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Die Vergessenen Wächter

(KaRe) Der Zauber einer anderen Welt
von

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Die Stätte der Erinnerungen

Als die kleine Gruppe früh am nächsten Morgen aufbrach, ging es Rei nicht besser als am Tag zuvor. Zwar konnte er durch den beinahe ohnmächtigen Schlaf und das Wenige zu Essen, das er zu sich genommen hatte, wieder etwas Kraft tanken, doch die Wunde schmerzte ihn noch immer bei jedem Schritt und ließ ihn krampfhaft die Zähne aufeinander beißen. Kai musste sich stark zusammenreißen, ihn nicht einfach über die Schulter zu werfen und keinen Widerstand zuzulassen, doch nachdem er ihm seine Hilfe angeboten hatte und diese dankend abgelehnt wurde, wollte er ihm seine Würde lassen. Zumindest, bis Reis Beine ihn plötzlich nicht mehr trugen und unter ihm wegsackten. Reflexartig packte Kai ihn am Arm. Rei schaute keuchend auf und erkannte die stumme Bitte in Kais Augen, ihn tragen zu dürfen. Zaghaft nickte er und ließ den Kopf hängen, während er seine flache Hand auf die pochende Verletzung presste und versuchte, ruhig zu atmen. Nicht, dass die Wunden an den Armen nicht schmerzen würden, doch im Vergleich dazu waren sie kaum erwähnenswert.

Vorsichtig hob Kai ihn auf den Rücken und hakte seine Arme unter Reis Kniekehlen ein, sodass er ihn festhalten konnte. Rei schlang seinerseits einen Arm um Kais Schulter und presste sich an ihn. Kai erschrak, als er die fiebrige Hitze von Reis Körper durch den dünnen Stoff ihrer Hemden spürte. Fieber war immer ein schlechtes Zeichen bei einer Verletzung. Ein sehr schlechtes. Besorg versuchte er, seine Schritte so gut es ging abzufedern, um es Rei so leicht wie möglich zu machen.

Die Stunden zogen sich elendig lange dahin und Kai schleppte sich mühsam voran. Natürlich hatte sich irgendwann Reis zusätzliches Gewicht bemerkbar gemacht und zu allem Übel hatten seine eigenen Wunden ebenfalls wieder angefangen zu schmerzen.

„Wir können nicht zwei wie Rei brauchen“, sagte Miriam und Dunga war einverstanden, ihn Kai abzunehmen.

Auch wenn er sich anfangs sträubte und stark sein wollte, so musste er sich doch eingestehen, dass es niemandem von Nutzen war, zumal er immer langsamer geworden war, und so überließ er es Dunga, Reis entkräfteten Körper zu tragen. Miriam schüttelte verständnislos den Kopf und legte Kai eine Hand auf die Schulter.

„Bei Anima, du hast genug getan.“

Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und tätschelte seine Schulter. Kai zwang sich, verkorkst zurück zu lächeln. Seufzend ließ sich Miriam zurückfallen, wo sie mit Ozuma das Schlusslicht bildete. So konnte sie Kai im Blick behalten. Der Krieger war ihr ein Rätsel. Sie hatte ihn zu Anfang als kalten, distanzierten Einzelbrodler eingeschätzt, der sich für nichts und niemanden interessierte, eingebildet nur sich selbst traute. Und doch spürte sie deutlich das liebevolle Band, das ihn mit Rei verband. Verwundert hatte sie festgestellt, dass er ihm gegenüber sehr wohl Sorge empfand. Sorge und ganz bestimmt gehörte dazu ein gewisser Grad an Zuneigung. In Kais Fall bestimmt eine Menge. Wenn sie das so sagen könnte, dann würde sie behaupten, dass er ihn sogar wirklich gerne mochte und sich nicht nur um ihn bemühte, weil er das Gefühl hatte versagt zu haben, als er ihn eigentlich beschützen wollte. Sie lächelte, als sie bemerkte, mit welch weichem Blick er Rei bedachte, der schlaff an Dungas Rücken hing. Ja, Rei hatte es wohl tatsächlich geschafft, Kais vereistes Herz im Sturm zu erobern. Sie konnte es ihm nicht verübeln, Rei hatte nun mal eine herzerweichende Wirkung auf Menschen.

Abermals entfuhr ihr ein tiefer Seufzer. Es sah nicht gut aus mit Rei. Ozuma sah sie fragend an, doch sie schüttelte nur den Kopf. Sie wollte niemanden unnötig verängstigen. Doch wenn sie nicht bald eine Lösung fänden, würde Rei sterben. Diesmal richtig.
 

Nach weiteren schweigsamen Stunden des über Geröll Marschierens, passierten sie endlich den Äußeren Kreis. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und warf ihre heißen Strahlen mit voller Wucht auf ihre Schädel. Normalsterbliche konnten den Äußeren Kreis nicht wahrnehmen, doch sie als Wächter sahen deutlich das schwache Glühen der ansonsten unauffälligen Steine, die im Kreis angeordnet waren. Von hier aus konnten sie die Schritte zählen. Dreihundertdreiunddreißig waren es bis zum Mittleren Kreis, weitere zweihundertzweiundzwanzig bis zum Inneren Kreis und dann nochmal hundertelf bis vor den Eingang der Stätte. Die Wächter der Legende spürten deutlich die Spannung in sich aufsteigen, die sie immer verspürten, wenn sie in die Nähe eines heiligen Ortes kamen. Abrupt blieben Dunga und Jusuf, die zuvorderst gegangen waren, stehen. Kai, Ozuma und Miriam stellten sich neben sie.

„So, da wären wir“, stellte Ozuma überflüssigerweise klar, „stellt euch bitte auf.“

Dunga legte Rei Kai in die Arme, doch dieser war der Meinung, wenigstens alleine stehen zu können, und so stellte Kai ihn auf die Füße, nicht ohne ihn jedoch am Arm festzuhalten. Mit genügend Abstand sahen Kai und Rei neugierig zu, wie sich die anderen vier abwechselnd mit ihren Wächtertieren im Kreis aufstellten.

Traurig blickte Kai auf die Wächtertiere. Durch seine waghalsige Aktion, Rei aus dem Limbus zu retten, hatte er nicht nur seine Kräfte verloren, sondern auch Suzaku. Genau wie Byakko war sie selbst nun auch im Limbus gefangen, lediglich ihre Körper lebten noch und Kai wusste nicht, ob er die Kraft noch einmal aufbringen könnte, in den Limbus zu gehen. Er hatte es sich nicht anmerken lassen, doch sein Aufenthalt im Limbus hatte tiefe seelische Schmerzen hinterlassen. Es hatte ihn schier wahnsinnig werden lassen, am liebsten hätte er jedes einzelne, verfluchte Mal, wo Rei ihn geküsst oder auch nur berührt hatte, alles hingeworfen und sich der wohllüsternen Illusion der Vorhölle hingegeben. Ihn dann auch noch umbringen zu müssen, hatte ihn beinahe den Verstand gekostet. Noch nie in seinem Leben war er seinen Grenzen so nah gekommen wie da. Aber er durfte sich jetzt nicht noch eine Schwäche leisten. Er musste stark sein und das alles ignorieren. Und in dem war er schließlich schon immer gut gewesen. Ein selbstbewusster Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und er schaute hinüber zu den anderen vier Wächtern, die die Arme ausgestreckt hatten und in einem unverständlichen Singsang vor sich hin murmelten.

Die Worte, die sie sprachen, war die alte Sprache der vergessenen Wächter. Die ersten, die die Erde betraten. Über die Jahrtausende hinweg hatte sich diese Sprache verändert, Wortfetzen der Menschen hatten sich mit hineingeschlichen und die Sprache zu einer komplett Neuen gemacht. Die Hüter der Legende waren die einzigen, die diese uralte Sprache gelernt hatten.

Niemand hatte je hinterfragt, wieso sich Wächter, die aus den verschiedensten Winkeln der Erde kamen, verstanden. Nicht einmal Rei. Er hatte zwar aus purer Neugierde einige der Sprachen ein wenig gelernt, doch auch für ihn war es selbstverständlich gewesen, dass sie sich auch so verstanden. Sie konnten nicht sagen, ob dieses Wissen vielleicht unterbewusst existierte, doch die Wächter hatten ihre eigene Sprache, die alle beherrschten, ohne es zu wissen und die sie nur sprechen konnten, wenn andere Wächter dabei waren. Und diese Sprache hatte ihren Ursprung in der Zunge, die sie gerade sprachen.

Plötzlich fing der Boden unter ihren Füssen an zu beben und Staub wirbelte auf. In der Mitte des Kreises, den die vier Wächter bildeten, erhob sich eine breite Säule aus der Erde, als würde sie von einem Mechanismus hinausgedreht. Um die Säule herum bildeten sich Stufen, die kreisförmig nach unten führten und gerade breit genug waren, dass eine Person hinuntergehen konnte. Ozuma ging voraus, hinter ihm Miriam, dann Rei, dicht gefolgt von Kai, und schließlich Jusuf und Dunga, jeweils hinter ihnen ihre Wächtertiere.

Die Treppe führte sie tief ins Innere der Erde und die kühle Luft bildete einen krassen Kontrast zu der Hitze draußen. Die uralten Fackeln an den Wänden über ihren Köpfen flackerten erst auf, kurz bevor Ozuma an ihnen vorbeischritt und erloschen gleich wieder, als Dunga vorüber war. Kai und Rei konnten nicht sagen, wie viele Umdrehungen sie gemacht hatten, doch als sie unten ankamen, war ihnen leicht schwindelig. Es war stockduster. Nicht die eigene Hand vor Augen konnten sie erkennen. Das Tageslicht fiel nicht bis zu ihnen herunter und sie waren noch zu wenig weit in den Raum hineingetreten, als dass die Fackeln entflammt wären. Doch Ozuma war stehen geblieben.

„Etwas stimmt nicht“, flüsterte er leise und streckte den Arm aus, um sie am Weitergehen zu hindern. Besorgte Blicke lagen auf ihm. Ganz langsam bückte er sich, um einen Stein aufzuheben, der mit hinunter gefallen war, und warf ihn in den vollkommen dunklen Raum. Gebannt lauschten sie in die Stille, die nur vom knackenden Aufprall des Steins auf Stein durchbrochen wurde, dann hörten sie, wie er noch etwas weiterrollte. Ganz allmählich entzündeten sich die ersten Fackeln links und rechts von ihnen, dann die zweiten wenige Schritte weiter, dann die nächsten, bis der ganze Raum vom flackernden Licht des Feuers in ein sanftes Gelborange getaucht war. Und dann sahen sie ganz deutlich, was nicht stimmte.

Fluchtartig stoben sie auseinander, als ein Schatten auf die zu stürzte. Sie hatten keine Zeit gehabt, sich zu wehren und stattdessen prallte das Dunkle Wesen mit dem Kopf direkt in die Wand. Doch es brauchte nicht lange, um sich zu erholen, es schüttelte kurz den hässlichen Kopf und blickte sie dann abwechselnd an, als wüsste es nicht, wo es zuerst angreifen sollte. Und dann legte es plötzlich den Kopf in den Nacken und spie diesen ohrenbetäubenden grellen Schrei aus und von da, wo es hergekommen war, tauchten noch weitere auf.

„Diese Mistviecher!“, grollte Ozuma und er und die anderen drei stellten sich zusammen mit ihren Wächterpartnern schützend vor Rei und Kai, die ohne ihre Kräfte leichte Opfer gewesen wären.

Zu acht traten sie den Schatten gegenüber. Sie wurden jeweils mit einem alleine fertig, doch es war eng im Raum und sie mussten aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig im Weg standen und gar verletzten. Und es wurden immer mehr, die sich mit geifernden Mäulern auf sie stürzten und sie in die Enge trieben. Kai drängte Rei in eine Ecke, seine Faust zuckte um den Griff seines Schwertes, mit den Augen stets das wilde Geschehen verfolgend, das sich vor ihnen abspielte. Er biss sich auf die Zähne. Er wusste, dass er ohne seine Kräfte nicht viel erreichen konnte, doch sollte eines der Viecher es wagen, durch den Schutzwall der anderen hindurch zu brechen, dann würde er nicht zögern, sein bestes zu geben und es aufzuhalten. Aufmerksam beobachtete er jede ihrer Bewegungen und ihm fiel auf, dass die vier ein merkwürdiger dunkler und heller Schimmer umgab. Die Magie, die sie nutzten, war anders als die der anderen. Etwas Geheimnisvolles lag darin. Wie sehr er auch überlegte, er konnte es nicht zuordnen. Nicht zu Wasser, nicht zu Luft und schon gar nicht zu Feuer.

Dunga fluchte laut und zerriss zornig eines der Schattenwesen mitten in der Luft, um sich gleich dem nächsten zu widmen. Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Ozuma und Jusuf, die sich am nächsten standen, wurden von je zwei der dunklen Wesen angegriffen. Überfordert versuchten sie, sie sich vom Leib zu halten. Ein kleines, doch sehr flinkes Schattenwesen, das scheinbar etwas wie strategisches Denken beherrschte, bemerkte die Lücke und huschte zwischen ihnen durch, umging ihre Abwehr. Mit einem seiner langen Arme versuchte Dungas gorillaartiger Wächterpartner es noch aufzuhalten. Ohne Erfolg. Es wich ihm mit spöttischer Leichtigkeit aus. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte Vortex Ape zu Boden und das Schattenwesen auf Kai zu.

Mit einer antrainierten reflexartigen Genauigkeit zog Kai sein Schwert und trieb es dem dunklen Wesen in der gleichen Bewegung bis zum Ansatz in die Brust. Es war ein Moment absoluter Leere in seinem Kopf, in dem er dem dunklen Wesen in die schwarzen Augen blickte, als ihm bewusst wurde, dass seine Klinge ihm nicht den geringsten Schaden zugefügt hatte. Ohne seine Fähigkeiten als Wächter, die sein Schwert mit feuriger Magie durchflutet und umsäumt hatte, war seine Waffe absolut unwirksam. Langsam ließ er den Griff los, den er bis eben fest umschlossen hatte, ohne den Augenkontakt abzubrechen. Das Schattenwesen öffnete den Mund, verhöhnte ihn mit einem Schnauben, das einem Lachen glich, und offenbarte mehrere Reihen spitzer, absolut todbringender Zähne. Kais Kiefer verspannte sich, als der heiße stinkende Atem seines Feindes ihm ins Gesicht blies. Sein Körper war zum Zerreißen gespannt. Adrenalin wurde mit kräftigen Schlägen seines Herzes durch die Venen gepumpt. Kai war, als hätte er seinen Körper noch nie so deutlich arbeiten gespürt, sich vorbereiten auf einen Kampf ums Überleben. In seinen Ohren hörte er das Blut rauschen und seine Fingerspitzen zuckten. Und dann stürzte sich das dunkle Wesen mit wütendem Gebrüll auf ihn.

Mit einem Laut der Anstrengung fing er den schwarz beschuppten Körper mit bloßen Händen auf. Nur mit größter Kraftaufbringung schaffte er es, das Wesen an den Schultern etwas auf Abstand zu halten, das wild fuchtelte und mit den Zähnen nach ihm schnappte. Geifer spritzte in sein Gesicht, der widerlich roch und auf der Haut brannte. Er spürte, wie die schwarze Haut seine Handinnenflächen verätzte und biss die Zähne aufeinander.

Seine Arme schmerzten, seine Muskeln säuerten. Rei hinter ihm wollte ihm helfen und Kai konnte gerade noch genügend Atem entbehren, ihn anzuschnauzen, während er die Stellung zu halten versuchte.

Und dann wurde das dunkle Wesen plötzlich weggerissen. Kai sackte erschöpft in sich zusammen, schaffte es, sich irgendwie auf den Beinen zu halten, und hob den Blick. Es war mehr ein violetter Schatten in seiner Aufmerksamkeit gewesen, und als er jetzt genau hinblickte, erkannte er Sharkrash, der sich im Schattenwesen festgebissen hatte und es kräftig schüttelte, bis er es zerfetzte.

Kais Blick schweifte zu Miriam. Ihre grünen Augen, die aufmerksam auf ihn gerichtet waren, strahlten eine ruhige Stärke aus, die ihn zugegebenermaßen ungemein beruhigte. Er nickte und sie nickte zurück, dann musterte er noch einmal ihren Wächterpartner. Der Haifisch löste bei ihm jedes Mal, wenn er ihn sah, ein Schaudern aus. Wie er sich mit diesem Raubtierkörper durch die Luft bewegte wie im Wasser, hinterhältig und jederzeit zu einem tödlichen Angriff bereit, empfand Kai schlichtweg als gruselig. Kein anderes Wächtertier löste bei ihm solch ein bitteres Gefühl in seiner Magengrube aus, wie der Hai Sharkrash.
 

Die Plage war schneller überstanden, als es den Anschein machte. Die toten Überreste der Eindringlinge brachten sie nach draußen und warfen sie etwas Abseits auf einen Haufen, den sie anzündeten. Es entstanden keine wirklichen Flammen, das schwarze Fleisch kokelte lediglich vor sich hin und verbreitete einen üblen Gestank, dem sie entflohen, indem sie zurück in die Stätte gingen. Nun endlich konnten sie sich dem widmen, weswegen sie hier waren.

Während Ozuma in die Mitte des runden Teiles des Raumes trat, hielten sich die anderen im Hintergrund auf. Gebannt schauten sie ihm zu, wie er eine Hand hob und sie an sein linkes Ohr führte. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf die Worte, die er in der melodiösen Sprache der vergessenen Wächter sprach und löste den Ohrring von seinem Ohrläppchen, streckte langsam den Arm aus und hielt den Ohrring am oberen Ende zwischen Daumen und Zeigefinger fest. Der untere Teil des Ohrrings in der Form eines langgezogenen Oktaeders löste sich und begann, sich in der Luft schwebend um die eigene Achse zu drehen. Ein Pulsieren schien von ihm auszugehen, das dichter wurde, je schneller er sich drehte. Und dann ging plötzlich ein goldener Schimmer von ihm aus, der heller wurde und immer heller, bis er so grell strahlte, dass sie sich die Hände schützend vor die Augen hielten. Ein Luftzug durchfuhr dem Raum und wirbelte ihre Haare und Kleider auf. Rei zwang sich, die Augen zu öffnen. Er wollte es sich nicht entgehen lassen, was auch immer hier gerade geschah. Goldene Funken sprühten aus dem Ohrring hervor und überall, wo sie etwas berührten, begann es, sich zu verändern. Ganz allmählich verwandelte sich der Raum, in dem sie standen. War er zuvor steinig und etwas heruntergekommen wie eine ausgetrocknete Oase, so schlängelten sich nun Pflanzenranken die Wände empor, auf dem Boden wurde ein geschwungener Weg, von Gras und Vergissmeinnicht gesäumt, sichtbar. Die Fackelhalter, zuvor trostlose Gestelle aus Eisen, verwandelten sich in formschöne geschwungene. An der Decke funkelte ein kristallines Dach, unverwechselbar wie dasjenige auf der Heiligen Lichtung und warf schimmernde Lichtreflexe auf Wände und Boden. Direkt vor Ozuma an der runden Wand materialisierte sich aus glitzerndem Staub ein Ständer und darauf, als sein Ohrring sich emporhob, sich in das kristalline Dach eingelassen hatte und einen konzentrierten Strahl von goldenem Licht darauf sendete, ein Buch. Dick und schwer und mit dunklem Leder bespannt war es. In das Leder war ein Symbol eingebrannt, das die Form eines zehneckigen Stern hatte und in jedem Ecken war ein anderer geschliffener Stein eingelassen.

Ehrfurchtsvoll traten sie näher. Reis Mund stand leicht offen und seine Augen waren riesengroß und rund, so fasziniert war er von dem Geschehen, das er gerade miterleben durfte und der Tatsache, dass dieses Buch wirklich existierte. Das uralte Buch der vergessenen Wächter lag zum Greifen nah. Die Neugierde gewann beinahe Überhand und die Versuchung war groß, einfach die Hand danach auszustrecken, mit den Fingerspitzen über den Umschlag zu gleiten. Um sich davon abzuhalten, suchte er nach Kais Hand, um sich bei ihm festzuhalten.

Kais Mundwinkel zuckte. Er konnte Rei neben sich deutlich mit sich selbst ringen und zappeln spüren. Er selbst war nicht minder neugierig, vor allem, weil er endlich wissen wollte, wie er seine Kräfte wiederbekommen konnte, doch er zeigte es nicht. Stattdessen blieb er etwas versetzt hinter Rei stehen und hielt seine vor Erwartung zitternde Hand.

Sofort trat Rei einen halben Schritt zurück, als Miram vor das Buch schritt. Als Hüterin des Buches war sie als Einzige in der Lage, es zu öffnen. Sie schloss kurz die Augen, um sich konzentrieren zu können, und öffnete den Mund, aus dem sogleich abermals Worte in der Sprache der vergessenen Wächter drangen. Erfüllt von dem melodischen Singsang führte sie ihre Hände zu ihren Ohren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Jeschi
2012-02-22T16:13:39+00:00 22.02.2012 17:13
Armer Kai.
Ich kann mir vorstellen, dass ihn das Erlebnis seelische Wunden eingebracht hat.
Wie soll man so was auch erleben und dann noch klar denken können?
Ich freu mich, dass du das jetzt noch mit eingebracht hast. x3

WHA! Ich werde wahnsinng. XDDD
Du schaffst mich wirklich.
Sie haben aber auch kein Glück! Sie könnten ja auch einfach das Buch finden und gut. ;__;

Boar~ der Kampf. Ich habs ja schon mal gesagt. Du beschreibst das echt gut.
Und ich kann ja nachvollziehen, dass Kai Sharkrash als gruselig empfindet. XD Wenn du ihn so beschreibst hat er was unheimliches an sich. Aber irwie find ich das Vieh auch voll süß. ^^"

Man. Ich staune immer wieder, wie schön du die Umgebung, in der sie sich befinden, beschreiben kannst!
Und ich bin jetzt wirklich gespannt, jetzt wo sie das Buch endlich gefunden haben! :O
Von: abgemeldet
2012-02-01T09:43:13+00:00 01.02.2012 10:43
So und weiter gehts ^^

>Besorg versuchte er, seine Schritte so gut es ging abzufedern,
Besorgt.

Naja, Fieber ist nicht zwingend ein schlechtes Zeichen - eher ein gutes, denn das bedeutet, dass der Körper kämpft und sich wehrt...

>sagte Miriam und Dunga war einverstanden, ihn Kai abzunehmen.
ihm

Einzelbrodler? Eigentlich heißt das Eigenbrötler, die Schreibweise hab ich noch nie gesehen, ist das Mundart?
Naja, wenn Rei wirklich kurz vorm abnippeln ist, dann war die Reise wohl doch keine so gute Idee, da kann ich nur sagen: selber Schuld -.-
Ohje, aber es ist schon irgendwie verständlich, dass das Kai aufs Gemüt drückt, Rei so oft umgebracht haben zu müssen, auch wenn es nur eine Illusion war ...

>Kais Blick schweifte zu Miriam
Mariam

>Rei einen halben Schritt zurück, als Miram vor das Buch schritt.
Immer noch Mariam XD Irgendwie hast dus nicht so mit diesem Namen, oder :P?

Also den Kampf da fand ich echt ziemlich prickelnd und spannend, Kai mit bloßen Händen gegen das Vieh *gnihi* Sehr gut beschrieben <3
Von:  Minerva_Noctua
2012-01-04T11:05:59+00:00 04.01.2012 12:05
Schade, dass es schon zu Ende ist.
Der Kampf gegen die Schattenwesen war spannend^^.
Gut finde ich, dass du die Wächtertiere wieder erwähnt hast:)
Ich bin gespannt, was das Buch zu bieten hat.
Die Fantasie in diesem Kapitel fand ich auch sehr schön und genau beschrieben.

Bye

Minerva
Von:  Jackie20
2012-01-03T15:00:18+00:00 03.01.2012 16:00
hi fohes neues jahr
tolles kapitel
bin schon so gespannt ob sie ihre kräfte wieder bekommen
hoffentlich können sie dann auch irgendwie suzaku und byakko retten
freu mich schon aufs nächste kapitel
bai
Von:  Tokiogirl06
2012-01-03T13:37:09+00:00 03.01.2012 14:37
Ich bin ja mal gespannt ob sie ihre Kräfte im nächsten Kapitel wieder bekommen und wie es mit Suzaku und Byakko weiter geht. Ich hoffe die zwei können auch gerettet werden. Schreib schnell weiter. lg und ein gesundes neues Jahr.


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