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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Unter Räubern

Noch bevor sie ihre Augen wieder öffnete, spürte sie Schmerzen in ihrem Rücken, die offenbar von ihrer gekrümmten Körperhaltung herrührten. Sie versuchte, sich zu strecken, stieß dabei ihr Knie aber gegen etwas, worauf auch dieses zu schmerzen begann.

Sie fluchte leise und öffnete schließlich ihre Augen. Es dauerte einen Moment, ehe ihr bewusst wurde, dass sie sich in einem Käfig befand. Um herauszufinden, wie sie dort hineingekommen war, rief sie sich die letzten Ereignisse vor ihrem Traum ins Gedächtnis.

Diese Banditen... und der Zweig in meiner Brust... ah, das war ein Mistelzweig! Aber was hat er gemacht? Isolde? ... Isolde!

Ruckartig fuhr Leana hoch und schlug sich schmerzhaft den Kopf und die Schulter an dem hölzernen Deckel des Käfigs, so dass sie leise stöhnend wieder zu Boden sank.

„Alles in Ordnung, Leana?“, erklang eine leise Stimme.

Fragend wandte sie ihren Blick zur Seite und entdeckte dort einen weiteren Käfig, in dem Ylva eingesperrt war, allerdings schien das kleine Mädchen wesentlich weniger Probleme mit der Größe ihres Gefängnisses zu haben. Freudig wedelte sie mit dem Schwanz, als sie sichergestellt hatte, dass Leana endlich wach war.

„Wo sind wir?“, fragte Leana leise.

Ihr trockener Hals verhinderte, dass sie lauter sprechen konnte, aber mit ihren Hundeohren würde Ylva sie bestimmt dennoch verstehen. Das Mädchen blickte sich um. „Die Räuber haben uns mitgenommen – also, dich und mich, Isolde war ganz plötzlich weg, puff~“

Ratlos neigte sie den Kopf. „Ich weiß aber nicht, wie das passieren konnte oder wo sie hin ist...“

Statt etwas zu sagen, schloss Leana wieder ihre Augen und legte ihre Hände auf ihre Brust. Sie versuchte, Kontakt mit Isolde aufzunehmen, um herauszufinden, wo das Shinjuu sich befand, doch alles, was sie fand, war tiefe Dunkelheit und eisige Kälte. Auch auf ihre Rufe erntete sie keinerlei Antwort, weswegen sie anschließend versuchte, ihr Shinken zu manifestieren – doch auch das Schwert gehorchte ihr nicht.

Mit einem Seufzen öffnete sie die Augen wieder, wich Ylvas fragendem Blick aber aus und sah sich stattdessen weiter um, sofern sie ihren Kopf wenden konnte. Der Käfig, in dem sie sich befand, wurde offenbar nach oben hin geöffnet, doch sowohl das Holz, als auch das Schloss wirkten massiv genug, um nicht einfach nachzugeben.

Ylva schien ihre Gedanken nachzuvollziehen. „Ich hab die ganze Zeit versucht, hier wieder rauszukommen, aber das ist nicht so einfach.“

„Das denke ich mir.“

Glücklicherweise war es ein Teil ihrer Ausbildung gewesen, einfache Schlösser zu knacken und dieses hier wirkte nicht sonderlich kompliziert. Sie griff in ihr Haar, um dort die erforderliche Haarnadel hervorzuziehen, doch stellte sie pikiert fest, dass der gesuchte Gegenstand nicht da war. Ihre Finger strichen durch all ihre Strähnen, doch die Haarnadel war nicht mehr aufzufinden.

Argh! Ich muss sie irgendwann einmal herausgenommen und vergessen haben, sie wieder zu befestigen... vielleicht war das damals, als ich für Tiaris gehalten wurde... Aber das bringt jetzt auch nichts.

Also mussten sie anders hier herauskommen. Sie ließ weiter ihren Blick schweifen, verrenkte den Kopf, um auch hinter sich zu blicken, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie dort zu entdecken erwartete.

Ihr Arm protestierte schmerzend, als sie ihn durch die Gitterstäbe hindurch streckte, so weit wie es ihr möglich war, um dieses Werkzeug zu ergreifen.

Unwillkürlich dachte sie dabei wieder an Zetsu, der sich oft darüber beklagt hatte, dass sie viel zu dünn wäre und sie mehr essen sollte. Welch Ironie, dass es nun gerade diese Unterernährung war, die ihr half, ihren Arm aus ihrem Gefängnis zu strecken.

Ihre Fingerspitzen erreichten die Gartenkralle schließlich und mit ein wenig Geschick und Glück schaffte sie es tatsächlich, das Werkzeug zu sich zu ziehen.

„Was hast du jetzt damit vor?“, fragte Ylva neugierig.

„Wenn ich das wüsste“, kam die murmelnde Antwort.

Leana betrachtete die dreizinkige Gartenkralle von allen Seiten und fragte sich, ob sie damit wirklich ein Schloss knacken könnte.

„Wo sind eigentlich alle?“, fragte Leana, um davon abzulenken, dass sie noch nicht genau wusste, was sie nun tun sollte.

Die Ruhe, die in der Hütte herrschte, wurde ihr langsam regelrecht unheimlich – wobei ihr das hier doch eher wie ein Schuppen und nicht wie eine richtige Hütte anmutete. Der Raum, in dem sie sich befanden, war zu klein und mit allerlei Dingen vollgestellt, in einer Ecke lag eine alte Matratze. Leanas Magen drehte sich um, bei dem Gedanken, was die Räuber mit dieser Unterlage vorhaben könnten – besonders wenn sie die Flecken auf der Decke bedachte, die in ihrem Blickfeld lag.

„Ich weiß nicht... seit wir hergebracht wurden, war niemand mehr hier.“

Zumindest schienen die Räuber also ein wenig Anstand zu besitzen, das beruhigte Leana, aber noch mehr Zeit wollte sie hier nicht unbedingt verbringen.

Sie zog ihren Arm wieder durch die Gitterstäbe zu sich herein, um ihn an einer anderen Stelle erneut hindurchzustrecken, so dass sie das Schloss erreichen konnte.

Vielleicht habe ich Glück und das Schloss ist dermaßen primitiv, dass es unter meiner Behandlung nachgibt.

Mit dieser Hoffnung holte sie so weit wie möglich aus und schlug auf das Schloss. Diese Prozedur wiederholte sie mehrmals, bis das Metall knirschend nachgab und der Deckel automatisch aufsprang.

Leana begann, mit schmerzenden Gliedern aus dem Käfig zu klettern, um sich dann erst einmal zu strecken. Ihr ganzer Körper schien zu knacken und zu knirschen, aber immerhin fühlte sie sich nun um einiges besser als zuvor.

Auf dieselbe Methode öffnete sie auch Ylvas Käfig und half dem kleinen Mädchen heraus.

„Dankeschön“, sagte sie lächelnd und mit wild wedelndem Schwanz.

Leana sagte nichts dazu, sondern wandte sich ab und blickte sich weiter um. Durch die Fenster konnte sie sehen, dass es bereits dunkel war, lediglich die Lampen im Inneren des Schuppens spendeten ein wenig Licht – offenbar waren es solche, die sich mit Sonnenlicht aufluden und es dann wieder abgaben, sobald es dunkel wurde. Zetsu hätte mit Sicherheit gewusst, wie man sie nannte, aber Leana fiel das Wort partout nicht ein, weswegen sie sich nicht weiter darum kümmerte.

Stattdessen sah sie sich weiter um, nach etwas, das sie als Waffe benutzen konnte, immerhin konnte sie ihr Shinken nicht rufen, aber sie wusste auch nicht, wo sie war, also würde sie die Räuber nach dem Weg fragen müssen – ganz zu schweigen davon, dass niemand damit davonkam, sie in einen solchen Käfig zu sperren.

Tatsächlich entdeckte sie in einer Ecke hinter einem alten Schrank ein mindestens ebenso altes Schwert, das zwar bereits stumpf war, aber für ihre Zwecke noch vollkommen ausreichte. Sie hatte nicht vor, die Banditen zu töten, sie wollte ihnen nur eine Lektion erteilen.

„Ylva, kannst du eigentlich kämpfen?“

Das Hundemädchen richtete die Ohren auf. „Ich habe gerade kein Schwert, aber ich kann auch mit dieser Kette kämpfen.“

Bei diesen Worten demonstrierte sie die Kette, die an ihrem Halsband befestigt war. Leana war bislang davon ausgegangen, dass beides nur von dem Sklavenhändler angebracht worden war, um das Mädchen festzubinden, doch sie hatte sich schon geweigert, beides von Isolde abnehmen zu lassen. Offensichtlich war das also mehr als nur das Zeichen von Sklaventum.

„Das reicht auch vollkommen“, sagte Leana zufrieden.

Mit entschlossenen Schritten verließ sie gemeinsam mit dem Mädchen den Schuppen. Draußen erblickte sie sofort die richtige Hütte. Licht fiel aus den Fenstern, laute Stimmen und Musik zeugten davon, dass im Inneren gefeiert wurde.

Wut stieg in Leana auf, als sie wieder daran dachte, was diese Männer ihr angetan hatten, dass sie ihr sogar Isolde genommen hatten.

Ohne zu zögern warf sie die Tür der Hütte auf und betrat diese. Augenblicklich hielten alle Räuber inne und sahen Leana fragend an. Ylva versteckte sich hinter der jungen Frau und schielte ein wenig ängstlich hervor.

„Wie kamen die denn da raus?“, schnarrte einer der Räuber.

„Ist doch egal“, erwiderte ein anderer. „Schnappt sie euch lieber!“

Sofort stürzten die Männer sich auf die beiden. Leana blieb absolut unbeeindruckt und hob das Schwert ein wenig. Ylva konnte den raschen Bewegungen der jungen Frau kaum folgen, aber am Ende lagen alle Räuber zusammengekrümmt und stöhnend auf dem Boden.

Wütend verpasste Leana einem von ihnen noch einen Tritt, ehe sie sich dem Anführer zuwandte, der vollkommen ruhig dasaß und sie nur amüsiert beobachtete.

„Eine Rose mit Stacheln, hm?“

„Hör auf, mich Rose zu nennen“, knurrte Leana.

Langsam lief sie auf ihn zu, worauf er sich von seinem Stuhl erhob und um den Tisch herum kam. „Nicht schlecht, dass du meine Schergen derart außer Gefecht gesetzt hast, selbst ohne Shinken.“

Sie schnaubte. „Man sollte mich eben nicht unterschätzen.“

Vor ihr blieb der Anführer wieder stehen. Der von ihm ausgehende Geruch von Alkohol erreichte Leana und versuchte, sie einzuwickeln und sie betrunken zu machen, doch sie ignorierte das für den Moment.

„Denkst du, du kannst es auch mit mir aufnehmen, Weib?“

Er achtete offensichtlich nicht auf Ylva, sonst hätte er bemerkt, dass das Mädchen sich hinter den Anführer stellte, ihre Kette an einem stabil aussehenden Pfosten befestigte und sich dann so hinstellte, dass die Metallglieder gespannt waren.

All das tat sie ohne dass der Anführer etwas davon mitbekam, da er sich vollkommen auf Leana konzentrierte.

„Ja, das denke ich tatsächlich“, erwiderte die Shinkenträgerin.

Er lachte laut – und Leana nutzte die Gelegenheit, um ihm den Schwertknauf in den Magen zu rammen, worauf er rückwärts stolperte und geradewegs über Ylvas Kette stolperte.

Mit einem lauten Knall stürzte er zu Boden und landete geradewegs auf dem Rücken, wo er leise keuchend liegenblieb. Leana kniete sich neben ihn und drückte ihm den Schwertknauf schmerzhaft auf das Brustbein, um sicherzustellen, dass er liegenblieb, während Ylva ihre Kette wieder vom Pfosten losmachte.

„So, jetzt will ich mal etwas wissen, dann bin ich schon wieder weg“, forderte Leana schließlich.

„W-was?“, fragte der Anführer keuchend, offenbar war seine Gegenwehr wirklich vollständig erschöpft, was nicht zuletzt vom Alkohol herrührte.

„Als ihr uns angegriffen habt, waren wir auf dem Weg ins Dorf Himura – wie kommen wir von hier aus dorthin?“

In abgehackten Sätzen erklärte er Leana den Weg dorthin, sie nickte immer wieder, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte, bis er schließlich fertig war. „Gut, dann nur noch eine Sache: Was hast du eigentlich mit mir gemacht? Warum kann ich mein Shinken nicht mehr benutzen?“

„I-ich kann das nicht genau erklären... aber... aber...“

Sie löste den Druck auf sein Brustbein ein wenig, damit ihm das Atmen leichter fiel, dann fuhr er fort: „Ein Heiliger Mistelzweig kann die Verbindung zum Götterschwert unterbrechen, wurde uns beigebracht.“

„Wie mache ich das wieder rückgängig?“

„D-die Hi-Ninja wissen es, sie werden es dir sagen.“

Leana gab Ylva zu verstehen, dass sie hinausgehen sollte und kaum war das Mädchen dort angekommen, stand sie selbst auf. „In Zukunft solltet ihr vorsichtig sein, wen ihr angreift und entführt, verstanden?“

Der Anführer nickte hastig, dann drehte Leana sich um und folgte Ylva, die bereits ungeduldig wartete. „Willst du wirklich bei Nacht losziehen?“

„Möchtest du lieber hier bleiben?“ erwiderte die Shinkenträgerin.

Hastig schüttelte das Mädchen mit dem Kopf und gab ihr zu verstehen, dass sie vorlaufen sollte, was sich Leana nicht zweimal sagen ließ.

Trotz der Dunkelheit schien die Shinkenträgerin keinerlei Probleme zu haben, dem Weg zu folgen, der ihr von dem Banditenanführer beschrieben worden war. Das lag mitunter aber wohl auch daran, dass sie ein seltsames Gefühl in ihrer Brust verspürte, je weiter sie lief. Als ob ein Haken in ihrem Inneren befestigt wäre, der sie nun stetig und unablässig in eine bestimmte Richtung zog, ohne dass sie wusste, wie das Ziel aussah.

Es schienen für Leana nur wenige Minuten vergangen zu sein, als sie schließlich Feuerschein zwischen den Bäumen erkennen konnten. Ylva seufzte sehnsuchtsvoll. „Es riecht als ob sie gerade gekocht hätten – ob sie auch für uns etwas haben?“

Leana stutzte und hob selbst die Nase in die Luft, um festzustellen, ob das stimmte und was es wohl gab – doch der Geruch ließ sie wieder blass werden. „Ich glaube nicht, dass du das essen willst, was da gekocht wurde...“

„Warum? Was ist es denn?“

„Das ist der Geruch von verbranntem Menschenfleisch.“

Ylva zuckte zusammen und sah Leana erschrocken an. Die ließ allerdings keine Zeit mehr verstreichen und rannte los, geradewegs auf das Dorf zu, das immer noch in Flammen stand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2011-02-07T17:40:29+00:00 07.02.2011 18:40
Kaum fängt das Kapitel an, bin ich schon schockiert. Wie kann man jemanden in SO einen kleinen Käfig sperren? Ist der normal nur für Tiere? Wie haben die Lea dann reinbekommen? XDDDD

Freudig wedelte sie mit dem Schwanz, als sie sichergestellt hatte, dass Leana endlich wach war.

Awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~

Argh! Ich muss sie irgendwann einmal herausgenommen und vergessen haben, sie wieder zu befestigen...

Fail! XD

Ihr Arm protestierte schmerzend, als sie ihn durch die Gitterstäbe hindurch streckte, so weit wie es ihr möglich war, um dieses Werkzeug zu ergreifen.

Wo kommt das Werkzeug plötzlich her? Ich habe das Gefühl, da fehlt ein Satz oder so XD

offenbar waren es solche, die sich mit Sonnenlicht aufluden und es dann wieder abgaben, sobald es dunkel wurde.

Die haben in der Welt Solarlampen? XD

Wut stieg in Leana auf, als sie wieder daran dachte, was diese Männer ihr angetan hatten, dass sie ihr sogar Isolde genommen hatten.

Oh-Oh. Lea ist sauer XDDDDD

Wütend verpasste Leana einem von ihnen noch einen Tritt

Siehste? XD

Der von ihm ausgehende Geruch von Alkohol erreichte Leana und versuchte, sie einzuwickeln und sie betrunken zu machen

Der Geruch von Alkohol soll sie betrunken machen? Häh? XD

„Das ist der Geruch von verbranntem Menschenfleisch.“

Igitt! *sich schüttel*

Okay, was kann ich allgemein zu dem Kapitel sagen? Es hat mir gefallen, war gut geschrieben und... eigentlich ist damit schon alles gesagt XD
Ylva ist süß, Lea so badass und die Räuber Luschis XDDDDD


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