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Schuldigs Adventskalender

oder: Wie erobere ich Brad in 24 Tagen?
von

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11. 12. In der Weihnachtsbäckerei

11. Dezember - In der Weihnachtsbäckerei
 

Schuldig schlief die Nacht durch wie ein Stein und erwachte am Morgen des 11. Dezember fröhlich und munter. Jedenfalls so lange, bis ihm wieder einfiel, was an den beiden Tagen zu vor passiert war. Sofort sank seine Laune wieder gegen den Bereich der Außentemperaturen, die beständig weit unter Null lagen.

So gern er auch liegen geblieben wäre, er quälte sich aus dem Bett, um sich ein langes Bad zu gönnen und sich so auf den Tag vorzubereiten, der ihm wahrscheinlich erneut alles an Selbstbeherrschung abverlangen würde.

Seufzend und mit hängendem Kopf tappte er ins Bad und achtete dabei gar nicht auf Nagi, der ihm vergnügt und mit strahlenden Augen entgegenkam.
 

Der kleine Weiß war vermutlich der einzige, der in diesem Haushalt gut gelaunt war. Ihm war nicht entgangen, dass zwischen Crawford und Schuldig Funkstille herrschte. Und auch jetzt hatte er seinen Ziehvater noch nicht zu Gesicht bekommen, obwohl der normalerweise der erste war, der aufstand. Farfarello war ebenfalls schon auf den Beinen und las ein Buch im Wohnzimmer. Er grüßte den Jungen mit einem stummen Nicken.

"Guten Morgen, Farfarello", sagte Nagi. Er fand es schade, dass sie heute nicht zusammen frühstückten. Auch wenn er gerne kühl tat, so legte er doch extrem großen Wert auf soziales Zusammenleben. Gerade in der kalten Jahreszeit brauchte er ein wenig menschliche Wärme. Und dass Schuldig und Crawford sich offenbar gerade stritten, war dem Familiengefühl nicht gerade zuträglich.
 

Farfarello war schon eine geraume Weile auf den Beinen, doch er hatte schnell festgestellt, dass er damit der Einzige war. Also wartete er, bis sich endlich jemand blicken ließ - was zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk ihr Jüngster war.

Als Nagi ins Wohnzimmer kam, klappte der Ire das Buch zu und stand auf.

"Guten Morgen", erwiderte er mit dem Anflug eines Grinsens. "Machen wir heute das Frühstück?"

Auch er hatte sich daran gewöhnt, dass vor allem in letzter Zeit so etwas wie ein Hauch von Normalität eingezogen war, und war nicht wirklich bereit, das so einfach aufzugeben.
 

"Hmm, scheint so. Die anderen beiden... schmollen, glaube ich. Die Reise hat ihnen wohl nicht gut getan."

Nagi wusste nicht, was da vorgefallen war, aber es hatte dazu geführt, dass beide sich in ihren Zimmern isoliert hatten. Nagi hoffte aber, dass zumindest Schuldig endlich wieder in die Normalität zurückkehrte.
 

Na, das waren ja nette Aussichten. Farfarello ließ ein leises Grummeln hören, bei dem er genervt das Gesicht verzog.

"Ganz toll", murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart, trabte dann aber sofort hinter dem kleinen Japaner her in die Küche.

"Hat es einen Sinn zu versuchen, sie irgendwie aufzutauen?", erkundigte er sich, zwar eher beiläufig, aber immerhin. Er hatte keine Idee, wie das funktionieren sollte, doch er vertraute da ganz auf das Gespür ihres Jüngsten.
 

"Ich weiß es nicht", erwiderte Nagi. "Das ist vermutlich etwas, das sie untereinander ausmachen müssen." Nagi versuchte einen unschuldigen Augenaufschlag und blinzelte zu Farfarello auf. "Aber wenn du Lust hast, können wir ja.... etwas zusammen machen. Was macht man denn in Irland zur Weihnachtszeit?"
 

Der Ire blinzelte und starrte nachdenklich auf die Tischplatte. Er hatte eigentlich keine wirkliche Ahnung, vor allem, weil er die Weihnachtszeit auch nicht sonderlich mochte. Kein Wunder, wenn man bedachte, was sie bedeutete.

So zuckte er erst einmal mit den Schultern, um den Kleinen danach ein wenig hilflos anzusehen.

"Schuldig steht auf dieses komische Backzeug", fiel ihm dann ein. Okay, das war wahrscheinlich etwas, das sie zusammen machen konnten - wenn sie es denn konnten. Und die Zeit würde dabei auch vergehen. Also alles in Allem gar nicht schlecht.

Er warf einen Blick aus dem Fenster. Es schneite schon wieder in dicken Flocken.
 

Nagis Augen leuchteten auf.

"Du würdest wirklich mit mir Plätzchen backen?", fragte er aufgeregt. Er liebte sie wirklich sehr, aber normalerweise kaufte er fertige. Doch die Idee, mit seinem Freund in der Küche zu werkeln und hinterher leckere Kekse mit Milch (laktosefrei oder nicht, ganz egal) zu essen wäre etwas ganz besonderes für den Jungen, dem seine Kindheit gestohlen worden war.
 

"Warum nicht", meinte der Ältere in seiner üblichen, leicht monotonen Art. Er hatte schließlich nichts Besseres vor. Also konnte er ebenso gut versuchen, mit Nagi zu backen.

"Ich hab nur überhaupt keinen Schimmer, wie das geht oder was man alles braucht", gab er dann aber zu Bedenken. Obwohl das für das kleine Wunderkind wohl die kleinste Hürde sein dürfte, diese Informationen zu beschaffen...
 

Nach seinem ausgiebigen Bad mit obligatorischer Haarpflege kam Schuldig, in seinen flauschigen Bademantel gehüllt, aus dem Bad und schnupperte stirnrunzelnd. Was ging denn hier bitte ab? Das erinnerte ihn an... Seine Augen wurden groß und er schoss nach unten, um mit einem breiten Grinsen im Gesicht in die Küche zu linsen. Tatsächlich. Die Küche sah zwar aus wie ein Schlachtfeld und der kleine Schneemann unter der Mehlpatina war garantiert Nagi, aber auf der Arbeitsplatte lagen die ersten, herrlich duftenden Plätzchen und warteten nur darauf, bemalt zu werden.
 

"Hey", schnappte Farfarellos schnarrende Stimme nach Schuldig. Der Ire war plötzlich im Sichtfeld des Telepathen aufgetaucht, weil er sich zuvor zum Ofen herabgebeugt hatte. "Nicht nur herumstehen. Du kannst uns ruhig helfen."

"Und du solltest die Backbleche nicht mit bloßen Händen aus dem Ofen holen!", schalt Nagi entsetzt, schlüpfte in die Backhandschuhe und nahm Farfarello das Blech aus der Hand und stellte es auf den Holztisch.

"Los, kaltes Wasser drüber, sofort!", orderte er.
 

Einen Moment lang fragte sich der Telepath wirklich, ob er in der Badewanne abgesoffen war und nun Halluzinationen hatte. Das hier war einfach nur ... skurril, wenn man bedachte, was sie eigentlich waren. Doch dann fasste er sich wieder und nickte freudig.

"Ich geh mich nur schnell anziehen", verkündete er, weil er keine gesteigerte Lust hatte, nur im Bademantel und mit tropfenden Haaren in der Küche zu stehen und Plätzchen zu backen. Dann wirbelte er auch schon herum und jagte die Treppe wieder hoch, um seine Ankündigung in die Tat umzusetzen.
 

Als Schuldig sich dann wieder zu ihnen gesellte, waren Farfarello und Nagi bereits dabei die Plätzchen zu verzieren oder mit Marmelade zusammenzukleben.

"Da bist du ja", meinte Farfarello, dessen rote Flecken an seinen Händen ausnahmsweise einmal nicht von Blut, sondern von Himbeermarmelade stammten.

"Nimm doch einfach das Blech da auf dem Tisch."
 

Grinsend schüttelte der Deutsche den Kopf.

"Nein, ich muss erst mal Qualitätskontrolle machen", erklärte er allen Ernstes und griff dabei schon nach dem ersten fertigen Plätzchen.

"Wie geil!", nuschelte er mit vollem Mund und seufzte hingebungsvoll. Na, das hatten die Beiden aber wirklich genial hinbekommen!

Leise glucksend stahl er sich um den Tisch herum an die Kaffeemaschine, um sich erst einmal sein Voodoogebräu zu machen. Das er dann in aller Ruhe mit ein paar der wirklich leckeren Plätzchen genießen wollte.
 

"HEY!", schalt Nagi lautstark. "Erst arbeiten, dann essen!"

Gemeinsam versetzten sie dann den Plätzchen den letzten Schliff und räumten noch die Küche auf, ehe sie die Keksschälchen auf den Tisch stellten und dann in der warmen, duftenden Küche verzehren wollten. Crawfords Abwesenheit aber fiel Nagi unangenehm auch. Er wagte es aber nicht, nach ihm zu fragen oder ihn zu erwähnen.
 

Farfarello verfügte nicht über so viel Feingefühl und so stand er noch einmal auf.

"Ich schaue mal nach Crawford", meinte er und ging gemächlichen Schritts nach oben.
 

Bei Farfarellos Worten zog Schuldig eine leicht verletzte Grimasse, von der er dachte, niemand würde es auffallen.

Um sich auf andere Gedanken zu bringen, goss er sich nun doch seine Tasse voll Kaffee, hockte sich damit an den Tisch und hielt das heiße Gefäß zwischen beiden Händen, während er in die tiefschwarze Flüssigkeit starrte und sich ein schweres Seufzen strikt verbot.
 

"Schuldig? Darf ich dich etwas Persönliches fragen?", meinte Nagi schüchtern und holte einmal tief Luft, als Schuldig gleichmütig mit den Schultern zuckte.

"Was ist passiert, als ihr zwei weg wart? Jetzt redet ihr gar nicht mehr miteinander und... ich mache mir Sorgen."
 

"Wir hatten eine kleine ... Meinungsverschiedenheit", gestand der Telepath durchatmend, senkte den Kopf dabei aber wieder, um Nagi dabei nicht ansehen zu müssen. Dann zuckte er noch einmal mit den Schultern und schaute den Kleinen doch wieder an.

"Das wird schon wieder. Mach dir keine Gedanken, ja?", versuchte er, ihr Nesthäkchen zu trösten.

Eigentlich wollte er sich jetzt damit nicht auseinandersetzen, und vor allem wollte er Nagi nicht in den Wahnsinn involvieren, in den er sich in seiner unbeschreiblichen Brillanz gestürzt hatte.
 

"Eure Meinungen müssen aber sehr weit auseinander gegangen sein, da ihr nun gar nicht mehr miteinander redet", urteilte Nagi harsch.

Zu einer Antwort kam Schuldig jedoch nicht mehr, da Farfarello wieder die Treppe heruntergetrabt kam.

"Crawford geht es nicht gut, er wird heute im Bett bleiben", meinte Farfarello gleichmütig.
 

Ohne Nagi zu antworten, sprang der Telepath wie elektrisiert auf und starrte seinen irischen Kollegen entgeistert an. Oh, wow! Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es Brad jemals so schlecht gegangen war, dass er nicht einmal aufstehen wollte. Also musste es ihm wirklich dreckig gehen!

Er marschierte zur Küchenzeile zurück, schaltete den Wasserkocher ein und machte sich daran, Tee für den Amerikaner zu kochen. Ungeduldig trommelte er mit den Fingerspitzen auf der Arbeitsplatte herum, bis sich das Gerät endlich ausschaltete und er das Wasser in eine Tasse und damit über den Teefilter gießen konnte. Rasch hatte er auch ein Tablett hergerichtet, auf dem er den Tee, einen Löffel und Zucker platzierte und zum Schluss noch einen kleinen Teller mit ein paar der frischen Plätzchen darauf stellte. So beladen stieg er in den ersten Stock, um leise an Brads Tür zu klopfen - etwas, das er sonst normalerweise nie tat.
 

Nagi schüttelte über Schuldigs Verhalten nur den Kopf. Aber er war zu einem gewissen Grad auch beruhigt. Dann konnte ihre "Meinungsverschiedenheit“ ja nicht so schlimm sein.
 

Trotz der sanften Vorwarnung Schuldigs klang Crawfords sonore Stimme ärgerlich durch das dicke Holz.

"Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Ich will meine Ruhe haben!"

In der Intonation des Amerikaners schwang eine starke Enervierung mit.
 

Der barsche Ton schreckte den Deutschen in keiner Weise ab. Leise öffnete er die Tür, schob aber zuerst das Tablett durch den entstandenen Spalt, ehe er den Kopf ins Zimmer streckte.

"Du hast deine Ruhe gleich wieder", lächelte er leise, während er komplett in den Raum kam. "Ich wollte nur nach dir sehen."

Er erschrak über das wirklich hundsmiserable Aussehen seines geliebten Leaders, ließ sich aber nichts davon anmerken. Na, da hatte sich Brad aber wirklich eine saftige Erkältung eingefangen!

Schuldig kam näher und stellte das Tablett neben dem Bett ab.

"Brauchst du irgendwas?", erkundigte er sich besorgt und fürsorglich und widerstand dem enormen Drang, dem Älteren sanft durch die Haare zu streichen.
 

"Morphium wäre nicht schlecht. Mein Kopf bringt mich um. Ich will einfach nur noch schlafen", murrte Crawford, der den Overload seiner Fähigkeit langsam aber sicher nicht mehr ertragen konnte.

Wenn Schuldig gewusst hätte, dass es sich hierbei nicht um eine einfache Erkältung handelte, wäre er wohl nicht so ruhig geblieben. Was er aber bemerkte, war das hohe Fieber, das Brads Haut erhitzte, als er ihm die Teetasse reichte, die Brad auch tatsächlich annahm - um des lieben Friedens willen.

Es war ja schon nett, dass Schuldig für ihn über seinen Schatten springen konnte. Offenbar waren Schuldigs Gefühle für ihn stärker als sein Dickkopf - und das wollte schon etwas heißen.

"Danke", murmelte Crawford schließlich, um wenigstens ein Bisschen zu zeigen, dass er diese Fürsorge zu schätzen wusste.
 

"Weichei!", grinste der Telepath und konzentrierte sich kurz. In Notfällen war der Einsatz seiner Fähigkeit durchaus erlaubt - und wenn das hier kein Notfall war, wusste Schuldig auch nicht, wie einer aussehen sollte. Sanft versenkte er sich in den Geist des Älteren, legte aber gleich darauf die Stirn in Falten.

"Autsch!", murmelte er unbewusst, als er erkannte, dass sich gerade Brads Präkognition selbstständig gemacht hatte.

Es dauerte ein paar Minuten und war überraschenderweise sogar relativ anstrengend, aber Schuldig schaffte es, den Kopf des Amerikaners sozusagen freizupusten und ihm die Ruhe zu verschaffen, die er brauchte.

Durchatmend schlug er die Augen wieder auf und versuchte sich einmal mehr an einem wackligen Lächeln.

"Ist es jetzt besser?", wollte er wissen, obwohl ihm schon klar war, dass er Erfolg gehabt hatte.
 

Brad atmete erleichtert auf. Endlich Ruhe zu haben war eine echte Wohltat. Wie Schuldig das immer machte, war ihm ein Rätsel, doch das würde Schuldigs kleines Geheimnis bleiben.

"Ich wusste schon immer, dass du ein Genie bist", sagte er dann. "Ich danke dir."
 

Dann schwiegen sie sich wieder an, doch die Stille war nicht mehr so eisern und schneidend wie zuvor. Vermutlich bedeutete das nun Waffenstillstand.
 

Mit sich selbst zufrieden schmunzelte Schuldig in sich hinein. Er hasste es, seine Telepathie einzusetzen, doch im Moment war er sehr dankbar dafür.

"Gern geschehen", nickte er leicht und mit einem überraschend sanften Ton. Geschmeidig setzte er sich auf die Bettkante und sah den Älteren unverwandt an.

"Sonst noch irgendwelche Wünsche?", fragte er mit einem unüberhörbaren Grinsen in der Stimme nach.
 

"Ich möchte mich wieder mit dir vertragen. Ich will keine Uneinigkeit oder Streit zwischen uns. Wenn ich irgendwas tun kann, um dir die Sache zu erleichtern, dann... sag es mit nur. Ich weiß überhaupt nicht, was ich tun soll."

Die Hilflosigkeit, die Brad empfand, machte sich auch in seiner Stimme bemerkbar. Der sonst so starke Mann, der immer wusste, was zu tun war, war ratlos.
 

"Du kannst mir nicht helfen", verneinte der Deutsche mit einem sachten Lächeln. "Aber es wäre nett, wenn du mich deswegen nicht wie einen Aussätzigen behandeln würdest."

Okay, das war noch nett ausgedrückt für das, was er bei Brads Worten empfunden hatte.

Aufgebend ließ er wieder einmal den Kopf hängen und seufzte.

"Verdammt, ich kann doch auch nichts dafür", murmelte er mehr zu sich selbst als zu seinem Anführer. "Ich hab es mir doch nicht ausgesucht..." Ein weiteres, abgrundtiefes Seufzen folgte.

Er wusste nicht, wie er in Worte fassen sollte, was in ihm vorging oder wie er sich fühlte. Und selbst wenn er es gekonnt hätte, war fraglich, ob Brad es verstanden hätte. Schließlich war in ihrem Leben eigentlich wirklich kein Platz für solche Gefühle.
 

"Ich wollte doch nur ein wenig Abstand halten... denn du kennst deine Reize doch selbst am Besten. Und in einem schwachen Moment von mir passiert dann wieder so was wie gestern Nacht. Ich will dich nur nicht weiter verletzen, als ich es schon getan habe."

Brad hatte die Augen geschlossen und sich zurück in die Kissen gelegt. Seine Kopfschmerzen waren signifikant besser, doch er spürte noch, wie seine Gabe gegen die künstliche Wegfahrsperre rebellierte.
 

Wow! schoss es Schuldig durch den Kopf. Damit hatte Brad ja wohl gerade zugegeben, dass er sehr wohl ein gewisses Interesse an ihm hatte. Vor Freude begannen seine Ohren zu glühen und die Hoffnung keimte erneut in ihm auf, dass er es doch noch schaffen könnte, den Amerikaner zu erobern.

"Du hast mich nicht damit verletzt, was wir getan haben, sondern mit dem, was du danach gesagt hast", korrigierte er allerdings stur. Während er sprach, hatte er seine Bewegungen nicht so wirklich unter Kontrolle, denn er hob unbewusst die Hand und strich mit den Fingerspitzen über den Oberarm des Anderen.

"Schlaf jetzt, damit du bald wieder fit bist", lächelte er ihm zu. "Ich schau nachher nochmal nach dir, ja?"
 

Brad nickte und schwieg. Er schaute Schuldig noch hinterher, denn dort, wo er ihn berührt hatte, schien seine Haut nur noch mehr zu glühen.

Generell war ihm fiebrig heiß, doch sein Oberarm stand in Flammen.

"Was machst du nur mit mir?", fragte er leise in den nun leeren Raum hinein.

Er schloss die Augen und fand nun völlig ermattet endlich den Schlaf, nach dem er sich so gesehnt hatte.
 

Schuldig hingegen trabte erst einmal zurück in sein eigenes Zimmer. Er hatte jetzt nicht den Nerv, sich Nagi und Farfarello zu widmen, auch wenn er wusste, dass ihm das auf Dauer nicht erspart blieb. Immerhin hatte er die Funktion als Brads Stellvertreter und damit auch eine Verpflichtung gegenüber dem Team. Und dieser Verpflichtung würde er auch nachkommen. Ohne Wenn und Aber.

Nun aber sank er auf sein Bett, seufzte leise und widerstand dem Drang, mental noch einmal nachzusehen, wie es Brad ging. Er konnte nur hoffen, dass es dem Anderen bald wieder besser ging. Nicht nur, weil er dann wieder tun und lassen konnte, was er wollte, sondern auch weil es einfach schrecklich war, seinen geliebten Amerikaner so hilflos und fertig zu erleben.
 

Brad verbrachte den Rest des Tages im Bett, schlafend.

Das Fieber sank nicht, aber es stieg auch nicht an. Er fühlte sich schwach und müde und seine Visionen wurden nur dank Schuldigs Hilfe blockiert. Es war ein wenig so, als würde in einem weiter entfernten Raum ein Fernseher laufen, doch diese leisen Störungen konnte er gut ignorieren und so fiel er bald in einen erholsamen, tiefen Schlaf.
 

Schuldig dagegen sah an diesem Tag noch sehr oft nach Brad, doch er war dabei jedes Mal so leise und vorsichtig, dass er ihn nicht weckte. Er sorgte auch dafür, dass Brad, falls er wach wurde, immer frischen Tee und auch Erkältungsmedikamente auf seinem Nachtkästchen vorfinden würde. Und jedes Mal, wenn er vor seinem Bett stand, strich er ihm sacht durch die dichten schwarzen Haare, wenn auch sehr, sehr vorsichtig.

Sogar in der Nacht stand er regelmäßig auf und schlich sich in das Nebenzimmer, um sich zu vergewissern, dass mit Brad alles in Ordnung war. Jedenfalls machte er das so lange, bis er selbst in einen unruhigen und traumdurchzogenen Schlaf fiel.



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