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Sealands Märchenstunden

Wenn unsre lieben Nationen Märchen erzählen
von

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Dänemarks Version von "Der gestiefelte Kater"

Am nächsten Tag stapfte Sealand allein durch das große Haus seiner Freunde. Er klopfte an jeder verschlossenen Tür, doch niemand war hier. Als er durch einen dunklen Flur wanderte, konnte er erkennen, dass die Zimmertür von Dänemark einen Spalt offen war. Sealand tapste mit kleinen Schritten zur Tür und schaute durch den Spalt. "Was ist, Sealand?" fragte Dänemark, als er den kleinen Spion bemerkte. Sealand öffnete die Tür und trat ein. "Ich ... ich such jemanden, der mir eine Geschichte erzählen kann." meinte Sealand und drückte die Hände zusammen. "Dann setz dich aufs Bett", meinte Dänemark und zeigte auf sein unordentliches Bett, "Ich kenn da ein ganz tolles Märchen." Sealand grinste und setzte sich mit einem kleinen Hopser auf Dänemarks Bett. "Um was geht es denn in der Geschichte?" fragte Sealand ganz gespannt. Dänemark grinste. "Das wirst du schon hören." meinte er und begann zu erzählen:
 

In einem Königreich lebte einmal der Müller Frankreich, der hatte drei Söhne: Schweden, Finnland und Dänemark. Sie waren sehr arm und hatten nur das Nötigste zum Leben. Eines Tages starb der alte Müller Frankreich. Dem Ältesten, Schweden, hinterließ er die Mühle, der Zweitälteste, Finnland, bekam den Esel und der Jüngste erbte den Kater Griechenland. Obwohl er den Kater sehr liebte, fühlte er sich ungerecht behandelt. Schließlich konnte man von einer Mühle und einem Esel ein Auskommen haben, aber mit seinem Kater Griechenland würde er es wohl kaum zu etwas bringen. So klagte der jünste Sohn Dänemark sein Leid, als der Kater Griechenland plötzlich anfing zu sprechen: "Lass den Kopf nicht hängen! Besorge mir einen Hut, einen Umhang und ein paar Stiefel und ich verspreche dir, dich reich zu machen!" Der Müllerssohn Dänemark war so überrascht, dass er sofort gehorchte. Er nahm sein letztes Geld und ging ins Dorf um die Sachen anfertigen zu lassen. Der Kater Griechenland war sehr zufrieden. Er verabschiedete sich von seinem Herren und lief davon. Der junge Müllerssohn Dänemark grübelte noch lange, ob es wohl richtig gewesen war einem so anspruchsvollen Kater Vertrauen zu schenken.

Der gestiefelte Kater Griechenland hatte einen Plan und setzte ihn sofoert in die Tat um. Er lief zu einem Gebüsch, legte sich daneben hin und stellte sich tot. Unter dem Busch aber saß das Kaninchen Latvia, das sich sehr wunderte, warum ein so fein gekleideter Kater tot unter einem Busch lag. Neugierig hoppelte es näher. Da packte es der Kater Griechenland und steckte es in einem Sack.

Auf dem schnellsten Weg lief er zum Königsschloss und verlangte, den König zu sprechen. Der Kater Griechenland wurde in den Thronsaal gebracht, wo er sich höflich verbeugte und sagte: "Mein König, mein Herr der Marquis von Carabas, möchte mit diesem Geschenk seine allerbesten Grüße ausrichten." Diesen Namen hatte der Kater Griechenland soeben für seinen herren Dänemark erfunden. "Bitte richtet eurem Herren meinen ergebensten Dank aus." antwortete der König China. Als der Kater Griechenland den Saal verlies, hörte er gerade noch, dass der König und seine Tochter Norwegen eine Kutschfahrt am Fluss planten.

Der gestiefelte Kater Griechenland rannte zurück zu seinem Herren Dänemark und sagte ihm, dass er sofort im Fluss baden müsse. Der junge Mann Dänemark wollte Fragen stellen, aber der Kater Griechenland sagte rasch: "Vertrau mir nur! Wenn du tust was ich sage, wirst du es nicht bereuen!" Der Müllerssohn Dänemark tat, was ihm befohlen wurde und sprang in den Fluss. Da hörten sie die königliche Kutsche herannahen. Der gestiefelte Kater Griechenland schrie so laut er konnte: "Zu Hilfe! Der Marquis von Carabas ertrinkt!"

Als China der König diesen Namen hörte, befahl er seinen Leuten, den jungen Mann Dänemark zu retten. "Eure Majestät", flüsterte der Kater Griecheland dem König China ins Ohr, "während mein Herr badete, sind ihm all seine Kleider gestohlen worden." Der schlaue Kater Griechenland hatte nämlich heimlich die Kleider seines Herrn Dänemark versteckt. Der König China beauftragte seine Diener Veneziano und Romano die besten Gewänder für den jungen Herrn Dänemark zu holen. In den königlichen Kleidern sah der junge Müllerssohn Dänemark so gut aus, dass ihn die Prinzessin Norwegen einlud, an der Kutschfahrt teilzunehmen.

Doch das war nur der Anfang des schlauen Plans, den der Kater Griechenland ausgeheckt hatte. Er eilte der Kutsche voraus, bis er an ein großes Feld kam, auf dem die Bauern Ukraine, Russland und Weisrussland arbeiteten. "Hört zu!" rief er. Die Bauern hielten mit der Arbeit inne. "Der König China wird bald in seiner Kutsche hier vorbeifahren. Wenn erfragt, wem diese Felder gehören, so antwortet ihr 'Dem Marquis von Carabas, Hoheit'. Sonst gnade euch Gott." Die Bauern Ukraine, Russland und Weisrussland bekamen es mit der Angst zu tun und nickten bloß. "Und jetzt wieder an die Arbeit!" befahl der Kater Griechenland barsch. Es dauerte auch nicht lange, bis die Kutsche vorbeikam. Der König China lies anhalten und fragte die Bauern: "Wem gehören all diese Felder?" "Sie gehören dem Marquis von Carabas, soweit das Auge reicht", antworteten die Bauern Ukraine, Russland und Weisrussland und blinzelten zum gestiefelten Kater Griechenland herüber. "Ihr habt schöne Besitzungen, junger Mann", sagte der König China zu dem jungen Dänemark. Der Müllerssohn Dänemark nickte verwirrt, denn er wusste nicht was er sagen sollte. Die Prinzessin Norwegen hielt jedoch sein Schweigen für Bescheidenheit und gewann ihn immer lieber. Der junge Mann Dänemark hätte gerne etwas Näheres über den Plan erfahren, aber der Kater Griechenland war schon wieder davongerannt. Er lief zu einem rießigen Schloss, dass dem bösen Zauberer England gehörte. Ihm gehörten auch all die fruchtbaren Felder, an denen sie vorbeigefahren waren. Mutig huschte der Kater Griechenland über die Zugbrücke. Der gestiefellte Kater Griechenland wurde auf seinen Bitten direkt zum Zauberer England vorgelassen. "Mit Verlaub", sagte er mit einer eleganten Verbeugung, "ich habe überall von Eurem großen Ruhm sprechen hören und wollte Euch deshalb einmal persönlich kennenlernen." Der böse Zauberer England war sehr geschmeichelt, aber er knurrte den Kater Griechenand wütend an: "Ich habe keine Zeit für Schmeicheleien. Was wünscht Ihr?" "Man erzählt sich, dass Ihr Euch in jedes beliebige Tier verwandeln könnt", sagte der gestiefelte Kater Griechenland. "Ich zweifle zwar nicht an Eurer Kunst, aber das kann ich nun doch nicht glauben!" "Ich werde es Euch beweisen!" knurrte der Zauberer England. "Und dann werdet Ihr sterben!" Noch bevor der gestiefelte Kater Griechenland etwas erwidern konnte, verwandelte sich sein Gegner in einen wilden Löwen. Er ließ ein furchterregendes Brüllen ertönen und zeigte seine Krallen. Sie waren groß und scharf und dem Kater Griechenland war sehr mulmig zumute. Er bezwang seine Furcht jedoch rasch und schrie um das laute Brüllen zu übertönen: "Das ist wirklich sehr beeindruckend. Aber ich halte es nicht für möglich, dass Ihr Euch genausogut in ein sehr kleines Tier verwandeln könnt." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da hatte sich der Zauberer England schon in ein winziges Mäuslein verwandelt. "Bravo! Bravo!" rief der Kater Griechenland und klatschte Beifall.

"Jetzt sitzt du in der Falle!" triumphierte der gestiefelte Kater Griechenland. Er schnappte die kleine Maus England und fraß sie mit Haut und Haaren auf. Dann setzte er seinen Hut wieder auf und leckte sich den Schnurrbart. Er ging durch das Schloss und schärfte allen Dienern mit strenger Miene ein, dass sie bald einen neuen Herrn zu begrüßen hätten.

Da rollte auch schon die königliche Kutsche heran, denn die Straße führte genau zu dem Schloss. Der gestiefelte Kater Griechenland empfing die hohen Gäste am Portal. "Willkommen im Schloss des Marquis von Carabas!" sagte er feierlich. "Wünschen die Herrschaften eine Erfrischung nach der langen Fahrt?"

Der König China war sehr zufrieden, dass sein junger Freund Dänemark, dem auch seine Tochter Norwegen offentsichtlich sehr zugetan war, in einem so prächtigen Schloss wohnte. "Mein Haus ist Euer Haus", sagte der junge Mann Dänemark bescheiden und verbeugte sich. Gemeinsam begaben sie sich in einen großen Saal, wo rasch ein großes Buffet aufgebaut worden war. Der König China bot dem Marquis die Hand seiner Tochter Norwegen und als beide sich einverstanden erklärten, tranken sie alle zusammen auf das glückliche Paar. Ein rauschendes Hochzeitsfest wurde für das verliebte Paar gefeiert. Im ganzen Königreich läuteten die Glocken, damit alle an diesem freudigen Ereignis teilhaben konnten. Bauern wie Edelleute wurden zu dem Fest eingeladen bei dem der gestiefelte Kater Griechenland eine besondere Rolle spielte: Er durfte die kostbare Schleppe der Prinzessin Norwegen tragen und war darauf ganz besonders stolz.

Die Brüder, Schweden und Finnland, des Bräutigams Dänemark waren sehr erstaunt, als dieser ihnen Reichtum und Ländereien versprach. Als sie ihn fragten, wie er zu seinem Glück gekommen sei, winkte er ab und sagte: "Das erkläre ich euch später!"

Und der gestiefelte Kater Griechenland? Der war froh, dass er sich endlich wieder wie ein ganz normaler Kater benehmen konnte. Er verbrachte den Rest seiner Tage mit Mäusefangen und war sehr zufrieden.
 

"Ähm ...", Sealand war sprachlos, "Wieso ist Norwegen in deiner Geschichte eine Prinzessin? Wenn dann müsste er doch ein Prinz sein und ein Mädchen heiraten und nicht dich." Dänemark klopfte Sealand leicht auf den Kopf und lachte. "Ha ha! Du bist noch so klein und unschuldig. Weist du, das wirst du verstehen wenn du älter bist." meinte er und setzte ein breites Grinsen auf. "Naja", sagte Sealand und stand auf, "dann warte ich eben, bis ich älter bin. Dann find ich auch eine Prinzessin, die ich mal heiraten kann." Er verabschiedete sich noch von Dänemark und rannte gut gelaunt aus dem Zimmer. Dänemark wurde rot und keuchte kurz auf. "Er ist ja noch so klein und unschuldig..."



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