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brennende Gefühle

Wenn die Leidenschaft zu hohe Wellen schlägt
von

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Die Gifthand beim Karaoke

Der zittrige, raue Gesang von Zaizen hallte durch den Raum. Diese emotionslose Darstellung von Arielle der Meerjungfrau, die sich wünschte ein Mensch zu sein, war sogar für seine Verhältnisse Miserabel und dafür kassierte er gleich eine weitere Strafrunde. Watanabe war wohl heute besonders gnädig, bei jedem anderen wären es mindestens Fünf gewesen. Chitose hatte hier einen wirklich bemerkenswerten Vorteil, er konnte passabel singen, hatte wenig Strafrunden und im Duett mit Kintaro hatte er gleich sieben Striche wett gemacht, blieben also noch knapp Zweiunddreissig übrig, wenn sein Trainer nicht beschlossen hatte, ihm noch weitere, unbegründete Runden aufzuhalsen. Es wäre nicht das erste Mal, dass er so etwas tat. Die Flasche Sake wurde bereits zum vierten Mal an diesem späten Nachmittag aufgefüllt, doch man merkte es Watanabe kaum an, er wirkte den ganzen Tag, als wäre er betrunken, wogegen sein flippiges Aussehen nicht gerade zur Abhilfe beitrug. Er musste jedoch zugeben, dass er wesentlich lieber ihn als Trainer hatte, als beispielsweise Oji, Ryuzaki oder gar Sasaki. Von Kenya wusste er, dass Sasaki an der Schule Musik unterrichtete, doch ganz koscher war er wirklich nicht. Er sollte sich jedoch nicht über andere Trainer beklagen, Watanabe bestellte bereits die nächste Sakeflasche. Chitose konnte ihn verstehen, man brauchte wohl Alkohol um trotz des schrecklichen Gesangs von Zaizen noch so blendende Laune zu haben. Er lauschte dann doch lieber Shiraishi, er gab sich Mühe, traf die Töne und seine Performance war beinahe so sehenswert wie die ihres so genannten Idiotenduos. Es erschien ihm wirklich ungerecht, dass Koharu einen IQ von 200 hatte und solch niveauloses Tennis spielte, auch wenn er im Vergleich noch nie so herzhaft gelacht hatte. Mit Tachibana war es immer eine ernste Sache gewesen, der Löwe aus Kyuushu nahm diesen Sport so ernst wie er selbst. Auf das organisierte Trainingsspiel gegen die Seigaku hingegen freute er sich sehr, man wollte im Hinblick auf das Auswahlverfahren für das U17-Team bestens in Form sein.

„Chitose, die Gifthand!“, zischelte ihm Shiraishi ins Ohr und wedelte dabei mit seiner bandagierten Hand vor seinem Gesicht herum. Nicht einmal Koharu wusste, was sich unter den weissen Verbänden befand, doch es war definitiv keine Gifthand darunter. Die interessante Version, die Kin erfunden hatte, benutzte Shiraishi ständig, um sie alle damit zu nerven. Wenn man der Gifthand keine Beachtung schenkte, war sie beleidigt und ignorierte betroffene Person den nächsten Tag. Praktisch gesehen hiess das, dass die Gifthand sich dazu entschloss die Richtung zu wechseln und Shiraishi mit sich zog. In Sachen Schauspiel könnte er es glatt mit dem Trickser von der Rikkai aufnehmen. Die Show, die er beim Finale geboten hatte, war wirklich interessant gewesen, doch gegen Fuji, nun, er war sich nicht einmal selbst sicher, ob er gegen ihn gewinnen würde.

„Hallo Gifthand“, begrüsste er die Hand monoton, die sich begeistert öffnete und schloss, als wolle man einem Kind zeigen, wie ein Krokodil zuschnappte.

„Hallo Chitose…nyam nyam, die Gifthand hat Hunger“, meinte sie, natürlich sprach die Gifthand von sich nur in dritter Person. Man merkte Shiraishi sofort an, wenn er die Gifthand sprach, oder in diesem Fall wohl eher, wenn sich die Gifthand Shiraishis Stimme bemächtigte. Die Betonungen lagen anders und es klang noch schräger als üblich.

„Hat die Gifthand etwa nichts zu Mittag gegessen?“, erkundigte er sich wenig interessiert, auch wenn sie inzwischen an seinem Hemdkragen nagte.

„Nur Shiraishi hat etwas gegessen, die Gifthand wurde von ihm vergessen, dafür sollte sich Shiraishi eigentlich entschuldigen“, antwortete die Gifthand nachdem sie inne gehalten hatte und blickte, hätte sie denn Augen, Shiraishi vorwurfsvoll an.

„Hey, das Bento hat eben nur für eine Person gereicht“, sprach Shiraishi, es war immer wieder erheiternd, wenn er Selbstgespräche führte. Manchmal war sich auch ihr Genie nicht ganz sicher, ob ihr Captain ein paar Schrauben zu viel gelockert hatte oder er das schlicht aus Langeweile spielte.

„Die Gifthand fragt sich, ob Chitose mit ihr ein romantisches Liebeslied singen will“, fragten die schnappenden Finger, ignorierten ihren Inhaber und Lenker geflissentlich. Auch die Gifthand bekam von Watanabe Strafrunden aufgebrummt, er trennte sie ebenfalls von Shiraishi. Eine Schande, dass ihr Trainer diesen Irrsinn auch noch unterstützte.

„Eigentlich wollte ich mit Shiraishi etwas singen“, entgegnete Chitose reserviert. Ihm war klar, dass er für diesen Irren mehr empfand als gut für ihn war und gerade erschien es ihm passend, diesen noch vor dem Wechsel darauf aufmerksam zu machen. Wer nichts wagte, gewann auch nichts, etwas, dass ihm Tachibana einmal mehr als deutlich gezeigt hatte.

„Shiraishi ist ein Dummkopf und total schüchtern“, wies die Gifthand seinen Einwand ab und schnappte frech nach seinen Haaren. So manches Mal war er wirklich versucht sich zu fragen, ob es sich bei dieser Person um die gleiche handelte, die Fuji Syuusuke geschlagen hatte. Aber irgendwo war er in seiner Verrücktheit auch sehr charmant.

„Kein Wunder hat die Gifthand so viel zu tun.“ Er spielte ab und an gerne mit, doch Koharu war ungeschlagen darin, merkwürdige Gespräche mit der Gifthand zu führen. Wann sie Geburtstag hatte, wer ihre Eltern seien, was sie am liebsten ass und trank, Hobbys, liebstes Schulfach und so weiter. Am liebsten mochte die Gifthand, wenn sie Faxe an Atobe schreiben durfte, in welchen sie total verknallt war. Dieser Umstand hinderte Chitose daran, ehrlich zu sein, ansonsten hätte er sich schon längst mit Shiraishi darüber ausgesprochen.

„Du schlägst dich auf ihre Seite?“, beklagte sich nun Shiraishi, schmollte gekonnt. Anscheinend gefiel auch ihm nicht wirklich, wie Zaizen sang.

„Wenn ich dann der Version Disney Siam-Katzen mit Kin und Gin entgehen kann?“, wandte er ein, deutete mit einem Nicken auf die kleine Erhebung, auf der gerade Tooyama auf Ishida kletterte, um möglichst gross zu sein, warum auch immer. Es brauchte nicht alles Sinn zu machen, was diese Mannschaft betraf.

„Stimmt, gruselig“, meinte Shiraishi, rückte ihm plötzlich ungewohnt nahe auf die Pelle. Nicht, dass er das nicht positiv fand, es war lediglich ungewöhnlich. Vielleicht war das ja die perfekte Gelegenheit.

„Ich bin in dich verliebt“, richtete er diese Worte leise an Shiraishi, wissend, dass der Rest mit den Siamkatzen beschäftigt war. Akkord öffneten die Gifthand und Shiraishi den Mund, ehe er sich wieder fasste und die Gifthand sich verlegen weg drehte.

„Aber Chitose…du weißt doch, wie sehr die Gifthand in den König verliebt ist, auch wenn die Fernbeziehung etwas schwierig ist…“, murmelte sie schwankte unschlüssig hin und her. Nun, damit war die Sache wohl erledigt, etwas enttäuscht war er jedoch schon, dass ihm Shiraishi nicht einmal direkt ins Gesicht sagen konnte, dass er nicht gleich für ihn empfand. Gut, dass er sich damit bereits auseinander gesetzt hatte, so war er nicht übermässig verletzt, konnte es hinnehmen.

„Wenn das so ist…vergiss es einfach“, meinte er schlicht, wandte seine Aufmerksamkeit Kin zu, der gerade darstellte, wie die Katze das Wasserglas mit dem Goldfisch umstiess. Die Gifthand öffnete und stumm den Mund. Offensichtlich hatte Shiraishi die falschen Worte gewählt, wie er sich eingestehen musste.



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