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Me and the Yakuza Boy

von

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Come back to me (Teil 1)

COME BACK TO ME
 

2009-November-20 (18:46)
 

Der Flug war ziemlich lang, aber da ich die meiste Zeit eh geschlafen habe, ist es nicht so schlimm gewesen.

Nach der Hälfte der Flugzeit, habe ich dann die Maschine gewechselt und bin in eine normale Umgestiegen. Zum Glück hatte Reita alles für mich geklärt, sodass ich mich darum nicht noch hätte kümmern müssen. Ich frage mich zwar, wie er das geschafft hatte, aber ok. Meine Sorge soll es ja nicht sein.

Kaum im anderen Flieger angekommen, machte ich es mir auf meinem Sitz richtig gemütlich und schlief auch sofort wieder ein.
 

2009-November-21 (17:38)
 

Gerade aus dem Flieger ausgestiegen, suche ich erstmal mein Gepäck und werde mich dann auf den Weg zu Shou und Zora machen. Ich bin ja mal gespannt, wie die beiden reagieren werden, wenn sie mich wieder sehen.

Zora wird bestimmt ein Herzinfarkt bekommen und Shou… bei ihm habe ich keine Ahnung wie er reagieren könnte, da ich ihn ja noch nicht so gut kenne. Aber erst mal abwarten.
 

Ich gehe also aus dem Terminal raus und stehe nun vor dem Flughafen. Eigentlich war ich ja gar nicht so lange unterwegs, aber irgendwie sieht hier alles so anders aus, als früher.

Gott, wie rede ich eigentlich. Früher- man könnte denken, ich sei Jahre weg gewesen, dabei waren es nur Monate.
 

Gerade als ich mich aufmachen will, ein Taxi zu rufen, renne ich in jemanden rein- peinlich.

„Gomen, ich war grad in Gedanken“, entschuldige ich mich und will schon weitergehen.

„Schon ok, ist ja nichts…. passiert… Lenne?“
 

Erschrocken, weil ich mit meinem Namen angesprochen wurde, schaue ich nach oben, da mein Gegenüber doch ziemlich groß ist und dann ist es auch schon passiert.
 

***

Ich glaube mein Herz bleibt stehen.

Das nenne ich ja mal einen Zufall.

Ausgerechnet auf ihn zu stoßen.

Glück muss man haben.

***
 

„Hey Shou“, lächle ich ihn an und finde mich auch sofort in einer Umarmung wieder.

Scheinbar muss er mich vermisst haben, denn ich habe das Gefühl, langsam keine Luft mehr zu bekommen.

„Wie ist das…“

„… möglich?“, führe ich seinen Satz zu Ende.

„Ja.“ Er scheint wirklich sehr erschrocken zu sein.

Ist ja aber auch kein Wunder, aber ich freue mich, dass er sich so freut. Das zeigt mir, dass sie mich noch nicht vergessen haben.
 

„Du… bist du abgehauen?“ fragt Shou und ich schenke ihm ein geknicktes Lächeln.

„So in etwa.“

„Erzähl mir alles. Ich bin so gespannt, was du die ganze Zeit bei diesem Idioten gemacht hast und… hat er dir irgendwas getan?“

„Nein, keine Sorge. Ich bin zwar angeschossen und fast verschüttet wurden, aber Hizu und die anderen hatten damit nichts zu tun.“
 

Für ihn muss es zwar komisch sein, wenn Hizumi jetzt verteidige, aber ich kann ihn ja nicht schlimmer dastehen lassen, als er eigentlich ist, oder?

„Lass uns zu Zora gehen, ja?“, frage ich ihn und hacke mich bei ihm ein.

„Die wird Augen machen.“

„Glaube ich gerne.“
 

Schweigend gehen wir die Straße entlang und steigen dann gemeinsam in Shous Auto ein. Es gibt so viele Sachen, die ich wissen will, aber irgendwie traue ich mich nicht zu fragen.

„Manche Dinge haben sich nicht verändert“, unterbricht Shou die Stille und ich danke ihm im Stillen dafür, auch wenn ich nicht weis, was er damit meint.

„Was meinst du jetzt genau“, will ich von ihm wissen.

„Zora.“ Knappe Antwort, aber mehr braucht er auch gar nicht zu sagen, da ich es mir schon denken kann.
 

Na dann werden wir einfach mal Raten.

„Hand… Arm… Bein… oder vielleicht doch den Hals?“ Fies ich weiss, aber sie müssen ja merken, dass ich wieder zurück bin.

Shou aber lächelt mich nur an. „Was du wieder Denken tust“.

„Nur das Beste, Shou, immer nur das Beste.“

„Versuche es mit dem Arm, dann bist du sehr nahe dran.“

„Geht klar. Was hat sie denn gemacht?“ will ich unbedingt wissen.

„Das frage sie mal lieber selber.“
 

Na das lässt ja nichts Gutes ahnen. Bestimmt hat er sie mal wieder geärgert oder so. Denn wenn es einfach nur ihre Tollpatschigkeit gewesen wäre, dann hätte er es mir Brühwarm erzählt.

Darüber nachdenken kann ich aber nicht weiter, da wir schon am Ziel angekommen sind. Aber Moment Mal, früher- schon wieder dieses Wort- hätten wir doch über eine Stunde gebraucht, wieso sind wir dann jetzt schon da?
 

„Willst du hier irgendwas, oder warum halten wir an?“ frage ich und schaue mich um.

Scheint ja eine sehr noble Gegend zu sein.

„Hier wohnen wir“, kommt es gelassen von Shou und mir fällt die Kinnlade runter.

„Wie jetzt, ihr wohnt hier?“ Haben die im Lotto gewonnen.

„Schaue nicht so. Los komm mit.“

Eilig renne ich ihm hinterher. Na auf diese Erklärung bin ich ja mal gespannt.
 

Vor einem Wunderschönen Haus bleiben wir stehen. E hat einen kleinen Vorgarten, wo etliche Kräuter und Blumen zu finden sind. Das wird wohl Zoras Reich sein. Sie liebt Kräuter ja über alles.

Des Weiteren kommt mir ein kleines Fellknäuel entgegen, was freudig mit seinem Bommelschwänzchen wackelt. Gott ist der putzig.

„Den habe ich Zora geschenkt, als du damals…“

„Wie heißt er?“ frage ich, ohne auf das andere, von ihm gesagte, einzugehen.

„Inu“.

„Irgendwie einfallslos, oder?“ Ich meine man sieht ja, dass das ein Hund ist, da brauche ich ihn doch nicht auch noch so zu nennen oder?
 

„Seit wann kannst du denn Japanisch?“

„Weiss nicht, liegt vielleicht daran, dass ich ein halbes Jahr lang in Japan war“, meine ich etwas schnippig und graule Inu immer noch hinterm Ohr. Scheint dem kleinen zu gefallen, denn der hat sich mittlerweile auf den Rücken gelegt.
 

„Oh“.

„Was soll denn das oh?“, hat er etwa nicht mehr zu sagen.

„Vergiss es, ist nicht so wichtig.“ Er blockt ab, aber wieso.

„Shou…“, wende ich mich an ihn. „Was ist los?“
 

Eine Antwort aber erhalte ich nicht, denn die Eingangstür geht auf und eine, mit einem Gibsarm eingepackte Katastrophe, steht in der Tür.

„Lenne“, vernehme ich ihre Stimme und lasse von dem Hund ab, um auf meine beste Freundin drauf zu zugehen.

„Hey Zora.“
 

2009-Dezember-23 (11:47)
 

Die Tage sind mehr oder weniger an mir vorbei gegangen und ich habe sie ziehen lassen. Normalerweise müsste ich Glücklich sein, denn ich bin wieder zu Hause, bei meinen Freunden. Aber irgendwie kann ich mich nicht richtig darüber freuen.

Ich vermisse Hizumi und nicht nur ihn. Auch Haruka, Kai, Hiroto, Reita, Tsukasa, Zero, Karyu und sogar Aoi, den Spinner.

Sie alle sind in der kurzen Zeit, die ich bei ihnen war, mir ans Herz gewachsen und ich vermisse sie schrecklich.
 

Seit einer Stunde bin ich jetzt schon bei Zora im Zimmer. Eigentlich hatte ich nur vorgehabt ihr eine heiße Zitrone zu bringen, aber irgendwie habe ich es noch nicht geschafft wieder raus zu gehen.

Was aber auch kein Wunder ist, denn Zora und Shou haben das Beste Zimmer im ganzen Haus, mit einer bombigen Aussicht.

Also kein Wunder, dass ich oft dort bin. Man setzt sich in den Sessel, der vorm Fenster steht und lässt seinen Blick nach draußen schweifen.
 

„Bist du schon wieder in Gedanken bei ihnen?“, vernehme ich die Stimme meiner besten Freundin.

„Hm“

„Reichen wir dir denn nicht?“ Zoras Stimme klingt leicht angeschlagen, kein Wunder. Kaum das sie wieder ihren Arm, den sie sich ja beim Schlittschuhlaufen, angebrochen hatte, richtig bewegen kann, hat sie eine schreckliche Erkältung erwischt.
 

Diesmal ist sie aber selber Schuld und kann es nicht auf Shou schieben, der ja schon bei der Schlittschuhsache den Kopf hinhalten musste. Was aber auch gerecht war, muss ich sagen. Immerhin hatte er sie ja zum Wintersport angetrieben und das obwohl er weiss, dass sie auf dem Eis nicht unbedingt eine Katharina Witt ist.
 

Aber diesmal.

Sie musste ja unbedingt mit mir zum Schwimmen gehen. Selber Schuld, wenn man bei minus 10°C das Außenbecken nehmen muss und danach in den wohlig warmen Wirlpool springen will. Ich habe sie ja noch gewarnt aber nein, sie ist ja ein Jahr älter und da muss man ja nicht auf mich hören.

Zu doof aber auch, dass der Wirlpool mit beim Außenbecken war und sie somit aus dem warmen Wasser raus musste.

Dann hatte sie sich auch nicht die Haare geföhnt und tja, zwei Tage später, ist es dann passiert, sie wurde krank.
 

Und wenn sie krank ist, dann haben Shou und ich immer was zum Lachen, denn sie wird noch tollpatschiger, als ohnehin schon.

Gestern zum Beispiel ist sie über ihre eigenen Beine gestolpert und ist die drei kleinen Stufen runter gepurzelt, die das Esszimmer von der Küche trennen. Zum Glück hatte sie kein Geschirr oder so getragen, denn dann hätten wir die Teller bestimmt wegschmeißen können.
 

Aber genug von den Peinlichkeiten meiner besten Freundin. Ich sollte ihr nämlich mal auf ihre Frage antworten, die sie mir vor 10 Minuten gestellt hatte.

„Natürlich reicht ihr mir, aber ich vermisse die anderen nun mal. Das ist doch nicht verboten oder?“

„Das nicht, aber…“ Mitten im Satz hört sie auf und versucht an die eine Packung Taschentücher ran zu kommen, die auf ihrem Nachtischschränkchen liegt.

„Ich weiss schon was du mir sagen willst.“ Gebe ich ihr zu verstehen und reiche ihr das gesuchte.

„Danke“

„Keine Ursache“, meine ich und steuere danach gleich ihre Tür an.
 

Es wird Zeit, uns mal was zum Mittag zu machen. Zum Glück muss ich nur für uns beide Kochen, denn wenn Shou da wäre, müsste ich für fünf kochen, da der feine Herr mehr Appetit hat, als man ihm ansehen tut.

Für den kann man sich echt ein Schwein halten, so viel wie der wegfuttert.
 

„Was willst du heute essen?“, frage ich nach und drücke die Türklinke nach unten.

„Okonomiaki“, sprudelt es sofort aus ihr raus, was mich schmunzeln lässt.

War irgendwie klar, denn es ist ja auch ihr Lieblingsessen. Zwar habe ich es schon mehrmals für sie gekocht, seit ich wieder da bin, aber das stört mich nicht.
 

***

Zum Glück hatte Kai es mir gezeigt gehabt.

Er ist ein so wunderbarer Koch.
 

Mit ihm kann echt keiner mithalten.

Soviel steht schon mal fest.

***
 

„Wie lange willst du da noch rumstehen?“, fragt mich Zora.

„Keine Sorge, du bekommst schon noch dien Essen. Ich werde dich schon nicht verhungern lassen.“

„Da würdest du auch Ärger mit Shou bekommen.“ Da wäre ich mir nicht so sicher.

„Glaubst du?“, frage ich nach und man hört den Sarkasmus in meiner Stimme richtig raus.

„Auch wenn er viel ist, mir würde er immer was von geben, auch wenn es das letzte wäre, was es auf der Welt zu essen gibt.“

Ich lasse sie in ihrem Glauben und verlassen nun endlich ihr Zimmer. Da auch ich so langsam hunger verspüre, sollte ich mich beeilen, sonst gib es bald zwei Hungerleichen.
 

2009-Dezember-23 (18:13)
 

Zora und ich haben es uns in der Stube gemütlich gemacht und schauen uns einen Horrorfilm an. Obwohl ich solche Filme hasse, habe ich mich von ihr überreden lassen. `The Call´, heißt die Grausamkeit die wir uns ansehen und es grenzt an ein Wunder, dass ich noch keinen Herzinfarkt hatte.

Aber wenn man ein Kissen zur Hand hat, was man sich bei Stellen, die man absolut nicht sehen will, vors Gesicht halten kann, ist der Film auch gar nicht mehr so schlimm.
 

Die Musik, die gerade im Film zu hören ist, gefällt mir gar nicht und ich habe mein Kissen schon mal wieder in Griffbereitschaft hingelegt, man kann ja schließlich nie wissen.

Um mich abzulenken, greife ich in unsere Süßigkeitenschüssel und hole mir ein paar Flips raus, die sogleich in meinem Mund verschwinden. Ich liebe die Dinger und könnte glatt drei Packungen davon verschlingen.
 

„Bin wieder zurück“, schreit es aus dem Flur zu uns rein und ich zucke kurzweilig zusammen, da schon wieder so eine komische Musik zu hören war. Hoffen wir mal, dass es keiner gesehen hat.

„Wir sind in der Stube, Liebling“, schreit Zora zurück und schaut kurz zu mir rüber.

„Was“, will ich von ihr wissen, aber eine Antwort bekomme ich nicht.

Wäre aber auch zu viel verlangt gewesen.
 

„Wo bleibt der denn so lange“, frage ich nach, da der Hausherr noch immer nicht zu sehen ist.

„Keine Ahnung. Vielleicht hat er sich verlaufen?“ Bestimmt. „Shou.“

Keine Antwort.
 

Zora nimmt die Fernbedienung und drückt einen Knopf und der Film hält an.

Moment mal. Sagte sie nicht, der DVD-Player sei kaputt und außer `The Call´ käme nichts Passendes im Fernseher?

Die hat mich reingelegt und zwar sowas von. Na die kann was erleben.
 

Zora und ich drehen uns um und wollen einen Blick in den Flur werfen, als wir mit einer riesigen Tanne Bekanntschaft machen.
 

***

Hatten wir uns nicht eigentlich geeinigt, dass wie keine hinstellen wollen?

Oder habe ich einfach mal wieder was nicht mitbekommen?

***
 

„Shou“, fragt Zora leise nach und schon kommt ein brauner Haarschopf, hinter dem Riesen Baum hervor.

„Was ist denn Schatz“, grinst er und schleift ihn weiter in die Mitte des Raumes.

„Waren wir uns nicht einig, dass wie dieses ganze Getue nicht wollen?“ Genau, genau.

„Nein“, ist seine knappe Antwort. „Ihr beide wolltet es nicht, aber ich schon.“

Da scheint wer Weihnachten zu lieben.
 

Die beiden verfallen in eine heftige Diskussion und etliche Minuten später, hat es Shou tatsächlich geschafft, Zora zu überreden, den Baum aufzustellen und ihn zusammen zu schmücken.

So ist es nun, dass ich auf einer Leiter stehe und versuche die Spitze auf dieses blöde Ding zu stecken.

„Warum muss ich das denn machen?“, frage ich nach.

„Weil wir mit was anderem beschäftigt sind“, vernehme ich eine leise Stimme, die ich Zora zuordne.

„Schön und gut, aber ich bin die kleinste von uns und…“, in diesem Moment, schaue ich nach unten und was sehe ich da. Genau, zwei turtelnde Menschen, denen ich am liebsten den Hals rumdrehen würde.

„So ihr seit also beschäftigt ja“, frage ich nach und beide gehen erschrocken auseinander.

„Sorry“, murmelt Zora und geht in meine Richtung.
 

Ich will ihr noch sagen, dass sie vorsichtig sein soll, da ja noch die ganzen Strippen von der Baumbeleuchtung rumliegen, aber da war es auch schon zu spät. Sie fällt der Naselang hin und stützt sich ausgerechnet am Baum an, der zu meinem Leitwesen noch nicht ganz so fest steht.

Der Baum macht also Bekanntschaft mit dem Boden und meine ganze Mühe und Arbeit mit dem ganzen Schmuck, war vergebens.
 

„Ähm, ja… ich würde sagen, da hat jemand den Baum nicht richtig befestigt.“ Mensch du bist ja richtig schlau, Zora.

Wir beide schauen Schuldbewusst zu Shou, dessen Aufgabe dies eigentlich hätte sein sollen und er wird immer kleiner.

„Ich bin nicht alleine Schuld dran“, verteidigt er sich.

„Am besten ihr beide kümmert euch um irgendwas anderes und lasst mich das hier erledigen“, meine ich zu ihnen und scheuche sie aus dem Wohnzimmer raus.
 

„Was sollen wir denn sonst machen“, fragt mich Zora.

„Keine Ahnung. Überlegt was wir morgen essen wollen, oder tut sonst was, nur haltet euch von diesem Baum fern.“

„Ok“, kommt es Glücklich von Shou, der Zora bei der Hand packt und mit sich schleift. „Wir gehen in die Stadt, ich brauche noch ein paar Geschenke.“
 

Eine halbe Stunde später, hatten sie sich umgezogen und ihre Sachen geschnappt gehabt und mich damit alleine gelassen. Glücksehnlicher, endlich habe ich meine Ruhe.
 

2009-Dezember-24 (21:57)
 

Wenn die deutschen gefragt werden, was es zum Heiligen Abend bei ihnen zu essen gibt, werden wohl die meisten, Kartoffelsalat mit Würstchen, antworten und so ist es auch bei uns.

Shou hat sich zwar gesträubt gehabt, denn er wollte unbedingt Raclette essen, aber wir beiden Frauen haben uns durchgesetzt.

Ich frage mich zwar wieso Shou, mit seinem Raclette angekommen ist, denn Zora und ich essen ja nicht so gerne Fleisch, aber naja. Den Mann muss man eben nicht immer verstehen.
 

Shou und Zora sitzen nebeneinander, während ich ihnen gegenüber sitze und mir einen weiteren Löffel Kartoffelsalat genehmige. Der schmeckt aber auch super.

„Wollen wir noch ein Kartenspiel oder so machen, wenn wir fertig mit essen sind?“, fragt Zora in die Runde und nimmt ihren letzten Bissen.

„Von mir aus gerne“, meine ich und schaue dabei Shou an, da er noch nichts dazu gesagt hat.
 

„Shou“, stupst Zora ihn an, aber keine Reaktion.

„Sag nicht, er ist immer noch beleidigt, weil es kein Raclette gibt?“ Wie kann man nur so stur sein.

„Nein bin ich gar nicht.“ Natürlich nicht.

„Jetzt sag schon“, drängt sie ihn und pickst immer wieder in seine Seite.

Wenn man Shou mit etwas ärgern kann, dann ist es, ihn durch zu kitzeln. Der große ist nämlich sowas von Kitzlisch, das es immer wieder Spaß macht.

„Schon gut, ich gebe mich ja geschlagen“, bringt er zwischen Lachen und Weinen hervor.

„Na geht doch“, meine ich nur und fange schon mal an, den Tisch abzuräumen, da wir alle halbwegs fertig sind.

Die kleinen Würstchen, die noch übrig sind, lasse ich einfach stehen, denn die kann man ja auch so zwischendurch essen.
 

Zora und Shou gehen mir, sobald sich letzterer wieder gefasst hatte, zur Hand und im Nu Komma nichts, ist der Tisch wieder frei und wir können mit dem Kartenspielen anfangen.

„Ich bin für Mau-Mau“, meint Shou.

„Nein Poker“, kommt es von Zora.

„Ich wäre lieber für Rommé.“

Und damit hätten wir drei Meinungen.
 

„Was denn nun?“, will Shou wissen und zieht ein Gesicht.

„Keine Ahnung. Wir können ja alles Mal durchspielen?“, meint Zora, aber damit bin ich nicht so richtig einverstanden.

„So lange wollte ich aber auch wieder nicht machen, immerhin ist es schon ganz schön spät.“

„Dann spielen wir Mau-Mau“, sagt Shou. „Immerhin habt ihr euren Willen schon beim Essen bekommen.“

„Wie wäre es mit Schnick-Schnack-Schnuck?“, schlägt Zora vor.

„Ok“, meine ich nur und stelle mich zu meiner besten Freundin.

„Na dann“, meint sie, nachdem auch Shou sich zu uns gesellt hat.

„Schnick-Schnack-Schnuck“, rufen wir zusammen.
 

Shou hat sich für Schere entschieden und Zora und ich uns für Stein. Damit gibt es zwar zwischen uns beiden keine Gewinnerin, aber Shou fällt schon mal weg.
 

„Verdammt aber auch.“ Pech gehabt.

„Was nimmst du auch Schere“, wirft Zora es ihm vor.

„Wieso nicht“, meckert er weiter. „Ihr habt euch gegen mich verschworen, gebt es zu.“

„Nö“, kommt es synchron von uns beiden.

„Ach lass ihn schmollen“, meine ich und mache mich für unsere Runde bereit.

„Shou, dein Part“, ruft Zora und gibt ihm noch einen kleinen Kuss, damit er sich abreagiert.
 

Scheint auf jeden Fall zu wirken, denn er schaut gleich viel freundlicher.

„Schnick-Schnack-Schnuck.“

Und Hurra, wir haben eine Gewinnerin.

„Na prima“, kommt es von meiner Gegnerin. „Ich kann doch gar kein Rommé.“

„Dann bringen wir es dir bei“, meine ich zu ihr und hole schon mal die Karten raus.

Damit kann das Spiel also beginnen.
 

2009-Dezember-24 (22:48)
 

Da Zora ja nicht so gut im Rommé ist, um es nett auszudrücken, haben wir uns schon nach drei Runden für Poker entschieden. Und da Shou ja auch mal, was zu bestimmen haben wollte, ist es nicht beim normalen Poker geblieben, sondern ist zu Strippoker geworden.

Aber ob er sich da einen mit Gefallen getan hat?
 

Ich würde definitiv nein sagen, denn im Gegensatz zu Shou, haben Zora und ich, noch fast alle Klamotten an. Bis auf meine Bluse und Zoras Gürtel, liegen von uns nämlich keine Sachen im Raum rum.

Aber wollen wir uns da beschweren? Nein wollen wir definitiv nicht.
 

„Mir ist kalt“, mault unser kleines Weichei rum.

„Mach dir warme Gedanken“, meine ich zu ihm und beobachte Zora, wie sie ihren Freund genau mustert.

Auch mein Blick wandert zu ihm und ich muss sagen, Gott hat ihn schon gut ausgestattet.

„Klotz nicht so“, lacht Zora mir ins Ohr.

„Was denn“, verteidige ich mich. „Wann bekommt man schon mal so einen Anblick?“

„Stimmt auch wieder, also genieße den Anblick, solange du noch kannst.“

„Mach ich.“

„Ich bin doch kein Anschauungsobjekt“, beschwert sich Shou und greift nach einer Decke, um sich darin einzuwickeln.
 

„Lass das“, kommt es von seiner Freundin und sie versucht ihm die schützende Decke wieder zu entreißen.

„Habt dich nicht so, das bleibt doch alles unter uns.“

„Na und“, schmollt er weiter und kämpft weiterhin, um seine Decke.

„Was heißt da `Dummer Hund´?“, frage ich nach, was Shous Aufmerksamkeit auf mich lenkt.

Dies nutzt Zora natürlich sofort aus und Schwups, ist die Decke verschwunden.

„Ihr seid gemein“, weint Shou spielerisch und verschwindet aus der Stube.

„Los hinterher“, kichert Zora und macht ihrem Freund nach.

„Was für Chaoten“, murmle ich und räume die Karten weg.
 

2009-Dezember-24 (23:57)
 

Das ganze Chaos wieder beseitigt, lasse ich mich erledigt auf das Sofa fallen, als es auch schon an der Tür klingelt.

„Na nu, wer kann denn das noch sein?“, wundere ich mich und gehe Richtung Tür, um nachzusehen.

Auch Shou und Zora haben das Klingeln vernommen, denn beide stecken ihre Köpfe aus ihrem Zimmer und stehen nun mit mir zusammen, vor der Eingangstür.

Die Klinke nach unten drückend, blicke ich gar nicht zu unserem Besucher raus, sondern zu Shou, der irgendwie vergessen hat sich anzukleiden, da er immer noch so rum läuft, wie Gott ihn erschaffen hat.
 

„Hallo Lenne“, höre ich eine vertraute Stimme und mein Herz bleibt fast stehen, als ich in die Augen eines Jungen blicke, den ich hier nicht erwartet hätte.

„Hiroto?“, frage ich vorsichtshalber nach, nur um sicher zu gehen.

„Ich brauche deine Hilfe“, kommt es gehetzt von ihm.

„Was ist passiert?“, will ich wissen und bitte ihn erst einmal rein.

„Ähm“, kommt es nur von diesem.
 

Hirotos Blick schweift zu Shou rüber und bleibt an ihm kleben. Auch ich folge seinem Blick und mit einmal wird mir klar, warum er nicht weiter spricht.

„Ähm Shou, der Junge ist, jedenfalls in eurem Land noch nicht Volljährig.“

„Hä“, antwortet er intelligent und blickt an sich runter.
 

Sein Blick wird panisch, trifft sich mit Zoras und beide sind blitzschnell verschwunden. Eine kleine Staubwolke, ist das einzigste, was von ihnen in diesem Moment noch zu sehen ist.

„Dass die so rennen können, wusste ich ja gar nicht“, schmunzele ich leicht und wende mich sofort wieder Hiroto zu, um ihm erst einmal seine Jacke abzunehmen.

„Geradeaus ist das Wohnzimmer“, meine ich und verschwinde kurz in die Küche.

„Shou, Zora, kommt ihr auch ins Wohnzimmer?“, schreie ich und hoffe, dass sie mich verstanden haben.

„Ja, wir suchen nur noch was anständiges zum Anziehen, für Shou raus“, kommt es zurückgeschrien.
 

Schnell Wasser hinsetzend, stelle ich vier Tassen raus und lege überall einen Teebeutel rein. Für Shou und Zora gibt es weißen Jasmin-Tee und Hiroto und mir, gebe ich einfach schwarzen Tee.

Nachdem auch das Wasser heiß ist, gieße ich den Tee auf, stelle alles auf ein Tablett und gehe zu Hiroto.
 

Der kleine hat sich wohl nicht getraut sich hinzusetzen, denn er steht am Fenster, umfasst seinen Körper und bemerkt nicht mal, wie ich mich neben ihn stelle.

„Ist dir Kalt?“, frage ich leise nach.

„Ein wenig“, murmelt er und sein Körper fängt auch sofort an zu zittern.
 

Zora und Shou sind nun auch wieder da und Zora hat sogar ein paar Klamotten für ihn mitgebracht.

„Ich habe ein paar warme Sachen“, wendet sie sich an Hiroto und führt den armen erst mal zur Couch.

Dieser nimmt sie dankend entgegen und zieht sie sich an.

„Sind zwar viel zu groß für dich, aber den Zweck erfüllen sie trotzdem“, meint sie noch und lächelt dem kleinen liebevoll zu.
 

Nachdem das getan ist, wickelt Shou ihn noch in eine Warme Decke ein und ich halte ihm die dampfende Tasse Tee, vor die Nase.

„Na dann erzähle mal“, meine ich zu unserem Besucher und lege einen Arm um ihn.

„Mein Bruder… Er ist verschwunden“, schnieft er.

Mein erster Gedanke, als ich das höre ist, dieser Arsch.



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