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Elementary Light & Darkness

Trilogie - Staffel 2
von

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Der Ursprung

Kapitel 17 ~

Der Ursprung
 

~ Feye Coldfire ~


 

Ich konnte nicht mehr... Am besten wäre es, wenn sie mich einschließen und in Ketten legen würden. Wieder hatte ich die Kontrolle verloren, wieder erinnerte ich mich nicht, doch Dad erzählte mir, wie er mich und Oma mit ihrer Freundin vorfand. Ich wollte sie töten, nein, ich hätte sie getötet, wenn er nicht dazwischen gegangen wäre. Oh Gott, wenn ich ihn getötet hätte. Nein... Ihn könnte ich niemals töten... Oder?

Wild wirbelte ich mir durch die Haare und stieß ein wütendes Brummen von mir, als ich in meinem Zimmer auf meinem Bett lag. Wieso konnte ich es nicht kontrollieren!? Wieso war ich nur so schwach? Ich konnte nicht bei ihnen bleiben, ich war eine größere Gefahr als Luzifer selbst. Ich hasste mich selbst dafür. Am besten wäre es, ich würde mich einfach umbringen. Dann wären alle wieder in Sicherheit...

Ja, das wäre eine gute Idee. Ich musste sie beschützen – vor mir selbst. Nachdenklich blickte ich umher um etwas zu suchen, das mich selbst ausschalten würde. Ich erblickte eine Glasflasche, in der Milch war.

Langsam ging ich zu ihr hin und nahm sie in meine Hand. Es hatte keinen Sinn... Ich hatte keinen Sinn. Ich brachte nur Angst und Leid. Zerstörung... Ich schluckte ängstlich und schlug die Flasche gegen meinen Schreibtisch, wodurch sie in einige Scherben zerbrach.

Eine der Scherben sammelte ich vom Boden und blickte sie lange an. Sollte ich es tun? Sollte ich es zum Ende bringen? Ich sollte sie erlösen, meine Familie. Ich dachte, ich sollte sie von Luzifer erlösen, doch jetzt grade dachte ich, dass damit nicht er gemeint war. Ich musste sie von mir erlösen.

Zögerlich drückte ich die Glasscherbe gegen mein Handgelenk. Es tat weh... Doch ich müsste es durchziehen! Es wäre das Beste für sie...

„Willst du davonlaufen? Vor dir selbst?“ Es war ihre Stimme die wieder durch meinen Kopf hallte. Doch diesmal hörte ich sie nicht nur, Sacred Feye stand wieder halb durchsichtig vor mir, wie letzt im Lagerhaus auf Maiko's Hochzeit. „Du machst alles kaputt. Ich kann nicht riskieren, dass du meine Familie aufs Gewissen nimmst.“ „Feye... Kleines! Mein Herzstück. Ich meine es nur gut. Die Gefahr, die von Luzifer ausgeht, muss gebannt werden“, sagte sie sanft, schritt auf mich zu und küsste mich auf die Stirn.

Es fühlte sich an wie eine kühle Windbrise.

„Wir sind eins und wir müssen das Böse bekämpfen. Du und ich. Ich liebe dich... Du bist mein. So schön... Wie ich einst, zu meinen Lebzeiten. Es ist viel passiert. Ich möchte dir etwas zeigen, das deine Meinung vielleicht ändern wird.“ „Nein, ich will keine Vergewaltigung am eigenen Leib im Traum spüren! Das hatte ich schon!“ „Oh, mein Liebes, ich wollte dir keine schlechten Träume bereiten.“

Sie legte ihre Arme um mich und ließ mich meinen Kopf an sich schmiegen. Sie fühlte sich so real aber auch irreal an.

„Vertrau nur mir. Du brauchst sonst niemanden. Auch nicht Luzifer. Alles was er dir gibt, kann ich dir auch geben. Ich könnte dich lieben... Dir die Nächte schenken, nach denen du dich so sehnst.“ „Nein... Niemand kann ihn ersetzen“, sagte ich leise.

„Ich zeige es dir...“

Es fühlte sich an wie ein Windzug, der durch das Zimmer drang, wenn im Sommer ein Sturm heranzog. Meine Sachen wurden teilweise durch das Zimmer geschleudert.

Ehe ich mich versah, schwebte ich über einem anderen Ort. Es fühlte sich alles so warm an.

Die Landschaft bestand nicht aus Erde und Gestein wie bei uns. Sie bestand nur aus Wolken. Sie schimmerten weiß und fliederfarben. Der Himmel hier war ebenso strahlend blau, geschmückt mit einzelnen Wölkchen und Regenbögen, die aus dem Nichts zu kommen schienen. Wo war ich hier? Sacred Feye schwebte neben mir und lächelte. „Willkommen in meiner Heimat. Hier ist der Ursprung. Wir befinden uns im Himmelsreich, dem heiligen Land, Gottes.“ „Wie!?!“

Ich konnte es kaum glauben, doch es war tatsächlich so. Als ich genauer hinsah, erkannte ich die einzelnen Bewohner, Engel, die hier ihren Alltag pflegten. Sie wohnten auch in Häusern, die aussahen wie griechische Tempel. Weiß, strahlend – Antik.

Hier schien alles friedlich... Sie arbeiteten tüchtig. Manche wuschen ihre Wäsche an Wasserstellen, die versteckten Teichen aus Bilderbüchern glichen. Um die Wasserstellen wuchsen Blumen in allen Formen und Farben. Große hübsche Pflanzen ragten über sie. Doch das Wasser war kristallklar.

„Es wird niemals schmutzig. Hier ist alles Perfekt“, erklärte Sacred Feye, als wüsste sie, was ich dachte. Gruselig... Sie deutete auf einen weiblichen Engel, der sich mit drei anderen Engeln amüsierte.

„Wer ist das?“ „Das bin ich mit meinen Freunden.“

Sie brachte uns näher zu ihnen und es war, als wären wir für sie unsichtbar.

Sacred Feye erkannte man aus der Nähe sofort. Sie sah hübsch aus. Ihre Haare waren auch zu dieser Zeit schon so lang. Doch sie hatten die selbe Farbe wie meine. Sie waren nicht silbern und rot, sondern hellbraun. Ihre Augen – ebenso violett wie die Meine.

Ihre Freunde waren wahrhaftig Engel. Sie sahen schön aus... Ein Mann mit rotbraunen Haaren, dessen Augen schimmerten wie Bernstein. Er war stattlich und groß. Ein weiterer weiblicher Engel. Ich erkannte sie! Es war Lumen!!! Und... Ein wunderhübscher blonder junger Engel. Seine Haare leuchteten förmlich. Er hatte einen starken Körper, seine Muskeln wurden durch seine Kleidung sehr betont. Die klaren hellblauen Augen durchstachen einen förmlich.

„Wer ist er? Er ist so hübsch...“ „Es war mir klar, dass du auf ihn stehst.“

Während sie sich unterhielten und Spaß miteinander hatten, lächelte er. Mein Herz fühlte sich warm an.

„Das ist Luzifer.“ „WIE!? ER!?“ Ich konnte es nicht glauben! Luzifer... Er! Dieses reine Licht. Der schönste und reinste aller Engel. „Er war Gottes Liebling und unser Herr. Der König der Engel, der liebe Luzifer.“

Ihre Worte waren gefüllt mit Abscheu und Verachtung. Ich beobachtete die vier Engel, wie sie freundschaftliche Gesten austauschten.

„Habt ihr euch geliebt?“, fragte ich zögerlich. „Nein, nicht direkt. Ich war mit ihm zusammen. Chamuel.“ „Chamuel? Wo ist er jetzt?“ „Nichtmal Gott soll es wissen, habe ich gehört. Aber um ihn geht es nicht. Wir reisen eine kleine Zeitebene weiter.“

Wieder wirbelten wir durch die Luft.

Diesmal standen wir direkt in Gottes riesigem Palast. Durch den Saal führte eine Art roter Teppich hin zu seinem Thron. Ich traute mich kaum die Augen hinauf zu richten, doch als ich dann doch einen Blick wagte, sah ich nichts als verschwommene Umrisse. Wieso konnte ich ihn nicht richtig sehen? Vielleicht weil ich die Dunkelheit in mir trug?

Ich beschloss mir ein anderes mal Gedanken darüber zu machen. Interessant waren die Engel, die wie Soldaten gekleidet waren und Wache hielten. Neben dem Trohn stand Luzifer, als wäre er Gottes Stellvertreter und Leibwache in einem. In der Mitte des Teppich vor dem Thron kniete die junge Sacred Feye.

„Oh, mein Herr. Wie kann ich Euch dienen?“ „Feye, mein Kind. Du hast mir große Treue und wahre Stärke erwiesen. Dein Herz ist rein. Jeder meiner vier mächtigsten Engel hat eine wichtige Aufgabe, die ich mit der Schöpfung der Menschen bestimmt habe. Lumen, der Engel der über das Schicksal waltet. Chamuel, der die Liebe unter den Menschen bringen wird. Luzifer, das hellste Licht. Und du Feye, du wirst ins Reich der Dunkelheit und Elemente ziehen.“

Sie schreckte auf und blickte ihn mit entsetzten Blicken an. Auch Luzifer warf einen kurzen Blick des Entsetzens zu dem Herrn.

„Herr...“ „Nein, ich verbanne dich nicht in die Dunkelheit. Es ist keine Strafe! Es ist eine wichtige Aufgabe. Die Welt kann nur mit den vier Elementen leben. Feuer, Wasser, Wind und Erde, sie nähren die neue Welt mit den Lebewesen. Und sie müssen lernen, dass es ohne Dunkelheit kein Licht gibt. Es ist ein Gleichgewicht, das niemals gestört werden darf. Ihr seid meine besten Engel, ich weiß, dass ihr das richtig machen werdet.“ „Oh Herr, ich danke für euer Vertrauen“, sagte die junge Sacred Feye ehrfürchtig.

Die jetzige Sacred Feye zitterte vor Wut, als sie diese Szene betrachtete. „In mein Verderben hat er mich geschickt, mich um meine Beziehung gebracht... Wir sehen weiter.“

Sie ließ sich nicht auf weitere Fragen ein, sondern zog mich weiter in eine neue Umgebung. Dieses Land kannte ich bereits... Es war eine ausgedorrte Landschaft, auf der keine Pflanze wachsen wollte. Einzelne kahle Bäume, die einen schwarzen traurigen Schleier trugen, standen herum. Wir waren in der heutigen Hölle. Die Festung, in der ich Luzifer's Frau wurde, stand bereits dort. Gott hatte eine Bleibe für seine Dienerin errichtet.

Sacred Feye, frisch in ihr neues Reich gekehrt, trug nichts als vier bunte Kugeln bei sich. Sie legte sie in ca. einem Meter große Abstände nebeneinander und legte ihre Hand um ihre eigene Kugel, die sie um die Hand trug. Diese Kugel war schwarz. Und auch Sacred Feye hatte sich verändert. Sie hatte keine braunen Haare mehr. Ihr langes seidenes Gewand schimmerte nicht mehr fliederfarben. Es war eine Mischung aus rot und silber, die sie nun äußerlich ausmachten.

„Ich rufe die Macht Gottes um euch ins Leben zu Holen! Inferra – Oh, Göttin des Feuers. Brenne so hell wie das Licht Gottes. Aquarienne – Oh, Göttin des Wassers. Treibe so tief und grenzenlos wie Gottes Geduld und Liebe. Aria – Oh Göttin des Windes. Tobe wie der Sturm, der Gottes Zorn gleich kommt. Terrania – Oh Göttin der Erde. Beschenke uns mit Fruchtbarkeit, so wie Gott seine Kinder beschenkt.“

Sie trat einen Schritt zurück und alle schauten zu, wie sich aus den Kugeln vier hübsche Frauen formten.

Aquarienne, blaue Haare und Augen. So rein wie das Wasser. Inferra, wild und sinnlich. Ihre Haare strahlten in einem grellen rot, wie ich es von Naga, Maya und Pia kannte. Terrania's Augen waren tiefgrün, so grün wie tropische Pflanzen einer einsamen Insel. Die beiden Zöpfe, die ihre braunen Haare formten, ließen sie verspielt wirken. Und Aria, die Göttin des Windes... Sie hatte genau so strahlende blonde Haare wie ich es von Marisha, Hailey und Jayden kannte. Ja, die Assistants stammten genau von diesen vier Frauen ab.

Alle vier verbeugten sich vor ihrer neuen Herrscherin und veränderten die Landschaft, sodass diese nicht mehr so trist aussah.

„Wir lebten hier lange. Es lief gut, sogar eine treue Sekretärin bekam ich. Sie hieß Viki und wurde von Gott zu mir gesandt. Wir gucken weiter“, sagte Sacred Feye und ich wusste, was nun wieder auf mich zukäme.

Diesmal im Inneren der Festung... Ich wusste was zuvor geschehen war, denn ich hatte erst neulich davon geträumt. Ich sah Sacred Feye, wie sie nackt in ihrem Gefängnis lag. Sie sah blass aus. Ihr Gefängnis war mit Blut beschmiert, sie hatte offensichtlich gerade Reeza geboren.

Sie keuchte und schnaufte angestrengt, während sie sich vor Schmerzen krümmte. Trotzdem versuchte sie sich etwas aufzurichten und zog die Knie zu sich heran um ihre Arme schützend darum zu legen. Tränen der Verzweiflung rannen ihre Wangen entlang. Sie wirkte verstört und wippte auf und ab. Ihr roten Augen starrten zu uns herüber. Es war, als würde sie uns anstarren, obwohl sie uns ja nicht sehen konnte.

Ich warf einen kurzen Blick zu der Sacred Feye herüber, die mich hierher geführt hatte. Sie wirkte kühl.

Als würde es sie kaum berühren.

Ich erschreckte mich als Viki vor uns erschien. Sie rannte zu den Gittern und versuchte daran zu rütteln, doch sie waren magisch versiegelt.

Sacred Feye sammelte ihre letzten noch übrigen Kräfte um sich zu Viki zu beugen.

„Viki, meine heilige Botin... Dies wird der letzte Befehl sein, den du von mir erhalten wirst.“ „Was kann ich für Euch tun, meine Herrin?“ „Suche die vier Steine der Elemente auf der Erde, denn ohne sie wird die Menschheit dem Untergang geweiht sein.“

Viki wurde blass: „Herrin, ihr sterbt doch hier nicht!?“ „Doch, mein Leben ist vorerst zu ende. Ich spüre wie die Zeit rennt. Er wird mich töten.“ „Nein! Wie konnte der Lord sich nur so verändern!“ „Viki, geh! Such die Elemente! Wir werden sie brauchen um das Scheusal zu besiegen und unsren Thron zurück zu erobern!“

Viki verbeugte sich hochachtungsvoll, ehe sie sich weg teleportierte. Fast im nächsten Moment betrat Luzifer wieder den Raum. Er schien wütend zu sein und öffnete mit einem Fingerschnipsen das Gitter zu Sacred Feye's Gefängnis. Sie fuhren automatisch herunter.

Er griff mit seiner Hand in ihre Haare und zerrte sie heraus. Durch die vielen Monate, die sie nur sitzend und liegend verbringen konnte, fehlte ihr die Kraft zum stehen. Er zog sie herauf, doch sie sackte wieder zusammen. Ihre Beine ließen sofort nach.

Wieder zog er sie mit einem Arm herauf. Er hatte eine mörderische Kraft in seinen Armen.

Liebevoll lächelte er ihr in ihre angsterfüllten Augen. „Mein Liebling... Wieso musste es ein Mädchen sein?“ „Dafür... Dafür kann ich doch nichts. Luzifer... Bitte, werd wieder du selbst...“ Sie flehte ihn mit schwacher Stimme an. Klar reden konnte sie nicht mehr. Er grinste boshaft, küsste sie, leckte ihr über den Hals und lachte laut auf, ehe er sie einfach fallen ließ und ihr einen Stoß in die Ecke verpasste.

Als er ein Schwert von der Wand nahm und es gegen sie erhob, drehte ich den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen.

Er hatte Sacred Feye erstochen... Kurz nachdem sie seine Tochter gebar. Und Luzifer hasste Reeza, weil sie ein Mädchen war. Er wünschte sich einen starken Sohn an seiner Seite... Mir kamen die Tränen. Ich wusste, dass der Mann den ich liebte, grausam war. Doch das erschreckte mich. Wie konnte er sich so verändern?

„Er hat sich der Dunkelheit zugewandt, weil er die Menschheit und Gottes Liebe zu ihr nicht ertragen konnte.“

„Es war Eifersucht?“, fragte ich verwundert. „Nichts Anderes. Eifersucht... Er brauchte einen Stützpunkt um in Sicherheit Pläne zu erarbeiten, seinen Krieg vorzubereiten und eine Armee aufzubauen. Nichts bot sich besser an, als dieser Ort. Mein Reich... Deswegen!!! Deswegen, mein Schatz, muss er bluten! Er muss leiden! Für alles, was er mir angetan hat.“

Sie legte ihre Hand liebevoll auf meine Wange. Wieder spürte ich nur einen kühlen Hauch. „Wir sind eins. Und nur zusammen können wir es schaffen, unser Reich zurückzuerobern.“ „Aber nicht auf Kosten meiner eigenen Familie.“ Sie lächelte...

„Genug geredet, Dämon!“, hörte ich auf einmal eine andere Stimme sagen und alles wurde wieder normal.

Ich stand in meinem Zimmer und nahm sofort den Arm schützend vor mein Gesicht, denn ein gleißendes Licht blendete mich. Sacred Feye ertrug das Licht nicht und zog sich zurück. Meine Augen waren noch immer benebelt von dem hellen Licht, doch ich erkannte Seraphina's Umrisse.

„Wo... Wo kommst du denn auf einmal her?“ „Was hat sie dir gezeigt? Was hat sie versucht dir einzureden?“ „Sie... Sie hat mir die Vergangenheit gezeigt. Wie kommst du hier rein?“ „Intuition... Deinem Dad schien es zu gefallen, dass ich zu Besuch gekommen bin und ließ mich einfach herein. Er meinte, vielleicht würde ich dir gut tun.“ „Hmm ja, er macht sich Sorgen. Nicht zu unrecht.“

Seraphina war mir ein Rätsel. Sie erschien immer dann, wann ich sie am wenigsten erwartete, jedoch am meisten brauchte. Mir ging es schlecht. Psychisch war ich recht ausgelaugt. Wahrscheinlich hatte Sacred Feye deswegen einen großen Einfluss auf mich.

Ich verstand, warum sie so wütend war. Was ihr angetan wurde, war überaus grausam und widerlich. Dennoch kann meine Familie nichts dafür. Als ihre eigene Schöpfung, sollte Sacred Feye sie in Ruhe lassen. Luzifer... Wie blind konnte ich nur gewesen sein. Er war der Teufel. Warum sollte er einen guten Kern haben? Nun... Warum sollte er ihn nicht haben? So, wie ich ihn gesehen hatte – mit den blonden Haaren und den strahlend blauen Augen. Nein! Er hatte sich geändert. Er war nicht mehr zu retten. Er muss aus dem Weg geschafft werden.

„Du machst dir viele Gedanken, wie ich sehe“, sagte Seraphina und schmunzelte. Sie setzte sich auf mein Bett und beobachtete mich. Ich setzte mich zu ihr und seufzte.

„Ja, es ist alles zu viel für mich in letzter Zeit. Ela, Alyssa... Luzifer, Reeza... Und nun Sacred Feye. Die Angriffe auf meine Familie, ausgeführt von meiner eigenen Hand. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll.“

Sie antwortete mir nicht. Ihre Blicke warteten nur darauf, dass ich weiter redete.

„Ich hasse mein Element richtig! Du hast es gut... Licht ist immer gut... Und ich? Ich kann nur zerstören. Überall wo mein Element in Erscheinung tritt, wird jemand verletzt oder die Umgebung zerstört. Warum trage gerade ich so ein abgrundtief böses Element?“

Sie lächelte wieder verständnisvoll, was bei mir wiederum auf Unverständnis stieß. Ruhig und geduldig nahm Seraphina meine Hand. Sie strahlte solch eine Wärme aus.

„Feye... Meine kleine Feye. Kein Element ist böse. Jedes Element erfüllt seinen guten Zweck. Auch die Dunkelheit kann zu Gutem genutzt werden. Doch das Herz, das sie steuert ist gefüllt mit Hass und Verzweiflung. Nicht du setzt sie ein, es ist dein inneres Ich das in dir lebt.“ „Aber Sacred Feye kann doch nicht so böse sein! Sie wurde doch von Gott auserwählt.“ „Natürlich wurde sie. Aber genau wie Luzifer hat sich ihr Herz verändert. Feye... Du wirst sehen, dass die Dunkelheit ein starker Verbündeter sein kann und genauso zu uns gehört wie alle anderen Elemente. Feuer, Wasser, Erde, Luft, Licht und Dunkelheit. Wir gehören alle zusammen.“ „Aber... Wie kann die Dunkelheit etwas Gutes sein?“

Ich wurde wieder still und musste meine Gedanken ordnen. Seraphina's Worte waren genauso rätselhaft wie sie selbst. Woher wusste sie all diese Dinge? Wurde ihr auch alles in Visionen gezeigt? Ihr Element war mächtig. Ich hielt das Licht für das mächtigste Element. Doch Seraphina war selten da und daher unergründlich. Seufzend ließ ich mich zurückfallen.

„Warum bist du nie in der Schule? Ich bin oft alleine... Ein bisschen Gesellschaft würde mir gut tun, vor allem jetzt wo diese beiden Hexen in meiner Klasse sind.“ „Tut mir leid, Kleines. Ich hatte viel zu tun.“ „Was denn?“ „Studium... Ich musste mir einiges Wissen anschaffen.“

Ich verstand nicht, was sie damit meinte, beließ es aber dabei. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr Informationen haben an diesem Tag. Es war ohnehin zu viel für mich. Während ich einen Blick zu ihr warf, fragte ich mich wer sie überhaupt war. Ich kannte sie von damals... Wir waren eigentlich gut befreundet. Doch wo wohnte sie? Was tat sie den Tag über? Und vor allem fragte ich mich, warum sie so verdammt mysteriös war.

Sie verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war und für mich blieb nur zu hoffen, dass sie endlich wieder zur Schule kommen würde. Vielleicht könnte sie mich dann davor beschützen wieder auszurasten. Ich hatte Angst vor mir selbst. Wie schwach ich war... Ich vermisste Luzifer. Ich wusste nun, was für ein Ekel er war. Eigentlich wusste ich es schon lange, doch dies war das Übelste, was ich je von ihm gesehen hatte. Trotzdem vermisste ich ihn. Ich sehnte mich nach seinem starken Körper, nach seiner kühlen aber doch charmanten Art. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, als ich das letzte mal männliche Nähe hatte. Seine Nähe... Was würde ich jetzt darum geben in seinen Armen zu liegen.

Als ich mich auf den Rücken legte, zog ich mein Oberteil etwas herunter und legte die Hand auf das Zeichen, das er mir zu unsrer „Eheschließung“ einbrannte. Wir gehörten zusammen... Doch fühlte ich mich wie eine einsame Hälfte die sich nach ihrem anderen Teil sehnte.

„Komm doch endlich wieder zu mir...“, murmelte ich mit Tränen in den Augen...

Zwar hatte ich nun nicht mehr den Drang mir die Adern aufzuschneiden, doch war ich immernoch so unglücklich wie zuvor.

Dunkelheit... Etwas Gutes. Tzz. Wie konnte Seraphina nur sowas behaupten. Ich hatte jetzt schon Angst vor meinem nächsten Ausbruch, doch kontrollieren konnte ich es nicht.
 

~ Maiko Hiwatari ~


 

Ein neuer Morgen und ein neuer beschissener Tag, dachte ich mir, als ich neben Pia aufwachte. Unsere Tochter schlief noch friedlich und war mal nicht damit beschäftigt uns die Ohren voll zu schreien. Oh, wie ich diesen Klang in den Ohren verabscheute. Ich wäre besser nie Vater geworden. Und das Gefühl, die falsche Frau ergattert zu haben, wurde auch immer stärker.

Ich liebte sie... Maya, ihre Schwester. Wie ich sie begehrte. Allein bei der Vorstellung ihres Körpers und wie wir miteinander schliefen, ließ in mir Hitze aufkommen.

Mein kleines Licht, das mich hin und wieder aus der Dunkelheit zerrte. Doch immer, wenn ich wieder durch diese Tür kam und Pia und Naga erblickte, wurde es wieder düster um mich. Sollte mein Leben so weiter gehen? Für immer?

Nun... Für Maya und mich gäbe es niemals eine Zukunft – niemals. Auch wenn mir dieser Gedanke schwer viel. Ich seufzte und drehte mich zu Pia, die noch schlief. Der Gedanke Sex mit Maya zu haben gefiel mir eher, als unsere unmögliche gemeinsame Zukunft. Träumen machte Spaß, es gab meinem Leben derzeit einen kleinen Sinn.

Ich erschrak etwas, als Pia langsam die Augen öffnete und mich verschlafen anblickte.

Irgendwie fühlte ich mich ertappt, aber das konnte ja überhaupt nicht sein.

„Guten Morgen, mein Schatz“, sagte sie leise. „Morgen...“, antwortete ich beschämt. Ich sollte schnell aufstehen! Damit würde ich weiteren unangenehmen Situationen entkommen.

Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihre Arme um mich schließt und mich daran hindert das Bett zu verlassen. Sie hielt mich fest im Griff und lehnte sich über mich um mich zu küssen. Zögerlich erwiderte ich ihre Berührungen. Wollte sie etwa Sex? Jetzt, am Morgen?

„Pia... Die Kleine liegt hier... Das ist keine gute Idee“, sagte ich und benutzte die Kleine als Ausrede. Pia warf einen prüfenden Blick ins Kinderbett: „Die schläft doch tief und fest.“ „Pia!“ Sie griff mir zwischen die Beine und fing an mich zu streicheln, was mir nun noch unangenehmer war. Doch wie sollte ich meiner eigenen Ehefrau erklären, dass ich keine Lust auf sie hatte?

„Wieso bist du so verkrampft?“ „Es ist... Wegen... Wegen meinem Arm. Ich fühle mich einfach schlecht damit. Als wäre ich kein Mann der dich angemessen befriedigen könnte. Lass mich bitte aufstehen.“

Fassungslos und etwas enttäuscht löste sie ihre Arme von mir und ließ mich aufstehen. Oh, wie dreist ich war. Doch ich konnte in dieser Situation unmöglich mit ihr schlafen. Erst müsste ich mit mir selbst ins Reine kommen. Und mein Arm nervte mich auch noch!

Schlaff und gefühllos hing er herunter und war absolut Alltag untauglich. Ich ging in die Küche, wo ich hoffte nicht auf Naga zu treffen. Meine Hoffnung wurde jäh zerstört... Bei ihrem Anblick fiel mir auf, dass Pia ihr täglich ähnlicher sah und auch charakterlich ähnlicher wurde.

„Du bist aber früh wach, das wundert mich.“ „Ich hau gleich ab, keine Sorge“, sagte ich kühl und nahm mir schnell ein Glas Wasser, das ich unter ihren strengen Blicken zu mir nahm. Ich wollte mich beeilen. Ihre Blicke waren unangenehm und ich wollte weg sein, bevor Pia herunter kommen würde. Maya's Anblick hätte ich erst gar nicht ertragen.

Schnell ging ich noch ins Bad und verließ das Haus. Glück gehabt... Als ich zur Tür raus ging, hörte ich Pia die Treppe herunter kommen. Ich wartete auf Feye, mit der ich am Abend zuvor noch telefoniert hatte. Sie war zwar gefährlich und es war vor wenigen Tagen einiges passiert, doch sie war eine Freundin für mich und ich versuchte keine Angst vor ihr zu haben.

So fertig wie sie war, brauchte sie nun Freunde und keine Angsthasen. Blieb nur zu hoffen, dass unterwegs nicht wieder etwas passieren würde.

Blass, mit dunklen Augenringen und müdem Gesichtsausdruck kam sie mir entgegen. Ich nahm sie kurz in den Arm, der noch Gesund war und lief neben ihr her.

„Hast du wieder nicht geschlafen?“, fragte ich sie mit mitleidigen Blicken. Sie schüttelte kläglich den Kopf.

„Seit zwei Tagen nicht mehr... Vielleicht immer so eine Stunde, dann wache ich wieder auf weil ich Alpträume habe.“ „Du gehst noch kaputt.“ „Scheint so... Ich wünschte es wäre alles wieder wie damals... Vor ein paar Monaten, bevor alles seinen Lauf nahm.“

Ich seufzte... Ja, das wünschte ich auch. Doch die Zeit ließ sich niemals stoppen. Die Uhren ticken und die Zeit rennt. Wir würden den Kampf gegen die Zeit niemals gewinnen.

„Ein Wunder, dass ich mich in die Schule traue“, seufzte sie. „Ja, ich erst. Aber ich muss raus. Immer mit dieser Familie unter einem Dach zu sitzen macht einen Verrückt. SIE macht mich verrückt.“ „Naga?“ „Ne, die macht mich aggressiv. Maya...“ „Oh Gott. Aber ihr beide wärt ein super Paar. Ihr seid euch ähnlich, strebt nach Freiheit und sie hatte auch nicht grade die vorbildliche Jugend.“ „Das stimmt. Aber ich bin nunmal mit Pia zusammen und verheiratet. Was glaubst du was los wäre, wenn die herausfinden würden, dass ich zweimal Sex mit Maya hatte.“ „Dann wärst du ein toter Mann, haha.“

Einige Minuten schwiegen wir, während wir nebeneinander herliefen. Auch Feye und ich hatten etwas gemeinsam. Wir liebten jemanden, der für uns unerreichbar war. Jemanden, den wir nicht lieben dürften. Für mich war Maya tabu und für sie Luzifer. Und beides eigentlich nur wegen unseren Familien.

„Trefft ihr euch oft?“, fragte ich sie der Neugierde halber. „Nein... Nicht mehr so oft. Und das ist auch gut so“, erklärte sie gedrückt und mit gesenktem Blick. Sie sehnte sich nach ihm.

Ein unwohles Gefühl zu wissen, dass gerade sie etwas mit unserem schlimmsten Feind am Laufen hatte. Aber sie wusste es ja selbst... Ein riesiger Druck lastete auf ihren schmalen und zerbrechlichen Schultern. Wieso gerade so ein kleines und harmloses Mädchen für diese Aufgabe ausgesucht wurde, war mir ein Rätsel.

„Was auch immer passiert, ich bin für dich da, Feye.“ „Danke, das beruhigt mich sehr. Wieder mit dir und Jenn befreundet zu sein, tut mir gut. Aber ich werde auch für dich da sein... So weit es mir möglich ist.“

„Ach wie süß... Ein Liebespaar!“

Oh nein... Nicht schon wieder. Ich wusste schon, dass Jay wieder hinter uns stand. Noch bevor ich mich umdrehen konnte. Er hatte sich offensichtlich schnell erholt von seinen starken Wunden.

„Jay...“, sagte Feye leise und ich sah wie in ihr die Angst aufstieg. Sie hatte keine Angst vor Jay. Eher die Angst, wieder die Kontrolle zu verlieren. Die Angst vor sich selbst...
 

~ Kapitel 17 ~ Der Ursprung ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~
 

Hallöle again! xD Hach, ab dieser Stelle fing ich wirklich an meine Story wieder toll zu finden, man merkt wohl, dass es langsam aufs Ende zugeht. Hab gestern mit Kapitel 1 zur dritten Staffel angefangen :D Da hab ich mich schon seit Monaten drauf gefreut. Trotzdem müsst ihr alle noch etwas warten :P Bis dahin gibt’s dann noch die restlichen Kapitel zu dieser Staffel! :3 Lg, euer Kirodingensblah



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