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25 Perlentaucher Weihnachtsmärchen Reloaded / A New Year - A New Session

von

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Erkenntnisse im Schnee


 

December the Thirteenth has already appeared but until now the end of this year's session seems to remain bleared.
 

Gestern war schon Bergfest, so was aber auch. Das heißt, die erste Hälfte haben wir hinter uns. Fragt sich jetzt nur, ob man das positiv oder negativ sehen sollte :'D Für welche Seite man sich entscheidet, es bedeutet auch, dass wir noch genauso viele Märchen lesen werden, wie bereits hochgeladen werden.

Deshalb lehnt euch einfach zurück und lest das neue Märchen in Ruhe :]
 


 

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Erkenntnisse im Schnee
 


 

by vanii - li
 

„Verdammt!“, fluchte Bella, als sie in die Küche rannte. Schnell klappte sie die Herdklappe herunter und dichter Rauch strömte ihr mit einem Geruch entgegen, der ihr Übelkeit verursachte. „Mike Guido Newton!“, rief sie wütend. Während Mike sich gemächlich auf den Weg zu ihr machte, holte Bella die verkohlte Weihnachtsgans aus dem Ofen.

„Oh, die Gans ist fertig?“, fragte Mike, der mittlerweile grinsend am Türrahmen lehnte. „Bella Schatz, stimmt was nicht? Deine Sorgenfalte ist ziemlich steil, weißt du.“

Bella Schatz? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst? Wegen dir und deinen ‚Die Schneeballschlacht des Jahrhunderts‘ – Diskussionen ist das Weihnachtsessen für die Cullens verbrannt. Und ich habe Esme versprochen zu kochen! Argh! Du bist manchmal solch ein Idiot, Mike!“ Sie schmiss die Topflappen wütend in die Ecke des Tresens und rannte aus der Küche. Die „Bella“ – Rufe Mikes ignorierend schnappte sie sich im Hauseingang Schlüssel und Jacke und verschwand. Sobald sie auf die Veranda trat und die winterliche Luft einatmete, fiel ein Teil des Stress‘ der letzten Tage von ihr ab. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als die Läden abzuklappern und nach etwas möglich Essbarem Ausschau zu halten. Da die Geschäfte bald schlossen, nahm Bella das Fahrrad und verzichtete somit auf die überfüllten Bahnen, in denen sich die Leute drängten, die die letzten Geschenke noch besorgen mussten.
 

* ~ *
 

Erstaunt ließ Bella den Blick über die weihnachtlich geschmückten Straßen wandern. Sie war heute so beschäftigt gewesen, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, wie sich eine weiche Schneedecke auf die Häuser gelegt hatte. Es war natürlich nicht viel. Nur hier und da war er liegen geblieben, doch sofort verflogen ihr Ärger und die Unannehmlichkeiten des Vormittags und eine weihnachtliche Vorfreude stellte sich ein. Trotzdem war sie dankbar, dass es kein fester Pappschnee war, der hier die Straßen säumte. Denn wenn dem so wäre, würde Mike ihr auch noch die Weihnachtsfeiertage mit den Cullens verderben.
 

Mike. Sie war so sauer auf ihn gewesen. Seit der High School kannte sie ihn nun schon und er war ihr damals wie heute einfach nicht von der Seite gewichen. Er hatte damals fast wöchentlich nach Dates gefragt und da die sanfte Variante eines Korbs ihn unbeeindruckt ließ, schwang sie bald auf immer Härtere um. Schlussendlich hatte sie ihn sogar auf dem vollen Schulflur zusammengefaltet, während alle stehen geblieben waren und gegafft hatten. Sofort danach hatte es ihr leid getan. Doch erst dann hatte er sie in Ruhe gelassen. Warum wusste sie nicht. Vielleicht weil die gesamte Schule ihn nach diesem Vorfall aufzogen hatte, vielleicht weil Jessica ihm wie ein Schatten nicht mehr von der Seite gewichen war und er die nervende Situation von solch einem Anhängsel begriffen hatte. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur gemerkt, dass er absolut keine Chancen bei Bella hatte.
 

In dieser Zeit war Bella noch mit Jacob zusammen gewesen und selbst das hatte Mike nicht abgeschreckt. Nach einer Weile hatte sich das junge Mädchen gewundert. Nie war sie Mike mehr über den Weg gelaufen; sie hatte ihn über ein halbes Jahr lang fast gar nicht mehr zu Gesicht bekommen, und wenn doch, dann nur ganz kurz, sodass sie nie mit ihm hatte reden können. Mit der Zeit hatte Bella begonnen, die Präsenz des „Golden Retrievers“ zu vermissen. Als sie Mike dann wieder um seine Freundschaft hatte bitten wollen, musste sie feststellen, dass Mike sich verändert hatte. Aus dem pickligen, mit Hochwasserhosen herumlaufenden Jungen von nebenan war ein attraktiver junger Mann geworden. Wahrscheinlich war sie so von der äußerlichen Entwicklung Mikes begeistert gewesen, dass sie gedacht hatte, auch innerlich hätte sich dauerhaft etwas geändert. Doch spätestens jetzt musste sie feststellen, dass dem nicht so war. Leider. Denn später hatten sie beschlossen, zusammen mit Jessica und Angela in ein hübsches Häuschen zu ziehen. Von den anfänglichen vier Mitbewohnern waren nur noch Mike und sie übrig geblieben. Angela, mit der Bella noch immer engen Kontakt hielt, hatte ihre Jugendliebe Ben geheiratet und war mit ihm in eine eigene Wohnung gezogen, und Jessica… Tja, sie war das eifersüchtige, nervende, an Mikes Rockzipfel hängende Mädchen aus der High School geblieben.
 

Als es mit ihr irgendwann nicht mehr auszuhalten gewesen war, war Bella schließlich der Geduldsfaden gerissen und sie hatte sie kurzerhand rausgeschmissen. Schon da hätte sie wissen müssen, dass von dem neuen charmanten Mike nicht mehr viel übrig bleiben würde, doch sie hatte es nicht getan. Das hatte sie jetzt also davon. Mike war wie ein Kind, besonders wenn es um seine alljährliche Schneeballschlacht ging, die ihr jedes Date zu Nichte machte. Dieses Jahr würde er Bella zu dem Weihnachtsfest der Cullens begleiten. Ursprünglich hatte Esme eigentlich nur Bella eingeladen gehabt, da ihr Vater seine Flitterwochen mit Sue auf den karibischen Inseln verbringen würde. Doch Bellas beste Freundin Alice – somit auch Esmes Tochter – hatte diese überreden können, Mike wenigstens als Weihnachtsmann für den kleinen Ted kommen zu lassen. Ted war mit seinen zwei Jahren ein aufgewecktes Kerlchen und kam damit ganz nach seinem Vater Emmett. So hatte Esme dann doch noch zugestimmt. Obwohl Bella es mittlerweile anfing zu bereuen, denn Esme war noch nie so richtig mit Mike warm geworden, wobei das auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch Bella war sich sicher, dass Mike dies bei dem Fest auch nicht verbessern würde.
 

Völlig in ihre Überlegungen vertieft bemerkte Bella die Erhebung, die die Straßenabschnitte zur Stadt hinein teilte, nicht und so dauerte es nicht lange, bis sie sich in den feuchten Straßen in einer Rille der unebenen Pflastersteine verfing und die Kontrolle über ihr Fahrrad verlor. Der kalte Lenker rutschte ihr aus behandschuhten Händen. Das schlingernde Rad zog nach rechts und knallte unsanft an die hohe Bordsteinkannte, somit stieß es Bella aus dem Sattel. Sie flog über den Lenker und das Einzige, was sie sah, war leuchtend roter Stoff. Einige Augenblicke später öffnete sie ihre Augen, damit war sie jedoch nicht die einzige.
 

„Könnten Sie … Verflucht, stehen Sie einfach auf! Sie klemmen mir die Hand unter dem verdammten Fahrrad ein.“ Erschrocken sah Bella sich um; sie hatte nicht bemerkt, dass ihre Landung abgefedert worden war und blickte in zwei qualvoll zusammengezogene grüne Augen. Entsetzt sprang sie auf und riss ihr Fahrrad mit, welches ihren Gegenüber halb bedeckte. Unbehaglich blickte sie auf den Boden. „Es tut mir wirklich außerordentlich leid. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann?“, murmelte sie beschämt.

„Danke, Sie haben schon genug geholfen! Der Anzug ist im Eimer! Oh Gott, wenn Mom das sieht.“ Bella war sich nicht sicher, ob sie das Letzte richtig verstanden hatte. Und wenn schon, dachte sie sich, dann wird es garantiert nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen sein.

„Was stehen Sie hier noch rum? Haben Sie nichts Besseres zu tun?“

So langsam ärgerte Bella sich über den harschen Tonfall des Mannes. Sie hatte es ja nicht geplant, ihn mit umzureißen. „Was wollen Sie denn noch? Soll ich vor Ihnen auf die Knie fallen und um Vergebung bitten? Ich bin schon weg. Ihnen auch noch ein schönes Weihnachtsfest!“
 

Wutentbrannt drehte Bella sich um, riss ihr Fahrrad auf die Straße und fuhr los. Sie musste sich jedoch zügeln, um nicht gleich den nächsten Passanten mitzunehmen. In ihren Gedanken geisterte der unfreundliche Mann herum und ließ kaum Platz für das bevorstehende Weihnachtsfest. Nach einiger Zeit stellte sie fest, dass sie nicht einmal wusste, wie er aussah. Sie hatte nur das rote T-Shirt vor Augen, welches sie vor ihrem Sturz wegen der grellen Farbe bemerkt hatte. Sie hatte auch so eines. Genau dasselbe. Der einzige Aufdruck darauf war ein Name in Weiß geschwungener Schrift. Johann Sebastian Bach. Sie hatte es sich während des Deutschlandbesuches bei einem kleinen Konzert gekauft. An diesem Abend hatte sie auch das erste Mal deutsch gegessen. Sie hatte sich mit ihrer Mutter Sauerkraut, Rostbratwust, irgend so eine weiße Wurst und weiteres bestellt. Es war köstlich gewesen und sie hatte an diesem Abend mehr als je zuvor gegessen. Plötzlich kam ihr eine Idee, die das Weihnachtsessen doch noch retten sollte.
 

* ~ *
 

Einige Zeit später kam sie an dem keinen Laden, der sich direkt an der Straßenecke befand, an. Nur ein Auto parkte davor, ein Silber schimmernder Volvo. Der Laden war wirklich winzig. Es gab nur einen Verkaufstresen und unzählige Regale, die an den Wänden aufgestapelt waren. Doch Bella war sich sicher, hier alles Nötige zu bekommen. Da der Verkäufer sich noch um seine Kundschaft kümmerte, sah sie sich um. Die meisten Gewürze, die hier herumlagen, kannte sie nicht einmal vom Namen. Doch ein Blick auf die Uhr fegte die Ruhe mit einem Mal weg. Ungeduldig trat sie von einem Bein auf das andere, doch der Mann diskutierte weiterhin mit dem Verkäufer. Neugierig beobachtete sie eines der Gewürze näher und wollte sacht darüber streichen; es schimmerte leicht im Dämmerlicht. Sie bemerkte jedoch nicht, dass sie mit dem Jackenärmel ihrer dicken Daunenjacke an einer anderen Packung hängen blieb. Mit einem leisen Knall fiel die ganze Reihe um. Fast augenblicklich schoss ihr geröteter Kopf in Richtung Tresen zu den beiden Männern. Ihr selbst fiel ein Stein vom Herzen, als die Männer ungerührt weiterdiskutierten.
 

Nach weiteren fünf Minuten räusperte Bella sich und versuchte höflich, auf sich aufmerksam zu machen. „Entschuldigung? Ich hätte nur kurz eine Frage und ich habe es ziemlich eilig…“ Sie beendete den Satz nicht, als sie den Blick des Mannes, der vor ihr stand, bemerkte. Es war wohl eine Mischung aus Belustigung und Ärger. Schlussendlich zog er amüsiert seine Augenbraue hoch und musterte sie. „Ich will wirklich nicht unhöflich wirken, aber ich bin spät dran!“, flüsterte sie leicht verunsichert. „Sie sind von Natur aus ein kleiner Tollpatsch, oder?“, fragte sie ihr Gegenüber mit einem verschmitzten Grinsen. Ihre Wangen verfärbten sich einige Nuancen dunkler und sie sah beschämt weg. Er hatte es anscheinend doch bemerkt.

„Was kann ich für sie tun?“, mischte sich nun der Verkäufer in das eher peinliche Gespräch. Wortlos schob Bella ihm einen Zettel entgegen.

„Entschuldigung?“, fragte der Mann hinter dem Tresen, den Bella mit Hilfe seines Namensschildes als Mr. Schmidt auszeichnen konnte. Sie beugte sich verwirrt über den Zettel, den Mr. Schmidt ihr wieder zugeschoben hatte. >Operation: Schneeballschlacht Newton vs. Cullensstand in krakeliger Schrift darauf. Diesen zerknitterten Schnipsel hatte Mike ihr heute Morgen in die Jackentasche gesteckt, um „vorbereitet“ zu sein.
 

Bella spürte, wie ihr Gesicht wieder ganz warm wurde. Schleunigst ließ sie den Zettel wieder in ihre Tasche gleiten und tauschte ihn gegen den Einkaufszettel, den sie schon seit einer halben Ewigkeit mit sich herum schleppte, aus. Neben sich hörte sie ein leises Schnauben. Sie warf einen Blick zur Seite und sah wie der Mann neben ihr sein Lachen in einem Husten zu tarnen versuchte. Ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Gerade, als sie etwas sagen wollte, kam Mr. Schmidt, der zwischenzeitlich in einem hinteren Raum die Zutaten zusammengesucht hatte, wieder. „So, das wäre alles. Haben sie noch einen Wunsch oder war es das?“

„Nein, das wäre alles.“ „Hey, Moment mal.“, meldete sich nun der Mann neben ihr wieder zu Wort. „Sie haben gesagt, es wäre fast unmöglich, so etwas jetzt noch aufzutreiben“, beschwerte er sich lautstark, während er ein kleines gelbes Tütchen in die Höhe hielt.

„Fast, ja“, lächelte Mr. Schmidt kalt. Bella zog einen fünfzig Dollar Schein aus ihrer Tasche und legte ihn neben den Lebensmitteln auf den Tresen. Schnell packte sie die restlichen Sachen in eine Tüte.
 

„Stimmt so“, lächelte sie in Richtung Mr. Smith, dann drehte sie sich zu dem ihr vollkommen unsympathischen Mann um und wollte ihm die Tüte aus der Hand reißen. „Nicht so schnell“, rief er mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck, der der verärgerten Bella glich. „Ich habe keine Ahnung, was zwischen Ihnen vorgefallen ist und um ehrlich zu sein, ist es mir auch egal, aber ich bin wirklich verdammt spät dran… Also wäre es nett, wenn sie mir die Tüte einfach geben würden. Das könnte uns beiden viel Ärger ersparen.“

Sie startete einen weiteren Versuch die Tüte in ihren Besitz zu bringen, doch der Mann hielt sie stattdessen einfach noch ein Stück höher. „Das ist lächerlich, meinen Sie nicht auch?“, fragte sie in dem Glauben, den Mann mit den rötlich braun schimmernden Haaren zur Vernunft bringen zu können. „Ich habe bereits dafür bezahlt!“

„Und ich wäre bereit, es Ihnen wieder abzukaufen“, erwiderte er wie selbstverständlich. Er zog währenddessen die Tüte automatisch noch höher. „Eigentlich hatte ich nicht vor, um meine Einkäufe heute zu ringen, aber wenn Sie sie mir nicht freiwillig geben wollen...“

Bella stellte ihren vollen Beutel zur Seite und versuchte, an ihre eigene bezahlte Ware zu kommen. Doch wie zu erwarten verlor sie das Gleichgewicht und fiel vorne über. In dem Versuch sich festzuhalten, riss sie den großen Bottich mit Nüssen, der zum Probieren auf dem Verkaufstisch stand um und landete kurz darauf auf ihren Herausforderer und die Nüsse flogen in einem unangenehmen Hagel über beide. Wütend funkelte sie den Mann an.
 

* ~ *
 

„Puh, endlich zu Hause“, seufzte Bella als sie endlich die Haustür aufschloss und sich neben dieser sinken ließ. Sie war halb erfroren und mit Gliederschmerzen nach gut zwei Stunden endlich wieder daheim angekommen. Peinlicherweise hatte sie sich Minutenlang mit einem Fremden auf dem Boden gerungen. Seine satten grünen Augen hatten Bellas schokoladenbraune angefunkelt. Danach hatte sie mit ihm noch den gesamten Laden fegen müssen, um auch jede einzelne, noch so kleine Nuss wieder aufzulesen. Noch jetzt spürte sie ein paar davon in ihrer Kleidung und in ihren Haaren. Geschafft ging sie in die Küche und kochte das Essen für die Cullens und kurz darauf nahm sie ein langes, entspannendes Bad. Das Kleid, welches sie anzog, hatte Alice ihr schon vor Tagen gebracht, denn Esme legte am Weihnachtsabend viel Wert auf festliche Kleidung.
 

Erst als sie sich auf den Weg zu eben dieser machen wollte, merkte sie, dass Mike sich noch gar nicht gemeldet hatte. Er hatte doch nicht etwa… Panisch lief sie zu dem Fester, das zur Straße hin ausgerichtet war und sah hinaus: Das Auto, Mikes Auto, stand nicht an seinem Platz auf der Einfahrt! Wütend stapfte sie in ihren High-Heels hinunter. Das hieß, sie müsste in diesen mörderischen Schuhen, samt Essen mit der U-Bahn fahren. Das auch noch ausgerechnet in einem Schneesturm, der vor einiger Zeit zu toben begonnen hatte.
 

Einige Zeit später, fand sie sich halb erfroren vor der Tür der Cullens wieder. Sobald die Klingel gedrückt war, schwang auch schon die Tür auf und Alice zog Bella in eine feste Umarmung.

„Oh Gott, als Mike vorhin allein vor der Tür stand, dachte ich schon du kommst gar nicht! Aber er meinte, du musst noch etwas erledigen.“ Gezwungen lächelte Bella ihre Freundin an.

Mike, wenn sie ihn in die Finger bekam!

„Bella, da bist du ja! Hast du das Essen dabei?“, fragte Esme und zog sie ebenfalls in eine herzliche Umarmung. „Ja, aber ich habe keine Weihnachtsgans“, sagte sie vorsichtig, was ihr sogleich einen skeptischen Blick seitens Esmes einbrachte. „…Ähm… sondern verschiedene deutsche Spezialitäten, die ich, als ich mit Renée in Deutschland lebte, kennen und lieben gelernt habe.“

Sie warf einen Blick zu Alice, die überrascht zu ihr aufsah und blickte dann wieder zu Esme. „Deutsches Essen?“, fragte diese leise mit einem leichten Strahlen in den Augen.

„Ja, ich hoffe es macht dir nichts aus, aber ich hatte ein kleines-“ Esme ließ sie gar nicht ausreden. „Hast du auch Weißwurst und Sauerkraut dabei?“

„Ja und noch viel mehr.“

„Bella, das ist ja wundervoll! Habe ich dir jemals erzählt, wie sehr ich deutsches Essen liebe oder woher wusstest du das?“

„Ich, ähm…“, stotterte Bella.

„Ach Mom, ich habe es ihr erzählt, es sollte eine Überraschung werden“, sprang Alice für Bella in die Bresche, welche ihr auch sogleich einen dankbaren Blick zuwarf. Mission erfüllt, lachte Bella in sich hinein.
 

* ~ *
 

Nachdem alle satt waren und Bella tausend Mal versichert hatte, wie köstlich es doch gewesen war, klingelte es an der Tür. Esme sprang sofort mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf.

„Erwartet ihr noch jemanden?“, fragte Belle leise zu Alice gebeugt.

„Ja, hab ich dir das nicht erzählt? Edward kommt heute endlich wieder. Er hat beschlossen, nachdem er im Sommer sein Studium abgeschlossen hat, wieder herzuziehen. Jedenfalls hat er es zumindest vor“, strahlte Alice glücklich. Mike verzog angewidert das Gesicht. Er hatte Edward schon früher nicht leiden können. Doch Bella warf ihm einen strengen Blick zu und er setzte sofort ein weniger leidendes Gesicht auf. Sie hatte ihn vorhin im Flur nämlich noch einmal zusammengestaucht und seitdem war er wieder zahm wie ein Lamm. „Edward!“, quiekte Alice, als ein schlanker, gutaussehender Mann mit zerschrammten Anzug und grünen Augen hereinkam. Die ganze Cullen Familie samt Emmett, Rose, Ted, Carlisle und Alice stürmten zum Eingang des großen Esszimmers, um ihren Bruder, Schwager und Sohn nach langer Zeit willkommen zu heißen. Doch Bella rutschte das Herz in die Hose – es begann lautstark zu pochen. Dieser… dieser Typ vorhin in dem Laden und… jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen! Der Mann in dem Laden und der Mann auf der Straße, die Bella beide mehr oder weniger umgehauen hatte, war niemand geringeres als Edward. Sie hatte ihn nicht erkannt und er sie wahrscheinlich auch nicht. Sie spürte, wie er auch sie anstarrte und die Hitze kroch ihr den Hals hoch. „Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein Sohn“, rief Esme liebevoll. „Aber du wolltest doch eigentlich schon früher kommen, warum hast du dich denn so sehr verspätet?“

„Ich bin durch die Stadt gefahren und habe das hier“, er hielt eine gelbe Tüte in die Höhe, „gesucht.“ Ein schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er blickte direkt in Bellas Augen.
 

* ~ *
 

Nun stand Bella draußen mit Alices Wintersachen und führte die Rangelei mit Edward, die heute schon in dem Laden stattgefunden hatte, fort. Nur dieses Mal war es im Schnee. Mittlerweile war alles zugeschneit und als Mike mit seiner Schneeballschlachtidee angefangen hatte, bekam Esme wieder dieses Leuchten in den Augen. Also lief die ganze Familie samt Besuch nach draußen, um die >Schneeballschlacht des Jahrhunderts< zu entfachen. Anfangs hatte Bella einfach nur am Rand gestanden und zugesehen, doch als plötzlich ein Schneeball an ihren Kopf abprallte und sie wieder in diese grünen Augen sah, gab sie sich ihrer Wut hin und ließ sich auf eine unerbittliche Schlacht mit Edward ein.
 

Irgendwann, als Bella vor ihrem ärgsten Feind den Rückzug antreten wollte und vor ihm weggerannt war, ging es im Wald weiter. Von Zeit zu Zeit begann Bella Spaß daran zu finden, Edward mit Schnee einzuseifen. Doch nun fand sie sich in einem Schwitzkasten und einer Handvoll Schnee im Gesicht an Edward gepresst wieder. „Keine Luft“, keuchte Bella. Sie spürte wie er seinen Griff leicht löste und sie stattdessen hochzog. Als sie sich ganz aufrichtete umschlingen sie seine Arme immer noch. In dieser halben Umarmung drehte sie sich zu ihm um und die Worte blieben ihr im Hals stecken. Er musterte sie mit solch einem intensiven Blick, dass ihr Kopf wie leer gefegt war und ihre Knie leicht wurden. Seine Hände wanderten von ihrem Rücken hoch zu ihrem Gesicht und er strich ihr sanft die Kapuze vom Kopf. Ihre von der Kälte geröteten Wangen wurden trotz der Minusgrade warm und jetzt ließ auch sie ihre Hände zu seinen Haaren hinauf wandern. Schon vorhin war der Wunsch in ihr entflammt, seine wilde Haarbracht zu berühren. Langsam, wie in Zeitlupe, näherte er ihr sich und sein Kopf senkte sich zu ihrem hinunter. Auf halben Weg schloss Bella ihre Augen und ließ es einfach zu. Von dieser Geste ermutigt, senkte Edward seine vollen Lippen auf Bellas. Als ihre Lippen sich berührten, war Bella, als würde ein leichter Stromschlag durch sie fahren; die Luft wirkte elektrisiert. Es war ein süßer Kuss, vorsichtig. Doch Bella genoss ihn. Hinter ihr knirschte plötzlich der Schnee und die beiden fuhren wie zwei ertappte Teenager auseinander. Bella drehte sich schnell um und sah gerade noch Mikes wütenden Blick. „Ich dachte du hast dich für mich entschieden, Bella!“, rief er mit vor Zorn zitternden Stimme. Leichte Schuldgefühle stiegen in ihr auf. Sie hatte ihm nie etwas versprochen, nein, so war es nicht, aber dennoch hatte sie ihm immer Hoffnung gemacht, genug für zu empfinden, irgendwann. „Oh, das wusste ich nicht. Tut mir leid“, murmelte Edward neben ihr. Das alles war für Bella zu viel, sie rannte das Feld hinauf zum Haus der Cullens, die inzwischen auch schon wieder drinnen waren und lief zu dem alten kleinen Schuppen. Erschöpft lehnte sie sich an eines der Gartengeräte. Es ist nicht so, dass Edward ihr nicht schon früher auf der High School aufgefallen wäre. Er war jedoch einer der beliebten gewesen und hatte den Ruf genossen, zu wählerisch zu sein - denn nie hatte er eine Freundin gehabt. So war er also auch stets unerreichbar für Bella gewesen. Seufzend blickte sie aus dem kleinen Fenster und sah, wie ein Bild daran befestigt war. Genauer betrachtet musste sie feststellen, dass sie sich selbst auf dem Foto befand. Verwirrt nahm sie es in die Hand und besah es von hinten und vorn. Auf der Rückseite standen zwei Namen, Edward und Bella in fein säuberlicher Schrift.

Ihr Herz begann automatisch schneller zu schlagen und sie begriff etwas, was sie die letzten Jahre über nie bemerkt hatte.
 

* ~ *
 

Einige Zeit später traute sich Bella wieder aus dem Gartenhäuschen. Leise schlich sie in die Wohnung. Im Wohnzimmer sah sie Ted, der fröhlich seine Geschenke entgegennahm. Lächelnd betrachtete sie das Schauspiel einige Zeit, dann ging sie nach oben um sich wieder ihr Kleid anziehen zu können. Nachdem sie sich in Alice‘ Zimmer umgezogen hatte, ging sie wieder zu den anderen. Alle saßen um Emmetts und Rose‘ Sohn herum und betrachteten, wie er freudig seine Geschenke aufriss. Als Bella einen Blick nach links warf, sah sie einen Weihnachtsmann, der mit hängenden Schultern auf einem Stuhl in der Ecke saß. Sie ging auf ihn zu und räusperte sich leicht. Ruckartig fuhr sein Kopf nach oben und Bella hielt ihm ihre Hand entgegen. Bereitwillig nahm er sie und ließ sich von ihr hochziehen. „Weißt du, auch Weihnachtsmänner können Geschenke bekommen, nur leider habe ich das viel zu spät bemerkt…“, flüsterte sie und zog seinen Bart herunter. Grüne Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. Sie näherte sich Edward und flüsterte: „Es tut mir so leid, dass du so lange auf dein Geschenk warten musstest“, sagte sie und küsste ihn schließlich mit so viel Leidenschaft, wie sie nur aufbringen konnte.
 


 

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