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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Traumhafte Erinnerungen

114) Traumhafte Erinnerungen
 

Schnell tauchte Sam wieder tiefer in seinen Traum.
 

Am Morgen waren sie ziemlich früh aus dem Schlaf gerissen worden. Dad hatte ihnen nur gesagt, dass sie ihre Rucksäcke packen und in zwanzig Minuten auf dem Parkplatz warten sollten, sie würden dieses Wochenende draußen verbringen.

„Aber Dean hatte doch …“, hatte er einen Einwurf versucht, doch Dad war schon aus der Tür gestürmt.
 

Er wusste, dass sein Bruder dieses Wochenende mit einem Mädchen verbringen wollte, jetzt durfte er durch dem verschneiten Wald hetzen und heute war erst Donnerstag!
 

„Jetzt beeilt euch mal! Je langsamer ihr seid um so später rasten wir!“, knurrte ihr Vater über seine Schulter, und Dean schaute sich zu ihm um. Die beiden Älteren hatten ihn schon fast hoffnungslos abgehängt. Sein großer Bruder blieb stehen und wartete.

„Komm Kleiner, ich trag dich ein Stück. Und dann gibst du mir deinen Rucksack und hältst dich an meiner Jacke fest“, sagte der Blonde und nahm ihn Huckepack. Noch schien sein Bruder sein Gewicht kaum zu bemerken.

Dean beeilte sich, schnell wieder hinter Dad zu kommen und ihn möglichst nichts von ihrer Aktion hier merken zu lassen.

Sam starrte auf den Rücken seines Vaters und fragte sich, was passiert war. So gereizt hatte er ihn selten erlebt. Nicht, wenn er wiedergekommen war.
 

Am frühen Abend kamen sie an einen kleinen Fluss.

Sie waren erschöpft und hungrig, und Dad hatte wohl endlich ein Einsehen und versprochen, dass sie auf der anderen Seite rasten würden.

Er konnte nicht mehr. Trotz der Bewegung war ihm irgendwie kalt. Sein Hals brannte und er hatte das Gefühl, dass seine Beine Tonnen wiegen würden. Warum musste Dad sie nur so durch den Wald scheuchen?

Nur zu gerne ließ er sich von Dean den Rucksack abnehmen und sah ihm hinterher, wie der leichtfüßig von Stein zu Stein sprang und ihre Rucksäcke ans andere Ufer brachte. Wie sehr bewunderte er seinen großen Bruder!

Er selbst fühlte sich seit einer Weile irgendwie unbeholfen. Immer öfter stolperte er oder ihm rutschten Sachen aus den Händen. Er hasste sich dafür und wurde immer unleidlicher, je öfter sowas passierte. Er fühlte sich wie ein Tollpatsch und schaute immer wieder bewundernd zu seinem großen Bruder. Dean bewegte sich wie eine Katze. Schnell, leichtfüßig, und genau wie sie, schien er immer wieder auf die Füße zu fallen. Und genauso träge konnte er auch sein.

Ein kurzes Lächeln huschte bei diesem Gedanken über sein Gesicht.

Aber sein Bruder hatte ihm erklärt, dass er jetzt so langsam anfangen würde richtig zu wachsen und da wäre das normal. Dean wusste einfach alles und er erklärte es ihm auch immer wieder.

Am gegenüberliegenden Ufer des Flüsschens machte der Größere kehrt und kam zu ihm zurück, um ihm zu helfen.
 

Er achtete mehr auf seinen großen Bruder als auf den Stein, auf den er springen wollte. Er rutschte ab und ruderte hilflos mit den Armen, um doch noch irgendwie sein Gleichgewicht halten zu können.

Fast wie in Zeitlupe kippte er nach hinten.

Sein großer Bruder sprang.

Die Steine im Fluss waren lose und rutschig und er landete mit seinen Füßen im Fluss.

Mit einer verzweifelten Aktion riss der Blonde ihn an sich und verlor so selbst endgültig das Gleichgewicht. Dean fiel in das eisige Wasser.

Der Jüngere landete mit seinem Hintern auf dessen Bauch. Binnen Sekunden kroch ihm die eisige Nässe durch die Hosen. Er war so geschockt, dass er nicht mal weinte.

Fast sofort stand sein Dad vor ihm. Er hatte sie wohl fallen sehen, seinen Rucksack weggeworfen und war in den Fluss gestürzt. Hastig riss er Sam aus Deans Händen und streckte dann die Hand zu Dean aus. Doch wie sollte er seinen älteren Sohn aus dem Wasser ziehen ohne selbst den Halt zu verlieren und mit Sam in das eisige Wasser zu fallen? Er stand hier alles andere als sicher!

Hektisch sah John sich um und hetzt mit seinem Jüngsten wieder zum Ufer.

Der Jüngste begann zu weinen. Warum half Dad Dean nicht?

Doch noch bevor er die Frage laut aussprechen konnte, setzte Dad ihn am Ufer ab und bellte ihn an: „Sie zu, dass du aus den nassen Sachen kommst.“

Und schon sprang er wieder in den Fluss.

Er, Sam, war gar nicht in der Lage, sich zu rühren. Sein ganzer Körper zitterte vor Kälte und seine Finger verweigerten die Kooperation beim Öffnen des Hosenknopfes. Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Aber er wollte doch sehen, dass Dad Dean rettete und dass es seinem großen Bruder gut ging!
 

Der Blonde hatte sich inzwischen auf Hände und Knie gekämpft. Und begann am ganzen Körper zu zittern. Seine Zähne schlugen laut vernehmlich aufeinander. Er war unfähig, sich weiter

zu rühren. Seine Muskeln streikten und eine Stimme in ihm erklärte ich beständig, dass er, wenn er auch nur eine Hand vom Boden löste, sofort wieder komplett in das Wasser kippen würde.

Dean fühlte die Hände kaum, die ihn grob packten und nach oben zerrten. Er wurde ans Ufer geschoben, ebenfalls energisch ermahnt, dass er sich ausziehen sollte, ohne dass er begriff, dass John wirklich ihn meinte. Sein Denken war komplett eingefroren. Er wusste nur, dass er fror. Jämmerlich fror.
 

Dad war wieder bei ihm. Er sagte nichts, schimpfte nicht. Hastig öffnete er die Hose und streifte sie von seinem kleinen Körper. Schnell hatte er ein Handtuch aus seinem Rucksack geholt und rubbelte ihn trocken. Gleich darauf drängte er ihn in die kalte, aber trockene Ersatzkleidung und wickelte den Kleinen in einen Schlafsack.

„Ich mach gleich Feuer, dann kochen wir Tee“, sagte er mit beruhigendem Ton und schlang noch eine Decke um ihn.

Dad drehte sich um, und beide schaute sie zu Dean.

Deans Augen waren glasig ins Nirgendwo gerichtet, die Arme hatte er um sich geschlungen. Zu mehr war er nicht fähig.

„Dean?“, flüsterte der Jüngste ängstlich.

Dad war mit zwei großen Schritten bei seinen Ältesten und begann ihn aus Jacke, Pullover und Hemd zu pellen. Immer wieder musste er Deans Hände zur Seite schlagen, der sich mit aller, ihm noch zur Verfügung stehenden Kraft dagegen wehren wollte, hier in der Kälte ausgezogen zu werden. Doch John war stärker. Er rieb den Blonden trocken und versuchte gleichzeitig die Blutzirkulation wieder anzukurbeln. Dean war unnatürlich weiß.

Auch er wollte ihm helfen, doch Dad, jetzt endgültig am Ende seiner Nerven, brüllte ihn an, sitzen zu bleiben. Er zog Dean die trockenen Sachen über, hängte ihm den Schlafsack um die Schultern und machte sich dann daran, auch dessen untere Körperhälfte trocken zu legen.
 

Kaum saßen seine Söhne dick eingemummelt nebeneinander, als er begann Feuer zu machen. Sam war schon wieder erstaunlich mobil, doch sein großer Bruder starrte noch immer apathisch geradeaus.

Immer wieder schaute der Jüngere zu seinem Bruder. Tränen bildeten sich in seinen Augen und liefen, ohne dass er es verhindern konnte, über seine Wangen. Er wollte, dass Dean in Ordnung war, er wollte in einem Diner etwas essen und dann neben Dean auf der Couch sitzen und Trickfilme gucken. Er schniefte laut.
 

Dad kochte Tee, den er ihnen in die kalten Hände drückte, holte unzählige Tannenzweige, die er auf den Boden legte und baute das Zelt darüber auf. Er schickte seine Söhne hinein, Dean musste er zwingen aufzustehen und sich zu bewegen, und dann wurden sie unter einer dicken Schneeschicht begraben.

Er hatte wirklich Angst, dass Dad sie so nicht wieder finden würde, aber der hatte ihn beruhigt und ihm erklärt, dass Schnee wärmen würde, und er hatte einige Luftlöcher in die Schneeschicht gemacht.

‚So ein Quatsch! Schnee ist kalt und bleibt kalt‘, hatte Sam sich überlegt.

„Bleibt in dem Zelt. Ich hole den Wagen!“, befahl John und stapfte durch die Nacht davon.
 

„Dean?“, fragte er immer wieder, doch mehr als ein leises Rascheln, das durch die Bewegungen beim Atmen entstand, war von seinem Bruder nicht zu hören. Entschlossen kroch er aus seiner wärmenden Hülle, wickelte diese auch noch um Dean und krabbelte dann zu ihm unter die Decken.

Deans Augen waren noch leicht geöffnet, aber er reagierte nicht. Er hatte sich so eng wie nur möglich zusammen gerollt und es kostete den Kleinen einige Anstrengungen und Bitten, bis sein Bruder sich etwas öffnete. Ganz schnell kroch er in Deans Arme, presste sich fest an ihn und war gleich darauf eingeschlafen.
 

Ein Scharren über ihm weckte ihn.

Er drehte sich auf den Rücken und schaute zu seinem Bruder, dessen Gesicht er schemenhaft in dem dämmrigen Grau erkennen konnte.

„Dean?“, fragte er leise. Es war so gar nicht typisch für seinen Bruder, dass er bei solchen Geräuschen noch schlief.

Und dann brach Dad durch den Schnee.

„Kommt raus. Ich hab Tee gekocht und der Impala steht eine Stunde von hier“, forderte der, und Sammy begann sich aus den Decken zu schälen.

„Dean?“, fragte er wieder. Sein Bruder regte sich nicht, hatte aber die Augen leicht geöffnet.

Er kroch aus dem Zelt und lief schnell zum nächsten Baum. Seine Blase meldete sich schon fast schmerzlich.

Doch als er sich eigentlich endlich erleichtert fühlen müsste, schoss ein neuer Schmerz durch seinen Unterleib. Sofort hielt er inne. Was sollte er denn jetzt tun?

„Los raus, Dean! Beweg dich!“, hörte er seinen Vater ungehalten bellen, und er schaute zum Zelt.

John schaufelte schon ihren Unterschlupf frei.

Da Dean sich noch immer nicht rührte, zerrte John ihn kurzerhand aus dem Zelt und stellte ihn auf die Beine.

Erschrocken musterte der Jäger den Jungen, und auch Sam starrte zu ihm. Sein Bruder war blass und seine Augen trüb. Er stand einfach nur da.

Noch immer drückte Sams Blase und er versuchte erneut sich zu erleichtern. Wieder stach ihm ein Schmerz in seinen Unterleib und er krümmte sich leicht zusammen.
 

Keuchend erwachte Sam und presste seine Hände automatisch auf seinen Bauch.

Es dauerte eine Weile, bis er registrierte, dass der Schmerz nur in seinem Traum in seinem Bauch gewütet hatte, und jetzt seinem verstauchten Knöchel entsprang.

Sein Blick wanderte zum Nachbarbett, doch die Hoffnung, da seinen Bruder schlafen zu sehen, wurde enttäuscht. Verdammt, wieso hatte er ihn gestern Abend allein gelassen? Er hatte doch gespürt, wie aufgewühlt der noch gewesen war.

Ihn jetzt suchen zu wollen, würde jedoch nichts bringen. Draußen war es noch dunkel, und mit seinem Knöchel würde er so nicht weit kommen.

Frustriert ließ er sich wieder in seine Kissen fallen und dachte über den Traum nach.
 

Dad hatte Dean auf dem Weg zum Wagen regelrecht vor sich hergetrieben, da der immer wieder einfach stehen geblieben war.

Irgendwann hatten sie den Impala erreicht und er durfte vorne sitzen. Dean war, kaum dass Dad die hintere Tür geöffnet und „los, rein“, gesagt hatte auf die Rückbank gekrochen. Ihn da vor dem Motel wieder raus zu bekommen, war auch zu einem Kraftakt gewesen.

Dad hatte sie zuerst zusammen in die Wanne und dann getrennt in die Betten gesteckt. Sie hatten sich beide eine dicke Erkältung mit hohem Fieber und er selbst auch noch eine Blasenentzündung eingefangen gehabt.

Dean war zwei Tage überhaupt nicht ansprechbar gewesen. Und an dem Tag, an dem er zum ersten Mal wieder aufgestanden war, hatte Dad abends einen Anruf bekommen.

„Such dir einen anderen, ich kann das nicht machen, die Jungs sind krank!“, hatte John Winchester wütend ins Telefon gebellt und den Hörer dann zurück auf die Gabel geknallt. Wie ein gefangenes Raubtier war er danach durch das Zimmer getigert.

Am Morgen darauf hatte sich Dean aus dem Bett gequält, um etwas zu essen. Er und Dad hatten sich unterhalten und als er, Sam, zu ihnen kam hörte er noch, wie Dean heiser sagte: „Fahr Dad, bevor noch jemand stirbt.“

„Bist du sicher?“

„Ich bin okay, Dad!“

Wie oft hatte er diesen Satz inzwischen von seinem Bruder gehört. Er fragte sich wirklich, ob der Satz je der Wahrheit entsprochen hatte.

Keine Stunde später war Dad verschwunden gewesen.

Dean hatte sich hustend, schniefend und immer wieder nach Luft japsend über den Tag gerettet. Am nächsten Morgen war er kaum aus dem Bett gekommen und nach dem Frühstück hatte er sich auf wackligen Knien bis zum Sofa geschleppt. Er hatte sich darauf fallen lassen, war zur Seite gekippt und egal wie sehr Sam versucht hatte seinen Bruder zu wecken, Dean hatte nicht reagiert.

In seiner Panik hatte er Onkel Bobby angerufen.

Fünf Stunden später war der Freund bei ihnen gewesen und hatte sie beide, nach einem weitere erfolglosen Versuch Dean zu wecken, in seinen Wagen gebracht und ins Krankenhaus gefahren.

Dean wurde über Nacht an einen Tropf angeschlossen und er selbst bekam Antibiotika gegen seine noch nicht ausgeheilte Blasenentzündung.

Am nächsten Tag hatte Bobby sie mit zu sich genommen.

Dean hatte noch fast eine Woche gebraucht, bis er wieder auf den Beinen war und Dad hatte sich von Bobby einen gehörigen Anpfiff eingefangen. Danach war er sogar fast zwei Wochen mit ihnen bei Bobby geblieben.



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