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Die Vergessenen Wächter

(KaRe) Der Zauber einer anderen Welt
von

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Vier Schwarze Krallen

Rasend schnell kam der graue Asphalt näher, kaum blieb genügend Zeit zu handeln oder zu denken. Wessen Wächtertier Flügel hatte, fliegen konnte, oder dem der Sprung nichts ausmachte, klammerte sich daran fest, sie wurden sicher zu Boden gebracht, doch die anderen fielen den freien Fall. Takao und die anderen Wächter über Wind und Luft sammelten ihre Kräfte und schleuderten sie nach unten und die Luft, die auf dem Boden aufschlug und zurückprallte, federte sie ab wie ein Kissen. Mehr oder weniger leichtfüßig, landeten sie neben ihren Freunden auf dem Boden, doch Zeit blieb keine, denn die schwarzen Kreaturen der Finsternis scheuten den Sprung aus der luftigen Höhe ebenso wenig, knallten auf die Straße, schüttelten kurz ihre widerlichen Köpfe, um zur Besinnung zu kommen, nur um dann ihre schrille ohrenbetäubenden Schreie auszustoßen und sie erneut anzugreifen.

Doch hier draußen hatten die Wächter genügend Platz, ihre Fähigkeiten spielen zu lassen. Makkusu und Yuriy, die zuvor bemerkt hatten, wie effizient ihre zusammengenommenen Kräfte waren, ließen die schwarzen Wesen reihenweise in glitzernde eisige Wälle frieren, zugleich ein Hindernis für die, die nachkamen, wenn auch nur für kurze Zeit, denn sie zögerten keinen Augenblick, die Eingefrorenen einfach zu vernichten. Schwarzes Eis flog splitternd durch die Luft.

Doch zum ersten Mal zeigte die Kraft der Wächter ihre zerstörerische Macht. Beinahe grausam war es mitanzusehen, wie die Erde sich spaltete, wie Häuser in sich zusammen stürzten, Körper lebendig unter den Trümmern begraben wurden, die Überreste in Flammen aufging und durch die Luft geschleudert wurden, als ob sie explodiert wären.

Kai wurde in seine zahlreichen Schlachten zurückversetzt, er erinnerte sich an die vielen Dörfer, die geplündert und in Brand gesteckt worden waren, nicht nur von ihren Feinden, auch von seinen Leuten selbst, die Menschen, die schreiend versuchten zu fliehen oder ihr einziges Hab und Gut aus den brennenden Häusern zu retten, ihre Kinder zu beschützen, dem Tod zu entgehen. Doch Männer auf Beutezug zeigten kein Erbarmen. Sie lachten. Genau gleich wie damals fühlte er sich, als er mitten zwischen den brennenden und einstürzenden Häusern stand, Schreie um ihn herum, in seinem Kopf. Auch hier hallten die Schreie in seinem Kopf wider. Schrille, ohrenbetäubende, Trommelfell zerreißende Schreie, ausgestoßen von widerlichen Kreaturen, die seine Welt bedrohten und da waren die Schreie von seinen Mitstreitern, sie brüllten und riefen sich Dinge zu, die er nicht verstand. Magie zischte an seinem Kopf vorbei und er sah die Wächtertiere, die sich in den Schattenwesen festbissen, ihnen Stücke von schwarzem, stinkenden Fleisch aus den Körpern rissen, doch eigentlich, eigentlich war es wie jedes andere Schlachtfeld auch. Jeder kämpfte um sein Leben.

Seine Faust schloss sich stärker um den Griff seines Schwertes. Tief sog er die Luft in seine Lungenflügel. Er würde kämpfen. Absolute Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Gesicht wider, als er die andere Hand hob und sich das Lederband mit dem daran baumelnden Lavastein über den Kopf zog. Er würde kämpfen. Und er würde alles geben. Er merkte, wie sich sein Körper erhitzte, hörte Suzaku, die hoch oben in den Lüften einen Schrei ausstieß.

Mit flammender Klinge stürzte er sich auf eine Schar Schattenwesen, die sich von der Seite hatten anschleichen wollen. Das Feuer vereint mit der scharfen Klinge zerfetzte die entstellten Körper. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase. Der dumpfe Laut von am Boden aufschlagenden Körper drang an seine Ohren. Ihm war heiß. Er besaß eine Kraft wie noch niemals zuvor. Ein unheilvolles Glitzern trat in seine Augen. Es war ein gutes Gefühl. Der Rausch dieser Macht übermannte ihn. Er wollte mehr. Mehr Kraft, mehr töten.

Die schwarzen Kreaturen häuften sich reglos am Boden. Doch es kamen immer mehr hinzu, es war, als ob die hochfrequenten Schreie, die sie immer und immer wieder ausstießen, ein Ruf war, der den anderen ihre Position mitteilte und sie anlockte. Immer mehr kamen, immer weiter griffen sie an. Es waren zu viele. Sie mussten weg, weg von hier, sich etwas ausruhen, sich beraten, eine Lösung finden.

„Weg hier!“

Wie ein Lauffeuer breitete sich der Ruf zwischen ihnen aus und alle folgten sie ihm. Mit mehr Kraft als zuvor, setzten sie ihre Fähigkeiten nun nicht mehr ein, um die Schattenwesen zu zerstören, sondern um sie aus dem Weg zu räumen, sich einen Weg durch sie hindurch zu bahnen. Nur noch weg hier. Staub und Dreck aufwirbeln, ihnen die Sicht nehmen, Hindernisse aufbauen und standhalten. Und nur noch weg.

Sie liefen. Sie wussten nicht wohin. Um Ecken und über Straßen. Nur noch weg.
 

Ihre Lungen brannten, als sie endlich hielten. Schnaufend stützten sie sich auf ihren zitternden Knien oder an den Wänden ab. Schweißperlen liefen über ihre Schläfen. Ihre Herzen schlugen heftig gegen die Rippen.

„Was sollen wir nur tun? Es sind so viele!“

Erneut hatte die Hoffnungslosigkeit sie überrollt. Obwohl sie nun in dieser Dimension waren, obwohl sie die Schattenwesen sehen, verletzen und sogar töten konnten, waren sie nicht wirklich einen Schritt weitergekommen.

Kopfschütteln war die nüchterne Antwort.

„Sollten wir uns vielleicht trennen?“, kam ein kleinlauter Vorschlag, der jedoch sofort zunichte gemacht wurde.

„Bloß nicht! In der Gruppe sind wir am stärksten.“

„Aber warum werden es dann nicht weniger?“

„Weil es Wesen sind, die sich Millionen von Jahren von Schatten ernährt und sich fortgepflanzt hatten. Schatten gibt es überall“, flüsterte Kyojou, „es ist wie ein Fluch.“

Seufzend vergrub er sein Gesicht in den Ärmeln. Seine Mitstreiter so sehen zu müssen war wie ein Stich ins Herz. Hoffnungslos, abgekämpft, frustriert. Und er war es gewesen, der sie hier mithineingezogen hatte. Eine warme Hand legte sich auf seine Schulter.

„Es ist nicht deine Schuld“, flüsterte eine beruhigende Stimme, so dass nur er es hören konnte, „wir sind Wächter. Es ist unsere Bestimmung.“

Kyojou blickte auf und sah in das aufmunternd lächelnde Gesicht von Rei. Er seufzte und scheiterte kläglich an dem Versuch, zurückzulächeln.

„In einer Gruppe zu bleiben ist momentan wohl das Beste, doch es wäre von Vorteil, uns Partner zu suchen, die unsere Fähigkeiten mit ihren Kräften zu ergänzen vermögen. So werden wir stärker und können mehr der Schattenwesen zugleich vernichten“, unterbrach Yuriy plötzlich die Stille.

Er hatte aus seiner Zusammenarbeit mit dem Schamanen gelernt, dass sie im Team stärker waren, auch, wenn ihm der Gedanke, mit jemandem zusammenarbeiten zu müssen, absolut zuwider war.

Es war der einzige Vorschlag, der gemacht wurde. Niemand sonst hätte eine Lösung vorschlagen können. Alle saßen sie nur ratlos auf dem Boden und nippten an kleinen Wasserschalen, die Makkusu verteilt und mit Hilfe der anderen Wasserwächter gefüllt hatte. Sie nickten. Eigentlich klang das gar nicht mal so schlecht und Rei war wieder einmal mehr froh über die Entscheidung, dass er den eiskalten Russen gebeten hatte, mit ihnen zu kommen.

Takao wurde Kai zugeteilt. Da sie beide Schwertkämpfer waren, teilten sie sich eine ähnliche Technik und Wind und Feuer vereint konnte zerstörerische Gewalten erzeugen. Der Japaner freute sich gewaltig, doch Kai knurrte nur etwas Unverständliches und rührte sich nicht.

Boris stellte sich sofort zu Rei.

„Unsere Fähigkeiten passen zwar nicht, aber ich habe versprochen, auf dich aufzupassen“, brummte er augenzwinkernd, „und außerdem bin ich der einzige, der deine wahre Kraft kennt.“

Rei schenkte ihm ein schiefes Grinsen.

„Du willst dich doch nur in Sicherheit wissen, Boris“, neckte er und boxte ihm mit der Faust gegen den Oberarm, worauf der Russe anfing zu lachen.

Es tat gut, ein ehrliches Lachen zu hören. Zu sehr drückte die negative Atmosphäre auf die Stimmung. Sein Blick fiel einige Meter hinter Boris. Dort etwas abseits von den anderen an der Wand gelehnt stand Kai, die Augen geschlossen, vom Geschehen abgewandt und verschlossen. Mit leisen Schritten trat er auf ihn zu.

„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er und blieb dicht vor ihm stehen.

Die schweren Lider hoben sich nur halb und außer eines Schulterzuckens kam keine Antwort. Rei zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn. Die Gesichtszüge waren angespannt und in der linken Faust sah er ein ledernes Band zwischen den Fingern. Vorsichtig hob er eine Hand und legte sie an Kais warmes Gesicht. Sofort fielen die halbgeöffneten Augen wieder zu und er schmiegte seine Wange in die Handfläche, seine Gesichtszüge entspannten sich etwas, atmete tief ein und wieder aus.

Es tat so gut, in seiner Nähe zu sein. Doch er hatte sie nicht verdient. Noch vor einigen Wochen hatte er selbst zu Rei gesagt, dass seine Gedanken während des Kampfes bei ihm bleiben würden, doch dem war nicht so. Während des kurzen Kampfes zuvor hatte er nur an die berauschende Macht denken können, die er verspürte, die ihn ausfüllte. Doch er wollte ihn fühlen. Wollte ihm nah sein. Jetzt gleich.

Kai legte die Arme um Reis Taille und zog ihn bestimmt zu sich, drückte ihn gegen die Wand und schirmte ihn somit von den Blicken der anderen etwas ab, auch wenn das überflüssig war, denn niemand bemerkte sie, waren sie doch tief in Gedanken versunken. Er küsste ihn. Nicht zärtlich, nicht liebevoll. Eher stürmisch und verzweifelt und Rei, etwas überrumpelt von der Unsicherheit im Kuss, erwiderte ihn vorsichtig. Seine Augen fielen zu. Obwohl sich der Kuss anfühlte wie ein Abschied, erfüllte er sein Herz mit Freude, mit einer Aufgeregtheit, vertrieb die düsteren Gedanken, die ihn plagten.

Doch der schöne Augenblick wurde ihnen nur kurz gewährt. Aufbruchsstimmung machte sich breit. Sie hatten sich entschlossen, auf den größtmöglichen Platz zu gehen, der in ihrer Nähe war, sich dort im Kreis aufzustellen und zu warten, bis die finsteren Kreaturen sie fanden. Mehr konnten sie nicht tun.

Die Kreaturen kamen. Wie Insekten bedeckten sie die Straßen, krabbelten auf sie zu wie Wellen eines schwarzen Meeres, umringten sie zu tausend. Zähne fletschend und kreischend ließen sie einige Schritte Abstand zu den Wächtern in ihrer Mitte, bereit, jederzeit anzugreifen. Die Wächter hoben ihre Waffen. Es konnte beginnen.

Brüllend stürzten sich die Schattenwesen auf den Ring in der Mitte. Mit vereinten Kräften gelang es den Wächtern, den ersten Ansturm wegzufegen. Weiter Kreaturen kamen nach. Und auch sie wurden aufgehalten, eingefroren und durch einen festen Schlag in Stücke zersplittert. Ein weiterer Ansturm jedoch ließ den Ring der Wächter etwas kleiner werden. Immer mehr kamen hinterher, immer gefährlicher wurden sie in ihrer Rage, dass sich die Wächter nicht einfach auslöschen ließen, immer waghalsiger wurden ihre Angriffe. Einige kletterten auf andere und sprangen von oben auf sie hinunter. Gegen oben waren sie zu wenig geschützt, zu überraschend kam dieser Angriff. Dass die Schattenkreaturen es in ihren Ring wagen würden, hatten sie sich nicht gedacht. Doch da waren sie, vor ihnen und nun auch hinter ihnen. Der Ring schrumpfte. Rücken an Rücken kämpften sie, verteidigten sie sich gegen innen und außen.

Die kleinen Gruppen, die sich gebildet hatten, versuchten ihr Bestes, mit ihren Kräften zusammenzuarbeiten, versuchten neue Attacken, neue tödliche Kombinationen. Doch nicht alle funktionierten. Einige wurden verletzt, gebissen, geschlagen, umgeworfen. Die Verletzten wurden in den Ring gebracht, der sich immer weiter um sie schloss. Makkusu rannte ständig zwischen Front und den Verletzten hin und her, hielt die Verteidigung aufrecht, versorgte seine Freunde mit Medizin. Rei half ihm, wo er konnte. Im Gegensatz zu Makkusu hatte er keine Medizin mitgenommen, aber da er viele mit dem Schamanen gemeinsam entwickelt hatte, wusste er sie anzuwenden. Notdürftig wurden die Wunden ausgewaschen, eingesalbt und verbunden, meist mit Stofffetzen ihrer eigenen Kleidung. Gerade alleine und tief über den röchelnden Jony gebeugt, der sich etwas weit hinaus gewagt hatte, merkte er nicht, wie eines der Schattenwesen hinter ihm in ihren Ring eindrang und seinen ungeschützten Rücken anvisierte.

Kai und Takao waren ein sehr starkes Team. Gemeinsam verursachten sie feurige Wirbelstürme, die über die schwarzen Kreaturen hinwegfegten, sie pulverisierten. Mit ihren Schwertern stachen sie die näheren nieder. Um sie herum wurde das Schlachtfeld etwas lichter, die Schattenwesen versuchten, ihnen möglichst auszuweichen, merkten sie doch, dass von ihnen eine der größten Gefahren ausging. Ein Grinsen hatte sich auf Kais Gesicht gelegt. Doch dann, ein Schrei. Suzaku schrie nach ihm. Das Grinsen erlosch. Er wirbelte herum.

Kaum hatte Rei Jonys Schulter wieder eingekugelt, traf ihn ein heftiger Schlag von der Seite. Unsanft landete er auf dem rauen Asphalt. Sein Arm schmerzte. Das Schattenwesen hatte ihm mit seinen Krallen den ganzen Arm aufgerissen, blutrot verfärbten sich die Stofffetzten seines linken Hemdärmels. Hastig rappelte er sich auf, schnell atmend. Das Schattenwesen kam erneut auf ihn zu, schreiend, als würde es sich über seinen Triumph freuen. Als sähe es ihn bereits tot. Doch Rei würde das nicht dulden. Auf keinen Fall würde er es siegen lassen. Er tastete nach seinem Stock, doch der lag noch immer neben Jony und da kam er gerade nicht hin. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Wenn die widerliche Kreatur es auf diese Weise haben wollte, bitteschön, dann konnte es dies haben. Tief atmete er ein, die Hände flach auf Brusthöhe im Viertelwinkel zueinander ausgerichtet, abwartend. Sollte es nur zu ihm kommen. Es kam schnell. Holte mit dem einen krallenbesetzten Arm aus, Rei wich aus, doch sofort schlug der andere Arm auf ihn nieder, Rei blockte mit seinem rechten Unterarm und spürte die schwarzen Stacheln, die sich hineinbohrten.

Kais Herz setzte einen Schlag aus. Dort war Rei, blutüberströmt und kämpfte mit bloßen Händen gegen eines der Schattenwesen, das ihn weit überragte.

„Rei!“, brüllte er und stolperte auf ihn zu.

Reis Blick traf die schwarzen Augen der Kreatur, bösartig stierten sie ihn an, nur wenige Handlängen zwischen ihren Köpfen. Geifer tropfte aus dem zahnbesetzten Mund der Schattengestalt, das wirkte, als wäre es zu einem Grinsen verzogen. Rei biss sich auf die Zähne. Er würde es unter keinen Umständen siegen lassen. Ganz sanft verformte er seinen Mund zu einem Oval und blies einen leichten Windhauch aus. Kleine Funken glitzerten darin wie Sterne, tänzelten vor die Augen der schwarzen Kreatur, die verwirrt auf die funkelnden Sterne starrte und nicht wusste, was sie damit anfangen sollte. Auf das hatte Rei gehofft. Er schlug den Arm weg, stieß sich vom Boden ab, einmal vom ausgestreckten Arm, trat auf den Brustkorb und stürzte sich von oben auf den Kopf der Gestalt, die Hände ausgestreckt. Unter seinen Fingerspitzen spürte er die raue, schuppige Haut, sie brannte leicht, als würde sie seine Fingerkuppen verätzen, doch darauf durfte er keine Rücksicht nehmen. Ohne sich groß anstrengen zu müssen, merkte er, wie sich kribbelnd die Elektrizität in seinem Körper ausbreitete und sich plötzlich schlagartig entlud und nur mit großem Wille konnte er sie in seine Hände lenken. Weißes, leicht grünlich verfärbtes Licht schlug in die schwarze Kreatur ein wie ein Blitz. Es schrie, schrie einen grausamen Schrei des Schmerzes, während Rei immer mehr Strom und weißes Licht durch seinen Kopf schickte, das sich in den ganzen zuckenden Körper ausbreitete, der sich noch ein letztes mal aufbäumte, bevor es in Milliarden kleine schwarze Staubkörner zerfetzt wurde.

Kai hatte das Gesicht abgewandt, zu sehr blendete das Licht, doch jetzt, wo er wieder zu Rei hinsah, konnte er erleichtert ausatmen. Mit großen Schritten ging er auf ihn zu.

Rei selbst wurde von der Wucht, die seine Lunge zusammenpresste, weggeschleudert, fand sich auf dem Boden wider, den blutenden Arm schützend vor das Gesicht haltend. Sein Blick fiel auf den silbernen Ring an seinem Zeigefinger. Der grüne Glassplitter hatte viele kleine tiefe Risse bekommen, einige Splitter waren bereits hinausgefallen. Er war zerstört. Endgültig. Er konnte ihn nun nicht mehr schützen. Einzig Byakko bemerkte das Fehlen des Schutzsteins. Knurrend stürzte er sich auf seinen letzten Gegner, biss ihm die Kehle durch, er musste sofort zu Rei, niemand anderes konnte ihm jetzt noch helfen.

Kai hatte nicht mehr als vier Schritte gemacht, da bemerkte er, wie sich plötzlich alle Schattenwesen in ihrem Umkreis zu Rei wandten und auf ihn zu schlichen, die anderen Wächter und ihre Wächtertiere einfach plötzlich ignorierten.

„Rei“, rief er nochmal und beschleunigte seine Schritte.

Der Chinese blickte auf und seine Augen weiteten sich entsetzt, als er sah, wer auf ihn zu rannte, hastig schüttelte er den Kopf.

„Nein!“, schrie er und seine Lunge brannte, „bleib wo du bist!“

Kai blieb stehen, ratlos und mit zusammengezogenen Augenbrauen stand er nur wenige Schritte von ihm entfernt, sah die schwarzen Kreaturen, die immer näher kamen und den Kreis um ihn langsam schlossen.

Reis Körper kribbelte. Sein Kopf pochte. Er presste die Augen zusammen und die Finger gegen die Schläfen. Sein Atem ging schwer. Er brauchte Byakko.

Beunruhigt und mit zusammengebissenen Zähnen sah Kai zu, wie Rei hinter den Kreaturen verschwand und sich nicht rührte. Seine Finger klammerten sich um den Schwertgriff, bereit zu ziehen und einzugreifen.

Sein Atem ging immer schneller, sein Herz drohte beinahe zu zerspringen, das Kribbeln verstärkte sich, die Elektrizität wuchs und wuchs und wusste nicht wohin in diesem viel zu kleinen Körper. Er gab keine Richtung vor. Der Druck wurde zu groß. Mit einem unterdrückten Schrei entlud Rei die Elektrizität in einer Kugel gleißenden Lichts, das alles um ihn herum einhüllte. Die Schattenwesen wurden zerfetzt. Kai wurde weggeschleudert. Und Rei kauerte heftig atmend im Zentrum eines kleinen Kraters, um ihn herum schwarzer Staub. Ein Brüllen lenkte seine Aufmerksamkeit auf Byakko, der mit schnellen Sprüngen auf ihn zukam, die Ohren angelegt. Kai sah nichts mehr. Lediglich bunte Sterne tanzten vor weißem Grund, das Licht hatte ihn zu stark geblendet. Nervös rieb sich die blinden Augen.

„Byakko“, röchelte Rei und klammerte sich im struppigen Fell fest, drückte die Nase hinein.

Alleine seine Anwesenheit beruhigte ihn.

Kai blinzelte ein paar Mal. Die bunten Sterne waren zwar noch da, aber immerhin konnte er wieder sehen. Mit schmalen Augen nahm er das Szenario wahr, das sich ihm bot und ihm wurde bewusst, dass der kleine Kraftausbruch in der realen Welt zuvor nicht alles gewesen war, was Rei zu bieten hatte. Sein Blick fiel auf Boris, der weiter hinten gegen zwei der Kreaturen gleichzeitig kämpfte, mit seinem Hammer gerade den Schädel eines der Wesen zertrümmerte. In seinen Augenwinkeln bewegte sich etwas. Schnell drehte er den Kopf zurück, dort wo Rei und Byakko saßen. Ein Schattenwesen schlich sich von hinten an.

„Rei!“, schrie er zum dritten Mal, sprang auf die Füße und rannte so schnell er konnte auf sie zu.

Es war nicht schnell genug. Byakko hatte das Wesen zwar bemerkt, doch bevor er reagieren konnte, hatte es ausgeholt und den weißen Tiger weggeschleudert und Kai musste mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen mitansehen, wie Rei sich vom Boden abstützend zu ihm umdrehte, hinter ihm baute sich das Schattenwesen auf. Mit zitternden Gliedmaßen erhob er sich vom Boden, stolperte beinahe. Er musste weg. Ihre Augen trafen sich. Und Rei bemerkte das Entsetzen in seinen roten Augen, als er ein schmerzhaftes Ziehen in seinem Bauch spürte und gleichzeitig Byakko laut brüllen hörte.

Sein Atem stockte.

Er blieb stehen.

Blickte an sich hinunter.

Vier lange schwarze Krallen ragten aus seinem Bauch hinaus.

Er fühlte die Taubheit sich ausbreiten.

Er roch den heißen, stinkenden Atem, der ihm in den Nacken blies.

Er drehte den Kopf, sah das Wesen, das ihn triumphierend anstierte.

Viel zu langsam wurden die Krallen aus seinem Körper hinausgezogen.

Er schmeckte das Blut, das sich in seinem Mund sammelte.

Er presste eine Hand gegen die Wunde und spürte das warme Blut über seine Finger laufen.

Ihm wurde schwindelig.

Er konnte kaum noch atmen.

Er hörte Kai, weit entfernt, der sich brüllend auf das Schattenwesen stürzte, es mit einem gezielten Schlag enthauptete, hörte den dumpfen Aufschlag seines Körpers und Kopfes auf dem Boden.

Und noch während er spürte, wie sich zwei Arme um ihn schlangen und ihn an einen Körper pressten, sackten seine Knie ein und ihm wurde schwarz vor Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Jeschi
2012-02-22T16:08:00+00:00 22.02.2012 17:08
Also ich muss echt sagen, ich hab den Atme angehalten, als sie da so gefallen sind.
Da zitter man wirklich mit.

Ich mag, wie Kai zurückblickt an seine Kriegszeiten.
Das ist so pure Gänsehaut. Vor allem, weil es diese furchtbaren Seiten noch einmal aufzeigt.

Die Idee, sich in Teams zu teilen, klingt in der Tat plausibel.
Und ich mag auch die Aufteilung der Teams. xD

Ich finde es wirklich erstaunlich, wie du den Kampf beschreibst.
Man hat ihn wirklich vor dem geistigen Auge und kann ihn mitverfolgen.
Es ist echt spannend! x3

Wäre ich Kai. Ich glaube, ich wäre da nicht stehen gelieben.
Ich hätte viel zu viel Angst um Rei. x.x
Und oh Gooott!!!! Q__Q Du willst ihn doch jetzt nicht sterben lassen?! *quietsch*
Von: abgemeldet
2011-11-29T12:34:24+00:00 29.11.2011 13:34
[...]doch eigentlich, eigentlich war es wie jedes andere Schlachtfeld auch. Jeder kämpfte um sein Leben.[...]
Woah. Gänsehaut.

>Tief zog er die Luft in seine Lungenflügel
sog, nocht zog.

Ich finds einfach nur genial, wie du diese Veränderung beschreibst, die während dem Kampf mit Kai vor sich geht - er wollte mehr. Er wollte töten.
Einfach nur genial *schauder*
Hm, Wind und Feuer - stimmt, Luft nährt Feuer, das passt ja. Aber ob die beiden miteinander klar kommen - naja, wir werden sehen, ich bin aufjedenfall gespannt *lach*
Ich mag es übrigens sehr, wie du den "Fanservice" immer wieder so einbringst, dass er nicht Fehl am platze wirkt, sondern absolut in das Geschehen hineinpasst, das schafft auch nicht jeder x3

>versuchten neue Attacken aus, neue tödliche Kombinationen.
Entweder versuchten neue Attacken, oder probierten neue Attacken aus, aber so ist der Satz leider verklehrt XD

>Mit ihren Schwertern stachen sie die näheren nieder.
Das finde ich liest sich etwas seltsam; Ich würde eher schreiben: Mit ihren Schwertern erschlugen sie die näheren.
Das klingt vornehmer.

Eine Frage: Warum heißt Johnny bei dir Jony? Wenn er eh aus Schottland kommt, dann wäre es doch gar nicht nötig, seinen Namen so zu verändern ö.ö

>Sabber tropfte aus dem zahnbesetzten Mund der Schattengestalt, das wirkte, als wäre es zu einem Grinsen verzogen.
Ersetze 'Sabber' lieber duch 'Geifer', das klingt bedrohlicher, Sabber lässt eher an einen kleinen Hund, oder an ein Kind erinnern, auf jedenfall nichts Bedrohliches ...

Uwah >.< Rei! Das klingt ja gar nicht gut *auf Unterlippe beiß* Mensch, du machst es aber auch immer dramatisch~

Achja, ich glaube, der letzte Absatz steht doppelt in deinem Kapitel schau da nochmal drüber, das wirkt leicht irritierend @@
Von:  Tokiogirl06
2011-11-07T12:27:30+00:00 07.11.2011 13:27
Hallöchen,
nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder.
Das Kappi ist ja total dramatisch.
Ich hoffe du hast nicht vor Rei sterben zu lassen.
Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Bitte schreib schnell weiter.lg

Von:  Minerva_Noctua
2011-11-06T09:45:01+00:00 06.11.2011 10:45
Die Handlung ist toll!
Das ist vielleicht ein gemeines Ende!
Schreib schnell weiter!!!

Bye

Minerva
Von:  Jackie20
2011-11-05T23:30:52+00:00 06.11.2011 00:30
tolles kapitel
hoffentlich übrelebt rei das
kai muss wahrscheinlich ziehmlich wütend
und sehr besorgt sein
schreib schnell weiter
bye


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