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Geschöpfe der Nacht

Wie es geschah
von

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Geschöpf der Nacht
 

Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen.
 

Es war Hochsommer, doch an jenem Tag war es ungewöhnlich kalt. Keiner wusste so richtig warum, selbst die Meteorologen hatten für dieses Phänomen keine Erklärung parat.

Der Tag verging, so wie jeder bisherige in meinem Leben auch. Am Abend, ich weiß bis heute nicht wieso, packte mich auf einmal die Lust spazieren zu gehen. Ich zog mir meine weißen, bequemen Turnschuhe an und über mein enges schwarzes Kleid warf ich meine lange feingestrickte schwarze Strickjacke. Ich band mir einen lockeren Pferdeschwanz zusammen und überprüfte mein Make Up, danach verließ ich das Haus und lief los.

Ich lief und lief, ohne zu wissen, wohin ich eigentlich wollte. Wie in Trance setzte ich einen Fuß vor den anderen.
 

Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass ich mich plötzlich mitten auf einer kleinen Waldlichtung befand.

Es war kalt und düster, doch es machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil, ich genoss die Einsamkeit.

Obwohl ich mitten in einem Wald war, herrschte Totenstille um mich herum, was ich damals sehr merkwürdig fand. Erst als ich begann wieder weiter zu laufen, hallten meine Schritte schwach zwischen den Bäumen wieder.

Ich weiß nicht wie lange ich lief, aber es erschien mir wie eine kleine Ewigkeit. Plötzlich erschrak ich, denn aus weiter Ferne ertönte plötzlich ein markerschütternder Schrei.

Um herauszufinden, wer oder was diesen Schrei verursacht hatte, lief ich in die Richtung aus der dieser seltsame Laut kam. Ich begann zu rennen und da bemerkte ich erst, das meine Beine riesige Löcher in die dichten Nebelschwaden rissen, die sich in der Zwischenzeit um mich herum gebildet hatten, ohne dass ich es bemerkt hatte.

Ich verlangsamte ich mein Tempo, denn es war nichts mehr zu hören. Kein Laut, kein Schrei, alles war wieder in seinen alten, stillen Zustand verfallen.

Trotzdem trieb mich meine Neugierde dazu an, weiter zu laufen. Also lief ich weiter und die Zeit verstrich.

Plötzlich sah ich vor mir eine Straße. In jenem Moment, in dem ich den kleinen Waldweg verlassen hatte, verschwand auch der Wald hinter mir. Ich bemerkte es und war verwirrt. Ich lief wieder zurück, aber der Wald tauchte nicht mehr auf. Ich wunderte mich, lief jedoch weiter.
 

Theoretisch hätte die Straße stock dunkel sein müssen, aber das licht des hellen weißen Vollmondes wurde von dem Nebel reflektiert und erleuchtete die Straße.

Obwohl der Nebel immer dichter wurde, konnte ich die Häuser zu meiner linken und rechten noch gut erkennen.

Ich lief weiter und sah mich noch ein bisschen um.

Ich bog in verschiedene Gassen und Wege ein, sah hie und da in die Fenster der unterschiedlich großen Häuser.

Auch machte ich einen kleinen Schaufensterbummel.

Ich war ziemlich irritiert.

Nirgends brannte ein Licht, nirgends sah ich Menschen und auch kein einziges Auto, welches umherfuhr.

Die Stadt war praktisch wie ausgestorben.

Ich lief weiter um herauszufinden, was denn in dieser Stadt vorgefallen war. Nichts. Ich fand nichts.

Nicht den kleinsten Hinweis um in Erfahrung zu bringen, was mit den Einwohnern geschehen war.
 

Mir viel auf, dass der Nebel inzwischen überall war. In den Geschäften und selbst in den Häusern. Er schien vor nichts halt zu machen, er drängte sich durch jede Spalte, durch jede noch so kleine Ritze und schien alles förmlich einzunehmen.
 

Mit einem Male fühlte ich mich beobachtet.

Ruckartig drehte ich mich um. Vage konnte ich eine dunkle Gestalt erkennen. Sie jagte mir Angst ein und plötzlich begann sie auf mich zuzukommen. Instinktiv wich ich vor ihr zurück.

Die total in schwarz eingewickelte Gestalt kam immer näher, also drehte ich mich kurzer Hand um und begann zu rennen. Anfangs schien es zu funktionieren, doch ich konnte sie nicht abschütteln. Mein Herz schlug immer schneller und auch meine Angst wurde immer größer. Ich rannte weiter, wie von der Tarantel gestochen.
 

Als ich mich zum dritten Mal umsah, war sie verschwunden. Ich blieb stehen und rang erst mal nach Luft. Der Schweiß rann förmlich über meine Stirn und tropfte an meiner Nasenspitze herab. Auch mein Herz schlug durch diese Aktion verdammt schnell, ich konnte mich nur mühsam wieder beruhigen. Ich ging also weiter. Mit der Zeit musste ich nicht mehr nach Luft japsen und der Schweiß war getrocknet. Ein letztes Mal drehte ich mich um, um sicher zu gehen, dass sie endlich weg war. Ich konnte nichts dergleichen erkennen und atmete auf.

Als ich mein Gesicht jedoch wieder nach vorne wand, erschrak ich. Die schwarze Gestalt stand plötzlich vor mir. Vor lauter Schreck stolperte ich rückwärts und geriet ins taumeln. Letztendlich viel ich hin. Das Wesen blickte auf mich herab und plötzlich fuhr mir die Angst wieder in die Knochen.

Von dem Sturz trug ich nur ein paar kleine Schürfwunden an den Handballen und -gelenken davon. Es war nichts schlimmeres passiert.
 

Mein Herz hätte damals locker einem Presslufthammer Konkurrenz machen können. Langsam begann ich rückwärts zu krabbeln, doch die Gestalt lief mir langsam hinter her, ich hatte keine Chance.

Der Geruch von Blut stieg allmählich in meine Nase und es schien von diesem Wesen auszugehen.

Plötzlich stieß ich mit dem Rücken gegen eine Wand. Die Gestalt, die mir gefolgt war, stand mir genau gegenüber, ich hatte also keinerlei Möglichkeit um zu entkommen. Ich war gefangen.

Als sie mich plötzlich am Arm packte, ließ ich einen Schrei los. Die Gestalt zog mich hoch, so dass ich mich wieder auf meinen Beinen befand. Jetzt, wo ich ihm genau gegenüber stand, wurde mir klar, dass der Geruch von Blut wirklich von dem Wesen abging.

Es nahm seine Arme hoch und stützte sich links und rechts von meinem Kopf mit den Händen gegen die Wand. Sein Gesicht kam meinem immer näher, ich spürte schon seinen Atem auf meiner Haut. Ich war vor Angst wie erstarrte. Mein Herz schlug immer schneller und ich spürte, wie das Blut in meinen Adern bereits anfing zu pulsieren. Verzweifelt versuchte ich etwas unter der Kapuze zu erkenne, jedoch erfolglos. Es war, als würde ich in ein schwarzes Loch blicken.

Abermals schrie ich auf und flehte laut um Hilfe.
 

Da ertönte seine Stimme:

"Keiner wird kommen. Nicht in dieser Welt!"

Leicht irritiert dachte ich über die eben gesagten Worte nach, konnte aber keinen Sinn darin finden.

Langsam entfernte er seine Hände von der Wand und streifte die Kapuze von seinem Kopf behutsam ab. Ich dachte ein hässlicher Kerl würde vor mir stehen, aber es war ein hübscher junger Mann.

Er öffnete seinen Mund und sprach:

"Du gehörst mir. Für immer!"

Seine Stimme hatte etwas hypnotisierendes an sich. Er lächelte, er sah süß aus, wenn er lächelte, doch als ich genauer hinsah, zuckte ich zusammen. Kleine rote Blutrinnsale, die scheinbar schon getrocknet waren, zierten seine Mundwinkel. Seine Zähne waren weiß, so weiß wie der Schnee. Im Mondlicht schimmerten sie fast schon bläulich. Aber was mir besonders auffiel, waren die spitzen langen Eckzähne. Als er meinen geschockten Gesichtsausdruck sah, begann er hämisch zu grinsen. Erst jetzt konnte man seine weißen Zähne in voller Pracht erstrahlen sehen.

Verängstigt wanderte mein Blick langsam zu seinen Augen. Sie bestanden aus einem hellen Grün, doch obwohl er meinem Gesicht so nahe war, konnte ich mich einfach nicht in ihnen spiegeln, sie waren so trüb und leer. Doch obwohl ich tierische Panik vor ihm hatte, faszinierte er mich. Besonders seine Augen, denn sie hatten so eine beruhigende Wirkung auf mich. Meine Angst war wie weg geblasen und auch mein Herzschlag verlangsamte sich mit einem Male.
 

Sanft strich er mir meine Haare aus dem Gesicht und sagte wieder:

"Du bist mein!"

Und schon spürte ich, wie sich seine linke Hand in meinen Haaren vergrub. Vorsichtig beseitigte er noch mit der rechten Hand die lästigen Haare von meinem Hals, bevor er sie um meine Taille legte.

Er zog mich an sich heran und obwohl ich instinktiv wusste, was er damals mit mir vorhatte, empfand ich keine Angst.

Langsam beugte er sich zu mir herunter und ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren. Er drückte mich noch fester an sich heran und in dem er behutsam meinen Kopf zurück zog, legte er meinen Hals frei.

Langsam bohrten sich seine langen spitzen Zähne in meine Halsschlagader und er begann zu saugen. Anfangs tat es weh, aber dieses Gefühl ließ schnell nach, da sein Speichel eine betäubende Wirkung auf meine Wunde hatte.

Irgendwie war es ein befreiendes Gefühl. Ich roch das Blut, mein eigenes Blut. Ich fühlte, wie er es aus mir heraussaugte und plötzlich wurde mir schwindlig, meine Knie gaben nach. Ich spürte noch, wie er mich mit sicherem Griff auffing und eng an seinen Körper presste, bevor ich das Bewusstsein verlor.
 

Ich weiß nicht, wie lang ich der Ohnmacht verfiel, doch als ich langsam wieder zu mir kam, hielt ich meine Augen geschlossen, da mir noch recht schwummrig war.

Ich weiß noch, dass ich einen damals für mich seltsamen Geschmack im Mund hatte. Irgendeine Flüssigkeit tropfte langsam in meinen Mund. Es war warm und süß, doch diese hatte einen leichten bleiernen Nachgeschmack.

Vorsichtig öffnete ich die Augen, um die Einflüsse um mich herum etappenweise auf mich einwirken zu lassen.

Ich lag auf dem Boden und bemerkte, dass der junge Mann neben mir saß und seinen Arm ausgestreckt über meinen Mund hielt. Endlich registrierte ich, dass diese warme dickliche Flüssigkeit Blut war. Ich trank Blut, um genau zu sein, ich trank sein Blut.

Sofort schloss ich meine Lippen und biß mir auf die Zähne.

Doch anstatt seinen Arm wegzuziehen, ließ er den, für mich notwendigen roten Lebenssaft weiter auf mich herabtropfen.

Der Geruch machte mich fast wahnsinnig. Ich wollte ihn auf meiner Zunge spüren, doch wollte ich einfach nicht dieser Schwäche unterliegen.

Letztendlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich setzte mich ruckartig auf, riss sein Handgelenk an mich, bohrte meine Zähne hinein und trank...
 

So ist es damals geschehen.
 

Und nun bin auch ich

ein Geschöpf der Nacht.
 


 

Ich hoffe es hat euch einigermaßen gefallen, aber trotz allem erbitte ich von allen, die diese Geschichte gelesen haben, eine ehrliche Kritik!
 

Hochachtungsvoll
 

Eure
 

Queen
 

PS: Mit der oben genannten Forderung, soll sich bitte niemand gezwungen fühlen, aber ich würde mich sehr über Kommentare von euch freuen, seien sie gut oder schlecht!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-05-02T18:16:39+00:00 02.05.2003 20:16
Hallo Snow Queen.

So habs endlich geschafft mich anzumelden :-))
Ich finde deine Geschichte wirklich super!!
Bitte schreib bald weiter und na ja würd mich freuen wenn mich mal anrufen oder so könntest wenn mal wieder zeit hast.

Bussi HDGDL
Micha
Von:  HexenLady
2003-03-09T09:59:35+00:00 09.03.2003 10:59
Hallo

Ich finde deine Geschichte einfach super und ich
würde mich freuen wenn eine Fortsetzung schreibst

Bye

Andrea ( HexenLady )
Von: abgemeldet
2003-03-09T09:16:46+00:00 09.03.2003 10:16
Huhu ^-^v

Ich fand die Story interessant, nur vieeeel zu kurz ;-;
Aber ein schöner Schreibstil v^.^v

Baibai,
GiN


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