Zum Inhalt der Seite

Never alone...

Hyacinthi Oculi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Memories I

17. Mai. 694
 

Mein Atem ging nur stoßweise, meine Glieder waren schwer und ich fühlte mich ausgelaugt.

Ich hatte die Augen eben geschlossen und für einen kurzen Moment hatte ich meine Heimat vor Augen.

Nicht der Ort an dem ich aufwuchs, sondern meine richtige Heimat!
 

Hohe, marmorne Steinsäulen, umrahmt von filigranen Verzierungen und große, Licht durchflutete Kristallfenster bildeten die Atmosphäre; beinahe spürte ich den cremefarbenen Steinboden unter meinen Füßen und hörte das einzige Geräusch, welches an diesem Ort vorhanden war: Stille.

Ich hätte schwören können, ich schmeckte das Sonnenlicht und stand genau im Zentrum des Raumes, der Halle und gegenüber der gewaltigen Statuen, welche beinahe bis zur Decke reichten.
 

Das Geschrei eines Kindes riss mich aus meinen Träumen und machte mich wieder mit der Wirklichkeit vertraut.

Ich lag immer noch in meinem, mit blauer Seide bezogenen, Himmelbett; mir klebte ein schweißnasses Nachthemd am Leib und der Raum roch nicht mehr nach Sonne, sondern allerlei Kräutern, welche traditionell nach einer von Statten gegangenen Geburt, im Raum verteilt wurden.
 

Ich war Mutter geworden – schon wieder.

Mein Versuch mich aufzusetzen scheiterte kläglich und ich sank augenblicklich wieder in mein Kissen.

Ich war doch deutlich schwächer, als gedacht.

Das Gezeter hielt an und mir blieb nichts anderes übrig, als den Kopf zu drehen und in das kleine Bettchen neben meinem zu schauen.

Der kleine Schreihals hatte seine Decke weggestrampelt und verlangte nun lauthals nach Aufmerksamkeit.

Ehe ich einen erneuten Versuch starten konnte, mich zu erheben, schwang die hölzerne Doppeltür zu meinem Zimmer auf und meine Hebamme, sowie langjährige Freundin Drace betrat den Raum.

„Ah, Mylady…“, begann sie und ihre Augen fingen an zu strahlen „Ihr seid wieder wohlauf, wie schön!“

Ich musste ein bisschen lachen, als ich ihre gestelzte Ausdrucksweise hörte.

Es war bereits Jahre her, dass ich ihr das Perdu angeboten hatte, doch alte Gewohnheiten wurde man wohl nur schwer wieder los.

Der Blick der jungen Richterin wanderte von mir zum Bett meines Kindes und verweilte dort für einige Augenblicke.

„Wie es scheint ist auch euer Kind äußerst gesund und munter.“

Mit diesen Worten marschierte sie über den, mit Teppichen ausgelegten, Parkettboden und setzte sich an meine Bettkante.

Ich betrachtete sie aufmerksam und stellte zufrieden fest, dass sie sich über die Jahre unserer Bekanntschaft kaum verändert hatte.

Sie trug ihr von Natur aus graues Haar immer noch fast schulterlang und ihre graublauen Augen glänzten noch wie am Tage unserer ersten Begegnung.
 

In Drace hatte ich eine fantastische Vertrauensperson gefunden und eine ausgezeichnete Hebamme obendrein.

Wir wandten uns dem schreienden Neugeborenen zu.

„Wisst Ihr schon, wie Ihr ihn nennen wollt?“

Ich lächelte. Ich hatte mir den Namen schon vor langer Zeit ausgesucht und war immer noch sehr glücklich über meine Entscheidung.

Doch brache es mir beinahe das Herz die folgenden Worte mit schwacher Stimme auszusprechen.

„Sag, hast du meine Bitte erfüllt?“

Ich sprach so leise, dass die Richterin Mühe hatte, mich zu verstehen.

Irgendwie und entgegen aller Vernunft hoffte ich, dass die Antwort nein lautete.

„Ja, selbstverständlich“, sagte Drace stattdessen und ich spürte ein leichtes Brennen in den Augen.

„Weint doch nicht…“, sagte mein Gegenüber und wischte mir unstet eine Träne weg, die sich auf meine Wange geschlichen hatte.

Ich lächelte gequält und nickte. Sie hatte ja recht.

Trauer half nun auch nicht mehr.

Es hatte so sein müssen und daran war nicht zu ändern.

Außerdem, einen Lichtblick gab es doch.

Mein Blick wanderte wieder zu der körbchenförmigen Babyliege, in welcher sich mein Kind wieder beruhigt hatte und nun den Schlaf der Gerechten schlief.

Wie oft ich diesen Moment doch schon erlebt hatte!
 

Mit dem Wissen, ein neues Leben erschaffen zu habe schloss ich die Augen und merkte somit nicht wie Drace mir einen nicht zu deutenden Blick zuwarf.

Ich bekam nicht mehr mit wie sie das Zimmer wieder verließ; ein schönes Gefühl der Wärme breitete sich in mir aus, vertrieb alle anderen Gedanken und ließ mich in einen glücklichen, erholsamen Schlaf sinken.
 

Das letzte woran ich dachte war der Name meines Lieblings.

Er sollte Larsa sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück