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Journey to Evolution

Mit jedem Schritt wirst du stärker
von

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Im Wald mit lauter Bäumen

„Hast du auch nichts vergessen?“, fragte Rose, als Lily am Morgen das Haus verließ.

„Ich glaube nicht, schließlich haben wir zusammen dreimal nachgesehen“, antwortete sie.

Rose wuschelte ihr über den Kopf. „Dann bist du ja jetzt bereit, dich wieder auf die Reise zu machen. Soll ich schon mal bei Tante Darcy anrufen und ihr Bescheid sagen, dass du abends bei ihr sein wirst?“

„Danke, aber ich werde wohl erst mal im Pokémon Center übernachten und sie morgen besuchen.“ Der Bus kam um die Ecke gefahren, und die Schwestern umarmten sich zum Abschied. „Ich werde dich vermissen.“ Lily hätte schwören können, in Rose' Augen Tränen glitzern zu sehen. Dabei gab sie sich selbst doch solche Mühe, stark zu sein. Nach ein paar Tagen daheim fiel es ihr umso schwerer, wieder aufzubrechen. Doch so sehr sie ihr Zuhause auch liebte, wollte sie doch noch viel mehr von der Welt sehen, und vor allem wollte sie Antworten, die sie in Teak City hoffentlich bekommen würde.

Sie stieg in den Bus und winkte mit dem rechten Arm. Auf dem linken hielt sie Evoli, welches aus Mangel an Armen mit wem Schwanz wedelte. Endivie hielt sich zurück, aber Lily hatte nicht damit gerechnet, dass es in der kurzen Zeit große Gefühle für ihr Zuhause entwickeln würde. Vermutlich freute es sich eher daraus, Bisasam wiederzusehen.

Dieses wartete schon mit seinem Trainer in der Lobby das Pokémon Centers, als Lily dort ankam. Ausnahmsweise war Alex mal nicht mit seinen Pflanzen beschäftigt, sondern las in einem Reiseführer über Johto. Als Lily ihn begrüßte, blickte er auf und lächelte. „Guten Morgen. Ich wollte schon mal ein paar Sehenswürdigkeiten in Teak City aussuchen, die ich mir auf jeden Fall anschauen muss.“

„Zeig mal her.“ Sie ließ sich in den Sitz neben ihn fallen und warf ebenfalls einen Blick in das Büchlein, das gerade bei der Beschreibung des Tanztheaters aufgeschlagen war. „Wusstest du, dass meine Großmutter ein Kimono-Girl war?“

Alex blickte sie überrascht an. „Nein, woher? Das ist aber ziemlich cool, dann musst du dich ja auskennen, oder?“

„Nicht wirklich. Ich erzähle dir aber gern alles, was ich weiß, im Bus.“ Sie erhoben sich und gingen zur Bushaltestelle, um wie zuvor auch den Bus in Richtung Nationalpark zu nehmen. Von dort aus würden sie über Route 36 und 37 zu Fuß weiter gehen.

„Also“, begann Lily, als sie im Bus saßen. Sie hatten einen Viererplatz ergattert und saßen beide jeweils am Gang, Lily in Fahrtrichtung, Alex rückwärts, sodass sie über ihre Pokémon hinweg aus aus dem Fenster sehen konnten. Etwas wehmütig betrachtete Lily die Hochhäuser von Dukatia City, die sie rasch hinter sich ließen, als der Nationalpark näher kam. „Meine Großmutter war, wie gesagt, früher ein Kimono-Girl. Mit ungefähr 20 hat sie dann aber das Tanztheater verlassen, um zu heiraten, und dann meine Tante und meine Mutter bekommen. Mein Großvater ist schon vor einigen Jahren gestorben, aber meine Großmutter lebt noch mit meiner Tante in Teak City.“

Alex musterte sie eingehend. „Vielleicht sollte ich das lieber nicht fragen, aber... wo ist denn deine Mutter?“

Lily streichelte Evoli, welches auf ihrem Schoß saß, und blickte aus dem Fenster auf die Randsiedlung ihrer Heimatstadt. „Ehrlich gesagt, wissen wir das nicht. Ich dachte bis letzte Woche, dass sie tot wäre, aber nun habe ich erfahren, dass sie in den Alph-Ruinen bei ihrer Forschungsarbeit verschwunden ist.“

Auf Alex' Gesicht spiegelte sich echtes Mitgefühl. „Das tut mir Leid. Ich hoffe wirklich für dich, dass ihr sie bald gesund wiederbekommt.“

„Danke.“ Lily rang sich ein Lächeln ab.

Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, bis der Bus sie vor dem Nationalpark absetzte. Dort beschlossen sie, nicht über Route 35 zu laufen, sondern durch den Park zu gehen. Lilys Stimmung besserte sich erheblich, als ein wildes Smettbo nur wenige Meter an ihren vorbei flog und dabei glitzernden Staub in der Luft hinterließ, den Evoli zu erhaschen versuchte. Als es danach aussah, als hätte es einen Kampf mit Lametta hinter sich, konnten die Kinder sich das Lachen einfach nicht verkneifen. Glücklicherweise war Evoli nicht nur verspielt, sondern auch gutmütig und nahm es ihnen nicht übel.

„Johto ist wirklich schön“, meinte Alex, der neben sein Bisasam getreten war und genau wie das Pflanzenpokémon eine seltene Blumenart in einem Beet betrachtete. „In Kanto ist die Erde nicht besonders fruchtbar, deshalb ist es auch schwer, Beeren und so anzupflanzen.“

„Bist du deshalb hergekommen?“, neckte Lily ihn.

„Unter anderem.“ Er grinste.

Sie verließen den Nationalpark in östliche Richtung und gingen ein gutes Stück im Schatten der Bäume, bis sie an eine Gabelung kamen. Bevor sie weiter nach Norden und somit nach Teak City gingen, beschlossen sie, eine Pause einzulegen, und ließen sich auf einem Baumstamm nieder.

„Ich gebe dir ein vegetarisches Reisbällchen gegen eins deiner Eiersandwiches“, schlug Alex vor.

„Abgemacht.“ Der Tausch war besiegelt und ermöglichte beiden mehr Vielfalt beim Mittagessen.

Während des Essens begannen die Pokémon plötzlich, unruhig zu werden. „Was ist denn los?“, fragte Alex verwundert.

„Vielleicht wollen sie einen Nachschlag, heute haben sie ja unheimlich schnell alles aufgegessen.“ Erstaunt blickte Lily auf die leeren Näpfe, zuckte dann aber mit den Schultern und füllte Futter nach. Als sie sich wieder gesetzt hatte, traf sie etwas am Hinterkopf. „Autsch!“ Sie blickte nach oben, konnte aber nichts entdecken. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, jemand hat mit Steinchen nach mir geworfen.“

„Merkwürdig.“ Auch Alex blickte sich um. „Und das hier auch: So schnell können unsere Pokémon doch niemals gegessen haben.“ Tatsächlich waren die Futterschüsseln schon wieder leer.

Lily stand auf und ging zu ihren Pokémon. „Nicht einmal Evoli kann solche Mengen in der kurzen Zeit verdrücken.“ Als sie das kleine Wesen prüfend musterte, sprang es plötzlich auf und rammte seinen Kopf gegen einen nahestehenden Baum. Der schien jedoch härter zu sein als andere, die Evoli gewohnt war, denn es taumelte zurück und verzog das Gesicht. Lily eilte an seine Seite und nahm es tröstend in den Arm.

Alex runzelte die Stirn. „Bilde ich mir das ein, oder hat der Baum gerade getreten?“

„Ich glaube, Evoli hat es einfach nur mit der Kopfnuss übertrieben. Bäume treten doch nicht. Es sei denn...“

„Es sei denn, es handelt sich um einen speziellen Baum.“ Der Junge zuckte seinen PokéDex und hielt ihn auf die Baumgruppe.

„Mogelbaum. Das Imitations-Pokémon versteckt sich in Wäldern, um nicht gefangen zu werden“, ertönte die blecherne Stimme des Geräts.

„Das erklärt natürlich alles.“ Lily beobachtete, wie Alex in seinem Rucksack nach einem Pokéball kramte und dann Bisasam gegen Mogelbaum in den Kampf schickte. Offenbar hatte er vor, das Pokémon zu fangen. „Bisasam, setz Rasierblatt ein!“

Das Pflanzenpokémon gehorchte aufs Wort und schickte eine Ladung scharfer Blätter auf den Gegner. Dieser wurde getroffen, reagierte aber gleich mit einer Steinwurf-Attacke. Dann flüchtete es in den Wald und tarnte sich in einer Reihe Bäume. Alex grinste nur und folgte ihm mit Bisasam, Lily und ihre Pokémon auf dem Fuße.

„Wie willst du es denn jetzt wiederfinden?“, flüsterte Lily.

„Sieh zu und lerne.“ Alex nahm seine Wasserflasche und spritze etwas daraus auf die Baumreihe vor ihnen. Augenblicke später zuckte einer der „Bäume“ und wollte weglaufen, doch Bisasams Rankenhieb hielt ihn an Ort und Stelle. Noch ein Rasierblatt-Angriff und Mogelbaum war so weit geschwächt, dass der Junge versuchsweise den Pokéball warf. Es wackelte ein paar Mal, doch dann erlosch das Licht am Knopf und der Ball lag still. Alex hatte ein neues Mitglied im Team.

„Wow, Glückwunsch!“, gratulierte Lily.

„Danke! Ich glaube, ich lasse es aber erst später raus, lass uns jetzt erst mal unsere Pokémon in Ruhe füttern.“

Sie kamen nun endlich dazu, ihre Mittagspause in Ruhe fortzusetzen, und machten sich dann gestärkt und ohne weitere Zwischenfälle auf den Weg in Richtung Norden, wo sie am frühen Abend Teak City erreichten. Die Dämmerung brach gerade über die alte Stadt herein und tauchte die eh schon mysteriös anmutenden Bauten in ein noch geheimnisvolleres rötliches Licht. Die Luft flimmerte voll, und die Atmosphäre war voll von ungeklärten Mysterien.

Als sie die Stadt betrat, fragte Lily sich, ob sie hier die Antworten bekommen würde, die sie so dringend wollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  yazumi-chan
2015-03-26T19:30:15+00:00 26.03.2015 20:30
Dann geht es bald zu Tante Darcy und der Oma :D Ich frage mich ja schon, wie Mogelbaum es schafft, das ganze Futter aufzufressen, ohne seine Tarnung auffliegen zu lassen, aber das gerade Alex ihn fängt, als Gärtner der er ist, passt irgendwie^^

"welches aus Mangel an Armen mit wem Schwanz wedelte" <- mit dem Schwanz wedelte :)
Ansonsten solides Reisekapitel, ich freue mich auf den anstehenden Konflikt^^
Antwort von:  Yurippe
26.03.2015 20:31
Danke! Das nächste Kapitel ist mein bestes, finde ich.
Von:  fahnm
2011-11-06T20:21:35+00:00 06.11.2011 21:21
Hammer Kapi^^
Von:  Kalliope
2011-11-06T19:23:05+00:00 06.11.2011 20:23
Ich bin froh darüber, dass Lily die Neuigkeiten bezüglich des Verbleibs ihrer Mutter so gut aufgenommen hat. Auch dass Alex so mitfühlend ist, ist schön. :) Die beiden geben wirklich ein gutes Team ab, jedenfalls was ihre Reisegesellschaft angeht.

Mogelbaum ist klasse xD Ich hoffe ja, dass du ihm so viel Persönlichkeit verleihen wirst wie den anderen Pokémon, denn das ist wirklich eine Stärke von dir.


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