Zum Inhalt der Seite

Die Chroniken von Khad-Arza - Das Blut der sterbenden Welten

Erstes Buch
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mondfinsternis

Loron war wütend. Nicht in erster Linie, weil sein Schlägermagier ihm die Nummer mit Neisa versaut hatte, eigentlich ging es mehr darum, dass seine Überlegenheit am laufenden Band untergraben wurde. Ganz besonders von Zoras... das war das Problem. Der junge Mann spuckte verärgert auf den Erdboden und stampfte zurück in das verkohlte Dorf, um irgendetwas zu suchen, dem er den Schädel einschlagen und sich abreagieren könnte. Irgendein dummes Kind würde sicher noch übrig sein, das er zerschlagen konnte. Er war so armselig... zu mehr taugte er nicht, als kleine Kinder zu erschlagen und Frauen zu schänden. Er hasste es...

Es war etwas mehr als acht Jahre her, dass Derrans in Holia angekommen waren. Das war seltsam gewesen... Schamanen traf man selten in Kamien. Loron, damals noch ein kleiner Junge, hatte es für sehr praktisch befunden, den etwa gleichaltrigen Schamanenjungen zu seinem neuen besten Freund zu küren... nicht etwa, weil er ihn auf Anhieb gern gehabt hätte. Im Gegenteil, Zoras war schon immer komisch gewesen, Loron hatte ihn immer eher abartig gefunden und vermutlich war es andersrum genauso. Nein, es war mehr darum gegangen, dass es extrem unpraktisch für ihn gewesen wäre, hätte er den kleinen Magier gegen sich gehabt. Und dass Zoras Derran ein ziemlich guter Magier war, hatte sich dann ziemlich schnell herausgestellt, als der Knirps zum ersten Mal Karana Lyra die Stirn geboten hatte. Und Karana war schließlich der großkotzige, unheimlich tolle, begabte Sohn des Herrn der Geister... etwas gegen den in der Hand zu haben hatte Zoras für den Sohn von Arlon Zinca doppelt wertvoll gemacht. Er selbst war nur ein Mensch, er konnte nicht zaubern. Körperlich war er Karana haushoch überlegen, und Zoras eigentlich auch, wobei sein bester Freund mit den Jahren vor allem für seine sehr geringe Körpergröße unglaublich kräftig in den Armen geworden war. Aber sobald einer der beiden anfing, zu zaubern, hatte Loron keine Chance mehr. Das war es, was ihn jetzt so nervte... Zoras war schon lange nicht mehr sein braver Mitläufer, der ihm gehorchte und auf seinen Befehl hin andere Leute verprügelte. Und das Schlimme war, dass er dem kleinen Kerl definitiv nicht länger überlegen war. Es bedurfte Zoras bloß eine Handbewegung, um ihn zu töten oder mit ihm anzustellen, was immer er wollte. Aber wenn Zoras ihm nicht mehr gehorchte, mit wem sollte er dann die Leute einschüchtern und sich den Respekt verschaffen, den er haben wollte? Er konnte sich noch so oft Prinz von Holia nennen, er war einfach kein richtiger Prinz. Diese Drecksäcke, sie würden eines Tages dafür bezahlen, das galt für Karana und auch für Zoras und jeden, der sonst noch so in den Kreis derer gehörte, die Loron nicht leiden konnte.

Während er grimmig über seine verlorene Würde über einen Trümmerhaufen kraxelte, stolperte er an dessen Füßen beinahe über eine tote Frau, die da am Boden lag, und fluchend machte er einen Satz, um nicht zu fallen. Als er herumfuhr, bewegte die Tote sich schwach, blieb dann aber wieder reglos liegen. Loron schnaufte, trat näher und beugte sich über die vermeintliche Leiche. Es war eine junge Lianerin, vermutlich eine aus dem Dorf, die sich irgendwie befreit hatte und dann hier etwas gegen den Kopf bekommen hatte. Ihr Hinterkopf war mit Blut verschmiert. Die Frau erzitterte und er verzog den Mund zu einem gehässigen Grinsen. So tot war sie gar nicht... wenn sie lebte, konnte sie ihm immerhin als Wutventil dienen. Das war überaus praktisch, dass die hier zufällig herum lag. Oh, er würde das arme Ding leiden lassen, bis es keine Kraft mehr zum Schreien hatte. Mit diesen Gedanken packte er die Lianerin, hob sie sich über die Schulter und transportierte sie wie einen Mehlsack raus aus Lorana.
 

Das Dorf war verlassen. Simu seufzte resigniert, als er die Ruinen erreichte, die vor kurzer Zeit noch seine Heimat gewesen waren. Er sah keinen Menschen, den er kannte... wenn er aus der Ferne johlende Krieger – oder eher Rüpel – aus Kamien erblickte, versteckte er sich, damit sie ihn nicht auch noch erschlugen. Wie sollte er seine Geschwister und Eneela finden, wenn er tot war? Oder zumindest bewusstlos... nein, die Männer aus Kamien würden ihn als Mann eher totschlagen als ohnmächtig; er war ja keine Frau, für ihn hatten sie keine Verwendung mehr. Hoffte er zumindest... er beschloss tapfer, dass er lieber tot wäre als ein Spielzeug der Perversen aus Kamien. Was man aus der Gegend hörte, ließ ihn denen alles zutrauen...

Er fuhr zusammen, als er plötzlich hinter sich Stimmen hörte, und er sah zwei der Barbaren auf sich zu kommen, die sich lautstark unterhielten, wie großartig sie doch wären. Er hatte keine Chance, sich zu verstecken, da hatten sie ihn auch schon entdeckt. Aber zu seiner Verblüffung lachten sie ihn nur betrunken an.

„Nich' wahr, Kleiner?! Denen ha'm wir's ja... voll gezeigt!“

„Jo!“, addierte der zweite, „Wir sollten... auf Arlons Zauberer anstoßen, der sie umgemäht hat, hahaha!“ Sie winkten Simu lallend zu und der Blonde schauderte, erwiderte das Lachen dann kalt, damit sie nicht auf die Idee kamen, er wäre gar keiner von ihnen, wofür sie ihn, besoffen wie sie waren, wohl hielten.

Arlons Zauberer? Dann habe ich mich ja nicht getäuscht damit, dass Zoras da mitgemacht hat...

Der Blonde sah den Rüpeln nach und zischte grimmig, ehe er den Kopf hob und gen Himmel blickte. Zoras war zwar schon immer ein jähzorniger Zwerg mit Komplexen gewesen, aber wenn er ehrlich war, hätte er Karanas ewigem Rivalen nicht zugetraut, dermaßen skrupellos zu sein, ganze Dörfer auszulöschen... und schon gar nicht für Kamien. Soweit Simu das mitbekommen hatte, war diese eigenartige Freundschaft zwischen dem kleinen Schamanen und Loron immer nur Mittel zum Zweck gewesen, dass Zoras wirklich etwas für Kamien übrig hatte, war ihm definitiv neu. Eigentlich konnte es ihm aber auch egal sein... vielleicht hatte Karana seinen Gegner ja gefunden? Vielleicht hatte Karana dem verblendeten Kampfzwerg ja die Meinung gegeigt... wenn, dann war es schon vorbei, nirgendwo grollte der Himmel oder zuckten Blitze. Er sah nach oben und betrachtete die von Qualm verschleierte, blassgrün schimmernde Ghia. Zuyya war verschwunden... der kleinere der beiden Monde war entweder komplett vom Rauch verschluckt worden oder der Schatten, der über Tharr zu kommen schien, kam auch über Zuyya.

Der junge Mann beeilte sich, weiter durch das Dorf zu hasten und nach den anderen zu suchen, während er an den seltsamen, kleinen Mond dachte. Die Bewohner der Zuyya waren noch viel furchtbarer als die Menschen aus Kamien. Der Unterschied lag darin, dass die Barbaren aus dem Westen dumm wie Brot waren... das machte sie leicht zu schlagen. Die Zuyyaner dagegen waren gerissene Strategen, die noch sehr viel weniger Skrupel hatten als jeder noch so gemeine Sack aus Kamien. Von dem letzten, großen Krieg zwischen Tharr und Zuyya hatte Simu als Kind nur das harmlose Ende mitbekommen. Bevor er geboren worden war – wobei er sein wirkliches Geburtsjahr nicht kannte, man vermutete ihn immer etwa aus demselben Jahrgang wie Karana – musste es sehr viel furchtbarer gewesen sein, wie seine Eltern mitunter erzählt hatten, die alles miterlebt hatten. Nicht nur das... sein eigener Vater war es schließlich gewesen, der den alten Kaiser des zuyyanischen Imperiums erschlagen hatte. Das hatte Puran damals zu einem großen Helden gemacht und Simu bewunderte seinen Vater dafür, obwohl jener so gut wie nie darüber sprach, und wenn, dann äußerst ungern und nur das Nötigste. Vermutlich war es eigentlich viel mehr das, was Simu an ihm bewunderte – im Gegensatz zu seinem Sohn Karana versuchte Senator Lyra nicht, seine Position auszunutzen, um seine größenwahnsinnige Ader zu befriedigen; so eine Ader schien Puran nicht zu besitzen, obwohl er von Geburt an dazu bestimmt gewesen war, etwas Großes und Besonderes zu werden. Und da behaupteten andere immer, Adelige wären von Natur aus arrogant und eingebildet. Wenn dem so war, war an Puran irgendwas kaputt. Simu hoffte, sein Vater wäre nicht zu besorgt, wenn er von Loranas Fall erfuhr... es war sein eigenartiger Instinkt, der ihm versicherte, dass er nicht extra nach Taiduhr laufen müsste, um ihm zu berichten. Die Geister würden es ihm schon selbst erzählen... vielleicht erwähnten sie dabei zufällig auch, dass die Familie soweit in Sicherheit war... das hieß, zumindest Leyya war das. Simu wünschte sich grummelnd, er könnte auch mit den Geistern sprechen, damit sie ihm halfen, Neisa und Karana zu finden... hastig setzte er seine Suche fort und gelangte weiter nach Westen.
 

Eneela hatte Schmerzen. Sie wusste gar nicht, woher sie kamen, sie waren einfach überall. Ein dunkler Schleier lag über ihren Augen und als sie sie öffnete, sah sie nur die Schatten, die sie zu verfolgen schienen. In ihrem Kopf hämmerte der Schmerz, als sie keuchend die Luft einzog und versuchte, aus der Schlucht der Ohnmacht heraus zu kriechen. Es gab kein Tageslicht mehr... alles war dunkel, das einzige Licht, an das sie sich erinnerte, waren die lodernden Flammen des Dorfes. Wo war sie? War sie tot und schwebte jetzt haltlos zwischen der Geisterwelt und der Welt der Lebenden? Die heftigen Schmerzen sprachen aber dafür, dass sie noch lebte... als Toter spürte man doch sicherlich keine Schmerzen...

Sie versuchte unglücklich, sich zu bewegen, konnte sich aber nicht regen. Ihre Glieder waren schwer und ihr Atem ging rasselnd, als sie heftig nach Luft schnappte. Der Schatten beugte sich über sie und schien sie anzugrinsen, was sie erschreckte, so drehte sie wimmernd den Kopf weg.

„Lass... mich...“, stammelte sie und war erschrocken darüber, dass sie kaum Stimme hatte. Was war eigentlich geschehen...? Das Lianermädchen hatte sein Zeitgefühl komplett verloren...

Das Feuer.

Ja, das Feuer war da gewesen, es hatte gebrannt. Sie verkrampfte sich vor Panik, als sie an das Feuer zurückdachte. Sie hasste Feuer... sie fürchtete sich vor den Flammen, die sie zu verbrennen drohten, und zitternd kauerte sie sich zusammen, soweit sie es schaffte. Feuer verfolgte sie... egal, wohin sie kam, es brannte immer.

„Tötet das Mädchen! Wage nicht, wegzulaufen, Eneela, oder ich reiße deiner Mutter die Haut vom Leib und tanze darin... du würdest mir doch sicher zutrauen, dass ich das tue...?“

Sie schnappte panisch nach Luft, als vor ihren inneren Augen die Flammen erneut aufloderten, die Flammen, die versucht hatten, sie zu töten... und sie spürte noch immer, wie sie sie packten, sie sah noch immer die höhnisch grinsende Fratze des Dämons vor ihren Augen. Sie wollte schreien, aber es kam kein Ton aus ihrer Kehle – alles blieb ihr vor Gram im Hals stecken, als sie nur an die furchteinflößende Grimasse dachte, in den Augen ein fürchterlicher Wahnsinn, der sie in den Schatten zu treiben versuchte...

„Nein!“, schrie sie mit mehr Stimme als zuvor und fuhr herum, um sich hysterisch aus dem Halbschlaf zu reißen, dann wurde sie erneut gepackt und heftig gerüttelt. Als sie abermals die Augen öffnete, zog sich der Schleier zurück und sie erkannte über sich die grinsende Fratze, die sie so sehr fürchtete und verabscheute...

„Du bist wieder wach, na endlich. Und ich dachte schon, ich müsste jetzt noch Jahre darauf warten, du blöde Hure.“

Mit Verblüffen erkannte Eneela, dass der Mann, der sich über sie beugte und sie grimmig angrinste, nicht der war, für den sie ihn zuerst gehalten hatte. Und eigentlich sah er ihm auch gar nicht ähnlich, nicht mal im Ansatz. Sie kannte den Kerl nicht, er hatte unordentliche, braune Haare, die aber von Ruß und Sand verdreckt waren, und ein ziemlich hässliches, gebräuntes Gesicht. Und sein Grinsen war ganz anders... ihm fehlten Zähne und die, die er hatte, waren schief. Eneela zitterte und starrte den Typen verwirrt an – die Erleichterung darüber, dass er nicht der war, den sie fürchtete, hielt nur so lange an, bis sie merkte, dass sie nackt war. Moment, wo waren ihre Kleider?

„W-wer bist du?!“, japste sie fassungslos und starrte wieder in das wirklich sehr hässliche Gesicht, und der Typ über ihr schnaubte und zupfte dabei an seinen eigenen, schmutzigen, abgenutzten Kleidern.

„Willst du das wissen? Wirklich? Ist ja toll, hast du gar keine Angst?“

„Was hast du vor?!“, japste sie weiter und er fing schallend zu lachen an.

„Ich habe dich aus dem brennenden Dorf gerettet und hole mir jetzt die Belohnung dafür.“ Ehe sie schreien oder protestieren konnte, verschloss er ihren Mund mit seinem. Sie war zu entsetzt, um sich zu regen, während sie spürte, wie er sich über sie legte und mit den Händen über ihren nackten, ungeschützten Körper fuhr. Rein aus Reflex begann sie, sich zu winden und zu versuchen, ihn weg zu stoßen, während sie den Kopf zur Seite riss und schrie.

„Nicht! Um Himmels Willen, lass mich in Ruhe!“

„Nein, ganz sicher nicht, nachdem Kurzhöschen mir meinen Spaß mit Neisa versaut hat, musst du leider dran glauben. Also beschwere dich bei Kurzhöschen, er ist Schuld.“ Sie japste entsetzt. Moment, Neisa? Die kannte sie doch, war das nicht das Heilermädchen, die Schwester von Simu und Karana? Sie hatte keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, weil seine Finger ihre Brüste ergriffen auf eine Weise, die sie niemals zugelassen hätte. Eneela schrie und strampelte, dafür fing sie sich eine Ohrfeige von dem fremden Typen und keuchte. Es schmerzte – das Pochen in ihrem Kopf wurde schlimmer und verwandelte sich in ein immer währendes Dröhnen, als seine Hände sich brutal in ihr Fleisch gruben wie die Klauen eines Raubtieres. Sie wand sich verzweifelt und schlug ihm gegen die Brust, was ihn nicht zu kratzen schien.

„Hilfe!“, heulte sie kraftlos und viel mehr als die Ohrfeige zuvor schmetterte sie jetzt sein Lachen nieder, das er erwiderte.

„Alter, kein Arsch wird dir helfen. Du bist nichts wert, Gespensterweib... keine Sau interessiert hier, was mit dir passiert. Es kommen höchstens noch mehr Kerle an, die dich dann nach mir nehmen... versuche es also gar nicht erst. Halt doch still, du Luder!“ Sie schnappte panisch nach Luft und trat wild nach ihm, ohne ihn wirklich zu treffen, als er sich abermals über sie beugte. Sein Gewicht drückte sie gegen den harten Boden, auf dem sie lag, und sie hatte keine Chance mehr, ihn zu schlagen, als er ihre Hände packte und sie über ihrem Kopf auf die Erde pinnte, sie dort mit einer seiner eigenen Hände festhalten. Sein Griff schmerzte und sie wimmerte hysterisch, als er versuchte, sie zu küssen, und sie abermals den Kopf weg riss. Jetzt wurde er ärgerlich und packte mit der freien Hand ihr Kinn auf eine so brutale Weise, dass es irgendwo in ihr knackte. Sie schrie, und wo sie den Mund gerade offen hatte, küsste er sie erneut. Sie verspürte einen grauenhaften Brechreiz, als seine Zunge in ihren Mund drang, und japsend riss sie ihr Gesicht aus seinem Griff, wobei er ihre Lippe biss und sie zu bluten begann.

„Verschwinde, lass mich!“, schrie sie panisch und der Kerl brummte, ehe er sie erneut ins Gesicht schlug und dabei grinste.

„Oh ja, wehre dich, dummes Flittchen. Schrei nur, es wird dich ohnehin niemand hören, der dir helfen kann!“ Und sie schrie – aber weniger, um ihm den Gefallen zu tun, sondern eher, weil er ihre Hände jetzt wieder los ließ und dafür ihre Hüften packte, um ihren Unterleib im Zaum zu halten. Jetzt konnte sie wieder nach ihm schlagen, aber er setzte sich auf und war damit außerhalb ihrer Reichweite, worauf sie noch lauter schrie in der verzweifelten, panischen Hoffnung, dass es doch irgendwer hörte... irgendjemand musste ihr doch helfen!

Lians. Sie war Lianerin... sie konnte eine Lian beschwören und ihn damit davon schleudern... sie hatte es schon einmal getan... sie musste sich nur konzentrieren...

Alle Konzentration entwich ihr mit einem Schlag und wurde durch irrsinnige Panik ersetzt, als sie wieder zu ihrem Peiniger blickte, der jetzt ihre Oberschenkel packte und sich dann energisch gegen ihren Unterleib presste. Sie spürte das, was an Männern so fürchterlich war, zwischen ihren Schenkeln und wie es sich skrupellos einen Weg in ihren Körper suchte, und in ihrer Panik versuchte Eneela, rückwärts zu kriechen, sich weg zu allen, irgendetwas zu tun – sie kam nicht weit, da erntete sie einen neuen Schlag ins Gesicht, der sie benommen machte und ihre grässlichen Schmerzen steigerte. Keuchend sackte sie in sich zusammen und erzitterte, als der Typ sich wie eine bösartige Sturmwolke wieder über sie beugte und den Schatten verstärkte. Eneela japste machtlos und fragte sich, wieso ihre Lungen überhaupt noch arbeiteten...

Die Benommenheit des vorangegangenen Schlags verließ sie auf einen Schlag mit dem grauenhaftesten, mächtigsten Schmerz, den das Mädchen jemals erlebt hatte, in dem Augenblick, in dem der Kerl seinen Unterkörper abermals gegen ihren rammte und dabei auf unsanfte Art in sie eindrang. Plötzlich war er in ihrem Körper und der Schmerz war so fürchterlich, dass Eneela die Luft weg blieb und sie glaubte, im nächsten Moment zerreißen zu müssen. Dann stieß sie einen gellenden Schrei aus, bei dem sich ihre panische Stimme überschlug... worauf der Kerl nur zischte.

„Los, beweg dich, du dämliche Tussi!“, schnauzte er sie an und schlug nach ihr, während er begann, heftig in sie zu stoßen, und sie schrie nur noch lauter und bewegte sich in sofern, dass sie versuchte, von ihm weg zu kommen – sie schaffte es nicht, egal, wie sehr sie sich bemühte, und panisch strampelte sie in der Hoffnung, so irgendwie diese grauenhaften Schmerzen verringern zu können.

„Lass mich los! Hör auf, lass mich in Ruhe!“, schrie sie, „Hilfe! So helft mir doch, bitte! Hilfe!“

„Tanz!“, zischte er und stieß ein weitere Mal gewaltsam zu, „Langsam nervt mich dein Gebrüll, wenn du dich brav fügst, ist es schneller vorbei. Und dieses Geschrei ist nicht sonderlich befriedigend, wenn ich später taub bin, bist du Schuld!“ Darauf schrie sie noch lauter, sofern sie konnte, und versuchte mit aller Kraft der Verzweiflung, sich unter ihm raus zu winden, allerdings ohne Erfolg. Grantig packte er ihre Hüften und hielt sie fest, und Eneela brach panisch in Tränen aus, als jede weitere Bewegung sinnlos zu werden schien. Sie spürte die Schmerzen in ihrem ganzen Körper, es brannte und alles zog sich in ihr zusammen, während der grauenhafte Typ einfach nicht aufhören wollte und immer weiter stieß, schneller, tiefer, heftiger – und mit jeder Bewegung wurden die Schmerzen grausamer, bis sie in einem fürchterlichen Höhepunkt gipfelten, der sie abermals gellend schreien ließ und der sie sicher sein ließ, dass sie jetzt sterben würde. Zur Antwort schlug der Typ ihr wutentbrannt ins Gesicht; als die Welt schwarz wurde, dankte Eneela den Himmelsgeistern dafür, dass sie jetzt sterben durfte... und diese Qualen nicht weiter ertragen musste. Ja, sterben war gut... nie wieder Schmerzen... sie sehnte sich nach ihrer Mutter.
 

Loron schnaufte empört, als die Lianerin unter ihm in sich zusammen fiel wie eine schlaffe Puppe.

„Alter?! Wach wieder auf!“, wütete er und schlug sie – keine Reaktion. „Warum wird die gleich ohnmächtig, diese blöde Nutte?! Na warte, du dreckige, elende...!“ So fluchte er und stieß wütend so lange in sie hinein, bis sie blutete; aber ohnmächtig brachte sie ihm keine Befriedigung mehr, wie sie so schlaff da hing und sich nicht bewegte. Zornig schrie er sie an und zog sich angewidert aus ihr zurück, um nach ihr zu treten, weil sie es wagte, ihm zum zweiten mal an diesem Tag seine Befriedigung zu versauen.

Er kam nicht weiter, denn in dem Moment spürte er plötzlich, wie ihn jemand am Kragen packte, er wurde herum gezerrt und dann hatte er plötzlich mit solcher Wucht eine Faust ins Gesicht bekommen, dass sein Nasenbein mit einem unschönen Knacken brach und er einen Zahn verlor. Er schrie auf und stürzte zu Boden, wurde aber gleich wieder gepackt und jetzt bekam er einen Schlag in den Magen, der ihn Blut spucken ließ. Danach hatte Loron erst eine Chance, seinen Gegner zu erkennen – und er war verblüfft.

„Wie jetzt – Simu?!“

„Du Hurensohn!“, fuhr der blonde Bruder von Karana ihn an mit einem Zorn in der Stimme, den Loron bei ihm niemals erlebt hatte. Er bekam noch einen saftigen Schlag ins Gesicht und hustete. „Du elender Arsch, verrecke und fahr zum Himmelsdonner!“, brüllte der Blonde ihn an, „Wie kannst du es wagen, du widerwärtiger, des Lebens unwürdiger Hurensohn?! Wie kannst du?! Mögen die Geister dir die Seele herausreißen und sie fressen, du widerwärtiges Scheusal!“

„Alter, i-ist sie dein Mädchen, oder was?!“, schnappte Loron und bereute es sofort, als er einen Tritt gegen das Bein bekam und laut aufjaulte.

„Ein Mädchen muss nicht mein Mädchen sein, damit ich es vor dir beschütze, du notgeiler Dreckskerl, du widerlicher Schandfleck der Menschheit!“

„Mann, du gehst ja mehr ab als Zoras...“, stöhnte Loron, „Dabei hatte ich vor dem schon Schiss, als er mir Neisa weggenommen hat, dieser Hundsarsch!“ Das ließ sein Gegenüber kurz stutzen.

„Neisa?“, zischte er und das leise, bedrohliche Knurren, das er von sich gab, war viel furchteinflößender als alle Schläge, dachte der Prinz von Holia schockiert, als sich die blauen Augen des blonden Mannes voller Abscheu und Hass in seine Seele zu bohren schienen. Nein, er hätte Neisa besser nicht erwähnt...

„Zoras hat sie, ich hab ihr nichts getan!“, empörte er sich keuchend und spuckte hustend Blut, „Keine Ahnung, schlag ihn doch zu Brei statt mich!“ Zur Antwort schlug Simu ihm wieder ins Gesicht – es knackte erneut irgendwo und die grauenhaften Schmerzen in seinem Gesicht ließen auch den hässlichen Mann aus Holia das Bewusstsein verlieren.
 

Simu stieß Loron angewidert zu Boden, ehe er sich der armen Eneela widmete. Er ignorierte gekonnt, dass sie nackt war, als er sie mit der Professionalität eines seriösen Chirurgen wieder anzog; ihre Kleider hatte Loron grob zerrissen, aber sie würden ihren Dienst noch eine Weile erfüllen, so hoffte der Blonde, während er innerlich vor Zorn kochte und sich zwang, nicht an das zu denken, was er da gerade mitbekommen müssen. Dieser Mistkerl... wie hatte er es wagen können? Und er konnte froh sein, addierte Simu in Gedanken pragmatisch, dass es nur Eneela gewesen war und nicht seine Schwester... nicht, dass das hier nicht schlimm genug gewesen wäre. Keine Frau verdiente es, so behandelt zu werden... Loron gehörte lebendig begraben und von Würmer zerfressen, fand der junge Mann zornig. Töten war nicht sein Stil... ein Mann, der im Jähzorn tötete, war nicht wirklich besser als einer, der Frauen schändete. Lorons Tod würde schon früh genug kommen, und nicht durch seine Hände.

Er hob die bewusstlose, wieder angezogene Eneela auf seine Arme und seufzte tief. Und was jetzt? Mit ihr als Gepäck wurde es schwer, nach den anderen zu suchen... was hatte Loron gesagt? Zoras hatte Neisa? Das gefiel ihm auch ganz und gar nicht. Die Frage war, wo war er dann mit seiner Schwester hin?

Simu schloss bebend die Augen und keuchte, Eneelas geringes Gewicht auf seinen Armen verlagernd. Zum zweiten Mal an diesem Tag wünschte er sich, er wäre auch fähig, mit den Geistern zu sprechen... er hätte zu gerne gewusst, was er jetzt machen sollte.

Helft mir, Himmelsgeister... ich weiß, ich als Nichtmagier habe kein Recht, zu euch zu sprechen und Antworten zu verlangen... aber ich flehe euch an... helft mir!

Er erhielt keine Antwort... eigentlich hatte er auch nichts anderes erwartet. Gerade, als er ein paar Schritte nach Osten getan hatte, resigniert die arme Eneela festhaltend, überraschten ihn die Himmelsgeister, weil sie plötzlich doch noch antworteten. Oder es war sein Instinkt, der ihn plötzlich nach Norden trieb – in die Richtung, in der auch Yiara lag. Wenn Zoras mit Neisa nach Norden gegangen war, konnte er sie vielleicht noch einholen, wenn er sich beeilte. Simu warf unschlüssig einen Blick nach Osten zu den Rauchschwaden, die noch immer die Luft verpesteten. Und Karana? Er hatte nirgends eine Spur von ihm gefunden... wenn er noch lebte, war er weg aus Lorana. Vielleicht war er alleine auf dem Weg nach Norden. Simu kehrte dem Dorf den Rücken und wandte sich abermals nach Norden.

„Karana, vergib mir.“, sagte er zu seinem Bruder, „Du bist ein Mann und kannst dich wehren... Neisa braucht meine Hilfe vermutlich dringender als du. Ich hoffe, es geht dir gut... ich rette Neisa, das verspreche ich dir.“ So sprach er, seufzte noch einmal und kehrte seiner verbrannten Heimat dann für immer den Rücken.
 

__________________

Hahaha. xD Kurzes Gammelkapi. Es dauert jetzt etwas bis zum nächsten, weil ich umziehe und deshalb ewig kein Netz habe .___.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kimiko93
2011-06-26T15:09:17+00:00 26.06.2011 17:09
O_____________O

Simu hat Loron geowned! Aber sowas von! Er hat ihm das Nasenbein gebrochen, ey, und nen Zahn ausgeschlagen! Omfg ö.ö


Ist ansonsten irgendwas passiert? Glaub nicht ôo' also, die Vergewaltigung, die natürlich nicht adult war, und Loron, der alles auf Zorchen schiebt. Und Karana. Möp.

Der soll mein Zorchen nicht defamieren ;_____;


Egal. Mein Yay geht an Simu, hands down. Yay!
Von:  Decken-Diebin
2010-10-20T15:40:49+00:00 20.10.2010 17:40
Ja, nicht adult, das ist cool, das macht keine Umstände oô
Simu! ♥ Er ist so toll und cool und Poser, ich liebe ihn *___*
Eneelachen tut mir natürlich derbe leid, irgendwie kommt mir alles viel, viel früher vor! Mal sehen, was jetzt schon alles noch so passiert o___o
Unglaublich finde ich ja, dass Loron schon fast feststellt, dass er echt dumm ist und keine Freunde hat und nicht toll ist. Der kann so viel denken und dann sogar noch richtig! XD
Von:  -Izumi-
2010-10-16T14:19:44+00:00 16.10.2010 16:19
Jeanny ey XDD *lacht das Radio aus wegen dem Timing*
Ja, also der Reihe nach.
Armer Loron. Loron ist auch nur ein Opfer úu. Und wie haben wir vor nicht all zu langer Zeit festgestellt? Alles ist Karana Schuld! XD
Dann, natürlich, arme Eneela. Ich finde sie so lieb und niedlich .__. Jetzt ist die arme doll traumatisiert... das verdient sie nicht!
Und zum Schluss: SIMUUUU *____* Ein Bild von einem Mann *schmacht XD*. Auch wenn ich ein Herz für Loron habe, das gefiel mir ja enorm gut, wie er ihn da nieder gekloppt hat XD
Simu ist cool, er ist ein sehr poseriger Poser, der aber erst noch lernen muss, wie poserig er ist - da freu ich mich drauf <3

Bzw. nicht adult oô


Zurück