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Unter schwarzer Flagge

von
Koautor:  marenzi

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Gefangen

Es war ein warmer Morgen, als Kakarott hinab in den großen Speisesaal seiner Eltern trat, die schon auf ihn gewartet hatten. „Buenos díaz, mi hijo!“, grüßte ihn seine Mutter und pflichtbewusst beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie auf die Wange. Seinem Vater zollte er mit einer Verbeugung Respekt, ehe er sich dazu setzte. Sie aßen in stillem Einverständnis, bis sein Vater mit einem Stirnrunzeln aufblickte.

„Kakarott ... den Sklaven, den du vor einem Monat mitgebracht hast mit dem englischen Akzent ...“ Kakarott blickte auf. Nicht schon wieder Black. Seit seiner Ankunft, hatte dieser Mann nichts als Scherereien gemacht, und das obwohl man ihn zur Zwangsarbeit auf den Feldern oder auch mal in den Ställen eingesetzt hatte. Man sollte meinen, dass die harte Arbeit ihn genügend beschäftigen würde. Doch diesem ehemaligen Piraten schien immer etwas anderes einzufallen, Unruhe zu stiften. „Sí, papa?“ Er fragte sich, was er dieses Mal wieder angestellt hatte.

„Er hat schon wieder einen der Aufseher verletzt. Die Peitsche scheint ihm nicht zu reichen. Ich habe einen der Sergantos angewiesen ihm heute unser Siegel in die Haut zu brennen. Wenn ihn das nicht züchtigt, wird er gehängt. Zur Abschreckung der anderen Sklaven.“ Der Vizekönig trank einen Schluck und sah seinen Sohn wieder an. „Außerdem will ich das du bei diesem Schauspiel dabei bist, mein Sohn. Es wird dir gut tun und deine Autorität stärken.“

Der Prinz hielt den Atem an und bemühte sich, seinem Vater fest in die Augen zu blicken. „Natürlich. Das wird das Beste sein. Irgendwann müssen wir ihm diese Scherereien ja mal austreiben.“, meinte er und nippte an seinem Glas.

Bei dem Gedanken allerdings, einer Hinrichtung beizuwohnen, wurde ihm unwohl, obwohl Kämpfe und nichts ungewöhnliches für ihn waren, hatte er schon immer ein Problem damit gehabt, wenn ein Sklave oder Diener wegen eines Vergehens seines Lebens beraubt wurde. Es kam ihm einfach falsch vor, solche Taten mit einer so hohen Strafe zu ahnden. Bei der Vorstellung allerdings, wie der aufmüpfige Kapitän am Galgen enden sollte, wurde ihm regelrecht schlecht. Er wusste selbst nicht warum. Vielleicht würde das Siegel einbrennen ja Eindruck bei dem Kerl hinterlassen. Er betete zu Gott dafür.
 

Vegeta stand ein weiteres Mal auf der Mitte des Sklavenhofes, die Hände über ihm in Ketten, die Stirn fest an das Holz des Pfostens gepresst. Sein Rücken tat immer noch höllisch weh von den Schlägen der Peitsche die erst eine Woche zuvor darauf getanzt hatten. Seine Muskeln waren zum Zerreißen angespannt und seine Augen lagen auf der Feuerschale die dicht neben ihm stand. Deren Hitze ließ ihm den Schweiß von der Stirn perlen, während das bereits glühend rote Brandsiegel darin sich in seinen Augen spiegelte. Er schluckte und wand den Blick ab. Bitte, flehte er, bitte lass es nicht passieren. Zwar zeigte er es nicht, doch innerlich war ihm eiskalt. Er fragte sich ein weiteres Mal ob es nicht einfach besser gewesen wäre es passieren zu lassen. Doch sein Verstand beantwortete ihm die Frage sofort. Nein. Nein, es wäre nicht besser gewesen. Auf keinen Fall. Lieber würde er die Schmerzen ertragen, die Erniedrigung, alles, aber das, weswegen er die Peitschenhiebe kassiert hatte und das, weswegen er nun hier war, würde er nicht geschehen lassen.
 

Kakarott trat an den Rande des Hofes, in den Schatten einer Pappel und zwang sich, den Blick nicht abzuwenden. Der Soldat, der für die Ausführung der Strafe auserwählt worden war, trat an die Feuerschale. Es waren nicht viele anwesend. Nur der Sklave, der Soldat, Kakarott und zwei Diener. Das Feuer wurde nochmals geschürt, das Eisen kontrolliert und dann zog der Mann sich die Handschuhe über. Achtlos riss er Black das Hemd vom Oberkörper, justierte ihn in einer leicht nach vorn gebeugten Pose an dem Pfosten und griff nach dem heißen Eisen. Unwillkürlich ballte der Prinz die Hände zu Fäusten. Sein Körper spannte sich an und sein Blick hob sich.

Seit dem Morgen hatte er diese innere Unruhe verspürt und nicht gewusst woher diese gekommen war. Er hatte sich geweigert zu glauben das sie alleine von der Nachricht seines Vaters herrührte, doch dem schien so zu sein. Das Black nun in seinen Händen war, schien Gottes Wille gewesen zu sein. Er hatte es für die gerechte Strafe des Piraten gehalten für alles, was dieser ihm und seiner Familie, seinem Land angetan hatte. Auch die Züchtigungen hielt er für gerecht, immerhin hatte sich jeder Sklave zu fügen, dennoch war er nicht gerne Zeuge davon.

Als er den Kopf hob, erstarrte er, denn der Pirat sah ihn direkt an.
 

Vegeta hatte ihn schon gespürt, noch bevor er ihn gesehen hatte.

Warum? Warum hatte er gewusst, das er da war? Warum hatte er gewusst, wohin er sehen musste, um dem Blick von Kakarott zu begegnen? Es war als würde er ständig spüren, wenn dieser spanische Prinz in seine Nähe kam. Sei es auf den Feldern, oder bei einer der anderen 'zufälligen' Begegnungen die sie gehabt hatten seit er in dessen Händen war. Er spürte ihn einfach immer.

Mit einem Ruck wurde ihm das Hemd vom Körper gezerrt. Er biss die Zähne zusammen, als mit dem Stoff auch Teile des Schorfes von seinen Wunden gerissen wurde und frisches Blut wenige Sekunden seine erhitzte Haut kühlte.

Nein! Nein, kein spanisches Siegel auf seiner Haut! Eher würde er sterben. Aber wie ein Stück Vieh würde er sich nicht brandmarken lassen! Der Piratenkapitän spannte seine Muskeln an. „Leck mich!“, fauchte er. Dann hängte er sein ganzes Gewicht an seine Arme und trat dem Soldaten vor die Brust, drehte sich dabei und verpasste ihm mit dem anderen Bein noch einen Tritt ins Gesicht, ehe seine Füße wieder auf dem Boden landeten und er den Serganto trotzig anfunkelte, ihn auf spanisch beleidigte und ihm sagte, wohin er und sein Prinz sich dieses Eisen stecken konnten.
 

Völlig überrumpelt saß der Soldat auf seinem Hintern und starrte den Sklaven an. „Jolín! Bastardo!“, rief er dann aus und sprang wieder auf die Beine. Ein Veilchen begann sich unter seinem linken Auge zu formen, dort, wo der Tritt Vegetas gesessen hatte. Knurrend griff er nach dem Eisen und schlug damit auf die Beine des Piraten. Einmal, zweimal, dreimal, solange bis der widerspenstige Sklave in den Fesseln hing, die seine Arme über dem Kopf an den Pfahl banden. Dann steckte er das Eisen erneut ins Feuer, um das Siegel zu erhitzen. Grob packte er eine Handvoll Haar Vegetas und riss dessen Kopf zurück. „Das wirst du noch bereuen, Bastardo.“, schnarrte er ihm mit deutlich spanischem Akzent ins Ohr.

Vegeta spuckt ihm ins Gesicht. Daraufhin donnerte der Serganto den Kopf Vegetas gegen den Pfosten und dieser sackte zusammen. Seine Sinne drohten zu schwinden, seine Beine fühlten sich taub an und nur mit äußerster Mühe gelang es ihm bei Bewusstsein zu bleiben. Stöhnend richtete er sich an dem Pfosten wieder auf. Blut lief über seine Schläfe und seine Wange, seine Muskeln zitterten unkontrolliert. Dann nahm der Sergenato das Eisen wieder aus den Flammen.
 

Kakarott beugte sich vor, als wenn er bereit wäre, einzugreifen, was er natürlich nicht tat. Gebannt folgte sein Blick dem rot glühenden Eisen, bis der Sergeant es ohne Umschweife auf das rechte Schulternlatt Vegetas drückte. Man konnte regelrecht zusehen, wie das Metall sich in die gebräunte und schweißglänzende Haut fraß. Das Schlimmste an dem Spektakel waren aber nicht etwa der beißende Gestank von verbranntem Fleisch oder der Anblick des sich vor Schmerz windenden Körpers, sondern der gellende Schrei, der ein paar Seevögel aufscheuchte, die auf der Mauer des Hofes gesessen hatten.
 

Der Serganto machte es diesmal schlauer, blieb außerhalb von Vegetas Reichweite, streckte seinen Arm aus. Vegeta fühlte wie die Hitze näher kam, er spürte sie noch bevor das Eisen überhaupt seine Haut berührte. Seien Hände ballten sich zu Fäusten, er wollte wieder nach hinten austreten, doch er war zu benommen, sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, doch er war nicht zu benommen um keine Schmerzen mehr zu spüren, oder Angst wahrzunehmen. Heftig arbeiteten seine Lungen, pumpten Sauerstoff hinein, er drückte sich noch dichter an den Pfosten, weg, weiter weg, weg davon. Dann war das Eisen da und fraß sich in seinen Körper, in sein Fleisch. Es zischte, es stank, es war so brennend, wurde mit jeder Sekunde schlimmer, steigerte sich, heiß, heißer, strahlte in jeden Muskel, in jeden Nerv aus, raubte ihm fast die Sinne. Tränen quollen unter seinen zusammengepressten Augenlidern hervor und dann stieß er einen Schmerzensschrei aus der selbst in seinen eigenen Ohren zerrissen klang.

Erst jetzt zog der Serganto das Eisen zurück, als hätte er auf diesen Schrei gewartet und Vegetas Körper sackte augenblicklich in sich zusammen. Er pumpte panisch Luft in seine Lungen und stöhnte, spürte wie seine Sinne schwanden. Stein ganzer Rücken stand in Flammen und das Letzte was er war nahm, war der Blick Kakarotts der auf ihm ruhte und den er aus schwarzen, vor Hass glitzernden Augen erwiderte, ehe sie ihm zufielen.
 

Es war vorbei. Die Strafe war vollzogen und der Gefangene, der mittlerweile das Bewusstsein verloren hatte, wurde losgebunden. Auf Befehl des Sergeants würde er zurück in die Baracken der Sklaven gebracht werden.

Kakarott war schlecht. Bei Gott, ihm war so schlecht. Als ein paar Sklaven mit Black aus seinem Blickfeld verschwunden waren, stand er noch lange Zeit allein im Hof und starrte auf den Pfahl. Obwohl die spanische Sonne unerbittlich auf ihn hinab schien, fröstelte es ihn. Der Schrei des Kapitäns hallte unangenehm in seinen Ohren wider. Mehrere tiefe Atemzüge waren nötig, um seinen Magen zu beruhigen und mit gerader Haltung zurück in das Anwesen zu kehren. Immerhin hatte er seinen Vater zufrieden gestellt. Und er hoffte, dass dieser Black seine Lektion hiermit endlich gelernt hatte.
 

Vegeta wollte nicht aufwachen, nein, er wollte es wirklich nicht. Hier in dieser schwarzen Finsternis war er wenigstens frei. Zumindest konnte er sich das einreden. Doch die Realität war unerbittlich und so blinzelte er und kehrte stöhnend in die gnadenlose Wirklichkeit zurück, mit all ihrem Schmerz. Seine Muskeln spannten sich an und sein gesamter Rücken explodierte in einem Krescendo aus Feuer.

„Bleib liegen.“, meinte einer der anderen Sklaven und legte Vegeta ein feuchtes Tuch auf die Brandnarbe. „Ruh dich aus Black bevor es morgen wieder auf die Felder geht.“

„Morgen?“, murmelte Vegeta.

„Aye, morgen.“

„Ich wünschte ich wäre tot.“, damit sagte der Kapitän wieder auf die Strohmatte zurück und schloss die Augen.

Die Sklaven mieden Black normalerweise. Er war ihnen unheimlich. Doch nun, als man ihn bewusstlos und geschlagen zurück zu ihnen in die Kerker gebracht hatte, nahmen sich einige seiner an. Mitleidige Blicke wurde ihm zugeworfen doch viele fanden, er habe seine gerechte Strafe für sein Verhalten bekommen. Immerhin brachte er mit diesen Unruhen nicht nur sich sondern auch sie in Gefahr. Wütende Wächter waren für sie alle schlecht. Dennoch herrschte eine gewisse Solidarität unter ihnen, sie teilten alle das gleiche Schicksal. So versorgte man ihn mit etwas Wasser und kühlen Tüchern, soweit es ihnen eben möglich war, und überließ den geschlagenen Mann dann sich selbst und seinen inneren als auch äußeren Wunden.
 

Am nächsten morgen erwachte Vegeta stöhnend als irgendetwas seine Seite traf, dann griff etwas in seine Haare und zerrte ihn auf die Beine. „Na los! Hoch mit dir! Die Feldarbeit wartet!“ Er wurde von der Wache aus dem Kerker geholt und stolperte gefesselt zu den Sklaven die schon bereit standen um auf die Felder geschafft zu werden.

„Gibt hier keine Pause für dich!“ Ein Schlag direkt auf die Brandwunde folgte und Vegeta biss sich auf die Unterlippe um nicht aufzuschreien. Keuchend reihte er sich bei den Sklaven ein, ehe der Zug Richtung Felder zog.
 

Kakarott saß in seinen Gemächern und starrte aus dem Fenster. Er hatte den Blick direkt auf die steilen Felsvorhänge, die nur im Ansatz das Meer erahnen ließen, gerichtet. Es würde wieder ein heißer Tag werden, dachte er, als er den wolkenklaren Himmel sah und die Luft um die Bäume und Mauern flirrte. Er selbst war leicht bekleidet, nur in seinem langen Hemd, welches ihm bis zu den Knien reichte. Immerhin war er noch nicht zum Frühstück unten gewesen. Er hatte nicht gut geschlafen. Immer wieder hatten ihn die Erinnerungen an den vergangenen Nachmittag wachgehalten oder aus dem Schlaf schrecken lassen. Dieser Blick! Bei Gott ... dieser Blick kurz bevor der Pirat das Bewusstsein verloren hatte. Er hatte ihm die Schuld gegeben. Der Hass in den Opalen hatte allein ihm gegolten. Es sollte ihn nicht stören, Black war immerhin nur ein Sklave. Doch warum verschwand das Bild dieses letzten Blickes einfach nicht aus seinen Gedanken? Es beschäftigte ihn. Und das hasste er.
 

Diese verdammte spanische Hitze. Vegeta stöhnte auf als er die Hacke wieder in den Boden schlug um ihn zu lockern. Wie sehr wünschte er sich das Wetter seiner Heimat herbei. Nebel, der vom Meer her aufzog. Regen, der seinen Körper durchnässte. Stattdessen Sonne, immer wieder Sonne.

„Wasser abholen!“, riefen die Aufseher und die Arbeiter schleppten sich zu einem Wagen an dem es ausgegeben wurde. Vegeta nahm seinen Becher entgegen und ließ sich in den Schatten eines Steines fallen. Gott war er müde und sein Rücken schmerzte.

„Aufstehen!“ Der Pirat hob den Blick und sah über sich den Serganto stehen der ihm das Sigel in den Rücken gebrannt hatte. Er reagierte nicht. „Aufstehen hab ich gesagt!“ Ohne jedoch abzuwarten ob Vegeta seiner Forderung folge leisten würde, packte er ihn an den Haaren und zerrte ihn hoch. Der Becher wurde ihm aus der Hand geschlagen und das wertvolle Wasser versickerte im Sand. Er bekam einen Schlag zwischen die Schulterblätter und wurde voran gestoßen. Um sich zu wehren fehlte ihm die Kraft.
 

Immer noch in Gedanken versunken, ging Kakarott seinen Pflichten nach, mit denen der Tag begann. Er hatte nach dem Frühstück ein Gespräch mit seinem Vater, welches jedoch schnell zu Ende war. Erst am späten Nachmittag stand eine weitere Zusammenkunft mit einigen Beratern an. Wie nutzte er nun die unverplante Zeit? 'Ich muss ihn sehen.', schoss es ihm durch den Kopf und wie damals auf dem Markt, trieb ihn eine unbekannte Kraft voran.

Er schlüpfte in seine Ausgehuniform und ließ sich sein Pferd satteln. Seinen Betreuern sagte er, dass er alleine ging. Er wolle nur nach dem Rechten sehen, auf den Feldern. Mit einem knappen Schnalzen und etwas Druck an den Flanken trabte er aus den Toren, hinaus auf die Feldwege, den breitkrempigen Hut mit der Feder, als Schutz vor der Sonne, ins Gesicht gezogen. Es war lächerlich, doch er musste einfach mit dem Piraten reden, in der Hoffnung das dies jenes eigenartige Drängen in seinem Inneren lindern würde.
 

Vegetas Wächter hatten etwas dazugelernt. Oh ja, sie hatten wirklich etwas aus den vorangegangen Fehlversuchen mitgenommen. Diesmal hatten sie zu Dritt auf ihn gewartet und der Serganto hatte ihn direkt in ihre Arme gestoßen. Sie hatten ihn gepackt, seine Arme waren ihm fest auf dem Rücken zusammengebunden worden und sie hatten ihm einen Knebel in den Mund gesteckt und ihn mit einem Tuch fixiert das er ihn nicht ausspucken konnte. Mit Gelächter hatten sie ihn zu Boden gestoßen und ihn getreten, er hatte Staub geschluckt und musste um jeden verdammten Atemzug kämpfen. Nicht gerade wenige der Tritte waren auf seiner verletzten Schulter gelandet. Das verbrannte Fleisch war aufgeplatzt und Blut hatte sich mit Dreck und Steinen vermischt.

„Na, große Klappe weg Pirat? Keine hochmütigen Worte mehr? Keine Verhöhnungen?“ Ein Stiefel drückte ihn auf seiner verletzten Schulter zu Boden und er stöhnte, schloss die Augen und unterdrückte den Schmerz.

„Hoch mit ihm!“ Zwei der vier packten ihn und stießen ihn zu einem Stein über den sie ihn drückten. Vegeta riss an den Seilen und versuchte seine Schultern ihren Händen zu entreißen aber sie hielten ihn eisern fest.

Scheiße! Oh verdammte Scheiße. Er hatte sie sich Wochenlang vom Hals halten könne und wofür? Jedes mal wenn er sich gewehrt hatte, hatte er die Peitsche gespürt, hatte kein Essen bekommen, kein Wasser. Seine letzte Strafe brannte höllisch auf seinem Schulterblatt und schon wieder versuchten sie Hand an ihn zu legen. Zu dem Entschluss diesen Zeitpunkt zu nutzen, da er so schwach war, konnte er sie nur beglückwünschen. Dennoch, das sie ihn jetzt wie ein Tier nahmen? Nach allem was er versucht hatte das zu verhindern, schürte eine nie gekannte Panik in seiner Brust.

Er presste die Augen zusammen als einer von ihnen ihm die Hose herunter zog und sich zwei Hände auf seinen Hintern legten und zudrückten.

„Lecker. Ja, so hab ich mir das vorgestellt.“ Ein Finger fuhr seine Mitte entlang und strich zwischen seine Beine. Er versuchte abermals sich zu befreien, die Soldaten die ihn hielten, lachten. „Stell dich nicht so an. Ihr Piraten treibt es doch sogar mit Ziegen und Fischwesen.“

Vegeta schnaubte, Tränen der Wut traten in seinen Augen und benetzten kurze Zeit später den Stein unter ihm, dessen raue Oberfläche über sein Gesicht und seine Haust scheuerte. Alles an ihm spannte sich an und nur ein einziger Gedanke beherrschte seinen Kopf. NEIN!
 

Gemächlich trabte Kakarott über den Feldweg. Rechts und links von ihm sah er die Sklaven, die mit Hacke und Schaufel ausgestattet, die Felder bestellten. Die Aufseher patrouillierten zwischen den Reihen entlang, ihre Degen glänzten im Schein der prallen Sonne. Kakarott brachte sein Pferd in den Schritt und sah sich um. Wo war Black? Er konnte ihn nirgends sehen. Hatte man ihn in den Baracken gelassen, weil er durch das Brandmal noch zu geschwächt für die Arbeit war?

Unwahrscheinlich, schallte er sich. Es gab keine Milde für die Sklaven. Warum sollte man also eine Ausnahme bei Black machen? Gerade bei ihm? Stirnrunzelnd trabte er wieder an und umrundete die zu bearbeitenden Felder.

Nichts. Keine Spur von ihm. Aber Moment ... er zählte die Aufseher, die für die Sklaven abkommandiert worden waren. Neunzehn, es waren neunzehn. Er zählte noch mal nach. No, er irrte sich nicht. Aber für diese Anzahl Sklaven, waren mindestens dreiundzwanzig vorgesehen. Es fehlten welche.

Sein Pferd mit einem Ausruf zum Galopp anspornend, wechselte der Prinz auf einen Feldweg, der weg von den Feldern, und weg von den Gemäuern des Anwesens führte. Hatte der Kerl wirklich versucht in seinem Zustand zu fliehen? Das wäre Irrsinn, aber ihm durchaus zuzutrauen.

Dem Pferd die Sporen gebend, bog er um eine kleine Felsformation und zog scharf die Zügel an. Was er sah, verschlug ihm die Sprache.

Sie waren zu fünft. Vier Soldaten und ... „Mierda!“, knurrte er und spornte sein Pferd so an, dass es sich aufbäumte. Von dem geräusch aufgeschreckt hoben die Wächter den Kopf, er eraknnte über die Distanz wie sie erbleichten und dann war er auch schon bei ihnen, rutschte im Galopp aus dem Sattel und schmetterte dem ersten seinen Fuß vor die Brust.
 

Vegeta hörte ein Pferd, eine Stimme ... bildete er sich das nur ein? Wahrscheinlich aber dann ... die Hände die seinen Hintern betatscht hatten verschwanden und auch der Kerl der dazugehörte. Er wurde los gelassen und ließ sich in die Hocke rutschen, den Kopf an den Stein pressend, die Augen ließ er geschlossen, er zitterte. Warum zitterte er? Wegen dem was eben fast mit ihm geschehen wäre? Nein, seine Schulter schmerzte, sein Kopf schmerzte, ihm war heiß, so furchtbar heiß. Die kühlenden Tränen waren längst versiegt, alles drehte sich. Nur mit Mühe konnte er die Augen öffnen.
 

Wut wallte in Kakarott auf, als die Soldaten ihrem geschlagenen Kumpanen auf die Beine halfen und vor ihm zurückwichen. Der ein oder andere fummelte hastig am Verschluss ihrer Kniehosen, die anderen hatten wenigstens den Anstand, Kakarotts Blick auszuweichen. „Was in aller Welt ...“, seine Stimme bebte vor Zorn und er musste schwer an sich halten, die anderen nicht auch noch zu züchtigen. „Erklärt euch! Wirds bald!“

Sie warfen sich Blicke zu, keiner wollte etwas sagen. Kakarott zog seinen Degen, richtetet ihn mit bedrohlichem Blick auf sie, sah einen nach dem anderen an. Sie schluckten. Einer trat vor mit gesenktem Blick.“ „Mi príncipe, wir wollten nur … wir hatten, es galt ihn zu züchtigen.“, endete er lahm.

Kakarott warf einen kurzen Blick auf die halbnackte Gestalt des Piraten und er presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. „Mein Vater hat dergleichen Unzucht verboten! Ihr kennt die Gesetze.“

Sie warfen sich Blicke zu und einer nuschelte. „Mit Frauen ...“ Er bekam augenblicklich Kakarotts Faust zu spüren.

„Völlig egal!“, donnerte der Prinz. „Wir dulden so ein Verhalten nicht! Verschwindet! Zurück an die Arbeit! Und ich erwarte, dass Ihr Euch selbst meinem Vater verantwortet! Andernfalls werde ich dafür Sorge tragen, dass ihr hinausgeworfen werdet.“

Nur mit Mühe, ließ er die Aufseher wie geprügelte Hunde davonziehen ohne ihnen allen einen weiteren Denkzettel mitzugeben. Er hatte sich jedoch jedes einzelne Gesicht gemerkt – kannte er doch jeden ihrer Angestellten – und würde überprüfen, ob sie sich selbst stellten oder nicht. Einen tiefen Atemzug nehmend und seine Waffe senkend drehte er sich zu Black herum.

Er trat näher, sah auf die zusammengesunkene Gestalt des Kapitäns hinab und wurde sich den eigenartigen, abermalig vertauschten Rollen ihrer Situation bewusst. Langsam, und als würde er sich selbst dabei beobachten, sah er sich neben dem Pirat in die Hocke gehen und warten, bis dieser seinen Blick suchte.

„Das ...“, sagte er betont ruhig. „Hätte nicht passieren sollen, Capitano ... und ich entschuldige mich dafür bei Euch.“
 

Wäre der Knebel nicht gewesen, Vegeta hätte aufgelacht, so paradox war die Situation. So spiegelverkehrt ihr Rollen im Vergleich zu damals. So aber verzog er nur die Lippen zu einem verunglückten Lächeln und nickte. Akzeptierte die Entschuldigung, ehe er seinen Kopf wieder an den Stein legte, der kühlte. Ihm war so verdammt heiß und er bekam immer schlechter Luft. Schweiß stand auf seiner Stirn, er zitterte und bekam es einfach nicht unter Kontrolle. Verdammt! Er schloss die Augen. Hörte das den gar nicht mehr auf?
 

Einen langen langen Augenblick starrte Kakarott auf die zusammengesunkene Gestalt hinab. Er maß seine Wunden, seine Muskeln, seine Züge. Was war aus dem einst stolzen und hochnäsigen Piraten geworden? Ein Wrack und nicht nur körperliche. Kakarott sah das Zittern und den Schweiß und blickte sich dnan in der Umgebung um. Wie lange harrte er schon in der prallen Sonne aus? Ohne Wasser? Er traf eine Entscheidung.

Seine Hände lösten den Knebel in seinem Nacken und mit einer fließenden Bewegung durchtrennte seine Klinge die Fesseln. „Könnt Ihr laufen?“, fragte er dann.
 

Vegetas Arme sanken sofort nach vorne und er stützte sich an dem kühlen Stein ab, dann wischte er sich mit einer Hand über das Gesicht und donnerte sie gegen den Stein. Es war furchtbar, er fühlte sich so gedemütigt.

„Ja.“, beantwortete er dann die Frage und erhob sich langsam, nachdem er seine Hose hoch gezogen hatte. Er kehrte dem Prinz den Rücken zu, unterband mit einer Willensanstrengung von der er nicht mehr geglaubt hatte sie bewerkstelligen zu können das Zittern seines Körpers, straffte ihn und drehte sich erst dann zu Kakarott um. Den Kopf erhoben und den Blick entschlossen maß er den spanischen Prinzen. „Eigenartig das wir uns nun schon zum zweiten Mal in gedrehten Rollen finden, nicht wahr Prinz? Ganz so als hätte das Schicksal sich einen Scherz mit uns erlaubt.“
 

Auch der Spanier richtete sich auf, bewunderte im Stillen die Kraft und den Stolz, der nun im Blick des Piraten funkelte. „Sí. Ein übler Schmerz, meine ich.“, antwortete er und musterte ihn, ehe er in Schweigen verfiel. Gedankenverloren scheidete er seine Klinge. Dann fokussierten seine Augen sich wieder auf dem Mann vor ihm. „Sagt mir, ... Capitano. Wenn Ihr Euch eines wünschen könntet. Jetzt. In diesem Augenblick. Was wäre dies?“ Eine eigenartige Frage, doch sie befanden sich auch in einer eigenartigen Situation.

Vegeta schien dies hinzunehmen und wand den Blick ab, sah auf die kleine Bucht und den kleinen Ausschnitt des Meeres, welchen er von hier aus sehen konnte. Lange, sehr lange. Er schloss die Augen und stellte sich für einen Moment vor wie es war auf der 'Fury', auf seinem Schiff zu sein. Der Wind im Haar, die Gischt im Gesicht, das Schwanken der Planken, der Geruch nach Salzwasser.

Er drehte den Kopf und sah Kakarott wieder an, sein Blick war fest und doch abwesend und verklärt. „Freiheit.“, sagte er mit fester Stimme ehe seine Beine unter ihm nachgaben und er zusammen brach.

Kakarott war nicht schnell genug, den Mann aufzufangen, bevor er zu Boden ging. Fluchend pfiff er sein Pferd heran, welches auch sogleich gehorsam heran trabte. Gott, er glühte ja regelrecht, dachte er als er den bewusstlosen Körper auf die Arme hob und dann vor sich auf dem Sattel drapierte. Er musste Fieber haben, hohes Fieber und der verdreckten Wunde auf seinem Rücken zu urteilen, hatte diese sich entzündet.

Der Prinz schwang sich zu ihm hinauf und gab seinem Tier die Sporen.

'Freiheit', dieses Wort hallte in seinen Gedanken wieder. Alles was dieser Mann wollte, war seine Freiheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Arya
2010-11-24T17:22:55+00:00 24.11.2010 18:22
Hui.
der arme muss dort aber auch was aushalten... und dann noch das. Die beiden haben aber echt die plätze vertauscht. gut das er noch rechtzeitig dort angekommen ist.
Hoffe Vegeta erholt sich wieder und vielleicht fasst sich Kakarott ein Herz und erfüllt ihm den größten Wunsch, wer weiß???
Wieder einmal schönes Kapi!!
Schreibt schnell weiter!
Von:  Bongaonga
2010-11-21T11:19:55+00:00 21.11.2010 12:19
Ich muss mich den anderen anschließen, ich ahbe endlich Zeit und Ruhe gefunden um deine FF anzufangen und muss echt sagen Wahnsinn.
Das ist mal etwas ganz neues ganz anderes, einfach genial beschrieben, du bringst die Geschehnisse richtig geil rüber, die Charaktere sind dir einfach super gelungen.
Du hast so richtig das flaire getroffen, das deine Geschichte haben soll.
Ich habe nichts zu bemängeln, nur das es schnell weitergehen soll :D

*süchtigist*
Ich freue mich schon riesig auf den nächsten Teil.

Baba Bongaonga



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