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Er sieht dich.

Ein trauriges Märchen
von

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Neue Freunde

Die Schule schien ein sehr neues Gebäude zu sein. Zumindest war es neulich erst saniert worden, denn der gelbe Putz wirkte frisch und kaum beschädigt.

Es war eine große Schule, in der Broschüre war von 1500 Schülern die Rede gewesen. Ein ungemütliches Gefühl machte sich in Aiko's Magen breit. Die Schule schien ihr nicht nur groß, sondern riesig. Auf den Fenstern stand in grün und blau der Name der Schule, vereinzelt waren auch Bilder aufgehängt.

Die Schüler strömten an Aiko vorbei. Die einen würdigten sie keines Blickes und rempelten sie an, so als wäre sie gar nicht da. Neugierig reckten die anderen die Hälse, wenn sie die Neue bemerkt hatten.

Doch niemand von ihnen schien sich zu trauen oder es für angebracht zu halten, sie anzusprechen.

Die Glastüren standen einladend offen, als hätten sie auf sie gewartet. Aiko drückte Sasori's Hand fester. Der lächelte ihr aufmunternd zu, küsste sie auf die Wange und flüsterte ihr ins Ohr: „Du schaffst das schon, Süße.“

Sie lächelte ebenfalls und flüsterte zurück: „Wir schaffen das.“ Dann atmete sie nochmal durch und ging durch die Eingangstür. Innen sah es genauso aus, wie man es sich von außen vorstellte: Alles wirkte neu und es roch ein wenig nach Farbe.

Viele Schüler aller Altersgruppen standen jeweils zu dritt oder zu viert im Gang und redeten aufgeregt über die Geschehnisse am Wochenende. In sich zusammengesunken lief Aiko durch den Gang. Sie kam sich ziemlich klein vor, zwischen den ganzen unbekannten Leuten.

Sie war froh, dass Sasori dabei war, sonst wäre sie vermutlich sofort wieder raus gelaufen und hätte sich in ihrem Haus versteckt. Doch sie fühlte sich trotz seiner Anwesenheit auf eine gewisse Art alleine.

Sie sah ihn an und lächelte gequält. Er wusste sofort, dass dies kein echtes Lächeln war, doch er nahm sie einfach in den Arm und sagte nichts. Als ihr die Tränen kamen, küsste er sie auf den Kopf und wischte die Tränen ab. „Du solltest deswegen nicht weinen. Ich bin doch bei dir, mein Herz. Nicht weinen, bitte. Ich liebe dich. Hörst du, ich liebe dich.“

Er drückte sie fester. Sie standen eine Weile so da, bis Aiko bemerkte, dass die Schüler um sie herum verschwunden waren und in ihre Klassensäle gegangen waren. „Verdammt“, flüsterte sie, „Wir sind zu spät!“ Sie lief zu dem Klassenraum, den man ihr angegeben hatte und klopfte vorsichtig. Nach einem dumpfen „Ja, herein!“ öffnete sie die Tür und trat ein, Sasori's Hand immer noch haltend.

Die Schüler und der Lehrer starrten sie an, ignorierten Sasori jedoch völlig. Aiko hatte gleich das Gefühl, fehl am Platz zu sein.

Dieses Gefühl verflüchtigte sich auch nicht, als einer der Schüler einen Pfiff ausstieß und rief: „Ist das die Neue, Herr Schreiber?“ Der Lehrer, Herr Schreiber, nickte und gab Aiko die Hand.

„Aiko Momomiya, herzlich Willkommen an unserer Schule! Das ist deine neue Klasse“, sagte er freundlich.

Reiß dich zusammen!, dachte sie. Der erste Eindruck zählt, also stell dich nicht so an. Er sieht dich. Und er will dich sicher nicht so sehen, wie du dich jetzt gerade aufführst. Also, mach gefälligst einen guten Eindruck!

Sie atmete tief durch. Dann straffte sie die Schultern, baute sich ein wenig auf und lächelte selbstsicher in die Runde. Vermeintlich freudig und beschwingt zeigte sie auf einen freien Platz in der letzten Reihe und fragte, ob der noch frei sei und sie sich dorthin setzen dürfe.

Herr Schreiber, offensichtlich froh darüber, dass sie nicht von der schüchternen Art war, bejahte und fügte hinzu: „Aber nimm dich vor Mr. Pain in Acht. Er ist nicht besonders höflich.“ Ehe sie fragen konnte, wer Mr. Pain sein sollte, hatte der Lehrer sie auch schon zu ihrem Platz geschoben.

Sie setzte sich und beäugte ihren Sitznachbar. Der schien sich weder für sie noch für Sasori zu interessieren. Vielmehr war er mit seinem MP3-Player beschäftigt und hatte Ohrstöpsel in den Ohren. Aiko rückte ein bisschen zur Seite und flüsterte Sasori zu: „Magst du dich nicht setzen?“ Der schüttelte den Kopf. „Danke für das Angebot, aber ich stehe gerne“, erwiderte er. „Bitte, bitte, bitte, bitte...“, sagte sie und sah ihn mit ihrem von ihm gefürchteten Riesenaugen-Blick an.

Er seufzte und setzte sich neben sie auf den gleichen Stuhl. Kopfschüttelnd grinste er sie an und murmelte: „Echt unfair, sowas! Du weißt doch genau, was du machen musst, um mich zu überreden.“ Sie nickte und strahlte ihn an. „Aber natürlich weiß ich das!“, rief sie etwas laut.

Ihr Nachbar drehte sich ihr kurz zu und sah sie verständnislos an, ehe er sich wieder einem weißen Päckchen zu wandte, das er inzwischen herausgeholt hatte. Ohne sie anzusehen, fragte er mürrisch: „Was weißt du?“

Aiko räusperte sich. „Nichts. Entschuldige“, erwiderte sie. Sasori klopfte ihr auf die Schulter und erklärte, er würde jetzt wieder nach Hause gehen und das Mittagessen schon mal für sie vorbereiten. Dann stand er auf und ging.

Eine Weile saß Aiko im Unterricht und versuchte diesem zu folgen. Doch irgendwann schaltete sie ab und kritzelte auf ihrem Block herum. Sie malte kleine Herzchen darauf und schrieb Sasori's Namen hinein.

Nach einer gefühlten Stunde stöhnte sie leise auf und lehnte sich nach hinten. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Stunde noch zwanzig Minuten ging. Den Rest der Zeit sah sie den Typen neben ihr an, der irgendwelche Zahlen mit schwarzem Edding auf die Päckchen schrieb und sich wohl genauso wenig wie sie selbst für den äußerst einschläfernden Unterricht ihres neuen Klassenlehrers interessierte.

Sie musste ihn ziemlich auffällig angestarrt haben, denn nach ein paar Minuten wandte er sich ihr mit ziemlich genervtem Gesichtsausdruck zu und fragte noch eine Spur unhöflicher als zuvor: „Ist irgendwas, oder warum glotzt du so, huh? Ich weiß selbst, dass ich geil aussehe, aber wenn du deine Augen schon nicht von mir lassen kannst, dann starr wenigstens unauffälliger.“

Sie glaubte sich verhört zu haben und blinzelte zweimal, bevor sie ärgerlich fragte: „Wie bitte?! Was glaubst du eigentlich, wer du bist??? Mr. Ich-tu-mal-so-als-wäre-ich-cool! Na warte, du solltest lieber aufpassen, bevor ich mich noch richtig aufrege...!“

Er sah sie herablassend an und machte eine lässige Bewegung mit der Hand.

„Du kannst mir gar nichts, Kleine. Lass mich einfach in Ruhe, und wir kommen klar, kapiert?“, sagte er rau. Aiko wollte im ersten Moment etwas erwidern, ließ es dann aber doch.

Es ist ja wohl nicht nötig, dass du dich gleich am ersten Tag bei deinem Sitznachbar unbeliebt machst. Sei freundlich. Denk daran, er will sicher, dass du freundlich bist. Er sieht dich. Er sieht dich, hörst du? Du musst einfach stärker werden! Verdammt, hör endlich auf, herum zu jammern! Das ist echt nicht auszuhalten! Du brauchst dich gar nicht zu wundern, wenn du hier nicht Fuß fassen kannst! Denk an ihn. Sei freundlich.

Sie beruhigte sich ein wenig und lächelte ihn freundlich an. „Verzeih mir. Ich lasse dich sofort in Ruhe. Ich will nur gerne wissen, wer denn neben mir sitzt. Also, ich bin Aiko!“, sagte sie versöhnlich und streckte ihm ihre Hand entgegen. Der kam gar nicht auf die Idee, ihre Hand zu schütteln, sondern erklärte ihr schroff: „Für dich Mr. Pain. Für meine Freunde T.“

Aiko zog eine Augenbraue hoch.

Wie der Rapper also, dachte sie. Gott, wie schlecht! Nicht einmal einen eigenen Namen konnte der Typ sich ausdenken. T-Pain ist ja mal der schlechteste Rapper, den ich kenne. Andere machen wenigstens gute Musik! Aber wenn er meint und sich damit cool fühlt...

Schweigend nahm sie seinen Namen zur Kenntnis und hielt ihre spitze Zunge ausnahmsweise zurück. Man konnte sie nicht als streitsüchtig bezeichnen. Sie ging lediglich hitzigen Diskussionen und Streitgesprächen nicht unbedingt aus dem Weg.

Genaugenommen provozierte sie diese gelegentlich mit ein paar Bemerkungen, die ihr Gegenüber stets auf die Palme bringen konnten.

Das machte sie oft unabsichtlich und auch nur bei Menschen, die sie nicht besonders gut kannte. Bei Sasori machte sie so etwas nie, denn sie wusste, dass er jedes ihrer Worte für bare Münze nahm und Ironie oder Sarkasmus leicht zu überhören pflegte.

Bei Personen wie diesem Mr. Pain, der ihr alles andere als sympathisch und umgänglich erschien, zügelte sie sich in der Regel nicht. Doch es würde vermutlich einen sehr schlechten Eindruck machen, wenn sie jetzt als Neue bereits einen Streit beginnen würde, und das mitten in Herrn Schreibers Unterricht.

Dessen Versuche, sich bei seinen Schülern Gehör zu verschaffen und eine „geeignete Arbeitsatmosphäre“ aufzubauen, quittierte sie mit einem tiefen Seufzen. Herr Schreiber scheiterte kläglich an einer kompliziert aussehenden Gleichung, welche er an der Tafel zu lösen gedacht hatte und die sich zu einem Dschungel von Formeln und Variablen entwickelt hatte.

Teils von Mitleid, teils von herabsetzender Böswilligkeit getrieben, hob Aiko den Arm und wartete, bis Herr Schreiber sie aufrief. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlenderte sie zur Tafel und löste vor den ungläubigen Blicken ihres Lehrers und ihrer neuen Klassenkameraden die Gleichung in wenigen Schritten auf, wohl darauf bedacht, alles möglichst einfach erscheinen zu lassen.

„Letztendlich kommt y-2ax = y-2ax heraus, was die Richtigkeit dieser Aussage beweist. Sehr geschickt von Ihnen, die Klasse herauszufordern und zu motivieren, indem Sie vortäuschen, die Gleichung nicht selbst auflösen zu können und die Hilfe der Klasse zu brauchen. Das muss man Ihnen lassen, aber ich habe Sie durchschaut!“, sagte sie und zwinkerte ihrem Lehrer zu, der sichtlich erleichtert darüber war, dass sie ihm eine Ausrede geliefert hatte, weshalb er die Gleichung nicht hatte lösen können.

Damit der Schwindel nicht aufflog, nickte er einfach und klatschte zweimal in die Hände. „Gut gemacht, Momomiya-san. Sehr gute Arbeit, muss ich sagen“, lobte er und drehte sich dann zur Klasse, um den nächsten Test anzukündigen.

Als sie wieder zurück an ihren Platz ging, klingelte die Pausenglocke und alle standen auf, um nach draußen zu stürmen.

Herr Schreiber hielt T-Pain an der Schulter fest und gab diesem den Auftrag, sich ein wenig um die Neue zu kümmern und ihr alles zu zeigen. Maulend schob der Aiko raus.

„Gibt es denn einen Unterschied zwischen dem Pausenhof da und dem anderen?“, fragte sie ihn in höflichem Ton.

Er blieb kurz stehen und sah sie an, als wäre sie ein Schimpanse. „Sonst gäbe es wohl keine zwei verschiedenen, was?“, gab er genervt zur Antwort. „Aber was ist denn jetzt der Unterschied?“, wollte sie wissen.

Er entschloss sich, ihr eine Antwort zu geben, mit der sie etwas anfangen konnte, und erwiderte: „Der Pausenhof dahinten ist für uns, und der dort ist für die Jüngeren.“

„Ok, und wo gehen wir als Nächstes hin? Gibt’s hier sowas wie eine Bibliothek oder so?“

„Wir gehen nirgendwo hin. Ich habe noch ein paar Termine, und du stellst dich schön brav zu den Losern.“

„Mache ich doch.“

„Ich kann dir gerne zeigen, wer hier der Loser ist, aber ich glaube, ich würde Probleme mit deinen Eltern bekommen, wenn du mit 'nem blauen Auge nach Hause kommst.“

Sie zuckte kurz zusammen. Im nächsten Moment legte sie jedoch wieder denselben missbilligenden Gesichtsausdruck auf.

„Da habe ich jetzt aber Angst. Was hast du denn für Termine in der Schule?“, wollte sie wissen.

„Wichtiges. Geht dich allerdings nichts an. Würdest es eh nicht kapieren.“

„Was? Dass du tickst? Was ist das denn für ein Zeug?“, fragte sie und zog ihm mit einer geschickten Handbewegung eines der weißen Päckchen aus der Tasche seiner schwarzen Lederjacke.

„Hey!“, rief er ziemlich sauer und griff nach dem Tütchen in ihrer Hand, die sie einfach wegzog.

„Hm...Ich tippe mal auf Ecstasy“, meinte sie und drehte das Päckchen. T-Pain packte sie am Handgelenk und drückte sie gegen die Wand.

„Hey, Kleines“, zischte er ihr bedrohlich zu, „Wenn du das noch einmal anfasst, bekommen wir ein gewaltiges Problem, kapiert?“

Sie grinste ihn frech an. „Das Lachen wird dir schon noch vergehen, Süße!“, sagte er wütend und schlug in ihr Gesicht. Ein Bluttropfen lief aus ihrem Mundwinkel.

Sie sog die Luft durch die Zähne und schubste ihn mit unerwarteter Kraft von sich. Er stolperte ein paar Meter nach hinten, überrascht davon, dass sie sich wehrte, und so hatte sie einige Sekunden Zeit, um auszuholen und ihm einen rechten Haken zu verpassen.

Jetzt ebenfalls leicht blutend fiel er zu Boden, sprang jedoch sofort wieder auf und schlug ihr die Beine weg.

Sie strauchelte und fiel ihm vor die Füße. Ehe er sie erneut mit seiner Faust treffen konnte, rollte sie sich zur Seite und kam wieder auf die Beine.

Er nahm ihre beiden Hände und drehte sie auf ihren Rücken. Sie schrie kurz auf. T-Pain ließ sie los und nickte fast anerkennend.

„Gar nicht mal übel für 'ne Pussy. Siehst allerdings nicht gerade nach Schlägerbraut aus“, stellte er trocken fest. „Arschloch. Ich bin keine 'Schlägerbraut', so wie du das nennst“, zischte sie und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.

Er zuckte mit den Schultern und lief auf den Pausenhof hinaus. Sie lief neben ihm her, bis er stehen blieb und sich zu ihr drehte. „Sag mal, woher kennst du dich mit Drogen und Prügeln aus? Ich hätte dich jetzt wohl eher als Discoschlampe mit strengem Elternhaus eingeschätzt“, sagte er.

Aiko sah ihn verärgert an und stand, ehe er sich versehen hatte, hinter ihm und hielt ihm ein Taschenmesser an den Hals.

„Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig, was ich sage. Außer, du willst eine freie Fahrkarte zum Friedhof; die kann ich dir beschaffen. Und, um auf deine Frage einzugehen: Ich habe früher mal getickt. Ist aber eine ziemliche Weile her. Es zählt nicht zu den Dingen, auf die ich stolz bin. Ach ja, und ich praktiziere Capoeira“, erklärte sie und ließ ihn los.

Er betrachtete sie einen kurzen Moment, als sie mit gezücktem Messer in kämpferischer Pose vor ihm stand.

„Hm“, machte er. „Was hältst du davon, wenn ich dich ein paar Kumpels vorstelle? Wir könnten einen neuen Dealer gebrauchen. Der Letzte ist eingelocht worden.“

Sie sah ihn kühl an. „Sag mal, hast du Tomaten auf den Ohren? Ich...“

„Auf den Augen“, unterbrach er sie.

„Es heißt Tomaten auf den Augen.“

Sie wedelte mit ihrer Hand und fuhr fort: „Ist doch auch egal. Auf alle Fälle habe ich gesagt, dass ich nicht gerade stolz darauf bin!“

„Komm schon! Was ist denn schon groß dabei. Das ist die perfekte Chance, dich in diese Schule einzubringen und zu integrieren.“

Sie lachte gekünstelt und erwiderte: „Du meinst wohl, es ist die perfekte Chance, von der Schule zu fliegen.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Bloß, wenn du dich erwischen lässt. Wenn du wirklich so erfahren bist, wie du behauptest, wird dich niemand kriegen. Oder hast du Angst?“, fragte er spitz.

Sie wollte sich nicht noch einmal auf so etwas einlassen. Das letzte Mal hatte es geklappt, aber sie hatte ihm versprochen, damit aufzuhören.

Er sieht dich. Denk immer daran. Und er will es nicht. Er würde es auf keinen Fall gutheißen. 'Drogen sind schlecht für dich', hat er gesagt. Andererseits musst du ja auch keine nehmen. Er hat sicher nichts dagegen, wenn du sie nur verkaufst. Aber pass' auf. Denen ist nie zu trauen.

Sie sah ihn eindringlich an und streckte ihm an diesem Tag zum zweiten Mal die Hand entgegen.

„Geht klar“, sagte sie monoton. Er nahm ihre Hand diesmal und nickte.

„Okay. Erwarte aber keine 'Willkommen in der Mannschaft'-Party, klar?“, meinte er ebenso monoton. Sie verzichtete auf eine Antwort und ging mit ihm nach draußen.

Es war nicht schwer, seine Kumpels zu finden. Ein Punk, ein stämmiger Türke und ein riesiger dunkelhäutiger Kerl standen in einer abgelegenen Ecke und sahen zu T-Pain und Aiko herüber.

Sie hatten alle die gleichen schwarzen Lederjacken an. Der Dunkelhäutige musterte sie ausgiebig und fragte in T-Pains Richtung: „Was macht sie hier?“

„Sie ist in Ordnung. Ich hab' gedacht, nachdem Little Key flachfällt, könnten wir einen neuen Dealer brauchen“, erwiderte dieser cool.

Daraufhin begann der Punk, lauthals zu lachen. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, fragte er spöttisch: „Was willst du dann mit der Kleinen? Wir brauchen 'nen Dealer, keine Cheerleaderin.“

„Jetzt spiel' dich mal nicht auf, Sorrow. Sieht so aus, als hätte sie Ahnung. Zumindest auf Probe könnten wir sie nehmen“, schlug T-Pain vor.

„Es wäre auf deine Verantwortung, T. Du bist der Boss. Aber denk dran, wenn sie Scheiße baut, bist du geliefert“, sagte der Dunkelhäutige ruhig.

„Hallo? Wir nehmen keine Pussys! Die bringen eh nur Ärger. Am Ende legt T sie flach und dann haben wir den Salat.Die da sieht nicht so aus, als hätte sie das Zeug dazu. Was für's Bett, aber nicht für unsere Gang“, spöttelte Sorrow und strich sich die Haare hoch. Er fixierte Aiko mit seinen eisblauen Augen. Sie schüttelte den Kopf.

„Wie wäre es, wenn ich dir den Schädel einschlage? Vielleicht siehst du das dann ja anders? Überhaupt, allein bei der Vorstellung, dass der mich flachlegt, kommt mir die Galle hoch. Du kannst also davon ausgehen, dass so etwas nicht vorkommen wird“, knurrte sie aggressiv.

„Eigentlisch schade, was, T?“, schaltete sich der Türke ein. „Was würdest du sagen? Isch denke, eher Domina.“

T-Pain grinste und nickte langsam.

„Oh ja. Definitiv Domina“, stimmte er dem Türken zu. Aiko funkelte ihn böse an.

„Wollten wir nicht über meine Fähigkeiten als Dealer reden?“, fragte sie genervt. Jetzt grinsten auch Sorrow und der Türke. „Deine Fähigkeiten im Bett finde ich allerdings wesentlich interessanter, Süße“, scherzte Sorrow. Zumindest hoffte Aiko inständig, dass es ein Scherz gewesen war. Zu ihrer Erleichterung brachte der Dunkelhäutige das Gespräch wieder auf den Punkt und sagte zu ihr: „Von meiner Seite ist es in Ordnung. Wie gesagt, T ist der Boss, also geht es auf seine Kappe. Du weißt hoffentlich, worauf du dich einlässt.“

„Ist nicht mein erstes Mal“, erwiderte Aiko gelassen. Im Hintergrund kicherte Sorrow. Der Dunkelhäutige verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und wies ihn schroff in seine Schranken: „Lass das pubertäre Gehabe und halt den Rand.“ Er wandte sich an Aiko.

„Ich bin Big Key. Die Grinsebacke hier ist Sorrow, und der da heißt Tyke.“

Big Key wies auf den Türken hin.

T-Pain übernahm das Wort und erklärte: „Okay. Leute, das ist Aiko. Sie übernimmt ab jetzt Little Key's Part. Tut mir einen Gefallen und lasst die Finger von ihr, Jungs, auch wenn euch schwer fällt. Das bringt nur Ärger, wie Sorrow vorhin schon gesagt hat. Und sagt Luxury dasselbe. Wenn er sich an sie heranmacht, bekommt er ein paar auf's Maul. Heißt aber nicht, dass wir keine dreckigen Witze über ihre Möpse reißen dürfen“, endete T-Pain mit einem frechen Blick in ihr Dekolleté.

Bleib ruhig. Ruhig. Es ist nicht schlimm. Lass sie ihre Witze über dich machen. Werde nicht wütend und tu ihnen nichts. Er sieht dich.

Aiko hob den Kopf an und bemühte sich, ein halbwegs nettes Gesicht zu machen. Es würde überhaupt nichts bringen, sich aufzuregen.

Was sie als nächstes vorhatte und weshalb sie eigentlich hier war, wusste sie selbst nicht. Vielleicht würde es ihr helfen, ein Stück weit zu vergessen. Ein bisschen zu heilen. Ein wenig Ablenkung von der ganzen Sache.

„Süße?“, fragte Sorrow und wedelte vor ihrem Gesicht herum. „Es hat geklingelt. Wir gehen dann und ziehen ein bisschen um die Häuser. Solltest mitkommen.“

Sie schienen alle nicht besonders begeistert davon zu sein, dass Aiko jetzt ihre Dealerin sein würde, aber sie nahmen es hin. Um sich nicht selbst auszugrenzen, sagte sie zu und folgte ihnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Phoenix_
2011-10-20T18:44:35+00:00 20.10.2011 20:44
Guten Abend :)

Jetzt komme ich auch einmal dazu, meine Kommentarliste abzuarbeiten und du bist an der Reihe ;) Tut mir Leid, dass es länger gedauert hat -.-° Und da du bereits bei dem ersten Kapitel mehrere Kommentare hattest, dache ich mir, ich schreib dir hier beim zweiten den Re-Kommi :)

Dann wollen wir starten:
Am Anfang finde ich es etwas seltsam, dass so viele der Schüler sie anstarren, denn eigentlich fällt es den meisten nicht sonderlich auf, wenn jemand Neu auf die Schule kommt, besonders, wenn diese 1500 Schüler hat :D Meine Schule hat knapp 800 und ich kann grade einmal von meiner Kursstufe sagen, ob wer neu ist oder nicht und das auch nicht sicher *hust* Aber diese Meinung kann nur subjektiv sein ^-^

Er seufzte und setzte sich neben sie auf den gleichen Stuhl.
Sei mir nicht böse, aber hier dachte ich, wegen dem "gleichen Stuhl", dass er sich auf ihren Schoß gesetzt hat und hab losgeprustet *kicher*

Genauso seltsam finde ich auch, dass Sasori einfach ignoriert wird und gehen kann wenn es ihm passt, bzw. sich überhaupt in den Unterricht setzten durfte, aber das ist dann wohl einfach ein toleranter Lehrer gewesen :D

Ansonsten kann ich mich bezüglich der anderen Sachen nur Luthien-Tasartir anschließen besonders in dem Punkt mit den Streitgesprächen. Ich liebe so etwas einfach, weil das etwas mehr Pepp in die ganze Geschichte bringt und es auch den Leser mehr als nur amüsiert :D Ich musste lachen und mein Bruder sah mich schief an xD

liebste Grüße
Wind_Prinzessin

(✖✐✖ Re-Kommentar)
Von:  SailorCherryknoedel
2011-07-01T19:53:14+00:00 01.07.2011 21:53
Die Eintrittsszene in die neue Schule hast du wunderbar hinbekommen! Ich hatte tatsächlich das Gefühl, selbst hineinzugehen. DU hast ausreichend aber nicht übertrieben lang beschrieben, was zu sehen ist. Ein perfektes Maß!
Man merkt, das du ein Auge für das Wesentliche hast. Alltagssichtuationen bringst du gekonnt mit ein. Achte aber darauf, dass einige Situationen oder typische Aussagen schon mehr als ausgelutscht sind. Damit meine ich beispielsweise Sätze wie "Du willst es doch auch, Babe!" (Allgemeines Zitat, nicht aus deinem Text ^^)
Von:  Luthien-Tasartir
2011-04-22T15:24:21+00:00 22.04.2011 17:24
Gut dann wollen wir mal... auf zum nächsten Kapitel! :D

Ich fange mal mit dem Zitat-Kommentar-Teil an. Über die formellen Fehler sage ich jetzt einfach mal nichts, weil es einfach nichts/kaum dazu zu sagen gibt^^

„Aiko drückte Sasori's Hand fester. “
Das Apostroph muss hier weg. Im Deutschen verwendet man es nur und wirklich ausschließlich, um das Weglassen von Buchstaben am Ende eines Wortes zu kennzeichnen.
Also zum Beispiel bei: „Das kenn' ich“, seufzte sie. Hier wird aus dem eigentlichen „kenne“ ein „kenn'“. Das „e“ wird also weggelassen und genau dafür braucht die deutsche Sprache ein Apostroph. Alles andere ist Englisch und im deutschen Sprachgebrauch falsch. ;)

„Sie kam sich ziemlich klein vor, zwischen den ganzen unbekannten Leuten.
Sie war froh, dass Sasori dabei war, sonst wäre sie vermutlich sofort wieder raus gelaufen und hätte sich in ihrem Haus versteckt. Doch sie fühlte sich trotz seiner Anwesenheit auf eine gewisse Art alleine.
Sie sah ihn an und lächelte gequält.“

An diesem Absatz stört mich ehrlich gesagt das häufige „sie“. „SIE kam […], SIE war froh[...] Doch SIE fühlte sich […], SIE sah ihn an[...]“ Diese Wiederholungen am Anfang des Satzes sind stilistisch etwas problematisch, aber sie sind... Stil und somit deine Sache, ob du es ändern möchtest oder nicht.^^

„Er sieht dich.“
Hier hast du einen schönen Bezug zum Titel der FF hergestellt. Finde ich gut :D

„Ich weiß selbst, dass ich geil aussehe, aber wenn du deine Augen schon nicht von mir lassen kannst, dann starr wenigstens unauffälliger.““
...GÖTTLICH! XDDDD Ab dieser Stelle hatte ich mal wieder ein fettes Grinsen über beide Ohren auf meinem Gesicht kleben. Ich mag solche Streitgespräche!

„„Wir gehen nirgendwo hin. Ich habe noch ein paar Termine, und du stellst dich schön brav zu den Losern.“
„Mache ich doch.““

Ouch! Ich würde sagen, der Punkt geht ganz klar an Aiko... wie gesagt, ich mag solche Streitgespräche ;)

„„Sag mal, hast du Tomaten auf den Ohren? Ich...“
„Auf den Augen“, unterbrach er sie.
„Es heißt Tomaten auf den Augen.““

...Wenn sich das durch die gesamte Geschichte zieht, dann... ist es ein geniales Stilmittel! :'D

„Am Ende legt T sie flach und dann haben wir den Salat.Die[...]“
Hier fehlt ein Leerzeichen hinter dem Punkt ;)

Gut, nun zu meiner allgemeinen Kritik.
Ich finde auch dieses Kapitel im Prinzip sehr gut gelungen. Allerdings hat sich bei mir an ein , zwei Stellen eine leichte Falte auf mein Gesicht geschlichen. Der Kampf mit T-Pain ist an für sich gut gemacht – auch gefällt mir sein Charakter – nur waren für mich Ansätze einer Mary-Sue zu erkennen auch wenn ihre Fähigkeiten später erklärt wurden. Ich hoffe jedoch, dass sie nicht noch besser wird... Toller Freund, total begehrt, gute Figur/gutes Aussehen, für sie überraschend gute Selbstverteidigungsfähigkeiten... fehlt nur noch, dass nur sie die Welt retten kann und sie wäre eine Sue^^°
Insgesamt gefällt mir ihr Charakter aber trotzdem. Auch wenn ich – wie die anderen Charaktere – wirklich nicht erwartete hätte, dass sie einen solchen Hintergrund hat o.ô Und das ihre Eltern tot sind, kommt auch recht überraschend^^ Auch finde ich ihre Schlagfertigkeit (verbal) sehr amüsant, wie ich oben bereits erwähnt habe. Genauso wie die ständige Wiederholung des „Er sieht dich.“ in ihren Gedanken. Das ist wirklich sehr gut gemacht^^
Hm... was gibt es noch zu sagen? Der Akzent des Türken hat mich etwas an einen Franzosen erinnert :'D An für sich bin ich allerdings nicht so der Fan von dem Ausschreiben eines Akzentes/Dialektes in Geschichten. Aber gut, das ist Stilsache.
Ach ja! Was ich wirklich äußerst lustig fand, war der Name des Lehrers. In was für einem Land spielt die Geschichte wenn ich fragen darf? :'3 Jedenfalls fand ich den Kontrast zwischen „Aiko Momomiya“ und „Herr Schreiber“ ziemlich... krass. Vor allem, weil er der Einzige zu sein scheint, der mit „Herr“ angesprochen wird... weiter unten nutzt du nämlich die Anrede „Momomiya-san“. Ich würde dir raten, dich für eine Anrede zu entscheiden, da es sonst etwas... merkwürdig erscheint, wenn ich das so sagen darf.
Ansonsten gefällt mir dieses Kapitel aber recht gut, wie bereits gesagt.
In diesem Sinne
LG
Luthien-Tasartir
(✖✐✖ ← Das ist der Rekommi auf den nicht verpflichtenden Kommi von dir * ganz unauffällig flüster * xD)


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