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Die Schneekugel

von

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Die Schneekugel


 

*~*~* Die Schneekugel *~*~*


 

„Mommy! Ich will Schnee! Mach, dass es schneit!“ Laura DiNozzo, ein fünfjähriger Sturkopf mit den grünen Augen seines Vaters und den dunklen Locken seiner Mutter, strapazierte wieder einmal die Nerven von selbiger. Dabei hatte Ziva noch genug zu tun. Morgen war Weihnachten und sie musste noch das Chaos in der Küche beseitigen, die Geschenke aus dem Versteck hervorholen und die Strümpfe befüllen. Tony musste heute leider arbeiten, damit er auch wirklich die Feiertage über frei hatte. Also war es an ihr, der Situation allein Herr zu werden.
 

Geduldig setzte sie sich an das Bett ihrer Tochter. „Ich kann keinen Schnee machen, aber ich kenne jemanden, der es kann. Wenn du mir versprichst, gleich brav zu schlafen, dann erzähle ich dir die Geschichte, okay?“ Laura legte nachdenklich den Kopf schief, eigentlich wäre sie noch gerne wach geblieben, aber sie wusste, dass morgen Weihnachten war und ihre Eltern wollten, dass sie dann gut ausgeschlafen war. „In Ordnung, Mommy.“
 

Ziva ließ sich ihre Erleichterung nicht anmerken und sagte: „Sehr gut. Du legst dich jetzt schön unter die Bettdecke und ich hole noch schnell etwas. Und dann geht’s los.“ Laura nickte, während ihre Mutter das Zimmer verließ und eine Minute später mit einer Schachtel in der Hand wieder hereinkam. „Was ist denn da drin?“ Ziva machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Das ist ein Geheimnis, das erst am Ende der Geschichte gelüftet wird. Liegst du bequem? Gut, dann fange ich jetzt an. Es war einmal...vor sechs Jahren im Dezember...“
 


 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

...als Ziva David mit frustriertem Gesicht an einem Tatort stand und in den Himmel blickte. Es war jetzt Mitte Dezember, ihre Stimmung wurde immer angespannter und ihr Freund Anthony DiNozzo immer öfter das Opfer ihrer schlechten Laune. Sie waren jetzt knapp zehn Monate ein Paar, aber auch wenn er sie nun schon ganz gut kannte, konnte er noch nicht hellsehen und wusste darum nicht, was genau ihr so die Laune verhagelte. Nachdem er seine Tatortskizze beendet hatte, ging er zu ihr hinüber und berührte sie vorsichtig am Arm.
 

„Hey, was ist los?“ „Nichts!“, fauchte die Israelin und machte weiter ein Foto nach dem andern. „Es sieht aber nicht nach ‚Nichts‘ aus. Du bist seit Tagen gereizt, schaust immer wieder in den Himmel, aufs Barometer und Thermometer, konsultierst ständig sämtliche Wettervorhersagen auf allen TV-Sendern und Internetseiten und wirst jeden Tag aggressiver“, antwortete Tony, zum Ende hin immer lauter werdend, so dass die anderen zu ihnen rüber schauten. Leiser fuhr er fort: „Versteh doch, ich mache mir nur Sorgen. Ich komme heute Abend zu dir, sofern wir Feierabend haben, und dann reden wir in Ruhe, okay?“ Ziva nickte und wandte sich unwirsch ab. Tony seufzte und machte sich wieder auf die Suche nach Beweismitteln.
 

Seine Freundin schaute ihm mit schlechtem Gewissen hinterher. Sie merkte, dass sie ihn mit ihrem Verhalten verletzte. Aber wenn sie Tony von ihrem Problem erzählte, würde er sie ganz sicher auslachen. Nun ja, falls er das wirklich wagen sollte, konnte sie es ihm immer noch heimzahlen. Sie hoffte, dass sich der Mord an dem Marine schnell aufklären würde und fuhr mir ihrer Arbeit fort.
 

Scheinbar hatte jemand ein Einsehen, denn tatsächlich fand der Mord eine schnelle Auflösung, da der mutmaßliche Täter gestanden hatte, nachdem Gibbs und Ziva ihn in die Mangel genommen hatten. Und nun wartete Ziva auf ihren Freund. Nervös tigerte sie von einem Zimmer zum nächsten, weil sie beschlossen hatte, es ihm zu erklären, auch auf die Gefahr hin, dass er sie auslachte. Als es klingelte zuckte sie, obwohl sie es erwartet hatte, zusammen und eilte zum Türöffner. Kurz darauf stand Tony in der Tür und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln.
 

„Guten Abend, Ziva. Ich habe uns was zu trinken und zu knabbern mitgebracht.“ Sie nickte und schlang die Arme um ihn. „Es tut mir leid, dass ich so widerspenstig war“, murmelte sie, ihr Gesicht in seinem Hemd vergraben. „Ich glaube, du meinst eher kratzbürstig, Darling. Aber es ist schon okay“, antwortete Tony. „Magst du mir denn jetzt sagen, was los ist?“ Sie löste sich von ihm und nickte. „Geh schon mal ins Wohnzimmer, ich hole eben Gläser.“
 

Die ersten Schlucke hatten sie schweigend zu sich genommen, dann ergriff Ziva das Wort. „Weißt du, ich hatte mich so darauf gefreut. Unser erstes Weihnachten als Paar und wir müssen an den Feiertagen nicht arbeiten. Aber es will und will einfach nicht schneien und ich hatte mich schon so auf weiße Weihnacht mit dir gefreut. Sonst gab es immer schon Schnee um diese Zeit im Dezember. Und wenn wir Weihnachten arbeiten mussten, lag auch immer Schnee, aber es ist immer noch so warm wie Anfang November....“ Mittlerweile war sie aufgesprungen und lief gestikulierend hin und her. Tony hatte ihr erst ruhig, dann irritiert und dann belustigt zugesehen. Doch jetzt hielt er es für angebracht, sie zu beruhigen.
 

Er stand auf und zog sie in seine Arme. „Hey hey, das macht dir also Sorgen? Dass es keinen Schnee gibt?“ Er konnte ein kleines Lachen nicht unterdrücken, sodass sie natürlich sofort sauer wurde. „Lach mich nicht aus! Mir ist es wichtig, dass unser erstes Weihnachten perfekt wird. Und das ist es nicht ohne Schnee!“ „Das ist deine Sorge? Ziva, meine Ziva, bis jetzt gab es in diesen Breitengraden noch nie einen Winter ohne Schnee. Glaub mir, wir werden Schnee haben.“
 

„Im Winter, ja. Aber nicht an Weihnachten“, sagte Ziva verzweifelt und eine kleine Träne stahl sich aus ihren Augen. Tony wischte sie ihr zärtlich weg und sah die junge Israelin nachdenklich an. Dann begann er zu lächeln. „Ich verspreche es dir Ziva, du wirst an Weihnachten Schnee über Washington sehen.“ Sie sah ihn skeptisch an. „Und wie willst du das anstellen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das verrate ich dir noch nicht. Vertrau mir und lass dich überraschen.“ Er gab ihr einen sanften Kuss. „Und nun genießen wir unseren freien Abend.“
 

Die Tage verstrichen und die Temperaturen sanken nicht wesentlich. Ziva wurde zunehmend nervöser, ihr perfektes Weihnachten schien in immer weitere Ferne zu rücken. Schließlich brach der 24. Dezember an und kein einziges Schneewölkchen war in Sicht, auch wenn die Temperaturen heute merklich gefallen waren. Tony tat sein Bestes um seine Freundin aufzuheitern. Doch nicht mal das gemeinsame Schmücken des Baumes in seiner Wohnung konnte ihre trüben Gedanken vertreiben. Sie verbrachten den Tag in gedrückter Stimmung, aber um Tony den Tag nicht vollends zu vermiesen, gab sie sich extra Mühe mit dem Essen.
 

„Tony, wir können dann essen“, rief sie ins Wohnzimmer. „Ich komme.“ Lächelnd betrat er die Küche, seine Hände hinter dem Rücken. „Bevor wir anfangen, möchte ich dir etwas geben. Schließ deine Augen.“ Ziva sah ihn argwöhnisch an. „Warum? Morgen ist doch erst die Bescherung?!“ Tonys Lächeln vertiefte sich beschwichtigend. „Das ist etwas, was ich dir schon heute geben möchte. Also schließ bitte deine Augen und streck deine Hand aus.“ Ziva seufzte und tat, worum er sie gebeten hatte.
 

Er legte ihr vorsichtig etwas schweres und rundes in die Hand, um das sie unwillkürlich ihre Finger schloss. Er drehte ihre Hand behutsam einmal nach unten und wieder zurück. „So, jetzt öffne deine Augen.“ Ziva gehorchte und erblickte eine Schneekugel, in der die Flocken um die Skyline von Washington D.C. wirbelten. Sprachlos sah sie auf, in Tonys lächelndes und leicht unsicheres Gesicht. „Du ... du hast dein Versprechen gehalten. Es schneit über der Stadt. Danke, Tony.“ Sie stellte die Schneekugel auf den Tisch und umarmte ihren Freund.
 

Er hielt sie fest und sah auf die Schneekugel. „Dies ist eine magische Kugel. Wenn du fest daran glaubst, dann geht dein Wunsch in Erfüllung.“ Ungläubig erwiderte sie seinen Blick. „Meinst du das ernst?! Du verkübelst mich doch!“ Er lachte. „Erstens heißt es vereimern und zweitens würde ich mich nie über deine Wünsche lustig machen. Vertrau mir, dein Wunsch wird in Erfüllung gehen. Die Weihnachtszeit ist magisch.“ „Und wer soll mir den Wunsch erfüllen, Tony? Etwa der Weihnachtsmann?“ „Tja, wer weiß. Vertrau mir einfach. Und nun möchte ich probieren, was du uns gezaubert hast.“
 

Sie ließen den Abend gemütlich ausklingen und Ziva stellte die Schneekugel auf den Nachttisch. Nachdenklich betrachtete sie sie, während sie in Tonys Armen lag. Sie war gerührt, dass er sich so viele Gedanken um ihren Wunsch gemacht hatte und erinnerte sich dabei an seinen Appell, fest an ihren Wunsch zu glauben. Sie schob ihr rationales Denken beiseite und dachte intensiv an ihren Wunsch, während ihre Augen langsam schwerer wurden. Bevor sie ganz in den Tiefen des Schlafes versank, hörte sie das Klingen von Schlittenglocken und im Traum sah sie einen Weihnachtsmann, der „HoHoHo“ rief und dabei Federbetten schüttelte, aus denen es schneite.
 

Am nächsten Morgen wurde sie von Tony geweckt, der sie mit einem Frühstück am Bett überraschte. „Na, ausgeschlafen, mein Schatz? Du scheinst meinen Rat befolgt zu haben.“ Ziva setzte sich schlaftrunken auf. „Was meinst du damit?“ Tony zog die Rolladen hoch und schob die Gardinen beiseite. „Sieh mal nach draußen.“ Sie blickte zum Fenster und riss ungläubig die Augen auf. Dicke weiße Flocken sanken in nicht geringer Anzahl vom Himmel herab. Mit einem Satz war sie am Fenster und starrte gebannt nach draußen. Tony hatte tatsächlich recht behalten. Sie erinnerte sich an die Geräusche vom vorherigen Abend und an ihren Traum. War es vielleicht doch keiner gewesen?
 

Tony umfasste lächelnd ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. „Ich habe dir doch versprochen, dass du deine weiße Weihnacht bekommst.“ Ziva sah ihm in die Augen. „Danke, Tony. Vielen Dank.“ „Sieh mal nach oben, Ziva.“ Sie gehorchte und erblickte einen Mistelzweig über ihnen beiden. Kurz darauf spürte sie Tonys Lippen auf ihren und erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss. Als sie sich wieder voneinander lösten, ließ Ziva ihren Kopf an Tonys Brust liegen und betrachtete die Zauberschneekugel. So entging ihr wie Tony einer fülligen, vorbei eilenden Gestalt zuzwinkerte.
 


 

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„Und so hat dein Daddy mir eine weiße Weihnacht geschenkt. Ende“, sagte Ziva und stupste Laura an die Nase. Die Kleine hatte gespannt und staunend gelauscht. Kannte ihr Daddy etwa den Weihnachtsmann und hatten ihn gebeten, ihrer Mommy ihren größten Wunsch zu erfüllen? „Was ist denn jetzt in der Kiste?“, quengelte sie. Ziva lächelte, hob langsam den Deckel ab und holte behutsam die Schneekugel heraus. „Hier, halt sie gut fest, damit sie nicht runterfällt.“ Laura ergriff ehrfürchtig die schwere Kugel. „Dreh sie um und denke fest an deinen Wunsch nach Schnee. Und wenn du fest genug dran glaubst, dann wird er auch in Erfüllung gehen“, ertönte Tonys Stimme.
 

Ziva drehte sich um und lächelte ihren Mann liebevoll an. Er lächelte zurück und trat dann an das Bett seiner Tochter. Er ließ sich neben Ziva auf der Bettkante nieder und streichelte Laura über das Haar. „Alle Wünsche gehen in Erfüllung, wenn man fest an sie glaubt. Aber jetzt musst du die Augen schließen und schlafen und morgen, wenn du aufwachst, sehen wir, ob du fest genug dran geglaubt hast“, sprach er mit einem verschmitzten Lächeln. Laura nickte strahlend und stellte die Schneekugel auf ihren Nachttisch.
 

„Gute Nacht, mein Schatz.“ Ziva gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und umarmte sie, bevor sie sich erhob. „Träum was schönes, meine Kleine“, Tony küsste ebenfalls ihre Stirn und folgte Ziva zur Tür. „Und denk dran, jetzt wird geschlafen, damit du morgen fit bist.“ Mit diesen Worten lächelten die Eltern ihrer Tochter noch einmal zu, löschten das Licht und schlossen die Tür hinter sich. Tony half Ziva noch bei den endgültigen Vorbereitungen, dann legten die beiden sich zu Bett.
 

„Sie ist wie du“, meinte Tony, während er einen Arm um Ziva legte und sie an sich zog. „Sie vertraut dir, Tony. Genau wie ich. Du hast bis jetzt immer deine Versprechen gehalten.“ Sie sah ihn an. „Aber du hast mir nie verraten, wer dir damals geholfen hat.“ Tony lächelte in die Dunkelheit und gab ihr einen sanften Kuss. „Ein alter Freund, der etwas scheu ist. Vielleicht stelle ich euch irgendwann einander vor.“ „Das wäre schön“, gähnte Ziva. „Gute Nacht, Tony.“ „Gute Nacht, Ziva.“
 

Im Hause DiNozzo kehrte Ruhe ein. Draußen erklang leises Schlittenglockengeläut wie vor sechs Jahren und ein kleines Mädchen träumte von einem Weihnachtsmann, der „HoHoHo“ rufend Federbetten schüttelte, während draußen aus grauen Wolken dicke weiße Flocken herabzufallen begannen und darauf warteten, eine junge Familie zu erfreuen.
 


 

*~*~* Ende*~*~*


 

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Ich wünsche euch allen eine frohe, weiße Weihnacht und das in dieser magischen Zeit alle eure Wünsche in Erfüllung gehen.
 

Eure Ellibys


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jinja2
2015-06-21T12:37:45+00:00 21.06.2015 14:37
Die FF ist total süß💕👍


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