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King of my Castle

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Kapitel: 3/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 3
 

Es war ein Samstag gewesen, als die Besucher des wunderschönen Anwesens feststellen mussten, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Zwei Menschen, Freunde und geliebte Personen, fehlten in ihrer Gruppe und nichts und niemand wusste, wo sie sich gerade aufhielten - oder ob sie noch am Leben waren. Wobei diese Überlegung sicherlich zu überhastet war, immerhin gab es keinerlei Spuren, die auf einen Mord hinwiesen. Die beiden waren einfach nur wie vom Erdboden verschluckt.
 

Ruki und Jin - zwei junge Männer in der Blüte ihres Lebens, aber auch alle anderen Beteiligten durchlitten Höllenqualen. Uruha war schon längst nicht mehr zurechnungsfähig und versuchte wie ein Besessener sein Handy dazu zu animieren endlich wieder zu funktionieren. Es änderte sich nichts - hier gab es weder Telefone noch funktionstüchtiges Internet, fast so, als hätte man sie gezielt von jeglicher Zivilisation abgeschnitten. Tatsächlich war es freilich so, dass hier, am Ende der Welt, einfach keine Leitungen lagen und der Empfang gänzlich tot war. So etwas gab es also auch noch, obwohl sie in einer so modernen Zeit lebten, aber einen Haken musste dieser Ort ja haben.
 

Eigentlich war ein ruhiges, erholsames Wochenende vorgesehen gewesen, an dem sie allen Stress hinter sich lassen und sich entspannen konnten. Das Schicksal meinte es aber offensichtlich nicht gerade gut mit ihnen und verwickelte sie ganz offensichtlich in ein Verbrechen - daran zweifelten sie alle nicht mehr. Niemand wollte es laut aussprechen, als die übrigen sieben Personen im Foyer beieinander standen, aber einer von ihnen musste dahinter stecken und langsam begannen sie sich gegenseitig zu verdächtigen und misstrauisch zu werden. Aber wer hatte ein Interesse daran zwei junge Männer zu verschleppen? Es ergab keinen Sinn. Nacheinander ging Kazuki die Besucher und Bewohner durch - seine Freunde steckten sicher nicht dahinter. So geschmacklos war keiner von ihnen und ebenso sicher war er, dass Yuuki nichts damit zutun hatte. Dann überlegte er zu Uruha und Ruki, die er beide nicht kannte, aber der eine war verschwunden und der andere drehte deswegen fast durch, also konnte er sie auch ausschließen. Zuletzt noch Atsushi und sein Sohn, aber auch zu ihnen wollte ihm kein passabler Grund einfallen. War etwa noch jemand im Haus?
 

Kazuki versuchte dahinter zu kommen, während er neben seinen beiden Freunden lief. Zu jedem der Übriggebliebenen versuchte er sich eine Geschichte auszudenken, die wenigstens halbwegs passabel passte. Wieder kam ihm der Vergleich zu Horrorfilmen, in denen die Opfer ja auch oft recht wahllos ausgesucht wurden. War das bei ihnen auch so? Waren sie inmitten einer Gruselgeschichte? Allein der Gedanke ließ ihn eisig schaudern und währe nicht einer seiner Freunde betroffen, hätte er wohl die Beine in die Hand genommen und wäre weggerannt. Manchmal rettete Feigheit immerhin Leben.
 

Nun waren die drei übrigen Freunde damit beschäftigt das Haus erneut zu durchkämmen und auf den Kopf zu stellen, während Atsushi und Taa versuchten Uruha zu beruhigen. Ob das etwas werden würde war fraglich, aber zumindest hatte er das Handy aus der Hand gelegt.
 

Nur Yuuki war allein unterwegs und genau das bereitete Kazuki etwas Magenschmerzen. Niemand von ihnen sollte allein unterwegs sein, aber seine Antwort war nur ein leichtes Grinsen gewesen und die Worte, dass er schon auf sich selbst aufpassen könnte. An sich zweifelte Kazuki daran auch nicht und immerhin waren die bisherigen Oper im Vergleich zu ihm wirklich klein. Trotzdem wollte er ihn lieber in seiner Nähe wissen - die fühlte sich nämlich mehr als nur gut an. Es war erstaunlich, wie sicher er sich bei ihm glaubte.
 

Als der größte Angsthase entpuppte sich Manabu, der schon jetzt wie ein aufgescheuchtes Huhn nach allen Richtungen Ausschau hielt und beinahe einen Herzinfarkt bekam, als der Boden knarrte, über den sie gingen. Kazuki kämpfte damit keinen Lachanfall zu bekommen, auch wenn ihre Situation eigentlich alles andere als witzig war. Manabu warf ihm dafür nur einen wütenden Blick zu und schlang die Arme um sich. Er wollte sicher nicht der Nächste sein, immerhin war er sehr wohl klein und recht zierlich. Wenn man danach ging passte er gut in das Beuteschema von… irgendjemandem.
 

Sie suchten das obere Geschoss ab und konnten mit dem Generalschlüssel, den Atsushi ihnen anhand der brenzligen Lagen anvertraut hatte, jedes Zimmer genau untersuchen. Sie waren wirklich identisch eingerichtet und die meisten nicht bewohnt, wenn man von ihren eigenen Räumen absah. Die drei oberen Räume ließen sie aus, waren diese doch ihre eigenen und widmeten sich zunächst Jins Zimmer. Aber auch hier war nichts auffällig. Das Bett war etwas zerwühlt und ein paar Klamotten lagen auf dem Boden, aber das war mehr typisch für ihn als alles andere. Geistes ungegenwärtig hob Kazuki die Sachen auf und legte sie ordentlich zusammen, während Manabu sogar einen Blick in den Wäschekorb warf.
 

»Da ist er bestimmt nicht drin«, moserte Byou und stemmte die Hände in die Seiten. Er sah zu, wie Manabu etwas herausfischte und hielt sofort die Luft an. Auch Kazuki drehte sich zu ihm. Er hielt ein ganz normales Papiertaschentuch mit spitzen Fingern in die Luft - und daran klebte eine rote Substanz.
 

»Das darf nicht wahr sein!« Byou trat näher heran und nahm ihm den Fetzen weg, um ihn genauer zu untersuchen. Die Flecken waren dunkelrot und eingetrocknet, dementsprechend schon ein paar Stunden alt, aber sie alle wussten genau, dass das Blut war.
 

»Was auch immer Jin angetan wurde, das Schwein wird bezahlen, wenn ich ihn erwische!« In Byous Augen brodelte Zorn. Kazuki nickte, auch wenn in ihm etwas ganz anderes aufkochte: Angst. Fürchterliche Angst sowohl um seinen Freund und was ihm zugestoßen sein musste, als auch um sich und alle anderen. Sie waren hier nicht sicher.
 

»Wir müssen das den anderen zeigen«, sagte Kazuki und versuchte sich zu beruhigen, immerhin musste ein Taschentuch mit ein paar Tropfen Blut daran kein Beweis für einen Mord sein.
 

»Nein«, mischte Manabu sich ein und stellte sich dicht neben den Rothaarigen. »Wenn sie davon erfahren werden sie sich nur noch mehr Sorgen machen.« Damit hatte er durchaus Recht. »Wir sollten das Ding besser irgendwo verstecken und weiter suchen. Wenn Jin wirklich etwas zugestoßen ist, dann muss er hier irgendwo sein.« Es klang grausam und besonders Byou war drauf und dran ihm an die Kehle zu springen.
 

»Was soll das heißen? Denkst du, dass er tot ist?!« Sein gesamter Körper spannte sich an, ebenso sein Kiefer, da er die Zähne fest aufeinander biss und seine Augen glühten böse. »Red keinen Unsinn! Soviel Blut wie hier dran ist kommt maximal aus einem Finger, wenn man sich schneidet.« Das war zugegeben etwas untertrieben, denn das halbe Taschentuch war mit der roten Flüssigkeit überzogen. »Wenn er tot wäre müsste es hier irgendwo noch mehr Blut geben. Siehst du welches?« Manabu schüttelte eifrig den Kopf und sah zu Boden. Kazuki legte den Arm um ihn und drückte ihn. Er befand es als weniger gut, wenn sie jetzt stritten.
 

»Wir sollten zusammen halten und uns nicht noch gegenseitig fertig machen. Vielleicht wurden Jin und Ruki ja entführt.« Im Moment kam ihm das definitiv sympathischer vor als der Gedanke, dass die beiden nicht mehr am Leben waren.
 

»Super Alternative, Kazuki! Dann sind sie jetzt also in den Händen eines Irren und nur weil wir unfähig sind sie zu finden müssen sie um ihr Leben zittern!«
 

»Jetzt reiß dich mal zusammen!«, herrschte Kazuki ihn an und zog die Brauen zusammen. »Wir wollen Jin genauso finden wie du und deine Panik macht es nicht gerade besser. Das hilft ihm da auch nicht raus.« Gerade kam er sich viel älter und erwachsener als Byou vor, obwohl das nicht der Fall war und seine Gedanken mindestens genauso belastet waren. »Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, aber wir müssen jetzt bei Verstand bleiben, damit wir ihn möglichst bald wieder haben.« Byou zitterte noch immer wütend und begrub die Fingernägel fest in den Handflächen, aber er fand langsam die Kontrolle über sich wieder und nickte. Die ganze Sache ging ihm näher als er zugeben mochte und seine sonst so coole Art hatte sich ganz weit zurückgezogen.
 

»Lasst uns weiter suchen, vielleicht finden wir ja irgendwo noch ein paar Hinweise.«
 

Die drei suchten das Haus weiter ab - und so auch das nächste Zimmer - das von Yuuki. Es widerstrebte Kazuki hier herum zu wühlen, denn er war sich sicher, dass er damit nichts zutun hatte. Bockig stand er in der Tür und sah seinen Freunden zu, wie sie seine Sachen durchwühlten.
 

»Seid ihr noch ganz dicht?«, fragte er zornig, als Byou auch vor seiner Kleidung keinen Halt machte und drängelte ihn da weg. »Da ist Jin bestimmt nicht.« Sie sahen sich böse in die Augen. Wenn nicht dieser mysteriöse Fall der Streitpunkt war, stand Yuuki ganz oben in der Rangliste. Dieses Thema war längst nicht gegessen und blühte schon wieder heftig auf.
 

»Vielleicht finde ich ja was anderes, was ihm die Schuld zuweist«, zischte Byou und wollte Kazuki wegschieben, aber wenn der seinen Dickkopf einsetzte, war nichts zu machen.
 

»Du denkst das er es war? Warum?« Seine Schultern zuckten. »Komm schon Byou! Er kann es nicht gewesen sein! Als Jin verschwand war er mit mir unterwegs und er kann sich sicher nicht teilen.« Wieder zuckten Byous Schultern nur.
 

»Ihr seid ja nicht die ganze Zeit zusammen gewesen, oder?« Kazuki konnte nicht fassen, welche Vermutungen da gerade aufgestellt worden. Für ihn gab es einfach keinen Grund, dass Yuuki so etwas tun würde. In seinen Überlegungen nach dem Schuldigen war er nicht einmal vorgekommen und der jetzige Verdacht erschütterte ihn bis ins Mark. Zwanghaft musste er sich vorstellen, wie er Jin verschleppte und sich danach so unschuldig zu ihm setzte. War das denn möglich? Rasch schüttelte Kazuki diese Möglichkeit von sich ab.
 

»Er war es nicht, okay? Egal wie schlecht du von ihm denkst, so was würde er nicht tun.« Mit diesen Worten stapfte er aus dem Zimmer. Wenn die beiden seine Sachen weiter durchsuchen wollten, dann würde er sich das sicher nicht mit ansehen. Die Gefahr, dass er sich jetzt allein in dem Haus aufhielt wurde ihm gar nicht bewusst.
 

Er nahm den Gang neben Yuukis Zimmer in östliche Richtung. Er wusste, dass dort die Privaträume des Hausherren lagen, aber wenn er schon den Schlüssel davon besaß, wollte er auch dort nachsehen. So schloss er die erste Tür auf und gelang in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Klein, aber wohnlich und darin befanden sich neben hübsch zusammenpassenden Möbeln auch viele Bücher und Bilder. Kazuki trat näher an eines heran, auf dem sowohl Atsushi als auch Taa, wenn auch noch als Kind, zu sehen waren. Und eine Frau. Sie war hübsch und nicht älter als dreißig und die drei wirkten sehr glücklich auf dem eingerahmten Foto. Es musste schwer sein, wenn ein Teil der Familie verstarb und Kazuki bemerkte, dass er absolut keine Ahnung hatte, wie sich das anfühlen musste. In seiner Familie gab es keine Todesfälle. Es erschien ihm grotesk, dass er nun in so etwas hinein gezogen wurde und vielleicht schneller mit dem Tod konfrontiert wurde als ihm lieb war.
 

Jin ist nicht tot! - schrie er sich in Gedanken an und wandte den Blick ab. Hier gab es nichts bemerkenswertes und auch keine Verstecke, wo man zwei Menschen sicher einsperren konnte. Kazuki wollte die nächste Tür aufschließen, aber der Schlüssel verweigerte seinen Dienst.
 

»Merkwürdig…« Er rüttelte an dem Griff und versuchte es noch einmal, aber die Tür ließ sich nicht öffnen und knarrte nur leise. War das nun nur ein Zufall? Erneut lief es Kazuki eiskalt den Rücken hinunter und eine eigenartige Gewissheit beschlich ihn. Da drin waren sie, nicht wahr?
 

Gerade wollte Kazuki einen Schritt zurückgehen, da prallte er an einen Körper und hielt die Luft an. »In dieses Schloss passt der Schlüssel nicht«, sagte eine freundliche Stimme und der Rothaarige fuhr zu ihm herum und stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Seine Augen waren weit aufgerissen, denn vor ihm stand Atsushi mit einem sanften Lächeln auf de Zügen. In der Hand hielt er einen weiteren Schlüssel.
 

»Soll ich den Raum für dich aufschließen? Es ist nur mein Schlafzimmer.« Kazuki nickte trotzdem und musste sich von seinem Schreck erholen. Ganz ruhig - sagte er sich und atmete ein paar mal tief ein und aus. Er ging zur Seite und ließ Atsushi an das Schloss, dann durfte er eintreten. Ein wenig mulmig war ihm immer noch zumute, aber er sah sich in dem Raum um, in dem sich nichts außer einem großen alten Schrank und ein dazu passendes Bett mit kleines Nachttischen. Auf der linken Seite des Bettes lag ein eingerahmtes Bild der Frau, die Kazuki zuvor auch auf dem Familienfoto gesehen hatte. Er biss sich auf die Lippe und seine Angst verflog. Er glaubte nicht daran, dass Atsushi der Schuldige war.
 

»Sie heißt Lilly«, sagte er, als er Kazukis auffälliges Mustern bemerkte. »Sie starb vor einigen Jahren an einer seltenen Krankheit.« Er stand noch immer in der Tür und sein Besuch bereute es sofort so forsch eingedrungen zu sein.
 

»Das tut mir sehr leid«, sagte er leise und drehte sich wieder zu ihm, aber er bekam nur ein sonniges Lächeln.
 

»Ist schon okay - ich kann deine Sorge wirklich verstehen. Ich hoffe auch, dass ihr eure Freunde bald wieder findet.« Kazuki seufzte und nickte, dann verließ er das Schlafzimmer, welches hinter ihm wieder verschlossen wurde. Scheinbar war dem Hausherren die Privatsphäre sehr wichtig. Ein wenig schämte er sich schon.
 

»Ich frage mich nur wo sie sind«, gab er zu und sah zu Boden. »Gibt es hier vielleicht irgendwelche Geheimgänge oder Räume, wo man jemanden verstecken könnte?« Leider schüttelte Atsushi den Kopf. »Glauben Sie, dass Jin und Ruki noch leben?« Seine Stimme hörte sich gebrechlich an und ein wenig erschrak er vor sich selbst. Seine Angst um seinen Freund manifestierte sich schrecklich in seiner Brust.
 

Atsushi aber trat näher an ihn heran und legte die Hände auf seine Schultern. »Ich bin mir sicher, dass es den beiden gut geht«, sagte er und in gewisser Weise beruhigte es den Rothaarigen tatsächlich. Er musste einfach Recht haben!
 

»Kazuki!!« Eine weitere Stimme durchschnitt den Raum - die von Manabu. Er stand in der Tür und sah die beiden mit vor Schreck geweiteten Augen an. Sein Gesicht war leichenblass und er wirkte, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
 

»Was ist denn los?«
 

»Du musst mitkommen!« Schnell war Manabu auf ihn zugestürzt und zog ihn zurück zu Jins Zimmer. Auch Atsushi folgte ihnen. »Ich wollte nur das Taschentuch zurücklegen, aber als ich das tun wollte…« Er brach ab und auch Kazuki schlug sich die Hand auf den Mund, um den Würgereiz zu unterdrücken. Vor ihm lag eine der Tatami-Matten, aber sie war nicht länger an der Stelle, die eigentlich dafür vorgesehen war. Sie war herausgerissen und umgedreht worden und über die sonst so reine weiße Oberfläche zog sich ein riesiger Blutfleck. Kazuki wurde schlecht und ihm drehte sich der Magen um. Kurz taumelte er und musste sich an der Wand abstützen.
 

»Der Boden hat so komisch nachgegeben und die Ecke hing viel tiefer als sonst. Ich war nur neugierig und hab nachgesehen. Ich hab die Matte herausgelöst und umgedreht. Es ging ganz leicht…«, erklärte Manabu sich ängstlich. Atsushi sah ebenso schockiert wie Kazuki auf die befleckte Matte. Verzweiflung keimte in ihm auf und die Hoffnung, dass Jin nichts zugestoßen war, zerstreute sich.
 

»Wer auch immer es war wollte nicht, dass wir das sehen.« Manabu bebte merklich und ging zu seinem Freund. »Jin muss etwas Schlimmes zugestoßen sein.« Seine Stimme klang erstickt und er schlang die Arme um den Größeren. Es gab keine Zweifel mehr - wenn Jin überhaupt noch lebte, dann war er schwer verletzt. Was sollten sie nur tun? Wenn sie ihn nicht bald finden würden, wäre jede Hilfe zu spät. Kazuki wollte versuchen stark zu sein, aber auch ihm fiel nichts mehr ein, womit er die Situation gut reden konnte. Stumm streichelte er über Manabus dunklen Schopf. Sein Blick klebte noch immer an der herausgelösten Matte, doch dann stellte er etwas fest. Sie waren genau einer zu wenig.
 

»Wo ist Byou?«, fragte er gleich ganz erschrocken und sah sich panisch um, doch diese Angst konnte Manabu ihm nehmen.
 

»Er wollte ein bisschen seine Ruhe und ist auf die Dachterrasse gegangen«, erklärte er - über dem Foyer befand sich eine weitere Treppe, die dort hin führte und Kazuki jetzt etwas erleichtert aufatmen ließ.
 

»Weiß er davon?« Sofort schüttelte Manabu das dunkle Haar.
 

»Sag es ihm nicht! Wenn er davon erfährt wird er durchdrehen!« Er löste sich und setzte die Platte mit Hilfe des Hausherren wieder an seinem Platz ein - natürlich so, dass niemand das Blut sehen konnte. Kazuki seufzte nur und verließ den Raum - er konnte es einfach nicht länger ertragen und fühlte sich allein von diesem Zimmer erschlagen. Er musste die Nerven behalten! Manabu hatte Recht und sie mussten darüber schweigen, wenn sie nocht die vollkommene Panik auslösen wollten. Spätestens wenn Uruha davon erfuhr würde in dem Haus die Hölle herrschen.
 

Kazuki ging also nun zu der gewundenen Treppe und stieg hinauf zu seinem Freund, der die Unterarme auf das Geländer gestützt hatte und den Blick über den Wald streifen ließ. Er war scheinbar tief in Gedanken versunken. Es kostete den Rothaarigen viel Kraft jetzt nicht durchzudrehen und ihm sofort von dem zu berichten, was er gesehen hatte. Er wollte es so weit wie möglich von sich drängen und sich einreden, dass es Jin gut ging und das alles nur ein dummes Missverständnis war.
 

»Alles okay?«, fragte er vorsichtig und ging zu ihm. Neben ihm blieb er stehen und versuchte den Punkt auszumachen, den Byou so krampfhaft anstarrte. Scheinbar sah er aber einfach ins Leere. Er war bedrückt und angespannt.
 

»Nein«, gab er offen zu und sah Kazuki mit trüben Augen an. »Ich mache mir solche Sorgen um Jin. Was wenn ihm etwas zugestoßen ist?« Daran wollte der Rotschopf nicht denken und legte rasch den Arm um seinen Freund. Sein ganzer Körper schien unter der Anspannung zu beben und Kazuki realisierte, dass Byou durchaus ernst sein konnte. Er überspielte nur unglaublich oft, damit niemand auf die Idee kam, dass auch er seine Schwächen hatte. Und genau diese kamen jetzt zum Vorschein.
 

»Ich wünschte wir wären niemals hierher gekommen. Erst lässt du dich auf dieses Schmalspurhirn von Yuuki ein und dann verschwindet Jin ohne eine Spur.« Besonders der erste Teil war schon wieder so angreifend, dass Kazuki sich auf die Lippe beißen musste, um ihn nicht wieder so heftig anzufahren. Sie hatten jetzt andere Sorgen und stattdessen nahm er nur den Arm von ihm. Er legte die Hände auf das Geländer und überlegte lange, bis er sich dazu äußerte, denn jedes Wort fiel ihm schwer. Er besah den dunklen Horizont mit den kleinen gelbgoldenen Lichtern, die sich langsam vermehrten und das Himmelszelt zum glitzern brachten. Auch der Mond stand schon groß und halbrund über ihnen und bewachte seine leuchtenden Kinder.
 

»Was hast du gegen ihn?«, fragte Kazuki schließlich leise und schluckte seine Gedanken und Ängste vorerst herunter. »Was ist zwischen euch passiert, dass du ihn so hasst?« Es klang wirklich freundlich, wenn man den Vergleich vom Vormittag heran zog.
 

»Ich hasse ihn nicht, ich will nur nicht, dass du auf ihn hereinfällst«, sagte er und sah Kazuki an. »Dieser Mistkerl hat schon genug Herzen gebrochen und ich will dich nicht auch noch unglücklich sehen.« Sorgte er sich etwa um ihn? »Ich könnte es nicht ertragen, wenn er dich verletzt. Und noch weniger, wenn du wegen dem heulst.« Das ging eigentlich zu weit, denn Kazuki weinte nicht einfach so - nicht einmal jetzt, obwohl er wirklich einen Grund dazu hatte. Er war ja kein kleines Schulmädchen.
 

Nun wich Byou seinem Blick aus, fühlte aber, wie Kazuki die Arme um seinen legte und wieder ganz nah bei ihm stand. Er konnte sogar das leichte Parfüm riechen, welches so charakteristisch für ihn geworden war. Lange standen sie so beieinander, bis Kazuki endlich wieder sprechen konnte.
 

»Danke«, flüsterte er. »aber diese Erfahrung werde ich selbst machen müssen und ich bin bereit es zu riskieren.« Es wurde wirklich Zeit, dass sie sich aussprachen, auch wenn dieser Moment ihm mehr als nur schlecht dafür erschien. Immerhin dachte er so aber nicht an Jin. »Und ich hoffe, dass du für mich da bist, falls es doch schief geht.« Byou nickte nur und wich seinem Blick stur aus, aber Kazuki konnte fühlen, dass er immer noch angespannt war. Vielleicht noch mehr als am Anfang.
 

»Ich bin eifersüchtig auf ihn«, gab der Brünette zu und kaute ein bisschen an seiner vollen Unterlippe. Es fiel ihm schwer darüber zu sprechen, aber Kazuki wurde sofort hellhörig und drehte den Kopf zu ihm.
 

»Als du dich in ihn verliebt hast, habe ich auch etwas für dich empfunden. Mehr als mir lieb war.« Der Größere hielt die Luft an und erstarrte zum gefühlten tausendsten Mal an diesem Tag. Was musste denn noch alles passieren? War dieser Urlaub nicht schon verrückt genug?
 

»Es hat mich aufgeregt, dass du einem Casanova nachrennst, der niemals Interesse an Liebe hatte. Seine Liebe war schon immer nur Sex und ich will gar nicht wissen, welche perversen Gedanken ihm zu dir schon durch den Kopf gehen.«
 

»Woher weißt du das?«, unterbrach Kazuki ihn kurz und war überrascht, dass er selbst so gefasst blieb.
 

»Es war nicht zu übersehen«, begann Byou erneut und seine Finger verkrampften sich um das Geländer. Das Blut schien förmlich aus seinen Händen zu weichen und sich wütend in seinem Kopf anzustauen. »Du warst damals einfach zu naiv um zu sehen, dass er jede Woche einen anderen flachgelegt hat. Er benutzt andere nur für seine Triebe und du warst in ihn verliebt!« Es regte ihn immer noch auf. »Ich habe mich so um dich bemüht, ich war immer für dich da, aber du hast nur ihn gesehen, obwohl er niemanden jemals gut behandelt hat - und dich schon gar nicht.« Es erschreckte Kazuki, wie sein Freund über ihn und Yuuki urteilte, aber er wollte nicht schon wieder streiten, hatte er dafür doch eh keine Kraft mehr und hörte sich an, was Byou zu sagen hatte. Scheinbar brodelte es schon lange unter der Oberfläche und musste endlich ausbrechen.
 

»Und jetzt laufen wir dem Arsch wieder über den Weg und bei dir geht es wieder los«, brummte er abfällig und löste den starren Griff, um die Arme vor der Brust zu verschränken. »Ich dachte wirklich, dass du ihn überwunden hast. Monate lang fiel sein Name nicht mehr.«
 

»Das stimmt schon, aber die erste Liebe vergisst man eben nie.«
 

»Dann weißt du ja wie ich mich fühle.« Die beiden sahen sich an und plötzlich fühlte Kazuki sich peinlich berührt. Ihm war niemals aufgefallen, dass sein Freund so heftige Gefühle für ihn gehegt hatte und sein Liebesgeständnis kam erst jetzt wirklich an. Seine Wangen färbten sich rot und mehr aus Respekt löste er sich von Byous Arm.
 

»Ich hatte wirklich keine Ahnung…«, stammelte Kazuki.
 

»Ich will nichts mehr von dir.« Byou drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an, damit er den hübschen Größeren besser ansehen konnte. Er mochte es, wenn Kazuki sich etwas schämte und so betreten wirkte - immer dann erinnerte er ihn an den unscheinbaren Jungen aus ihrer Schulzeit. Es wurde immer seltener, dass er ihn so ansah und langsam wurde aus dem Schüchternen ein stolzer, selbstbewusster Mann, dem kaum jemand widerstehen konnte. Bisher war Kazuki selbst das aber noch nicht aufgefallen - zum Glück, denn grenzenlose Arroganz war etwas, was Byou noch mehr verabscheute als Yuuki.
 

»Du hast dich in Jin verliebt, nicht wahr?«, fragte Kazuki leise und erholte sich endlich wieder von diesem Schock - aber wirklich besser wurde es nicht. Resignierend nickte Byou und seufzte, als ihm wieder schmerzlich bewusst wurde, dass er nicht mehr da war. Er strich sich durch das Haar und blickte den Himmel. Eine leichte Brise wehrte um seine Nase und er fragte sich, ob sie sich jemals wieder sehen würde. Diese Ungewissheit trieb ihn gänzlich in den Wahnsinn und er verstand nun bestens, wie Uruha sich fühlen musste. Es war wirklich eine gute Entscheidung von Manabu, dass sie ihn nicht über ihren unheimlichen Fund aufklärten. Wahrscheinlich würde es ihm den Boden ganz unter den Füßen wegziehen und solange sie keine Gewissheit hatten, wollte er ihm das ersparen.
 

»Hier verschwinden Menschen - und wir haben nicht einen einzigen verdammten Hinweis, wo sie sein könnten.« Auch Kazuki nahm die ganze Sache merklich mit. Seine Schultern hingen tief und er spann sich schon wieder die schrecklichsten Dinge zusammen, die Jin passiert sein konnten. Doch bevor Kazuki die Gedanken ins Schmerzlichste ausweiten konnte, ertönte ein spitzer Schrei und ließ die beiden Männer zusammen fahren. Aus Kazukis Gesicht verschwand jegliche Farbe und er wurde kreidebleich, als ihm klar wurde, dass hier etwas mehr als nur faul war und sie in ein schreckliches Verbrechen hinein geraten waren.
 

Fortsetzung folgt



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T16:11:03+00:00 06.10.2011 18:11
Wahhhhhhh!!!!
Das ist mega spannend!!!
Ich bin so am zittern vor aufregung...ich mach mir schon richtig sorgen um Beide!!!
AAAAAHHHHH!!!!
LG -^.^-
Von:  Toffelchan
2010-11-10T10:53:42+00:00 10.11.2010 11:53
SPANNEND !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
gut, dass ich weiter lesen kann, ohne dass ich eine woche warten muss XD
muahaha
gecheatet XD
*weiterles
Von: abgemeldet
2010-10-21T23:13:45+00:00 22.10.2010 01:13
Ich kanns kaum abwarten Kapitel 4 zu lesen.

Von:  -Ka-zu-ki-
2010-10-19T19:30:26+00:00 19.10.2010 21:30
Oh Gott! Q______Q
Die ff ist wirklich toll bisher!
Ich zitter schon mit ;////;
mach so weiter! <3


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