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Schuldigs Adventskalender

oder: Wie erobere ich Brad in 24 Tagen?
von

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23. 12. Wonderful Christmas Time

23. Dezember – Wonderful Christmas Time
 

Brad und Schuldig hatten Nagi zuliebe die Nacht im jeweils eigenen Bett geschlafen, allerdings nicht, ohne sich mit teils sanften, teils heißen Küssen voneinander zu verabschieden. Sie hatten offenbar eine stille Übereinkunft geschlossen, den Weihnachtsabend auf eine besondere Weise zu zelebrieren - nicht zuletzt auch aus Rücksicht auf Schuldigs frisch gestochene Piercings, die Brad nach wie vor für eine irre Schnapsidee hielt, auf die auch nur Schuldig kommen konnte.
 

Der Tag darauf war von allgemeinen Vorbereitungen auf den Weihnachtsabend geprägt. Farfarello war nirgends zu sehen, doch auch er hatte seine Vorkehrungen getroffen, um die Anderen zu überraschen.
 

Brad und Schuldig saßen also zusammen im Wohnzimmer, und klimperten jeder auf seinem Instrument herum, in dem verzweifelten Versuch, auch in dieser Beziehung eine Harmonie herzustellen, bislang aber ohne Erfolg.

Farfarello kam schließlich dazu und meinte: "Deine Gitarre ist verstimmt. Ein ganzer Halbton zu tief, hörst du das nicht?"
 

Einen Moment lang kämpfte Schuldig gegen den Drang, Farfarello die Gitarre einfach über den Kopf zu hauen. Doch das hätte dem wahrscheinlich auch noch gefallen... Also beherrschte er sich und seufzte.

"Doch, klar hör ich das!", murrte er, wenig überzeugend, und machte sich umständlich und mühsam daran, das Ding wieder zu stimmen.

Er war eben schon ein wenig aus der Übung, aber immerhin hatte er es schon geschafft, die Gitarre überhaupt so zu stimmen, dass sie fast schon so klang, wie sie sollte. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, die - wie Schuldig bei einem raschen Blick auf seinen Schatz feststellen durfte - sogar bei Brad zu einem leicht entnervten Stirnrunzeln führte, war er soweit, dass seine Gitarre mit dem Flügel übereinstimmte.

Dann allerdings hob er stolz den Kopf, grinste bis zu den Ohren und brachte die Saiten geschickt zum Klingen.

"Na, dann hau mal in die Tasten, Schatz", säuselte er Brad süßlich entgegen und setzte dabei das reinste Unschuldsgesicht auf.
 

Brad lächelte Schuldig nur kurz zurück an, ehe seine langen Finger meisterhaft über die Tasten flogen, ohne dass dabei ein schiefer Ton hervorkam.

Im Gegensatz zu Schuldig spielte er hin und wieder auf dem Flügel, so dass er nicht aus der Übung kam. Aber er hatte auch viele Jahre Unterricht gehabt. Zu viele, als dass er es hätte verlernen können. Rosenkreuz hatte dieses Talent weiter gefördert, da es dazu beigetragen hatte, seine Fähigkeit in den Griff zu bekommen. Oder zumindest glaubten sie das. Er selbst hatte stets nach einem Klavier verlangt und irgendwann, als er kurz davor war, dass die Zukunft der ganzen Menschheit ihm die Schädeldecke wegzupusten drohte, hatten seine Lehrer zugestimmt und die Musik in den Unterricht integriert. Das waren harte Zeiten gewesen, doch er konnte diesen leisen Anflug von Abscheu und Angst schnell kontrollieren, wenn er sich auf sein Spiel konzentrierte. So wie er auch damals seine Gabe hatte kontrollieren können. Inzwischen waren seine Filter gut geworden und er sah wirklich nur noch das, was ihn direkt betraf. Wenn überhaupt.
 

Na, das klang doch schon gar nicht mal so schlecht, fand Schuldig. Wirklich verlernt hatte er sein Gitarrenspiel auch noch nicht, er war lediglich nicht mehr so sehr in der Übung, um die Akkorde sauber greifen zu können. Aber das würde sich sehr schnell geben, denn wie bei vielem anderen auch war er hier sehr ehrgeizig und gab sich nicht gern mit Mittelmaß zufrieden.

Tatsächlich hörte sich das Lied nach einer Viertelstunde schon viel besser an, und eine halbe Stunde später war schon nicht mehr zu hören, dass er jemals aus der Übung gewesen war.
 

"Nicht schlecht, mein Freund", meine Brad, der dann ein sanftes Swingstück im Solo anschlug, da er Lust hatte, etwas Anspruchsvolleres zu spielen als "Stille Nacht", das auf drei Akkorden herumdruckste.

Allmählich wandelte sich die Melodie und wurde zu "Dream a little Dream of me".

"Weißt du", sagte Brad, dem der Text durch den Kopf schoss, "vielleicht habe ich nur darauf gewartet, dass irgendwann mal etwas zwischen uns passiert."
 

Farfarello hatte sich ins Sofa geworfen, um zuzuhören und schmunzelte breit.

"Nicht nur du", sagte er geheimnisvoll.
 

"Wie kommst du jetzt darauf?", wollte der Telepath verblüfft von seinem Freund wissen, sah gleich darauf den Iren an und zog die Augenbrauen zusammen.

"Und wieso du?", fragte er skeptisch. Was sollte das? Hatte alle Welt darauf gewartet, dass er sich in seinen Anführer verliebte, oder wie?
 

"Ihr habt so eine Eigendynamik", meinte Farfarello schulterzuckend. Brad schwieg, denn er wartete darauf, dass Farfarello das noch weiter erläuterte. Doch das tat er nicht.
 

Stattdessen wurde die Ruhe von einem Schrei unterbrochen. Dieser Schrei war allerdings nicht menschlich. Und er schien nicht von draußen zu kommen.

"Was... was war DAS denn?", fragte Brad mit einem unwohlen Gefühl im Bauch. Das hatte sich angehört wie...

"Das war Toodles. Ich nehme an, sie hat Hunger."

"Oh Gott, ich wage es kaum, zu fragen, aber... wer ist Toodles?"

"Toodles ist meine Gans."

Brads Befürchtungen hatten sich bestätigt.

"Du hast eine lebendige Gans in unser Haus geholt?" fragte er entgeistert.

"Ich wollte sie zu Weihnachten schlachten."

Brad fiel fast vom Glauben ab und hoffte nur, dass Farfarello den Keller gut geschlossen hatte. "Warum kaufst du keine, die schon tot ist?"

"Ich wollte, dass sie frisch ist. Und so macht es mehr Spaß. Dachte ich zumindest."
 

"Dachtest du?", wiederholte Schuldig schwach und warf dabei Brad einen hilflosen Blick zu. Er wusste nicht so genau, was er von dieser Aktion Farfarellos halten sollte.

"Und wann willst du sie schlachten?"

Ihm grauste es jetzt schon davor. Und mit dem Schlachten allein war es ja nicht getan...

"Wehe, du kommst auf die Idee, das Vieh vor dem Schlachten zu Rupfen!", warnte er den Iren daher schon mal vorsorglich. Bei aller Liebe, man konnte quälen, wen man wollte, aber von Tieren hatte man die Finger zu lassen! Das galt auch und ganz besonders für Farfarello.
 

"Ich werde sie gar nicht schlachten. Toodles ist in den letzten Wochen meine Freundin geworden. Sie hat mich so traurig angeschaut und... ich denke nicht, dass ich es noch tun kann", sagte Farfarello und seufzte. "Bei Menschen ist das seltsamerweise nicht so schwierig. Aber bei denen weiß ich auch, dass sie es verdient haben."
 

Schuldig starrte den Iren an wie ein Mondkalb. Hatte er gerade richtig gehört? Es geschahen noch Zeichen und Wunder!

Er grinste und warf einen amüsierten Blick zu Brad, der nicht unbedingt sehr erfreut über diese plötzliche Tierliebe seines Untergebenen schien. Naja, andere hatte einen Hund, sie hatten eben eine Hausgans. War doch mal was Anderes!

"Find ich gut!", nickte er Farfarello zu - allein schon um seinen Liebsten ein wenig zu necken. "Ich persönlich hätte ja für einen Welpen plädiert, aber eine Gans ist auch okay. Zeig sie mal her!"

Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Brad bei seiner Forderung leicht blass um die Nase wurde.
 

"Ich plädiere dafür, dass du sie wieder dorthin zurück bringst, wo du sie herhast!", zischte Brad.

"Nein, das werde ich nicht tun", sage Farfarello entschieden. "Wenn ich das tue, wird Toodles geschlachtet!"

Hilfesuchend schaute Farfarello Schuldig an. "Du willst sie ja offensichtlich auch behalten, nicht wahr?"
 

"Hey, das kannst du nicht machen!", widersprach nun auch der Telepath und setzte dabei einen Chibiblick auf, der Nagi alle Ehre gemacht hätte.

"Lass das arme Tier leben! Und sie hat sich bestimmt auch schon bei uns eingelebt. Außerdem hat sich Farfarello so gut um sie gekümmert, dass uns gar nicht aufgefallen ist, dass sie hier ist."

Er wandte sich wieder an den Iren. "Hol sie mal her. Ich will sie sehen."

Und nicht nur das - er vertraute darauf, dass sein Schatz auch weich werden würde, wenn er das Tier erst einmal herumwatscheln sah...
 

"Wenn das Vieh hier auf das Parkett scheißt, wird es erst ein neues Kopfkissen und dann ein leckerer Braten, ist das klar?", knurrte Brad, doch sein Tonfall verriet, dass er es nicht wirklich ernst meinte.
 

Kaum, dass Farfarello in seinen Keller verschwunden war, kam Nagi von oben herunter. Seine Lippen hatte eine gesunde Rötung, was vermuten ließ, dass der Junge fleißig übte.

"Was ist denn hier los?", fragte er und schaute zwischen Brad und Schuldig hin und her.

Ersterer wirkte ziemlich angepisst, während Schuldig ausgelassen und fröhlich aussah.
 

Schuldig warf Brad einen strafenden Blick zu, doch als Farfarello in seinem Keller verschwand, um Toodles zu holen, stand er auf, stellte sich hinter seinen Freund und legte ihm sanft die Hände auf die Schultern, um ihn leicht zu massieren.

"Er wird sicher gut aufpassen", flüsterte er ihm ins Ohr und ließ es dabei klingen wie ein ausgesprochen unmoralisches Angebot.

Dann richtete er sich wieder auf und sah zu Nagi, der gerade ins Wohnzimmer kam.

"Wir haben ein Haustier!", verkündete er mit einem erneuten, überbreiten Grinsen. Er war jetzt schon gespannt darauf, was der Kleine zu Farfarellos neuester Errungenschaft sagen würde. Lustig war es auf alle Fälle.
 

"Was? Wie kommt ihr denn darauf?", fragte Nagi mit tellergroßen Augen.

"Frag Farfarello. Er hält seit Wochen eine lebendige Gans in seinem Keller versteckt."

"Warum denn eine Gans?"

"Tja..."
 

Brad kam nicht mehr dazu, den Sachverhalt zu erklären, denn Farfarello kam zurück und hinter ihm her kam eine ziemlich dicke Gans gewatschelt, die ab und an ein leises, für Gänse typisches Fiepsen hören ließ. Toodles schüttelte ihr Gefieder und zeigte damit ihre Unsicherheit. Schüchtern versteckte sie sich hinter Farfarellos Beinen.
 

Nur mit viel Mühe konnte Schuldig sich einen Lachanfall verkneifen, auch wenn es ihn innerlich halb zerriss. Der Anblick war einfach nur noch niedlich!

Wieder legte er seine Hand in Brads Nacken und kraulte ihn leicht, doch an dem Beben seiner Finger würde der Amerikaner sicher merken, wie sehr er in sich hinein lachte.

Der Telepath ging in die Hocke und betrachtete sich das Tier in dessen Augenhöhe.

"Ist die schnuffig!", lautete sein Urteil, bei dem er zu Brad hochsah, wie um sich die Bestätigung zu holen, dass er der gleichen Meinung war.
 

"Wenn sie hier ins Haus kackt, mache ICH das nicht weg!", kündigte Brad an.

Es ärgerte ihn ein wenig, dass Schuldig sich so sehr darüber amüsierte, denn so fiel es ihm schwer, ernst zu bleiben.

Nagi war ebenfalls schon auf die Knie gefallen und fragte Farfarello, ob sie sich anfassen ließe.

"Also von mir lässt sie es sich gefallen", meinte Farfarello daraufhin. "Ihr könnt es ja versuchen, aber vorsichtig. Am Besten gebt ihr ihr etwas Brot, das mag sie gern."

Brad rieb sich entnervt den Nasenrücken. Da waren sich ja alle einig, so wie es aussah.
 

Es dauerte ein wenig, aber schließlich ließ sich Toodles tatsächlich von allen füttern und auch streicheln. Sogar Brad ließ sich irgendwann dazu herab, einmal über das schneeweiße Gefieder zu streichen und erntete deswegen einen verliebten Blick aus grünen Augen.

Allerdings beschlossen sie gemeinsam, dass Toodles im Wohnzimmer nicht unbedingt erwünscht war und deswegen, wenn sie schon im Haus bleiben durfte, mit dem Gang und der Küche Vorlieb nehmen musste. Was auch ganz praktisch war, weil man sie so gleich beim Kochen mit den Überbleibseln der Zutaten füttern konnte.
 

Tatsächlich erfreute sich Toodles fortan höchster Beliebtheit - zumindest bei drei der vier Mitglieder des Haushalts.

Erst als Farfarello Brad informierte, dass er sie abrichten und eventuelle Häufchen eigenhändig wegräumen werde, war der Schwarzleader ein wenig besänftigt. Er fand das Tier zwar wirklich niedlich, aber deswegen musste er noch lange nicht davon begeistert sein, dass hier ein Federvieh durch die Gegend lief.

Nagi, Brad, Schuldig übten noch fleißig ihre Weihnachtslieder. Schließlich klang es tatsächlich ganz passabel, so dass sich sogar Toodles bemüßigt sah, mitzuschnattern.
 

Vor lauter Musik und Gelächter fiel Schuldig spätabends hundemüde ins Bett und seufzte leise, während er mit einem kleinen Lächeln zu der Wand sah, hinter der sich Brads Zimmer befand. Er war ja schon mächtig auf den nächsten Tag gespannt. Nicht nur auf ihr Weihnachtsfest, sondern auch auf die Nacht, die dem sicherlich wunderschönen Abend folgen würde.

Er hatte das dumpfe Gefühl, dass sie morgen ihre selbstauferlegte Zurückhaltung ablegen würden. Zumindest er hatte das vor. Und er war sich sicher, dass auch Brad ihn nicht zurückweisen würde, wenn er es wirklich darauf anlegte, ihn herumzubekommen.

Mit diesem Gedanken schlüpfte er in sein Bett und schloss die Augen. Und wieder einmal kribbelte sein Magen bei den Überlegungen, die er gerade führte, und er fühlte sich wie eine Jungfrau, der das erste Mal bevorstand...
 

Ähnliche Gefühle beschlichen Brad im Nebenraum. Lächelnd fasste er sich an die Lippen, in denen das Gefühl von Schuldigs Küssen immer noch nachprickelte.

Ein warmes Gefühl durchströmte ihn, wenn er an den Telepathen dachte. War das Liebe? Sicherlich war es mehr als bloße Schwärmerei oder Verliebtheit oder aber auch Sympathie. Denn je mehr er darüber nachdachte, umso deutlicher wurde ihm, dass er alles für ihn tun würde. Diese enge Verbundenheit, die er empfand, wollte er ihm endlich auch zeigen.

Sein Blick fiel auf die schwarzen Kästchen, in denen sich ihre Armbanduhren im Partnerlook befanden. Vermutlich aber war Schuldigs größter Wunsch ein anderer, doch auch diesen würde er ihm nur zu gern erfüllen.

Morgen Abend, so viel war sicher, würde er ihn endlich so in die Arme schließen, wie ein Liebender es mit einem anderen tat.

Vor lauter Aufregung und Vorfreude dauerte es lange, ehe er endlich Schlaf fand.



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