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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Obelix ist nicht dick

56) Obelix ist nicht dick
 

„Ich versteh nicht, was an Märchen so schön sein soll. Denk an unseren Fall in Marple Springs. Märchen sind brutal und eklig!“

„Märchen sind schön, Dean. Sie erzählen sich gut und sie haben eine Moral.“

„Und die Moral von der Geschicht – in goldne Äpfel beißt man nicht?“

„Dean!“, grinste der Jüngere, „Die Märchen spiegeln die Wünsche und Träume der Menschen der damaligen Zeit wider und die Moral ist, dass ….“

„Lass gut sein, Sammy, das ist was für Leute mit höherer Bildung!“

„Dean!“, blaffte Sam gereizt. Er wusste nicht so ganz, in welche Richtung Deans Attacke ging.

„Was?“, funkelte der Blonde zurück.

„Und was ist daran jetzt der Fall für uns?“, versuchte Sam die Wogen zu glätten.

„Die Märchen sind lebendig geworden.“

„Und jetzt hat die Großmutter den Wolf gefressen, oder was?“

„Sam! Dein Niveau sinkt erheblich!“

„Was, darf ich nicht auch mal einen Witz machen?“

„Doch, aber von dir erwarte ich Witze, die ich nicht verstehe.“

„Du bist nicht dumm, Dean!“ Da war sein Bruder also. ‚Mal wieder auf einem Selbstverleugnungstrip. Na toll!‘

„Da hab ich aber schon genügend andere Meinungen gehört.“

„Hör auf Dean! Soweit ich mich erinnern kann, hast du mir verdammt lange bei den Hausaufgaben geholfen.“

Der Blonde schaute gebannt in seine Kaffeetasse. Schule war nie das gewesen, was ihn wirklich interessiert hatte. Viel zu sehr war er von Dads Training und dem alles überlagernden Befehl, auf Sam aufzupassen, abgelenkt gewesen. Und viel zu oft hatte er im Unterricht den fehlenden Schlaf nachgeholt und sich dafür von Dad wieder einen Anschiss abgeholt, wenn der nächste Brief des Lehrers ins Haus flatterte. Für ihn war Schule meistens uninteressant gewesen. Er wusste, was er später machen würde und dafür brauchte er das Wenigste von dem, was in der Schule gelehrt wurde. Abgesehen davon war es ihm egal wofür ihn die Leute hielten. Sie kamen und gingen wieder, sobald der Job erledigt war. Und eigentlich brauchte man ja auch keine umfassende Allgemeinbildung wenn man Sam an seiner Seite hatte. Und in was sie alles hineingeraten würden, das konnte damals wirklich keiner wissen, oder?

Hatte Dad es gewusst und ihnen nur nichts gesagt? Mal wieder? Warum sollte John ihm sonst diesen unsäglichen Befehl gegeben haben? Irgendetwas muss er doch gewusst haben.

Wie viel hatte der ihnen sonst noch verschwiegen?

„Dean?“

Der Blonde zuckte leicht zusammen und schaute zu Sam.

„Was ist daran jetzt unser Fall?“, fragte der Jüngere noch einmal.

„Simmons hatte märchenhaften Spaß versprochen. Dass aus den Standuhren plötzlich kleine Ziegen gesprungen kamen und den halben Laden verwüstet haben, fand er nicht mehr so spaßig. Über den süßen Brei, der nachmittags das Restaurant regelrecht überschwemmte, konnte er auch nicht lachen.

Die Feuerwehr musste die Gäste richtiggehend rausschaufeln.“

„Das wäre was für dich gewesen.“

„Ich bin nicht verfressen!“, erklärte der Blonde und schmollte beleidigt.

„Und Obelix ist nicht dick!“

Deans Magen knurrte.

Die Brüder wechselten einen Blick und es fiel dem Älteren unsagbar schwer nicht in Sams prustendes Lachen mit einzufallen.

Er schnaubte leicht ungehalten und fuhr dann fort: „Der Typ hat die ‚Verursacher’ sofort entlassen.“

„Er hat die oder den Verursacher gefunden?“

„Klar. Drei Mitarbeiter. Einer davon, er soll federführend bei der Aktion mit den Ziegen gewesen sein, hat eine totale Tierhaarallergie. Aber das spielte keine Rolle. Er wollte wohl nur davon ablenken, dass er nicht weiter weiß.
 

Das war am Eröffnungstag, also vorgestern. Gestern wurde ein Kind beim Schuhe kaufen verletzt. Von der schwarzen Katze, die bis dahin friedlich auf einem Kissen rumlag, mit einem Pappmesser in den Bauch gestochen. Das Messer war plötzlich gar nicht mehr pappig. Die Kröte hatte die Katze minutenlang am Schwanz gezogen, also geschah es ihm recht, würde ich sagen. Und bevor du fragst. Die Katze hat sich ihren Hut aufgesetzt, das Messer umgegürtet und ist in Stiefeln davon marschiert.“

Sam fiel es immer schwerer ernst zu bleiben.

„Außerdem fressen sich dicke Bücherwürmer durch den Buchladen. Die Kochbücher waren zuerst nur noch löchrige Hüllen, aber Märchen und Romane scheinen auch zu schmecken. Nur an den wissenschaftlichen Abhandlungen war noch kein Wurm dran. Über deinen Lesegeschmack lässt sich also doch streiten.“ Jetzt war es an Dean breit zu grinsen.

Der Jüngere schaute etwas säuerlich.

„Wir sollten hinfahren“, sagte Sam und Dean nickte und packte seine Sachen zusammen.

„Wie geht es dem Kind?“

„Es war mehr ein Kratzer als eine schwere Verletzung. Aber natürlich lässt sich die Mutter die Option offen, das Einkaufscenter zu verklagen. Allerdings haben sie auf den Überwachungskameras, wie das Kind die Katze trotz mehrfacher Ermahnung durch die Verkäufer immer wieder ärgert und die würden dann wohl gegen den Jungen wegen Tierquälerei klagen.“

Sam schüttelte nur den Kopf.
 

„Wer oder was ist es deiner Meinung nach?“, fragte Dean, als sie im Wagen saßen.

„Ein Trickster?“

Der Blonde nickte: „Daran hab ich auch schon gedacht.“ Er drehte den Zündschlüssel und der Impala erwachte mit einem satten Grollen. Wie üblich huschte ein verliebtes Lächeln über Deans Gesicht.

Dann lenkte er seinen Wagen auf die Straße. Es war ein wundervolles Gefühl, wieder Herr seines Gefährts zu sein, statt wie in den letzten zwei Tagen, als er auf den Beifahrersitz verbannt worden war. Obwohl er ja zugeben musste, dass er davon nicht viel mitbekommen hatte.
 

Müde warfen die Winchesters ihre Taschen auf den ausgebleichten Teppich ihres Motelzimmers. Wortlos sicherten sie Fenster und Türen und fielen dann in ihre Betten.

Sie waren mit wenigen Stopps, zum Essen und Tanken, durchgefahren. Sam hatte seinen Bruder in der Nacht für ein paar Stunden am Steuer abgelöst und sich danach wieder den Nachrichten aus dem Einkaufscenter gewidmet.

Noch gab es keine Tote. Noch. Doch die Späße wurden rauer, und die Brüder waren sich einig, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis jemand starb.

Am Abend waren zwei Verkäufer aus der Kinderabteilung und ein Mann der Gebäudereinigung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Kobolde aus der Kinderabteilung hatten sich mit den Heinzelmännchen der Putzschicht geprügelt. Und einige Kunden, die neue Betten kaufen wollten, hatten nach dem Probeliegen über schmerzhafte, erbsengroße Hämatome geklagt.
 

„Los, raus aus den Federn, wir haben zu arbeiten!“, pflaumte Sam und schlug seinem Bruder gegen die Füße. Gähnend verschwand er im Bad und gleich darauf war das Rauschen der Dusche zu hören.

Dean drehte sich auf die Seite und war sofort wieder eingeschlafen.

„Sieh zu dass du aus dem Bett kommst, verdammt!“, fauchte der Jüngere und zog seinem Bruder die Decke weg.

Der Blonde grummelte und blinzelte zur Uhr. Er fühlte sich, als wäre er gerade erst ins Bett gefallen. Die Uhr hatte sich allerdings mit Sam verbündet und versuchte ihm weiszumachen, dass es schon kurz nach Zehn wäre.

Er zog die Knie zur Brust und versuchte seine Füße unter seinen Beinen zu verstecken.

Der Jüngere vergaß sich weiter abzutrocknen. Zu niedlich waren die Bemühungen seines Bruders noch ein paar Minuten Schlaf zu bekommen.

Letztendlich gab Dean jedoch auf, setzte sich auf und bewahrte so seinen Bruder davor an Erfrierungen zu sterben. Dessen Körper war schon mit einer dicken Gänsehaut überzogen.

Er blinzelte immer wieder, knurrte ungehalten und machte sich dann, mit geschlossenen Augen, auf den Weg ins Bad. Vielleicht würde die Dusche ihn ja wecken.

Immerhin war Sam so freundlich Dean mit einem Kaffee zu empfangen, als der nicht wirklich munterer aus dem Bad getapst kam. Mit geschlossenen Augen inhalierte er das Aroma und lief dann zielstrebig zu seinem Bett. Erst nachdem er die Tasse ausgetrunken hatte machte er Anstalten sich anziehen zu wollen.

„Als was verkleiden wir uns heute?“, versuchte der Jüngere eine vernünftige Antwort zu bekommen.

„Is Halloween?“, fragte der Blonde etwas planlos.

„Nein, Dean! Wie willst du dir denn das Einkaufscenter anschauen?“

„Ich denke wir gehen einfach mal einkaufen.“

„Du willst einkaufen?“, fragte Sam verwundert.

„Von mir aus auch essen, oder was weiß ich. Jedenfalls sollten wir den Tag da rumtrödeln. Wer weiß, was dabei rauskommt.“

„Wie geht es deiner Schulter?“

Der Blonde bewegte den Arm. „Ich bin okay“, antwortete er nach einer Weile.

Sam nickte nur.
 

„Such mal die Ausweise von dem Sicherheitsdienst raus“, sagte der Blonde als er den Zündschlüssel abzog.

„Dafür sind wir nicht angezogen!“

„Warum nicht. Wenn uns einer fragt, dann haben wir uns inkognito hier umgesehen.“

Sam nickte nur und kramte in der Zigarrenkiste.
 

Sie verbrachten den halben Tag damit durch das Center zu streifen. Sie aßen im Restaurant, in dem nichts mehr daran erinnerte, dass es hier eine Breiüberschwemmung gegeben hatte, und während Sam sich im Buchladen davon überzeugte, dass sie dem Problem mit den Bücherwürmern noch nicht Herr geworden waren und sich ganz furchtbar darüber aufregte, verzog sich Dean in das nächste Geschäft.

Bekleidung. Eigentlich brauchte er nichts, aber die Kleine an der Kasse war niedlich und wenn er schon mal hier war...

Freundlich zwinkerte er ihr zu, als er das Geld für seine Einkäufe auf den Tresen legte.

„Ich brauch keine Tüte“, sagte er und stopfte die Packungen T-Shirts und Shorts in die Innentaschen seiner Jacke. Und Nichts in der Welt würde er mit so einer Plastetüte rumlaufen!
 

Die Parade, die wie jeden Nachmittag stattfand, betrachteten sich die Brüder aus der Ferne.

Das Motto war heute wohl Meer. Wieso allerdings die Nixe auf einem Einhorn ritt, blieb nicht nur den Brüdern unerklärbar.

Plötzlich begann die blonde Nixe nach Atem zu ringen.

Dean warf seinem Bruder einen Blick zu. Beide nickten kurz und schon stürmten sie los. Unsanft drängten sie Menschen zur Seite, die sich noch dichter zusammen geschoben hatten, um nur nichts von dem Schauspiel zu versäumen.

Sie schafften es in dem Moment bei der Nixe anzukommen, als sie schon halb bewusstlos vom Pferd kippte. Dean fing sie auf und ließ sie zu Boden gleiten.

Hektisch versuchte er, ihr Luft in die Lungen zu pumpen. Doch ihre Atemwege waren frei.

„Kei ... Lu ...“, versuchte sie mit dem letzten bisschen Atem in ihrer Lunge zu sagen. Ihre Augen waren panisch geweitet und sie starrte Dean flehentlich an.

Der Blonde nickte und ließ seine Hände über ihren Körper wandern, über den Bund ihres Kostüms.

Es war kein Bund…

„Sam, hol Wasser!“, brüllte er, als er den Zusammenhang erkannte.

„Mach schon!“ Deans Stimme klang verzweifelt und der Jüngere drängte sich wieder durch die Massen.

Seine Größe hatte auch einige Vorteile.

‚Wieso braucht Dean Wasser?’, fragte sich Sam. Doch sein Bruder klang so sicher, dass er es wissen musste und er hatte irgendwann doch gelernt, dass man manchmal besser erst handeln und dann fragen sollte.

Verzweifelt machte der Ältere mit der Mund-zu-Mund Beatmung weiter. Er war sich sicher dass es sinnlos war, doch tatenlos zusehen, wie das Mädchen erstickte, konnte er auch nicht.

„Halt durch, bitte! Bitte halt durch!“, bettelte er immer wieder zwischen seinen Atemzügen.

Ihre Augen brachen.

Dean suchte mit fliegenden Fingern nach einem Puls, den er nicht fand.

„Mach schon Sammy!“, bettelte er leise und begann mit der Herz-Druck-Massage.

Endlich drängte sich Sam mit einem Eimer Wasser durch die gaffende Masse. Keiner half. Alle standen nur sensationsgierig da und starrten auf den einzigen Menschen, der versuchte ein Leben zu retten.

„Leg ihr eins der Tücher um den Hals und kipp Wasser drüber!“, keuchte der Blonde während er ihren Brustkorb immer wieder zusammendrückte.

„Warum?“, fragte der Jüngere jetzt doch.

„Sammy!“, bellte Dean verzweifelt und der tat wie ihm geheißen.

„Dean?“, hakte er trotzdem nach.

„Das Kostüm“, keuchte der Blonde, „ist kein Kostüm … nicht mehr.“

„Der Trickster hat sie …“

Dean nickte verzweifelt.



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