Zum Inhalt der Seite

Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mana Serenade

Als das Licht wieder erlosch, befanden Zetsu und Leana sich in einem Rosengarten, dessen Blüten allerdings abgestorben waren. Selbst für sie, die diese Blumen nicht mochte, war es ein trauriger Anblick. Sie löste sich ein wenig von ihrem Begleiter, um sich besser umsehen zu können – und einen Atemzug später, entdeckte sie bereits eine Person mit langem, schneeweißem Haar vor ihnen. Die Frau war von einer finsteren Aura umgeben, eine bösartige Grimasse zierte ihr Gesicht.

„Dachtet ihr wirklich, ihr könntet vor mir entkommen?“, fragte sie wütend. „Ich werde keinem von euch beiden noch Gnade zukommen lassen! Ihr habt endgültig verloren!“

Ehe Leana fragen konnte, um wen es sich dabei handelte, teilte Zetsu es ihr mit: „Das ist Philia. Sie hat deinen Körper übernommen, während du nicht wach warst.“

Das verstand sie zwar immer noch nicht, aber es war deutlich, dass sie gerade keine Zeit besaßen, dass sie gründlich aufgeklärt werden konnte. Also verschob sie das auf später und wollte ihr Shinken erscheinen lassen – aber nichts geschah. „Hm?“

Als sie zu Philia hinüberblickte, bemerkte sie, dass diese gerade 'Shoubi' in der Hand hielt.

„Und ich glaube, dein Shinken mag sie ein wenig mehr“, erklärte Zetsu weiter. „Sie war eine seiner alten Meister.“

„Was nun?“

„Ich kümmere mich schon darum“, versicherte er ihr schmunzelnd.

Noch im selben Moment sprintete er bereits los, direkt auf Philia zu. Diese hob einfach 'Shoubi' und wehrte seinen ersten Angriff damit ab. Sie hob ihr Bein, um ihn zu treten, aber er wich sofort nach hinten aus, um dem zu entgehen.

Leana beobachtete, wie die beiden weitere Schläge austauschten und sie hasste sich im Moment dafür, dass sie nichts tun konnte, außer nur zuzusehen. Sie wollte eigentlich nie wieder zulassen, dass irgendjemandem, der ihr nahestand, wieder etwas geschehen müsste und am wenigsten Zetsu, nachdem er nun endlich zurück war. Aber ohne Waffe, ohne Shinken, gab es nichts, was sie gegen einen Gegner mit einem solchen, tun könnte.

Außerdem war deutlich, dass Philia wesentlich besser mit dieser Waffe umgehen konnte als sie. Sie verformte sogar die Klinge zu einer Peitsche, um Zetsu aus der Distanz anzugreifen, aber er war darauf vorbereitet, wich dem ersten Knall aus und fing den zweiten mit 'Gyouten' ab. Im Anschluss schleuderte Philia sogar Dornen auf ihn, aber diese wurden von Zetsus Schild abgefangen – und einem blauhaarigen Jungen, den Leana immer nur kurze Bruchteile von Sekunden lang sehen konnte, weswegen sie sogar glaubte, sich ihn nur einzubilden.

Aber ungeachtet dessen zweifelte sie für einen Moment daran, ob sie 'Shoubi' wirklich zurückbekommen sollte. Wenn es jemanden gab, der so sehr mit dieser Waffe synchronisiert war, wäre es vielleicht sogar Diebstahl von ihrer Seite aus. Aber wenn Zetsu damit im Recht war, dass diese Philia ihren Körper vereinnahmt hatte, dann durfte sie nicht zweifeln. Sie musste wieder zurückkehren und das funktionierte nur, wenn sie Philia besiegen würden.

Zurück ... gemeinsam mit Zetsu ...

Alles würde wie früher werden. Sie wären wieder vereint, könnten wieder gemeinsam durch alle Welten reisen und einfach nur glücklich sein, genau wie sie es sich in der ganzen letzten Zeit gewünscht hatte.

Kaum wurde ihr das wieder bewusst, wuchs ein warmes Gefühl in ihrer Brust, das sie seit Zetsus Tod nicht mehr gefühlt hatte. Es war der Wille zu kämpfen, der sie gemeinsam mit Zetsu damals verlassen hatte. Er war der Grund gewesen, warum sie ein Eternal geworden war, er war der Grund, warum sie kämpfen wollte. Und er war der Grund, weswegen sie 'Shoubi' benötigte. Nur damit könnte sie an seiner Seite sein, könnte sie ihn vor allen Gefahren beschützen, die auftraten, so wie in diesem Moment. Sie gehörte zu Zetsu, wie 'Shoubi' nun zu 'Gyouten' gehörte. Niemals wieder würde sie zulassen, dass ihn ihr jemand wegnahm, dass die Shinken voneinander getrennt werden würden.

Sie konzentrierte sich vollkommen auf dieses Gefühl und schon einen Augenblick später, spürte sie wieder 'Shoubis' vertrauten Griff in ihrer Hand.

Die Kämpfenden hielten derweil inne; Philia, weil sie nun keine Waffe mehr besaß und Zetsu, weil er offenbar mindestens genauso verwirrt darüber war, wie seine Feindin.

Leana blickte hinab. 'Shoubi' glitzerte und sie wollte darin gern sehen, dass das Shinken sich darüber freute, wieder bei ihr zu sein, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, ob es überhaupt ein derartiges Bewusstsein – abseits von Isolde – besaß.

Aber gemeinsam mit diesem Shinken, davon war sie überzeugt, würde es ihr nun gelingen, allem zu trotzen, was sich ihnen in den Weg stellen würde. Sie würde Zetsu beschützen – mit diesem Shinken, das sie als seine Meisterin auserkoren und für würdig befunden hatte.

„Das kann nicht sein!“, entfuhr es Philia. „Warum hat 'Shoubi' mich verlassen?!“

Zetsu wich derweil zurück, bis er wieder neben Leana stand. Er nickte ihr lächelnd zu, was von ihr erwidert wurde, dann widmeten sie sich beide wieder ihrer Feindin, vereint, Seite an Seite, auf dem Schlachtfeld, so wie sie es vermisst hatte ... jedenfalls manchmal. Es wäre ihr auch recht gewesen, wenn sie nicht mehr kämpfen müssten.

„Gib auf, Philia“, sagte Zetsu. „Ohne Shinken gibt es nichts mehr, was du tun kannst.“

Das dachte Leana ebenfalls, noch dazu weil sie entschlossen war, 'Shoubi' nicht mehr gehen zu lassen. Sie würde dem Shinken beweisen, dass es gut war, dass es sich für sie entschieden hatte, um ihren Beschützerdrang zu erfüllen.

Doch Philia war da vollkommen anderer Meinung. Statt aufzugeben, stieß sie ein spöttisches Lachen aus. „Ich werde niemals zulassen, dass ihr mich besiegt!“

Ihre bis dahin blauen Augen wandelten sich plötzlich. Erst färbte sich die Iris rot, dann wurde auch das Weiß vollkommen verdrängt, eine rote Spur bahnte sich über ihre Wangen, bis es so aussah, als würden ihre Augen bluten.

Zetsu seufzte leise. „Ist das Standard bei Eternal?“

Leana fragte sich, worauf seine Frage anspielte, aber sie hatte nach wie vor keine Zeit, es laut auszusprechen. Die Aura um Philia schien regelrecht zu explodieren, weißes Mana sammelte sich um sie, so dicht, dass es sogar richtig sichtbar wurde.

„Keiner von euch beiden wird entkommen!“, verkündete sie mit verzerrter Stimme. „Ich werde euch vernichten! Hier und jetzt!“

Sie riss die Hand nach oben, worauf die Manafunken sich dort konzentrierten und sich zu einer Waffe zu formen begannen. Zetsu fluchte und preschte vor, um sie mit einem Angriff aus dem Konzept zu bringen – doch das Mana, das sie noch umgab, wehrte ihn mühelos ab und schleuderte ihn zurück. Glücklicherweise schaffte er es, wieder auf den Füßen zu landen und sich dann wieder sicher hinzustellen. „Damit habe ich nicht gerechnet ...“

Einen Augenblick später, befand sich bereits eine Hellebarde in ihrer Hand, die sie mit erstaunlicher Leichtigkeit zu führen verstand, wie sie bewies, indem sie diese kunstvoll wirbelte und dann mit dem Griff auf den Boden klopfte. Einige Sekunden lang, sahen sich die Kontrahenten einfach nur gegenseitig an – dann holte Philia noch einmal aus und im selben Atemzug wichen Leana und Zetsu mit einem Sprung in unterschiedliche Richtungen aus.

Die Klinge der Hellebarde zerteilte den Boden, auf dem sie eben gestanden hatten. Doch Leana blieb keine Zeit, um das gebührend zu bewundern, denn Philia ließ die Klinge bereits seitlich in ihre Richtung sausen. Leana sprang nach oben und landete auf der abgeflachten Klinge, dann versuchte sie, weiter über den Griff in Richtung ihrer Feindin zu laufen. Doch Philia warf sie bereits zu Boden, ehe sie mit 'Shoubi' in Reichweite war. Die Manafunken erschufen Dornenranken, die sich um Leanas Beine wickelten, kaum dass sie wieder in Kontakt mit dem Boden gekommen war. Es schmerzte nicht, aber sie konnte spüren, wie ihr Mana langsam schwand.

Zetsu nutzte die Gelegenheit, um einen eigenen Angriff zu starten. Er rammte das Shinken in den Boden, worauf der Junge von zuvor erschien und einen grellen Lichtstrahl auf Philia abfeuerte, ehe er wieder verschwand.

Doch die Manawand verdichtete sich vor ihr, so dass sie nicht im Mindesten von dem Zauber verletzt wurde, sie wirkte nicht einmal im Mindesten beeinträchtigt. Kaum war der Strahl erloschen, wischte sie Zetsu mit einer ungeduldigen Handbewegung, der ihre Waffe folgte, beiseite.

Dafür schwand ihre Konzentration für einen Moment, was es Leana erlaubte, sich von den Dornenranken zu befreien und dann noch einmal anzugreifen. Diesmal machte sie sich nicht die Mühe, der Hellebarde auszuweichen, sondern wehrte diese einfach mit 'Shoubi' ab, was ihr, für jeden Zuschauer überraschenderweise, auch problemlos gelang. Doch viel weiter kam sie damit auch nicht.

Statt irgendetwas ausrichten zu können, war sie nun in einer Pattsituation mit Philia gefangen, der sie nicht so einfach entkommen konnte. Jede Bewegung, die sie sich dafür vorstellen konnte, endete in ihren Gedanken nur mit einer schwerwiegenden Verletzung für sie selbst. Sie sah Philia an und blickte ihr direkt in die blutroten Augen, die sie wiederum geradewegs anstarrten. Leana, die absolut nichts über Philia wusste, fragte sich, was jemand wohl durchgemacht hatte, um derart viel Leid in sich zu tragen, dass sogar die Augen zu bluten begannen. Sie würde Zetsu später fragen – wenn sie das erst einmal gewonnen hatten.

Wir können einfach nicht verlieren. Das dürfen wir nicht!

Zetsu versuchte es mit einem erneuten Angriff, doch Philia warf Leana kurzentschlossen zurück und wandte sich dann ihm zu, um ihm dasselbe Schicksal zu bescheren. Kaum war das geschehen, ließ sie eine Druckwelle entstehen, die ihre beiden Feinde zu Boden drückte.

Dabei stieß sie ein spöttisches Lachen aus. „Ich sagte doch, ihr habt keine Chance! Selbst wenn das hier nicht meine Welt ist, bin ich euch immer noch überlegen!“

Leana versuchte, sich wieder aufzurichten, aber der fremde Druck war noch immer zu stark und ihr Körper fühlte sich nach wie vor zu schwach an, um irgendetwas zu tun. Dafür konnte sie sehen, wie Zetsu sich wieder aufzurichten versuchte, worauf Philia zu ihm hinüberging und ihren Fuß auf seine Brust stellte, um ihn wieder niederzudrücken. „Vergiss es! Ich war bislang nett zu dir, aber jetzt ist es damit endgültig vorbei.“

Die Hellebarde wandelte sich in ein dünnes Schwert, das gerade stabil genug schien, um in Fleisch einzudringen und Verletzungen zu verursachen, die nicht tödlich enden würden. „Jetzt wird es Zeit, dass ich dir zeige, wie grausam ich sein kann.“

Er riss 'Gyouten' nach oben, um sich zu befreien, aber Philia ließ sich nicht beeindrucken. Es schien sie keinerlei Mühe zu erfordern, diesen Angriff abzuwehren, dann stieß sie ihm das Schwert in den Arm. Er gab einen erstickten Schmerzenslaut von sich und verzog das Gesicht ein wenig, bemühte sich sonst aber, ihr keinerlei Genugtuung zuteil werden zu lassen.

Dieser Anblick genügte Leana aber auch schon, um ihren eigenen Körper die letzten Energiereserven aktivieren zu lassen. Mühevoll richtete sie sich auf, bis sie, wenn auch wackelig, wieder auf den Beinen stehen konnte. Einige der Funken, die bislang Philia umgeben hatten, schwebten nun zu ihr herüber und leisteten so dem neu entstehenden Mana Gesellschaft.

Ihre Feindin wandte ihr den Kopf zu und runzelte die Stirn. „Was hast du vor? Es gibt nichts mehr, was du tun kannst.“

Davon war sie offenbar so sehr überzeugt, dass sie nicht einmal den Fuß von Zetsus Brust nahm, offenbar sah sie in ihm die wesentlich größere Gefahr. Aber Leana störte sich nicht daran, für sie kam das immerhin sehr gelegen. Sie legte ihre Hände auf ihr Herz, schloss die Augen und öffnete den Mund, um zu singen. Fremdartige Worte, deren genaue Bedeutung ihr unbekannt waren, erklangen aus ihrem Mund und bildeten ein Lied zu einer unhörbaren Melodie. Die toten Rosenblüten begannen als Reaktion darauf, wieder zu erblühen, Philia blickte sich irritiert um, verstand aber wohl nicht so ganz, was es zu bedeuten hatte.

Leana dagegen spürte, wie der Zauber sich in ihr aufbaute, wie er Gestalt annahm. Sie wünschte Philia nicht den Tod, sondern vielmehr die Erlösung von dem Schmerz, der sie heimsuchte. Nach allem, was sie nach Zetsus Tod durchgemacht hatte, wusste sie, wie tief die Gram sich mit ihren Zähnen in die Seele beißen konnte, wie sie einen zerstörte und sie wollte, dass es für Philia endete, so wie es auch für sie nun vorbei war, da Zetsu zurückgekehrt war.

Ihre Divine Magic reagierte auf ihren Wunsch. Die Rosen öffneten sich, rosa Funken strömten daraus hervor und ersetzten jenes Mana, das Philia zuvor umgeben hatte. Ihre Aggressivität schien von ihr abzufallen, während sie verwundert betrachtete, was um sie herum vorging.

Leana sang derweil weiter, auch wenn sie spürte, wie sehr der Zauber an ihrem schwachen Körper zehrte und sie bereits bewusstlos zu werden drohte. Doch noch war sie nicht bereit, aufzugeben, sie kämpfte weiter mit sich, um den Zauber zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.

Philia nahm endlich den Fuß von Zetsus Brust, derart konzentriert war sie inzwischen auf die Funken, die sie mit wachsender Faszination betrachtete. Je länger Leana sang, desto mehr Funken entstanden und desto mehr fiel der Zorn und die Wut von Philia ab.

„Das ist wunderschön ...“, sagte diese leise.

Langsam, sie bemerkte es wohl selbst nicht einmal so wirklich, begann ihr Körper, sich aufzulösen. Erst schwanden ihre Füße, dann ihre Beine und schließlich, mit einem letzten erleichterten Seufzen, war alles von ihr fort und nur eine Träne der Erleichterung schwebte gemeinsam mit den Manafunken noch in der Luft.

Schließlich verstummte Leana wieder und beendete damit den Zauber. Gleichzeitig verließ jegliche Kraft ihre Beine und sie sank zu Boden. Alles vor ihren Augen verschwamm, aber sie konnte noch sehen, wie Zetsu zu ihr herübersprintete und sich neben sie kniete. Sie hörte, wie er ihren Namen rief, auch wenn er dabei so unendlich fern klang. Er war am Leben, er war gesund, sie hatte alles erreicht, was ihr Ziel in diesem Kampf gewesen war.

Dieser Gedanke erfüllte sie mit derart viel tiefer Zufriedenheit und Erleichterung, dass sie es nicht mehr schaffte, die Kraft aufzutreiben, weiterhin wach zu bleiben. Sie flüsterte leise, wie froh sie darüber war, ihn wiedergesehen zu haben, dann wurde alles vor ihren Augen schwarz und sie versank wieder in eine unendlich erscheinende Dunkelheit, in der es keinen Zetsu gab.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück