere Möglichkeiten, wenn mir die Decke auf den Kopf fallen sollte."

Der Bassist summte nur leise und aß weiter. Seine Pizza schaffte er aber nicht ganz.
 

Als er bemerkte wie Zero sich zurück lehnte und das Gesicht verzog, runzelte er die Stirn. "Was hast du?"

"Ach...manchmal zwickt es...", murmelte der Bassist und klammerte sich mit einer Hand an die Tischkante. Das machte Karyu doch etwas misstrauisch.

"Aha? Wenn du was isst, oder wie?"

"Nein...einfach so..."

Ratlos kratzte Karyu sich am Kopf, während er den leeren Teller von sich schob. "Vielleicht solltest du das mal beim Arzt erwähnen."

"Ja...das denke ich auch...ich hab Ende der Woche einen Termin im Krankenhaus", erzählte Zero und schloss die Augen.

Karyu nickte nur und stand langsam auf, um ihre Teller beiseite zu stellen. "Isst du den Rest deiner Pizza später noch?"

"...bestimmt", antwortete der Bassist knapp, weswegen er ihm einen kurzen Blick zuwarf und erstarrte.

"Zero?"

"Es geht gleich wieder..", presste dieser hervor, aber daran glaubte er nicht. Denn etwas Blut lief ihm am Mundwinkel hinab zum Kinn.
 

Reglos starrte er für einen langen Moment auf das intensive, unheilvolle Rot, und wurde erst aus seiner Starre gerissen, als der Bassist plötzlich einiges an Blut spuckte, mitten auf den Tisch. Auf eben diesen ließ Karyu die Teller wieder fallen, bevor er zu Zero stürzte und sich an seine Seite hockte. "Was hast du? Wie ernst ist es?", stellte er ihm sinnlose Fragen, während Zero sich leicht krümmte.

"Ich spuck Blut...es ist sehr ernst..", erwiderte Zero leise, während er versuchte, aufzustehen.
 

Sofort schlang er die Arme um ihn, da er sehr wackelig auf den Beinen stand. Bevor Karyu entscheiden konnte, was jetzt das Beste und Klügste war, wurde der Bassist von einem Hustenanfall geschüttelt - und ein Schwall Blut ergoss sich über Karyus Oberteil. Als Zero dann auch noch die Beine weg knickten, war der Moment der Panik vollkommen.
 

Glücklicherweise hielt er ihn noch in den Armen, sodass er nicht unsanft auf dem Boden aufschlug. Er ließ sich mit ihm zu Boden sinken und sah sich geistesgegenwärtig nach seinem Smartphone um. Das lag immer noch auf dem Esstisch, weswegen er nach oben langte und hektisch die Notrufnummer wählte. Etwas anderes fiel ihm jetzt nicht ein. Zero indessen atmete unregelmäßig und schien ernsthafte Schmerzen zu haben.
 

Sobald sich beim Notruf jemand meldete, plapperte Karyu drauf los. Er ließ die Dame gar nicht erst ausreden - für Höflichkeiten war keine Zeit. Knapp schilderte er die Situation und wo sie wohnten. Ihm fiel ein kleines Steinchen vom Herzen, als die Dame versprach, dass ein Krankenwagen in fünf Minuten ankommen würde.
 

Er legte das Handy beiseite und sah Zero in seinen Armen an. Sie waren beide blutbeschmiert, aber der Bassist schien bisher kein neues Blut gespuckt zu haben. "Hilfe ist unterwegs", sagte er mit zitternder Stimme. "Nur fünf Minuten, das wirst du wohl schaffen, oder?" Erst, als er das aussprach, wurde ihm bewusst, dass er Zeros Tod befürchtete - hier und jetzt an seiner Seite. Ihm wurde eiskalt bei dem Gedanken.

"Sicher...", murmelte Zero während er sich eine Hand auf den Oberkörper presste. Ob es dort weh tat? Bevor er fragen konnte, krümmte sein Freund sich und hustete wieder Blut - zu früh gefreut.

Schon spürte er, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Am liebsten wollte er heulen. Da hörte seine Männlichkeit auf - er hatte gerade einfach nur Angst um Zero.

"Hey...jetzt heul nicht", brachte der Bassist stockend hervor. "Ich darf das...nicht du." Er atmete hörbar ein und verzog dabei das Gesicht. Was war da nur los?
 

Eigentlich hätte er seinen Freund beruhigen müssen: es würde schon wieder alles gut werden, der Notarzt wäre gleich da, er würde wieder gesund werden. Aber Karyu war selbst außer sich. Ihm machte das hier alles scheinbar sogar mehr Angst als Zero. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter, immer wieder, und sein Herz klopfte so wild, dass er fürchtete, es würde bald stehen bleiben.
 

Er schluckte und ergriff Zeros Hand, drückte sie sanft. Für einen Moment sahen sie sich an, und als ihm bewusst wurde, wie furchtbar diese Szene aussah mit all dem Blut, machte er einfach unbedacht den Mund auf.
 

Im selben Moment ertönte die Türklingel. Zero schaute ihn zwar immer noch an, aber war sich unsicher, ob dieser ihn jetzt überhaupt verstanden hatte - wiederholen würde er das, was er ihm gesagt hatte, aber nicht.

"Bin sofort wieder da", versprach er ihm und legte den Kopf des Bassisten vorsichtig auf den Boden, bevor er zur Wohnungstür lief und die Sanitäter ins Treppenhaus herein ließ.

Er öffnete die Wohnungstür und rief ihnen das Stockwerk zu, ließ die Tür offen, um gleich wieder zu seinem Freund zurückkehren zu können. Für einen kurzen Moment konnte er sich noch mal zu ihm knien, dann musste er aber Platz für die zwei Notärzte machen.
 

"Was ist vorgefallen?", erkundigte sich der eine, während sein Kollege schon Zero untersuchte.

"Er hat angefangen Blut zu spucken...", antwortete Karyu nur, während er den Blick nicht vom Bassisten wenden konnte.

"Gibt es eine Vorgeschichte?"

"Er hatte vor einiger Zeit einen Autounfall und lag eine Weile im Krankenhaus.. Es ging ihm eigentlich wieder gut...", murmelte er und schluckte. Der Sanitäter nickte nur und schob das blutbefleckte Oberteil des Bassisten hoch, um ihn zu untersuchen.

"...wird eine innere Verletzung sein."

"Vielleicht ist was gerissen."

"Denk ich auch. So schnell wie möglich ins Krankenhaus. Ich leg nen Zugang und du sagst Bescheid." Der Mann sah wieder zu Karyu auf. "In welcher Klinik war er untergebracht?"

"...Tokyo West", antwortete er nach ein paar Sekunden. Mit dem Nachdenken hatte er momentan etwas Probleme - er konnte nur daran denken, dass da was gerissen sein sollte. Das klang gar nicht gut.
 

Plötzlich kam ein dritter Sanitäter hinzu, mit einer Trage in den Händen.

"Gut, rauf mit ihm und ab ins West. Wir müssen uns beeilen."

Karyu versuchte den Blick von seinem Freund zu lösen. "Er wird doch wieder?"

"Das werden wir sehen. Eine OP wird nötig sein.", erwiderte einer der Ärzte knapp.

"Kann ich mitkommen?"

Der Mann hielt inne und sah ihn an. "Leider nein. Wir haben keinen Platz. Sie werden nachkommen müssen." Er machte ein entschuldigendes Gesicht und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er sich wieder seinen Kollegen zuwandten, die Zero mittlerweile auf die Trage gelegt hatten.
 

"Karyu.."

Er stellte sich neben ihn. "Ja?"

"Sag Tsuka und Hizu nichts..die flippen aus."

Seine Augen wurden groß. "Natürlich werde ich es ihnen sagen. Das können wir doch nicht verheimlichen! Mach dir ihretwegen keine Sorgen, ich kümmer mich da schon drum. sieh du zu, dass du wieder auf die Beine kommst."

Der Bassist machte ein Gesicht, als wolle er jetzt weiter mit ihm diskutieren, aber die Sanitäter waren so nett und trugen ihn hinaus. Karyu ging nicht sofort hinterher. Er brauchte einen kurzen Moment, um nachzudenken, um wieder zu sich zu kommen.
 

Er wandte sich um und starrte in die Küche. Der Tisch und der Boden war voller Blut. Es sah grässlich aus. So grässlich, wie er sich im Innern fühlte.
 

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to be continued



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2016-03-08T17:20:47+00:00 08.03.2016 18:20
omg, omg, omg
tatsächlich ein neues kapitel! *^*
*sich freu*

(und omg, ich gönne mir grade auch wirklich, zu lesen lol)
Antwort von:  Phoenix_Michie
09.03.2016 15:03
Ich freu mich über deinen Kommentar :) Lange nicht mehr gelesen, ich hoffe, dir geht's gut!
Also ich hab schon einiges vorgeschrieben auf dem PC, aber hochladen tu ich es nur alle paar Wochen, wenn ich grade dran denke ^^"

Und wie darf ich das verstehen...du gönnst es dir gerade wirklich zu lesen? xDD
Antwort von: abgemeldet
09.03.2016 22:29
Joa, geht soweit, danke.
Ich hoffe, bei dir ist soweit auch alles okay. :)
Und yay, dann freu ich mich~

..Njoa.. ich hatte halt einiges um die Ohren.. langsam wirds einfach endlich wieder ruhiger, deswegen fange ich quasi grade auch mal wieder damit an, mir die Zeit zu nehmen, was zu lesen, dass nix mit Uni zu tun hat.. und mehr.. sowas hier is.. ;D
Von:  Astrido
2011-10-21T17:51:44+00:00 21.10.2011 19:51
hm.. so richtig weiter gekommen sind zero und karyu ja nicht^^ aber das wird noch, denke ich.
ich mag, das kayru ihn erst mal fragt, wie er ihm helfen soll^^ (nich so wie tsu. meh >__< ich mag tsu eigentlich!)

bin vor allem gespannt, was du mit ihnen machst, wenn zero wieder gesund ist^^
wirst du das bandleben und die öffentlichkeit mit einbeziehen?
lg
Mayura
Von: abgemeldet
2011-10-21T16:09:28+00:00 21.10.2011 18:09
ups...
mir is aufgefallen, dass ich hierzu ja noch gar nix geschrieben habe >___<

entschuldigung!!! >___<

...irgendwie mag ich die geschichte bisher ziemlich doll...
allerdings kann ich auch nich so wirklich sagen, wieos konkret...
...du schreibst halt toll! ;D *schleim*

allerdings gibt es da so 2-3 dinge, die mich nachdenklich machen...
Von:  Astrido
2011-03-01T18:11:28+00:00 01.03.2011 19:11
die geschichte ist toll. vor allem realistisch geschrieben, das gefällt mir.
lg
mayu
Von:  uteki-chan
2011-02-06T00:27:21+00:00 06.02.2011 01:27
armes armes zerolein... aber ich bin schon gespannt, wie's weitergeht. ^^


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