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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Gus Hunger

182) Gus Hunger
 

Sam schreckte aus dem Schlaf, als ihn jemand am Arm zog.

Er versuchte ruhig liegen zu bleiben und lauschte in den Raum. Leise Geräusche drangen an sein Ohr, aber er konnte sie nicht richtig zuordnen.

Wieder zog etwas an seinem Ärmel.

„Sam?“, wisperte der Blonde.

Sam schlug die Augen auf und blickte in die vor Freude strahlenden, grünen Augen seines Bruders. Wieso mussten Kinder solche Frühaufsteher sein?

„Hey“, sagte er heiser. „Warum bist du denn schon aufgestanden?“

„Bin schon ganz lange wach“, antwortete der Blonde.

Der jüngere Winchester setzte sich auf und schaute sich um. Gus hopste durch das Zimmer und inspizierte neugierig Deans Spielzeug. Dann fiel sein Blick auf den Wecker. Es war nach neun.

Jetzt war ihm auch klar, warum sein Bruder auf den Beinen war, immerhin hatte der seit gestern Nachmittag geschlafen!

„Liest du mir vor?“, wollte der jetzt wissen und hielt Sam das Feuerwehrbuch hin.

„Komm rein“, antwortete der nickend und hob seine Decke etwas an. Er hatte noch keine Lust aufzustehen und diese Kuschelzeit mit Dean rief so viele schöne Erinnerungen in ihm wach, als das er sie sich verwehren wollte.

Dean setzte sich zwischen seine Beine, sodass er über seine Schulter mit ihm ins Buch schauen und die wenigen Texte vorlesen konnte.

Sie hatten etwas mehr als die Hälfte geschafft, als es an der Tür klopfte.

„Ich bin's, Bobby“, meldete sich der Freund bevor Sam nachfragen konnte.

„Komm rein“, antwortete der jüngere Winchester. „Es ist offen.“ Er hatte, ganz entgegen ihrer sonstigen Vorsicht, nicht abgeschlossen, nachdem der Jäger weit nach Mitternacht gegangen war. Er war nur noch müde ins Bett gekippt und sofort eingeschlafen.

Der Ältere betrat das Zimmer. Er hob kurz die Augenbrauen, als er seine Jungs zusammen im Bett sitzen sah, sagte aber nichts. Es war mehr als ungewohnt, Sam und Dean so kuscheln zu sehen und er musste zugeben, dass er wirklich froh war, dass das nur ein vorübergehender Zustand war. Auch wenn es irgendwie schön anzusehen war, die Brüder so einträglich zusammen zu sehen.

Er wollte die beiden lieber heute als morgen in ihrem normalen Zustand haben.

„Wir lesen hier noch fertig“, sagte Sam ruhig und wandte sich wieder dem Buch zu, während Bobby etwas Unverständliches brummelte, in einem Ton, der am ehesten Zustimmung signalisierte und das mitgebrachte Frühstück auf dem Tisch verteilte. Er ging das Geschirr aus dem kleinen Kochbereich holen.

Diesen unbeobachteten Moment nutzte die Krähe. um erst auf den Stuhl und dann auf die Tischplatte zu springen und die Tüten zu untersuchen.

„Wirst du das wohl lassen, du verfressenes Federknäul!“, schimpfte der Jäger und vertrieb den Vogel.

Der flatterte noch etwas ungelenk auf das Bett und schüttelte sich missbilligend.

„Gus Hunger“, krächzte er kaum verständlich.

„Gar nich wahr! Ich hab dich vorhin gefüttert!“, maulte Dean beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war so stolz auf sich gewesen, dass er das alleine gemacht hatte und dann ignoriert der blöde Vogel seine Bemühungen einfach!

Sam und Bobby erwachten aus ihrer sprachlosen Starre und prusteten los, bis ihnen die Tränen in die Augen traten. Dean war zu niedlich, wie er da saß und Gus legte den Kopf mal in die eine und mal in die andere Richtung schief und musterte die Menschen aus schwarzen Knopfaugen.

Der Blonde schmollte. Er verstand nicht warum die Männer lachten. Er hatte dem Vogel doch wirklich schon Fleisch aus dem Kühlschrank gegeben!

Endlich beruhigte Sam sich keuchend.

„Hab ihn wirklich schon gefüttert!“, maulte Dean.

„Das glaube ich dir sogar.“

„Wir haben dich nicht ausgelacht“, bestätigte jetzt auch Bobby und kämpfte darum ein ernstes Gesicht zu machen.

„Gus Hunger!“ meldete sich der Vogel erneut und sorgte für einen weiteren Lachanfall.

„Gus lügt!“, schimpfte Dean laut.

Bobby erbarmte sich des verfressenen Federballs. Noch immer vor sich hin glucksend, trug er das schwarze Bündel in die Küche und holte die Schale mit dem Fleisch aus dem Kühlschrank um ihn wieder zu füttern.

„Ich hab ihn gefüttert! Gas lügt!“ Dean klappte das Buch zu. Er hatte keine Lust mehr darauf. Er schmollte noch immer.

„Gus ist verfressen. Der hat bestimmt schon vergessen, dass du ihm heute schon was gegeben hast“, versuchte Sam seinen Bruder wieder gnädig zu stimmen.

„Gus ist doof!“

„Komm, wir machen uns fertig, nicht dass Gus uns unser Frühstück auch noch wegfuttert“, versuchte Sam den Blonden abzulenken. Das stellte sich jedoch als schwieriger heraus, als er angenommen hatte, denn Dean schmollte auch während des Frühstücks weiter und sorgte dafür, dass Bobby und Sam sich mächtig zusammenreißen mussten, um nicht wieder laut loszulachen.

Gus kümmerte das wenig. Er hopste über Stuhl und Kommode auf ein Wandregal, verkündete noch einmal: „Gus Hunger“ und schob seinen Kopf unter einen Flügel um zu schlafen.

Sam und Bobby schauten sich an und versuchten nicht zu lachen.

„Gar nich Gus Hunger! Gus müde!“, verbesserte Dean den Vogel und sorgte dafür, dass die Bemühungen der beiden vollkommen sinnlos waren.
 

„Was hast du gestern noch herausgefunden?“, wollte der Ältere wissen, um sich irgendwie abzulenken.

„Ich hab nicht mehr lange weiter gemacht. Ich war auch zu müde, aber ich hoffe, wir werden heute fertig.“

Bobby nickte zustimmend und stand auf.

„Hilfst du mir den Tisch abzuräumen?“, fragte er Dean und gab ihm, nachdem er nickend aufgestanden war die Teller. Sofort lief der los und trug sie zur Spüle.

Schnell waren sie fertig.

„Machsu?“, wollte der Blonde wissen und machte einen langen Hals um auf Sams Bildschirm schauen zu können.

„Ich muss hier etwas suchen.“

„Was?“

„Ich suche nach jemandem. Hast du Lust für Bobby ein Bild zu malen?“, versuchte Sam ihn abzulenken und gleichzeitig so zu beschäftigen, dass er hier mit am Tisch sitzen konnte.

„Hm“, überlegte er einen Moment, um dann nickend seine Stifte zu holen. Er setzte sich neben seinen Bruder, schob die Zungespitze zwischen die Lippen und begann zu malen.
 

Den ganzen Tag über wechselten sich Sam und Bobby bei der Betreuung des Blonden ab. Er sollte auf keinen Fall unter ihrer Suche leiden müssen, denn auch wenn es letztendlich für ihn war, würde er das nicht verstehen und so baute Bobby mit ihm Lego-Häuser, bei denen Sam dann mit ihm unter lautem Tatü-tata die größten Brände löschte, während der Ältere weiter recherchierte. Später ging der dann mit Dean zu einem Diner, um ihnen etwas zu essen zu besorgen und Sam nutzte diese Zeit um Ohio nach weiteren Kyle Raileys abzusuchen.

Sie fütterten Gus, der sich passend zur Essenszeit mit einem lauten: „Gus Hunger“ auch mal wieder ins Geschehen einbrachte. Danach las Sam mit dem Blonden zum gefühlt tausendsten Mal das Feuerwehrbuch und als sie fertig waren, zeigte Bobby ihm wie man „Bobby“ und „Gus“ schrieb.

Als Dean nach dem Abendbrot, baden, den Schlümpfen und nur einem Kapitel Puh-Bär endlich schlief, atmeten die beiden hörbar auf.

Dieser Tag war anstrengend gewesen.

Jetzt wollten sie nur noch ihre Recherchen beenden, um endlich die richtiger Körper mit den richtigen Seelen zusammenbringen zu können.
 

Wieder gähnte Bobby und massierte sich seinen schmerzenden Nacken.

„Warum gehst du nicht ins Bett?“, wollte der Jünger wissen.

„Und dann willst du morgen weiter machen?“

„Nein, ich mache hier noch fertig. So lange wird es wohl nicht mehr dauern.“

„Wie lange meinst du?“

„Halbe Stunde?“

„Dann warte ich. Wenn Dean morgen früh wieder dazwischen wuselt, dauert es doppelt so lange. Wenn wir Glück haben, können wir morgen schon weiter.“ Bobby stand auf, holte noch zwei Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich in den Sessel.

Ganz automatisch wanderte sein Blick zu dem Bett, in dem Dean schlief. Zu sehen war von ihm nicht viel und er wusste ja auch, dass es ihm soweit gut ging. Ging es ihm gut?

Eigentlich konnte er es nur hoffen. Was er wusste war, dass es seinem Körper soweit gut ging. Was mit seiner Seele war, würden sie erst erfahren, wenn sie den Kyle gefunden hatten.

Aber selbst wenn er nur von dem ausging was er hier sah und bedachte, dass es ihm wahrscheinlich besser ging als in der Zeit als er wirklich fünf war, er wollte seinen Jungen wieder!

Es war nicht richtig, dass Dean vor Sam ins Bett ging. Es zerriss ihm fast die Seele dem Blonden dabei zusehen zu müssen, wie er seine Autos schiebend über den Boden rutschte. Es tat weh zu sehen, wie er mit Sam kuschelte, nicht weil er das tat, sondern weil er das unter normalen Umständen nie so tun würde!

Nein! Er konnte nicht schlafen gehen, schon gar nicht wenn er daran dachte, dass Sam die Lösung vielleicht finden würde.
 

„Ich denke ich bin fertig“, riss der jüngere Winchester ihn aus seinen trüben Gedanken.

Sam streckte sich und gähnte. Mit leisem Stöhnen massierte er seinen schmerzenden Nacken. Er warf einen Blick auf die Uhr. Fast zwei. Nur um sich zu bewegen, ging er zu Dean, legte ihm Caro wieder richtig in den Arm und zog die Decke etwas höher, dann blickte er zu Bobby, der wieder aufstand und zum Tisch zurück kam.

Sein Blick wanderte noch einmal zu Dean.

„Was hast du?“, wollte der Jäger wissen.

„Okay“, Sam blätterte in seinen Unterlagen. „In Kentucky habe ich vier Personen, die auf den Namen Kyle Railey hören und im Alter zwischen drei und acht sind. In Florence der ist sieben, in Evanville vier, in Lexington fünf und in London sieben.“, begann er einfach mit dem Staat in dem er zuerst gesucht hatte.

„Bis auf den aus Lexington können wir die anderen erst einmal vernachlässigen“, schlug der Bärtige vor. „Genau wie die zwei aus Virginia. Da ist einer aus Beckley drei und der in Maryland wohnt ist auch sieben.“

„Bleibt Ohio. Canton vier, Delphos fünf, Lima fünf und Massillon acht.“

„Hast du die Adressen?“, wollte Bobby sofort wissen.

„Moment!“, er blätterte ein paar Blatt zurück. „Also der aus Lexington, Kentucky wohnt Melbourne Way.“ Wieder blätterte er. „Delphos, State Road und Lima, Carolina Avenue.“

„Dann sollten wir uns zuerst den in Lima anschauen.“

„Warum den?“

„Was hat Pamela über Kyle gesagt?“

„Das ein Vogel auf dem Nummernschild ist, dass er rot mag und irgendwas von Carolin.“

„Genau.“

„Carolina Avenue“, sagte Sam in einem Ton, der erkennen ließ, wie sehr er über sich selbst enttäuscht war. Darauf hätte er auch selbst kommen können.

„Okay, dann fahren wir morgen Richtung Lima.“

„Bobby nickte.

„Manchmal wünschte ich wirklich, dass wir fliegen könnten, oder das Land nicht so riesig wäre.“

„Wie hat euer Dad das denn damals mit euch gemacht?“, wollte der Ältere wissen.

„Er ist gefahren, bis wir da waren. Gespielt haben wir auf der Rückbank, soweit man das spielen nennen konnte. Als ich größer war hat sich Dean auf den Beifahrersitz gesetzt, damit ich mehr Platz hatte. Offiziell natürlich, weil er der Ältere war und ihm dieser Platz somit gebührte. Aber ich bin nicht Dad. Ich werde Dean weiterhin höchstens vier Stunden zumuten!“

„Ist die schon mal aufgefallen, dass du Dad sagst, Dean aber John?“

„Nein. Du meinst...“

„Ich habe nur ausgesprochen, was mir aufgefallen ist“, wehrte der Ältere ab. Er würde den Teufel tun, eine Vermutung zu äußern. Deans Gefühle waren kompliziert und das Verhältnis zu seinem Vater wohl noch ein wenig komplizierter. Die bedingungslose Zuneigung, die er John gegenüber früher empfunden hatte, gab es wohl schon länger nicht mehr. Der Blonde schien seinen Dad inzwischen sehr viel differenzierter zu sehen.

Er erhob sich und ging zur Tür. Nicht dass Sam noch weiter nachfragen würde.

„Wir sehen uns morgen“, verabschiedete er sich.



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