Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Herkules oder Odysseus

152) Herkules oder Odysseus
 

„Ich möchte mir das Haus von der deVendt noch mal anschauen“, sagte er heiser.

„Dean?“, fragte Sam besorgt. Was war mit seinem Großen?

„Bin okay!“, antwortete der hastig.

‚Klar, bist du!’, dachte sich der Jüngere, doch er wollte nicht tiefer bohren. Diesen Verlust, diese Trauer, die bei diesen Worten in Deans Augen lagen, hatte er schon einmal gesehen und damals hatte sein Bruder von Mom gesprochen. Wenn er wirklich von ihr geträumt hatte, musste das die alten Wunden wieder aufgerissen haben. Sein Großer litt unter dem Verlust, dessen war sich Sam mehr als sicher.

Der Blonde trank seinen Kaffee aus und erhob sich hektisch.

„Ich zahle“, sagte er und ging zur Theke.

„Was war das denn?“, wollte Bobby mit einem besorgten Blick auf den Blonden wissen.

„Schmerzhafte Erinnerungen“, sagte Sam nur. Wenn Dean reden wollte, dann sollte er es von sich aus tun.

Der alte Freund nickte verstehend. Auch ihn überfielen die Erinnerungen an die glücklichen Zeiten in seinem Leben so hin und wieder ungefragt, und sie taten immer noch weh.

Schweigend tranken sie ihren Kaffee aus und gingen zum Wagen. Der Blonde würde auch gleich folgen.
 

Dean wandte sich vom Tresen zur Tür. Er verstaute sein Portmonee und sah zu, wie eine Familie mit drei Kindern das Dinner betrat.

Das Mädchen schien die Älteste zu sein. Die Eltern folgten ihr und danach kam ein kleiner Junge von vielleicht fünf. Sein älterer Bruder folgte ihm auf dem Fuß.

„Kyle“, rief der und schoss, als der Kleine sich umdrehte, einen Papierflieger in seine Richtung.

Das Flugzeug drehte jedoch weit vor ihm ab und flog direkt auf Dean zu.

Der Winchester fing den Flieger kurz bevor er ihm gegen die Brust piekte.

Der Kleine schaute zu Dean und dann fragend zu seinem Bruder.

„Du solltest den fangen, man!“, kommentierte der den Blick und ging breit grinsend zum Tisch.

„Du hast vollkommen falsch geschossen!“, schniefte der Kleinere.

„Pech!“

„Aber das ist mein Flieger!“

„Dann hol ihn dir doch wieder!“, grinste der Ältere breit.

Kyle schniefte. Er schaute unschlüssig zu dem Winchester, zuckte mit den Schultern und marschierte auf ihn zu.

Dean hatte den kurzen Wortwechsel interessiert beobachtet. Er hätte seinen kleinen Bruder jedenfalls nicht so abgekanzelt. Aber er hätte auch besser gezielt.

Der Kleine stand inzwischen vor Dean, fasste den Saum seiner Jacke und zog daran.

Dean blickte zu ihm runter.

„Kann ich meinen Flieger wieder kriegen?“, fragte er ruhig.

„Aber klar“, lächelte Dean ihn an. „Bitte schön!“ Er reichte ihm den Flieger. Ihre Hände berührten sich kurz.

„Autsch!“, schimpfte der Junge und auch Dean schüttelte kurz seine Hand. Er hatte heftig einen gewischt bekommen.

Sofort hockte er sich vor den Jungen, der ihn verdattert ansah.

„Alles okay bei dir? Hast du dir weg getan?“, fragte er besorgt und musterte ihn eindringlich.

„Nicht so schlimm“, schniefte der Junge. Vorsichtig nahm er sein Flugzeug entgegen. Wieder schien es zwischen ihren Händen zu knistern.

Dean runzelte die Stirn. Der Junge war aber ganz schön geladen. Er grinste bei der Doppeldeutigkeit seines Gedanken. Dabei schien er der friedlichere der Jungs zu sein.

Noch im Hinausgehen hörte er, wie Kyle triumphierend zu seinem Bruder sagte:

„Ich hab ihn wieder und du bekommst ihn nicht mehr!“
 

„Wo bleibst du denn so lange?“, fragte Sam, als der Blonde endlich in Bobbys Wagen einstieg.

„Musste noch einem Flieger ausweichen“, erklärte der nur.

„Und wohin jetzt?“, wollte Bobby wissen.

„Zum Haus der deVendt“, sagte Dean ruhig. „Ich … keine Ahnung. Vielleicht will ich einfach mit eigenen Augen sehen, dass sie diejenige welche war und nicht nur eine Marionette und die treibende Kraft lebt noch und macht fröhlich weiter. Immerhin konnte sie Menschen einen Teil ihrer Lebenszeit abzapfen und nutzen.“

„Ich hab mich auch schon gefragt, wer sie wohl wirklich ist“, bestätigte Sam seinen Bruder.

„Gut, dann fahren wir!“
 

Sie saßen noch nicht lange, als der Blonde sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen krümmte.

„Was ist mit dir?“, fragte der ältere Jäger sofort. „Soll ich rechts ran fahren?“

„Es wird gleich wieder!“, japste der blonde Winchester kaum hörbar.

„Du hast dich mit Sicherheit überfressen. Warum musst du es auch immer so übertreiben“, schimpfte der jüngere Bruder.

„Sam!“, wies Bobby ihn zurecht. Jetzt über das in den Brunnen gefallene Kind zu lamentieren, brachte auch nichts.

„Fahr weiter Bobby. Das wird bestimmt gleich wieder. Hab nur zu viel gegessen!“, keuchte Dean zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

Der Ältere nickte, nahm sich aber vor, den Jungen zu einem Arzt zu bringen, wenn es nicht bald aufhörte.
 

Bobby parkte seinen Wagen direkt vor der Einfahrt.

„Dean?“, wollte der alte Jäger besorgt wissen.

„Geht schon wieder. Tut nur noch ein bisschen weh“, antwortete der und rieb sich seinen Bauch. Die Schmerzen waren wirklich fast weg und er wollte nicht weiter darüber nachdenken, was es sein könnte.

Die Drei stiegen aus und gingen auf das schmiedeeiserne Tor zu, das jetzt nur noch lose in seinen Angeln hing.

„Vorgestern Nacht war es noch richtig verschlossen“, murmelte Sam. „Ich hab es mir angesehen, als ich dran vorbei gefahren bin.“

Sie betraten das Grundstück und gingen langsam zum Haus.

„Auch der Weg sieht vollkommen ungepflegt aus. So als wäre hier schon seit Jahren niemand mehr gewesen“, antwortete Dean verspätet und noch immer etwas atemlos.

Und dann sahen sie die Ruine.

„Seid ihr sicher, dass das hier war?“, wollte der alte Jäger wissen.

„Ganz sicher“, erklärte der blonde Winchester. Immerhin hatte er hier mehrere Tage rumgelungert.

Trotzdem schüttelte auch er mit dem Kopf. Durch die schwarzen Löcher, die einmal Fenster waren konnte man durch die löchrige Decke in den Himmel sehen. Das Dach hatte kaum noch Schindeln und war an einigen Stellen komplett eingebrochen. Die linke Seite des Obergeschosses neigte sich schon extrem nach außen. Bei der nächsten leichten Erschütterung würde sie zu Boden stürzen. Auch die Veranda an der Vorderseite des Hauses war stellenweise schon nach unten gebrochen und die Reste hingen schief am Haus.

Hier lebte niemand mehr.

„Vor zwei Tagen war das noch eine richtig schöne Villa!“, stellte Dean leise fest. Immerhin hatte er schon dazu beigetragen, einigen heruntergekommenen Häusern wieder zu einem neuen Leben zu verhelfen. Okay, er hatte mehr entkernt und entrümpelt aber er hatte von einigen dieser Villen Fotos gesehen, die sie in ihrer neuen alten Pracht zeigten. Dave hatte diese Bilder in seinem Büro hängen und irgendwie hatte er damals wohl einen Blick dafür bekommen, wie herrlich manche wieder werden konnten, oder waren.

Sam schaute seinen Bruder mal wieder überrascht von der Seite an. Es steckte wirklich mehr unter dieser teilweise so abweisenden Schale. Vielleicht konnte er Dean ja doch irgendwann überreden, dass sie mal sesshaft werden würden?

„Also für mich sieht es so aus, als ob hier schon seit Ewigkeiten niemand mehr wohnt!“, stellte der alte Jäger fest.

„Das heißt dann, sie ist wirklich tot?“

„Hoffen wir es mal.“

Die Brüder schauten ihren Freund fragend an.

„Es gehört eine Menge schwarze Magie dazu, Menschen etwas von ihrer Lebensenergie nehmen können und diese zu nutzen. Das ist nicht nur das Mischen von Kräutern und Murmeln von Zaubersprüchen. Sie muss sehr mächtig sein. Ich hoffe nur, es ist nicht Hekate“, überlegte der.

„Die Göttin der Magie, Zauberkunst und Nekromantie?“, fragte Sam.

„Und Wächterin der Tore, Schwellen und Übergänge.“

„Wenn es wirklich eine Göttin war, das haben wir wohl schlechte Karten“, überlegte der ältere Bruder. Ein eisiger Schauer rann über seinen Rücken. Immerhin hatten ihnen ihre Begegnung mit Loki eine Zeit im Wilden Westen eingebracht und den hatten sie nur geärgert.

„Ich hab ihr den Kopf angeschlagen und dann fing die ganze Bude an zu wackeln“, erinnerte sich Dean.

„Perseus hat Medusa enthauptet“, sagte Sam.

„Und was hat das mit der vielleicht Hekate zu tun?“

„Dass man eine Göttin durch enthaupten töten kann!“

„Dann nenn mich von jetzt an Herkules!“, grinste Dean breit.

„Wohl eher Odysseus. Der ist schließlich dreißig Jahre herumgeirrt, um wieder nach Hause zu kommen“, konterte der jüngere Bruder.

„Du willst mir also erklären, dass ich in viereinhalb Jahren wieder nach Hause komme?* Welches Zuhause meinst du denn, Sam, unser Haus in Lawrence ist abgebrannt und jetzt wohnt Jenny da!“

„Ich habe es nicht direkt auf die Zeit bezogen, sondern eher darauf, dass wir auch schon ewig durchs Land ziehen!“, konterte Sam schnippisch.

„Hört auf euch zu streiten“, warf Bobby ein. „Gehen wir einfach davon aus, dass die Hexe tot ist, egal wer sie war. Und jetzt lasst uns hier verschwinden. Wenn Magie das Haus erhalten hat, dann ist die auf jeden Fall weg.“

Der blonde Winchester nickte nur, zog sein Feuerzeug aus der Tasche, zündete es an und warf es durch ein Fenster.

„Was…?“, fragte Sam erstaunt.

Dean zuckt mit den Schultern: „Sicher ist sicher.“

„Du bist und bleibst ein kleiner Pyromane!“

Sie drehten sich um und gingen zum Wagen zurück.

„Ich denke, wir sollten den Impala morgen holen“, sagte Bobby und deutete auf den Vollmond, der in einem kräftigen Orange über den Horizont kletterte. Sein Blick ruhte skeptisch au dem Blonden.

„Ja, heute kommen wir eh nicht mehr weit und ich will sie auch ungern so offen irgendwo stehen haben, auch wenn sie am Haken hängt.“ Dean straffte sich. „Ich bin okay!“

Der Jäger überging den Satz einfach und nahm sich vor Dean im Auge zu behalten.

„Gut, dann fahren wir zum nächsten Motel und machen uns morgen früh auf den Weg“, sagte er dann ruhig.
 

Sie suchten sich ein Zimmer in Grady, in dem Motel, in dem Carl und Kyra vor ein paar Tagen gewohnt hatten, stellten ihre Taschen ab und trafen sich in einer kleinen Bar noch auf ein Bier.
 

Dean schien es wirklich wieder gut zu gehen. Er bewegte sich normal und so begruben seine Begleiter ihre Sorge stillschweigend wieder.
 

„Sie sind nicht von hier“, begrüßte sie der Barkeeper freundlich, während er ihnen ihr Bier hinstellte.

„Nein, wir sind Architekturstudenten und mit unserem Mentor unterwegs. Wir interessieren uns für die hier so typischen Südstaatenvillen. Leider gibt es nur noch wenige“, antwortete Dean bevor einer der anderen auch nur den Mund aufmachen konnte.

„Hier gab es auch mal eine“, erzählte der Barkeeper freimütig, „die steht allerdings schon ewig nicht mehr. Aber sie muss mal eine Schönheit gewesen sein. Meine Großmutter hat immer davon geschwärmt. Doch dann sind die Besitzer weggezogen und die Villa ist verfallen.“

„Kann man die Ruine noch besichtigen?“, wollte Dean wissen.

„Ich würde es Ihnen nicht raten. Sie ist stark einsturzgefährdet.“

„Schade“, bedauerte der Blonde aufrichtig. „Da kann man wohl nichts machen. Vielen Dank für die Auskunft. Da drüben ist ein Tisch frei. Ich denke, das ist bequemer als hier an der Theke.“ sagte er und ging hinüber. Sam und Bobby folgten ihm.

„Was sollte das denn?“, wollte der jüngere Winchester wissen, kaum dass sie saßen.

„Der Typ hat mich vor ein paar Tagen fast einen Kopf kürzer gemacht und er erinnert sich nicht mal mehr daran! Die Villa ist erst seit ein paar Tagen eine Ruine! Wer auch immer sie war, sie hat verdammt viel Macht gehabt!“

Bobby nickte brummend und trank sein Bier.

„Hier geht alles wieder seinen gewohnten Gang und niemand verdächtigt uns, damit etwas zu tun zu haben. So sollte es auch sein. Gute Arbeit Jungs!“

Sie tranken jeder noch ein Bier und gingen dann in ihre Zimmer.

In dieser Nacht konnten die Brüder endlich wieder einmal ohne Störung schlafen.
 

„Oh mein Gott“, ließ sich Bobby vernehmen, als er das ganze Ausmaß der Schäden an Deans Schmuckstück sah. Auch Sam keuchte entsetzt. Im hellen Sonnenlicht wirkten die tiefen Furchen wie Wunden und die Kerbe in der A-Säule ließ erkennen, wie knapp es für Dean gewesen war.

„Dann lass ihn uns an den Pickup hängen und zu mir schleppen. Je eher wir da sind, umso schneller ist er wieder ganz der Alte.“ Bobby wusste, wie sehr Dean an dem Wagen hing und bis zu einem gewissen Punkt konnte er das auch nachvollziehen. Immerhin war der Impala das Beständigste in ihrem Leben.

Der Blonde stimmte ihm nur zu gern zu. Der Anblick seines Babys raubte ihm die Luft zum Atmen.

„Bald bist du wieder okay meine Schöne“, flüsterte er leise und ließ seine Hand über den Kotlügel gleiten.
 


 

* Ich beziehe mich hier darauf, dass Dean sein Zuhause mit knapp 5 verlassen musste. In meiner Geschichte ist er jetzt 30. In 4,5 Jahren wäre er dann auch 30 Jahre ruhelos unterwegs.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück