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brennende Gefühle

Wenn die Leidenschaft zu hohe Wellen schlägt
von

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Märzhase

Klirrend zerbrach der Teller in etliche Stücke, das Porzellan verteilte sich auf den weissen Küchenfliessen. Stumm verfolgte Tezuka Kunimitsu auch den nächsten Teller, der zersprang. Das war bereits der vierte und das Zetern nahm noch immer kein Ende.

„Ich hatte nicht die Absicht…“, erneut wurde er durch das laute Klirren unterbrochen. Nummer Fünf also. Ein Glück, dass seine Eltern nicht zu Hause waren.

„Fuji, lass doch bitte das Geschirr aus dem Spiel“, bat er eindringlich, doch er war sich ziemlich sicher, dass der Tensai nicht auf ihn hören würde. Das tat er nie, wenn er in Rage geriet. Ein besonders auffälliges Beispiel war Mizuki Hajime. Dass sich jedoch der Manager von St.Rudolph und Fuji den schlechten Modegeschmack teilten, stand ausser Frage.

„Wie konntest du nur, Tezuka!“, warf ihm Fuji vor, die Stimme überschlug sich dabei und seine Tränen drohten überzuschwappen.

„Syuusuke, bitte, du verletzt dich noch“, flüsterte er besorgt und fing die schmalen Hände ein. Das Porzellan knackte unter seinen Hausschuhen als er den etwas kleineren Tensai an seine Brust drückte und ihn so davor bewahrte, weiteren Schaden anzurichten.

„Ich hasse dich! Ich hasse dich…“

Die Klage, die dahinter verborgen war, veranlasste Tezuka dazu, ihm durch die Haare zu streichen. Er hatte nicht gedacht, dass es sich so unerträglich anfühlen würde ausgerechnet Fuji weinen zu sehen. Diese Worte konnte er nicht ernst nehmen, er wusste dass sie nicht wahr waren. Doch dass er sie jetzt hören musste, konnte er verstehen.

„Es tut mir Leid Fuji. Ich hätte eher mit dir darüber reden sollen“, entschuldigte er sich sanft, versuchte Fujis Laune etwas abzumildern.

„Das letzte Mal hast du auch nur Ooishi eine Mail geschrieben, mir keine einzige!“, warf ihm Fuji vor, seine Schultern bebten unter seinem Schluchzen. Ob es klüger gewesen wäre, es ihm nicht in der Küche zu eröffnen?

„Das war eine Nachricht an das ganze Team, Fuji“, verteidigte er sich. Gewissenhaft hatte er keinen bevorzugt. Die Mail war an alle gerichtet gewesen. Es wäre ihm falsch vorgekommen, lediglich mit Fuji Kontakt zu halten, denn er wusste, dass dieser ihm dabei die Ohren voll jammern würde. Es war erstaunlich, was alles hinter dem immer gleichen Lächeln von Fuji verborgen war. Er war ein Biest, das konnte er mit Sicherheit sagen. Diese Eigenart zeigte sich deutlich, wenn es um Fuji Yuuta ging, doch auch als Echizen verletzt worden war, hatte er sich im Match gegen Kirihara bemüht, siegreich den Platz zu verlassen. Dass Fuji durchaus auch derart ausrasten konnte wie er es jetzt gerade tat, wusste wohl nur er. Dieser Mensch war sehr sensibel. Er ertrug es nicht, dass sich sein kleiner Bruder von ihm entfernte, reagierte empfindlich auf Eijis Gefühlsausbrüche und reagierte wie jetzt gerade über, wenn ein Problem entstand, das er nicht lösen konnte.

„Aber ich bin mit dir zusammen!“, klagte das Genie der Seigaku, schlang die Arme besitzergreifend um ihn. Das entsprach natürlich der Wahrheit, doch Tezuka hätte nie für möglich gehalten, dass es so schwierig mit Fuji sein konnte. Es verhielt sich so, dass dieser Junge bekam was er wollte, und er schien dazu zu gehören. Sanft strich er durch die hellen Haare, darauf brauchte er nicht zu antworten. Sie wussten beide, dass dieses Gespräch zu keiner Lösung führen würde.

„Warum kannst du nicht auf eine Schule in Tokio gehen? Warum ausgerechnet nach Deutschland?“, fragte er leise, schien sich soweit wieder beruhigt zu haben. Langsam liess er ihr Genie los, strich ihm über die feuchte Wange. Auf der Schule in Deutschland würde er Profi werden, das wusste Fuji so gut wie er. Er hatte von keiner anderen Schule ein so vielversprechendes Angebot, das ihm offeriert worden war und bisher hatte er abgelehnt, für das Team. Er hatte es Yamato und sich selbst geschworen, mit dem Tennisklub der Seigaku die Nationalmeisterschaft zu gewinnen, und dieses Ziel hatte er erreicht. Er war stolz auf die Leistung von allen, doch er, als Captain, hatte verloren. Obwohl er alles gegeben hatte, war ihm seine Verletzung noch immer im Weg gewesen und hatte ihn daran gehindert, gegen Sanada so zu spielen, wie es ihm hätte möglich sein sollen. Es hatte nicht gereicht und er würde nicht zulassen, dass so etwas ein weiteres Mal geschah.

„Lass uns die Scherben zusammenkehren“, schlug er vor, doch Fuji schien damit nicht einverstanden zu sein. Erneut blitzten die blauen Augen gefährlich auf, doch nachdem Fuji protestierend mit dem Fuss auftrat, wandelte sich der Ausdruck in einen eher gepeinigten.

„Du verstehst mich kein Bisschen, Tezuka“, flüsterte Fuji vorwurfsvoll, jedoch sprach auch der Schmerz aus seiner Stimme. Wie Tezuka erwartet hatte, zerschnitt sich Fuji mit seiner Aktion die Fusssohlen. Nur gut dass er sich keine Splitter einfangen konnte, denn Porzellan war etwas weniger heikel, wenn es zu Bruch ging. Dennoch war er froh, dass es keiner der alten Teller gewesen war, die noch von seinen Grosseltern stammten. Sein Grossvater wäre untröstlich gewesen und er wollte schliesslich dieses Wochenende noch mit ihm angeln. Natürlich wussten seine Eltern nichts von seiner Beziehung zu Fuji. Tezuka hatte auch nicht vor, das zu ändern. Darum begann er damit, die Scherben zusammen zu lesen, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen.

„Geh doch schon mal ins Bad, ich sehe mir dann deinen Fuss an“, schlug er vor, traute Fuji zu, dass er sich, wenn er half die Scherben zusammen zu lesen, noch die Finger dabei zerschnitt, so aufgebracht wie er gerade war. Wenn Fuji mit einer Schnittwunde eingeschränkt war, so war es seine Aufgabe als Captain dafür zu sorgen, dass Fuji bald wieder einsatzfähig war.

„Glaub bloss nicht, dass ich dir auch nur einmal schreiben werde!“, fauchte Fuji ungnädig und kehrte ihm den Rücken zu, verschwand durch die Küchentüre noch ehe er etwas dazu sagen konnte. Die Haustüre fiel mit einem Krachen ins Schloss. Fuji war anstrengend, das stand fest. Jedes Genie hatte ein Defizit, und bei Fuji äusserte sich das in diesem Fall offensichtlich darin, dass er emotional völlig überreagierte. Bis Morgen würde sich dieses Problem gelegt haben. Sorgen machte ihm dabei, dass Syuusuke sich an den Scherben geschnitten hatte und Morgen wohl im Training aussetzen würde.

Was er nicht hoffte, war dass sich diese Verletzung hinziehen würde, denn am Wochenende, das letzte, das er hier in Japan verbringen würde, wollte er eigentlich mit dem ganzen Team verbringen, einen Ausflug machen, Ooishi hatte bereits alles geplant. Eine Wanderung mit einer Fussverletzung käme natürlich für Fuji nicht in Frage, was Tezuka sehr bedauerte. Es war ihm nicht leicht gefallen, diese Entscheidung zu fällen, denn die Distanz war nicht nur beachtlich, sondern hinderte ihn daran mehr als ein Mal pro Jahr nach Hause zurück zu kehren. Die Ferien waren anders geregelt, sogar das Schuljahr fing mitten im Sommer an. Es gab viele Dinge, an die er sich gewöhnen musste, doch er ging, weil er Tennis spielen wollte. Fuji standen so viele Türen offen, das er sich nicht nur auf Tennis beschränken wollte und er konnte es sogar verstehen. Sein Freund hatte sich nie so mit Tennis identifiziert wie er selbst es tat. Es unterschied sie sehr und hatte oft zu kleinen Streitereien geführt. Sie waren bisher immer schnell ausgebrannt und Fuji hatte nicht das erste Mal den Raum verlassen. Obwohl sein Genie nachtragend war, liess er es ihn meist nicht direkt spüren. Der Vorwurf, er würde Fuji nicht verstehen, nagte jedoch an ihm. Es war eher so, dass er nicht zu verstehen schien, wie wichtig ihm diese Schule im Ausland war. Doch er sah es ihm nach, für ihn mochte die Distanz ein Problem sein, die Tatsache, dass sie sich nur noch in den Sommerferien sehen würden und auf regen Mailverkehr würden verzichten müssen, da es ins Ausland doch teurer war als hier in Japan. Ausserdem hatte er keine Lust, ständig lesen zu müssen wie sehr er vermisst werde, wann er wieder zurück komme und all die oberflächlichen Gespräche, die man aus den Filmen kannte. Er meinte es mit Fuji sehr ernst, darum würde er warten, bis er aus Deutschland zurück komme würde, um mit ihm eine gemeinsame Existenz aufzubauen.

Die Scherben landeten im Mülleimer und auch wenn Tezuka es verabscheute, seine Eltern anzulügen, so war er nicht verlegen, sie an der Nase herum zu führen. Er würde stets alles geben, für das Team, für Tennis und auch für seine privaten Ziele.



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