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Teru und Hinata <3

von

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Als wir uns voneinander entfernten

Hinatas Sicht~
 

Ohne die Schuhe auszuziehen stürmte ich in unsere Wohnung und schnappte mir meine Sporttasche, um alles hineinzustopfen, was ich als notwendig erachtete. Kleidung, Unterlagen, Zahnbürste.
 

Ich hatte sowas von die Schnauze voll. So schnell wie möglich verließ ich die Wohnung und das Gebäude. Draußen atmete ich erstmal durch. Die kühle Luft beruhigte mich etwas. Was nun? Ich zog mein Handy hervor und wählte Hayatos Nummer.
 

„Hinata?“, fragte er verwirrt.

„Hey.“ Ich hörte selbst, wie unglaublich erschöpft ich klang. „Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“

Ich spürte das kurze Zögern auf der anderen Leitung, wusste, dass Hayato überlegte, ob er sich nach dem Grund erkundigen sollte. Doch er entschied sich dagegen. „Klar. Bist du schon auf dem Weg?“

„Ja, so gut wie“, antwortete ich.
 

Meine Beine trugen mich wie von selbst durch die Straßen. Warum hatten wir uns nur so voneinander entfernt? Warum konntest du mir nicht mal mitteilen, dass du dich in ein Mädchen verliebt hattest? Verdammt, war ich wütend auf dich. Ich konnte es nicht fassen, dass ich dir so wenig bedeutete, dass du es nicht mal für nötig erachtetest, mit mir darüber zu sprechen. Meine Gedanken verstrickten sich in einem Sumpf der Wut und Vorwürfe. Davon völlig ausgelaugt, erreichte ich Hayatos Studentenwohnung.
 

„Was ist los?“, fragte er, ehe ich richtig in den Raum getreten war.

Ich ließ mich auf den Boden fallen, schob die Schuhe von den Füßen, ohne mir die Mühe zu machen, die Schnürsenkel zu lösen. Mein Blick war weiterhin starr auf dem Boden gerichtet, auch als die Schuhe neben mir standen. „Er hat ein Mädchen geküsst.“
 

Es war, als hätten sich die Wut und die Vorwürfe in Luft aufgelöst, es war nur noch ein dumpfes Dröhnen in meinem Kopf. Ich wollte all das nicht wahrhaben.
 

Hayato reagierte nicht, wusste wahrscheinlich nicht, wie er reagieren sollte, aber ich bekam es gar nicht mit. Ich dachte… ich dachte du und ich, wir waren füreinander bestimmt. Und kaum waren wir aus unserer Kindheitsumgebung entrissen, zeigte sich das Gegenteil. Müde strich ich mit einer Hand über mein Gesicht. Hayato kickte leicht gegen meinen Fuß. „Los, schlaf ne Runde drüber, ich hab dir schon einen Futon ausgerollt.“
 

Ich nickte. Das war wohl die beste Idee.
 


 

Am nächsten Morgen erwachte ich auf einem Futon. Nicht auf einem Bett, nicht neben dir. Die Ereignisse des gestrigen Abends schlugen in mir hoch. Langsam erhob ich mich. Ich wollte nicht mehr daran denken. Es war mir immer noch zu viel.
 

Hayato saß bereits im Schneidersitz auf seinem Futon und hatte seine Unterlagen auf dem Schoss. Er sah kurz auf und ordnete an: „Wasch dir erstmal das Gesicht.“
 

Ich drehte den Wasserhahn auf und beförderte das kühle Nass in mein Gesicht, um danach mit einer Hand es wieder abzuwischen. Mein Blick blieb an meinem Spiegelbild hängen. Verdammt, sah ich scheiße aus. Ich zog eine Grimasse, um die verspannten Gesichtsmuskeln zu lockern. Es half nicht, meine rotierenden Gedanken kamen nicht zum Stehen.
 

Wir waren auseinandergedriftet. Allmählich. Und offensichtlich war es dir egal. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als ich mich erinnerte, wie du meine Versuche, wieder mehr Zeit gemeinsam zu verbringen, abgetan hattest. Du hattest keinen Wert darauf gelegt, du hast es nicht gewollt. Der Gedanke zerbrach mir das Herz und ich ballte die Hand vor Wut. Nun, wenn ich dir nichts mehr bedeutete, schon lange nichts mehr bedeutete, dann wollte ich nicht diese Gefühle tragen. Ich wollte dir nicht nachweinen. Hier stehen und am liebsten die Decke über meinen Kopf ziehen.
 

Energisch öffnete ich die Badezimmertüre, so dass Hayato seinen Kopf hob. „Trommel die Gruppe zusammen, wir gehen brunchen“, befahl ich. Ich würde mir etwas gönnen, was ich schon seit einer Weile wollte. Bisher hatte ich immer auf einen Brunch verzichtet, damit ich bei dir sein konnte. Das hatte sich ja nun geändert.

Hayato hob nur fragend eine Augenbraue, griff aber nach seinem Handy.
 


 

„Er hat die Tusse einfach direkt vor deinen Augen geküsst?!“, rief Mei, mich ungläubig anstarrend. „Er hat nicht erwartet, dass ich ihn zufällig seh“, antworte ich und nippte an meinem Kaffee. Erst hatte ich erwartet, dass ich ein Gespräch über den gestrigen Abend unangenehm finden würde, aber es war auf eine gewisse Art erleichternd. Ich wollte es nicht in mich hineinfressen.

„Das ist ja wirklich schrecklich“, flüsterte Sumino und schenkte mir einen traurigen Blick.

„Glaubst du echt, da läuft richtig was zwischen denen?“, fragte Kota.

„So wie Teru erzählte, hängt er andauernd mit Rio ab. Ich denke schon.“ Zum Ende hin war meine Stimme leiser geworden.
 

Hayato sagte, so wie er nun mal war, nicht viel. Er hatte mir schon auf dem Weg zum Lokal eröffnet, dass ich gerne länger seinen Futon benutzen dürfte. Ich hatte ihm ein dankbares Lächeln geschenkt.

„So ein Idiot. Und er hat dir die ganze Zeit kein einziges Wort darüber gesagt?! Woha, so behandelt man doch seinen Jugendfreund und festen Freund nicht“, empörte sich Mei.

„Hat er sich schon gemeldet seit gestern Abend?“, erkundigte sich Sumino.

„Nein.“ Ich starrte nochmal auf mein Handydisplay. Keine Nachricht. Kein Anruf. „Kurz dachte ich gestern – vielleicht rennt er mir nach. Vielleicht bemüht er sich um mich. Aber so wie es aussieht, ist er wohl sogar zu feige, ein sauberen Schlussstrich zu ziehen.“ Ich schluckte das bittere Gefühl hinunter, doch es blieb in meiner Kehle stecken.

„Was willst du jetzt machen?“, fragte Kota.

„Mh.“ Ich starrte meine Freunde an. „Es ist Wochenende. Das möchte ich genießen und mir nicht von ihm verderben lassen. Das machen, wozu ich all die Wochen keine Zeit gefunden habe, da ich meine Zeit mit ihm teilen wollte. Habt ihr Lust? Machen wir uns ein schönes Wochenende!“
 


 

Das taten wir. Wir gingen bummeln, wir gingen aus, wir gingen wieder zur Karaoke, wir gingen ins Museum, wir gingen in den Park, wir gingen in den Zoo, wir gingen zu unseren Lieblingseisdiele. Zeit mit meinen Freunden zu verbringen war toll und es gab Augenblicke, da vergaß ich dich. Vergaß alles was gewesen war und hatte einfach nur Spaß. Doch das Ende des Wochenendes kündigte gleichzeitig die Wiederkehr meiner unterdrückten Gefühle an. Ich zog am Sonntagabend die Decke über meinen Kopf und versuchte mich von diesen Gefühlen nicht überrollen zu lassen. Ich wollte einfach nur schlafen.
 


 

Am nächsten Tag lief ich übers Unigelände und hatte zum ersten Mal Angst, dir über den Weg zu laufen. Ich wusste tatsächlich nicht, wie ich dann reagieren sollte.

Traurig schauen und weinend wegrennen? Nein, auf keinen Fall.

Dir eine große Szene vor versammelten Studenten machen? Nicht meine Art.

Dich einfach ignorieren und weiterlaufen? Wäre eine Option.

Mich dir stellen und darüber reden? Es graute mir davon, doch es schien mir das Sinnvollste.
 

Ironischerweise lief ich dir nicht über den Weg, dafür aber Rio.

„Hinata, gut, ich hab dich gefunden!“

Dafür hatte ich mir keine Optionen zurechtgelegt und so musste ich meine Reaktion der Spontanität überlassen.

„Lass mich in Ruhe“, murrte ich und schob mich an ihr vorbei. Okay, die bockige Du-hast-meinen-Freund-geküsst-Nummer würde mir noch früh genug peinlich werden.

„Bitte“, sie griff nach meinem Handgelenk, „hör mich an!“

Die umstehenden Studenten warfen uns schon Blicke zu, so dass ich nachgab.

„Was?!“, schnauzte ich unfreundlich.

„Als erstes – ich bin Rio, ich bettle nicht und ich entschuldige mich nicht, wenn es mir nicht ernst ist. Okay?!“ Da stand diese junge Frau, aufrecht und mit einer in die Hüfte gestemmten Hand und wollte mit dieser Haltung wirklich eine Art Entschuldigung rüber bringen? Ich zog eine Augenbraue hoch.
 

„Der Kuss war keine Absicht. Da sprach der Alkohol aus uns beiden.“

Ich schnaubte. Die Schuld auf den Alkohol schieben, ist das eine Entschuldigung?!

„Und – ich möcht's ja nur mal so am Rand erwähnen – unser lieber Teru hat mit keinem Wort bis dato erwähnt, dass du sein fester Freund bist. Der Idiot hat sich wohl wirklich nicht getraut.“ Sie schenkte mir ein schiefes Lächeln, wollte wohl so eine Art Verbindung aufbauen, indem wir zusammen über deine Unarten redeten.
 

Ich schüttelte nur traurig den Kopf. Dieses Geständnis – das hätte ich mir beinahe denken können. Du warst von Studienbeginn an nicht für unsere Beziehung eingestanden. Schämtest du dich für mich? Dafür, dass du mit einem Kerl zusammen warst? Ich dachte, das hättest du überwunden gehabt. Auf einmal fühlte ich mich unendlich müde. Das Thema laugte mich aus.
 

Rio biss sich auf die Unterlippe, merkte wohl, dass sie bisher keinen guten Job gemacht hatte.

„Es tut ihm furchtbar leid, okay? Er fühlt sich unendlich schuldig! Seit Freitagabend hat er sich verkrochen und keiner hat ihn mehr zu Gesicht bekommen. Selbst heute ist er nicht da.“

„Ach ja, und warum hat er sich dann bis jetzt nicht bei mir gemeldet?!“, wütend funkelte ich sie an.

Sie zuckte mit den Schultern. „Er fühlt sich zu schuldig? Kein Plan, Mann. Du solltest mit ihm reden, wirklich, es tut ihm sehr leid. Und ehrlich, da läuft nichts zwischen Teru und mir. Er ist ein toller Kumpel, aber ich will nichts von ihm.“

Ich wich ihrem Blick aus. Ich wollte das nicht hören. Ich wollte einfach nur noch weg. Ausgelaugt fragte ich: „Rio, was willst du?“

„Im Grunde? Nur eine Nachricht überbringen. Er hat mir heute Morgen gesimst, dass er bei seiner Mutter eingezogen ist, und dass ich, falls ich dich sehe, dir sagen kann, dass du in die Wohnung zurückkannst. Du müsstest dir keine Sorgen machen, ihn dort zu Gesicht zu bekommen.“

Ich sah zur Seite. Wie feige du bist.

„Danke“, murmelte ich, nur um was gesagt zu haben, während ich mich umdrehte und davonlief.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ugh, es tut mir selber leid, wie Teru hier weg kommt. Aber das hat er sich selbst eingebrockt!

Falls ihr mich motivieren wollt, schnell weiter zu schreiben - ich freue mich sehr über Reviews :)

Grüße, Tema Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mickimaus8
2014-10-24T20:24:34+00:00 24.10.2014 22:24
*sich die Tränen weg wisch* *schnief* ach Mann ... Meine Welt bricht gerade zusammen ... Auch wenn es im Moment nicht sonderlich danach aussieht als würden sie sich je wieder vertragen hoffe ich es doch inständig! Auch dieses Kapitel hab ich wieder aufgesaugt und alles um mich Herrin vergessen! Unglaublich wie du das jedes mal schaffst. Ich bin wahnsinnig gespannt aufs nächste Kapitel und hoffe das mein sülziger ( wird das so geschrieben? ) Kommentar dir eine kleine Motivation ist. LG
Antwort von:  _t_e_m_a_
27.10.2014 09:16
Danke das du auch dieses mal deine Meinung hinterlässt :)
Das motiviert wirklich und ich weiß, dass wenigstens du noch mitließt :D
Super zu hören, dass dich dieses Kapitel so mitreißt! (ich war mir beim Schreiben nicht ganz so sicher, obs gut ist)
Ich freue mich selbst aufs nächste Kapitel, denn da - mini spoiler - taucht Mama Teru auf und sie ist irgendwie zu meinem Lieblingsgast geworden :D
Liebe Grüße!


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