Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Waffenstillstand

166) Waffenstillstand
 

Der jüngere Winchester setzte sich auf sein Bett, seinen Blick auf Dean gerichtet. Er wollte dabei sein, wenn der wieder zu sich kam.

Während er wartete, ging er die letzten Minuten in Gedanken immer wieder durch. Etwas war faul. Irgendetwas passte ganz und gar nicht!

Und dann fiel es ihm ein. Sein Bruder hatte nicht reagiert, als er ihn geschlagen hatte. Erst als seine Hand Deans Gesicht getroffen hatte, war er zu Boden gegangen. Doch egal wie gut sich sein Bruder ihm Griff gehabt hätte, seine Instinkte hätten auf diese drohende Gefahr reagiert und ihn ausweichen lassen, bevor seine Hand getroffen hätte.

Und da war noch etwas.

Deans Augen! Sie waren immer so voller Leben, wissend und oft genug blitzten sie regelrecht, vor Freude. Seit gestern war in ihnen aber nur Scheu und Unsicherheit zu erkennen gewesen und oft genug Angst. Angst vor ihm!

Selbst wenn Dean ihm nur einen Streich hätte spielen wollen, und wenn er sich so gut unter Kontrolle gehabt hätte, seine Augen hätte er nicht so verstellen können!

Warum war ihm das denn nicht früher aufgefallen?

Verdammt! Das war kein Streich! Wenn, dann hätte sein Bruder für diese Leistung einen Oskar, ´nen Emmi und sämtliche Schauspielpreise der Welt bekommen sollen, aber Dean wollte ihn nicht verarschen, sich nicht über ihn lustig machen und er hatte es nicht bemerkt! Was war er doch für ein ignoranter Bruder! Und er wollte besser sein als Dean? Wohl eher nicht!

Doch was war mit Dean passiert? War er noch sein Bruder?

Sam kam es vor als wären Stunden vergangen, bis der Blonde sich wieder regte, es waren jedoch nur ein paar Minuten gewesen.

Deans Lider flatterten. Langsam klärte sich sein Blick und das erste, das er sah, war Sam.

Panisch riss er die Augen auf als der ihm immer näher kam. Instinktiv versuchte er zu fliehen und rutschte immer weiter von ihm weg. Auf der Bettkante verlor er den Halt und fiel, schon wieder, zu Boden.

Schnell ging Sam um das Bett herum und trat langsam an seinen Bruder heran.

„Sch“, machte er leise, ging in die Hocke und hielt dem Blonden seine offenen Handflächen hin.

Dean versuchte sich noch weiter gegen den Nachttisch zu drängen und wimmerte leise, als der nicht mehr nachgab.

„Bitte Dean, ich will dir nicht weh tun. Ich möchte mit dir reden“, versuchte er es leise.

Ergeben nickte der nach einer Weile. Gegen den Riesen hatte er ja eh keine Chance! Er zuckte zusammen, als Sam ihn berührte.

In Sams Augen flackerte Trauer ob dieser Reaktion. Was hatte er nur angerichtet, wenn sich sein Bruder jetzt schon vor ihm fürchtete!

Er half dem Blonden hoch und dirigierte ihn auf das Bett, dann zog er ein Taschentuch hervor und wischte ihm vorsichtig die Tränen von den Wangen.

„Kannst du mich sagen, wie du heißt?“, fragte er, nachdem er sich ihm gegenüber auf sein Bett gesetzt hatte.

„Du sagst Dean zu mir!“, nuschelte der Blonde leise.

„Ich weiß. Aber heißt du auch so?“

Ein ängstliches Schulterzucken war die Antwort.

„Woran kannst du dich alles erinnern?“

„Ein Gespenst, groß und durchsichtig im Dunkeln. Hatte Angst! Und dann hast du mich immer wieder angebrüllt!“

Sam schluckte. Wie musste sich sein Bruder die letzten Stunden gefühlt haben? Er atmete tief durch.

„Und davor?“

Der Blonde schüttelte nur kurz den Kopf. Er wusste nicht, was davor war, aber das Gespenst war so gruselig, dass er sich daran noch erinnern konnte.

„Es tut mir leid“, schniefte er und schaute seinem Gegenüber in die Augen.

„Es war nicht deine Schuld.“

Wieder gab es nur ein Schulterzucken.

„Hast du Geschwister?“

Ein zögerliches Kopfschütteln.

‚Was auch sonst? Mit so jemandem wie mir würde ich auch nicht verwandt sein wollen, wenn der so mit mir umgehen würde’, überlegte der Dunkelhaarige.

„Weißt du wo du wohnst?“

Auch auf diese Frage gab es nur ein Kopfschütteln und dann rollten die mühsam zurückgehaltenen Tränen wieder.

Sam hockte sich von seinen Bruder, legte ihm eine Hand an die Wange und wischte die Tränen weg.

„Hey“, sagte er leise, „wir schaffen das schon, okay?“

„Weiß nicht“, schniefte der Blonde.

„Wie alt bist du?“, wollte Sam wissen. Vielleicht konnte er Dean ja so von seinem Kummer ablenken und erfahren worauf er sich einstellen musste.

Ein breites Strahlen legte sich auf das noch tränenfeuchte Gesicht: „Fümf“, erklärte er und hielt Sam seine Hand mit allen Fingern weit abgespreizt vor die Nase.

‚Oh mein Gott!‘ Der Jüngere schluckte hart.

„Hast du Hunger?“, wollte der jüngere Winchester wissen und stand auf. Er holte einen Schokoriegel und hielt ihn seinem Bruder hin. Zögernd griff der zu.

„Möchtest du fernsehen?“ So schnell fiel Sam nichts ein, was er mit einem Fünfjährigen anstellen konnte, mal abgesehen davon, dass er sich jetzt lieber vor seinen Laptop setzen und nach Möglichkeiten suchen wollte, wie ein erwachsener Mensch plötzlich zu einem Fünfjährigen mutieren konnte. Ging das überhaupt, oder spielte ihm sein Bruder noch immer etwas vor?

Er schob diesen Verdacht rigoros beiseite und schimpfte sich innerlich als Idioten. Er hatte das doch jetzt nicht wirklich gedacht, oder? So weit würde selbst Dean nicht gehen nur, um als letzter lachen zu können. Mal abgesehen davon, dass er sich nie freiwillig wie ein Fünfjähriger behandeln lassen würde.

Er schaltete den Fernseher ein und blieb letztendlich bei einem Kanal hängen, der Trickfilme zeigte. Gerade liefen die Schlümpfe.

Vorsichtig rutschte Dean vom Bett, schaute den Langen noch einmal fragend an und setzte sich, als der nickte, vor den Apparat. Gebannt verfolgte er das Treiben der blauen Gesellen.
 

Als Sam am nächsten Morgen erwachte, lauschte er für einen Augenblick in den Raum. Vielleicht entpuppte sich das Ganze ja als schlechter Traum?

Er konnte nur die ruhigen Atemgeräusche seines Bruders hören. Seines Bruders? War er noch sein Bruder? Er hatte, nachdem er Dean ins Bett gebracht, und ihm eine Geschichte zum Einschlafen erzählt hatte, noch die halbe Nacht recherchiert, aber nicht wirklich eine Lösung für ihr Problem gefunden. Es gab Seelenwanderungen, Flüche, Geister oder Dämonen, die von Menschen Besitz ergriffen. Wechselbälger tauschten ihre Kinder gegen die der Menschen, um sich von ihnen zu ernähren. Hexen konnten Zauber wirken, die einem Menschen die Identität nahmen. Letztendlich war er sich in der Nacht nur darüber klar geworden, dass er keine Lösung finden konnte, solange er nicht wusste, was Dean war und was mit ihm passiert war. Wenigstens zwei ihrer Feinde konnte er ziemlich schnell herausfinden und gegebenenfalls ausschließen.

Er steckte sich, schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Sein Blick fiel sofort auf Dean, der noch schlief.

Sie hatten gestern Abend zusammen noch einige Trickfilme gesehen, danach hatte er etwas zu essen geholt und seinem Bruder später geholfen, sich fürs Bett fertig zu machen. Er wollte zwar nicht so weit gehen, dass er behauptete, sie hätten Freundschaft geschlossen, aber immerhin so etwas wie einen Waffenstillstand hatten sie zustande bekommen. Jetzt konnte er wohl nur auf die vergehende Zeit hoffen und darauf, dass Kinder schnell vergaßen.

'Verdammt', schimpfte er sich in Gedanken. Jetzt grübelte er schon über ihre Zukunft nach, dabei wusste er noch nicht einmal, was passiert war. Vielleicht sollte er erstmal einen Schritt nach dem anderen tun!

Und das Wichtigste jetzt, war wohl Frühstück.

Er deckte seinen Bruder wieder richtig zu, der schien sich wohl öfter mit seiner Decke zu verzanken, und ging ins Bad. Schnell kontrollierte er seine Schulter auf Bissstellen.

Nichts. Also kein Wechselbalg. Wäre aber auch eher ungewöhnlich gewesen, da die eigentlich nur richtige Kinder tauschten.
 

Nachdem er den Tisch gedeckt und Kaffee aufgesetzt hatte, weckte er den Blonden. Der streckte sich, rieb sich die Augen und rutschte aus dem Bett.

„Christo!“

Dean schaute den Langen mit großen Augen fragend an.

„Ich hab nicht dich gemeint“, versuchte Sam zu sich raustzureden und seine Freude zu verbergen. Deans Augen hatten sich nicht schwarz eingefärbt. Zwei Feinde weniger, die er verdächtigen musste. Allerdings waren damit auch die zwei verhältnismäßig einfachsten Lösungen weggefallen. Blieben noch drei und er hatte keine Ahnung, wie er davon auch nur einen weiteren ausschließen konnte. Er musste also weiter in alle Richtungen ermitteln.

Er war so in seinen Gedanken vertieft gewesen, dass er erst jetzt merkte, wie Dean an seiner Jacke zupfte. Fragend blickte er ihn an.

„Ich muss mal“, sagte der leise.

„Oh. Entschuldige!“, schnell machte er den Weg frei und der Blonde flitzte ins Bad.

„Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid“, rief Sam ihm noch nach.

Letztendlich musste er jedoch nur beim Schließen des Hosenknopfes und dem Binden der Schnürsenkel helfen. Vielleicht konnten sie das ja in nächster Zeit mal üben.
 

„Kannst du dich an deine Mom erinnern? Hat sie lange Haare? Blond vielleicht?“, fragte er beim Essen.

„Ich weiß nicht“, nuschelte der Blonde hilflos.

„Ist nicht schlimm“, beruhigte Sam sofort. Aber wenn er etwas über seine Eltern heraus finden konnte, wäre ihm das eine große Hilfe, zu klären, ob es noch Dean war, oder ein anderes Kind in seinem Körper steckte. Doch selbst wenn er das wusste, war er noch keinen Schritt weiter! Wie sollte er denn je herausbekommen, was, wann, wie und wieso passiert war? War es schon länger her? Wenn ja, wieso war sein Bruder dann erst jetzt zum Kind geworden? Oder war es erst kürzlich passiert? Viel zu viele Fragen, von denen Sam jetzt schon Kopfschmerzen zu bekommen schien.

Das Beste würde sein, sie würden zu Bobby fahren und mit dem alten Freund dieses Problem klären.

„Was hältst du davon, wenn wir gleich zu Bobby fahren“, fragte er den Blonden.

„Bobby?“

„Ja, er ist ein guter Freund und kann uns bestimmt helfen.“

Dean zuckte mit den Schultern und nickte dann aber vorsichtig. Er war sich noch nicht sicher, wie er auf den Langen reagieren sollte. Jetzt war er freundlich. Würde er das auch bleiben?
 

„Hey, was hältst du davon, wenn du schon mal nach draußen gehst, während ich unsere Sachen packe?“, schlug Sam vor, nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten.

Der Blonde nickte, zog sich seine Jacke über und ging hinaus.

Sam lächelte und blickte ihm durch ein Fenster hinterher, wie er über den Parkplatz lief, dann wandte er sich ihren Taschen zu und begann alles einzupacken.
 

Der blonde Winchester ging zu dem nachtschwarzen Fahrzeug, mit dem sie hierher gekommen waren. Ein paar Mal lief er drumherum und ließ seine Hand über den glänzenden Lack gleiten. Neben dem vorderen Reifen lag ein Stein, den er über den Boden kickte. Wie ein Fußballspieler trieb er den Kiesel immer näher an die Straße heran.
 

Ein Krankenwagen fuhr vorüber.

„Hast du das gesehen? Das war Dean Winchester! Ich will ihn! Die Lamia wird sich freuen!“, sagte die Beifahrerin und packte den Mann, der die Uniform eines Rettungshelfers trug und hinter dem Steuer saß, am Arm. Er wandte ihr den Kopf zu und schaute in ihre rabenschwarzen Augen. Er nickte, während sich auch seine Augen schwarz färbten.

An der nächsten Kreuzung wendete er.

„Das ist nicht der Winchester!“, erklärte der Dämon ruhig.

„Nein, die Seele ist fremd. Aber es ist sein Körper! Wir nehmen ihn mit!“

Der Krankenwagen kam neben Dean zum Stehen. Die beiden stiegen aus und gingen zu dem Blonden, der fast neben dem Heck des Wagens stand.

„Hey Kleiner, weißt du in welchem Zimmer dem Mann schlecht geworden ist?“, wollte die Frau ein wenig drängend wissen. Dean schüttelte den Kopf.

Der Fahrer öffnete die Hecktüren des Transporters.

Und dann ging alles ganz schnell.

Die Frau griff sich den Winchester und zerrte ihn zu der Ladefläche auf der ihr Helfer inzwischen wartete. Dean schrie erschrocken auf, strampelte und schlug um sich, doch seine Kräfte reichten nicht aus. Der Rettungshelfer packte seine Arme und zerrte ihn in den Wagen. Die Ärztin schlug die Türen zu, rannte zur Fahrerseite, stieg ein und raste mit eingeschalteten Signalen davon.

Erst außerhalb der Stadt hielt sie an, um ihrem Partner zu helfen. Während der den Winchester weiterhin mit seinen Kräften an die Trage presste, fesselte sie ihn mit Gurten und stopfte ihm ein paar sterile Lappen in den Mund.

In aller Ruhe machten sie sich danach auf den Weg zu ihrer Herrin. Die würde Augen machen über ihren Fang.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück