Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Jäger im Wilden Westen

83) Ein Jäger im Wilden Westen
 

Ein paar Wochen nach der gelungenen Rettungsaktion ging das Leben seinen gewohnten Gang. Dean war Sam nicht mehr begegnet und er war ganz froh darüber. Konnte er mit dessen Ablehnung doch noch immer nicht umgehen. Trotzdem überzeugte er sich weiterhin jeden Sonntag ob es seinem kleinen Bruder gut ging. Aber er war froh, dass Sam ihn ignorierte.
 

Eines Abends kam Esra von der weiter entfernten Winterweide zur Ranch geritten.

„Die Rinder sind in Panik geraten. Keine Ahnung warum, vielleicht war es eine Schlange. Sie haben einen Zaun niedergetrampelt. Es ist nicht viel passiert. Ein paar sind verletzt, aber nichts Schlimmes“, beruhigte er die Harrisons schnell. „Wir haben sie auf die zweite Weide getrieben. Aber wir müssen die Zäune reparieren.“

Schnell wurde das Baumaterial zusammengesucht und Thomas, Jacob, William und Dean machten sich mit Esra auf den Weg.

Die Arbeit dauerte keine zwei Tage.
 

Auf dem Rückweg gerieten sie in ein seltenes aber nicht ungewöhnliches Unwetter. Es stürmte und goss, und schon bald waren die Männer bis auf die Haut durchnässt.

„Wenn wir einen kleinen Umweg reiten und versuchen bei McGregor Unterschlupf zu finden?“, schrie Jacob seinem Bruder entgegen.

William nickte. Und schon bald brachten sie ihre Pferde vor dem kleinen Farmhaus zum Stehen und Jacob klopfte an die Tür.

Argwöhnisch, mit einem Gewehr in der Hand, öffnete Amos McGregor.

„Was wollt ihr?“, knurrte der Alte.

„Wir sind die Harrison-Jungs mit zwei unserer Cowboys. Wir wollten fragen, ob wir uns bei Euch in der Scheune unterstellen können?“

„Ihr lauft doch nicht etwa schon die ganze Zeit da draußen rum?“, wollte der Alte wissen und musterte die Männer weiter. ‚Harrison? Fiel der Name nicht in Zusammenhang mit dem Dämon im Saloon?‘, überlegte er.

Hier waren Neuigkeiten selten und was er gehört hatte klang sehr verworren. Er hatte sich das Ganze aus der aufgebauschten Geschichte, die Clifford ihm euphorisch aufgetischt hatte, zusammensuchen müssen.

Ein Indianer der flackernd starb, ein Mann, der durch den Raum geflogen war. Außerdem hatten die Rothäute den Winter, oder wie der Kerl hieß, als Jäger bezeichnet.

Hier konnte er die Fakten hoffentlich aus erster Hand bekommen.

„Doch, Sir!“, antwortete Jacob.

„Dann stellt eure Pferde unter und kommt rein.“

Thomas und Dean nahmen den Brüdern die Pferde ab und brachten die Tiere in den kleinen Stall, zäumten sie ab und rieben sie trocken. Dann rannten auch sie zum Haus.

In der Tür stutzte der Winchester. Irgendetwas erregte sein Interesse, doch bevor er es näher erkunden konnte, drängte Thomas ebenfalls in die trockene Wärme und schob ihn schon fast rüde durch die Tür.
 

Irritiert musterten die Cowboys die in Decken gehüllten Harrison-Brüder.

„Los raus aus dem nassen Zeug!“, forderte der Alte und zeigte auf den Ofen.

„Stellt euch nicht so an, ich hab schon mehr Männer im Adamskostüm gesehen und keine Angst, die Decken reichen!“

Die beiden schauten sich irritiert an, dann nickten sie und kamen der Aufforderung nach. Langsam schälten sich aus ihrer Kleidung.

McGregor nahm den Hut ab, den er auch im Haus trug, strich sich seine weißen Haare aus der Stirn und setzte den Hut wieder auf. Dann goss er den beiden Kaffee ein. Währenddessen ließ er den großen Blonden nicht aus den Augen. Ihm war dessen Zögern beim Betreten seines Hauses aufgefallen. Auch seine Kleidung war irgendwie anders als üblich und die Uhr an seinem Handgelenk?

Außerdem schien er ein bewegtes Leben hinter sich zu haben. Er hatte jede Menge Narben, teilweise schon sehr verblasst.

Die beiden Cowboys hingen ihre Kleidung auf die Leinen über dem Ofen und wickelten sich in die Decken, die auf den Stühlen lagen. Dankbar griffen sie nach den dampfenden Kaffeebechern.

Schweigen breitete sich aus.

„Habt ihr Hunger?“, wollte der Alte wissen.

„Wenn Ihr so fragt“, antwortete William lächelnd.

McGregor lächelte ebenfalls und schob den großen Topf über das Feuer.
 

„Wer bist du?“, fragte der Hausherr nach dem Essen gerade heraus und schaute Dean an.

„Dean Winchester!“, antwortete der Blonde und zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

Amos stand auf und ging zu Deans Jacke. Seine Finger glitten über den Reißverschluss, während er seinen Blick weiter fragend auf den Winchester gerichtet hielt.

Dean schüttelte nur den Kopf.

Erneut nahm er seinen Hut ab, wischte sich die Haare aus dem Gesicht und setzte seine Kopfbedeckung wieder auf. Er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, wer und was Dean Winchester war, und er war sich fast sicher, dass, wenn er mit seiner Vermutung Recht hatte, der Junge mehr als nur misstrauisch sein würde. „Du gehörst hier nicht her. Deine Kleidung ist fremd.“

„Ich komme aus Kansas“, sagte Dean ruhig, so als ob das alles erklärten würde. Hinter seiner ruhigen Fassade allerdings brodelten die Gedanken. Wer war der Alte? Was wusste er und worauf wollte er genau hinaus?

„Du bist ein Jäger!“

Deans Blick wurde ausdruckslos. Das war es also. Doch woher wusste der Alte das? Aber dann fielen ihm die Symbole ein, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte. McGregor war auch einer!

Er hätte nicht erwartet, hier Jäger zu finden und er würde sich gerne mit ihm unterhalten, aber er wollte die Harrisons schützen. Sie hatten schon zuviel von seiner Welt gesehen.

„Keine Ahnung wovon Ihr sprecht“, sagte er ruhig.

„Ihr arbeitet also noch immer im Geheimen.“ Amos war in seinem Leben als Jäger auch immer wieder auf Ablehnung und Hass gestoßen und hatte schnell lernen müssen, dass die wenigsten Menschen breit waren, ihm zu glauben, wenn er von Dämonen und bösen Geistern sprach. Selbst wenn sie seine Hilfe gerne angekommen hatten, kaum waren sie ihr Problem los, wollten sie ihn nicht mehr in ihrer Gesellschaft haben.

Deans Antwort war ein fragend irritierter Blick.

William folgte dieser komischen Unterhaltung mit wachsendem Interesse und Thomas wartete gespannt, ob und was Dean jetzt von sich preisgeben würde. Immerhin schien McGregor zu wissen wovon er sprach.

„Du hast uns auch mal gesagt, du wärst Jäger. Warum streitest du es jetzt ab, Dean?“, platzte der ältere Harrison heraus.

In den Augen des Winchester flackerte für eine Sekunde Wut auf.

Amos nickte. Er konnte den Jungen nur zu gut verstehen, aber er war auch neugierig. Der Junge stammte nicht von hier und wenn er seine Kleidung und die Uhr richtig deutete auch nicht aus dieser Zeit und er war neugierig, wie die Jäger in Deans Zeit waren.

„Woher wusstest du, dass sie besessen waren?“

Wieder antwortete Dean nicht, sondern musterte nur den Inhalt seiner Tasse.

Der Alte holte tief Luft. Hier musste er wohl härtere Geschütze auffahren und sein Wissen preisgeben, wenn er etwas von dem Jungen hören wollte.

„Ich hatte eine Familie. Frau, zwei wunderschöne Töchter und einen kleinen Jungen. Wir lebten auf einer Farm in Illinois. Nichts Großes, aber wir hatten ein gutes Auskommen.

Eines Tages kam ich von der Jagd zurück. Ich wurde von einer fremden Frau empfangen und noch bevor ich fragen konnte, was sie in unserem Haus wollte, zerrte sie mich mit einer Kraft hinein, die sie nicht hätte haben dürfen.“ Er schloss die Augen und holte tief Luft. Die Trauer über die Ereignisse war für kurze Zeit in seinen Zügen zu lesen. „Meine Frau und die Mädchen hingen hilflos an einer Wand aber ich konnte nichts finden, was sie hielt. Ich wollte zu ihnen und sie da runter holen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Den Jungen hatten sie an einen Stuhl mitten im Raum gefesselt.

Ein Mann stand neben ihm. Er starrte mich böse lachend mit gelben Augen ...“

Dean stand so schnell auf, dass sein Stuhl krachend nach hinten kippte. Seine Decke rutschte von den Schultern.

Geistesabwesend fasste er sie, bevor sie ganz zu Boden gleiten konnte und trat ans Fenster. Blicklos starrte er in die verregnete Dunkelheit. Für einen kurzen Augenblick bebten seine Schultern, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

Der Gelbäugige! Azazel. Der Dämon, der auch das Leben seiner Familie zerstört hatte.
 

Die drei Anderen fühlten sich eher wie in einem falschen Traum.

Selbst Thomas kannte nur einen Bruchteil von Deans Leben. Aber er erinnerte sich daran, dass Dean kurz von einem Gelbäugigen gesprochen hatte.
 

Die Brüder starrten von Dean zu McGregor und wieder zurück. Wovon sprach der Alte? War er verrückt geworden? Aber Dean schien genau zu wissen, worum es ging. Was lief hier? War Dean auch verrückt?

Der Winchester brauchte Bewegung. Unruhig tigerte er hin und her.

„Du kennst ihn?“, fragte Amos leise. „Ich habe versucht ihn zu finden, aber ich habe ihn nie wieder gesehen.“

Der Blonde blieb stehen und schaute zu dem alten Mann. Für einen kurzen Augenblick zierte ein grimmiges Lächeln sein Gesicht: „Ich hab ihn erschossen!“

„Du hast was? Dämonen kann man nicht erschießen. Man kann sie nur exorzieren und in die Hölle zurückschicken!“, erklärte McGregor aufgebracht.

„Ich habe ihn erschossen Er ist tot! Tot und vergessen und wird nie wieder eine Familie zerstören!“

Dean holte den Colt und legte ihn auf den Tisch.

„Samuel Colt hat ihn 1835 für einen Jäger gemacht. Er kann alles töten.“

Ehrfürchtig betrachtete Amos die Waffe. „Ich halte die einzige Waffe in der Hand mit der man Dämonen wirklich töten kann“, flüsterte er.

„Es gibt noch einen Dolch, aber den rückt Ruby nicht raus“, nuschelte der Blonde leise.

„Ruby? Auch eine Jägerin?“

„Nicht direkt, Ruby steht auf ihrer eigenen Seite. Sie ist ein Dämon. Eine Abtrünnige ihrer Rasse, wenn man so will. Aber das ist eine lange Geschichte.“

„Ein Dämon der Dämonen jagt?“, wunderte sich der Alte und strich sie wieder einmal die Haare aus dem Gesicht. „Sagst du mir jetzt woher du wusstest, dass die Indianer besessen waren?“

„Ich kann sie sehen“, antwortete der Blonde leise.

McGregor sprang auf und zielte auf Dean: „Ich habe nie von einem Menschen gehört, der Dämonen sehen kann! Nur sie selbst können sich erkennen! Nur Dämonen können Dämonen sehen! Was bist du!“

„Ich …“ ein unglückliches Grinsen huschte über sein Gesicht, „ich denke ich bin kein Dämon. Du kannst es gerne nachprüfen.“

„Aber wieso kannst du sie dann sehen?“

„Weil ich jetzt eigentlich ein gemütliches, warmes Plätzchen in der Hölle bewohnen sollte. Wir konnten meinen Pakt im letzten Augenblick brechen.“

„Wer ist denn so blöd einen Pakt zu schließen?!?“, polterte der Alte los, erschrocken darüber, dass es Jemanden gab, der so etwas wirklich in Betracht gezogen und auch noch geschlossen hatte.

Aber irgendwie musste er Dean auch bewundern. Wenn er eher von dieser Möglichkeit gewusst hätte.

Auch wenn er sich vor der Hölle fürchtete, vielleicht hätte er…
 

Die Drei auf der Couch zuckten erschrocken zusammen, so andächtig hatten sie der Unterhaltung gelauscht. Hier tat sich eine vollkommen neue Welt auf. Eine Welt die sie nicht verstanden, die sie aber trotzdem faszinierte und vollkommen fesselte.

„Sam war tot und ich hätte ohne ihn nicht leben können!“, sagte der Blonde leise. „Ich war die Jagd so müde. Ich wollte, ich konnte einfach nicht mehr weiter machen, schon gar nicht ohne Sam.“

„Sam?“

„Mein kleiner Bruder. Mom starb über Sammys Kinderbettchen an die Zimmerdecke gepresst. Aus ihrem Bauch tropfte Blut und überall um sie herum schlugen Flammen aus der Decke. Ich habe ihn aus dem Haus getragen. Damals war ich vier Jahre und Sam sechs Monate. Seit dem passe ich auf ihn auf.

Ich würde jederzeit mein Leben für seins geben“, er schluckte. Jetzt konnte er auch den Rest seines Lebens erzählen.

Dean holte tief Luft: „Seitdem ist John … Dad mit uns durchs Land gezogen und hat alles gejagt, was übernatürlich und böse war. Für Sam und mich gab es keinen anderen Weg, als auch Jäger zu werden.

Ich hab mit zwölf meinen ersten Exorzismus durchgeführt, mit vierzehn den ersten Geist verbrannt und mit sechzehn meinen ersten Vampir vernichtet. Sam hat versucht auszubrechen. Aber der Gelbäugige hat seine Freundin auf die gleiche Weise getötet wie Mom 22 Jahre vorher. Seitdem sind“, Dean schluckte hart, „waren wir zusammen unterwegs und haben so viele Mistkerle erledigt wie wir nur finden konnten.“

„Ihr, du gehörst hier nicht her, hab ich Recht? Woher kommst du?“, bohrte Amos nach.

„Ich wurde am 24. Januar 1979 in Lawrence, Kansas geboren.“

Gemeinschaftliches Aufkeuchen unterbrach Dean.

Wie sollten sie es auch glauben. Er warf hier mit Zahlen um sich, die so utopisch waren, wie es für ihn Engel oder Marsmännchen waren.

Er erzählte einfach weiter: „Wir haben in Santa Fe einen Trickster gejagt und der hat uns irgendwie hierher versetzt. Seitdem zermartere ich mir den Kopf wie wir zurückkommen können, aber ich finde nichts.“

„Ein Trickster kann die Zeit überwinden?“, fragte Amos skeptisch. Er hatte schon soviel unglaubliches gesehen, warum sollte es dann nicht auch möglich sein, durch die Zeit zu reisen.

„Ich denke eher, dass es Loki war.“ Deans Augen leuchteten. Nach fast einem Jahr Schweigen konnte er endlich mit jemandem reden, der ihn verstand. Hier musste er nicht lügen oder sich rausreden, wenn ihm doch mal ein unbedachtes Wort rausgerutscht war. Hier konnte er sein, wie er war, mal abgesehen davon, dass Amos McGregor ihr irgendwie an Bobby erinnerte, obwohl der ihm so gar nicht ähnlich sah, bis auf die grauen Haare.

Nein, sein alter Freund war eher grau und Amos weiß. Seine Frisur war wohl eher ein seit langem rausgewachsener Kurzhaarschnitt. Immer wieder schafften es einige Strähnen ihm, trotz Hut, in die Augen zu fallen und er strich sie mit der immer gleichen Geste wieder zurück. Doch bevor er seinen Hut wieder aufsetzen konnte, waren die Strähnen meist schon wieder zurückgefallen. Außerdem war Amos ein ganzes Stück älter, vermutete Dean und durch und durch ein Cowboy.

„Der Gott des Schabernacks und der Betrüger?“

„Genau der!“

Amos nickte nur überlegend.

„So auf Anhieb weiß ich nichts über ihn, aber ich hab einige Bücher hinten, vielleicht finde ich da etwas.“
 

Lange unterhielten sich die beiden Jäger. Amos hatte, wie auch immer diese Ausgeburten der Hölle es angestellt hatten, zusehen müssen, wie die Dämonen in die Körper seiner Familie eindrangen und war dann von ihnen fast zu Tode prügelten worden, bevor seine Frau, getrieben durch die Kreatur in ihr, erst die Kinder und dann sich selbst getötet hatte. Danach verschwanden die Höllenkreaturen wieder und er war endlich bewusstlos zusammengebrochen.

Ein Nachbar hatte ihn gefunden und wieder gesund gepflegt. Danach war er Jäger geworden.
 

Die Drei auf der Couch kamen sich etwas vergessen vor und doch bemühten sie sich ja kein Geräusch zu machen, um die Aufmerksamkeit der Jäger nur nicht auf sich zu lenken.

Wann würden sie je wieder von solch faszinierenden Dingen hören?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück