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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Die Wirkung eines Bisses

118) Die Wirkung eines Bisses
 

Endlich hatte der Blonde seinen kleinen Bruder von seinem Zwiebellook befreit. Er hängte ihm dessen Jacke wieder über die Schultern und rutschte dann ganz dicht an Sam heran, zog ihn in eine feste Umarmung, so dass ihrer beider blanke Haut aufeinander traf. Sofort kuschelte sich Sam noch dichter an seinen Bruder und Dean legte seine Arme um Sam. Zog seine Jacke fest auf Sams Rücken zusammen.

„Es wird alles wieder gut“ flüsterte er, „Ich lass dich doch hier nicht erfrieren.“

Die Kälte, die von Sams Körper ausging und sich mit den in seinem Inneren wartenden, eisigen Spinnenfingern zu vereinen schien, war ihn egal. Er hatte seinen kleinen Bruder gefunden. Sammy lebte und das musste so bleiben. Nur das zählte!

Dean zuckte zusammen, als der Jüngere seinen Kopf in seiner Halsbeuge vergrub und die kalte Nase die empfindliche Haut traf.

Stumm hockten sie so aneinander gepresst und fühlten den beruhigenden Herzschlag des Anderen, der ihnen versicherte, dass sie beide am Leben waren.
 

Dean spürte die eisigen Spinnenfinger, die sich weiter durch seinen Körper krochen. Sie erreichten seine Wirbelsäule und tasteten sich langsam aber stetig Wirbel für Wirbel nach oben.

Sam schien langsam wieder aufzutauen. Er begann sich zu regen.

„Dean?“, flüsterte der Jüngere leise.

„Wer sonst, kleiner Bruder?“, lächelte der Blonde und versuchte sein Erschrecken zu verbergen. Sam klang so furchtbar schwach.

„Hilfe ist unterwegs“, versicherte er nicht nur seinem Bruder.

Und wie zur Bestätigung war ein leises, stetig näher kommendes Rotorengeräusch zu hören.
 

Der Hubschrauber landete.

Dean versuchte seinen widerstrebenden Bruder wieder in seinen Zwiebellook zu packen. Sam fand diese Idee alles andere als toll. Wollte er doch diese angenehme Wärmequelle nicht verlieren.

Der Ältere schaffte es trotzdem und drängte Sam mit sanfter Gewalt aus seinem Schneeloch.

Mehrere Hände griffen von außen zu und zogen erst den jüngeren, dann auch den älteren Winchester ans gleißende Tageslicht.

Sam wurde sofort von den Sanitätern in Empfang genommen, an eine vorgewärmte Infusion angeschlossen und in Wärmedecken gepackt auf eine Liege gelegt.

Inzwischen verpackte Dean seinen frierenden Körper ebenfalls wieder in seine vier Lagen Oberbekleidung plus dicke große Jacke und stapfte dann zu Sam.

Der lag warm eingepackt auf einer Liege und schaute ihm entgegen.

„Hey, kleiner Bruder.“

„Dean. Kommst du mit?“, fragte er leise.

„Die Kinder sind noch da draußen“, erklärte der Blonde ruhig und Sam nickte. Es war immer dasselbe mit seinem Bruder. Wenn es um Kinder ging kannte er keine Freunde mehr. Aber genau das mochte Sam an ihm. Er war immer für die Schwächsten da und er würde sich wundern, wenn Dean jetzt davon abweichen würde, zumal er selbst ja in Sicherheit war und versorgt wurde.

„Du weißt, wo sie sind?“

„Ich denke, ich kann sie finden“, sagte er und wusste, dass es keine leere Phrase war. „Außerdem müsstest du mich schon ko schlagen, wenn ich hier mitfliegen soll“, grinste der Blonde.

„Das hilft auch nicht!“, flüsterte der Jüngere leise und hielt seinen Bruder die Hand hin. „Pass auf dich auf.“

„Mach ich, Sammy. Wir sehen uns.“ Der Blonde kletterte wieder aus dem Helikopter, lief den Sicherheitsabstand zurück und sah dem Blechvogel hinterher, der seinen kleinen Bruder entführte, in die Sicherheit entführte, hoffte er.

Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er war sich plötzlich ganz sicher, dass sie die Kinder in einer kleinen Schlucht nicht weit von hier finden würde.

Inzwischen schon stark hinkend, lief Dean zu seinem Motorschlitten.
 

Helaku und Nanouk schauten auf den Blonden und wiesen den Schamanen auf dessen unrhythmischen Gang hin. Ukpik nickte besorgt. Amaruqs verhängnisvolle Fänge taten ihr Werk.
 

Dean startete sein Fahrzeug und wartete, wie schon auf dem Weg zu Sam, nicht darauf, dass ihm die anderen folgten, auch wenn er diesmal auf jeden Fall ihre Hilfe brauchen würde. Sollte er sie wirklich finden? Nein, für ihn bestand kein Zweifel daran, dass er die Kinder fand aber er konnte er sie nicht allein zurück bringen.
 

Kurz entschlossen jagte Dean an der angesteuerten Schlucht vorbei und in die kleinere daneben hinein. Er dachte nicht darüber nach, warum er seine Richtung doch noch änderte. Es fühlte sich einfach richtig an.

Keine zehn Minuten später hielt er seinen Motorschlitten zwischen den Bäumen an. Er stieg ab und wandte sich nach rechts. Hier war es wesentlich schwerer durch den Schnee voran zu kommen. Die Bäume hatten einen Großteil des Windes abgehalten, und so war die Schneedecke locker, und er sank immer wieder bis an die Knie in der lockeren weißen Masse ein.

Hinter ihm kämpften sich auch die anderen Männer durch den Schnee.

Woher wollte der Städter wissen, wo ihre Kinder waren? Verschwendeten sie hier nicht doch kostbare Zeit? Nicht nur eine der dick verpackten Gestalten fragte sich das. Der war doch nun wirklich ein Weißer und hatte keine Vorfahren, die sich noch auf ihre Instinkte verlassen mussten, oder? Sie wollten ihn fragen. Bei dieser Frage waren sie weder gestern noch vor zwei Tagen zu einer Antwort gekommen. William hatte ihnen immer wieder nur versichert, dass die beiden etwas Besonderes wären und sie ihnen vertrauen sollten.

Hoffentlich irrte sich der Schamane hier nicht gewaltig! Dass der Typ seinen Bruder gefunden hatte, konnte schließlich auch nur Zufall gewesen sein, oder?

Mit diesen Gedanken kämpften sie sich durch die Spur, die der Winchester ihnen gemacht hatte.
 

Dean arbeitete sich auf einen Steinhaufen zu. Der Schweiß rann ihm den Rücken hinunter und doch war in seinem Inneren eine Kälte, die nicht weichen wollte. Er war sich sicher, dass die Kälte von dem Wolfsbiss ausging. Er ahnte, dass das riesige Tier ein mächtiger Geist sein musste und er vermutete, dass der Biss nichts Gutes für ihn verhieß. Er hoffte nur, dass er die Kinder rechtzeitig finden und Sammy auch ohne ihn zurechtkommen würde. Über seinen Zustand machte er keine Illusionen. Die Schmerzen, die der Kälte folgten, wurden immer schlimmer und es würde nicht mehr lange dauern, bis er sich kaum noch rühren können würde, ohne vor Schmerzen nicht wenigstens die Luft anhalten zu müssen, wenn nicht gar zu schreien.
 

Endlich war er bei den Steinen angekommen und begann den Schnee vor ihnen wegzuschaufeln.

Neben ihm halfen auch die anderen Männer, und dann zwängte sich Dean durch die entstandene Spalte.

Sofort zog er seine Taschenlampe hervor und leuchtete die Wände ab.

Die Männer starrten sich irritiert an. Woher wusste der das? Selbst Graham, der diese Gegend wie seine Westentasche kannte, hatte keine Ahnung davon, dass hier eine Höhle war!

Der Mann wurde ihnen unheimlich.

War er vielleicht doch von den Göttern gesandt? War er ein hilfreicher Geist? Aber warum sollte er dann in Gestalt eines Weißen auftauchen und nicht als Flathead oder Inuit? Verwirrt schauten sie zu William, doch der lächelte nur wissend.

Helaku schob sich ohne zu zögern hinter dem Winchester durch den Spalt und schaltete ebenfalls seine Taschenlampe an.

Kurz schauten sich die beiden Männer in die Augen.

„Hilfe!“, drangen ängstliche Rufe an ihre Ohren. Dean lief sofort los, während der Inuit den draußen wartenden Helfern Bescheid gab, dass sie hier richtig waren. Dann folgte er dem Winchester.

Keine zehn Meter weiter musste der abrupt bremsen, um nicht in das Loch zu fallen, das sich vor ihm auftat. Dean leuchtete hinein und sah sechs verschreckte Kinder, vier oder fünf Meter tiefer in dem Loch hockend, ängstlich in das Licht blinzelnd.

„Wir holen euch da raus“, beruhigte der Blonde die Kleinen. Dann leuchtete er die Steine ab und begann ohne auf die mahnenden Worte seines Begleiter zu hören, die Wand hinab zu steigen.

„Keine Angst, wir holen euch hier raus“, erklärte er den Kindern erneut und reichte ihnen zuerst eine Flasche Wasser.

Ein Seil fiel an der Wand hinab.

„Also los!“, der Blonde griff sich das erste Kind. „Kannst du klettern?“, fragte er, und als er ein Nicken als Antwort bekam, band er dem Jungen das Seil um die Brust.

„Okay, dann los!“, sagte Dean aufmunternd und nickte Helaku zu.

Und schon wurde der Kleine nach oben gezogen.

Nach und nach befreiten sie alle Kinder aus dem Loch.
 

Die eisigen Spinnenfinger hatten sich inzwischen unermüdlich Deans Wirbelsäule hinaufgearbeitet und waren schon fast an seinem Hals angekommen. Entgegen seiner Annahme hatte er jedoch nicht mit stärker werdenden Schmerzen zu kämpfen, sie waren stark, aber erträglich, seine Bewegungsfähigkeit nahm jedoch rapide ab. Ihm fiel es immer schwerer seine Hände zu koordinieren, und er war kaum noch fähig seine Arme zu heben.

Endlich war das letzte Kind oben und wurde von seinem Vater überglücklich in die Arme geschlossen.

„Los, Dean, jetzt du!“, forderte Helaku den Blonden auf, und der versuchte die Wand wieder nach oben zu klettern. Er hatte vielleicht den halben Weg nach oben zurückgelegt, als die Kälte durch seinen obersten Halswirbel kroch und in seinem Gehirn explodierte. Eher erschrocken als vor Schmerzen keuchte der Blonde auf, und seine Hände versagten ihm komplett den Dienst.

Er fiel.

Schmerzhaft fühlte er den Aufprall, doch er war nicht mehr in der Lage, ihn abzufangen. Er war noch nicht mal in der Lage zu schreien, geschweige denn, sich zu bewegen.

Panik stieg in ihm auf. Er konnte keinen Finger rühren, nicht sprechen. Er konnte ja noch nicht mal die Augen schließen.

Gut, dass wenigstens die Kinder diesen Absturz nicht mit ansehen mussten, überlegte er. Sie waren schon nach draußen gebracht worden.

Sofort begann Nanouk die Wand hinabzusteigen. Er befestigte das Seil um Deans Brust, hievte ihn sich auf den Rücken und begann den Aufstieg.

Deans Kopf fiel auf die Schulter seines Trägers und der Blonde kam sich so jämmerlich hilflos und ausgeliefert vor.

Der Inuit trug ihn mit einer Leichtigkeit nach oben, löste ihn dann wieder von seinem Rücken und ließ ihn vorsichtig auf den Boden gleiten.

Dort nahm Nanouk ihn auf die Arme und trug ihn ins Freie.

Dean wurde auf dem Schnee abgelegt und sein Träger verschwand aus seinem Blickfeld. Ukpik erschien. Und die Kinder.

„Was ist mit ihm?“, fragte einer der Jungs.

„Amaruq hat ihn gezeichnet“, erklärte der Schamane.

‚Woher weißt du das?’, wollte Dean wütend fragen, doch kein Ton verließ seine Kehle.

„Muss er sterben?“

„Nur ein starker Krieger kann das überleben“, antwortete William.

Ein dicker Klumpen bildete sich in Deans Kehle. Nicht weil er sterben würde, sein Leben war egal. Er hatte es gefühlt, und er hatte keine Angst davor. Er war Jäger und als solcher immer dem Tod ausgesetzt. Sie wussten nie, ob sie das Ende eines Falles überleben würden, und jetzt, da Lilith nicht mehr war, brauchte er auch die Hölle nicht mehr zu fürchten. Aber es war einfach der falsche Zeitpunkt. Fast wollte er laut loslachen. Gab es überhaupt den richtigen Zeitpunkt? Im vorigen Jahr hätte er sterben müssen, da hatten sie alles getan um genau das zu verhindern. Davor hatte er sich mehr als nur einmal gewünscht einfach aus diesem Leben zu verschwinden. Er war müde gewesen und ausgelaugt. Nachdem er jedoch vor den Auswirkungen seiner blödesten Idee gerettet worden war hatte sich sein Verhältnis zum Sterben geändert. Er wusste, dass es noch immer jederzeit vorbei sein konnte, doch er hatte gehofft, noch länger mit seinem kleinen Bruder und Bobby leben und jagen zu können. Und es tat ihm leid, dass er sich von keinem der beiden hatte wirklich verabschieden können.

Eine einzelne Träne rann über seine Schläfe.
 

Die Männer verteilten inzwischen die mitgebrachten Werkzeuge und Seile auf die anderen Motorschlitten und machten Dean in dem Anhänger so gut es ging Platz. Dann hoben sie ihn hinein und deckten ihn mit einigen Fellen zu. Einer der Männer wollte ihm die Kapuze tiefer ins Gesicht schieben.

„Nein!“, forderte der Schamane barsch, „Er muss sehen können!“

Erschrocken zog der Mann die Hand zurück.

Dean war irritiert. Warum sollte er sehen? Was wusste William über seinen Zustand?

So schnell es ging, jagten sie zurück zu ihrem Dorf.

Ein Rabe begleitete ihre Fahrt und der Schamane nahm es als gutes Zeichen.



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