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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Es waren einmal zwei Brüder

76) Es waren einmal zwei Brüder
 

„Sam?“

Der Größere schaute fragend.

„Sammy?“

Der Angesprochene reagierte noch immer nicht.

Dean trat vor ihn und fasste ihn an den Oberarmen.

„Sammy!“

Der Jüngere machte sich mit einem schon fast angewiderten Gesichtsausdruck los. „Ich weiß nicht von wem Ihr sprecht. Mein Name ist Wade und Euch kenne ich nicht!“

Der ältere Winchester starrte mit großen Augen auf seinen kleinen Bruder.

„Wade?“, platzte er endlich ungläubig hervor. „Wade? Dein Name ist Sam. Samuel Winchester. Du wurdest am 2. Mai in Lawrence, Kansas geboren. Deine Eltern waren Mary und John Winchester und ich bin dein großer Bruder Dean!“

„Ich ...“ begann Sam unsicher und schaute von Eloise zu Dean und dann hilfesuchend wieder zu der Frau an seiner Seite. Angst und Wut breiteten sich explosionsartig in ihm aus. Wut auf den Mann vor ihm und Angst, dass der ihm sein gerade erst gefundenes Leben wieder wegnehmen wollte. Er machte sich los.

„Sammy, bitte“, flehte der Ältere und fasste wieder dessen Oberarme.

Wade starrte auf den Blonden. Wenn das wirklich sein Bruder war, wieso hatte der ihn dann in der Ebene alleine gelassen? Wieso kam er erst jetzt und wieso fühlte sich alles, was der sagte, so unwirklich an? Die Wut kochte in seinem Bauch immer höher. Er hatte sich hier in dieses Leben gefunden. Er hatte hier eine Familie, die ihn wie einen Sohn mochte.

„Ich habe keinen Bruder!“, bellte er und riss sich von Dean los.

„Sammy?“

„Woher sollte ich wissen, dass Ihr mir nicht nur einreden wollt, dass Ihr mein Bruder seid?“

„Verdammt nochmal Sammy, ich hab dich großgezogen, hab mich um dich gekümmert, wenn du krank warst, hab dir Schwimmen beigebracht! Deine ersten Schritte hast du von der Couch zu mir gemacht!“

„Ihr könnt mir viel erzählen!“ So ein einfältiger Cowboy, der wochenlang nur hinter dummen Rindviechern her ritt, der nach Kuh stank oder nach Pferd, oder beidem, nein, dieser Mensch konnte nicht sein Bruder sein! Dieser Mensch ekelte ihn an. Auf keinen Fall wollte er den in seinem Leben haben! Er mochte ihn nicht, ganz und gar nicht!

„Habt Ihr Beweise?“, fragte er von oben herab.

„Du hast eine Narbe direkt an der Wirbelsäule, hier“, begann Dean, verzweifelt um seine innere Ruhe bemüht, und legte seine Finger auf die Stelle an der Jake das Messer in Sams Rücken gebohrt hatte.

„Und du hast eine Tätowierung unter deinem linken Schlüsselbein. Eine Sonne mit einem Pentagramm in der Mitte.“

„Wer weiß wo Ihr das gesehen habt. Das beweist gar nichts! Vielleicht wart Ihr es ja, der mich zum Sterben in der Ebene gelassen hat und jetzt wollt Ihr euch mein Vertrauen erschleichen um Euer Vorhaben doch noch zu Ende zu bringen!?!“, knurrte der Jüngere und wandte sich ab.

„SAM?!?“, fragte der Ältere irritiert. Was war nur mit seinem kleinen Bruder? Wieso kannte er ihn nicht mehr und wieso kanzelte er ihn so ab? Wieso waren seine Augen so kalt?

„Warum sollte ich das tun?“, keuchte er entsetzt. Wie konnte Sam denken, dass er ihn sterben lassen wollte? Er? Seinen kleinen Bruder? Das war …

Dean verstand die Welt nicht mehr. Sam ließ ihn einfach stehen?

Schnell hatte er die wenigen Schritte überwunden, die Sam inzwischen gemacht hatte. Er fasste ihn am Handgelenk und hielt ihn fest.

„Ich würde nie… Ich könnte … Sam! Wir sind alles was von unserer Familie noch übrig ist. Du ...“, begann er frustriert und wütend.

Wieder schaute Sam zu seiner Begleiterin.

„Christo“, platzte der Ältere hervor, doch nichts passierte. Es war zum Verzweifeln. Dean wusste nicht mehr weiter.

„Jetzt lasst den jungen Mann doch endlich in Ruhe! Er kennt Euch nicht. Er erinnert sich nicht an Euch! Wo ward Ihr, als wir ihn vor fünf Wochen hier halbtot gefunden haben?“, schimpfte Eloise.

„Aber...“, versuchte Dean sich zu verteidigen.

„Nichts aber. Ihr hättet Ihn sterben lassen und da wundert es Euch, dass er nichts mit Euch zu tun haben will? Lasst ihn in Ruhe!“, fuhr sie Dean jetzt noch lauter und noch wütender an.

Sam nickte trotzig, riss sich los und wandte sich ab. Er reichte Eloise seinen Arm und geleitete sie nach Hause.

„Mein Name ist Wade!“, erklärte er noch einmal über die Schulter.
 

Dean stand da wie ein begossener Pudel, unfähig irgendeinen Gedanken zu fassen.

Alle Umstehenden hatten diese Szene mitbekommen und sahen sich irritiert an. Keiner wusste etwas zu sagen.

William löste sich von der Gruppe und ging zu dem Winchester.

Erschrocken hielt er inne. Der Blonde stand wie erstarrt, kreidebleich auf der Straße, seine Augen blicklos auf die Ecke gerichtet, an der Sam verschwunden war. Sein Atem ging stoßweise.

„Komm Dean!“, sagte der Harrison ruhig und legte ihm jetzt doch die Hand auf den Arm.

Dean zuckte zusammen und schien dann regelrecht zu erwachen. Er straffte sich, holte tief Luft und schüttelte die Hand ab. Wütend stapfte er in Richtung Saloon.
 

„Whiskey“, forderte der Blonde und stürzte den Inhalt des Glases hinunter, kaum dass das Glas vor ihm stand. „Noch einen!“

Clifford, der Barmann, nickte nur und füllte das Glas nach.

„Ihr könnt die Flasche gleich hierlassen“, sagte der Blonde und nahm sie dem Barmann ab. Dann warf er ein paar Münzen auf den Tisch und verließ den Saloon nachdem er das zweite Glas getrunken hatte.

Der Winchester schob die Flasche in die Innentasche seiner Jacke, ging zu seinem Pferd, nahm Thomas die Zügel wortlos aus der Hand und schwang sich auf Impalas Rücken. Tief zog er den Hut in die Stirn und schlug seinem Tier die Fersen in die Flanken. Ohne ein Wort jagte er davon.

Die Harrisons schauten sich irritiert an.

„Soll ich ihm folgen?“, wollte Thomas wissen.

„Nein, lasst es ihn mit sich ausmachen“, sagte Richard ruhig. „Ich denke, wenn das wirklich Sam war, dann braucht er jetzt Zeit für sich.“

„Aber wo kam der jetzt so plötzlich her? Dean hat ihn die ganze Zeit vermisst und ihn mehr oder weniger gesucht und jetzt ist er plötzlich hier? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!“, überlegte Vincent laut.
 

Sam saß auf seinem Bett, starrte aus dem Fenster und grübelte.

‚Sam … Samuel Winchester … Winchester … Winchester … Sam‘ Nichts klang richtig. Nichts klang vertraut. Und wenn der Kerl wirklich sein Bruder war? Aber warum war der dann nicht an seiner Seite? Warum hatte der ihn alleine gelassen? Wo war er gewesen und warum kam er jetzt auf ihn zu. Was erwartete sich dieser … Dean? ‚Dean, Dean Winchester‘ Auch das klang alles andere als vertraut. Und wenn er einen Bruder hatte, dann musste der ihm doch vertraut sein, oder? Mal abgesehen von dem unguten Gefühl, dass der Kerl in ihm ausgelöst hatte! Nein, er würde weiterhin im Laden seiner Retter arbeiten und versuchen sein altes Ich zu finden.

Er schüttelte den Kopf. Hier hatte er ein Zuhause gefunden, ein Leben. Das würde er sich nicht so einfach wieder nehmen lassen. Nicht von so einem dahergelaufenen Viehtreiber!
 

Dean ließ Impala freien Lauf, Hauptsache er lief so schnell und so weit es nur ging von diesem Ort weg. Er brauchte Ruhe und Zeit und er musste nachdenken. Abgesehen davon, dass er sich so einreden konnte, dass der Wind ihm die Tränen in die Augen trieb.
 

Stunden später saß er unter einem Baum und hatte die Flasche zur Hälfte geleert. Doch die düsteren Gedanken hatte er damit noch nicht vertreiben können.

Warum kannte ihn Sammy nicht? Was war mit ihm passiert? Litt sein kleiner Bruder unter Amnesie? Litt er? Nein, Sammy sah nicht so aus, als ob er leiden würde, aber warum war er so kalt.

War der Trickster daran schuld? Hatte er Sammy in diese Zeit versetzt und ihn acht Monate früher hier ankommen lassen? Oder war Sammy die ganze Zeit durch die Gegend geirrt? Hätte er ihn schon eher finden können? Aber wenn, dann wäre er doch gestorben! Er selbst hätte ohne Hilfe keine Woche durchhalten können. Nicht bei der Hitze und der Trockenheit in der Ebene und Sam müsste dann ja wohl auch aus der Ebene gekommen sein! Nein, er konnte nicht mit ihm hier angekommen sein!

Wahrscheinlich war es wirklich Zufall und der Trickster hatte eigentlich gewollt, dass sie sich nie wieder begegneten.

Aber warum musste er sich dann mit dem Wissen um Sam herumschlagen und Loki hatte Sam die Gnade des Vergessens gewährt?

Dean trank einen weiteren großen Schluck. Der Whiskey brannte schon lange nicht mehr in seiner Kehle.

Er hatte nicht auf Sam aufgepasst! Er hatte seine Aufgabe vernachlässigt. Er hatte an seinem kleinen bisschen Glück hier festgehalten, er hatte hierbleiben wollen. Er hatte genießen wollen und nicht mehr an Sam gedacht!

Dean hatte jeden Tag nicht nur einmal an Sam gedacht, hatte darüber nachgegrübelt wie er hier weg und ihn finden konnte, doch seine übergroßen Schuldgefühle erlaubten ihm nicht, sich das einzugestehen.

‚Dad hatte Recht! Ich bin ein Versager! Ein Nichtsnutz, ein schlechter Sohn und ein miserabler Soldat. Ich habe Sam nicht verdient und ich habe dieses Leben nicht verdient!’

„Sammy!“, schrie er hilflos und schleuderte die fast leere Flasche gegen den nächsten Baum.

Haltlos rannen die Tränen über seine Wangen, als er sich zur Seite fallen ließ und sich in den Schlaf weinte.
 

In der Abenddämmerung des folgenden Tages war Dean nach El Paso zurückgekehrt.

Er hatte Sam gesucht und im Gemischtwarenladen gefunden.

Der Laden stand gegenüber dem Hotel und so bezog der seinen Posten auf dem Dach des Hotels hinter dem Namensschild.

Wie ein Strauchdieb duckte er sich in die Schatten und beobachtete seinen kleinen Bruder. Sah zu, wie der mit dem Ehepaar Duncan zu Abend aß und beobachtete ihn, wie er sich in sein Zimmer, unter dem Dach des Hauses. Zurückzog.

Über Tag trieb er sich in den Schatten herum und folgte Sam. Immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden.

Zweimal hätte ihn sein kleiner Bruder fast erwischt, doch er konnte immer noch gerade rechtzeitig hinter einer Ecke verschwinden.

Nachts schlich er sich zu einem alten Schuppen etwas außerhalb des Ortes, wo er seinen Hengst untergebracht hatte. Er trieb ihn zu den Wiesen und ließ ihn grasen. Dann jagte er mit ihm zurück, rieb ihn trocken und war kurz vor Sonnenaufgang wieder in der Stadt auf seinem Posten.
 

In der ersten Nacht hatte er die Eingänge des Ladens mit Salz gesichert.

Auf der Vorderseite war der nur über einen Holzsteg zu erreichen und Dean hatte das Salz darunter platziert. Auf der Rückseite hatte er die Salzlinien mit Staub abgedeckt.

Schlaf fand der ältere Winchester kaum. Immer wenn er die Augen schloss standen die Opfer vor ihm. Die, die er hatte nicht retten können, zeigten mit ihren knochigen Fingern auf ihn und klagten ihn an, nannten ihn einen wertlosen Versager. Schnell riss er seine Augen jedes Mal wieder auf. Doch der Klumpen in seinem Magen blieb.

Dean aß kaum. Ein paar gestohlene Eier hier, einen Apfel da.
 

Seine Kräfte schwanden. Die Sonne trocknete ihn aus, Albträume und die Kälte in der Nacht taten ihr Übriges um ihn wie ein hohläugiges Gespenst aussehen zu lassen.

Die Gedanken des Blonden liefen in viele Richtungen, doch letztendlich kam er immer wieder zu einem Schluss.

Er hatte versagt! Sein Leben war nichts wert und er ein nichtsnutziger Versager! Er hatte seinem Vater Schande bereitet! Die Albtraumgestalten hatten recht!
 

Sammy schien glücklich. Über Tag arbeitete er im Laden und ließ sich dort in die Geheimnisse des Handels einführen und abends saß er in seinem Zimmer und las.

Dean lag in derselben Zeit hinter dem Hotelschild unter freiem Himmel und fror. Doch er würde seinen Posten nicht aufgeben. Nicht bevor er nicht wirklich wusste, dass es seinem Kleinen gut ging.
 

Wade, wie Sam sich selbst nannte fühlte sich hier wohl. Die Arbeit im Laden machte ihm Spaß. Er fühlte sich zwar etwas unterfordert und hatte hin und wieder den Eindruck, dass sein Leben nicht immer so ruhig verlaufen sein konnte, aber um nichts in der Welt wollte er diese Ruhe missen.

Ihm war, als hätte er dieses Leben schon immer gesucht.

Hin und wieder fühlte er sich beobachtet, doch er konnte nie jemanden entdecken und so verwarf er den Gedanken wieder.

Eloise war wie eine Mutter zu ihm, jedenfalls so wie er sich eine Mutter vorstellte. Sie umsorgte ihn, wie er vielleicht nie umsorgt worden war. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Okay, er konnte sich an nichts aus seinem Leben erinnern und so schob er den aufdringlichen Mann in den hintersten Winkel seines Bewusstseins.

Er wollte nicht über ihn nachdenken, denn kaum dass sich Dean in seine Gedanken schlich hatte er Wut im Bauch. Ein Bruder würde ihn nicht in der Ebene liegen und verdursten lassen!

Die Abende in seinem Zimmer liebte er. In Mr. Duncans Arbeitszimmer hatte er eine reichhaltige Bibliothek entdeckt und sofort die Erlaubnis erhalten sich Bücher auszuleihen.

Und so saß er abends bei Kerzenschein in seinem kleinen Zimmer und las.



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