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Der Weg in den Westen

Auf dem Oregon Trail
von

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17. April - 19. April 1866

17. April, auf dem Weg nach Independence
 

James hat uns zwei Ochsen gefunden und wir sind auf dem Weg nach Independence. Für weite Strecken seien zwei Ochsen zu wenig, meint er, und wir sollten uns in Independence noch weitere zwei besorgen. Bill beruhigt mich, als er mein Gesicht sieht und sagt, dass Ochsen nicht so teuer sind. Er sitzt auf dem Kutschbock und ich neben ihm. Beinah kann ich seinen Stolz mit Händen greifen, und die ganze Zeit liegt ein Lächeln auf seinen Lippen. James reitet auf seinem Pferd neben dem Wagen her und das Maultier folgt ein paar Meter dahinter, er hat es nicht angebunden, denn er meint, es würde sowieso nicht weglaufen. James Sachen haben wir nun auch bei uns im Wagen und es ist merklich voller geworden, nachdem wir auch noch Vorräte eingekauft haben. Das Vorräte kaufen hat Bill mir überlassen, aber ich habe vorher nicht gewusst, was eigentlich zu kaufen war. Ratlos stand ich in dem großen Laden, in dem sich bereits einige andere Frauen tummelten und die ebenfalls Vorräte für die geplante Reise kauften. Ich war nicht zu stolz mich an sie zu wenden. Nach ihren Ratschlägen kaufte ich dreihundert Pfund Mehl, vierzig Pfund Bohnen, dreißig Pfund Reis, Trockenfisch, Tee, Sirup und Salz und Pfeffer. Fleisch würde man unterwegs schießen, haben Bill und James mir erklärt. Wir würden unterwegs auch durch wenige kleiner Siedlungen kommen, sagte dann eine Frau zu mir, die höchstens ein oder zwei Jahre älter als ich sein konnte. Aber wir würden wenig Gelegenheit bekommen unsere Vorräte nochmals aufzustocken, bevor es in die sehr dünn besiedelten Gebiete ging. Ich vertraute ihr und machte mich dann auf die Suche nach James, der mir half die vielen Sachen zum Wagen zu tragen und zu verstauen.

Rosie sitzt jetzt vergnügt hinter dem Kutschbock, zwischen zwei dicken Decken, damit sie sich nicht anstoßen kann, falls der Wagen über größere Steine holpert. James reitet hin und wieder ein paar hundert Yards voraus und kommt dann zurück. Jetzt läuft sein Pferd gemütlich neben unserem Wagen her und er unterhält sich mit uns. Bill fragt ihn schließlich nach seiner Zeit in der Armee, aber davon will James nichts erzählen. Er schaut dann in die Ferne und seine Augen nehmen einen seltsamen Ausdruck an, so als würde er in die Vergangenheit schauen und die ganzen Bilder von damals würden auf in einstürmen und ihn schier erdrücken. Daraufhin treibt er sein Pferd an und verschwindet wieder nach vorne und kommt erst beinahe eine halbe Stunde später zurück. Bill sieht mich an und meint, der Junge würde schon von selbst darauf zu sprechen kommen. Ich glaube eher, dass ihn die Bilder trotzdem sehr plagen würden, auch wenn er mit jemandem darüber sprechen würde. Mir geht es nicht anders, aber ich möchte auch nicht darüber reden.
 

Als die Sonne als glutroter Ball im Westen versinkt und die flimmernde Luft sich endlich abkühlt, denn es ist sehr warm für Mitte April, kommen wir in Independence an. Ich habe es mir als kleine Stadt vorgestellt, doch das was ich zu sehen bekomme hat nicht viel mit meiner Vorstellung gemein. Die Hauptstraße ist so verstopft, das es scheint es gäbe kein Durchkommen, die Leute laufen von links und rechts, von vorn und von hinten an uns vorbei. James sagt, dass er nachsehen werde, wo wir den Wagen abstellen und übernachten können. Außerhalb der Stadt, denkt er, wäre es am einfachsten und am ruhigsten. Bill biegt von der Hauptstraße ab, nachdem der rechte Ochse wütend zu schnauben und gegen den anderen Ochsen zu treten begonnen hat. Wir lassen den Trubel hinter uns und atmen erleichtert auf.

Als wir außerhalb der Stadt gerade die Ochsen ausschirren kommt James zurück. Er bringt die Nachricht, dass in drei Tagen ein Treck Richtung Westen startet. Wir können es nicht fassen, so ein Glück! James sagt, die Leute erzählen, es sei ein erfahrener Mann, der den Treck anführt und er hat gleich unsere drei Namen niederschreiben lassen, damit uns ein Platz gesichert ist. Ich weiß nicht, ob es zu viele Leute geben würde, die mit nach Westen gehen würden, aber ich spreche meine Vermutung nicht laut aus. Manchmal kommt es mir vor, als ob nur solche Menschen, wie ich, Bill oder James so etwas wagen würden, weil uns nicht viel anderes bleibt. Unser altes Leben hinter uns lassen und ganz woanders neu beginnen, das würden doch sicher nur die tun, denen es wahrscheinlich vorher schlecht erging, oder die sich abplagen mussten, um zu überleben.

James sagt, die Stadt sei nur durch die beginnenden Trecks so voll, und dass sich deshalb so viele Leute hier herumtrieben. Und dass nicht alle in den Westen ziehen würden, aber eben deshalb blühe diese Stadt so, weil so viele Leute hier durchkamen, es war gut für die Geschäfte derer, die hier ihre Läden, Saloons, Wäschereien oder Miet- und Verkaufsställe hatten. Ein Laden der Vorräte verkaufte muss Gold wert sein, denke ich.
 

18. April, in Independence
 

Der ganze Tag bin ich mit vorbereiten beschäftigt und es gibt auch abends kaum eine ruhig Minute, die ich nutzen kann mein Tagebuch weiter zu führen. Ich werde es morgen nachholen, wenn Zeit ist. Aber ich kann sagen, dass wir zwei weitere Ochsen gefunden haben, die uns ein Mann billig verkauft hat, nachdem er beschlossen hat nun doch nicht auf den Treck zu gehen
 

19. April 1866
 

Morgen geht es los und ich beschließe nach dem Frühstück, welches nur aus einem Kanten Brot mit Butter besteht, in die Stadt zu gehen und für mich ein Kleid für die weite Reise zu besorgen. Und für Rosie müsste ich ebenfalls etwas Neues besorgen. Und Windeln außerdem, die alten sind bald nur noch fadenscheinige graue Lappen. James bietet mir an mich zu begleiten und ich stimme freudig zu. Zu zweit macht es viel mehr Spaß, als allein vor einem Ladenfenster zu stehen und hineinzuschauen. Ich greife in meiner Schürzentasche nach dem Geld, das ich mitgenommen habe und hoffe, dass ich ein schönes Kleid für mich und ein paar Sachen für Rosie dafür bekomme.
 

Ich habe ein schönes Kleid gefunden, und auch eine passende Schürze dafür, wenn ich ab sofort abends das Essen kochen werde. Es ist nicht mehr ganz neu, aber es ist in gutem Zustand, nur der Saum ist etwas ausgefranst, aber ich werde ihn wohl etwas kürzen, denn nach dem was ich von James gehört habe, sind lange Röcke ein Hindernis, wenn man auf einer langen Reise ist. Ich kann es mir ebenfalls vorstellen, denn was nutzt mir der schönste Saum, wenn er doch sowieso nur im Staub und Dreck schleift. Für Rosie bekomme ich ein schönes kleines Kleidchen, und ich beschließe noch ein Paar Hosen zu kaufen, die eigentlich für einen Jungen gedacht sind, aber ich stelle es mir praktisch vor für ein kleines Kind. Windeln bekomme ich auch. James ist plötzlich verschwunden, als ich mich noch im Laden umsehe, denn ich hadere noch mit mir, weil ich gestern Abend eine Frau gesehen habe, die ein paar Männerhosen trug. Sie bewegte sich sicher und unbeschwert damit, und obwohl ich ein paar Frauen gesehen habe, die ihr missbilligende Blicke nachwarfen, komme ich nicht umhin mich zu fragen, ob ich mich nicht auch trauen soll so etwas anzuziehen. Geschickter als die flatternden Röcke wäre es allemal. Ich traue mich schließlich doch und bitte die Frau in dem Laden um etwas in passender Größe. Es dauert eine Weile bis wir etwas finden aber schließlich sind wir erfolgreich. Die Hose muss einem ziemlich schmächtigen Jungen gehört haben, aber mit einem Strick um den Bund passt sie mir. Ich bezahle alles und trage meine Errungenschaften stolz aus dem Laden. James wartet bereits draußen, er hat nicht gesehen, was ich da drinnen zuletzt gekauft habe und ich muss ein wenig lächeln, als ich mir seines und Bills Gesicht vorstelle, wenn sie mich in Hosen sehen.

Als James neben mir hergeht, sehe ich aus den Augenwinkeln plötzlich, wie er in seine Hosentasche greift und etwas herauszieht. Es ist ein dunkelblaues Band. Er reicht es mir und sagt er findet es würde gut zu meinen Haaren passen. Ich werde ganz rot und sage ihm, dass er sein Geld doch sicher viel nötiger brauchen würde, als es für so etwas auszugeben. Er schüttelt vehement den Kopf und ich freue mich sehr über das Geschenk. Ich denke kurz an Mutter, die auch oft Bänder im Haar getragen hat, und es versetzt mir einen Stich. Schnell schaue ich wieder James an, den es sehr zu freuen scheint, dass sein Geschenk mir gefällt. Wir kommen beide in freudiger Stimmung zurück zum Wagen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mismar
2010-12-02T12:27:50+00:00 02.12.2010 13:27
Awww ich mag das Pairing XD *Fangirlie sei*
*kicher*
Nein, nein, ich fand das sehr süß, James ist ein wundervoller Charakter, zurzeit auch mein Liebling, besonders weil ich seine Art einfach nur sympathisch finde~

Und was mir aufgefallen ist: "Das Vorräte kaufen" muss zusammen geschrieben werden, also "das Vorrätekaufen".
Zusätzlich finde ich nicht, dass du zu viele Kommata, sondern manchmal zu wenige machst. Es erschwert an manchen Stellen das Lesen etwas.

Ansonsten schönes Kapitel.


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