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Was auch immer geschieht Teil 2

von

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Kleines Vorwort : Bitte, bitte schreibt mir wie euch die Geschichte gefällt ^_^
 

Was auch immer geschieht
 

Teil 2:

" Zwischen Angst und Hoffung"/

"Sehnsucht I "
 


 

"Es ist mir scheiß egal, ob es ihm gut geht!!!!" ,schrie Asuka ins Telefon, "Ruf mich nicht wegen eines solchen Schwachsinns an!!!"

Dann legte sie auf und schlug mit der Faust an die Wand. Denn Schmerz, der sich daraufhin ausbreitete, spürte sie gar nicht.
 

"Es ist mir scheißegal." wiederholte sie noch mal, fast so als ob sie ihre eigenen Worte bestätigen wollte.

"Scheißegal."

Das hatte sie Misato doch schon gesagt, als sie extra angerufen hatte, um ihr zu sagen, das es Wondergirl gut geht.

Was ging sie das an? Und Shinji, der Baka...das er irgendwann gerettet werden würde, wenn alle Tag und Nacht an diesem Bergungsprojekt arbeiten, war ja klar.

Sie schlug ein weiteres mal auf die Wand, an die sie sich lehnte an, ein.

"Dieser Trottel ist mir scheißegal."

Sie drehte sich um und blickte in den unordentliche Wohnung. Misato hielt es nicht nötig, aufzuräumen. Und sie selbst würde das bestimmt nicht für sie erledigen.

"Diese verdammte Tussie!"

Die Wut in ihrem Körper breitete sich immer mehr aus. Ihr Herz schlug schneller, immer schneller und in ihr wuchs der Drang diese Wut hinauszulassen. Ihr Körper zitterte schon richtig unter dieser Anspannung und sie hielt es fast nicht mehr aus.

Asuka schrie.

Ihr Herz schrie.

Die Wut, der Zorn, es war unerträglich. Sie spürte ihr pulsierendes Blut und das Beben ihres Herzen. Sie atmete schnell Sie war voll von Wut und Haß. Sie musste sie hinauslassen. Jetzt sofort. Sie musste...etwas zerstören.

Sie drehte sich abrupt um ,nahm eines der Gläser, die noch auf dem unaufgeräumten Küchentisch standen und schmiß es gegen die Wand.

Das laute Geräusch und das heftige Klirren danach sprachen ihr aus der Seele.

"Ich hasse euch!!!!"

" Ich brauche keinen von euch!!!"

Sie nahm ein weiteres Glas und warf es genauso an die Wand.
 

" Ich hasse euch alle."

Sie hasste sie alle.

Sie hasste Misato.

Sie hatte ihr Kaji weggenommen.

Aber sie hatte Kaji auch schon lange nicht mehr gesehen. Wo war er? War sie ihm etwa egal?
 

Ein weiteres Glas ging zu Bruch. Jeder Bruch befriedigte ihren Zorn.

Sie hasste Shinji.

Er war einfach ein Volltrottel. Er würde nie an sie ran kommen. Nein, sie war besser als er.
 

Ein weiteres Klirren erfüllte den Raum.
 

Sie hasste Wondergirl. Ihre Arroganz. Ihre ganze Art.
 

Sie schleuderte eine halbvolle Weinflasche gegen die Wand

Aber mit jedem weiteren Bruch zerbrach auch ein winziges Stück ihres Zorns. Die Befriedigung hielt nicht lange an.

Schließlich begann sie zu weinen und ließ sich langsam an dem Tisch hinunter bis sie auf dem Boden saß. Vor ihr lag das Ergebnis ihres Zorns : Ein groteskes Bild aus kristallklaren Glassplittern, roter Flüssigkeit und einem flauschigen Untergrund. Die Wand vor ihr war rot, genauso wie der Wein der die Wand hinunter sickerte und sich dann auf dem Teppich ausbreitete. Die Glasscherben, in allen möglichen Größen und Formen lagen verstreut auf dem allmählich blutroten Teppich.
 

Warum tue ich das...? Wieso kann ich mich nicht beherrschen. Es ist schrecklich. Aber es ist mir auch wirklich egal, was mit dem Baka ist. Alle machen sie nur sorgen um ihn.

Shinji muß gerettet werden.

Shinji hat eine höhere Synchro-Rate als du.

Shinji ist besser als du.
 

Asuka begann zu weinen. Sie hielt das nicht mehr lange aus. Es war zuviel geschehen in letzter Zeit. Zuviel schlechtes. Solange sie zurück denken konnte, war sie stolz darauf gewesen, EVA-Pilotin zu sein. Aber nun...die EVAs wurden ihr langsam unheimlich. Nicht nur das EVA-04 von einem Engel besetzt wurde, nein Shinji wurde sogar in seine EVA-Einheit absorbiert. Sie hatte zwar nie daran gezweifelt, das sie ihn da irgendwie wieder hinaus holen würden, aber der Gedanke, im Inneren eines EVAs gefangen zu sein, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Als sie gesehen hatte, wie EVA- 01 total durchdrehte,

sich selbst von seiner Panzerung befreite und dann auch noch den Engel fraß, da wurde ihr zum ersten Mal richtig bewusst, das die EVAs mehr sein mussten.

Mehr als nur ein von Wissenschaftlern geschaffenes Wesen.
 

Am nächsten Tag
 

Der weitläufige Raum, der Gendo Ikari und Kozo Fuyutsuki als Büro diente, war in dämmerndes Licht getaucht.

"Das so etwas passieren würde...keiner von uns hätte jemals damit gerechnet. Niemand dachte daran, das es überhaupt möglich wäre.." . Kozo Fuyutsuki sprach in einem ehrfürchtigen Ton. "Und jetzt, nach all der Zeit...es sind immerhin 10 Jahre vergangen."

Das Yui nun zurück war...es musste eine Fügung des Schicksals sein

Gendo Ikari saß ausdruckslos an seinem Schreibtisch, die Arme wie üblich auf den Tisch gestützt und die Hände ineinander

verschränkt.

" Hm..."

Fuyutsuki seufzte resignierend. Seid gestern war es ihm kaum noch möglich ein einigermaßen normales Wort mit Gendo zu wechseln, soweit er überhaupt auf seine Frage einging. Er wirkte zwar auf den ersten Blick immer noch kalt und emotionslos.

Aber eben nur auf den ersten Blick.

Als sie gestern die Nachricht bekommen hatten, das außer dem Third Children noch eine weitere Person aus EVA -01 aufgetaucht war, hatte es für ihn kein Halten mehr gegeben. Fuyutsuki hatte ihn noch nie so erlebt. Zuerst hatte er einen Moment erschrocken und total überrascht ausgessehen und war dann in den EVA -Cage gestürmt.

Fuyutsuki musste grinsen . Major Katsuragi's erstauntes Gesicht, als Gendo hereinkam und und Yui's bewußtlosen Körper in die Arme schloß wäre unter anderen Umständen ziemlich witzig gewesen...

Die letzten 24 Stunden hatte Gendo fast nur bei Yui verbracht, auch wenn sie noch nicht bei Bewusstsein war. Wie als wollte er sichergehen, das er sie nicht wieder verlieren könnte...

" Ich werde mit ihr sprechen sobald sie wach ist."

"Man glaubt es kaum...ich bekomme eine Antwort..." .

Es hätte nicht viel gefehlt und Fuyutsuki hätte diese Worte laut ausgesprochen.

"Nun ja... wahrscheinlich hätte er es sowieso nicht registriert."

"So", sagte er stattdessen, " Und hast du dir auch schon überlegt, wie du sie am besten auf die jetztige Zeit und vor allem auf eure...eure familiäre Situation vorbereitest?"

Fuyutsuki war schon ziemlich gespannt auf die Antwort, die er jetzt (vielleicht) bekommen würde.

"Ich werde ihr alles sagen..." meinte Gendo, "und sie wird mich verstehen."

Es klang eine Spur zu überzeugt. Jedenfalls nach Fuyutsuki's Meinung.

"Aha...und ....Doktor Akagi?"

"Ich habe sie gebeten mir ein paar Kleider für Yui zu geben..."

"Die Sache läuft auf eine Katastrophe hinaus..."

"Bitte?"

"Katsuragi wollte ich nicht fragen..."

"Eine K -A-T-A-S-T-R-O-P-H-E..."
 

Fuyutsuki seufzte innerlich. Ausgerechnet Akagi zu fragen...Sie würde sowieso ein weiteres Problem darstellen. Nicht nur das SEELE jetzt in Panik wegen dieses weiteren "Zwischenfalls" kommen würde, nein, es blieb auch abzuwarten wie Ritsuko Akagi und Rei Ayanami auf diese Situation reagieren würden. Das First Children konnte Fuyutsuki nicht gut einschätzen, aber bei Doktor Akagi schwante ihm nichts Gutes. Sie hatte sich schon immer Rei gegenüber auf eine merkwürdige Art eifersüchtig verhalten, wenngleich sie sich das nur selten anmerken ließ. Aber wenn sie jetzt auch noch mit Yui konfrontiert werden würde... Die Folgen waren nicht abzusehen. Er fragte sich, ob Gendo Yui wirklich über alles aufklären würde...auch über seine Beziehung zu Ritsuko Akagi . Ganz zu Schweigen von Naoko Akagi. Und über Rei. Aber das musste er tun, es stand außer Frage. Doch das erste, was Yui interessieren würde, sobald sie das Bewusstsein wieder erlangt, war sicherlich Shinji. Und da musste ihr Gendo wohl einiges erklären. Fuyutsuki war schon gespannt, wie Yui darauf reagieren würde. Aber solange Fuyutsuki Yui gekannt hatte, hatte sie immer zu ihrem Mann gehalten...
 

Er wandte sich wieder den Berichten der verschiedenen Abteilungen zu. Die äußeren Schäden am NERV-Hauptquartier waren erst zu 41, 9 % behoben und ein weitaus größeres Problem stellte das immer noch teilweise freiliegende Central Dogma da. Auch die Schäden an den Abwehrsystemen und der gesamten Geofront wurden noch nicht vollständig beseitigt.

Was Fuyutsuki aber am meisten zu schaffen machte, war das Gendo angeordnet hatte, die Vorfälle der letzten 24 Stunden geheimzuhalten. Sie hatten schon einmal die Invasion eines Engels in MAGI vertuscht, aber SEELE war bereits damals misstrauisch gewesen. Und lange würden sie die letzten Ereignisse nicht vor ihnen zurückhalten können. Das würde in jedem Fall einige Konsequenten nach sich ziehen.
 

"Was ist mit SEELE? Wir werden sie nicht lange täuschen können." fragte er schließlich.

" Ihr Informant wurde bereits beseitigt."

"Ja, aber es könnte noch weitere geben, von denen wir nichts wissen. Er könnte auch weiterhin einen Verbindungsmann hier haben..ich denke da zum Beispiel an Major Katsuragi. Und selbst wenn es nicht so wäre, könnte er ihr immer noch wichtige Informationen zukommen lassen."

" Wir werden die Sache weiter verfolgen lassen. Und wegen SEELE...es reicht, wenn sie vorläufig nichts davon wissen."

Fuyutsuki zweifelte daran, aber er sagte nichts. In letzter Zeit hatte sich Keel Lorenz ständig bei ihm über Gendo beschwert und wenn diese Sache ans Licht kam würden sie wahrscheinlich beide mit sofortiger Wirkung entlassen werden.

Sie werden nicht gerade erfreut sein...außerdem...hast du dir schon was einfallen lassen, wie du das ihnen erklären willst?"

"Nein"

"Und Rei?"

Gendo Ikari blieb keine Zeit auf diese Frage ein zugehen, weil in diesem Augenblick das Telefon klingelte.

"Sie ist wach", sagte er zu Fuyutsuki , nachdem er aufgelegt hatte. Er stand auf und ließ Fuyutsuki allein in dem riesigen Büro zurück.
 

Fuyutsuki lehnte sich in seinem Sessel zurück. Niemand außer ihm und vielleicht noch Ritsuko Akagi wussten was wirklich in Gendo vor ging. Und auch sie konnten seine gut versteckten Gedanken nur erahnen.

Genau wie Gendo hatte er Yui auf der Universität von Kyoto kennengelernt, als sie dort Studentin war. Eine junge, enthusiastische Frau die volles Vertrauen in die Zukunft hatte. Vielleicht sogar zuviel Vertrauen. Sie war ihm vom ersten Moment an sympathisch gewesen und er hatte sich auch später bei ihrer gemeinsamen Zeit bei GEHIRN sehr gut mit ihr verstanden. Auch wenn ihm manche von ihren Entscheidungen immer ein Rätsel geblieben war. Zum Beispiel warum eine Frau wie Yui sich mit einem Mann wie Gendo einlassen konnte. Fuyutsuki war dieser Beziehung immer ziemlich skeptisch gegenüber gestanden, vor allem weil er Gendo damals wegen einer Schlägerei aus dem Gefängnis hatte holen müssen. Wenig später hatte Yui ihm erzählt, das sie mit ihm zusammen war. Für ihn damals unbegreiflich. Jedoch musste er sich selbst gegenüber eingestehen, das es sich dabei wohl doch um Liebe handelte, als er die beiden zum ersten mal zusammen gesehen hatte. Fuyutsuki musste bei dieser Erinnerung lächeln. Für Yui war Gendo die Liebe ihres Lebens gewesen.

Und Gendo...

Fuyutsuki hatte bis zu Yuis Unfall an ihm gezweifelt.

Aber seid dem Yui damals mit Eva- 01verschmolz, hatte er alles dafür getan, um sie eines Tages wieder zurückzubekommen. Dafür hatte er alles geopfert. Sogar sein eigenes Kind. Das war etwas worüber Fuyutsuki schon oft nachgedacht hatte: was bedeutet einem Menschen mehr:.. seine einzige Liebe oder sein einziges Kind? Für sich selbst konnte Kozo Fuyutsuki diese Frage nicht beantworten. Er hatte kein Kind und die Frau, die ihm am meisten bedeutete...hatte einen anderen ins Herz geschlossen...damals...

Gendo hatte sich für Yui entschieden. Allerdings fragte Fuyutsuki sich, ob Yui sich auch voll und ganz für ihn entschieden hätte...wahrscheinlich nicht.

Und trotzdem hatte er letztens seine Meinung über Gendo noch einmal grundlegend geändert. Noch vor der Bekanntmachung des Fourth Children hatte er bemerkt das Gendo sich immer die Sicherheitsaufzeichnungen des Hauptquartiers bringen ließ. Und zwar ausschließlich Bänder auf denen Shinji zusehen war, bei Synchrotests , im Krankenhaus und was auch immer. Diese Aufzeichnungen sah er sich an.

Jede Nacht.
 

Gendo konnte es kaum noch erwarten.

Endlich.

Zehn Jahre hatte er darauf warten müssen. Zehn Jahre, ohne die Frau, die ihm mehr als alles andere bedeutete. Mit ihr hatte sein Leben begonnen. Und nun, nachdem er solange auf sie hatte warten müssen, hatte er sie wieder. Und mit ihr das Licht.

Die letzten Stunden hatte er sich kaum noch von ihrem Anblick losreißen können. Aber jetzt war er schon fast ein bisschen nervös , sie wiederzusehen. Es gab so vieles ,was er ihr klarmachen musste. Auch warum er sein Versprechen nicht einhalten konnte.

Aber würde sie ihn auch verstehen? Vielleicht würde es nie wieder so wie früher werden... Die ganzen Jahre lang, war das sein Ziel gewesen : sie zurückzubekommen. Über das, was danach war, hatte er sich noch nie viele Gedanken gemacht. Ein großer Fehler, wie er sich nun selbst eingestehen musste.

Er stand vor dem Zimmer, in dem er fast die letzten 10 Stunden verbracht hatte. Nachdem er ihren Körper gestern zum ersten mal wieder in seinem Armen hatte halten können, hatte sich zwar die erste innere Anspannung in ihm gelöst, doch dieser war eine weitere gefolgt. Er wusste, das sie erst verschwinden würde, wenn er Yui wieder bei vollem Bewußtsein sehen würde. Wenn er wieder mit ihr sprechen konnte.

Wenn er wieder in ihre Augen sehen konnte.

Dieser Augenblick war gekommen....
 

Als er das Zimmer betrat , setzte sie in dem Krankenbett auf. Die Atemmaske und die Schläuche, die ihren Körper vorhin noch bedeckt hatten, waren nun nicht mehr da, stattdessen trug sie ein weißes Patientennachthemd.

Sie blickte ihn an...

Und ihr Gesicht spiegelte Erstaunen und Verwirrung wieder.

Es dauerte einen kurzen Moment bis sie begriff, wer er war...sie bewegte ihre Lippen, und dann..

"Gendo.." .

Er fühlte ein warmes Gefühl, das sein Herz durchzog.

Ihre Stimme. Ihre vertraute Stimme. Die strahlenden Augen.

Es war als hätte sich nichts verändert

Er setze sich zu ihr und nahm ihre Hand. Sie hatte ihn schon jetzt aus der Dunkelheit befreit. Sie nur diesen einen Augenblick zu halten...er hätte sein Leben dafür gegeben. Sie war sein Licht. Das einzige Licht, das er jemals gehabt hatte. Er wünschte sich, diesen Augenblick für die Ewigkeit festhalten zu können. Sie hatten nur einige kurze Jahre miteinander verbringen können. Als sie ihm damals vom Schicksal entrissen wurde, blieb für einen Abschied keine Zeit. All die schmerzhaften Jahre, die er ohne sie verbringen musste wurden nun durch diesen Moment des vollkommenen Glücks überspielt. Einem Moment seines Glückes.

"Gendo...wie siehst du denn aus? Bist du es auch wirklich?"

Sie streckte ihre Hand nach seinem Gesicht aus und berührte es vorsichtig.

"Wieso...wieso bist du so alt?"

Er konnte ihr nicht antworten. Er war zu überwältigt, um jetzt noch sprechen zu kommen. Stattdessen beugte er sich vor und küsste sie sanft.

Yui begann zu weinen und drückte ihn an sich. Sie wollte sich nur noch in seinem Armen verlieren. Sie wusste nicht wo sie war und warum sie hier war, aber solange er bei ihr war, war alles in Ordnung. Jetzt für diesen Moment...

Alles fühlte sich so vertraut an. Sie gehörten zusammen. Dieses Gefühl hatte sie schon gespürt, als sie sich zum ersten mal gesehen hatten. Etwas , was man nicht mit Worten beschreiben konnte. Ein Gefühl, das man erste kannte und verstand, wenn man es selbst in seinem Herzen fühlt.

Sie saßen eine Weile so, in inniger Verbundenheit. Das einzige Geräusch, das den Raum dann und wann erfüllte, war Yui's Schluchzen. Gendo zog sie näher an sich .Er war so einsam gewesen. Sein ganzes Leben lang. Und nur sie hatte es jemals geschafft, sie aus dieser Einsamkeit zu befreien. Und nun war sie wieder hier. Bei ihm.

Er merkte , wie sie ihn durch ihre tränenverschleierten Augen anblickte. Sie berührte ein weiteres mal vorsichtig sein Gesicht.

"Ich hab dir ja gesagt, das dir ein Bart stehen würde.." meinte sie und lächelte, während ihr weiter Tränen über die Wangen liefen.

Sie sah so schön aus, wenn sie lächelte. Und jetzt lächelte sie nur für sie. Auch wenn sie dabei weinte... selbst das machte sie in seinen Augen nur noch schöner. Für ihn strahlte und schimmerte sie trotzdem. Sein Licht.

Er legte lächeln seine hand auf die ihre, die immer noch an seiner Wange ruhte.

Da fiel es ihr zum ersten mal auf.

"Warum trägst du diese Handschuhe?" fragte sie erstaunt. Doch sie wartete seine antwort nicht ab, sondern zog stattdessen den Handschuh von der Hand, die gerade noch auf ihrer gelegen hatte. Auch wenn sie wegen der Tränen noch verschwommen sah, konnte sie doch die weißen Narben ausmachen , die seine Hand durchzogen.

"Wie..wie ist das passiert?"

"Yui...du kannst dir nicht vorstellen , wie sehr du mir gefehlt hast...

Er hatte es endlich geschafft, seine Sprache wieder zufinden.

"Ich...ich werde dich nie mehr gehen lassen...das halte ich nicht noch einmal aus. Die letzten zehn Jahre waren..."

"Was? Was ..was meinst du mit zehn Jahren?" unterbrach Yui ihn erschrocken.

Ein ungutes Gefühl verdrängte die Freude, die sie gerade eben noch gespürt hatte. Sie wusste nicht, was er meinte...10 Jahre...solange kannten sie sich noch gar nicht.

Gendo hielt sie etwas fester.

Wie sollte er ihr das nur sagen?

"Yui..du warst zehn Jahre lang weg...du hast diesen Test mit EVA-01 gemacht, erinnerst du dich nicht mehr?"
 

EVA-01

Ein humanoides Wesen

Von ihr geschaffen

Daran konnte sie sich erinnern
 

"Doch..nur es ist alles etwas verschwommen..."
 

Die Erinnerungen an diesen Tag waren zu schmerzhaft. Er konnte alles, was an diesem Tag passiert war, noch genau vor sich sehen.

Ihr letztes Lächeln.

Der Beginn des Tests.

Das Chaos.

"Es hat damals einen...Unfall gegeben..." fuhr Gendo zögernd fort, " Und du...wir konnten dich nicht mehr zurück holen...Wir haben alles versucht...aber es ging nicht"

Sie blickte ihn entsetzt an. Das ungute Gefühl verwandelte sich in Angst.

Zehn Jahre..sie konnte nicht zehn Jahre lang weg gewesen sein.

Das konnte nicht sein.

Das durfte nicht sein.

Sie hatte hier etwas zurück gelassen.

Etwas.

Jemand .

Allein.

Plötzlich blitzte es für kurze Zeit in ihren Augen auf.

"Gendo...wo ist Shinji?" In ihrer Stimme schwang Panik mit.

"Es geht ihm gut.", beruhigte er sie , " Er ist noch bewusstlos. Wir können gleich zu ihm gehen, wenn du willst."

"Ja, natürlich." meinte sie lächelnd "Mein kleiner Shin-chan..."

Es geht ihm gut. Was für ein Glück.

"Ich habe dir noch was mitgebracht." Gendo reichte ihr eine Plastiktüte. "Ein paar Kleider für dich."

"Oh, danke." entgegenete Yui und schaute ihn dann etwas verständnislos an, als sie die Kleider aus der Tüte geholt hatte,

"Aber..das sind nicht meine...jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern."

"Nein, du hast recht. Ich erklär es dir später. Die sind von Doktor Akagi."

"Von Naoko?" meinte Yui überrascht. "Wie geht es ihr?"

Hätte er doch bloß nichts gesagt.

"Yui...Naoko ist tot. Sie hat sich selbst umgebracht. Das war vor fünf Jahren."

"Das ..das ist ja schrecklich.." sagte Yui betroffen.

"Die Kleider sind von ihrer Tochter." Fuhr er fort, "Sie arbeitet jetzt auch bei NERV. Die Nachfolgeorganisation von GEHIRN."

"Nachfolgeorganisation?" Yui wurde immer mehr verwirrt. Die Tatsache, das sie zehn Jahre lang weg war, hatte sich so schnell natürlich nicht in ihrem Unterbewußtsein festgesetzt.

"ja. Ich erkläre dir das später.Willst du dich jetzt nicht erst mal umziehen, damit wir zu Shinji gehen können?" , versuchte Gendo sie abzulenken.

Yui nickte und lächelte bei dem Gedanken das sie gleich wieder ihren Sohn in den Armen halten konnte.
 

Sie standen vor Shinji's Krankenzimmer. Gendo wollte die Tür gerade öffnen, als er merkte das Yui zögerte.

"Ist etwas?"

Yui schüttelte den Kopf. "Ich ..ich kann es nur nicht fassen, das ich ihn gleich sehen werde. Ich habe fast ein bisschen Angst davor, obwohl ich mich doch so darauf freue..."

Gendo drückte ihre Hand noch ein bisschen fester.

"Es ging mir gerade genauso, bevor ich zu dir kam. Aber dieses Gefühl vergeht, sobald du ihn siehst...das möchtest du doch, oder?"

"Ja...du hast natürlich recht." Yui liefen Tränen aus ihren bereits rotgeweinten Augen, "Laß uns rein gehen."
 

Als sie das Zimmer betraten blieb Yui zitternd wieder stehen. Gendo spürte , wie sie sich verkrampfte. Sie starrte auf das Bett, in dem ein bewusstloser , vierzehn Jahre alter Junge in einem weißen Schlafanzug lag. Um ihn herum standen verschiedene medizinische Apparate und Maschinen, die ein leises Summen verursachten. Das Licht, das den Raum durchflutete, schien auf sein Gesicht. Sie konnte es nicht fassen. Dieser Junge war ihr Shinji.

Ihr Kind .

Dann riß sie sich plötzlich von ihrem Mann los und stürzte sich auf den bewusstlosen Jungen. Sie drückte ihn fest an sich und weinte.

"Shinji..."

Yui konnte nicht mehr. Es war alles so schlimm. Wo war ihr kleines Kind hin?

"Shinji..."

Sie fuhr ihm zärtlich durch das braune Haar und fuhr vorsichtig über sein Gesicht. Das war ihr Shinji. Kein Zweifel.

Sie war so froh. Aber gleichzeitig auch so entsetzt. In ihrer Erinnerung sah sie einen kleinen vierjährigen Jungen. Diesen kleinen Jungen gab es nun nicht mehr...

Wie zuvor Gendo bei ihr , war nun sie es die sich nicht mehr von Shinji's Anblick losreißen konnte. Sie blieb an dem Rande des Bettes sitzen und betrachtete ihn froh. In ihrem Inneren flossen die Erinnerungen der Vergangenheit wie ein reißender Fluß an ihr vorbei.

Der Moment, als sie erfuhr , das sie schwanger war.

Der Abend, an dem sie es Gendo sagte.

Shinji's Geburt.

Sein Lachen.

Der Spielplatz, zu dem sie immer gegangen waren.

Seine ersten Worte.

Sein zufriedener Gesichtsausdruck wenn er schlief.
 

Ob er sich wohl noch an sie erinnern konnte? Vielleicht hatte er sie längst vergessen. Vielleicht hatte er keine Erinnerungen mehr an sie. Vielleicht würde er sie gar nicht kennen...
 

Mit diesem Gedanken kamen auch die allerletzten Einnerungen an ihn.

Auf den Armen von Gendo , als sie ihn zum letzten mal ein Küßchen gab.

Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen.

Sein Winken, als Gendo mit ihm nach oben ging.

Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen.

Sein Winken hinter der dicken Glasscheibe der Test-Kommandozentrale.

Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen.

Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen...

"Wie ...wie hat er es damals verkraftet...?" fragte sie schließlich.

Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen
 

Gendo wusste, das er ihr die Wahrheit sagen musste. Es war zwecklos, die Vergangenheit zu leugnen. Und er wollte es auch nicht. Sie würde ihn verstehen.

"Yui...da gibt es noch so vieles, was ich dir sagen muß..."
 


 

Rei lief ziellos durch das NERV -Hauptquartier. Gang für Gang , Sektion für Sektion.

So ging das schon seid Tagen. Und immer kam sie an einem bestimmten Ort zurück :

dem NERV -Krankenhaus.

Dort wo Ikari- kun lag.

Und sie.

Die fremde Frau.

Aber eigentlich war sie keine Fremde...
 

Ist sie es? Sieht er sie in mir?
 

Rei ging weiter durch den endlos erscheinenden Gang, in den sie vor wenigen Minuten eingebogen war. Der Gang war ihr nicht fremd. Nichts hier war ihr fremd. Sie kannte alles im NERV-Hauptquartier. Er hatte ihr alles gezeigt...

Aber nun war sie da. Nun war alles anders.

Die Frau war mit Shinji aus EVA -01 gekommen. Rei war nicht dabei gewesen, als es geschah, aber sie hatte Doktor Akagi und Major Katsuragi darüber reden hören.

Eigentlich wollte Rei nicht mehr in das Krankenhaus gehen. Aber egal wohin sie auch ging, sie kam immer dorthin zurück. Sie wusste nicht warum. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht wissen .Vielleicht war es ihr auch egal. Vielleicht aber auch nicht.

Denn...

er kümmerte sich jetzt nicht mehr um sie.

Sie sah ihn jeden Tag. Im Krankenhaus. Er war immer bei der Frau.

Der Frau mit ihrem Gesicht.

Er hatte nie bemerkt das sie ihm gefolgt war. Auch heute würde er es nicht bemerken. Er sah nur die Frau. Die letzten paar Tage waren sie immer zu Ikari-kun gegangen. Aber er war noch nicht bei Bewußtsein. Rei war in seinem Zimmer gewesen, als die beiden wieder weg waren. Manchmal ging die Frau auch allein zu Ikari-kun.

Rei mochte sie nicht.

Sie hatte ihr Kommandant Ikari genommen.
 


 

Unsicher folgte Shinji der Krankenschwester durch die Gänge des NERV-Krankenhauses. Grosse , weitläufige Gänge, in denen man sich leicht verlaufen konnte. Ärzte und Schwestern liefen eilig hin und her. Vor etwa einer Stunde hatte er sein Bewusstsein wieder erlangt. Das erste, was er sah, war die Decke eines Krankenhauszimmers gewesen. Das und die Tatsache, das er einen dieser weißen Schlafanzüge trug, gaben ihm die Gewissheit wieder in den EVA eingestiegen zu sein Doch erinnern konnte er sich daran nicht. Eigentlich hatte er doch vorgehabt, EVA -01 nicht mehr zu steuern. Und diesen Ort hatte er auch verlassen wollen. Nach all dem was passiert war...Er hätte beinahe seinen besten Freund getötet. Einen der wenigen Freunde, die er hatte. Warum war er jetzt wieder hier? Warum war er wieder in EVA- 01 eingestiegen?

Shinji wusste keinen Antwort auf diese Fragen. Und er hatte auch nicht die Gelegenheit gehabt, jemand danach zu fragen. Niemand war da gewesen, als er aufwachte, und niemand, außer der Krankenschwester kam. Sie hatte ihm etwas zum essen gebracht und war dann später noch mal gekommen um ihn zu jemand zu bringen. Zu wem wusste Shinji nicht. Deshalb fühlte er sich auch nicht sonderlich wohl. Er hoffte das es nicht sein Vater sein würde. Aber das konnte er sich eigentlich nicht vorstellen. Er würde ihn nicht sehen wollen.

Durch die großen Fenster fiel helles Sonnenlicht auf den Flur. Shinji nahm an, das es schon spät am Nachmittag sein musste. Draussen konnte er die Geofront sehen. Der Wald war an vielen Stellen verschwunden und hinterließ nur rote Erde. Überall lag Geröll herum und dutzende von Aufräumarbeiten waren im Gange. Es musste ein schlimmer Kampf gewesen sein. Shinji fragte sich, ob vielleicht er für all das verantwortlich war.

"So, hier sind wir." Die Krankenschwester, eine junge und freundliche Frau wies lächelnd auf eine Tür.

"Geh ruhig hinein."

"Ähm...ja."

Shinji drückte die Türklinke hinunter und betrat das Zimmer. Es war ein ganz normales Patientenzimmer, so wie das in dem er aufgewacht war Es war in warmes Licht getaucht.. Am Fenster stand eine Frau, die sich umdrehte als er durch die Tür kam. Eine Frau, deren Gesicht er kannte. Er kannte sie aus seinem tiefsten Inneren. Sie war ungefähr so alt wie Ritsuko oder Misato . Sie strahlte etwas aus...er konnte nicht sagen was es war...aber sie beruhigte ihn...Shinji stand da und starrte sie an.. Das letzte mal, als er diese Gefühl verspürte musste schon Ewigkeiten zurück liegen. Aber gleichzeitig war es ihm auch auf eine gewisse Weise vertraut. Es war das selbe Gefühl, das er manchmal in...EVA -01 verspürt hatte. Ein Gefühl der Geborgenheit, ein Gefühl der Zufriedenheit. Aber die Frau, die dort am Fenster stand...Shinji wusste, das sie unmöglich hier sein konnte und doch war sie nur wenige Schritte von ihm entfernt. In seiner Brust konnte er sein Herz fühlen und es erschien ihm als würde jedes einzelne Pochen den Raum erfüllen. Jedes Pochen wurde von einem lauten Klang begleitet, der die Erde erzittern ließ. Der die Welt um ihn herum langsam in ein Meer von Farben verschwimmen ließ. Aber es war nicht die Erde, die zitterte, sondern sein Körper. Hoffnung vermischte sich mit Angst und die Angst verschmolz mit der Sehnsucht. Mit der Sehnsucht, das dies kein Traum war.

Er wollte etwas sagen, sich selbst bestätigen, das er wach war, das er nicht träumte. Und er wollte ihre Stimme hören. Aber es ging nicht. Kein einziges Wort entwich seinen Lippen, stattdessen füllten sich seine Augen mit Tränen.

Hinter dem salzigen Schleier aus Tränen konnte er erkennen, wie sie auf ihn zu kam. Sie lächelte, und ihr Lächeln war warm.

Dann nahm sie ihn behutsam in die Arme.

"Es ist alles gut, Shinji...alles ist gut." flüsterte sie leise und strich ihm dabei sanft durch das Haar. Shinji schluchzte.
 

"Mama..."
 


 


 

weiter geht's in Teil 3
 


 


 

Hier noch ein Alternative-Szene die sich meine Schwester aus gedacht hat (bitte nicht so ernst nehmen):
 

Fuyutsuki: "Und...Doktor Akagi?"

Gendo: "Du kannst sie haben."
 

(Hinter Fuyutsuki' s Kopf erscheint ein riesiger Schweißtropfen und er fliegt von seinem Stuhl. Gendo sitzt mit seinen ineinandergefalteten Händen, die auf den Tisch aufgestützt sind, da und grinst. Schließlich zieht sich Fuyutsuki wieder hoch)
 

Fuyutsuki: "Danke"
 

Ähem. An alle Ritsuko -Fans : Sorry!
 

Das ist echt fies. Mir für meinen Teil tut Ritsuko echt leid...ich werde auch im Verlauf der Geschichte näher auf sie eingehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SoujirouOkita
2001-11-26T20:55:57+00:00 26.11.2001 21:55
Danke danke ^_^
Freut mich echt sehr
Von: abgemeldet
2001-11-26T15:53:34+00:00 26.11.2001 16:53
Das ist eine gute Fanfic hoffentlich kommt bald die Fortsetzung.


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