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Fog

von

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Comatose

Comatose
 


 

„Bella ...? Kannst du uns hören?"
 

Von irgendwoher drangen Stimmen an mein Ohr. Ganz leise, fast kaum zu hören und so dumpf, als würden sie durch eine Art Ventil oder Rohr sprechen. Weder konnte ich sie identifizieren, noch ausmachen, welchen Sinn ihre Worte hatten. Ich konnte nicht einmal sagen, ob sie sich sehr dicht oder doch weit weg von mir befanden.
 

„Bella ... Wenn du uns verstehst, dann ... bitte mach die Augen auf."
 

Die Stimmen fuhren fort und ich ärgerte mich, dass ich sie nicht erkannte; dass ich nicht wusste, was sie mir sagen wollten. Ich verstand jedes einzelne Wort, doch ihr Zusammenhang blieb mir verborgen. Angestrengt versuchte ich das Chaos, das sich in meinem Kopf befand, zu vertreiben.
 

„Wir vermissen dich ... Bitte ... Wach endlich auf, ja?"
 

Ein weinerlicher Ton mischte sich unter die Stimme, die so zerbrechlich und dünn klang. Sie kam mir bekannt vor, doch konnte ich sie nicht zuordnen. Woher kannte ich sie? Wer war das Mädchen, das mit mir sprach?
 

„Hat sie gerade ... Hat sie gerade ihre Finger bewegt? ... Bella?"
 

Je angestrengter ich versuchte, ihre Worte zu verstehen, desto klarer wurde der Nebel in meinem Kopf. Nicht sofort, doch nach und nach ergab eines nach dem anderen Sinn. Und je mehr Zusammenhänge ich erkennen konnte, desto deutlicher wurde auch ihre Stimme. Ganz langsam fügte sich ein Puzzleteil zum anderen. Weitere Geräusche mischten sich zu der Stimme, ein stetes Piepen, ein Pumpen und hin und wieder ein Knacken. Ich wollte die Ursachen dafür sehen und ich wollte wissen, wer zu mir sprach; zu wem diese aufgelöste Stimme gehörte, die plötzlich viel energischer klang.
 

„Oh mein Gott ... Ich glaube, sie macht gleich die Augen auf. Siehst du, Jasper? Ihre Lider haben sich bewegt!"
 

Tatsächlich aber konnte ich meine Augen eigentlich nicht mal einen Millimeter weit geöffnet haben, denn alles, was ich sah, war schwarz und grau. Ich war nur schwer in der Lage, sie ein Stück weiter zu öffnen, aber erleichtert stellte ich fest, dass sich meine Sicht verbesserte. Das Grau ging in ein Weiß über, welches sich nach ein paar kurzen Augenblicken als die Decke des Zimmers herausstellte.
 

„Hol' einen Arzt, schnell! Sie wacht wirklich auf!"
 

Die Umrisse wurden klarer und zu der Zimmerdecke gesellte sich eine weiße Wand, eine Tür, die mit einem dumpfen Geräusch gerade geschlossen wurde, und ... plötzlich auch ein Kopf, der in mein Sichtfeld schoss.
 

„Bella?"
 

Die junge Frau mit den schulterlangen, schwarzen Haaren schaute mich mit glitzernden Augen an, als wäre sie drauf und dran, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Auch wenn sie versuchte, diese so gut wie möglich zurückzuhalten. Doch sie verlor den Kampf und ich konnte mitverfolgen, wie ihr eine Träne nach der anderen langsam über die Wange lief. Die Frau, dessen herzförmiges, freundliches Gesicht seltsam beruhigend auf mich wirkte, kam mir bekannt vor. Bilder von ihr und mir schossen durch meinen Kopf.
 

„Du weißt ja gar nicht, wie sehr wir gebetet haben, dass du wieder aufwachst", schluchzte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg, während ein Lächeln ihre Lippen zierte. In mir wuchs das Gefühl, sie irgendwie zu trösten, ihr zu versichern, dass es mir gut ging. Ich wollte ihr irgendetwas sagen und ihr meine Hand auf die Wange legen. Aber meine Arme fühlten sich an wie Blei und bevor ich überhaupt dazu kam, sie zu heben, wurde die Tür schlagartig aufgerissen. Ein blonder Mann in einem weißen Kittel, gefolgt von einem etwas jüngeren ebenfalls blonden Mann, kam ins Zimmer. Auch er war mir auf seltsame Weise vertraut.
 

Erst jetzt wurde mir richtig klar, dass ich in einem Krankenhaus sein musste, und die Geräusche, die ich die ganze Zeit wahrnahm, stammten von den Gerätschaften um mich herum. Ich bemerkte die Schläuche an meinen Armen und unter meiner Nase.
 

Der Arzt setzte sich auf die Bettkante und schaute erst auf die vielen Geräte, ehe er mit Daumen und Zeigefinger meine Lider noch ein bisschen weiter öffnete und mir mit einer stiftartigen, schmalen Taschenlampe erst in das eine, dann in das andere Auge leuchtete. Das Licht blendete. Unweigerlich versuchte ich mich seinen Fingern zu widersetzen und meine Augen zuzukneifen.
 

„Miss Swan, können Sie mich hören?"
 

Obwohl ich antworten wollte, kam kein Ton über meine Lippen, sodass ich gezwungen war, einfach nur zu nicken.
 

„Sehr gut", lächelte der Arzt freundlich. „Ich bin Dr. Cullen. Sie hatten einen schweren Verkehrsunfall und lagen im Koma." Er machte eine Pause, als wollte er abwarten, ob ich auch verstand, was er eben gesagt hatte. Da ich nicht wusste, was genau er nun von mir erwartete, nickte ich abermals.
 

Er tat das gleiche. „Was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern können?"
 

Das Letzte, an das ich mich erinnerte? Ich überlegte. Bilder entstanden in meinem Kopf. Orte, Personen, Gefühle. Und alles durcheinander. Ich versuchte, eines nach dem anderen zu ordnen und herauszufiltern, welches der Ereignisse, an die ich mich gerade erinnerte, die jüngsten waren. Aber wie sollte ich ihm diese mitteilen, wenn ich noch nicht mal in der Lage war, meine Erinnerungen in Worte zu fassen? Meine Lippen bewegten sich zwar, doch als ich mich selbst nicht hören konnte, schüttelte ich verzweifelt den Kopf. Ich bekam plötzlich Angst. Angst, dass ich stumm bleiben würde und dass dieser Zustand dauerhaft sein könnte.
 

„Kein Grund zur Panik. Nach einem Koma ist es nicht ungewöhnlich, dass man am Anfang nicht gleich sprechen kann. Sie sind noch zu schwach, aber mit der Zeit wird sich alles wieder einrenken. Ihr Körper muss sich erst wieder an alles gewöhnen." Seine Worte waren beruhigend und etwas an ihm ließ mich wirklich daran glauben, dass er recht hatte.
 

„Ich werde Ihnen einfach Fragen stellen und Sie nicken oder schütteln dann mit dem Kopf, einverstanden?"
 

Ich nickte.
 

„Gut. Wissen Sie, wie Sie heißen?"
 

Bella.
 

Ja, so hatte mich die junge Frau vorhin genannt. Das war mein Name. Nicht nur, weil sie es gesagt hatte, sondern weil ich es wusste. Ich nickte.
 

„Sehr schön", lächelte er. „Können Sie sich noch an den Unfall erinnern?"
 

Ich dachte nach, aber nichts. Weder, welcher Tag es gewesen sein sollte, noch, was ich gemacht hatte oder wo ich mich gerade befunden hatte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie sich der Unfall zugetragen hatte, geschweige denn, dass ich an einem beteiligt gewesen sein sollte. Ich schüttelte den Kopf.
 

Dr. Cullen nickte. „Erkennen Sie diese beiden Personen wieder?" Er deutete auf die beiden, die etwas weiter abseits standen und die ich für den Augenblick völlig vergessen hatte. Der blonde Mann hielt die Schwarzhaarige in seinen Armen, die sich immer wieder Tränen aus den Augen wischte. Ich bekam das Gefühl, dass sie jeden Moment hyperventilieren würde.
 

Ja, ich kannte sie. Auch wenn mir ihre Namen gerade nicht einfielen. Ich nickte und hörte gleich darauf ein schwächliches, erleichtertes Aufseufzen. Die junge Frau strahlte mich an, doch als mich der Arzt nach den Namen der beiden fragte und ich verneinte, wich die Freude aus ihrem Gesicht. „Was bedeutet das?", fragte sie den Arzt erschrocken.
 

„Ich werde gleich noch mal wieder kommen", sagte er an mich gewandt, ehe er aufstand und zu den beiden hinüber ging. „Kein Grund zur Panik. Ich denke, Miss Swans Gedächtnislücken sind nur temporär, aber Genaues kann ich erst nach weiteren Untersuchungen sagen. Deshalb würde ich Sie bitten, noch kurz mit in mein Büro zu kommen."
 

Die schwarzhaarige Frau wirkte alamiert und ich kam nicht umhin, mich ebenfalls so zu fühlen.
 

Dr. Cullen geleitete die beiden aus dem Raum. „Ruhen Sie sich noch ein bisschen aus, Miss Swan. Wir sehen uns später", meinte er freundlich, bevor er die Tür hinter sich schließen wollte, doch die junge Frau steckte noch einmal ihren zierlichen Kopf durch die Öffnung. "Alles wird wieder gut, Bella. Du wirst schon sehen. Mach dir also keine Sorgen."
 

Das dumpfe Geräusch signalisierte das Einrasten des Schlosses, als die Tür zugemacht wurde, und ließ mich mit nichts als der Stille im Raum zurück, während mir tausend Fragen im Kopf umherschwirrten.



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