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Der Weg in den Westen

Auf dem Oregon Trail
von

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Prolog

Das Knacken des Holzscheits weckt mich, als es im Feuer zerplatzt und gelbe und rote Funken in den dunklen Himmel sprühen lässt. Meine Augen sind noch halb geschlossen, aber meine Hand tastet suchend umher, bis sie das findet was sie gesucht hat. Langsam hebe ich die Lider ein Stück weiter, ganz langsam, beinahe so, als ob ich mich fürchte vor dem, was ich zu sehen bekommen werde. Das Feuer wirft einen warmen roten Schein auf die alte Quiltdecke, die ich um meine Beine und meinen Körper geschlungen habe. Wie lange habe ich geschlafen?, frage ich mich. Und wieso ist das Kind so still? Ich wage einen Blick unter den Quilt. Dort liegt meine kleine Schwester dicht an mich geschmiegt, die kleinen Ärmchen in dem hellgrauen Kittel eng an ihren weichen Körper gedrückt, das Gesichtchen arglos, und der kleine Mund ein Stück geöffnet. Sie atmet ruhig und bekommt nicht mit, was in der Welt rundherum Grausames passiert. Sie weiß auch nicht, dass ihre Mutter und ihr Vater tot sind. Aber vielleicht spürt sie, dass ihre Mama nicht mehr da ist.

Ich seufze leise und drehe mich ein wenig auf die Seite, weg vom hellen Schein des Feuers, der mich blendet. Mein Blick wandert zum Himmel, wo abertausende von Sternen alles in einem großen Bogen überspannen. Weit im Westen hängt eine dünne Mondsichel, bereit bald spurlos zu verschwinden, nur um in der nächsten Nacht ein winziges beinah nicht erkennbares Stück größer wieder zu erscheinen.

Ich greife den abgenutzten Bleistift fester und versuche eine bequemere Lage zu finden, ohne das Kind in seinem friedlichen Schlaf zu stören. Das kleine Büchlein habe ich von meiner Mutter zu meinem Geburtstag im letzten Jahr geschenkt bekommen, sie hat gesagt, ich würde schon die passende Zeit und das Passende finden hineinzuschreiben oder zu zeichnen. Nun werde ich schreiben. Mir scheint die Zeit richtig, und ich weiß auch, was ich schreiben werde.

Wenn rundherum das Leben in sich zusammenfallen zu scheint ist man irgendwann soweit, dass man jemandem davon erzählen muss, um nicht an der Macht der Geschehnisse zu ersticken. Ich werde diesem Buch davon erzählen.

Mein Name ist Lenora Hope McMahon und dies ist mein Tagebuch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mismar
2010-11-24T17:55:55+00:00 24.11.2010 18:55
Sehr schöner Schreibstil :D
Leider kann ich mich nicht sonderlich äußern, aber ich werde es sicherlich weiterlesen.


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