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Da war es plötzlich Liebe

Sesshoumaru x Rin (erwachsen)
von

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Sinnlose Bemühungen

Während Jaken langsam aber sicher ins Reich der Träume segelte, redeten Rin und Sesshoumaru noch lange miteinander. Das Mädchen erfuhr von Inu-Taishou, dem Vater Inuyashas und Sesshoumarus und ihrer Beziehung zueinander. Am Rande hatte sie zwar schon einiges mitbekommen, aber es von Sesshoumaru selbst zu hören, war noch einmal etwas ganz anderes. Der Dämonenkönig Inu-Taishou hatte einst über dieses Gebiet in den Bergen geherrscht. Zu dieser Zeit lebten Menschen und Dämonenvölker friedlich nebeneinander. Kurz vor seinem Tod hatte der Hundedämon, der einen Menschen liebte, Ebanow zu seinem Stellvertreter ernannt. Die beiden Youkai hatten sich mehr oder weniger gut verstanden und Inu-Taishou hatte dem Löwenkönig vertraut. Doch dieser konnte so viele verschiedene Völker nicht unter sich einen und das Reich zerbrach. Einzelne Gruppierungen spalteten sich ab, Menschen und Dämonen begannen sich gegenseitig zu bekriegen. Viele ließen ihr Leben. Vor etwas mehr als vierhundert Jahren schafften es die Dämonen mithilfe einiger Krankheiten, die in den Menschlichen Siedlungen plötzlich ausbrachen und um sich griffen, die Menschen, die hier lebten, auszurotten. Seitdem war bis heute Ruhe eingekehrt. Doch schon bald sollte sich das ändern.

Sesshoumaru erzählte Rin auch von seiner Verpflichtung, am Kampf auf Seite der Dämonen teilzunehmen. Diese rührte daher, dass Ebanow seinem Vater einst das Leben gerettet hatte. Aber sein Vater hatte diese Schuld vor seinem Tod nicht mehr begleichen können. Darum lag es nun an Sesshoumaru, für die Familienehre einzustehen - an seinen Halbbruder wollte er dabei gar nicht erst denken. Sesshoumaru selbst war Ebanow vor vielen Jahren nur ein einziges Mal begegnet, als sein Vater ihm die Gegend, in der sie sich nun befanden, gezeigt hatte. Sein Erzeuger hatte nämlich einen Hang zu besonderen Landschaftsbildern gehabt und versucht, diese Leidenschaft an seinen Sohn weiterzugeben. Ob dieses Vorhaben geglückt war, konnte der Youkaiprinz bis heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen.

Als der Dämon seine Erzählungen beendet hatte, schaute das dunkelhaarige Mädchen nachdenklich zu der sternenklaren Nacht empor. Manchmal vergaß sie völlig, wie alt Sesshoumaru eigentlich schon war. Er sah so jung aus. Als wäre er etwa in ihrem Alter. Würde er immer so schön bleiben, während sie langsam alt wurde? Ein Schaudern schüttelte ihren Körper, sie hustete leise, hielt sich dabei die Hand vor den Mund. Sie wollte Jaken nicht wecken.

„Ist dir kalt?“, fragte der fast menschlich wirkende Mann ihr gegenüber.

„Ein bisschen“, sagte sie und nickte.

Mit einem Mal schien der Youkai nicht mehr zu wissen, was er weiter sagen sollte. Es schien, als sein ihm sein letztes Wort im Halse stecken geblieben. Stumm schaute er durch die Dunkelheit zu Rin hinüber, während seine Augen verzweifelt versuchten, anstelle seiner Stimme Bände zu sprechen. Doch das Mädchen verstand ihn auch ohne Worte sehr gut. Sie erhob sich und überwandt rasch die paar Meter, die sie voneinander trennten. Gleich darauf setzte sie sich dich neben ihn und kuschelte sich in das Fell, das ihm über die Schulter hing. Unsicher legte der Youkai einen Arm um ihre Taille, bereit sofort wieder von ihr abzulassen, sollte sie etwas einzuwenden haben. Doch der Einspruch kam nicht und der Dämon begann langsam sich zu entspannen.

Als Rin gerade dabei war einzuschlafen, fiel ihr noch etwas ein. Mit geschlossenen Augen und ohne den Kopf von Sesshoumarus Schulter zu heben, murmelt sie: „Wann sollen denn die Siedlungen überfallen werden?“

Der Hundedämon, zum ersten Mal seit langem wieder richtig müde, gab erschöpft zurück: „In den nächsten Tagen. Ebanow will den günstigsten Moment abpassen. Er sagte, wir müssen jederzeit bereit sein.“ Anschließend legte er seine Wange vorsichtig auf Rins Haar und schloss nach einigem Blinzeln etwas zögerlich die Augen. Und nun glitt auch das Menschenmädchen ins Reich der Träume hinüber.

Mitten in der Nacht ertönte unvermittelt ein seltsames Klicken. Als es sich ein zweites Mal wiederholte, schlug der Hundedämon schlagartig die Augen auf. Der Rest seines Körpers rührte sich dabei kein Stück. Aufmerksam wanderten seine Pupillen über den Boden vor ihm, über den schlafenden Jaken, den sorgfältig verstauten Proviant, hin zu der Quelle der nächtlichen Ruhestörung. Seine Augen verharrten auf Rins friedlich träumender Gestalt, angelehnt an die kahle Felswand hinter ihr. Unwillkürlich blieb sein kritischer Blick einen Moment lang an ihren sanft lächelnden Lippen hängen, aber gleich darauf verfinsterte sich seine Miene. Er hatte das Übel ausgemacht. Jetzt galt es, es zu zerstören.

Hypnotisch schlängelte sich eine Klapperschlange an Rins Kleidung hinauf, zielstrebig auf die nächste Stelle unbedeckter Haut zu. Bald würde das Tier ihr Dekolleté, dann ihren Hals erreichen. Reglos fixierte der Youkai die Bestie, überlegte fieberhaft, wie er sie am besten töten konnte, ohne Rin zu gefährden. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen!

„Jaken!“, zischte er zwischen den Zähnen seinem treuen Gefolgsmann zu. Dieser erwiderte ein undefinierbares Grummeln.

„Jaken! Wach auf!“, wiederholte Sesshoumaru seine Forderung mit gepresster Stimme. Dieses Mal folgte auf das Grummeln eine kleine Regung. Wenig später war der grüne Dämon aufgewacht.

„Sesshoumaru-sama? Was…ist irgendwas passiert?“, verwundert rieb sich der soeben Erwachte den Dreck aus den Augen.

„Beweg dich nicht, Jaken. Wir sind nicht allein!“

„Was?“, augenblicklich spannte sich der Körper des kleinen Youkai an. Endlich hatte auch er den Punkt ausgemacht, den sein Meister schon die ganze Zeit über fixierte. „A-Eine Schlange! Rin! Oh nein!“

„Still, Jaken!“, befahl der Hundeyoukai brüsk. „Wenn Rin aufwacht und sich bewegt, kann der Schaden nur größer werden. Noch wurde sie nicht gebissen.“ Er machte eine kleine Pause, um seinem Diener Zeit zu geben, das soeben Gesagte zu verarbeiten. Dann fuhr er schnell sprechend fort: „Im Übrigen ist das keine richtige Schlange. Vergiss nicht, es ist Winter. Wäre das hier eine gewöhnliche Klapperschlange, würde sie sich in wärmeren und vor allem trockeneren Gebieten wesentlich wohler fühlen. Außerdem könnte sie sich bei diesen Temperaturen gar nicht so bewegen. Schlangen halten Winterstarre.“, beendete er seine Ausführungen schließlich mit wenigen Worten.

„Sie ist…ein Dämon?“, versicherte sich Jaken, während er ganz langsam und auf leisen Sohlen einen Schritt näher heran ging um die Musterung der bräunlichen Schuppen besser begutachten zu können.

„Ja. Sie hat nur eine schwache dämonische Aura, die man kaum spürt. Aber wenn sie beißt, könnte es gefährlich werden.“, erklärte der Youkaiprinz. Sein Magen krampfte sich zusammen und eine ihm bisher unbekannte Stimme in seinem Kopf schien in diesem Moment in Panik auszubrechen. Trotzdem bewahrte er äußerlich vollkommen die Fassung.

Sekunden später, er hatte sich seinen Plan noch ein Mal im Kopf durchgespielt, fügte er hinzu: „Ich werde mir den Kopf schnappen und ihn zerquetschen. Du musst zeitgleich den restlichen Körper verbrennen. Sonst könnte es sein, dass der Kopf nachwächst.“

Jaken schluckte, nickte seinem Meister zu und griff nach seinem Dämonenstab. Der Hundedämon hob die Hand, brachte sie langsam über dem Schädel des Untiers in Position. Doch schlagartig ging ein heftiges Zucken durch den langen, dunkel geschuppten Körper und die Schlange, die inzwischen auf Rins Schulter angekommen war, kroch so schnell sie konnte über ihren Rücken in Rins Kimono hinein.

Dies konnte nun leider keinem noch so tiefen Schläfer entgehen. Die junge Frau erwachte mit einem missbilligenden Stirnrunzeln aus ihren viel zu süßen Träumen. Als sie in der Erwartung eines neuen Tages die Augen aufschlug, wurde sie von zwei zu Salzsäulen erstarrten Dämonen beinahe angeglotzt. Sie richtete sich auf, als sie Sesshoumaru erkannte und streckte sich.

„Nein, Rin, nicht bewegen!“, warf Jaken ein, während der mächtigere der beiden Youkai versuchte einen unnützen Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Aber es half alles nichts. Noch nie wollte er seiner weiblichen Begleitung so dringend die Kleider vom Leib reißen wie in dieser Nacht.

„Rin, du…bleib bitte ganz ruhig, aber du musst jetzt deinen Kimono ausziehen.“, brachte Sesshoumaru mit spürbarer Überwindung letztendlich heraus. Gleich darauf schaute er zu Boden. Er konnte, nein wollte sich die fassungslose Miene der schönen Frau nicht ansehen. Minuten der Stille folgten, in denen keiner der drei sich rührte, keiner etwas sagte. Jaken saß wie auf glühenden Kohlen.

„Ri-in, bitte tu was Meister Sesshoumaru sagt.“, begann der Grüne schließlich zu betteln. „Es ist sehr wichtig!“

Verunsichert suchte das Mädchen daraufhin Blickkontakt mit dem weißhaarigen Dämon, wollte von ihm bestätigt wissen, dass man keinen Schabernack mit ihr trieb. Doch da war es schon zu spät.

In Sekundenbruchteilen fuhr die Braunhaarige zusammen, schrie erschrocken auf. Ihre Stimme hallte an den Berghängen hohl wieder. In einer anderen Tonlage folgte auch Jakens Aufschrei, der das Mädchen weiterhin fassungslos anstarrte. Sogar Sesshoumaru standen inzwischen Schweißperlen auf der Stirn. Keiner schien so recht zu wissen, was zu tun war.

Doch es blieb nicht viel Zeit zu zögern, was auch Rin Schlag auf Schlag bewusst wurde.

Mit angsterfüllter Stimme wisperte sie: „Mich…hat was gebissen. Genau…da…“ Sie war bereits im Begriff ihren Arm zu heben und auf die betreffende Stelle zu deuten, doch eine mit spitzen Nägeln bewehrte Hand hielt sie zurück. Sesshoumaru hatte sich vor die Menschenfrau gekniet, schaute ihr tief in die dunklen Augen und hielt dabei mit sachtem, aber bestimmtem Griff ihren Arm an Ort und Stelle.

„Wo ist das Vieh?“, fragte er Jaken ohne den Blick von Rin abzuwenden. Als der grüne Youkai antwortete, bewachte der Hundedämon immer noch jede kleinste Regung im Gesicht seiner Freundin. Noch hatte er keine Anzeichen von größeren Schmerzen feststellen können.

„Ich weiß nicht, Meister. Vielleicht…“, Jaken bückte sich auf den Boden, um auch dort besser suchen zu können. Der Zufall wollte es, dass er tatsächlich etwas fand. „Da! Da, sie ist gerade hinter diesen Felsen gehuscht! Ich habs genau gesehen!“

Endlich löste der Hundeyoukai für einen kurzen Augenblick die Augen von seinem Gegenüber, um der Richtung Jakens ausgesteckter Hand mit dem Blick zu folgen. Doch er sah nichts mehr. Das Tier war schon in irgendeiner der unzähligen Spalten und Löcher, die Resultate der Erosion waren, verschwunden. Ein Hauch von Ärger stieg in seiner Brust auf. Als er seine Aufmerksamkeit allerdings wieder vollständig Rin widmete, war dieser im Nu vergessen. Denn jetzt hatte er durchaus wichtigere Sorgen.
 

„Sesshoumaru-sama...“, begann das braunhaarige Mädchen leise. „Mir…ist auf einmal so…schwindelig…“ Kurz darauf fielen ihr die Augen zu, ihr Oberkörper kippte bewusstlos nach vorne. Der Hundedämon, der vor ihr gekniet hatte, fing ihr Gewicht mühelos auf und hob sie zum zweiten Mal in kurzer Zeit auf seine Arme.

„Das Gift hat sich in ihrem Körper verteilt…“, gab Jaken sein allseits bekanntes Wissen zum Besten. „Was habt ihr jetzt vor, Sesshoumaru-sama?“

Bis jetzt war das dem Gefragten selbst noch nicht recht klar gewesen, aber allmählich hatte sich eine Idee, so konfus sie auch sein mochte, in seinen Gedanken manifestiert.

„Ich bringe sie in eines der Dörfer. Dort hat man sicherlich eine Medizin für solche Fälle.“

Auf diese Antwort war der grüne Youkai gewiss nicht vorbereitet gewesen und so verblieb er noch wie vom Donner gerührt in ihrem Lager, als Sesshoumaru sich schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit auf den Weg zu einer der Siedlungen gemacht hatte.

Es war gerade erst Mitternacht, als er sich mit einem kräftigen Fußtritt gegen die schweren hölzernen Tore der Stadt Zutritt zu dieser verschaffte. Die Straße, die er mit langen eiligen Schritten passierte, war gänzlich unbeleuchtet. Trotzdem konnte er alles genau sehen. Er bedachte die umstehenden Häuser nur mit beiläufigen Seitenblicken, war er doch auf der Suche nach einem Medizinmann, nicht nach gewöhnlicher Bevölkerung. Das Haus eines Arztes vermutete er im Zentrum der Stadt. Je näher er diesem kam, desto heller wurde es. Mit menschlichen Siedlungen kannte er sich zwar nicht aus, aber dieser Umstand erstaunte ihn doch ein wenig. Lauernd hob er den Kopf, blieb stehen und sog die Luft durch die Nase ein, um diverse Gerüche besser wahrnehmen zu können. Zudem spitzte er die Ohren. Nach Bruchteilen von Sekunden wurde es ihm glasklar: Im Zentrum der Siedlung, vermutlich einem großen Marktplatz, gespickt mit den übelsten und feinsten Gerüchen, erwartete ihn eine Menschenansammlung. Diese Feststellung irritierte ihn einen kurzen Moment lang, doch gleich wurde er sich wieder dem Gewicht in seinen Armen bewusst. Er hatte keine Zeit zu verlieren.

Wenige Sekunden später befand er sich, mit der immer noch bewusstlosen Rin in seinen Armen, am Rande des Marktplatzes. Vor seinen Augen wurde gesungen und gelacht, gehandelt und gefeilscht. Die Menschen schienen ihn nicht zu bemerken. Sie feierten ein Fest, stellte er unberührt fest. Aber gut, dachte er sich, dann wird hier gewiss auch ein Mediziner zu finden sein. Mit einem vernehmlichen Räuspern wollte er sich bemerkbar machen. Doch niemand beachtete ihn. Waren diese Leute etwa blind [k]und[/k] taub? Ein erneuter Versuch, dieses Mal lauter. Jetzt reagierte einer der Dorfbewohner. Er wandte sich zu Sesshoumaru um, schaute ihm mit fassungsloser Miene ins Gesicht. Anschließend wanderte sein Blick langsam zu Rin hinab, die schmerzvoll das Gesicht verzog. Der Hundeyoukai wartete angespannt, bis der in Lumpen gekleidete Mann vor ihm seine Sprache wiederfand. Endlich begann er zu rufen: „EIN DÄMON! EIN DÄMON! Seht euch seine Augen und Ohren an! Wahrhaftiger, er hat ein Mädchen entführt!“

Diese Reaktion ging dem Gefürchteten nun aber doch zu weit. Für solch ein Theater hatte er keine Zeit. Laut und deutlich erhob er die Stille über die Schreckensrufe der aufgescheuchten Meute hinweg: „Keine Angst! Ich komme in Frieden! Ich brauche nur Medizin! Schnell!“, setzte er halb bittend, halb befehlend hinzu. Doch keiner schien ihm zuzuhören. Die Menschen flohen vor ihm, rannten in ihre Häuser mit den lächerlich dünnen Wänden und schlugen ihre aus Pflanzenmaterial bestehenden Türen zu. Einen hauchdünnen Augenblick später lagen die Stände verweist, der ganze Marktplatz verlassen vor ihm. Keine Menschenseele wollte ihm helfen. Typisch, dachte er sich und zog verbissen die Augenbrauen zusammen. Aber doch! Da saß jemand am Brunnen, nur wenige Schritte von ihnen entfernt. Aufmerksam fixierte der Dämon die alte Frau. Ihr Rücken war gebeugt, die Hände rau, ihre Zähne alles andere als zahlreich. Aber sie lächelte ihn unverblümt an. In ihren Augen entdeckte er weder Angst noch Ärger. Vorsichtig, um sie nicht doch noch zu erschrecken, ging er auf sie zu.

„Bitte…“, setzte er an. Langsam aber sicher begann er wirklich zu verzweifeln. Jetzt bettelte er auch noch bei einem alten Menschenweib um Hilfe. Es war entwürdigend! Vielleicht konnte sie ihm nicht mal helfen. Vielleicht hatte sie nur nicht so schnell fliehen können wie die anderen. Oder es war ihr schlichtweg egal ob sie bald an Altersschwäche starb oder von einem Youkai ermordet wurde. Gerade suchte er nach den richtigen Worten, da unterbrach ihn die Grauhaarige unverfroren: „Ich ahne schon, was du brauchst. Sie wurde von einer Schlange gebissen?“

Sesshoumaru nickte, seine Miene sprach von Ungeduld.

„Wohl denn. Hab keine Sorge, ich helfe euch. Ich bin die Medizinerin meines Stammes und kenne mich mit solchen Fällen aus. Überlass sie mir. Du kannst sie hier“, sie zeigte mit dem Finger neben sich, „auf diese Bank da legen.“

Der Youkai tat wie ihm geheißen. Was blieb ihm auch anderes übrig, als sein Vertrauen in diese Frau zu legen? Weder Jaken noch er selbst hatten Ahnung von Medizin. Warum auch? Fast alle Wunden heilten bei ihnen früher oder später von selbst.

Die Medizinerin machte sich sogleich daran, Rins Kimono zu öffnen.

„Der Biss muss irgendwo auf ihrem Rücken sein.“, gab der langhaarige Dämon ihr einen Hinweis, schaute dabei zur Seite.

„Ich finde ihn schon. Danke.“, erwiderte die Alte bereits ganz in ihre Arbeit vertieft. „Aber ich werde ein bestimmtes Kraut brauchen. Das hier, schau!“ Sie gab ihm einen Zettel, den sie mit flinken Fingern aus ihrer Rocktasche gezogen hatte und ließ sich nicht weiter von ihrer Arbeit abhalten.

Sesshoumaru musterte das Papier mit leicht zusammengekniffenen Augen. Auf ihm befand sich eine akribisch genaue Zeichnung von etwas, das ihm mehr wie ein Unkraut als wie ein Heilmittel aussah. Trotzdem versuchte er sich das Bild genauestens einzuprägen.

„Wenn du mir das bringst, werde ich das Mädchen heilen.“, sagte die Alte geschäftig.

Obwohl sie ihn nicht ansah, antwortete er nur mit einem Nicken und verschwand blitzgeschwind im Dunkel der Nacht.
 

Es kostete ihn einiges an Zeit, aber letztendlich fand er eine ganze Ansammlung des gesuchten Krauts und machte sich daran, so viel zu pflücken wie er tragen konnte. Jaken suchte derweil an anderer Stelle und fand vielleicht noch etwas mehr von der unscheinbar aussehenden Medizin.

Just in dem Moment, da er sich wieder aufrichtete, die Hände voll mit dunkelgrünen Blättern, ließ eine laute Stimme ihn zusammenfahren. Er wandte sich um und erkannte im Licht der aufgehenden Sonne Ebanow, den riesenhaften Löwendämonen.

„Sesshoumaru, mein alter Freund!“, rief er. „Sag, was tust du da? Hast du etwa deinen grünen Daumen entdeckt?“ Dunkles Lachen folgte der Frage. Der Hundedämon verzog ob diesen ihm unverständlichen Humor missbilligend das Gesicht.

„Ebanow“, begrüßte er seinen Verbündeten. Er gab sich keine große Mühe sein Missvergnügen zu verbergen.

„Ach. Sind das nicht Heilkräuter?“, erkundigte sich der Ältere.

„Ja“, bestätigte der Weißhaarige verstimmt.

„Oh, verstehe. Dein Menschlein ist krank. Und jetzt willst du sie retten, stimmt`s?“, erneut lachte der Löwe brüllend. Sesshoumaru hingegen sparte sich seinen Kommentar.

„Schau mal, Jungchen. Ich weiß, du hast noch nicht so viel Lebenserfahrung wie ich. Darum lass dir einen Rat geben: Entledige dich des Menschenweibs ehe du dich zu sehr an sie gewöhnst.“ Der Gesichtsausdruck des Löwenyoukai war ekelerregend gönnerhaft, stellte Sesshoumaru innerlich fest. Ohne danach gefragt zu werden, fuhr er in der Schilderung seiner Meinung fort: „Du musst doch einsehen, es ist sinnlos sie zu retten. Ein paar Jahrzehnte, allerhöchstens, dann ist ihr Leben ohnehin vorbei. Besser, du bestimmst den Zeitpunkt dafür, bevor es ein anderer tut.“ Er machte eine Kunstpause. „Du weißt, das wird passieren. Diese Welt der Dämonen ist früher oder später tödlich für jeden Menschen. Du kannst sie nicht ewig beschützen.“

„Es ist nicht so.“, erwiderte der Hundeyoukai zum ersten Mal widerwillig. „Rin ist anders als die anderen Menschen.“

„Ach ja?“, lachte der andere. „Inwiefern? Du musst doch einsehen: Jeder Mensch ist gleich. Sie sind wie Eintagsfliegen. Wer nimmt einem schon krumm, wenn man eine erschlägt. Es gibt schließlich noch viele andere auf der Welt und ihr Leben ist sowieso unbedeutend kurz.“, belehrte er ihn weiter.

„Du verstehst das nicht“, beendete Sesshoumaru die Diskussion schließlich abrupt und machte sich ohne ein weiteres Wort vom Acker.

„Hey! Sesshoumaru! Sag, was willst du überhaupt von diesem Mädchen?!“, rief der Löwe ihm noch hinterher. Aber der Hundeyoukai tat, als hätte er nichts gehört und verschwand mit wenigen Sprüngen hinter dem nächsten Felsen. Grüblerisch blieb der Löwenkönig zurück. „Dieser Jungspund. Er hat keine Ahnung vom Leben. Aber wenn er meinen Rat nicht zu schätzen weiß, kann ich ihm auch nicht helfen.“, murmelte er in seinen Bart und machte sich auf den Weg zurück zu seiner Höhle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Zirkonia
2012-02-18T18:17:08+00:00 18.02.2012 19:17
Hey, super geschrieben.
Ich mag das Pair total gerne. Gibst du mir Bescheid wenns weiter geht?

Lg Zirkonia
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2011-01-11T20:30:40+00:00 11.01.2011 21:30
Ein echt klasse kappi mal wieder X3
Und arme Rin (Q_Q) da wurde sie doch tazächlich gebissen (>_<) oh jeh........hoffentlich wird sie wieder gesund *knuddel*
Ich kann es echt garnicht mehr abwarten bis es bei deiner FF weiter gehen wird *smile*
Würde mich sehr freun wenn du mir immer wenn es weiter geht bei deiner FF eine Ens schicken könntest *smile* damit ich auch ja nichts von deiner FF verpasse X3

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^_~)/
Von: Maryhase
2011-01-10T15:43:18+00:00 10.01.2011 16:43
ich finde deine ff auch toll!!
sie ist gut geschrieben und man wird förmlich in den bann deiner ff gezogen. nur was mir aufgefallen ist... du wolltest schon ein paar mal etwas kursiv schreiben... die klammern stimmen, nur musst du ein i und kein k reinschreiben...

freue mich auf die fortsetzung

liebe grüße, maryjoa3004

Von:  Kais_Aiko
2011-01-03T11:17:02+00:00 03.01.2011 12:17
Huhu^^

Sehr schönes Kapitel, dein schreibstil ist wirklich gut!

Lass mich bitte wissen wenn es weitergeht.


Lg
Aiko
Von:  Mariella-Sarah
2011-01-02T22:04:50+00:00 02.01.2011 23:04
Hey!
Hat mich gefreut das es so schnell weitergeht !!! :D
Rin wird sicher wieder gesund...oder?
Hoffe das es bald wieder weitergeht !

Lg
Mariella-Sarah



Von:  Mariella-Sarah
2011-01-02T22:04:36+00:00 02.01.2011 23:04
Hey!
Hat mich gefreut das es so schnell weitergeht !!! :D
Rin wird sicher wieder gesund...oder?
Hoffe das es bald wieder weitergeht !

Lg
Mariella-Sarah



Von:  filia-infernorum
2011-01-02T19:47:37+00:00 02.01.2011 20:47
die arme rin... =(
ich hoffe, sesshomaru kann sie noch rechtzeitig retten.

wieder ein tolles kapitel von dir ^^
hätte mich auch ehrlich gewundert, wenn es anders gewesen wär. bin schon aufs nächstes kapitel gespannt

lg
filia-infernorum


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