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Ein philosophisch-moralisches Paradoxon

oder wieviele Züge braucht man, um Seto Kaibas Herz zu gewinnen?
von

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Unterwanderung

Ein bisschen Freundschaft ist mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.
 

"Und? Wie ist die Pizza?" frage ich ihn und muss unwillkürlich lächeln. So skeptisch, wie er den Pappkarton vorhin noch gemustert hat, hätte man meinen können, ich würde ihn dazu bringen wollen Dreck zu essen.
 

"Obgleich das Aussehen etwas gewöhnungsbedürftig ist, muss ich gestehen, dass diese Pizza mir geschmacklich wirklich zusagt. Die verschiedenen Komponenten..."
 

Ich kann nicht anders. Ich puste los und er starrt mich an.
 

"Sorry, aber ich hab noch nie jemanden so über eine Pizza reden hören. Kannst du nicht einfach sagen, dass sie dir schmeckt? Dass dein Wortschatz gigantisch ist, weiß ich doch längst, Kaiba und naja... beeindrucken musst du mich auch nicht mehr." Ich zwinkere ihm zu und schnappe mir das nächste Stück von meiner Pizza.
 

Er gibt ein undefinierbares Geräusch von sich und einen Moment rechne ich damit, dass ein bissiger Kommentar kommt, aber nein. Er verbeißt ihn sich und widmet sich wieder der Pizza. Immerhin schmeckt sie ihm, was mich wirklich freut. Das er sie mit Messer und Gabel ist, nun, das war zu erwarten. Ich habe ihm zwar erklärt, dass man Pizza eigentlich nicht so isst, aber das wollte er nicht gelten lassen. Er war der Ansicht, dass ein kultivierter Mensch sich nicht so herablassen dürfe, wie ein Neandertaler alles mit der Hand in sich zu stopfen.
 

Gut, das war wahrscheinlich eine Beleidigung für mich, aber ich hab sie ignorieret. Immerhin weiß ich, dass man auch in kultivierten Kreisen Pizza mit der Hand ist. Das ist schließlich so ein Sonderfall. Genau wie Hummer, den isst man auch so. Hätte ich eigentlich anführen können, naja, egal.
 

Hauptsache es schmeckt ihm.
 

"Möchtest du meine mal probieren?" frage ich und schiebe ihm meine Schachte rüber und siehe da! Er tut es. Er nimmt sich einen kleinen Biss und nickt mir dann zu. Ich glaube, ich strahle ihn ziemlich debil an. Liegt wohl daran, dass ich stolz auf ihn bin.
 

Nicht nur, dass er meine Mission nicht behindert, er gibt sich echt Mühe. Dabei dürfte das Ganze hier echt schwer für ihn sein. Ich schätze, ich verdanke es auch Mokuba, dass er sich zusammen reißt. Zumindest hat der Kleine so was angedeutet als ich ihn vorhin gesehen habe.
 

Tja, gegen die geballte Macht von Mokuba und mir ist er eben machtlos.
 

"Es hat schon eine gewisse Ironie, dass dich eigentlich jeder um dein ach so tolles Leben beneidet, du aber eigentlich gar kein so berauschendes Dasein führst wie man bei deinen Möglichkeiten annehmen müsste."
 

"Ich habe nie behauptet, dass mein Leben berauschend wäre, Wheeler." erwidert er kühl.
 

Ich nicke. "Ich weiß, aber die Meisten gehen einfach davon aus, wenn jemand Geld hat."
 

Er verzieht verächtlich den schönen Mund. "Wenn ich mein Geld nur nutzen würde, um damit ´Spaß´ zu haben, nun, dann hätte ich sehr schnell keines mehr."
 

Wo er Recht hat, hat er Recht, dennoch kann man auch ein wenig Spaß haben, aber ich schätze, es ist keine gute Idee das Thema jetzt zu vertiefen. Würde nur zu schlechten Schwingungen führen und die kann ich nicht gebrauchen.
 

"Also, noch mal: Schmeckt dir die Pizza?" Ich grinse ihn an. Er verdreht leicht die Augen, nickt aber und die Tatsache, dass er sie auch ganz gegessen hat, spricht wohl auch dafür. "Ausgezeichnet." befinde ich und ich glaube, er seufzt. "Dann schauen wir jetzt den Film." Ich warte keine Erwiderung ab, sondern klappe die Pappschachteln zu und lege sie zur Seite. Ich schätze, ohne ein Mindestmaß an Ordnung wird sich jemand, der so penibel ist wie Kaiba nicht entspannen können. Ich hole den Film aus der Hülle und reiche ihm die Dvd. Er zögert, setzt sich dann aber in Bewegung und legt den Film ein. Ich beziehe derweil auf der Couch Position. Als er Anstalten macht, sich in seinen Sessel fallen zu lassen, protestiere ich.
 

"Nein, du musst her kommen." sage ich entschieden. Sekundenschnell wird die rechte Braue nach oben geschoben. "Wheeler, ich sehe keinerlei Notwenigkeit..." Ich lasse ihn nicht ausreden. "Die Notwendigkeit besteht darin, dass es gemütlicher ist und außerdem wirst du dir sonst nur den Laptop schnappen und arbeiten." erkläre ich in aller Ernsthaftigkeit. Er sieht mich an und ich glaube, er ringt mit sich. Ja, wenn ich seinen Blick richtig deute, dann tut er das. Wahrscheinlich fragt er sich ob er wirklich zu mir kommen soll oder es besser wäre mich von Roland entsorgen zu lassen.
 

Letztendlich nimmt er widerwillig neben mir Platz, allerdings genaustens darauf bedacht eine gewisse Distanz zwischen uns zu schaffen. Ich verziehe missbilligend den Mund, aber er wirft mir nur einen trotzigen Blick zu.
 

"Entpann dich wenigstens mal, Kaiba. Echt. Du brauchst hier nicht auf Musterschüler zu machen. Haltung ist hier nicht angebracht." meine ich, denn er sitzt tatsächlich kerzengerade da und naja, so sieht man sich doch nicht gemütlich einen Film an, oder? Dass er auf seine Haltung bedacht ist, weiß ich ja. Ist ja auch alles schön und gut, aber zuhause, auf der Couch? Da ist so was doch nicht nötig. Aber er verändert seine Position nicht. Sein ganzer Körper ist angespannt und man könnte meinen, dass er gleich stramm stehen müsse oder so.
 

Ich seufze. "Echt jetzt, kannst du nicht einmal wie ein normaler Mensch da sitzen, Kaiba?"
 

"Nicht jeder hat das Bedürfnis sich überall rumzulümmeln wie du, Wheeler." zischt er mich an.
 

"Ja, aber man kann auch nicht die ganze Zeit einen auf Roboter machen." kontere ich.
 

Er presst die Lippen aufeinander und ich erwarte den nächsten Eisblick oder irgendeinen sarkastischen Konter. Doch beides bleibt aus. Stattdessen macht er eine wegwerfende Geste mit der Hand und sieht mir direkt in die Augen.
 

"Mein Stiefvater war sehr darauf bedacht, dass ich die richtige Haltung einhalte." höre ich ihn sagen und seine Stimme klingt seltsam fremd und wieder habe ich das Gefühl, dass er eigentlich gar nicht mit mir redet. "Augen gerade aus, Kopf hoch, Rücken und Schultern gerade..." Ein merkwürdiges Lächeln huscht über sein Gesicht ehe sich seine Züge wieder verhärten.
 

Ich bin nicht sicher, was er mir damit zu sagen versucht, vielleicht, dass er gar nicht mehr anders kann als so zu sitzen, dass diese Lektion bei ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass er wirklich nicht mehr anders agieren kann.
 

Einen Moment sehe ich ihn unsicher an und weiß nicht so recht, was ich erwidern soll. Mitleidsbekundungen würden ihn nur wütend machen und ich weiß auch, dass er ohnehin kein Mitleid wünscht.
 

"Wenn dir diese Lektion mit einem Rohrstock beigebracht wird, Wheeler, dann lernt man schnell und... man vergisst nicht." Sein Blick ist seltsam trotzig, was ein absoluter Kontrast zu seiner Stimme darstellt und ich schlucke erneut. Meine Kehle ist trocken. Schlagartig sehe ich einen jungen Kaiba vor mir, der von Gozaburo so lange mit einem Rohrstock traktiert wird bis er die richtige Haltung eingenommen hat.
 

Wieder verspüre ich den Wunsch, ihn in meine Arme zu ziehen und einfach festzuhalten. Ja, ich glaube, dass er das auch gebrauchen könnte. Eine Umarmung. Wann wurde er wohl das letzte Mal umarmt? Es muss Ewigkeiten her sein. Seine Mutter starb ja als er noch klein war.
 

Soll ich? Ich bin mir nicht sicher.
 

Komischerweise habe ich den Eindruck, dass er eine Reaktion von mir erwartet, auch wenn ich augenblicklich schwer abschätzen kann, wie diese in seinen Augen aussehen soll. Ohne nachzudenken rutsche ich ein Stück zu ihm. Seine Augen weiten sich kaum merklich und ich spüre wie er sich verkrampft, aber er weicht nicht zurück.
 

Einen Moment zögere ich noch. Ich blicke ihm tief in die Augen, in der Hoffnung darin etwas zu finden, dass mich in meinem Vorhaben bestätigt.
 

"Wheeler, falls du jetzt wieder versuchen solltest..." Seine Stimme ist ein Flüstern und ungewohnt heiser. Er schluckt und beendet den Satz nicht. Ich schüttele den Kopf. "Keine Sorge. Das hebe ich mir für später auf, Kaiba." erwidere ich genauso leise. "Jetzt werd ich dich erst einmal umarmen. Also bereite dich darauf vor. Ich tue es nämlich. Egal was du sagst."
 

Entsetzen und Unsicherheit spiegeln sich in seinem Gesicht und fast befürchte ich, dass er jeden Moment aufspringen wird, aber eher er sich zu einer Reaktion entschließen kann, handele ich. Ich strecke meine Arme aus, schlinge sie um ihn und ziehe ihn mit sanftem Druck an mich. Im ersten Moment leistet er Widerstand, aber ich verstärke den Druck und schließlich lässt er es geschehen.
 

Es ist seltsam wie einfach es ist, ihn zu umarmen. Er fühlt sich schmächtiger an als ich dachte und naja, irgendwie auch zerbrechlich. Mein Herz schlägt wild, aber ich ignoriere das penetrante Pochen und halte ihn einfach nur fest. Für einen Moment hebt er die Arme, scheint zu überlegen was er tun soll und fast glaube ich, dass er versucht ist sie um mich zu schlingen, aber dann lässt er sie wieder sinken und ich spüre wie seine Schultern sich entspannen. Er zieht scharf die Luft ein, aber sein Kopf verweilt weiter auf meiner Schulter.
 

Ich glaube, sein Herz schlägt genauso schnell wie meins.
 

"Ich... kann das... nicht..., Wheeler." höre ich ihn sagen und zum ersten Mal klingt Kaiba wirklich und wahrhaftig unsicher. Nicht nur ein Spur unsicher, sondern richtig unsicher. Ich bin nicht sicher was er meint. Die Umarmung, diese Sache hier insgesamt... Vielleicht beides. "Natürlich kannst du das, Kaiba." erwidere ich ruhig. "Lass dich einfach fallen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-04-14T13:03:02+00:00 14.04.2013 15:03
Hi ^_^

Bei dem was kaiba schon alles mit sich machen lässt, müsste Joey ihn sich bald rum haben?? Ob er ihm jetzt einschläft, wenn er ihn beim Video gucken im Arm halten darf? :)

CuCu Jyorie

Von:  Shimizu-chan
2010-11-07T20:34:01+00:00 07.11.2010 21:34
gott wie krank kann man eigentlich sein
einem kleinen jungen einzuprügeln wie man sich richtig hinsetzt
also echt *kopf schüttel*
aber es is schon echt süß wie joey mit seto umgeht *knuff* :D
freu mich schon aufs nächste kappi *freu* ^-^
Von:  JK_Kaiba
2010-11-07T11:58:46+00:00 07.11.2010 12:58
wieder ein unglaubliches kapitel^^
du schreibst wirklich gut, danach wird man einfach süchtig und will nur noch wissen wie es weiter geht^^
das mit der umarmung war wirklich schön, du bringst auch irgendwie die stimmung total gut rüber...^^
lg


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